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Orodes. 1) Arsakes XIII. Orodes. König der Parther 57-37 v. Chr. Bei Plut. und Polyaen, lautet der Name Ὑρώδης, ebenso auf den Silberobolen bei Wroth Brit. Mus. Catal. Greek coins, Parthia S. 96ff., bei Orosius Herodes. Die ursprüngliche Form des Namens in der Zendsprache lautet Huraodha nach v. Gutschmid (Gesch. Irans 86).

Quellen. Einzige zusammenhängende Darstellung in dem Auszug Iustins aus Trogus XLII 4-5, 1; doch scheint in dem ersten Satz ein Irrtum vorzuliegen, sofern der Krieg gegen Armenien noch Mithridates II. zuzurechnen ist. Die Verwirrung ist dadurch entstanden. daß Iustin hier, wie die Inhaltsangabe zeigt, mehrere Herrscher zwischen Mithridates II. und O. ausgelassen [1136] hat. Ebenfalls einer zusammenhängenden Darstellung ist Plutarchs Bericht entnommen, der sich auf die Viten des Crassus c. 16-30 und des Antonius 30-34 verteilt. Eine dritte gab Appian in seinen Parthika, die aber verloren sind: die erhaltenen Παρθικά sind eine Zusammenstellung späterer Zeit aus verschiedenen Quellen. In annalistischer Form gaben das Material Livius und Cassius Dio. Von Livius sind nur die Inhaltsangaben der Bücher 106. 114. 121. 127. 128 erhalten, doch läßt sich der Inhalt in den Hauptzügen aus einer Reihe von Schriftstellern, die aus Livius geschöpft haben (Vell. Pat. II 46, 2. 78, 1. Val. Max. I 6, 11. Ioseph. in den Ant. und im Bell. Florus I 46. II 18. 19. Festus brev. 17. Eutrop. VI 18. VII 5. Oros. VI 13. Obseq. 124) einigermaßen wiederherstellen. Erhalten dagegen ist die Darstellung des Cassius Dio XLII 12-30. XLVII 26, 3-28. XLVIII 24-26. 39-41. XLIX 19-21. 23. Dazu kommen endlich noch Einzelangaben bei Caesar, Nikolaos v. Dam. u. a.

Über das Verhältnis dieser Quellen untereinander haben nach Peter Die Quellen Plutarchs in den Biographien der Römer (1865) und Bürcklein Quellen und Chronol. der röm.-parthischen Feldzüge in den J. 713-18 (Diss. Lpz. 1879) besonders Ed. Schwartz (o. Bd. III S. 1689ff.) und R. Regling De belli Parthici Crassiani fontibus (Diss. Berl. 1899) gehandelt, dieser allerdings nur mit Bezug auf den Partherfeldzug, für den die Quellen besonders reichlich fließen. Sein Ergebnis beruht auf der Rekonstruktion der livianischen Darstellung S. 16ff., die nach ihm durchaus römerfreundlich, aber Crassus, dem das ganze Unheil zugeschoben wird, äußerst feindlich gesinnt war; sie schöpfte in erster Linie aus den Senatsakten und Feldherrnberichten. In der Tendenz stimmt zu ihr durchaus Cassius Dio, so daß sich auch von dieser Seite die von Schwartz aufgezeigte Abhängigkeit Dios von Livius bestätigt; ebenso gehen alle die späteren lateinischen Schriftsteller und auch Iosephus auf Livius zurück. Demgegenüber steht der Bericht des Plutarch, der durchaus römerfeindlich, dagegen günstig für die Parther und auch für Crassus ist: ihn führt Regling auf den bekannten Schriftsteller Timagenes zurück, einen Zeitgenossen des Livius und Freund des Asinius Pollio.Auch Iustin und Polyain gehen durch Trogus und Plutarch auf ihn zurück. Doch hat Plutarch neben Timagenes auch Livius eingesehen und andrerseits finden sich in dem livianischen Zweig der Überlieferung Stellen, die gegen Plutarchs Darstellung polemisieren und also auf die bekannte literarische Fehde des Livius gegen Timagenes zurückgehen. Ungeklärt bleibt nur die Stellung Appians. Sind diese Ausführungen Reglings, die allerdings nur für den Partherkrieg gelten, richtig, so hätten wir demnach für die Geschichte des O. zwei voneinander unabhängige zeitgenössische Quellen, die einen politisch gegensätzlichen Standpunkt vertreten.

