.
3) Gelon, Sohn des Deinomenes (Herodot. VII 145. Paus. VI 9, 4. Schol. Pind. Ol. 1 Hypoth. Dittenberger Syll. II2 910 u. a. St.) aus Gela, stammte aus einem angesehenen Geschlecht, das von Telines her die Würde eines Hierophanten der chthonischen Gottheiten erblich besaß, Herodot. VII 153. G. ist als Kriegsmann emporgekommen in den Diensten des Hippokrates, des Tyrannen seiner Vaterstadt. Irrig macht ihn Dionys. Hal. antiq. VII 1 zu dessen Bruder. G. zeichnete sich in den zahlreichen Unternehmungen dieses Herrschers so aus, daß er schließlich zum Befehlshaber der Reiterei aufrückte (Herodot. VII 154). Timaios frg. 85 (FHG I 212f.) läßt ihn gleich bei Hippokrates’ Anfängen zu dieser Stellung gelangen, allein die Worte Herodots, obwohl lückenhaft, lassen doch keinen Zweifel, daß dies ein Irrtum ist. Als Hippokrates vor Hybla sein Leben beschloß und sich Gela gegen die Tyrannis erhob, war es G., der den Söhnen des Hippokrates, Enkleides und Kleandros, die Herrschaft erhielt und die Geloer in einem Treffen besiegte, um dann seine Schützlinge beiseite zu schieben und selbst im eigenen Namen die Herrschaft zu übernehmen; vielleicht auf Grund eines Abkommens mit den Geloern (Herodot. VII 155. Plut. de sera num. vind. 6 p. 551 F). Als Tyrann von Gela hat er 488 v. Chr. in Olympia einen Wagensieg davongetragen (Paus. VI 9, 4. 9; vgl. V 23, 6). Daß er, wie Dionys. Hal. antiq. VII 1. 20 und Plutarch Coriol. 16 melden, 491 v. Chr. bei einer Hungersnot den Römern Getreide gesandt habe, ist ohne Zweifel eine spätere Erfindung.
Außer der Tyrannis von Gela muß G. auch die anderen Besitzungen des Hippokrates übernommen haben, die verschiedenen Stämme und Städte der Sikeler und die griechischen Gemeinden Kallipolis, Naxos, Zankle, Leontinoi und Kamarina (Herodot. VII 155). Dazu fügte er nun vor allem Syrakus hinzu, wo Parteikämpfe ihm die Tore öffneten. Die Optimaten, Geomoren genannt, wurden durch ein Bündnis der Bürgerschaft mit den leibeigenen Kallikyriern verjagt und hatten sich nach Kasmenai geflüchtet. G. nahm sich ihrer an und führte sie zurück. Die Syrakusier verzichteten auf Widerstand und fügten sich. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß dabei ein Vertrag geschlossen ward, der die Rechte G.s wie der zurückkehrenden Geomoren und der Bürgerschaft regelte.
Um 485 v. Chr. zog G. in Syrakus ein und verlegte nun seinen Wohnsitz ganz dahin: er nennt sich fortan Syrakusier (Dittenberger Syll. II2 910). Syrakus ward ihm alles und verdankte ihm seine Größe und überwiegende Bedeutung, während Gela, das er seinem Bruder Hieron überließ, zurücktreten mußte. Es mußte sogar mehr als die Hälfte seiner Bürgerschaft an Syrakus abgeben. Das von Hippokrates wieder hergestellte Kamarina ward aufgehoben und aufs neue mit Syrakus vereinigt (Herodot. VII 156. Thucyd. VI 5, 3). Bei dieser Gelegenheit soll G. den von ihm selbst in Kamarina eingesetzten Befehlshaber, Glaukos, den Karystier, einen berühmten Athleten, beseitigt haben (Bekker Anecd. I 282. Schol. Aeschin. 3 § 189. Demosth. de cor. 319. Paus. VI 10, 1ff.). [1008] Dann wendet sich G. gegen das hybläische Megara, das er belagerte und zur Unterwerfung zwang. Wider Erwarten, so erzählt Herodot, verzieh G. den Regierenden, die den Krieg mit ihm begonnen, und verpflanzte sie nach Syrakus, während er den Demos, der am Krieg keine Schuld hatte, schwer büßen ließ. Er ließ die Megarier nach Syrakus schaffen und dort zur Ausfuhr aus Sizilien in die Sklaverei verkaufen. Dasselbe Schicksal hatte das chalkidische Euboia; die Vornehmen mußten nach Syrakus übersiedeln, der Demos ward verkauft; denn der Demos, soll G. gesagt haben, sei der unliebsamste Hausgenosse (Herodot. VII 156, vgl. Thuc. VI 4, 2. 94, 1. Strab. X 449. Abweichend, aber ohne Gewähr, wird die Eroberung Megaras von Polyaen. strateg. I 27, 3 erzählt). So ward Syrakus auf Kosten seiner Nachbarn ansehnlich vergrößert.
