Joppe (יָפוֹ und יָפוֹא Jos. 19, 46. Esra. 3, 7. 2. Chron. 2, 15. Jona 1, 3, bei den LXX Ιόππη), eine sehr alte See- und Hafenstadt Palästinas, schon erwähnt bei den Ägyptern unter Tutmosis III. (Ed. Meyer ZATW VI 2. Müller Asien u. Europa 1893, 159) und in den Amarnabriefen (Clauss Ztschr. d. Deutsch.Pal. Ver. XXX 32), das heutige Jâfâ, Jaffa, die Hafenstadt für Jerusalem, mit dem J. durch Eisenbahn verbunden ist. Was der Name J. bedeutet, ist unsicher; von den Hebräern mag er als die ‚Schöne‘ gedeutet worden sein. Ein alter Fischmythus läßt in J. die Andromeda, die Tochter des Kepheus und der Ioppe, an die Felsen von dem Meerungeheuer geschmiedet sein, bis sie von Perseus [1902] erlöst wurde (Strab. XVI 758f. Joseph. bell. Iud. III 9, 3. Plin. V 13, 14. 31, 34); deshalb wird auch nach der Legende der Prophet Jona bei J. von dem Riesenfisch verschlungen und wieder ausgespieen (H. Schmidt Jona 1907). Jos. 19, 46 ist J. benachbart dem Stammgebiet von Dan. Nach Einwanderung der Philister mag die Stadt diesen zuerst gehört haben. Zur Zeit Salomos gehört sie aber den Phoinikiern, 2. Chron. 2, 15, deren König Hiram von Tyrus nach hier das Holz vom Libanon in Flößen übers Meers für den Tempelbau Salomos bringt. Nach der phoinikischen Inschrift des Eschmunazar Z. 18f. (CIS I 9ff.) wurde J. zusammen mit Dôr von einem der Ptolemäer den Sidoniern gegeben. Wann Juden in J. sich zuerst ansiedelten, bleibt ungewiß. Nach 2. Makk. 12, 3ff. soll Judas, der Makkabäer, eine Untat der Bewohner von J. gegen seine Glaubensgenossen durch Verbrennung des Hafens und der Schiffe blutig gerächt haben. Im J. 147/6 eroberte Jonathan die Stadt und zwang die syrische Besatzung zum Abzug, 1. Makk. 10, 74ff. Sein Bruder Simon besetzte sie mit jüdischen Truppen, befestigte die Stadt und baute den Hafen aus, 1. Makk. 12, 33f. 13, 11. 14, 5. 34. 15, 28ff. Seit Simons Zeit war J. erst eigentlich eine jüdische Stadt. Von Pompeius wurde J. den Juden genommen, wodurch diese vom Meer abgeschnitten waren (Joseph. ant. Iud. XIV 4, 4; bell. Iud. I 7, 7); von Caesar wurde J. den Juden zurückerstattet (Joseph. ant. Iud. XIV 10, 6). In den J. 34–30 gehörte J. der Kleopatra‚ von da ab aber dem Herodes (ant. XV 7, 3; bell. Iud. I 20, 3) und später dem Archelaos (ant. XVII 11, 4; bell. Iud. II 6, 3). Das Christentum verbreitete sich in J. früh. Zur Zeit der in der Apostelgesch. 9, 36ff. 10, 5ff. 11, 5ff. erwähnten Ereignisse stand J. unter römischen Prokuratoren. Im jüdischen Krieg wurde J. von Cestius Gallus zerstört (bell. Iud. II 18, 10), bald aber wieder aufgebaut, von Vespasian jedoch wegen der hier hausenden Seeräuber zum zweiten Male erobert (bell. Iud. III 9, 2ff.) und neu gegründet, worauf eine Münze mit der Aufschrift Ιοππης Φλαουιας aus der Zeit Antonius Elagabals führt (vgl. Schürer Gesch. d. jüd. Volkes II⁴ 132, 154). Vermutlich ist J. in der nächsten Zeit wieder eine vorwiegend heidnische Stadt gewesen. Bischöfe von J. sind seit dem 5. Jhdt. bekannt. Von den Kreuzfahrern wurde das Bistum erneuert und J. zu einer Grafschaft erhoben. Während der Kreuzzüge wechselte J. öfters seinen Herrn. 1267 wurde es von dem Sultan Bibars ganz zerstört. Der Aufschwung J.s beginnt erst mit Ende des 17. Jhdts. Zu dem modernen Jafa, berühmt durch seine Orangenhaine, vgl. Bädeker Paläst. u. Syr.⁷ 6ff.
[Beer.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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