Neuere Behandlungen: Spiegel Eranische Altertumskunde (1878) III 100-118. Iusti Geschichte des alten Persiens (1879) 158-462. A. v. Gutschmid Geschichte Irans und der Nachbarländer 86-97 (1888). Mommsen RG I⁹ 341-353. V⁴ 358-360. Sykes History of Persia I³ [1137] (1930), 346-358, dazu speziell für den Feldzug des Crassus Regling zur histor. Geographie des mesop. Parallelogramms Klio I (1901) 443ff.; Crassus Partherkrieg Klio VII (1907) 357-393. Drumann-Groebe Gesch. Roms III u. IV. Gelzer o. Bd. XIII S. 295-331. Nachdem sie ihren Vater Phraates III. ermordet hatten, bemächtigten sich die beiden Brüder O. und Mithridates der Herrschaft und zwar, wie es scheint, in der Weise, daß O. das Oberkönigtum erhielt, während Mithridates mit dem Königtum von Medien abgefunden ward (Cass. Dio XXXIX 56, 2). Dies fand v. Gutschmid (86 A. 1) durch die Münzen bei P. Gardner Parthian coins 36 bestätigt, auf denen O. als (βασιλεὺς βασιλέων, Mithridates dagegen nur als βασιλεὺς μέγας bezeichnet wird Doch hat Wroth im Brit. Mus. Cat. Greek coins of Parthia 56ff. neuerdings eine anderweitige Verteilung der Münzen vorgenommen, so daß v. Gutschmids Vermutung nicht mehr aufrecht zu erhalten ist (Regling Klio VII 310 A 3). Sehr bald entstanden Streitigkeiten zwischen den Brüdern, im Verlauf deren Mithridates zu dem römischen Statthalter von Syrien A. Gabinius flüchtete, der ihn auch zurückzuführen versprach (App. Syr. 51. Dio XXXIX 56, 3ff.). Als er aber im Winter 56/5 dazu Anstalten machte, erreichte ihn die Weisung des Pompeius nach Agypten zu ziehen; er mußte also Mithridates im Stich lassen, der nun gestützt auf die aufständischen Städte Babylon und Seleukeia den Krieg selbständig begann. Zuerst scheint er vom Glück begünstigt gewesen zu sein und O. vertrieben zu haben; dann aber wandte sich das Blatt: der junge Surena (Großvezier u. Bd. IV A S. 966) des O. erstürmte Seleukeia, schloß Mithridates in Babylon ein und nötigte ihn durch Hunger zur Übergabe, worauf O. ihn hinrichten ließ (Iustin. XLII 4, 2-4 vgl. Plut. Crass. 21). Diese Vorgänge fallen jedenfalls in das J. 55, können aber auch noch ziemlich tief ins folgende Jahr hineingereicht haben, wie v. Gutschmid annimmt, der den Tadel gegen die römische Kriegsführung bei Plut. Crass. 21 und Dio XL 13, 3 darauf bezieht (S. 87. Dagegen, doch ohne Begründung Regling Klio VII 361 A 5). Im Frühjahr 54 (nicht 57 wie Eutr. VI 18. Oros. VI 13, 1 angeben) erschien der neue Statthalter Syriens, M. Licinius Crassus der Triumvir, und übernahm die Provinz von Gabinius, der sie nur ungern abgab (Dio XXXIX 60, 4). Ohne sich um einen Kriegsgrund zu kümmern, ging Crassus sofort über den Euphrat, schlug den parthischen Satrapen Sillakes bei Ichnai, der daraufhin zum Großkönig flüchtete, und eroberte das ganze nördliche Mesopotamien bis Nikephorion (Plut. Crass. 17. Dio XL 12-13), wobei er von den griechischen Städten freudig als Befreier von der Partherherrschaft begrüßt ward. Nachdem er dann die Städte überall durch römische Besatzungen gesichert und auch wohl schon mit Artavasdes, dem König von Armenien, Verhandlungen betreffs Zuzuges angeknüpft hatte (Plut. Cr. 19. Dio XL 16, 2), brach Crassus nach der Eroberung von Nikephorion den Feldzug ab, der wohl nur als eine Rekognoszierung im Großen gedacht war (Mommsen RG III 343), um nach Syrien zurückzugehen. Hier in Nikephorion (Flor. II 46, 4. Regling Klio 366) oder [1138] bereits in Syrien (Dio XL 16, 1. Plut. Crass. 21) erreichten ihn die Gesandten des Königs O., die nach dem Kriegsgrund fragten und auf die Verletzung der Verträge durch die Römer hinwiesen. Crassus gab ihnen eine barsche Antwort und damit war der Krieg offiziell eröffnet.