G. ward groß und mächtig, der mächtigste griechische Herrscher seiner Zeit (Herodot. VII 145). Das ganze östliche Sizilien, Gela eingeschlossen, vereinigte er unter seiner Herrschaft, die griechischen Gemeinden wie die Sikeler, ausgenommen nur Katane, das nicht zu seinen Untertanen gerechnet wird. Aber Zankle scheint ihm zu der Zeit, wo er nach Syrakus übersiedelte, noch angehört zu haben. Er konnte eine bedeutende Streitmacht aufbringen, zu Lande wie zu Wasser; die Tyrannen Siziliens sind unter den ersten, die eine größere Seemacht besaßen, Thucyd. I 14.
Von Anfang an war G. eng verbunden und verwandt mit Theron, der seit 488/7 v. Chr. in Akragas herrschte. Eine Tochter Therons, Damarete, war mit G. vermählt, eine andere mit Polyzelos, G.s Bruder (Schol. Pind. Ol. II 1), und es ist zu vermuten, daß G. seinem Freunde zur Tyrannis mit verhalf. Durch dieses Bündnis gewann nun G. auch im Westen Siziliens Einfluß. G. erwähnt in seiner Rede, die ihm Herodot VII 158 in den Mund legt, daß er einen Krieg mit den Karthagern geführt, bei dem er vergeblich die Hilfe der Hellenen angerufen habe, daß es ihm aber gelungen sei, den Karthagern die Emporien zu entreißen, die sie nach dem Falle des Dorieus in Besitz genommen. Von diesen Kämpfen wissen wir sonst nichts, und manche Gelehrte glauben daher, daß hier der karthagische Feldzug gegen Himera zu verstehen sei, den einige deshalb ins J. 481 v. Chr. setzen wollen (Niebuhr Vortr. über alt. Gesch. II 120ff. Holm Gesch. Siz. I 209. 416. Meltzer Gesch. d. Karth. I 495. E. Meyer Gesch. d. Altert. III 356. Busolt Gr. Gesch. II2 790); aber mit Recht wird diese Ansicht von andern nicht geteilt (Siefert a. O. 16. Freeman II 428). Es können in Wahrheit nur frühere Kämpfe mit den Karthagern gemeint sein, die vermutlich in die Zeit gehören, wo G. noch in Gela herrschte, ehe er Syrakus gewann. Diese Kämpfe, die G. wohl gemeinschaftlich mit Theron bestand, haben seine Feindschaft zu den Karthagern begründet und sind das Vorspiel zu dem großen karthagischen Kriegszuge, der 480 v. Chr. G. und seine Verbündeten traf, um dieselbe Zeit, wo Xerxes gegen Griechenland zog.
