Hagias (Ἀγίας, Ἁγίας) von Troizen, ist als Verfasser des kyklischen Epos der Νόστοι in der Chrestomathie des Proklos genannt (Kinkel Frg. Epicor. p. 52). Er ist vermutlich erst von hellenistischen Gelehrten, jedenfalls nicht vor dem 4. Jhdt., als Dichter dieses dem Homer abgesprochenen kyklischen Epos vermutet worden, wie Stasinos für die Κύπρια usw. Gute Grammatiker pflegten zu zitieren ὁ τὰ Κύπρια, ὁ τοὺς Νόστους ποιήσας, eventuell mit Nennung eines oder mehrerer vermuteter Dichternamen, von denen die spätere Tradition nur je einen festhielt. H. war wie Stasinos u. a. ein alter Dichtername ohne Gedicht, also geeignet, mit einem Gedichte ohne Dichter verbunden zu werden, v. Wilamowitz Homer. Unters. 344ff. Wir wissen nichts von ihm, von dem ihm zugeschriebenen Νόστοι ist mehr zu gewinnen. Welcker Epischer Cyklus I3 260ff.
Mit diesem Epiker ist fälschlich ein Gelehrter, der Ἀργολικά geschrieben hat, FHG IV 292f. + Add. 670, von Meineke Com. I 417. v. Wilamowitz Homer. Untersuch. 180, 26 identifiziert worden. Er wird zitiert bei Clemens Alex. strom. I 104, 2 p. 139 S (wo αἰγίας überliefert ist) neben Derkylos für die Ansetzung der Iliupersis auf einen Tag des Monats Panemos zwischen lauter Gelehrten (vgl. Schol. Euripid. Hecub. 910). Weiter in Schol. Euripid. Troad. 16 wieder neben Derkylos für die Dreiäugigkeit des Zeus Herkeios in Ilios, womit zu vergleichen ist Pausanias (II 24, 3) Notiz, auf der argivischen Larissa sei ein dreiäugiges Xoanon des Zeus gewesen, von Sthenelos aus Ilios dahingebracht. Auch Athenaios (III 86 F) zitiert H. mit Derkylos zusammen für eine zur Trompete geeignete Muschel ἀστράβηλος (Müller vermutet H. auch in dem überlieferten Αὐγείας Schol. Twl. [= Eustathios] zu Hom. Il. XI 690, dessen α' Ἀργολικῶν als Zeugnis über Herakles, Neleus, Nestor neben Telesarchos Ἀργολικά hier angeführt werden). Alle Stellen passen für einen Gelehrten, und die drei ersten schließen einen Dichter aus. Der Irrtum, ihn für den kyklischen Dichter zu halten, beruht auf C. F. Hermanns auch paläographisch schlechter Konjektur zu Athenaios XIII 610 C, die von v. Wilamowitz, Robert Homer. Becher 44. 16, Kaibel unbegreiflicherweise gebilligt ist. Die Stelle lautet: Namen von Helden im hölzernen Pferde wirst du kaum nennen können καὶ οὐδὲ ταῦτ' ἐκ τῶν Στησιχόρου, σχολῇ γὰρ, ἀλλ' ἐκ τῆς σακάτου Ἀργείου Ἰλίου πέρσιδος · οὗτος γὰρ παμπόλλους τινὰς κατέλεξεν. Die Überlieferung, daß Agias von Trozen die Nostoi gedichtet habe, genügt wahrhaftig nicht, ihm auch ein Gedicht über die Zerstörung Ilions zu geben, und nun gar für σακάτου zu schreiben Ἁγίου τοῦ. Sollte diese Konjektur aber wirklich richtig sein, so würde immer noch nicht auf ein Epos geschlossen werden müssen, ebensogut könnte auch hier ein mythographisches Werk gemeint sein.
[Bethe.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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