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66) C. Iulius Antiochus Epiphanes, ein Sohn [160] des letzten Königs von Kommagene, (C. Iulius) Antiochus IV. (Epiphanes).

Quellen. Über ihn berichtet ausführlich Josephus, genannt ist er auch bei Tacitus. Von Inschriften kommen die am Grabdenkmal seines Sohnes Philopappos in Betracht, das auf dem Museion von Athen noch jetzt zum größten Teil erhalten ist, CIL III 552, vgl. 7278 = IG III 557 = Dessau I 845 = Dittenberger Syll. or. I 409–413 (im folgenden nur nach CIL zitiert), ferner die Inschrift des C. Velius Rufus, S.-Ber. Akad. Berl. 1903, 817 = Dessau III 9200 (Heliopolis = Baʿalbek). Die Münzen sind am vollständigsten gesammelt hei Babelon Les Rois de Syrie S. 222f., 38-46 pl. XXX 16–19; vgl. Head HN² 714. 722. 728. 776.

Name, Titel und Familie. Als Epiphanes, Sohn des Königs Antiochos, erwähnt ihn Joseph. bell. Iud. VII 221. 232. 236. 241; ant. Iud. XIX 1355. XX 139 (Epiphanes Antiochos bell. V 460) und die Inschrift des Velius Rufus. Ebenso und überdies noch mit dem Königstitel wird er CIL III 552 III angeführt (in der kurzen griechischen Inschrift des Philopappos, CIL III 552 I lautet die Vatersangabe einfach Ἐπιφάνους), als rex Epiphanes bezeichnet ihn auch Tac. hist. II 25 (vgl. Heraeus und Wolff z. St.), als βασιλεὺς μέγας Ἐπιφάνης erscheint sein Name neben dem seines mit dem gleichen Titel bedachten Bruders auch auf Münzen aus Selinus in Kilikien, Rev. numism. 1883, 143-145 pl. IV 8. Babelon 222, 38 pl. XXX 16. Hingegen sind die Münzen aus Sebaste-Elaiussa, deren Rückseite den Namen und das Bildnis seiner Mutter Iotape aufweist, Babelon 221, 31 pl. XXX 13 (und wohl auch 221, 30 pl. XXX 12 sowie Mionnet Suppl. VIII 101f., 7) = Mionnet V 132, 21 in Wahrheit auf seinen Vater Antiochus IV. zu beziehen; s. Imhoof-Blumer Zur griechischen Münzkunde (1898) 31, 21. Den Namen C. Iulius konnte man früher schon aus der Namensangabe bei seinem Sohn ersehen, wo wenigstens der Vorname des I. ausdrücklich überliefert ist, CIL III 552 ΙΙ; jetzt finden wir den Namen C. Iulius auch bei seinem Vater, Pap. Lond. IΙΙ 216, 1178 (= Wilcken Chrest. nr. 156), Z. 21, so daß nun auch das Gentile für I. bezeugt ist. Vater und Sohn führten also genau die gleichen Namen, nur daß bei jenem Antiochus, bei diesem Epiphanes der Hauptname ist. Dieselben vier Namen und dazu noch Philopappos treffen wir bei seinem Sohn an, auf den daher ohne Zweifel auch IG ΙΙΙ 78. 238 a (p. 494). V 2, 524 zu beziehen sind; IG ΙΙΙ 1020 gehört nicht her. Die Zugehörigkeit des Philopappos zur Tribus Fabia wird natürlich auch für I. zutreffen, vgl. Dessau zu I 844. Wir kennen somit von seiner näheren Familie seinen Vater, den König Antiochus IV. (s. Wilcken o. Bd. I S. 2490f.), seine Mutter, Iotape (Philadelphos), die Gemahlin und zugleich Schwester dieses Königs, seinen Bruder Kallinikos, seinen Sohn Philopappos; von seinen Schwestern (vgl. Joseph. bell. Iud. VII 234) kennen wir nur eine, der Mutter gleichnamige, s. o. Iotape Nr. 4 und 5.

