Kohle (ἄνθραξ, carbo). Es ist hierbei zwischen Holz-K. und Stein-K. (Braun-K., Stein-K., Anthrazit) zu unterscheiden. In der alltäglichen Rede können wir das einfache Wort K. brauchen und dennoch die eine oder andere Sorte meinen. Daß kein Mißverständnis entsteht, beruht darauf, daß sich die nähere Bestimmung aus dem Zusammenhang bzw. aus der Situation ergibt. So ist es auch im Altertume gewesen. Es fehlte da natürlich nicht an sprachlichen Mitteln, um die beiden Sorten auseinanderzuhalten. Leider wissen wir aber nicht, wie die gewöhnlichen Termini in diesem Falle genau lauteten.
Wie der Ausdruck schon an und für sich nahe legt, wird Holz-K. aus Holz, und zwar durch Erhitzung bei Abschluß der Luft dargestellt. Das geschieht, wenn wir einerseits ganz primitive und andererseits ganz moderne Einrichtungen aus dem Spiele lassen, in sog. Meilern.
Was ist ein Meiler? An der Hand vom Buch der Erfindungen III (1873) 342ff. setze ich eine kurze Beschreibung her. Der Boden, worauf der Meiler stehen soll, wird zunächst gereinigt und geebnet. Der Köhler schlägt dann einen starken [1039] Pfahl, den Quandelpfahl, in die Mitte des Platzes, der die Höhe des beabsichtigten Meilers hat. Um denselben bindet er dürres Reisholz als Material zum Anzünden. Statt eines einzigen Pfahles wird auch eine schmale Pyramide von drei Pfählen errichtet, die das Reisholz in der Mitte haben. Dicht rings um das Reisholz stellt der Köhler einen Kreis von mannslangen Holzstücken, um diesen Kreis einen neuen und so fort. Damit der Brand gelingt, müssen die Scheite möglichst dicht gesetzt werden. Die Baumstämme sind deshalb schon vorher von vorstehenden Ästen befreit und in Scheite gespalten worden. Der Meiler hat zwei oder mehr solche Etagen. Indem die Scheite das dicke Ende nach unten haben und außerdem nach innen etwas geneigt stehen, erhält der Meiler eine regelmäßige halbkugelige Gestalt. Auf die äußerste Scheitlage kommt eine Decke von Fichten- und Tannenreisig und darauf eine Lage festgeschlagener Erde. Das Quandelholz wird von unten angezündet. Zu diesem Zweck ist eine Gasse am Boden des Meilers offen geblieben. Durch sie steckt man mit Hilfe einer Stange brennende Birkenrinde oder Kienspäne hinein. Das dürre Quandelholz brennt rasch aus und entzündet die nächstliegenden Scheite. Der Köhler hat nun die Glut aufmerksam zu regeln. Er sticht zunächst Löcher in die oberen Teile der Decke, stopft sie, wenn der Brand zu ihnen gelangt ist, dann wieder zu und sticht tiefer neue ein, bis der Meiler bis zum Grunde verkohlt ist. Die Glut wird zum Schluß durch aufgeworfene Erde erstickt.
Das jetzt beschriebene Verfahren ist indessen nicht das einzige. Warum ich eben dies gewählt habe, wird sich sogleich ergeben. Wer eine zusammenfassende Übersicht über die verschiedenen Methoden der Köhlerei in Deutschland und Österreich wünscht, findet sie z. B. bei Gayer Forstbenutzung⁹ (1903) 431ff. Das Meilerverfahren ist keine Erfindung der Germanen. Aller Wahrscheinlichkeit nach haben sie es von den Römern übernommen, ebenso wie das Eisen, bei dessen Gewinnung und Bearbeitung die Holz-K. vor allem zur Anwendung kommt. Das Wort Meiler wird allgemein für eine fremde Entlehnung gehalten und meistens, was aber nicht eben plausibel klingt, auf lat. miliarum ,ein Tausend‘ zurückgeführt. Diesen Ursprung hat sicher eine andere der germanischen Bezeichnungen für Meiler: holl. mijt (vgl. nd. mîte ,Heuschober‘) stammt von lat. meta, ,kegelförmiger Haufe, Heuschober‘.
