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Sabbatistai kennen wir nur aus zwei griechischen Felsinschriften der augusteischen Zeit, bei Elaiussa im westlichen Kilikien gefunden. Die erste Inschrift ist von E. L. Hicks entziffert (Journ. hell. stud. XII 1891, 233 nr. 16 = Dittenberger Syll. or. II 262ff. nr. 573); sie enthält die Beschlüsse eines religiösen Vereins, aus denen in Betracht kommen Z. 1ff.: ἔδοξε ἑταίροις καὶ Σαββατισταῖς θεοῦ [εὐν]οίᾳ Σαββατιστοῦ συνηγμένοις ... Z. 3ff.: Πρῶτος λέγει· στεφανοῦσθαι Αἰθιβήλ[ι]ον (so Dittenberger; nach Hicks sind drei Lesungen möglich αἰεὶ Βήλ[ι]ον oder Αἰθιβήλ[ι]ον oder δὶς Ἰβήλ[ι]ον) τὸν συναγωγέα... Z. 17f.: ἐὰν δὲ τις παρεγβὰς ποιήσῃ ἢ ἁμαρτῇ τὸ (man erwartet τι Dittenberger) εἰς τὸν θεὸν τὸν Σαββατιστήν.... Die [1561] zweite Inschrift ist stark zerstört. Immerhin ‚scheinen die ersten Worte gesichert‘ nach Wilhelm Reisen in Kilikien (Denkschr. Akad. Wien XLIV 1867, 67): Ἡ ἑταιρέα τῶν Σαμβατιστῶν Αἰθειβήλῳ θεῷ ...ου συνεχώρησαν τὸν κῆπον τὸν κείμενον. Wenn die Lesung richtig ist und die Lücke keine andere Deutung zuläßt, würde der Gott nicht nur ὁ Σαββατιστής (= ὁ Σαμβατιστής entsprechend seinen Verehrern Σαββατισταί = Σαμβατισταί), sondern auch Αἰθειβῆλος heißen und der Name des συναγωγεύς: Αἰθιβήλ[ι]ος müßte von dem des Gottes abgeleitet werden. Zur Erklärung hat man bisher drei Wege eingeschlagen:

1. Ein Zusammenhang mit Sabazios, wie ihn noch Eisele (bei Roscher s. Sabazios S. 238, 42ff.) vermutet, ist ausgeschlossen, weil Sabazios niemals mit ββ oder μβ vorkommt; überdies wird ‚der Sabbatistische‘, wie es scheint, Αἰθειβῆλος genannt und nicht Σαβάζιος.

2. Man hat an einen halbheidnischen Kultverein gedacht, der von jüdischen Riten beeinflußt, den Sabbat übernahm, wie es in Proselytengemeinden geschah, und der nun unter Vermeidung eines Eigennamens den Gott mit einem Epitheton als den ‚Sabbat-Gott‘ bezeichnet (σαββατιστής von σαββατίζειν ,den Sabbat feiern‘. So außer Dittenberger besonders Emil Schürer Geschichte des jüdischen Volkes III⁴ 167, 49. Man hat dann die S. weiter kombiniert mit den Hypsistariern (und verwandten Sekten), die noch im 4. Jhdt. n. Chr. in Kappadokien bezeugt sind, aber wahrscheinlich in ältere Zeit zurückreichen. Nach Gregor von Nazianz, der ihnen selbst angehört hatte vor seinem übertritt zum Christentum, beteten sie nur den ‚Höchsten‘ oder ,Allmächtigen‘ an (ὕψιστος oder παντοκράτωρ), verwarfen die Götterbilder und Opfer, erwiesen aber dem Feuer und den Lichtkörpern eine gewisse Verehrung. Die Beschneidung verpönten sie, hielten dagegen den Sabbat und die jüdischen Speiseverbote. Über sie vgl. Schürer Die Juden im Bosporanischen Reiche (S.-Ber. Akad. Berl. 1897. 200ff.; dort ältere Literatur S. 221). Cumont Hypsistos (Supplément à la Revue de l’instruction publique en Belgique 1897). Reitzenstein Poimandres 154. 274. Bousset Hauptprobleme der Gnosis 90. Aber gegen diese ganze Ableitung spricht, daß die beiden Inschriften sonst nichts Jüdisches enthalten; auch die συναγωγή braucht nicht notwendig jüdisch zu sein. Zweitens ist eine Bezeichnung des jüdischen Gottes als des ‚Sabbat-Gottes‘ in sich unwahrscheinlich, zumal andere Belege fehlen. Die Voraussetzung, daß der Gott namenlos sei, trifft vielleicht gar nicht zu, wenn Αἰθειβήλῳ θεῷ richtig gelesen ist.

