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Georgios. 1) Bischof von Laodicea in Syrien um 350. Ein geborener Alexandriner und philosophisch gebildet (Philostorg. h. e. VIII 17), hatte er es unter Bischof Alexander von Alexandrien schon zur Würde eines Presbyters gebracht, als er in die arianischen Streitigkeiten hineingezogen und des Amtes entsetzt wurde. Später als 290 kann sein Geburtsjahr nicht wohl angesetzt werden. Weil Athanasius ihm zeitweilig grimmigen Haß gewidmet hat, sahen auch die Geschichtsschreiber von Anfang an in ihm den höchstens schlaueren und zweideutige Formeln vorziehenden Spießgesellen des Erzketzers. Aber was Athanasius selber aus Briefen des Presbyters G. an Arius und an den ihm feindseligen Bischof Alexander zitiert (de syn. 17), zeigt nur, daß G. die Differenz der beiden Theologien nicht als unüberbrückbar empfand, und daß er darüber die Kirche nicht zum Zerfall gelangen lassen wollte. Ein Gesuch bei Eustathius von Antiochien, ihn in den dortigen Klerus aufzunehmen, blieb unerhört; in dem syrischen Arethusa hatte er aber eine so angesehene Stellung als Presbyter errungen, daß er dem Constantin (Euseb. vit. Const. III 62) um 332 als ein geeigneter Kandidat erschien für den erledigten Stuhl von Antiochien, den Eusebius von Caesarea nicht besteigen wollte. Euphronius wurde ihm damals vorgezogen, aber bald nachher, sicher vor 335, war er an Stelle des Theodotus in Laodicea zum Bischof gewählt worden. Unumstritten ist er von da an einer der Führer der arianisierenden oder richtiger der antiathanasianischen Parteien. Er besucht die Synoden verhältnismäßig selten; in Sardica 342/343 und in Ancyra 357/358 hat er gefehlt – die Wut der Gegner fahndet nach gemeinen Motiven für sein Fernbleiben –, aber es geschieht nichts Wichtiges ohne sein Vorwissen; seine brieflichen Ratschläge wirken mehr als die Reden anderer. Und in dem [1226] widerlichen Hinundher der Glaubensbekenntnisse, der Unterschriften und Widerrufe, das für die Geschichte der Theologie unter Constantius so eigentümlich bezeichnend ist, erscheint G. als ein Mann, der sich folgerecht entwickelt und dem wir keine Charakterlosigkeit nachsagen können. Gegenüber Athanasius war er unnachgiebig, zu Sardica so feindselig wie schon zu Tyrus 335, und durch die papierene Absetzung, die die Sardicenser über ihn verfügten, erst recht nicht umgestimmt; daß er den nachher berühmt gewordenen Laodicener Apollinarios, den er aus unbedeutendem Anlaß exkommuniziert hatte, schlechterdings nicht wieder in die Gemeinschaft aufnahm, war vielleicht ein Racheakt gegen den Bundesgenossen des Apollinarios, den Athanasius. Aber als nach dem Fall des Athanasius die Hofbischöfe auf der einen, die Extremen wie Aetius auf der anderen Seite gewonnenes Spiel zu haben glaubten, entfaltete G. die Fahne des Homöusianismus, um die sich alle sammelten, die nach einer für die Frömmigkeit und für die Vernunft annehmbaren trinitarischen Formel suchten. Damit aber (358 Synode zu Ancyra, 359 zu Sirmium und im Herbst zu Seleucia) war die Brücke zu einer die Härten der gnesionicänischen Theologie mildernden Fassung geschlagen: die drei Kappadokier haben das Werk des G. vollendet. G. selber verschwindet nach 360 aus der Geschichte, 363 hat er einen Nachfolger; wahrscheinlich hat er sich in den letzten Lebensjahren nicht mehr an den Kämpfen beteiligt und ist in hohem Alter um 361 gestorben. Nach Theodoret hist. eccl. II 27 (31) hätte er noch Ende 360 in Antiochien die Probepredigt über Prov. 8, 22, an der Meletius scheiterte, zur Zufriedenheit des Kaisers gehalten: selbst wenn das feststünde, so würde es nur beweisen, daß G. zu predigen verstand, ohne durch dogmatische Spitzen einen Teil seiner Zuhörer zu verletzen. Hieronymus hat den Häretiker G. eines Platzes in seinem Verzeichnis de vir. ill. nicht für wert gehalten: und sein Urteil war das der späteren, vermeintlich nichts als athanasianischen Kirche. So sind von Schriften des G. bloß dürftige Bruchstücke auf uns gekommen in den Büchern seiner Feinde, bei Athanasius (de syn. 17), bei Epiphanius Panar. 73, bei Sozom. hist. eccl. IV 13. Allein nicht nur die vereinzelt in den Catenen auftauchenden Stücke mit dem Lemma Γεωργίου können bezeugen, daß die Feder des Laodiceners nicht ausschließlich für kirchenpolitische Streitliteratur in Bewegung getreten ist; Socrates (hist. eccl. I 24) hat ein ausführliches Encomium des G. auf seinen Freund Eusebius von Emesa für seine Kirchengeschichte exzerpiert; und mit widerwilliger Anerkennung sprechen auch noch Theodoret und Photius wie bereits Epiphanius (Panar. 66, 21) von seiner Mitarbeit bei der geistigen Überwindung des Manichaismus. J. Dräseke glaubt, in einem anonymen antimanichäischen Werk (Lagarde Titus Bostr. graece p. 69ff.) das Werk des G. wiedergefunden zu haben. Beweisbar ist diese Hypothese aber nicht. G. hat den großen Einfluß, den er bei Lebzeiten übte, mit frühem Vergessensein büßen müssen. Vgl. Gummerus Die homöusianische Partei 1900, 29ff.
[Jülicher.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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