Zu der obigen Beschreibung eines Meilers stimmen vorzüglich die Angaben, die uns bei den klassischen Autoren begegnen.
Erstens Theophr. h. pl. V 9, 4 τέμνουσι δὲ καὶ ζητοῦσιν εἰς τὰς ἀνθρακιὰς τὰ εὐθέα καὶ τὰ λεῖα· δεῖ γὰρ ὡς πυκνότατα συνθεῖναι πρὸς τὴν κατάπνιξιν. ὅταν δὲ περιαλείψωσι, τὴν κάμινον ἐξάπτουσι παρὰ μέρος παρακεντοῦντες ὀβελίσκοις. Ich übersetze: ‚Man spaltet das Holz und sucht die geraden und astlosen Scheite für die Meiler aus. Denn zum Schwelen muß man die Scheite so dicht wie möglich nebeneinander stellen. Nachdem man die zusammengebrachten Scheite verschmiert hat, setzt man den Meiler Teil für Teil in Brand, indem man mit Spießen Löcher von der Seite sticht.‘
[1040] Theophrast bietet hier zwei Worte für Meiler: ἀνθρακιά ,Kohlenhaufen‘, das auf das Resultat geht und κάμινος ,Ofen‘, das eigentlich die Decke bezeichnet, insofern sie dieselbe Punktion hat wie ein Ofen. Im Texte setze ich das Komma hinter περιαλείψωσι und nicht hinter κάμινον, denn erst nach der Verschmierung steht ein Ofen da. Wegen ἀνθρακιά vgl. d.-hess. das kohle, kohlenhaufen ,Kohlenmeiler‘, russ. úgolinja, úgolinaja kúca ,Kohlenmeiler‘, von úgoli ,Kohle‘ kúca ,Haufe‘. Wegen κάμινος vgl. ngr. καρβουνοκάμινον ,Kohlenmeiler‘.
Zweitens Theophr. h. pl. IX 3, 1 τὴν δὲ πίτταν καίουσι (sc. οἱ περὶ Μακεδονίαν) τόνδε τὸν τρόπον· ὄταν κατασκευάσωσιν ὁμαλῆ τόπον ὥστερ ἅλω ποιήσαντες ἔχουσαν εἰς τὸ μέσον συρροὴν καὶ ταύτην ἐδαφίσωσι, κατασχίσαντες τοὺς κορμοὺς συντιθέασι παραπλησίαν σύνθεσιν τῆς τῶν ἀνθρακευόντων πλὴν οὐκ ἔμβοθρον ἀλλὰ τὰς σχίζας ὀρθὰς πρὸς ἀλλήλας ὥστε λαμβάνειν ὕψος αἰεὶ κατὰ πλῆθος ... συνθέντες οὖν αὐτὴν οὕτως καὶ κατασκεπάσαντες ὕλῃ γῆν ἐπιβαλόντες κατακρύπτουσιν ὅπως μηδαμῶς διαλάμψῃ τὸ πῦρ ...ὑφάπτουσι δὲ κατὰ τὴν ὑπολειπομένην δίοδον. Ich übersetze: ‚Man brennt in Makedonien Teer auf folgende Weise. Man richtet einen Platz gleichmäßig zu, macht ihn wie eine Tenne, die einen Zusammenfluß (nämlich des Teers) in die Mitte gestattet, und schlägt die Tenne fest. Man spaltet sodann die Kienklötze und baut einen Meiler ähnlicher Art wie bei dem K.-Brennen, aber nicht mit Schacht (d. i. Quandel), sondern mit den Scheiten aufrecht nebeneinandergestellt, so daß der Meiler immer Haufe für Haufe (d. i. Etage für Etage) in die Höhe schießt. Nach diesem Bau deckt man den Meiler mit einer Decke von Reisig und darauf geschlagener Erde, so daß das Feuer keineswegs herausschlagen kann. Man zündet den Meiler von unten in der offengelassenen Gasse an‘.
