ART

3) N. I.‚ König von Bithynien, folgte um 280 v. Chr. seinem Vater Zipoites (vgl. Memn. 20, 3), der wohl in demselben Jahre einen Sieg über die Syrer davongetragen hatte, und verbündete sich gegen Antiochos I. mit Herakleia in Bithynien; er überließ ihnen gegen eine hohe Geldzahlung (πολλὰ τῶν χρημάτων Kieros, Tios und das Gebiet der Thyner (τὴν Θυνίδα γῆν), während Amastris den Herakleoten vorenthalten wurde: Memn. 16; der dortige Machthaber zog es vor, die Stadt dem Ariobarzanes, Sohn des Mithridates, zu überlassen. Daraus folgert Niese Griech. u. mak. Staaten II 76, daß sich die Fürsten von Pergamon und Kappadokien auf der Seite des Antiochos befanden. Gegen die Landabtretungen an Herakleia empörte sich der Bruder des N., Zipoites‚ zu dessen Gebiet die Städte gehörten, und bekriegte die Herakleoten; nach anfänglichem Erfolge wurde er aber von ihnen geschlagen, und Herakleia behauptete das Gewonnene: Memn. l7. N. aber wurde in den um diese Zeit ausbrechenden Krieg zwischen Antiochos I. und Antigonos Gonatas hineingezogen, da er sich gegen Antiochos an jenen anschließen mußte. Der Kriegsschauplatz war der Hellespont und die bithynische Küste; Antiochos wandte sich gegen N., der von allen Seiten Hilfe heranzog und von Herakleia, das sich von Antiochos bedroht fühlte, mit 13 Trieren unterstützt wurde. So konnte N. der syrischen Flotte die Stirn bieten, und ohne daß es zu einer Schlacht kam, fuhren die Flotten auseinander: Memn. 18. Nach dem Frieden zwischen Antiochos und Antigonos (279 oder 278: Niese II 22, 4. Beloch GG IV 1, 566), in den N. offenbar nicht einbezogen wurde, mußte dieser fürchten, dem syrischen Angriff schutzlos preisgegeben zu sein. Daher nahm N. 277 (Paus. X 23, 14) einen gallischen Heerhaufen, der unter Leonnorios (Lonorius) die Küsten des Hellespont brandschatzte und den Byzantinern arg zusetzte, aber von diesen nicht nach Asien hinübergelassen wurde, unter bestimmten Bedingungen in Sold: sie mußten sich verp?ichten, Bundesgenossen des N. und seiner Nachkommen zu bleiben, dieselben Freunde und Feinde zu haben, vor allem seinen Bundesgenossen, Tios, Herakleia, Kalchedon, Kieros und einigen ?θνῶν ἄρχουσιν sowie Byzanz Treue zu halten: Memn. 19, 1. 2. So kamen sie über den Hellespont‚ wobei sich auch der Schwarm des Lutarios mit ihnen vereinigte, und mit ihrer Hilfe wurde zunächst Zipoites besiegt und ganz Bithynien unter die Botmäßigkeit des N. gebracht, wobei auch Herakleia half: Memn. 19, 3ff. Liv. XXXVIII 16, besonders 7-9. Trog. prol. 25. Später erhielt N. als Anteil an der Beute von den Galatern das ἐπίκτητος genannte, an Bithynien angrenzende Stück Phrygiens: Iustin. XXV 2, 11. Strab. XII 543. Der Hauptgegner des N. war nach wie vor Antiochos I.‚ ohne daß es zunächst zu Kämpfen kam. Dafür wurden die Galater bald zu der furchtbarsten Gefahr für die Küste und das Innere Kleinasiens: vgl. Staehelin Gesch. d. Kleinasiat. Galater² 7ff. N. konnte sich dem inneren Ausbau seines Reiches zuwenden: er fühlte sich durchaus als griechischer Herrscher und brachte das durch die Gründung einer hellenischen Polis [494] zum Ausdruck. Gegenüber von dem zerstörten Astakos gründete er 264 (Euseb. chron. II 120f.) Nikomedeia (Memn. 20. Strab. XII 563. Steph. Byz. s. v.; unklar Paus. V 12, 7), das bald dank seiner vorzüglichen Lage aufblühte. Von seinen Beziehungen zu Griechenland legte auch die Elfenbeinstatue Zeugnis ab, die in Olympia stand. Paus. a. O. – Antiochos hat anscheinend nach seinem Siege über die Galater (vgl. Wilcken o. Bd. I S. 2453) N. als König von Bithynien in dem angegebenen Umfange anerkannt. – Das Verhältnis zu seinen Brüdern war nach Memn. 20, 3 schlecht (Polytonisch|τοῖς ἀδελφοῖς . . . δήμιος γεγονώς}}); Beloch GG IV 2, 212 erschließt daraus die Hinrichtung des Zipoites. Er war zweimal vermählt: mit der Phrygerin Ditizele, von der er wenigstens den Sohn Ziaëlas, seinen Nachfolger, und eine Tochter Lysandra hatte: Arrian. Bithyn. frg. 63 Roos (dazu Beloch a. O.). Memn. 22, 1. Steph. Byz. s. Ζῆλα; mit Heptazeta, bei Memn. a. O. Etazeta (zum Namen Tomaschek S.-Ber. Akad. Wien CXXXI [1894] 8), die ihm mehrere bei seinem Tode noch unmündige Söhne gebar: Memn. a. O. Vor ihren Umtrieben war Ziaëlas nach Armenien geflohen; N. bestimmte die Söhne zweiter Ehe zu Erben und ernannte zu Vormündern Ptolemaios (II.), Antigonos Gonatas, das Volk von Byzanz, Herakleia und Kios: Memn. a. O. – Nach dem Siege des Ziaëlas mußten die Stiefbrüder das Land verlassen; einen von ihnen erwähnt Polyb. IV 50, 9 (Tiboites = Ziboites). – Der Tod des N. wird von Beloch a. O. vermutungsweise in das J. 255 gesetzt. Münzen bei Head HN² 519 mit der Umschrift βασιλως Ν. – Literatur: Ed. Meyer o. Bd. III S. 516f. Niese II 75-81. 136. Beloch IV 1, 561ff. IV 2, 212f. Tarn Cambr. Anc. Hist. VII 100ff.
[Fritz Geyer.]

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