Den Winter benützten beide Parteien zur Vorbereitung, wobei Crassus von Caesar 1000 gallische Reiter empfing, die ihm sein Sohn Publius, bisher Caesars Legat in Gallien, zuführte (Dio XL 21. 2). Der Plan des Oberfeldherrn war, verstärkt durch die römischen Garnisonen, die er in Mesopotamien zurückgelassen hatte, und den Zuzug des Artavasdes, der mit 16| 000 Reitern zu ihm stoßen wollte, erneut auf Seleukeia und Babylon vorzustoßen. Im Hinblick darauf teilte O. seine Streitkräfte: er selbst wandte sich gegen Artavasdes von Armenien, um diesen lahmzulegen, während er den Krieg gegen Crassus seinem Surena übertrug, dem er dazu fast die gesamte Reiterei zur Verfügung stellte (Plut. Crass. 21. Dio XL 16, 2). Beide hatten Erfolg: beim Herannahen der Parther ließ Artavasdes die Römer im Stich (Plut. Crass. 21) und machte seinen Frieden mit O., der nach orientalischer Sitte durch eine Heirat des Kronprinzen Pakoros mit der Schwester des Armeniers besiegelt ward (Plut. Crass. 33). Gleichzeitig hatte der Surena – über den Verlauf dieses Feldzuges vgl. Regling Klio VI und Gelzer o. Bd. XIII S. 321-331) – das römische Heer zwischen Karrhae und Ichnai gestellt und vollkommen zersprengt; Crassus selbst war von ihm verräterischerweise in eine Falle gelockt worden und dabei umgekommen. Mit dem Haupt und der rechten Hand des Getöteten hatte der Surena seinen Unterfeldherrn Sillakes zum König gesandt; dieser traf gerade damit ein, als die Vermählung des Kronprinzen gefeiert ward. Der Schauspieler Iason, der bei einer Aufführung von Euripides Backchen als Agaue mit dem Kopf des Pentheus aufzutreten hatte, erschien dabei mit dem Haupt des römischen Oberfeldherrn, was ungeheuren Jubel auslöste (Plut. Crass. 33). Dagegen ist die Erzählung, daß die Parther dem Haupt des Toten flüssiges Gold in den Mund gegossen hätten (so Dio XL 47, 3 und die späteren von Livius abhängigen Quellen) nicht genügend geschichtlich beglaubigt (Regling 393 A. 6, vgl. Drumann-Groebe II 379). Inzwischen hatte der Surena die parthische Herrschaft in Mesopotamien völlig wieder hergestellt, den Verräter Andromachos mit der Tyrannis seiner Vaterstadt Karrhae belohnt (Nic. Damasc. bei Ath. VI 252 d frg. 88 Mü.) und wahrscheinlich auch den Fürsten Abgar II. v. Edessa, dessen Rolle bei Plut. Crass. 21. Dio XL 20, 1 nicht ganz durchsichtig ist und dessen Münzprägung mit dem J. 53 plötzlich aufhört, seiner Herrschaft entsetzt (v. Gutschmid 91f.; Gesch. Osroenes 20-22; anders Regling 379 A. 2. 393 A. 8). Eine weitere Ausnutzung des Sieges unterließ er und hielt statt dessen einen triumphierenden Einzug in Seleukeia (Plut. Crass. 32). Nicht lange darauf ward er auf Befehl des O., dem der siegreiche Feldherrn gefährlich erschien, hingerichtet (Plut. Crass. 33).