Theophrast nennt den Meiler hier eine Zusammenstellung (σύνθεσις). Er besteht aus mehreren übereinandergelegten Haufen (πλήθη), also aus mehreren Etagen. Dem deutschen Wort Stoß, das laut Gayer 436 der technische Terminus ist, liegt eine ähnliche Anschauung zugrunde. Die Höhe des Meilers, die Theophrast auf 50 bis 60 Ellen angibt, läßt auf eine beträchtliche Anzahl von Etagen schließen. Der Teermeiler ist im Bau dem K.-Meiler ähnlich, weicht aber in zwei Stücken, die indessen verschiedene Seiten einer und derselben Sache sind, von ihm ab. Erstens: der letztere hat inwendig einen vertikalen Schacht oder Quandel (βόθρος), der erstere aber nicht. Zweitens: bei dem ersteren stehen die Scheite aufrecht nebeneinander, bei dem letzteren aber alle nach dem pyramidenförmigen Quandel zu geneigt. Anläßlich des Quandels möchte ich hervorheben, daß die Gasse (δίοδος, worin das Anünden geschieht, sich am Boden horizontal von dem Rande zu der Mitte erstreckt und bei dem Bau des Meilers offen geblieben ist. Auf die Beschreibung Theophrasts paßt ausgezeichnet die Abbildung eines russischen Teermeilers in drei Etagen, die man findet bei Rejmers Om kolning och tjärufabrikation (Stockholm 1868) 16.
Soviel ich urteilen kann, ist dem fraglichen Texte bisher kein rechtes Verständnis zuteil geworden [1041] So übersetzt Lenz Botanik 376 ἔμβοθρος durch ,nur nicht so hohl‘. Blümner Technologie II 351 N. 8 bezeichnet das als sicher falsch, gesteht aber selbst nicht zu wissen, was mit dem Ausdruck gemeint ist.
Drittens Plin. n. h. XVI 23 acervi consertis taleis recentibus luto caminantur, accensa strue contis pungitur durescens calyx atque ita sudorem emittit. Ich übersetze: ,Die Haufen (nämlich insofern sie je eine Etage bilden) bekommen eine Decke, die aus einer Verbindung von frischen Reisern mit lehmhaltiger Erde besteht; nach dem Anzünden des Meilers werden mit Stangen Löcher in die erhärtende Decke gestochen und sie läßt auf diese Weise den Schweiß (nämlich des Meilers) hervor.‘
Bei Plinius heißt der Meiler strues ,Haufen‘, was in gr. σύνθεσις sein Gegenstück hat. Vgl. ital. mucchio ,Haufen‘ und ,Kohlenmeiler‘, franz. meule ,Schober‘ und ,Kohlenmeiler‘. Das Verbum caminantur setzt caminus ,Ofen‘ als eine andere Benennung voraus. Vgl. span. horno ,Ofen‘ de carbones, port. forno ,Ofen‘ de fazer carvâo. Auf den ersten Blick hin nimmt sich der Plural acervi, der alsbald durch den Singular strues wieder aufgenommen wird, ein wenig eigentümlich aus. Man dürfte aber nur an den Teermeiler des Theophrast zu erinnern brauchen, und die Übereinstimmung mit den von ihm erwähnten Haufen (πλήθη) muß sofort in die Augen springen. Der K.-Meiler (strues) hat demnach hier mehrere Etagen (acervi). Wie viele erfahren wir leider nicht. Die Worte consertis taleis luto sind auf die Konstruktion consero taleas luto zurückzuführen. Der Ausdruck des Plinius beruht also darauf, daß ihm ein Durchschnitt der Decke vorschwebt. Eine besondere Aufmerksamkeit verdient der Schluß des fraglichen Passus: durch die gestochenen Rauchlöcher soll der Schweiß hervordringen. Wie man z. B. bei Rejmers 11 sehen kann, sagen die modernen Köhler, daß der Meiler schwitzt, wenn die Decke feucht wird, was schon im Anfang des K.-Brennens eintrifft. Sie stechen Löcher in die Decke erst, wenn diese hiernach trocken und hart geworden ist. Da das Schwitzen eine sehr charakteristische Erscheinung ist, dürfte man sich die Vermutung erlauben können, daß Plinius das Meilerverfahren aus eigener Anschauung nicht kennt, sondern eine schriftliche Quelle ohne gehörige Achtsamkeit benutzt.
