Ilos. 1) Der eponyme Heros von Ilion und Gründer der Stadt, der nur als solcher Realität hat und daher nicht von ἴλη abgeleitet werden darf. Für seine Einordnung in die Genealogie ist Hom. Il. XX 232 maßgebend geworden: danach ist er der Sohn des Tros, Enkel des Erichthonios und Urenkel des Dardanos und wird deshalb Il. XI 166. 372 Δαρδανίδης genannt. Die Ilias nennt mehrmals sein in der troischen Ebene gelegenes Grabmal: θείου παρὰ σήματι Ἴλου berät Hektor X 415; XI 166 stürmen die Danaer παρ’ Ἴλου σῆμα μέσσον κὰπ πεδίον παρ’ ἐρινεόν; XXIV 349 heißt es μέγα σῆμα Ἴλοιο, XI 371 ἀνδροκμήτῳ ἐπὶ τόμβῳ Ἴλου Δαρδανίδαο παλαιοῦ δημογέροντος (letztere Worte ein leeres Versfüllsel). Ob dieses Grab irgendwelche Realität hat oder nur dichterische Fiktion ist, läßt sich nicht ausmachen, und alle Versuche, seine Lage in der troischen Ebene zu bestimmen, sind aussichtslos (s. S. 1093). Weiter ausgeschmückt ist (wohl nach jüngerer epischer oder vielmehr logographischer Quelle) seine Geschichte bei Apollod. III 142. Danach geht er nach ,Phrygien‘ und siegt in dem vom Könige des Landes gestifteten Agon; als Preis erhält er 50 Jünglinge und 50 Mädchen und mit diesen zieht er aus, indem er sich auf Grund eines Orakelspruches der Führung einer bunten Kuh anvertraut (bekanntes Motiv; vgl. z. B. die Kadmossage). Da diese sich auf dem Atehügel in Phrygien niederläßt, so gründet er dort Ilion (daher Lykophr. 29 Ἄτης ἀπ’ ἄρκων βουπλνοκτίστων λόφων). Wunderlicherweise ist er noch nicht zufrieden und bittet Zeus um ein Zeichen (hier zeigt sich der spätere Ursprung des Berichtes) und findet am folgenden Tage das Palladion vor seinem Zelte. Nach Ps.-Plut. parall. 17 erblindet er durch Anschauen des Bildes, erlangt aber später das Augenlicht wieder, nachdem er die Göttin versöhnt hat (vgl. z. B. Paus. VII 19, 7). Nach Diod. IV 74, 4 vertreibt er den Tantalos aus Paphlagonien; nach Paus. II 22, 3 nicht ihn, sondern seinen Sohn Pelops. Sein Sohn ist Laomedon, seine Tochter Themiste, die Mutter des Anchises. Eine Münze Caracallas von Ilion zeigt ihn mit der Beischrift ΕΙΛΟC vor dem Palladion opfernd. Head HN 473. Vgl. Thraemer o. Bd. IV 2161. S. auch Nr. 2 und 3.
[Kroll.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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