Illyricum (so bei den Späteren – Inlyricum Dessau 2167; Hillyricum CIL III 1741; Hilluricum CIL I p. 471, vgl. p. 568 –, wahrscheinlich [1086] dieselbe Form, nur fehlerhaft, CIL I p. 478 Eilluricum; Hiluricum Plaut. trin. 852. CIL III 1854; Illuricum CIL I p. 461; Ἰλλυρίς die Griechen, z. B. Ptolem. Geogr. II 16, 1. Appian. Ill. 6). Das Gebiet der Illyrier erstreckte sich ungefähr vom Adriatischen Meere bis zum Morawaflusse (dazu wahrscheinlich Paeonien) und von Epirus bis zur mittleren Donau (außerdem die Messapier, Iapygen und Veneter in Italien). Die Illyrier sind ein Zweig der Indogermanen. Ihre Sprache ist uns ziemlich dürftig bekannt, aus wenig Glossen, Personennamen, den messapischen und venetischen Inschriften, dem heutigen Albanesischen, das die Tochtersprache des Illyrischen ist. Es scheint doch, daß es zwei illyrische Idiome gab (ein nördliches, das venetische, und ein südliches); wo aber die Grenze dazwischen lag, ist nicht zu entscheiden. Außerdem sind die Illyrier in der nördlichen Hälfte sehr mit Kelten gemischt gewesen (die Iapoden sind ein Mischvolk, in Pannonien und Obermösien wohnen Skordisker). Die Illyrier waren in eine Menge von Stämmen geteilt (Dalmater, Dassareter, Taulantier, Daesitiaten, Ditiones, Maezeer, Pirusten u. a.). Der Sammelname für die ganze Gruppe dieser Stämme von den Grenzen von Epirus bis zu den Venetern wurde spätestens schon zur Zeit Herodots (I 196) gebraucht. Derselbe ist aber vielleicht vom Süden ausgegangen (vgl. Plin. III 144 Illyrii proprie dicti. Mela II 3). Mit den Griechen kamen die Illyrier an der adriatischen Küste schon früh in Berührung. Die Korinthier und Korkyraeer errichteten im 7. und 6. Jhdt. zwei wichtige Kolonien, Apollonia und Epidamnos, besetzten einige Inseln (Korkyra, Pharos, Issa), und es begann ein reger Handel und Verkehr untereinander (besonders mit Salona und dem Naronagebiet). Es bestanden auch Beziehungen anderer Art zwischen den Illyriern und den Griechen l (vgl. Zippel 20ff.). Die Illyrier waren, solange selbständig, nie vereinigt und gelangten nicht zu großer politischer Entwicklung; sie lebten gewöhnlich in patriarchalischer Stammverfassung. Doch bildete sich um die Mitte des 3. Jhdts. im südlichen Teile ihres Landes ein größerer Staat, der sich von den Atintanen bis über Narenta erstreckte (der Hauptort war Skodra). Mit diesem Reiche haben die Römer im J. 229–228 den ersten, im J. 219 den zweiten illyrischen Krieg geführt (vgl. AEM XVIII 135ff.), die dieses Reich auf die nördliche Hälfte einschränkten; im J. 168 aber wurde es vollständig vernichtet, da Gentius (s. o.) dem makedonischen Könige Perseus Hilfe leistete. So kam dies Gebiet (mit 70 Städten) unter die römische Herrschaft, als Illyricum sc. regnum. Fast zu gleicher Zeit bildeten die Dalmater eine lose Eidgenossenschaft. Mit diesem Stamme begannen die Römer bald den Krieg. Der erste, der mit ihnen kämpfte, war C. Marcius Figulus (im J. 156), welcher ihre Hauptstadt Delminium verbrannte. Im J. 119 zog gegen sie L. Caecilius Metellus, der in Salona überwinterte und bis zum J. 117 in Dalmatien verblieb; seine Erfolge sind wahrscheinlich nicht gering gewesen. Im J. 78 machten die Dalmater einen Aufstand; diesen zu unterdrücken, wurde C. Cosconius geschickt, er blieb da, in den J. 78 und 77 und unterwarf Salona. Wegen eines Angriffes von ihrer Seite [1087] auf die Liburnier (J. 55), wurde