Es begegnen hier zwei griechische Lehnwörter: caminus und calyx. Das letztere tritt in einer Bedeutung auf, die man im Griechischen freilich nicht belegen kann, aber da, wenigstens für die ältere Zeit, voraussetzen muß. Alles dürfte dafür sprechen, daß die Entlehnung sich nicht auf die sprachliche Seite beschränkt. Wenn man von der sog. Rennarbeit absieht, kann Eisen ohne Holz-K. nicht dargestellt werden. Die älteste Geschichte dieses Metalls bleibt aber noch in Dunkel gehüllt. Es ist unter diesen Umständen begreiflich, daß wir nicht sagen können, woher der K.-Meiler in letzter Reihe stammt.
Theophr. h. pl. V 9, 1 stellt die Forderung an eine gute K., daß sie hart sein soll, so daß sie lange dauert und große Brennkraft hat. Diese Eigenschaften leitet er aus der Dichte des [1042] gebrannten Holzes her, die ihrerseits von der Art, dem Alter und dem Standort der verwendeten Bäume bedingt wird. Eine sehr gute K. liefern der Mehlbeerbaum (ἁρία), die Eiche (δρῦς) und der Erdbeerbaum (κόμαρος). Es sind ferner junge Exemplare den alten vorzuziehen und die, welche in ihrem Mittelalter stehen, besonders zu empfehlen. Geeigneter werden sie endlich in sonnigen, trockenen und nördlichen Gegenden als in denjenigen entgegengesetzter Beschaffenheit. Wenn von den genannten Baumarten abgesehen wird, so gilt das alles bis auf eine Ausnahme noch heute: die Rolle, die der Standort spielt, ist Gegenstand verschiedener Meinungen. Vgl. Gayer 42ff. 445f. Als weich, aber wie aus dem Zusammenhang erhellt, noch gut, bezeichnet Theophr. h. pl. V 9, 2 die K. vom Walnußbaum (καρύα) und Kiefer (πίτυς). Unsere Praxis macht keinen solchen Unterschied zwischen hart und weich, sondern nennt alle gute K. hart. Es wäre natürlich von großem Interesse, zu kennen, wie es sich mit der Dichte in dieser und in der vorigen Gruppe verhält. Aber soviel ich weiß, liegen keine Analysen für die fraglichen griechischen Bäume vor. Theophr. h. pl. III 8, 7 erkennt eine schlechte K. daran, daß sie unter Hüpfen und Funkensprühen verbrennt — also ganz wie bei uns, vgl. Gayer 446 — und man bekommt sie nach ihm h. pl. III 8, 5. 7, vgl. Plin. n. h. XVI 23 von gewissen Eichenarten wie Traubeneiche (πλατύφυλλος) und der Zerreiche (ἁλίφλοιος).
Theophr. de igne 37 berichtet, daß man eine Preß-K. (ἄνθραξ στιπτός) herstellte und dadurch eine größere Brennkraft erhielt. Wir müssen hierbei voraussetzen, daß vor der Pressung die Holz-K. in Pulverform gebracht und ihr ein Bindemittel — ungewiß welches — beigemischt wurde.
Die Verwendung, welche die Holz-K. im Altertum fand, war eine ebenso vielfache und wenigstens zum Teil dieselbe wie heute.