3. Wilhelm Schulze (Ztschr. f. Sprachforsch. XXXIII 1895 381f.) hält ὁ θεὸς Σαμβατιστής für das männliche Gegenstück zu der weiblichen Gottheit Σαμβάθη, in ionisierter Form Σαμβήθη, in Kurzform Σάββη genannt, die in Kleinasien von Semiten verehrt wurde und später zur chaldäischen Sibylle herabsank. Ihr Kult ist sicher nachgewiesen zu Thyateira in Lydien, dem späteren Hauptort der montanistischen Propheten, CIG 3509: Φάβιος Ζώσιμος κατασκευάσας σορὸν ἔθετο ... πρὸς τῷ Σαμβαθείῳ ἐν τῷ Χαλδαίου (? man erwartet Χαλδαίων) περιβόλῳ. Ein [1562] jüdisches ‚Sabbat-Haus‘ ist ausgeschlossen, erstens wegen der Erwähnung der Chaldäer und zweitens wegen der Nähe des σορός. Mit dem Gotte Σαμβατιστής scheint der Gott Σαβαθικός identisch zu sein, der sicher aus zwei Inschriften bekannt ist. Die erste stammt aus Maionien (Μουσεῖον III 167 nr. τλη’, nachgeprüft von Josef Keil und Anton Premerstein Bericht über eine zweite Reise in Lydien [Denkschr. Akad. Wien LIV 1911, 117f.]): Ἀ]μμίας Ἀ. | δάου γυνὴ | Σαβαθικῷ εὐχήν. Der Name Ἀμμίας könnte jüdisch sein, wenn man das ς als griechische Endung (אלית‎ = Ἠλίας) erklärt; vgl. Ἀμμία Σκυθοπολίτισσα auf einer hebräischen Knochenkiste (Lidzbarski Ephem. f. sem. Epigr. II 195, 20). Die zweite Inschrift ist zu Kastolupedion in Lydien gefunden und gehört dem Ausgang des 1. Jhdts. v. Chr. an (Keil und Premerstein a. a. O.); diese Weihinschrift ist nach v. 7 gewidmet Σαβαθ[ικῷ] ἁγίῳ εὐχῆς χάριν. Der überschwengliche Hymnus auf den Gott enthält nichts spezifisch Jüdisches und ist seinem ganzen Stil nach unhebräisch. Vielleicht ist drittens eine Inschrift aus Naukratis in Unterägypten hierher zu ziehen (Petrie-Gardner Naukratis II, London 1888, 68 Taf. 22 nr. 15), die von einer συνόδῳ Σαμβαθικῇ redet, Schürer Geschichte des jüd. Volkes III² 562, 136 denkt, hier vielleicht mit Recht, an eine Zusammenkunft am jüdischen Sabbat.

Der Name des Synagogenvorstehers Αἰθιβήλ[ι]ος ist zweifellos semitisch. Er entspricht dem aramäischen איתיבל‎, das genauer umschrieben = Ἰθαιβήλ wäre. Er könnte aber auch eine aramaisierte Form des ursprünglich phoinikischen und dort mehrfach bezeugten Eigennamens אתבעל‎ sein. Die LXX geben den Namen des berühmten Königs von Tyrus mit Ἰεθεβάαλ wieder (III Reg. 16, 31); Josephus hat statt e den Bindevokal o: Ἰθόβαλος oder Εἰθώβαλος. Auf punischem Boden ist in einer lateinischen Grabinschrift aus Menschir Heded wahrscheinlich derselbe Name Itibalis mit dem Bindevokal i bezeugt (Lidzbarski Ephem. f. sem. Epigr. II 90, 10ff.). Aramäer oder Phoiniker, die zur Zeit des Augustus aramäisch sprachen, dürfen selbstverständlich im westlichen Kilikien vorausgesetzt werden; an sich könnte der Name auch bei den Hebräern vorgekommen sein, aber in jener Zeit trug ihn sicher kein Jude mehr, weil er mit dem Gottesnamen Baals oder Bels gebildet ist. Derartige Namen fehlen auch unter den ägyptischen Juden von Elephantine.

