2) Ἴλιος (—◡◡) ἡ in den homerischen Gedichten außer in der sehr jungen Stelle (Christ Ilias) Il. XV 71: Ἴλιον (—◡◡) τό, die deshalb von Aristarchos athetiert wurde. Aber auch Il. XVI 92 und XVIII 174 nahm Zenodotos das Neutrum an. Il. VII 345 und anderswo wollte man Digamma setzen, Leskien ist dagegen. Hoffmann Quaest. Hom. § 125 Ilios. Horat. carm. IV 9, 18, vgl. Serv. Verg. Aen. III 3 ,Ilium Vergilius neutro tantum genere declinat, Horatius etiam feminino‘. Der Name bezeichnet eine der Städte in der kleinasiatischen Troas, auch Troia genannt, geteilt in 1) πόλις ἄκρη oder Pergamos und 2) πόλις Ἴλιος oder Τροίη. S. Dörpfeld Troia und Ilion 601ff., der die Ruinen auf einer Kuppe Hyssarlýk bei Kum Kjöi nahe der Südwestküste des Hellaponts ansetzt. Andere Gelehrte nehmen als Stätte des ältesten I. den Hügel von Bunarbaschí an. Vgl. den Art. Troie und Journ. hell. Stud. II 7ff. III 69ff. Es ist der Name der Stadt, die der Sage nach von den Achaiern 1184? v. Chr. nach zehnjähriger Belagerung erobert worden sein soll, wohl auch zuweilen die der Sage nach von Herakles zerstörte Stadt. Die meisten Stellen der Ilias u. a. bei Pape Wörterbuch der griechischen Eigennamen I³ s. Ἴλιον und Ebeling Lexicon Homericum s. Ἴλιος. Andere Stellen mit dem Namen der ganz besonders oft genannten Stadt bei De Vit Tot. latinitatis onom. III 328ff.
Die antike mythologisierende Etymologie (von Ilos Apollod. II 12, 3. Diod. IV 75) ist irrig. Es ist überhaupt mißlich für den Namen einer nichtgriechischen Stadt – Τροίη, der frühere Name, ist kaum aus griechischem Sprachgut zu erklären –, eine Etymologie aus der griechischen Sprache zu finden. An Versuchen, den Namen I. etymologisch zu erklären, hat es nicht gefehlt. In Pape Wörterbuch der griechischen Eigennamen I ist auf Diogeneianos-Hesychios hingewiesen, der ἰλός mit ἰλύς, βόρβορος, γλοιός gleichgesetzt (s. u.); aber die Übersetzung ,Moosberg‘ (d. h. wohl = Moorberg) ist ganz entschieden falsch. Geologische und sprachliche Gründe sprechen gegen diese Übersetzung. Eher könnte man die Bezeichnung ενδροσός τε καὶ κατάρρυτος Aelian. hist. an. X 37 für das nördliche Vorland heranziehen und ἰλός = ἰλύς hierauf beziehen. Sümpfe nördlich von I. Virchow 120. Lenz Ebene von Troia 161. Im Winter und im Frühjahr ist wohl das Gebiet an der Küste sehr überflutet, vgl. Forchhammer 18f. Ich durchforschte die Niederung nördlich vor dem Hyssarlýkhügel im Herbst [1065] 1900. Auffällig war der tiefe, teilweise durch brackisches Wasser zäh anhaftend gewordene Sandboden der Niederung, der unseren Pferden das Vorwärtsschreiten erschwerte. Auf solches Gelände trifft die Bezeichnung γλοιός (im heutigen Griechisch γλυφάδα genannt) zu, das vielleicht mit ἰλός = ἰλύς bezeichnet werden könnte. Südlich gen Bunárbaschý ist die Beschaffenheit des Bodens anders, so daß sie eventuell für Troie Ilios = Hyssarlýk spricht.
Das Nähere soll in dem zusammenfassenden Artikel Troia behandelt werden. Geschichte von Troia-Ilios von A. Brückner bei Dörpfeld Troia und Ilion 549–554.
[Bürchner.]
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