Die verbündeten Hellenen wandten sich damals an G. um Hilfe gegen die Perser. Nach der bekannten Erzählung Herodots (VII 157ff.) erbot [1009] sich G., mit 200 Trieren, 20 000 Hopliten und einer entsprechenden Anzahl Reiter und Schützen den Hellenen Zuzug zu leisten und sie zugleich mit Getreide zu versehen, verlangte aber den Oberbefehl im Kriege, und als ihm die Spartaner dies abschlugen, wenigstens auf einem Gebiet, entweder zu Wasser oder zu Lande. Jedoch hiergegen erhoben die Athener Einspruch, und nun lehnte G. die erbetene Hilfe ab. Diese Erzählung ist mit gelegentlichen Varianten auch auf die Späteren übergegangen (Diodor. X 33. Ephoros frg. 111 (FHG I 264). Polyb. XII 26 b); sie ist jedoch ganz panegyrisch gefärbt und hält einer genaueren Prüfung nicht stand. Die Verhandlungen in Syrakus, wenn sie stattfanden, müssen einen ganz andern Verlauf genommen haben. G. war gar nicht im stande, den Hellenen zu helfen, weil er selbst durch den erwähnten Angriff der Karthager bedroht war, wie eine zweite, bessere Tradition bei Herodot. VII 165 und spätere Nachrichten bezeugen. Er hielt es daher für geraten, sich den Persern gegenüber abwartend zu verhalten. Als Xerxes heranzog, schickte er seinen Vertrauten Kadmos nach Delphi, um im Falle des persischen Sieges seine Unterwerfung anzubieten (Herodot. VII 163f.).
Der karthagische Angriff auf Sizilien ward nach den jüngeren, auf Ephoros zurückgehenden Nachrichten auf Weisung des Xerxes unternommen, um mit dem persischen Zuge gegen Hellas zusammenzuwirken und den G. an der Hilfeleistung zu verhindern (Ephoros frg. 111. Schol. Pind. Pyth. 1, 146. Diodor. XI 1, 4ff.), und diese früher von Mitford und Dahlmann verworfene Erzählung ist in letzter Zeit von Freeman, Busolt und E. Meyer wieder aufgenommen worden, aber mit Unrecht. Sie ist eine naheliegende Vermutung und wahrscheinlich ein Produkt sizilischer Panegyrik. Die ältere Tradition bis auf Aristoteles (Poet. 23 p. 1459 a 24) weiß nichts davon, und G.s schon erwähntes Verhalten spricht nicht dafür, daß Xerxes und die Karthager im Einvernehmen handelten.
Der karthagische Angriff hatte in den sizilischen Angelegenheiten seinen Grund und Anlaß. Theron, G.s Bundesgenosse, vertrieb den Tyrannen von Himera, Terillos, und brachte die Stadt in eigenen Besitz. Der Verjagte stand im Bündnis mit Anaxilas von Rhegion, der sein Schwiegersohn war; von beiden ward nun Karthago zur Hilfe gerufen, und dieses benützte den Anlaß, um mit großer Macht auf Sizilien einzugreifen. Ein großes Heer, angeblich 300 000 Mann, aus Karthagern, Libyern und andern Kontingenten westlicher Völker zusammengesetzt, landete 480 v. Chr. unter Führung des karthagischen Königs Hamilkar bei Panormos und zog gegen Himera, um dessen Besitz es sich zunächst handelte (Herodot. VII 165. Diodor. XI 20, vgl. XIII 94, 5. XIV 67, 1). Himera ward von Theron verteidigt, der jedoch den Karthagern nicht gewachsen war. Bald kam daher G. seinem Freunde zur Hilfe, angeblich mit 50 000 Mann Fußvolk und 5000 Reitern (Diodor. XI 21), und schlug bei der Stadt sein Lager auf. Nachdem schon seine Ankunft und einige glückliche Erfolge seiner Reiterei den Mut der Belagerten neu belebt hatten, errangen bald darnach in einer großen Schlacht die verbündeten [1010] Herrscher einen entscheidenden Sieg. Näheres über den Verlauf der Schlacht wissen wir nicht; denn der einzige, etwas eingehendere Bericht (Diodor. XI 24. vgl. Polyaen. I 72, 2) ist offenbar minderwertig. Er läßt den Sieg G.s durch eine gelungene Überraschung gewonnen sein. Immerhin wird man ihm entnehmen dürfen, daß G.s überlegene Reiterei den Sieg entschied. Nach der älteren Überlieferung fällt die Schlacht auf denselben Tag wie die Schlacht bei Salamis (Herodot. VII 166; vgl. Aristot. Poet. 23 p. 1459 a 25), während die jüngere Erzählung Diodors, die wohl auf Timaios zurückgeht, sie mit dem Kampf an den Thermopylen zusammenfallen läßt. Dies ist eine nachträgliche Verschiebung, die durch eine andere Erzählung nötig ward. Es wird nämlich zugleich berichtet, daß G. nach dem Siege und nach seiner Heimkehr im Begriffe gewesen sei, den Hellenen zu Hilfe zu eilen, als die Botschaft von dem Siege bei Salamis eintraf und die Hilfe unnötig erscheinen ließ, Diodor. XI 24. 26, 4. Dies ist offenbar eine Erfindung des sizilischen Patriotismus, wie ihn Timaios zu üben pflegte.