im J. 50 gegen sie ein römisches Heer geschickt, das sie aber aufrieben. In dem Bürgerkriege sind sie auf des Pompeius Seite gestanden. Winter 48/47 erlitt A. Gabinius von ihnen eine schwere Niederlage. Doch im J. 46 ergaben sie sich Caesar. Aber auch nachher sind sie nicht ganz ruhig, und die Römer müssen mit ihnen oft kämpfen. Auch nach dem erfolgreichen illyrischen Kriege Octavians (J. 35–33) haben die Dalmater mehrmals) versucht, das schwere römische Joch abzuschütteln (Aufstand vom J. 16 v. Chr.; Tiberius’ Krieg J. 12–10 v. Chr.; pannonischer Aufstand J. 6–9 n. Chr.). Doch endlich wurden sie und das ganze illyrische Gebiet erobert, und es kamen unter die römische Herrschaft ganz Dalmatien (im späteren römischen Sinne) und Pannonien. Die neuen Erwerbungen erhielten den Namen I. (wohin wahrscheinlich auch das spätere Obermösien gerechnet wurde, vgl. Tac. hist. I 76). Derselbe blieb auch, als Dalmatien und Pannonien administrativ getrennt wurden und eigene Statthalter erhielten. Das erste heißt eine Zeitlang superior provincia Illyricum (CIL III 1741), was dazu führt, daß Pannonien die inferior provincia Illyricum hieß, obwohl wir dafür keine direkten Beweise haben (doch werden beide Provinzen oft einfach Illyricum genannt, so daß man in Verlegenheit ist, an welche zu denken). Erst unter den Flaviern kommen die Namen Dalmatia und Pannonia vor (obwohl auch später die Schriftsteller I. statt Dalmatien sagen). Der Name I. bezieht sich aber (bis zum 3. Jhdt.) in einer anderen Hinsicht auf ein viel größeres Gebiet: in Zollverwaltung schließt es auch Raetien, Noricum und sogar Dacien ein (Appian. Ill. 6. Suet. Tib. 16. CIL III 751 u. a.). Als selbständige Provinz unter eigenem Statthalter wurde I., wie es scheint, erst von Caesar eingerichtet (Cic. Phil. 10, 5, 11). Zuerst wurden die eroberten illyrischen Gebiete von den Consuln aus Italien regiert, später (vielleicht seit Sulla) bald mit dem Cisalpinischen Gallien bald mit Makedonien vereinigt (vgl. Hirt. bell. Alex. 42). Bei der Teilung der Provinzen zwischen Augustus und dem Senat fiel I. dem letzteren zu. Da aber die Provinz durch Tiberius’ Erfolge zu groß geworden und von barbarischen Nachbarn sehr bedroht war, wurde sie dem Senate abgenommen und einem kaiserlichen legatus pro praetore übertragen. In der Spätzeit, als das römische Reich zerstückelt wurde, erhielt der praefectus praetorio Italiae, als Diöcesis Illyricum occidentale, beide Noricum, Pannonien I und II, Dalmatien, Savia, Valeria und der praefectus praetorio per Illyricum Obermoesien, beide Dacien, Dardanien, Praevalitana, Makedonien, Thessalien, Achaia, beide Epirus, Kreta. Die Romanisierung der illyrischen Länder hat sich sehr schnell und vollständig durchgeführt, dank den zahlreichen Städten, Legionslagern, guten Straßen. Die Illyrier haben dem römischen Heer ausgezeichnete Soldaten und eine ganze Reihe tüchtiger Kaiser geliefert. Mommsen CIL III p. 279f. Kiepert Lehrbuch d. alt. Geogr. 352ff. und FOA XVII mit Text 1. Kretschmer Einleitung 244ff. v. Domaszewski AEM XIII 129ff. v. Premerstein Österr. Jahresh. I Beibl. 145ff. Zippel Die [1088] röm. Herrschaft in Illyrien. Cons La province romaine de Dalmatie. Paris 1882. Marquardt St.-V. I² 295ff. Jung bei Jw. Müller III 3, 1 S. 127.
[Vulić.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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