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534) C. Iulius Vindex. C. Iulius Vindex – vollständiger Name nur bei Zonar. XI 13 B –, wahrscheinlich um das J. 25 n. Chr. geboren, entstammte dem Königsgeschlecht Aquitaniens (Dio LXIII 22), das zu Caesars Zeiten das römische Bürgerrecht erhalten hatte (v. Domaszewski Gesch. der röm. Kaiser 74). Sein Vater war bereits Senator (Dio a. a. O.). Im J. 67 war er Propraetor in Gallien, wohl im lugdunensischen (Suet. Nero c. 40). Bewogen durch die Abenteuerlust der Gallier (Tac. hist. IV 14) und durch die Gewaltherrschaft Neros (Iuven. VIII 222f.) pflanzte Vindex die Fahne der Empörung auf. Als der Aufstand keinen rechten Fortgang nahm, lud er Galba, den Statthalter Spaniens, zur Teilnahme ein und begrüßte ihn als Alleinherrscher (Zonar. XI13 C). Hatte dieser eine frühere briefliche Aufforderung hiezu mit der Anzeige an Nero beantwortet, so schloß er sich jetzt – er weilte gerade in Karthago Nova (Suet. Galba c. 9) – ihr an, veranlaßt durch die von Vindex mittlerweile aufgebrachte, über 100 000 Mann zählende Truppenmacht (Plut. Galba c. 4–5) und durch einen aufgefangenen kaiserlichen Brief, der seinen Tod wünschte (Suet. Galba c. 11). Damit lieh er nicht nur dem Unternehmen des Vindex seinen Namen, sondern gestaltete den anfänglich unbedeutenden Aufstand zu einem inneren Kriege um (Plut. Galba c. 29). Kaiser Nero hörte bereits am 19. März 68 in Neapel vom Abfall des Vindex und forderte nach achttägigem Zögern durch ein Handschreiben den Senat zur Wahrung seiner Rechte auf (Suet. Nero c. 40-41. Dio LXIII 26), zugleich voll Freude, nach dem Siege über Vindex einen Grund zur Konfiskation von dessen Gütern zu gewinnen (Dio LXIII 26). Bei der Kunde vom [880] Anschluß Galbas fiel er in Ohnmacht (Suet. Nero c. 42) und kehrte nach Rom zurück (Dio LXIII 27). Bei den widersprechenden Angaben der Schriftsteller über die Entwicklung der Erhebung des Vindex verdienen nach Schillers Quellenanalyse (Gesch. d. röm. Kaiserreiches unter der Regierung des Nero 261–276) nur die Berichte der Zeitgenossen Josephus und des obendrein noch mit Verginius Rufus, dem Führer der Gegenpartei, eng befreundeten Tacitus volle Glaubwürdigkeit Während Clodius Macer in Afrika eine schwankende Haltung einnahm (Plut. Galba c. 6), traten die mächtigsten Männer der Nachbargaue auf die Seite des Vindex (Joseph. bell. Iud. IV 8, 1). Ferner schlossen sich ihm an die Vienner (Tac. hist. I 65), Häduer (Tac. hist. I 6, 8), Arverner (Tac. hist. IV 17) und Sequaner. Dagegen wollten die Bewohner Galliens am Rhein, vor allem die Belger, Treverer und Lingonen, von dem Unternehmen nichts wissen (Tac. hist. I 51. IV 69). Gegen ihn kämpften die Heere Obergermaniens (Tac. hist. I 53), verstärkt durch die von Nero bereits nach den kaspischen Pässen zum Kriege gegen die Albaner aufgebotenen und dann abberufenen Truppen (Tac. hist. I 6) und die sullanische Reiterschar (Tac. hist. I 70). Ihr Kommandant Verginius Rufus machte sich zur Bekämpfung des Vindex auf. Als er vor Vesontio stand, belagerte er es. Als aber Vindex der Stadt zu Hilfe rückte und nicht weit von ihm ein Lager schlug, schickten sie einander Boten entgegen, schließlich kamen sie allein zu einer Unterredung zusammen und verbanden sich, wie es hieß, gegen Nero. Dennoch machte sich Vindex mit seinem Heere an die Eroberung der Stadt. Als die Soldaten des Rufus dies sahen, hielten sie sich für gefährdet (Dio LXIII 24) und besiegten in dem auf eigene Faust unternommenen Treffen die Leute des Vindex (Tac. hist. I 8, 51. IV 57. Plin. ep. VI 10, 4. IX 19, 1. Plut. Galb. c. 6. Dio LXVIII 2). Aus Gram über den Heldentod von 20 000 Galliern verübte Vindex Selbstmord (Plut Galb. c. 6. Dio LXVIII 2. Zonar. XI 13 C). Galba ehrte den Vindex durch öffentliche Leicbenopfer (Plut. Galb. c. 22). So hatte Vindex seine Absicht, Nero zu stürzen und die Römer zu befreien (Zonar. XI 13 C), ebensowenig erreicht wie das Ziel, selbst Kaiser zu werden, was aus einer bei Rasche Lex. numm. VI. col. 210 (Leipzig 1795) zitierten, sicherlich unechten Goldmünze (C. IVLI CAES) geschlossen werden könnte (irrig heißt es Vict. ep. 5, 6 Caius Iulius Imperium corripuit). Die Ansicht Mommsens (Röm. Gesch. V 116ff.; Ges. Schrift. IV 336ff.; Herm. XIII 92ff.), Vindex habe die Monarchie beseitigen und die Republik wieder begründen wollen, ist aufgegeben (vgl. Zusammenfassung über diese Streitfrage bei Gercke-Norden Einleitung III 269ff.). Später wurde den Galliern, deren Aufstand Verginius Rufus niedergeworfen hatte (Plut. Galb. c. 10), von Galba Steuernachlaß und Bürgerrecht gewährt (Tac. hist. I 8. Plut. Galb. c. 18) und die bestraft, die es mit Verginius Rufus gehalten hatten (Tac. I 8, 37. 53. 54). Den Legionen galten die Gallier, die man, da der alte Spottname Vindicianer seine Zugkraft verloren hatte, Galbianer nannte, nicht als Bundesgenossen, sondern als besiegte [881] Feinde (Tac. hist. I 51), und sie verlangten deshalb unter Vitellius die Hinrichtung der gallischen Heerführer Asiaticus, Flavius und Rufinus für ihre Teilnahme am Aufstand des Vindex (Tac. hist. II 94).
[Fluss.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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