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Kitharistes (Κιθαριστής Ptolem.), d. h. Zitherspieler, in lateinischen Schriftquellen Citharista (Plin. d. Ä. Itin. Ant., vgl. Zosimus; mit griechischer Endung Citharistes: Mela), Vorgebirge und nach diesem benannter Hafenort an der Mittelmeerküste der einstmaligen Gallia Narbonensis, zwischen Marseille und Toulon, wohl das heute Bec de l’Aigle benannte Vorgebirge mit dem in der Nähe gelegenen Küstenort La Ciotat (s. u.), nicht aber Cap Sicié; der Name scheint später übertragen auf den landeinwärts gelegenen Ort Ceyreste. Vgl. Desjardins a. a. O. I Taf. V. Kiepert in CIL XII Tab. I Of und FOA XXV Lm. Der Art. Citharista o. Bd. III S. 2608 (vgl. Holder Altc. Spr. I 1034) ist durch die hier vorliegende Zusammenstellung zu ergänzen und zu verbessern. Das Vorgebirge wird ausdrücklich nur von Ptolem. II 10, 5 genannt: ὁ Κιθαριστὴς τὸ ἄκρον mit Bestimmung seiner Lage auf 25° Länge und 42° 30′ Breite (vgl. Kiepert FOA XXXV). In Avien. or. marit. 693 (703): terga celsum prominens, quod incolentes Cecylistrium vocant (es folgt Massilia) hat Voss Cecylistrium verbessert in Citharistium; vgl. auch o. Bd. III S. 1821. Den Hafenort nennen Mela II 77 (vorher sind aufgezählt Antipolis, jetzt Antibes, und Forum Iuli, jetzt Fréjus) tum post Athenopolim et Olbiam et Tauroin (so hat statt des überlieferten laurion Kapp hergestellt; die Stadt hieß Tauroention oder ähnlich) et Citharisten et Lacydon Massiliensium portus et in eo ipsa Massilia; Plin. n. h. III 34: in ora Massilia ...., Citharista portus ....; Itin. Ant. Aug. marit. 506, 3–4: a Carsicis Citharista portus mi(lia) p(lus) m(inus) XVIII, a Citharista portu Aemines positio mpm VI, a portu Aemines usw. (vgl. o. Bd. III S. 1615 und Bd. I S. 593. Miller Itin. Rom. p. LXVIII, der p. LXXV Aemines im heutigen Ciotat ansetzt), var. Citarista, Cytharista. Die landeinwärts gelegene Ortschaft Ceyreste ist gemeint in zwei Briefen des Papstes Zosimus vom J. 417, gleichlautend Mon. Germ., Epist. III 6, 14 = 8, 38: Arelatensis ecclesia, quae sibi Cytharista (Cytarista) et Gargarium parrocias (parrochias) in territorio (territurio) suo sitas incorporari iure desiderat, sowie Vita Caesarii episcopi Arelatensis II 21 (Act. Sanct. Aug. VI: II 17), Mon. Germ., Script. rer. Meroving. III 492: cum ad Citaristanam parrochiam venisset visitandam; vgl. die Anm. zu Mon. Germ. a. a. O. Daß die verlegte Ortschaft den alten Namen weiterführt und daß die Stätte der alten Siedelung als ‚die Stadt‘ (la Ciotat geht zurück auf den Akkusativ Civitatem als romanischen ‚Normalkasus‘) oder ‚Alte Stadt‘ bezeichnet wird, läßt sich auch sonst belegen (vgl. z. B. CIL XI 1 p. 424. 524. 534). Ceyreste ist Fundort der Grabschrift CIL XII (Add.) 5762. Die Fundangabe zu CIL XII 397, bei La-Ciotat, bezieht sich auf die Trümmerstätte Tarente, Tarento, d. h. Tauroention (Desjardins a. a. O. I 188. Hirschfeld CIL XII p. 53f.). – De Vit Onomasticon II 295. Desjardins Géogr. de la Gaule rom. I 186f. 190. II 169f. u. ö. (s. Table IV 251). C. Müller Ausg. des [530] Ptolemaios I 1 S.238f. Holder Altcelt. Sprachsch. I 1034 hat den Namen zweifelnd unter die keltischen eingereiht mit dem Zusatz: ‚wol griechisch oder wenigstens gräcisiert‘; doch unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß die Benennung des Vorgebirges im Bereich der griechischen Kolonie Massalia auf griechische Seefahrer zurückzuführen ist. Jullian Bull. épigr. VI (1886) 28–30 hält das vereinzelt auf einem Hügel nördlich von La Ciotat gelegene Dorf Ceyreste nicht für eine durch Umsiedlung entstandene Neugründung, sondern wegen seiner Lage für ein altes gallisches Oppidum mit einem zugehörigen Hafen, heute La Ciotat, auf welchen letzteren Ort die Bedeutung des früheren Hauptortes übergegangen sei. Diese Ansicht ist nur haltbar, wenn im Ortsnamen K. volksmäßige Umdeutung eines keltischen Namens vorliegt. – La Ciotat (Ciotad) heißt auch die alte Stätte des Hauptortes der Elusates bei dem jetzigen Eauze in der Gascogne, vgl. CIL XIII p. 72 und nr. 555. Vgl. auch den Ortsnamen Villevieille, wie besonders bei Sommières (Dép. Gard) der Fundort von CIL XII 4160ff. u. a. (vgl. p. 976), sowie von Espérandieu Recueil (I) nr. 833 und (III) nr. 2694. 2707ff. 2712. 2716. 2719 heißt. Die Stelle der verlassenen Stadt Sentinum in der Nähe der an ihre Stelle getretenen Stadt Sassoferrato in Umbrien heißt noch heute ‚Civita‘, CIL XI 2 p. 838 Col. II. Zum Namen K. vgl. auch Gröhler Ursprung u. Bedeutung der französ. Ortsnamen [ = Samml. romanischer Elementar- u. Handbücher, herausg. von Meyer-Lübke V 2, 1 (Heidelberg 1913)] 69f.
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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