Die damit zusammenhängenden Vorgänge waren auch wohl die Ursache, weswegen die Parther [1139] in Ausnutzung ihres Sieges im J. 52 nur mit schwachen Kräften den Euphrat überschritten; sie wurden von dem Quaestor des Crassus, C. Cassius Longinus, dem späteren Caesarmörder, der beim Rückzug sich mit 500 Reitern über den Euphrat gerettet und aus den allmählich zurückflutenden Trümmern des geschlagenen Heeres mit großer Energie den Widerstand organisiert hatte (Vell. II 46, 2. Liv. perjoch. 103), mit leichter Mühe abgewiesen. Das änderte sich im folgenden Jahr: um die Mitte des Sommers überschritten gewaltige Truppenmassen der Parther den Euphrat unter dem Befehl des jungen Kronprinzen Pakoros, dem als Berater der erfahrene Feldherr Osakes beigegeben war (Cic. ad fam. XV 3, 1. 4, 3). Vor ihnen mußte sich Cassius auf Antiochia zurückziehen; während er dort belagert wurde, traf sein Nachfolger M. Bibulus ein (Caes. bell. civ. III 31, 3. Cic. ad fam. II 10, 2; Philipp. XI 35). Da indessen die Parther in der Belagerung von Städten unerfahren waren, zogen sie bald ab und wandten sich gegen Antigoneia, wo sie ebensowenig Glück hatten. Hier aber brachte ihnen beim Abzug Cassius, der ihnen gefolgt war, eine schwere Niederlage bei, in der Osakes fiel (Cic. Phil. XI 35; Att. V 18, 1. 20, 3; fam. II 10, 2. Dio XL 28, 1-29, 3. Ioseph. Ant. Iud. XV 119–122. Frontin. II 5, 35. Iust. 42, 4-5. Oros. VI 13, 5). Dies geschah etwa Ende September oder Anfang Oktober (Cic. fam. XV 1, 7; vgl. Att. V 20, 3). Die Parther zogen sich daraufhin über den Euphrat zurück; man befürchtete jedoch allgemein, daß sie im nächsten Jahre (50) mit verstärkten Kräften wiederkommen würden (Cic. fam. II 10, 4), so daß man in Rom beschloß, zwei Legionen für den Partherkrieg bereitzustellen, die dann beide schließlich Caesar liefern mußte ([Caes.] bell. Gall. VIII 54). Indessen erwies sich der neue Statthalter M. Bibulus als Meister der Situation: er knüpfte mit dem unzufriedenen Statthalter von Babylon Orontopates Verhandlungen an und bewog diesen, den jungen Pakoros als Gegenkönig gegen O. aufzustellen, (Dio XL 30, 1-2). Zwar mißlang die Sache, insofern Vater und Sohn sich bald vertrugen und O. Pakoros zum Mitregenten annahm (v. Gutschmid 93. Gardner Parthian coinage 11), aber der Zweck war erreicht: Mitte Juli 50 wußte man in Rom Bescheid, daß die Parthergefahr vorüber war (Cic. fam. II 17, 1) und hielt die beiden Legionen in Italien zurück (§ 5).