Theophrast sagt h. pl. V 9, 2 πρὸς ἔνια γὰρ ζητοῦσι τοὺς μαλακοὺς οἷον ἐν τοῖς σιδηρείοις τοὺς τῆς καρύας τῆς εὐβοϊκῆς, ὅταv ἤδη κεκαυμένος ᾗ, καὶ ἐν τοῖς ἀργυρείοις τοὺς πιτυῗvους· χρῶνται δὲ καὶ αἱ τέχναι τούτοις. Weiche K. wurde in den Eisenhütten, Silberhütten und in anderen Gewerben benutzt. Statt αἱ τέχναι hat man nämlich zu lesen ἄλλαι τέχναι, was paläographisch eine sehr leichte Änderung ist. Nach V 9, 1 diente nun die harte K. in den Silberhütten zur ersten Schmelzung. Das Silbererz wurde also erst mit harter und dann mit weicher K. behandelt. Mehlbeerbaum, Erdbeerbaum, Eiche und Kiefer waren in Griechenland heimisch. Es gab auch Silbergruben im Lande, vor allem im Lauriongebirge in Attika. Bei dem Eisen wird die fragliche Prozedur ausdrücklich als die zweite bezeichnet. Sie geschieht mit der weichen K. von dem euböischen, also einheimischen Walnußbaum. Die erste findet man erwähnt in den Worten ὅταv ἤδη κεκαυμένος ᾗ sc. ὁ σίδηρος. Was man hierunter zu verstehen hat, dürfte sich aus der Analogie mit dem Silber ergeben. Und es heißt nun h. pl. IV 8, 5 τῇ ῥίζῃ (sc. τοῦ σάριος) δὲ οἱ σιδηρουργοὶ χρῶνται· τὸν γὰρ ἄνθρακα ποιεῖ χρηστὸν διὰ τὸ σκληρὸν εἶναι τὸ ξύλον, vgl. Plin. n. h. XIII 128, wo der Name nicht sari, sondern [1043] saripha lautet. Allem Anschein nach wurde das Eisenerz zuerst mit der harten K. von der Wurzel des Sari geröstet. Nach Theophrast ist die Saripflanze auf Ägypten beschränkt. Soviel ich sehe, lassen sich diese Verhältnisse nur dadurch erklären, daß die Griechen zur Zeit des Theophrast geröstetes Eisen nicht darstellten, sondern von auswärts bezogen. Diodor. V 13 berichtet, daß man auf Elba das Eisenerz vor der Ausfahr röstete. Das Rösten (καίειν) war mit einer Art Schmelzen (τήκειν) verbunden, wodurch schwammähnliche Stücke mäßiger Größe entstanden. Ägypten und Elba waren natürlich nicht die einzigen Orte, von wo geröstetes Eisen den Griechen zukommen konnte. Das rechte Licht fällt dann auf eine eigentümliche Tatsache. Ich meine die, daß die griechischen Schriftsteller von einheimischer Eisengewinnung schweigen. Aber mit einer einzigen Ausnahme, die indessen bezeichnend genug ist: nachdem Strab. X 1, 9 von den Eisen- und Kupferbergwerken auf Euboia gesprochen hat, fügt er hinzu, daß sie nunmehr aufgelassen sind. In den Fällen, wo Eisenlager in Griechenland sichere Spuren von Bearbeitung zeigen, dürfte man anzunehmen haben, daß diese einer älteren Zeit gehört. Der Grund kann kaum ein anderer sein als der, daß der Preis der Einfuhrware sich niedriger stellte.
Von den Schmieden berichtet Theophr. h. pl. V 9, 3, daß sie die weiche K. der harten vorzogen, und h. pl. III 8, 7, daß sie sogar die schlechte nicht verschmähten. In den beiden Fällen gibt er als Grund an, daß die K. verlischt, sobald das Blasen aufhört, und so wenig verbraucht wird. Braun-K. bei den Schmieden wird unten zur Sprache kommen.
In der chemischen Technik, wie sie von P. Leid. X, P. Holm, und Alch. gr. vertreten wird, findet man für einige Prozeduren Holz-K. vorgeschrieben. Von einem gewissen Interesse sind hierbei zwei Stellen: P. Holm. ζ 15 ἕψε μαλακοῖς ἄνθραξι ,koche auf weichen Kohlen‘ und Alch. gr. 359, 27 τίθει ὑπὸ (lies ὑπὲρ) μέσων καρβώνων ‚setze über mittelkräftige Kohlen‘. Diese Stellen liefern den Beweis, daß der Unterschied, den Theophrast, wie wir soeben sahen, zwischen harter, weicher und schlechter K. macht, von der gewerblichen Praxis stammt.