Daß der Synagogenvorsteher denselben Namen führt wie der Gott, ist nicht auffällig; denn die Namen der Götter und der Menschen decken sich auf semitischem Boden oft. Gewiß wird es sich in den meisten Fällen um Kurzformen ursprünglich theophorer Eigennamen handeln, wie bei בעל‎ (= Baal) oder בעלי‎ (= Baalai) der älteren Zeit, doch sind jüngere Personennamen wie Βαάλσαμος (= בעל שמם‎ III Esr. 9, 43; im hebr. Text Neh. 8, 4 steht ein anderer Name) schwerlich verkürzt; will man sie dennoch für Kurznamen ausgeben, so kann man dies auch bei Αἰθιβήλ[ι]ος tun. Aber es bleibt ein anderes Bedenken: während es leicht ist, diesen Namen als Personennamen aufzufassen, ist es schwer, ihn als Gottesnamen zu deuten; eine Kombination zweier [1563] Götternamen wäre an sich nicht unmöglich, aber mit Αιθει ist nichts anzufangen. Auch von diesem Gesichtspunkt aus kann man die Richtigkeit der Lesung in der zweiten Inschrift beanstanden.

Nun ist aber auf ein merkwürdiges Zusammentreffen hinzuweisen, das auch dann beachtenswert bleibt, wenn man die Existenz eines Gottes Αἰθειβῆλος leugnen wollte. Schürer (Die Prophetin Jsabel in den Theol. Abh. Weizsäcker gewidmet 1892) hat zuerst die oben zitierte Inschrift aus Thyateira, CIG 3509, und das in ihr erwähnte Σαμβαθεῖον mit Apk. Joh. 2, 20 kombiniert, wonach das Weib Ἰεζάβελ, die sich selbst eine Prophetin nennt, die Einwohner von Thyateira zur Unzucht verführt; Isabel sei daher die Prophetin oder Priesterin des Sambatheions gewesen. Wenn diese Vermutung richtig ist, kann man auch Ἰεζάβελ für einen Ersatz der Σαμβήθη halten, die dann eine Göttin der Prophetie und der Unzucht gewesen wäre, zwei kultische Erscheinungen, die innerlich aufs engste zusammengehören und gerade für die phoinikische Religion charakteristisch sind; Isabel ist die phoinikische Prinzessin, das Weib des israelitischen Königs Ahab, die Tochter des Ethbaal, die den tyrischen Baalkultus und die damit verbundene Prostitution in Nordisrael eingeführt hatte (I Reg. 16, 31. II 9, 22). Da sich Αἰθειβῆλος lautlich völlig mit Ethbaal deckt, so unterstützt die Gleichung Σαμβήθη = Ἰεζάβελ aufs wirksamste die auf Grund der zweiten Inschrift zu vermutende Gleichung Σαμβατιστής = Αἰθειβῆλος. Will man die Identität nicht zugeben, so bleibt doch die Parallelität bestehen; wie Ἰεζάβελ die Priesterin oder Prophetin der Σαμβάθη, so ist Αἰθειβῆλος der συναγωγεύς und vermutlich auch der Priester des Σαμβατιστής. Jedenfalls handelt es sich um phoinikischen und speziell tyrischen Einschlag; Isabel ist nicht, wie noch Bousset im Kommentar zu Apk. 2, 20 annimmt, ein ‚symbolischer‘ Name, vom Verfasser der Offenbarung, zur Entwürdigung des Kultus geschaffen, sondern der wirkliche Name der Göttin oder der Priesterin im Sambatheion zu Thyateira gewesen.