Auch während des Bürgerkriegs blieben die Parther ruhig. Zwar hatte Pompeius versucht, durch seinen Gesandten Lucilius Hirrus O. auf seine Seite zu ziehen, aber dieser verlangte als Entschädigung dafür Syrien, was Pompeius natürlich nicht zugeben konnte. Die Verhandlungen zerschlugen sich also, ja Hirrus wurde sogar gefangen gesetzt (Dio XLI 41, 55. XLII 2, 5). Trotzdem erwog Pompeius auf der Flucht in Tarsos einen Augenblick, sich O. in die Arme zu werfen (Plut. Pomp. 76. Appian.- bell. civ. II 83. Dio XLII 42, 2. 5); auf Zureden seiner Freunde entschloß er sich aber dann doch nach Ägypten zu gehen, wo er ermordet ward. Auch jetzt rührte sich O. nicht, wozu offenbar der glänzende Sieg Caesars über Pharnakes das Seinige beitrug, aber er wartete nur auf die günstige Gelegenheit, in [1140] Syrien wieder einzugreifen und diese bot sich ihm, als Caesar durch die schweren Kämpfe mit der pompeianischen Partei jahrelang im Westen festgehalten wurde. Bei der Flucht im J. 48 war der Pompeianer Caecilius Bassus in Tyros zurückgeblieben, wo er sich zunächst ruhig verhielt, ohne von dem Statthalter Sex. Caesar, den sein Oheim 47 in Syrien zurückgelassen hatte (Bell. Alex. 66, 1. Dio XVII 26, 3-4) belästigt zu werden. Als dann aber Anfang 46 sich allerhand Gerüchte über Schwierigkeiten Caesars im Orient verbreiteten, begann er mit gefälschten Briefen, in denen er sich den Untergang des Diktators in Afrika melden ließ, Anhänger um sich zu sammeln, vor allem auch unter den Soldaten der Besatzung von Tyros (Dio. c. 26, 5; vgl. Cic. pro Deiot. 23). Das brachte ihn natürlich mit Sex. Caesar in Konflikt, über dessen Verlauf verschiedene Berichte vorliegen (Appian. bell. civ. III 77. IV 20 58 und dazu Münzer o. Bd. III S. 1198), der aber jedenfalls damit endete, daß der Statthalter von seinen Soldaten ermordet ward und Bassus das Kommando der Legion erhielt (Liv. epit. 114. Dio XLVII 27, 1). Nun warf er sich in die Stadt Apamea, die er im Laufe des J. 45 zu einem festen Stützpunkt ausbaute, und hier gelang es ihm, sich mit Hilfe einheimischer Dynasten (Strab. p. 752. Cic. pro Deiot. 25. Dio XLVII 28, 3-5) während des Jahres 44 lange gegen den neuen Statthalter C. Antistius Vetus zu behaupten, bis er sich schließlich doch genötigt sah, die Parther zu Hilfe zu rufen. Am parthischen Hof, der durchaus caesarfeindlich gesinnt war (Iustin. XLII 4, 6), hatte man bis jetzt Ruhe gehalten und sich auf den Angriff vorbereitet, der von Caesars Seite her drohte (Suet. Caes. 44. Appian. bell. civ. II 110. Dio XLIII 51, 2). Als aber dann die Nachricht von der Ermordung des Diktators anlangte, atmete man auf und nun trug O. kein Bedenken, dem Hilfegesuch des Bassus Folge zu leisten: ein parthisches Heer unter Pakoros ging über den Euphrat und zwang Antistius die Belagerung aufzuheben (Cic. Att. XIV 9, 3. Dio XLVII 27, 5). Allein es war kaum wieder abgerückt, als aus Rom L. Statius Murcus und Q. Marcius Crispus, jeder mit 3 Legionen anlangten und Bassus aufs neue einschlossen (Dio a. O. vgl. Cic. Phil. XI 32). Jetzt aber erschien Anfang 43 C. Cassius in Syrien, wo er seit der Parthernot der J. 52/1 noch im besten Andenken stand: die Provinz fiel ihm ohne weiteres zu, Murcus und Crispus schlossen sich ihm in Gemäßheit des Senatsbeschlusses (Phil. XI) an und Bassus blieb nichts andres übrig, als wohl oder übel dasselbe zu tun (Cic. fam. XII 11, 1. 