Bei dem Bau des großen Artemistempels in Ephesos wurde nach Diog. Laert. II 9, 103 dem 51 Fundament eine Schicht von Holz-K. untergelegt. Das geschah auf den Rat des Theodoros von Samos, der die Ansicht hegte, daß die K. ihre Holzsubstanz verloren hätte und deshalb eine feste, der Feuchtigkeit unzugängliche Masse bildete. Plin. n. h. XXXVI 95 erwähnt zu unterst festgestampfte K. und darüber, was eigentümlich klingt, noch Vließe. Die Ausgrabungen haben insofern diese Angaben nicht bestätigt, als keine Spuren weder von Holz-K. noch von Vließen getroffen worden sind. Siehe oben Bd. V S. 2807. Vitr. III 4, 2 (vgl. Augustin. civ. Dei XXI 4) empfiehlt, die Zwischenräume zwischen den Pfählen, die an sumpfigen Plätzen die Grundmauern tragen sollten, durch Holz-K. auszufüllen. Ein berühmtes Beispiel dieser Bauart ist Ravenna, worüber Vitr. II 9, 11.
Ein Estrich, der nach griechischer Art für [1044] im Winter zu benutzende Speisezimmer gefertigt wurde, bestand laut Vitr. VII 4, 5 aus drei Schichten und die mittlere ihrerseits aus herbeigeschafften und dicht gestampften K. (congestis et spisse calcatis carbonibus). Blümner III 166 redet von einer ‚Schicht kleingemachter und reichlich mit Kalk vermischter Kohlen‘. Wie er zu dieser Auffassung gekommen ist, weiß ich nicht. Holz-K. diente zur Heizung nicht nur in Wohnhäusern, sondern auch in den öffentlichen Badeanstalten. Ich begnüge mich, hierbei auf die Art. Heizung o. Bd. VII S. 2646ff. und Hypocaustum o. Bd. IX S. 333ff. zu verweisen.
Die enkaustischen Maler machten in K.-Becken Metallstäbe glühend, um das aufgetragene Wachs einzuschmelzen, worüber o. Bd. V S. 2576. Echtes Indigo wurde, wie o. Bd. IX S. 1367 erwähnt, zur Probe auf K. erhitzt. Um eine schwarze Farbe schnell zu bereiten, rät Vitr. VII 10, 3, vgl. Plin. n. h. XXXV 43 dieses Verfahren an: man verbrennt Reisig oder Kienspäne und löscht sie aus, sobald sie zu K. geworden sind, zerstößt dann die K. in einem Mörser und vermischt sie mit Leim. Die Worte Plin. n. h. XXXV 41 inventi sunt pictores qui carbones infestatis sepulchris effoderent sind von John Malerei der Alten 139 mißverstanden, aber von Blümner IV 516 N. 1 auf die Holz-K., die am Grabe nach der Verbrennung der Leiche zurückblieb, mit Recht bezogen worden. Die Bestimmung infestatis hat wohl keinen anderen Zweck, als die Geziertheit der betreffenden Maler ins rechte Licht zu setzen. Aus Horat. sat. II 7, 98 folgt, daß K. zu Zeichnungen benutzt wurde. Die K. dürfte dabei die Gestalt von Stiften gehabt haben, deren Herstellung auf dieselbe Weise wie heute aller Wahrscheinlichkeit nach geschah. Denn die K., womit Apelles nach der berühmten Anekdote Plin. XXXV 89 zeichnete, darf billig für einen zufälligen Notbehelf gelten.
Aus der Medizin begnüge ich mich zu nennen Plin. n. h. XXVI 118, wo K. gegen Karbunkel vorgeschrieben wird. Wir haben es hier mit einer sympathetischen Kur zu tun, die ausschließlich auf der Gleichheit der Namen basiert.