Der Sieg bei Himera war in jeder Hinsicht entscheidend. Die Karthager verloren ihren König Hamilkar und einen großen Teil ihres Heeres, die Sieger machten viele Gefangene und große Beute, die sie nach Verhältnis unter sich verteilten. Die schwer betroffenen Karthager suchten eiligst um Frieden nach, den ihnen G. unter Fürsprache seiner Gattin Damarete gewährt haben soll. Nach unseren Berichten mußten sie 2000 Talente Kriegskosten zahlen (worin vielleicht das Lösegeld für die gefangenen Karthager einbegriffen war) und verpflichteten sich, zwei Tempel zu bauen, um die Friedensverträge darin aufzustellen, ferner soll ihnen G. die Abschaffung der Menschenopfer auferlegt haben (Diodor. XI 26. Theophrast bei Schol. Pind. Pyth. 2, 3. Plut. de sera num. vind. 6 p. 552 A; apophth. p. 175 A). Diese Berichte sind jedoch teilweise verdächtig und außerdem unvollständig. Denn auch Theron hatte dabei mitzureden, und die sizilischen Bundesgenossen der Karthager müssen in den Frieden einbegriffen worden sein. Diodors Erzählung, daß sie bei G. um Verzeihung nachgesucht und sich ihm unterworfen hätten, genügt nicht. Aus den Tatsachen geht hervor, daß der Friede auf Grund des gegenwärtigen Besitzstandes geschlossen ward. Himera, die Ursache des Krieges, blieb in den Händen Therons, Zankle dagegen ward dem Anaxilas eingeräumt, der es vor kurzem besetzt hatte, vielleicht erst bei Gelegenheit des letzten Krieges; denn noch kurz vorher scheint es dem G. und seinem Beauftragten, Kadmos, angehört zu haben, Herodot. VII 164. Thucyd. VI 4, 6. Anaxilas söhnte sich mit G. aus und trat in seine Freundschaft ein: seine Tochter vermählte sich mit Hieron (Schol. Pind. Pyth. 1, 112. Vgl. Diodor. XI 66. Siefert 24. Freeman II 183).
Es versteht sich von selbst, daß für den karthagischen Sieg den Göttern in üblicher Weise gedankt ward. Dem olympischen Zeus bei Syrakus, dem delphischen Apollon, dem Zeus in Olympia wurden kostbare Geschenke gemacht (Diodor. XI 26, 7, Athen. VI 231 F. Cic. nat. deor. III 83. Paus. VI 19, 7. Dittenberger Syll. I2 910. Michel Recueil 119). Am meisten ward Syrakus [1011] bedacht, wo G. aus der Kriegsbeute einen Tempel der Demeter und Kore errichtete. Ein ähnlicher ward in Aitne angefangen. Vielleicht gehört auch der in Hipponion befindliche, von G. hergerichtete Ziergarten (?μαλθείας κέρας) zu diesen Stiftungen (Duris bei Athen. XII 542 A). Im übrigen hatte der Sieg dem G. zwar keine Vergrößerung seiner Herrschaft gebracht, wohl aber seine Stellung im Innern und nach außen gefestigt. Es kehrte Ruhe und Friede auf Sizilien ein; die verschiedenen Herrscher vertrugen sich nebeneinander. Nach einer Erzählung (Diodor. XI 26, 4) hat G. nach dem Siege seine Herrschaft durch die Syrakusaner in feierlicher Weise bestätigen lassen. Er soll die Soldaten und Bürger in den Waffen versammelt und selbst unbewaffnet unter sie getreten sein, um Rechenschaft abzulegen, bereit, seine Gewalt dem Volke zurückzugeben, worauf ihn alles mit lautem Zuruf als Befreier und Herrscher begrüßt habe. Doch kann diese Erzählung, die erhebliche Varianten hat, in der überlieferten Gestalt nicht verbürgt werden, und es muß unsicher bleiben, welche tatsächlichen Vorgänge ihr zugrunde liegen. Eine auffallend gekleidete Statue G.s scheint bei ihrer Entstehung mitgewirkt zu haben (vgl. Polyaen. Ι 27, 1. Aelian. var. hist. XIII 37. VI 11).
