5) Stadt in Arkadien. Münzinschrift ΑΧΑΙΩΝ ΚΟΡΤΥΝΙΩΝ, Hes. Κορτύνιοι οἱ Ἄρκαδες · ἡ γὰρ Κόρτυς τῆς Ἀρκάδων, vgl. Κορτυνίου IG IV 1 b 373. 110 (6. Jhdt. v. Chr.). Nomin. Γόρτυς Paus. VIII 27, 4. 28, 1; Akkus. Γόρτυνα V 7, 1. VIII 4, 8. 27, 7. 28, 2; ebenso ist zu lesen bei Rhianos bei Steph. Byz. s. Μελαιναί, s. Meineke Anal. Alex. 184 (codd. Γόρτυναν). Nom. Gortyna Plin. IV 20, Konjektur für cartina der codd.; Akk. Γόρτυναν Polyb. IV 60, 3, unwahrscheinliche Konjektur für γόργον τόν. Nach Solmsen Beitr. zur griech. Wortforschung I 17 gehört G. zu ἀγείρω und bedeutet ,Versammlungsstätte‘ (gegen Fick Vorgriech. Ortsn. 20f. 93. 106). Vielleicht war es ursprünglich nur eine Dingstätte des arkadischen Gaus Kynuria, zu dem es nach Paus. VIII 27, 4 gehörte. Daß Polybios (s. o.) Zugehörigkeit zu Telphusa behaupte, beruht auf Konjektur. Von seiner Geschichte wissen wir nichts. Rhianos (s. o.) berichtete von Kämpfen mit den Eleern. Bei der Gründung des arkadischen Einheitsstaates 367 (Niese Herm. XXXIV 539) gab es einen Teil seiner Einwohner an Megalopolis ab und wurde eine κώμη. Es behauptete aber eine gewisse Selbständigkeit, denn es erhielt um diese Zeit seinen stattlichen Mauerring und schmückte seinen Asklepiostempel mit Statuen von der Hand des Skopas. Die Ruinen von G. hat Leake am rechten Ufer des Flusses von Atsíkolo oder Dimitsána, des alten Gortynios (s. d.), entdeckt, etwa 5 km oberhalb seiner Einmündung in den Alpheios. Kahle Kalkberge in weitem Kreise umziehen einen tiefen Kessel, dessen Grund eine Gruppe niedriger Hügel einnimmt. Sie sind mit den Weingärten des Dorfes Atsíkolo bedeckt. Am Ostrand der Hügel strömt in tiefer Schlucht der Fluß zwischen senkrechten Felsen entlang. An der Nordostecke jener Hügelgruppe lag die Stadt auf einem schmalen Kalkrücken, der sich nur wenig erhebt, nach Südwesten steilrandig abbricht, nach Nordosten sich allmählich abdacht und sich von Nordwesten nach Südosten erstreckt. Hier verbreitert er sich und wird durch eine halbkreisförmige Einbuchtung in einen südlichen und einen östlichen Zipfel geteilt, die beide bis an den Rand der Schlucht des Flusses reichen. Die Mauer, die sich geschickt der Gestaltung des Geländes anschließt, ist nur an der Ostseite längs des Flusses verschwunden, sonst läßt sie sich in ihrem ganzen Verlauf feststellen. Sie ist aus ziemlich großen, auf der Vorderseite stark gebuckelten Blöcken dunklen Kalksteins mit sorgfältigem Fugenschnitt in horizontalen Lagen erbaut; doch greifen die Blöcke oft mit polygonalem Schnitt aus einer Lage in die andere über. Sie ist schwerlich älter als das 4. Jhdt.; zwei kurze Mauerstücke aus ganz roh behauenen Blöcken auf der Nordostseite nahe dem Tor (s. u.) könnten [1673] Reste einer älteren Befestigung sein. Erhalten sind 2–6 Schichten in 2–3 m Höhe. Die Dicke wechselt von 3,50 m bis über 4 m. Die Südwestmauer ist durch 5 viereckige Türme verstärkt, die in die Mauer einbinden. An der besonders festen Nordwestfront, die den schmalen Sattel abschneidet, durch den die ummauerte Fläche mit dem höheren Gelände zusammenhängt, sind 3 halbkreisförmige Türme angeordnet, dicht daneben an der Nordostseite ein vierter. Der Haupteingang befindet sich nahe dem östlichen Ende der Nordostfront (s. Zeichnung der Expédition, bei Leake falsch eingetragen), in der Richtung auf die Stelle, wo auch heute eine Brücke den Fluß überspannt. Zum Schutz des Tores bildet die Mauer, die hier aus besonders großen Blöcken erbaut ist, einen einspringenden Winkel. An der Nordecke befindet sich eine Pforte. In der Nordwestseite ist keine Öffnung: Bursian hat sich durch die Einarbeitung in die Oberfläche eines Steines täuschen lassen, die für die Aufnahme eines aus der darüber liegenden Schicht eingreifenden Steines hergerichtet ist. Die umschlossene Fläche ist etwas über 1/2 km lang. Curtius erwähnt Spuren von Häusern. Auf Besiedlung im Mittelalter deuten die zahlreichen roten unbemalten Scherben, von denen Frazer spricht. Ein großer Ziehbrunnen befindet sich außerhalb des Mauerrings westlich in der Richtung auf Atsíkolo zu. In geringer Entfernung vor der Südwestfront liegen große Blöcke weißen Kalksteins, die die Ecke eines Gebäudes zu bilden scheinen. Nur ihre Oberfläche ist sichtbar. Dodwell, Leake, Bursian und Frazer haben hier den Tempel des Asklepios angesetzt, der nach Pausanias' (VIII 28, 1) unwahrscheinlicher Angabe aus pentelisehem Marmor erbaut war. Curtius sucht ihn in der Nähe der Brücke nördlich der Stadt. Die Statuen des jugendlichen, unbärtigen Asklepios (s. o. Bd. II S. 1667, 47ff.) und der Hygieia waren von Skopas (s. o. Bd. II S. 1694, 2ff.). Münzen (Bronze des Achäischen Bundes): Head HN 352. 372. Head-Svoronos Ἱστ. τ. Νομ. I 526. Florance Ethniques des Villes et Peuples grecs 17 (tableau). Dodwell Tour II 382. Leake Morea II 24f. Curtius Pelop. I 350f. Frazer Paus. IV 307ff. mit weiterer Literatur. Plan: Expédition de Morée II pl. 31, danach Curtius I Taf. V. Die beiden Inschriften aus Karýtena (CIG I 1534f.) enthalten nichts, was sich auf G. bezöge. Ich besuchte die Ruinen am 29. Mai 1909.
[Bölte.]
Nachträge und Berichtigungen
Gortys
5) Arkad. Stadt. S XII.
[Hans Gärtner.]
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