Übrig bleibt noch die Stein-K. Daß sie den Alten bekannt war und von ihnen auch verwendet wurde, geht aus einigen Stellen bei Theophrast de lapidibus zur Genüge hervor. Erstens de lap. 16 οὗς (sc. λίθους) δὲ καλοῦσιν εὐθὺς ἄνθρακας τῶν ὀρυττομένων διὰ τὴν χρείαν, εἰσὶ γεώδεις, ἐκκαίονται δὲ καὶ πυροῦνται καθάπερ οἱ ἄνθρακες ...εἰσὶ δὲ περὶ τε την Λιγυστικὴν ὅπου καὶ τὸ ἤλεκτρον καὶ ἐν τῇ Ἠλείᾳ βαδιζόντων Ὀλυμπίαζε τὴν δι’ ὄρους, οἷς καὶ οἱ χαλκεῖς χρώνται. Ich übersetze: ‚Unter den Steinen, die des Nutzens wegen gegraben werden, sind diejenigen, die man schlechthin K. nennt. Sie sind erdig, werden aber wie die K. angezündet und verbrannt. Sie finden sich in Ligurien an denselben Stellen wie Bernstein und in Elis da, wo die Bergstraße nach Olympia geht. Sie werden auch von den Schmieden verwendet‘. Von Steinen, die man K. nennt, ist offenbar der Weg nicht weit zu der Zusammensetzung Stein-K. Wie Lenz Mineralogie 19 aus dieser Stelle die Benennung Erd-K. herausbekommen kann, ist mir unverständlich. Die Sorte, die hier gemeint wird, bestimmt sich [1045] dadurch, daß Braunkohlenlager teils bei Goumeron, in der Nähe von Olympia, teils im Westen des alten Liguriens, z. B. bei Aix nachgewiesen sind. Ob die Verwendung auf die Schmiede beschränkt war, geht aus dem Wortlaut nicht klar hervor. Zweitens de lap. 13 ὃν δὲ καλοῦσι σπῖνον, ὃς ἦν ἐν τοῖς μετάλλοις, οὗτος διακοπεὶς καὶ συντεθεὶς πρὸς ἑαυτὸν ἐν τῷ ἡλίῳ τιθέμενος καίεται καὶ μᾶλλον ἐὰν ἐπιψεκάσῃ καὶ περιγάνῃ τις. Lenz bemerkt S. 18: Haufen von Stein- und Braun-K., die mit Eisenkies gemischt und feucht sind, entzünden sich leicht, wenn sie von der Luft berührt werden, von selbst, d. h. durch in ihnen vorgehende chemische Zersetzungen und Verbindungen. Die Worte ἦν ἐν τοῖς sind allem Anschein nach fehlerhaft überliefert. Auf (Arist.) Mir. 41, 833 a 23 ist natürlich kein Verlaß, da diese späte Schrift u. a. unachtsame Exzerpte aus Theophrast enthält. Drittens de lap. 12, wo mir indessen mehreres unklar vorkommt. So vor allem οἱ περὶ Βίνας ἐν τῷ μετάλλῷ οὓς ὁ ποταμὸς καταφέρει und ἀνθρακοῦνται τῇ καύσει. Lenz 18 nimmt auch hier Stein- oder Braun-K. an, läßt aber in seiner Übersetzung aus, was ich als besonders unklar hervorgehoben habe. Lenz 77. 151 erblickt in dem thrakischen Stein Diosc. de mat. med. V 129 usw. eine Stein-K. und in dem Gagat Diosc. de mat. med. V 128. Plin. n. h. XXXVI 141 usw. eine braunschwarze oder schwarze Braun-K.
Unter der benutzten Literatur ist Blümner Technologie besonders hervorzuheben.
[Lagercrantz.]
Anmerkungen (Wikisource)
Transkription siehe http://www.agrokarbo.info/paulys-realencyclopaedie-der-classischen-altertumswissenschaft/
Anmerkung WS im Artikel Pech, Bd. XIX, S. 1-5:
A. Schramm führt aus: Zu der Übersetzung, die Lagercrantz o. Bd. XI S. 1041 gegeben hat, möchte ich folgendes bemerken: Ich übersetze taleae mit ‚Holzscheite‘, die aneinander gestellt werden (conserere); es sind keine Reiser. acervi wird wohl am richtigsten mit ‚Holzstöße‘ übersetzt. Sie werden ,zur Feuerstätte‘ mittels feuchter Erde (luto) etagenweise ‚aufeinandergesetzt‘ (caminantur). So entsteht ein Meiler (strues) mit einem Mantel (calyx) aus feuchter Erde, der natürlich durch das Feuer im Inneren des Meilers nach und nach austrocknet und erhärtet.
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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