Aber wie läßt sich das Nebeneinander der Gottesnamen Σαμβάθη und Σαμβατιστής und der Königsnamen Ἰεζάβελ und Αἰθειβῆλος erklären? Am ehesten wohl aus dem Euhemerismus, der in jener Zeit keineswegs auf die gelehrten Religionshistoriker beschränkt gewesen zu sein scheint. Bedenkt man die feststehende Identifikation des Melkart von Tyrus mit Herakles, oder erwägt man die Rolle, die Europe in Sidon oder Semiramis in Hierapolis als Göttinnen gespielt haben, so ist es nicht ausgeschlossen, daß die Tyrier auch ihre altberrühmten Königsgestalten wie Ithobaal, den ersten Priester der Astarte, und seine ebenso königliche Tochter Isabel zum Range von Gottheiten erhoben. Leichter freilich wäre zu begreifen, wenn ihre Namen wie in der Königsfamilie auch in Priesterkreisen fortlebten; dann wäre es ein neckischer Zufall, der uns gerade den Namen des Vaters in Elaiussa und den der Tochter in Thyateira aufbewahrt hätte.

Damit ist nun noch nicht gesagt, daß der Kultus des Σαμβατιστής rein tyrischen Ursprung sei, wenn auch der phoinikische Einschlag, schwerlich zu leugnen ist. Als die primäre Gottheit muß [1564] Σαμβήθη gelten, die nicht sicher als semitisch zu erweisen ist; alle bisherigen Vorschläge sind aus lautlichen Gründen unannehmbar: die zuerst von Zimmern vermutete Identität mit der babylonischen Göttin Sabītu (bei Jensen Keilinschr. Bibl. VI 1, 470); die zuerst durch Ewald versuchte Ableitung vom hebräischen שבת‎) = ‚Sabbat‘ (Abh. Gött. Ges. VIII 1858–59, 84); die von Lewy vorgeschlagene Etymologie aus dem aramäischen סבתא‎ = ‚Greisin‘ (Philol. LVII 1898, 350f.). Wahrscheinlich ist daher Σαμβήθη eine besondere Form der zahlreichen kleinasiatischen ‚Muttergottheiten‘. Der Σαμβατιστής oder Σαβαθικός ‚der Mann der Σαμβάθη‘, muß ihr, wie der Name lehrt, sekundär hinzugefügt worden sein. Das kann von Kleinasien, aber auch von Semiten geschehen sein; so erhält z. B. in Nordsyrien die Göttin Σίμα ein männliches Gegenstück in Σίμιος, vielleicht identisch mit dem σημήιον im syrischen Hierapolis (Lukian. dea Syr. 33).

Der Name Αἰθιβήλ[ι]ος bezeugt sicher ein semitisches Element in dem Kultverein der S. Wenn die Kombination mit Apk. Joh. 2, 20 richtig ist, so würde der Name Ἰεζάβελ wiederum auf phoinikischen Einschlag deuten. Zugleich aber würde aus dieser Stelle hervorgehen, daß sich auch Christen an dem orgiastischen Treiben beteiligten, was trotz der Einwände Boussets in jener Blütezeit des Synkretismus gewiß nicht verwunderlich ist. Man wird an Judenchristen denken müssen, da der Apokalyptiker (2, 9) auch in Smyrna Leute kennt, die vorgeben Juden zu sein und sind doch eine συναγωγὴ τοῦ σατανᾶ. Beim Kultus der Ἰεζάβελ in Thyateira braucht er das Wort συναγωγή zwar nicht, aber die Inschrift von Elaiussa bezeichnet den Αἰθιβήλ[ι]ος als συναγωγεύς; die Inschrift aus Kastolupedion redet von einem οἶκος. Indessen Synagogen und Kultvereine sind nichts spezifisch Jüdisches. Bedeutsamer ist der Name Ἀμμίας in der Inschrift aus Maionien, der jüdisch zu sein scheint. Aber am merkwürdigsten ist die Tatsache, daß die zur Sibylle herabgesunkene Sambethe mit Noah in Zusammenhang gebracht wird, was nur in jüdischen Kreisen begreiflich ist.

