Gnathia (die Namensform die Inschrift eines in Fasano gefundenen Bronzestabes ΓΝΑ⊙ΙΝΟΝ IG XIV 685; vgl. die Ziegelstempel ΓΝΑ⊙Ι ebd. 2401¹, Γ]ΝΑ⊙ΙΟ 2402²; Gnatia Horat. sat. I 5, 97 und Schol. Mela II 66. Geogr. Rav. IV 31; Gnatiae (lokal) Itin. Ant. 313; Gnatie Tab. Peut. Geogr. Rav. IV 31; Egnatia, Ἐγνατία Strab. VI 282f. Plin. n. h. II 240. III 102. Ptolem. III 1, 13; Egnatiae Itin. Ant. 117; Ignatiae Geogr. Rav. V 1; Ignatinus [ager] Lib. col. 262; Leonatiae Itin. Hieros. 609; Augnatium Guido 27. 71), Stadt an der apulischen Küste zwischen Bari und Brindisi, deren Ruinen in der Nähe von Fasano sichtbar sind (heute Torre di Anazzo oder Te d’Egnazia). Den Namen führt M. Mayer Röm. Mitt. XIX 227 (Philol. N. F. XIX 533) auf rhodischen Ursprung zurück (ἴγνητες = αὐθιγενεῖς). Es scheint eine iapygische Siedlung gewesen zu sein, die später den Messapiern, zuletzt den Peucetiern (Poediculern) zugefallen ist (Plin. III 102. Strab. VI 282. Ptolem. III 1, 13. Auf der Tab. Peut. ist zu Gnatie beigeschrieben: port. Pedic., was wohl als portus Poediculorum zu lesen ist; Plin. II 240 weist den Ort irrtümlich den Sallentinern zu). Schon in früher Zeit, bevor noch Brundisium an Bedeutung gewann, muß G. ein wichtiger Hafenplatz (οὗσα κοινὴ καταγωγὴ πλέοντί τε καὶ πεζεύοντι εἶς Βάριον Strab. a. O.) gewesen sein, was bedeutende Funde an attischen Töpferwaren daselbst schließen lassen (vgl. Mayer a. O.). In der Stadt selbst waren Töpfereien, deren Ware sehr ähnlich der in anderen unteritalischen Städten produzierten ist; man bezeichnet diese Art unteritalischer [1479] Keramik jetzt allgemein mit ,Gnathiavasen‘; vgl. Pagenstecher Arch. Anz. 1909, 1ff. In römischer Zeit scheint der Ort von dem durch seinen trefflichen Hafen überlegenen Brundisium in den Schatten gestellt worden zu sein, wenn auch schon bei G. die Binnenlandstraße von Benevent her die Küste erreichte. So finden wir G. fast nur in den geographischen Kompendien erwähnt. Horat. a. O. macht sich über ein angebliches Wunder (Verbrennen von Weihrauch ohne Flamme), das in G. gezeigt wurde, lustig. Die Erklärung der Stelle: lymphis iratis exstructa mit Wasserarmut der Stadt (so Schol.) scheint unrichtig, da nach Nissen Ital. Landeskunde II 860 einen solchen Mangel die Gegend nicht aufweist. – Einen aed(ilis) i(ure) d(icundo) erwähnt CIL IX 263.[1] Die Zuweisung der Münze Berlin. Kat. III/1 195 (Mateolum?) nach G. (so Avellino Bull. Napol. I 130) beruht auf falscher Lesung der Aufschrift. Literatur: M. Mayer Ceramica dell’ Apulia preellenica, Röm. Mitt. XII (1897) 233ff.; Die Keramik des vorgriechisch. Apuliens ebd. XIX (1904) 227ff. CIL IX p. 28.[2] Nissen Ital. Landesk. II 860. L. Pepe Notizie storiche ed archeologiche dell’ antica G. (1882; von mir nicht gesehen).
[Weiss.]
Anmerkungen (Wikisource)
Corpus Inscriptionum Latinarum IX, 263.
Corpus Inscriptionum Latinarum IX, 28.
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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