In jungen Jahren wurde I. mit Drusilla, der Tochter des Judenkönigs Agrippa I., noch bei dessen Lebzeiten (er starb 44 n. Chr.; damals [161] war Drusilla erst 6 Jahre alt) verlobt, Joseph. ant. Iud. XIX 354f. Doch machte I. nachher die Verlobung rückgängig, weil er sein Versprechen, den jüdischen Glauben und insbesondere die Beschneidung anzunehmen, nicht erfüllen wollte, und Drusillla vermählte sich im J. 53 mit dem König Azizos von Emesa, Joseph. XX 139. Wer später die Gemahlin des I. und Mutter des Philopappos wurde, ist uns nicht überliefert.

Schicksale. So wie sein Vater sich stets als treuer Klientelfürst des Römerreichs erwiesen hatte, so sehen wir auch I. im Dienste der römischen Kaiser. In dem Gefecht ad Castoris (Anfang April 69) kämpft er tapfer für Othos Sache gegen die Vitellianer und wird hier verwundet, Tac. hist. II 25. Das folgende Jahr sieht ihn im Belagerungsheer des Titus vor Jerusalem; er befehligte da sein Hilfskorps, die sogen. Makedones, eine aus ganz junger, erlesener Mannschaft bestehende Leibwache. Seinem ungestümen Drängen gab Titus nach und gestattete ihm, zur Erstürmung der Festungsmauern vorzugehen; doch wurde dieser Angriff unter schweren Verlusten abgeschlagen, Joseph. bell. Iud. V 460–465 (Mai oder Juni 70; vgl. 466: am 29. Artemisios); Tac. hist. V 1 auxilia regis Antiochi.

Obwohl so I. und sein Vater zu wiederholtenmalen ihre treue Gesinnung für Kaiser und Reich, insbesondere für Vespasian (vgl. auch Tac. hist. II 81), bewährt hatten, fielen sie den Anfeindungen: des Statthalters von Syrien, (L.) Caesennius Paetus, zum Opfer. Aus persönlichem Haß, wie es scheint, beschuldigte er den König und seinen Sohn, daß sie sich mit dem Gedanken trügen, vom Römerreich abzufallen, und schon einen Vertrag mit dem Partherkönig geschlossen hätten, der seine Spitze gegen Rom kehre. Die Größe der Gefahr, die dem Reiche hieraus erwuchs, wenn sich die Nachricht bestätigte, veranlaßte den Kaiser Vespasian, seinem Legaten freie Hand zu lassen, und dieser marschierte sogleich mit einer Legion, der VI. (Ferrata), und Hilfstruppen und begleitet von den Königen Aristobulos von Chalkis (vgl. Schürer Gesch. d. jüd. Volk. I3.4 724f. W. Otto Herodes 207. Th. Reinach Rev. ét anc. XVI 1914, 141) und Sohaemus von Emesa in Kommagene ein. Während es der König Antiochus, ohne Widerstand zu leisten, geschehen ließ, daß die Römer seine Hauptstadt Samosata besetzten, waren seine Söhne nicht gewillt, kampflos zu weichen. Tapfer kämpfend zogen sie sich erst vor der Übermacht zurück, und nun konnte das ganze Land dem römischen Reich einverleibt werden. Die königlichen Truppen gingen zu den Römern über, nachdem sich Antiochus mit seiner Gattin und seinen Töchtern nach Tarsus begeben hatte.

I. und sein Bruder Kallinikos flüchteten, nur von wenigen Getreuen begleitet (Joseph. 236 sagt, nur von 10 Reitern), zum Partherkönig Volagases (I.), wo sie in vollen Ehren aufgenommen wurden. Antiochus sollte auf Befehl des Paetus gefesselt nach Rom gebracht werden, doch hob dann der Kaiser diesen Befehl auf, ließ Antiochus seinem fürstlichen Rang entsprechend behandeln und ihn einstweilen in Sparta internieren, Joseph. bell. Iud. VII (7, 1-3) 219–240. Datiert werden diese Ereignisse mit dem 4. Jahr Vespasians [162] Joseph. 219), das ist 72/3; jedenfalls ist an Stelle des Caesennius Paetus schon in der ersten Hälfte des J. 73 Marius Celsus Statthalter von Syrien, Bull. hell. 1902, 206 = Dessau III 8903.