Nicht lange hat G. den Sieg bei Himera überlebt. Er starb 478/7 v. Chr. nach siebenjähriger Herrschaft an der Wassersucht und ward unter dem Geleit der ganzen Bürgerschaft auf dem Gute seiner Gattin draußen vor der Stadt bei den Neun Türmen bestattet und durch ein ansehnliches Grabmal geehrt, das später um 396 v. Chr. von den Karthagern zerstört ward (Schol. Pind. Pyth. 1, 103. Plut. de Pyth. orac. 19 p. 403 C. Diodor. XI 38, 1f. XIV 63, 3. Lupus Die Stadt Syrakus im Alt. 103). Seine Erben waren die Brüder. Dem ältesten, Hieron, hinterließ er die Herrschaft, dem zweiten, Polyzelos, die Gattin. Sein Sohn, den Aristoteles erwähnt (polit. VIII 10 p. 1312 b 12), scheint noch ein Kind gewesen zu sein.
G. hat bei der Nachwelt, auch in der späteren tyrannenfeindlichen Zeit, ein gutes Andenken hinterlassen. Vor allem ist er der Befreier Siziliens; daneben rühmt man an ihm Gerechtigkeit, Milde und Gleichmut (vgl. die Anekdote bei Lucian. Hermot. 34). Er wußte die Bürger zur Arbeit, besonders zum Landbau anzuhalten, und wird auch als Gesetzgeber genannt. Eines seiner Gesetze beschränkte den Aufwand bei den Leichenfeierlichkeiten; auf seinen Wunsch ward es auf sein eigenes Begräbnis angewandt (Diodor. XI 38, 2. Plut. apophth. p. 175 A; de sera num. vind. p. 552 A. Diodor. XI 67, 2. XIV 66, 1. XVI 79, 2. Polyb. XII 25 k, 2. Plut. Dion 5; Timol. 23. Dio Chrys. 37 vol. II p. 111 R.
Seine Tyrannis ist weniger eine Monarchie als die Herrschaft einer ganzen Familie. Die drei Brüder Hieron, Polyzelos und Thrasybulos nahmen an der Tyrannis teil und wurden auf den Weihgeschenken mit genannt; sie sind die berufenen und zuverlässigen Gehilfen. Auch die Schwäger Chromios und Aristonus stehen dem G. zur Seite (Schol. Pind. Nem. 9, 95. Timaios frg. 85; o. Bd. III S. 2453, 60. Bd. II S. 967, 26). Eine wichtige Stütze der Herrschaft bildeten die fremden Kriegsvölker, [1012] meist Peloponnesier, von denen wir einzelne, wie Phormis und Agesias mit Namen kennen (Paus. V 27, 1. Pind. Ol. 6 mit Scholl.). G. zog eine große Anzahl nach Sizilien und gab ihnen Bürgerrecht und Land, besonders in Syrakus, wo er viel Platz geschaffen hatte. Man beziffert die Zahl der von G. angesiedelten Söldner auf rund 10 000 (Diodor. XI 72, 3; vgl. Aristot. pol. VIII 3 p. 1303 a 38f.). Die Bevölkerung der sizilischen Städte erlitt dadurch starke Veränderungen. Vor allem hat G. Syrakus groß gemacht; namentlich über die benachbarten chalkidischen Städte erringt es ein entschiedenes Übergewicht, wie überhaupt die Chalkidier von G. stark beschränkt wurden. Für Syrakus hat G. viel getan. Unter seinen Bauten kennen wir den schon erwähnten Tempel der Demeter und Kore (Diodor. XI 26, 7). Außerdem muß die Vermehrung der Bürgerschaft eine angemessene Vergrößerung der Stadt und ihres Umfangs nach sich gezogen haben, und es ist daher eine sehr wahrscheinliche Vermutung, daß er es war, der die Achradina erweitert, die Tycha besiedelt und den Mauerring bis zu dem Umfange vorgeschoben hat, in dem er zur Zeit des Sturzes der Tyrannen erscheint (Lupus a. O. 96ff.).
