23) Isidoros von Pelusion. Er war geboren zu Alexandreia und lebte bis gegen 435 als Presbyter und Abt eines Klosters auf einem Berge nahe bei Pelusion im Nildelta. Ob er, wie Nikephoros hist. eccl. XIV 30, 53 berichtet, ein wirklicher Schüler des Chrysostomos (344-407) gewesen ist, oder ob er nur ein begeisterter Verehrer desselben war, ist nicht ganz entschieden; vgl. E. Bouvy S. Jean Chrysostome et S. Isidore de Péluse, Echos d’Orient I (1897/8), der von S. 196-201 den Nachweis zu erbringen versucht, daß I. den Chrysostomos nicht persönlich gekannt habe. Ein Bild vom Wesen und Studium dieses Mannes können wir uns aus einer von ihm erhaltenen Briefsammlung von 2012 Briefen in 5 Büchern machen, die an die verschiedensten Zeitgenossen gerichtet sind. Diese Briefe sind meist sehr kurz gefaßt und enthalten bisweilen nur eine einzelne Sentenz, deren spezieller Sinn wohl nur dem Empfänger verständlich war. Oder liegen, was auch Stählin in Christ Gesch. d. Gr. Lit. II³ 2, 1228, 3 für möglich hält, hier nur Exzerpte von Briefen mit dem Hauptgedanken der Episteln vor? Wie er aus jüngeren Quellen schöpfte, - manche Briefe sind wörtlich aus Clemens von Alexandreia entnommen -, so wandelte er auch in den Spuren der alten Schriftsteller; vgl. N. Capo De Isidori Pelus. epistolarum locis ad antiquitatem pertinentibus, Bessarione, 6. Jhrg. Ser. II vol. I (1901/2) 342-363. Das Studium der Alten verteidigt I. epist. II 3. III 65. Von seiner Art, Bibelstellen zu erklären, sagt Stählin a. O. 1228 mit Recht: ‚Hierbei geht er nach Weise der Antiochener stets von der wörtlich-historischen Deutung aus, fügt aber oft als θεωρία eine allegorische Deutung oder praktische Anwendung hinzu‘. Seinen Stil nennt Christ ebendaselbst [2069] ‚klar und gefällig, so daß Photios neben Basileios und Gregorios auch I. als Muster des Briefstils nennen konnte‘. In seinen Episteln erwähnt I. noch zwei Schriften von sich Λογίδιον περὶ τοῦ μὴ εἶναι εἱμαρμένην epist. II 137. 228, die beide Bardenhewer in dem Schreiben an den Sophisten Harpokras epist. III 154 wiederzufinden glaubt, Patrologie³ 316. Ob mit Recht ist zweifelhaft, vielleicht sind darunter selbständige Schriften zu verstehen, die uns verloren gegangen sind. Christ a. O. 1228.
Die älteste Ausgabe von I.s Briefen ist die ed. princ. (nur 3 Bücher) mit lateinischer Übersetzung des J. Billius, Paris 1585; vermehrt um das 4. Buch übers. von C. Rittershaus, Heidelberg 1605; vollständige Ausg. (das 5. Buch übersetzt von A. Schott), Paris 1638; zusammen mit den Isidorianae collationes des P. Possinus (Rom 1670) und den Kollationen H. A. Niemeyers (Halle 1825) abgedruckt bei Migne S. gr. 78 col. 103-1674. Von der Literatur über I. ist noch zu erwähnen: H. A. Niemeyer De Isid. Pelus. vita, scriptis et doctrina commentatio historica theologica, Halle 1825 (abgedruckt Migne S. gr. 78 col. 9-102). E. L. A. Bouvy De S. Isidoro Pel. libri III, Nîmes 1885. L. J. Sicking De Katholiek CXXX (1906) 109-129. Hier sind viele Briefe als unecht und nur als Briefmuster erklärt. G. Krüger Prot. Realenc.³ IX 444-447. W. S. Crawford Synesius the Hellene 415ff.
[Schenk.]
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