12. 3. Ioseph. Ant. XIV 219; Bell. I 272. App. IV 58f. Dio XLVII 28). Binnen kurzem stand Cassius an der Spitze von 12 Legionen und nun trat er nach dem Siege über Dolabella an O. heran, um ihm ein Bündnis vorzuschlagen. O. nahm an und tatsächlich kämpften 4000 parthische Bogenschützen auf Seiten der Caesarmörder (App. IV 88. 133). Aber im ganzen betrieb der König seine Rüstungen mit großer Lässigkeit und es half auch nichts, daß Cassius noch einmal Q. Labienus an ihn absandte und an seine Verpflichtungen mahnen ließ (Dio 24, 4-6). Die Entscheidung bei Philippi fiel und Labienus sah sich genötigt, am Partherhof [1141] zu verbleiben. Doch setzte er seine Bemühungen fort und endlich konnte sich O. seinen Vorstellungen, daß die Triumvirn im Westen beschäftigt seien und daß die Gelegenheit so günstig sei wie nie (Dio a. O. 24, 6--8), nicht länger verschließen. Um die Mitte des J. 40 überschritt ein gewaltiges Partherheer unter dem gemeinsamen Befehl von Labienus und Pakoros den Euphrat und überschwemmte Syrien. Der römische Statthalter Decidius Saxa ward vor Apamea geschlagen und fiel beim Rückzug; Apamea und Antiochia öffneten den Siegern ihre Tore (Liv. epit. 128. Hor. carm. III 6, 9; den Namen gibt Porphyrion als Decius Sextus. Vell. II 78, 1. App. Syr. 51. Dio XLVIII 24, 3-25, 4. Iustin. XLII 4, 7, Florus II 19, 4). Jetzt teilte sich das Heer, Labienus ging über die Amanospässe und eroberte in raschem Siegeslauf die ganze Provinz Asien bis nach Ionien und Karien, wobei er sich als imperator Parthicus bezeichnete (Strab. p. 660), während Pakoros südwärts an der Küste entlang zog und alle Städte mit Ausnahme von Tyros eroberte. Auch in Palästina griff er ein, setzte Hyrkanos ab und an seiner Stelle Antigonos ein (nicht Aristobulos, wie Dio XLVIII 26, 2 angibt; vgl. Wilcken o. Bd. I S. 2419). Das Ziel, das der parthischen Politik seit der Niederlage des Crassus lockend vorschwebte, schien erreicht: Syrien war parthische Provinz und tief nach Kleinasien hinein erstreckte sich der Einfluß des Großkönigs (Ioseph. Ant. XIV 361-369; Bell. I 13. Dio XLVIII 26, 1-5).

Inzwischen aber hatten sich die Verhältnisse im Westen geklärt; der Bruch zwischen den Triumvirn war durch das foedus Brundisinum (Spätsommer) 40 verwunden und durch den im folgenden Jahre geschlossenen Vertrag zu Misenum mit Sex. Pompeius die Lage befestigt. Antonius hatte die Hände frei bekommen und sandte nun einen der fähigsten seiner Generale, P. Ventidius Bassus, um den Kampf gegen Labienus und die Parther zu beginnen. Noch im J. 39 landete Ventidius in Kleinasien und trieb mit leichter Mühe Labienus vor sich her, der ihm sich endlich am Tauros stellte, um hier den parthischen Bundesgenossen zu erwarten. Als indessen die Parther ankamen, begingen sie die Unvorsichtigkeit, sich nicht mit Labienus zu vereinigen, sondern allein das römische Lager anzugreifen, wobei sie sich eine vernichtende Niederlage holten; Labienus, der nun heimlich abzuziehen versuchte, ereilte in der folgenden Nacht dasselbe Schicksal (Dio XLVIII 39, 3-40, 6). Ventidius ordnete nun