Sambethe gilt in der Regel als Tochter Noahs, aber genauer wird sie als seine Schwiegertochter bezeichnet (νύμφη Sib. III 827; der Scholiast zu Platons Phaidros 244 b Hermann VI 269). Um diese Verwandtschaft zu erklären, hat S. Krauß (Byz. Ztschr. XI 1902, 123) mit Recht auf den Enkelsohn des Noah verwiesen, der Gen. X 7 LXX Σαβαθά heißt. Die von ihm nicht gelöste Schwierigkeit, wie aus dem Enkelsohn eine Schwiegertochter werden konnte, verschwindet sofort, wenn man mit leichter Modifikation seiner Hypothese annimmt, daß die jüdischen S. den Gott Σαββατιστής oder Σαβαθικός mit Σαβαθά, dem Enkelsohn Noahs, identifizierten; da der Gott ‚der Mann der Σαμβάθη‘ war, so mußte diese notwendig als Gemahlin des Σαβαθά zur Schwiegertochter Noahs werden. Diese Vermutung wird durch die andere, davon unabhängige Hypothese unterstützt, daß die phoinikischen S. den Σαμβατιστής mit Αἰθιβῆλος und Σαμβήθη mit Ἰεζάβελ kombinierten. Endlich kommen noch die chaldäischen S. hinzu, die Σαμβήθη für eine [1565] Tochter des chaldäischen Astrologen Berossos und der Erymanthe ausgaben (Paus. X 12, 9). In allen drei Fällen sind dieselben euhemeristischen Tendenzen wirksam.

Damit rundet sich das Bild: Die S. waren eine religiöse Genossenschaft, deren Kultvereine um die Wende der Zeiten weit verbreitet waren, wie die sich mehrenden Inschriften beweisen; die Verbreitung würde noch größer sein, wenn man mit Wilh. Schulze (Ztschr. f. vgl. Sprachforschg. XXXIII 1895, 378ff.) die männlichen Eigennamen Σαμβατίων, Σαμβαθίων und die weiblichen Σαμβατίς, Σαμβατείς, Σαμβατοῦς, die sehr zahlreich sind — im Unterschied von den jüdisch-christlichen Σαμβάτιος, Σαββαταῖος (= שבתי‎ – auf Σαμβάθη zurückführen darf. Im Mittelpunkt der Verehrung stand die ursprünglich wahrscheinlich kleinasiatische Muttergottheit Σαμβήθη oder Σάββη und ihr männlicher Parhedros Σαββατιστής oder Σαβαθικός; als charakteristisch für ihre Kulte läßt sich ekstatisches Treiben der Propheten und orgiastisches Wesen vermuten. Den Kultvereinen der S., συναγωγαί oder οἶκοι genannt, schlossen sich zahlreiche Semiten an und brachten synkretistische Elemente hinein. In euhemeristischer Manier kombinierten sie die beiden Gottheiten mit berühmten Ahnen ihres Volkes: die Phoiniker mit König Ithobaal und seiner Tochter Isabel, die Juden mit Σαβαθά, dem Enkelsohn des Noah und seiner Gemahlin, die Chaldäer mit Berossos und Erymanthe; selbst Christen beteiligten sich zeitweilig an diesen Kulten. So richtet sich die Polemik des Apokalyptikers Johannes wenigstens an einzelnen Stellen gegen die S.; so erklärt sich auch die Verschmelzung der hebräischen und der chaldäischen Sibylle mit Sambethe und überhaupt die innige Verflechtung des hebräischen und chaldäischen Sagenstoffes in den Sibyllinen, wie sie aufgezeigt worden ist von Gruppe Die griech. Culte und Mythen 678ff. Geffken Die bab. Sibylle (Nachr. Ges. d. Wiss. Gött. 1900, 88ff.). Bousset Die Beziehungen der ältesten jüd. Sibylle zur chaldäischen (ZNTW III 1902, 23ff.). Diese Vermischung ist in den Kreisen der synkretistischen S. entstanden, deren Bedeutung für die Religions- und Literaturgeschichte größer gewesen zu sein scheint, als man bisher anzunehmen geneigt war.
[Greßmann.]

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