.
3) Ἁλαί, eine ursprünglich lokrische Stadt, trat vermutlich im 4. Jhdt. (s. den Art. Larymna) dem böotischen Bunde bei und war von da an die westlichste Küstenstadt Böotiens am Euripos (Strab. IX 405. 425 = Apollodoros [Schwartz o. Bd. I S. 2867, 54. 60]. Paus. IX 24, 5). Nach der Schlacht von Orchomenos 85 wurde H. wie Larymna und Anthedon auf Sullas Befehl zerstört, der 84 den Überlebenden die Rückkehr in ihre Heimat gestattete (Plut. Sull. 26). Die Angaben Strabons und Pausanias führen mit vollkommener Sicherheit auf eine Ruinenstätte am östlichsten Winkel des Opuntischen Meerbusens, von der Kutorga (Revue archéol. N. S. II 1860, 390ff.) und Lolling im Urbaedeker (s. darüber Bulle Orchomenos I 116, 2) eine genauere Beschreibung gegeben haben. Beide widersprechen sich zwar in einigen Hauptpunkten, lassen aber darüber keinen Zweifel, daß die Küstenlinie der kleinen Bucht auf der Carte de la Grèce nicht richtig gezeichnet ist. Die Ruinen liegen unmittelbar am Strande wenige Minuten nördlich von der Kirche Hag. Ioannis Theologos. Am besten zu erkennen sind die Mauern der kleinen Akropolis. Diese nimmt ein Plateau ein, das sich nur mannshoch aus der Ebene erhebt, und bildet ein langgestrecktes Rechteck, dessen [2228] südliche Schmalseite hart an den Strand herantritt. Diese ist etwa 100 m lang und zeigt Reste einer guten Quadermauer. Anderswo bemerkte Lolling ein Stück Polygonalmauer; an mehreren Stellen war die Mauer mit Ziegelstücken ausgebessert. Kutorga spricht von zwei Rundtürmen und einem viereckigen; Lolling, dessen Reisen in die J. 1876/7 fallen, erwähnt einen halbrunden und den viereckigen. Von den beiden Ecken der Akropolis sprangen nach Kutorga zwei kleine Steinmolen ins Meer vor, Lolling sah nur noch den östlichen. Der Strand am Fuße der Akropolismauer ist mit großen Platten belegt, und derselbe Belag zieht sich nach Kutorga auch noch etwa 100 m weiter nach Westen hin. Nach dieser Seite verlegt Kutorga die Wohnstadt. Das Tal von H. erstreckt sich etwa eine Stunde weit nach Osten. In ihm und namentlich an seinem Nordrand hat Lolling viele antike Gräber festgestellt. Unweit der Kapelle des Hag. Ioannis Theologos befindet sich ein kleiner Salzsee. Ob die Inschriften IG IX 1, 256–266, die Lolling in Malesina (früher Mallenitsa oder Mellenitsa) und dem benachbarten Kloster Hag. Georgios abgeschrieben hat, aus H. stammen, ist keineswegs sicher. Denn zwei Reliefs, die Lolling in dem Kloster sah, waren aus Cheliadu, südöstlich von Proskyna, dorthin gebracht (s. den Art. Korseia). Sonstige Literatur bei Frazer Paus. V 134. Bursian Geogr. I 192.
[Bölte.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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