Über das rechtliche Verhältnis des Tyrannen zur Stadt und Bürgerschaft läßt sich nichts Bestimmtes sagen. Die untertanen Städte wird er durch Beauftragte verwaltet haben. Was Syrakus angeht, so ist vielleicht beim Einrücken G.s 485 v. Chr. ein festes Abkommen geschlossen worden. Die Bürgerschaft von Syrakus lebte jedenfalls unter ihren Gesetzen und hatte an der Verwaltung der Stadt ihren Anteil. Aber G. war ihr Vorsteher und Herrscher. Ob seine Stellung einen titularen Ausdruck erhalten hat, ist sehr zweifelhaft. Den Königstitel hat er sicherlich nie geführt, und wenn er König (βασιλεύς) genannt wird (in einer Rede bei Herodot. VII 161 und bei Diodor. XI 38), so soll dadurch nur seine tatsächlich monarchische Gewalt bezeichnet werden. Am ehesten kann man ihn als Strategen bezeichnen; denn seine Gewalt beruht auf seinem Heerführeramte, wie er denn auch in erster Linie Soldat war, und im Gegensatz zu seinem Bruder und Nachfolger Hieron für die Musen und ihre Künste wenig Sinn gehabt haben soll (Plut. apophth. 175 B. Aelian. var. hist. IV 15). Seiner kriegerischen Tüchtigkeit vor allem verdankt er Herrschaft und Ruhm. Er ist die heroische Gestalt des alten Sizilien, dessen Ruhm durch seine ungleichartigen Nachfolger, die späteren Tyrannen, in noch helleres Licht gerückt ward. Vielleicht unterscheidet er sich jedoch in Wirklichkeit nicht so sehr von ihnen; denn auch er hat zur Begründung und Befestigung seiner Herrschaft die gewaltsamsten Mittel nicht gescheut.
Für die Zeitbestimmung G.s ist Diodor. XI 38, 7 maßgebend, der ihn sieben Jahre regieren läßt und seinen Tod unter Ol. 75, 3 = 478/7 v. Chr. verzeichnet, womit Aristoteles polit. 8, 12 p. 1315 b 36 insofern übereinstimmt, als er die Zeit seiner Tyrannis auf reichlich sieben Jahre bemißt. Der Beginn seiner Herrschaft in Syrakus bestimmt sich also auf etwa 485 v. Chr. Nach Dionys. Hal. antiq. VII 1 ist er ferner als Nachfolger des Hippokrates, also in Gela, Ol. 72, 2 = 491/0 v. Chr. zur Tyrannis gelangt, und damit stimmt, daß er [1013] zur Zeit seines olympischen Sieges, 488 v. Chr., noch Geloer war. Pausanias, der uns dies mitteilt, hat dasselbe Datum wie Dionysios vor sich gehabt, aber irrig auf seine syrakusische Tyrannis bezogen. Dies ist also als die gute chronographische Überlieferung anzusehen. Das Marmor Parium, das überhaupt viele Fehler hat, läßt ihn irrig 478/7 v. Chr. beginnen und nur sechs Jahre regieren. Näheres bei Clinton Fasti Hellenici II 194. Jacoby Das Marmor Parium 178.
Literatur: O. Siefert Gelon Tyrann von Gela u. Syrakus, Altona 1867. Holm Gesch. Siciliens I 202ff. 414ff. Freeman-Lupus Gesch. Siciliens II 104ff. 428ff. Busolt Griech. Gesch. II 784ff. Ed. Meyer Gesch. des Altertums II 824f. III 353. 398. 626.
[Niese.]
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