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Mantus. Nach dem Zeugnis des Servius und der Veron. Scholien zu Verg. Aen. X 200 wurde der Gott Dis pater auf etruskisch Mantus genannt. Von ihm leitet sich der Stadtname Mantua her: Mantuam autem ideo nominatam, quod Etrusca lingua Mantum Ditem patrem appellant … (Servius); quod tum Mantuam nominavit, voca(tumque) Tusca lingua a Dite patre est nomen (Caecina, Schol. Veron.). Die Verbindung von M. und Mantua darf als gesichert gelten; Schulze Zur Gesch. lat. Eigenn. 274. 475, auch über die hierhergehörigen lat.-etrusk. Eigennamen. Mit M. ist auch der bei Augustin genannte Name der Göttin Manturna zu verknüpfen, der die für das Etruskische charakteristische Suffixerweiterung zeigt (Mant-ur-na); Otto Rh. Mus. LXIV (1909) 457. Herbig Rel. u. Kult. d. Etrusker (Mitt. d. Schles. Gesellsch. f. Volksk. XXIII (1922) 17. Ducati Etruria Antica (1925) I 101. Auch ein etruskischer Göttername *mantrns scheint durch die Weihinschrift einer Bronzestatuette aus Cortona CIE 447 überliefert: larθia ateinei flereś mạntrnśl turce; Herbig Glotta IV 173, 5; Neppi Modena, Cortona Etrusca e Romana (1925) 145. Vgl. auch den Stadtnamen Manturanum, den etruskischen Namen Mantronius, Schulze und Otto. Die früher versuchten Etymologien von M., wie von Pott K. Ztschr. VIII 185f. u. a. m. sind abzulehnen. Ebenso ist unbegründet die von K. O. Müller Etr.² II 97f. 104 u. a. angenommene Verknüpfung des M. mit den dii Manes und der Göttin Mania.
Schwierigkeiten bereitet die Frage nach der Bedeutung des M. innerhalb der etruskischen Religion, da sein Name bisher nirgends inschriftlich etruskisch bezeugt ist. Dies muß um so auffälliger [1361] erscheinen, als Tod und Infernum im Vordergrund des etruskischen Kultus stehen und eine große Anzahl von Todesgottheiten und -dämonen auf etruskischen Monumenten mit Namen vorkommen. Es ist deshalb unzulässig, wie es K. O. Müller Etrusk.² II 102 A. 69, und ihm folgend Schirmer Myth. Lex. II 2, 2329, getan haben, bestimmte Fälle von Darstellungen eines Unterweltsgottes in Anspruch zu nehmen. Uns fehlen vorläufig die Anhaltspunkte für das Vorhandensein des M. auf etruskischen Darstellungen und für charakteristische, nur ihm zuzuerkennende Merkmale. Erst eine eingehende Untersuchung könnte darüber vielleicht Klarheit schaffen. Deshalb muß auch die an sich einleuchtende Anschauung Gerhards – ein auf den etruskischen Darstellungen durch seine würdevolle Haltung sowie durch Strahlenkrone und Flügel ausgezeichneter Typ des Unterweltsgotts sei auf M. als den Beherrscher des Infernum zu deuten – als hypothetisch gelten; vgl. Gotth. d Etr. 16, 56 und Taf. VI 2, 3. Es ist überhaupt zu fragen, ob wir eine individuelle als M. (etr. *mantu) bezeichnete Gestalt im etruskischen Kult und der etruskischen bildenden Kunst voraussetzen müssen. Aus den römischen Zeugnissen ergibt sich nur, daß M. die Bezeichnung für Dis pater war. Dieser, wie schon der Name besagt, ist eine Übertragung des griechischen Πλούτων. Spät nach Rom gelangt, ist er dem Kultus im Grunde fremd geblieben und schließlich zu einem Sammelnamen aller einheimischen und fremden Todesgötter geworden. Vgl. Wissowa Rel. u. Kult d. Römer² 311ff. Wenn der etruskische M. als ein Sammel-Name oder ein Name allgemeiner Bedeutung – etwa ‚Todesgott‘ – galt, wäre sein Fehlen auf den Darstellungen erklärlich.
[Fiesel.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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