Eine willkommene Ergänzung zum Bericht des Josephus finden wir nun in der Inschrift des C. Velius Rufus (s. o.). Dieser wurde, wohl als p(rimi)p(ilus) leg(ionis) XII Fulm(inatae) nach Parthien geschickt, um die Auslieferung der beiden Königssöhne zu verlangen, und er führte sie cum ampla manu tributariorum zu Vespasian. Mommsen S.-Ber. a. a. O. 820 weist darauf hin, daß dieser Ausdruck nicht im Widerspruch zur Angabe des Josephus steht; denn es seien den Prinzen nach ihrem Übertritt in das parthische Gebiet ohne Zweifel zahlreiche Landsleute gefolgt, um sich der neuen Herrschaft zu entziehen. Das in einer anderen Inschrift aus Heliopolis (CIL III 14387 i = Dessau III 9198) erwähnte [bellum] Com[m]agenicum dürfte sich nach Dessaus Vermutung gleichfalls auf diese Ereignisse beziehen.

Nach Josephus’ weiterer Erzählung (a. O. 241–243) hatte der Partherkönig selbst den kommagenischen Prinzen bei Vespasian Verzeihung erwirkt, so daß sie sich nach Rom begeben durften, wo sie mit ihrem Vater zusammenkamen und wo sie dann in hohem Ansehen ihr Leben verbrachten. Dazu paßt es denn auch, daß I.s Sohn Philopappos unter Traian die senatorische Würde, ja sogar das Consulat erlangte.

Schon zitiert wurden die seltenen Münzen, in welchen sowohl I. als auch sein Bruder Kallinikos als βασιλεὺς μέγας genannt sind; doch möchte ich nicht mit Babelon S. CCXVII und anderen (vgl. Wroth Catal. Brit. Mus., Galatia S. XLVIIf. Hill ebd. Lycaonia S. XVIII XXXVII) daraus schließen, daß diese Münzen erst bei ihrer Erhebung geprägt seien; dazu wäre ja damals weder Zeit noch Gelegenheit gewesen. Außerdem führte ja auch später noch, wie wir gesehen haben, I., ja sogar noch sein Sohn Philopappos als Privatmann den Königstitel; vgl. dazu Mommsen Ges. Schr. IV 90. Allerdings sind sie auf anderen Münzen – und zwar Κομμαγηνῶν, ferner Λακανατῶν (geprägt in Irenopolis? vgl. Hill a. a. O. LXII) und Λυκαόνων (vielleicht zu Laranda geprägt, Hill XVIII. XXI) – nur als βασιλέως υἱοί ohne Namen bezeichnet, in ganz jugendlichem Alter, zu Pferd, oder nur ihre Köpfe, aus gekreuzten Füllhörnern blickend, dargestellt, Eckhel III 258. Mionnet V 132f. und Suppl. VIII 102 (aber vgl. oben). Leake Numism. Hell. Suppl. Kings S. 6. Babelon 222f., 39-46 pl. XXX 17-19. Wroth a. a. O. 110f. pl. XV 5. 6. Sie werden wohl erst in reiferem Alter den Königstitel erhalten haben, also kurz vor der Katastrophe ihres Landes; so würde sich auch die Seltenheit jener Münzen erklären.

Persönlichkeit. Sein Porträt, wie wir es aus den Münzbildern kennen (am deutlichsten Babelon pl. XXX 16), bietet nicht eben viel Charakteristisches; es zeigt uns einigermaßen barbarische, unschön geformte Züge, ähnlich denen seines Vaters. Josephus (bell. V 462. VII 232. 233) rühmt seine Tapferkeit und seine kriegerische, stolze Sinnesart, womit auch Tac. hist. II 25 übereinstimmt: impigre … pugnam [163] ciens. Die Königsfamilie wird als reich gesegnet mit Glücksgütern aller Art bezeichnet, Joseph. bell. V 461. Tac. hist. II 81; vgl. Suet. Gai. 16, 3. Daß sich dieser Reichtum in der Familie erhalten hat, zeigt schon das prächtige Denkmal des Philopappos.

Literatur. Mommsen Athen Mitt. I 35–39 = Ges. Schr. IV 88–91; S.-Ber. Akad. Berl. 1903, 818–821. G. Rawlinson The sixth great oriental monarchy. Parthia. (1873), 286–292. Th Reinach Rev. ét. Gr. III (1890) 377–380 = L’hist. par les monnaies (Paris 1902), 247f. Dittenberger a. a. O. Dessau zu Inscr. Sel. I 845; Prosop. imp. Rom. II 37, 57.
[Stein.]

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