zunächst die Verhältnisse in Kilikien, sandte aber seinen Unterführer Pupädius Silo voraus, um die syrischen Pforten im Amanusgebirge, die nach Syrien hinüberführen, zu besetzen. Hier traf dieser auf ein zweites parthisches Heer unter Phranapates (bei Strabo Phranikates) und wäre wahrscheinlich geschlagen worden, wenn nicht Ventidius ihm rechtzeitig zu Hilfe gekommen wäre und auch dieses parthische Heer vernichtet hätte (Plut. Ant. 33. Dio a. O.): als Ort der Schlacht nennt Dio (XLVIII 40, 1-4) die Pässe selbst, Strab. p. 751 den Berg Trapezon, der bereits hinter den Pässen liegt und die Ebene von Antiochia beherrscht. Durch diesen Sieg fiel die ganze Provinz, die von parthischen Truppen entblößt war, da Pakoros im Winter über den Euphrat [1142] zurückgegangen war (Iustin. XLII 4, 7), mit Ausnahme von Arados dem Ventidius zu, der nun dort seine Winterquartiere bezog (Dio a. O. § 4. 5). Als aber im folgenden Frühjahr Pakoros mit einem neuen großen Partherheer herannahte, wußte ihn Ventidius durch eine List zu bewegen, nicht bei Zeugma, sondern weiter südlich über den Strom zu gehen: dadurch gewann er Zeit seine Truppen aus den Winterquartieren zusammenzuziehen (Dio XLIX 19, 1-4). Vor dem anrückenden Partherheer wich er bis in den äußersten, mehr gebirgigen Norden der Provinz zurück und hier gelang es ihm, die Parther zu einem Angriff auf sein Lager zu verleiten, wobei sie eine geradezu vernichtende Niederlage erlitten (Dio a. O. c. 20, 1-3, etwas abweichend bei Iustin. XLII 4, 8-11 dargestellt). Mehr als 20| 000 Parther sollen gefallen sein (Flor. II 19, 5-7), darunter ihr Führer Pakoros; nur ein geringer Rest rettete sich zu Antiochos von Kommagene, dem Bundesgenossen der Parther. Angeblich soll die Schlacht an demselben Tage (9. Juni 38 = 8. Maijul.) geschlagen sein, wie Karrhae 15 Jahre früher (Dio XLIX 21, 2. Eutr. VII 5. Oros. VI 18, 23); als Ort der Schlacht nennt Strab. p. 751 die Stadt Gindaros in der Kyrrhestike (so auch Plut. Ant. 34), nordöstlich von Antiochia. Alsdann wandte sich Ventidius gegen Antiochos von Kommagene, den er in seiner Hauptstadt Samosata belagerte, hier aber ward er von Antonius abgelöst, der statt seiner den Oberbefehl übernahm (Plut. Ant. 34. Dio XLIX 20, 4-5).

Als die Nachricht von der Niederlage, die alle Errungenschaften der letzten Jahre vernichtete, nach Parthien gelangte, entstand dort eine ungeheure Trauer, besonders um den jungen Pakoros, der wegen seiner Milde und Gerechtigkeit allgemein beliebt war (Dio XLIX 20, 4). Vor allem gab sich der alte O., der schon längere Zeit kränkelte (Plut. Crass. 33) zügellos seinem Schmerz hin (Plut. Crass. 33. Iustin. XLII 4, 11-14); schließlich entsagte er der Krone und ernannte seinen Sohn Phraates zum Nachfolger (Dio XLIX 23, 3-4. Iustin. XLII 4, 14-16). Kaum hatte dieser als Phraates IV. den Thron bestiegen, als er seine sämtlichen Brüder, 29 an der Zahl, hinrichten ließ. Da der alte Vater sich darüber ungehalten zeigte, versuchte er ihn durch Gift aus dem Wege zu räumen und, da dies mißlang, ließ er ihn kurzerhand erdrosseln (Plut. Crass. 33 vgl. Ant. 33. Dio XLIX 23, 4). O.' Tod erfolgte nach Dio 23, 1. 4 im J. 37.
[Th. Lenschau.]

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