ART

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2) A. Gellius.

Leben.

Quelle für sein Leben ist fast ausschließlich sein Werk. Das Geburtsjahr und der Geburtsort sind unbekannt. Das erstere muß um das J. 130 n. Chr. fallen; denn er war adulescens und Schüler, als Erucius Claras Stadtpraefect (sicher von 146 bis etwa 157) war (VII 6, 12. XIII 18, 2, wo auch das zweite Consulat vom J. 146 erwähnt wird). In Rom, wohl seiner Geburtsstätte, wurde er in der Grammatik von Sulpicius Apollinaris (VII 6, 12. XIII 18. 3. XVIII 4, 1. XX 6, 1, vgl. XII 13, 1), in der Rhetorik von Antonius Iulianus (IX 1, 2. 15, 1. XV 1, 1. XIX 9), den er auch nach Neapel und Puteoli begleitete (IX 15, 1. XVIII 5, 1), und T. Castricius (XI 13. XIII 22, 1, vgl. 16, 4) unterrichtet. Von [993] noch größerem Einfluß waren auf ihn Fronto (XIII 29. XIX 8. 10. 13; sein Consulat vom J. 143 erwähnt II 26, 1) und der Sophist Favorinus aus Arelate (II 26. III 1. 19. IV 1. XII 1 usw. Hertz Op. Gell. 72), mit dem er auch Antium und Ostia besuchte (XVII 10, 1. XVIII 1). Auch mit dem gelehrten Dichter Iulius Paulus in agro Vaticano (XVI 10, 9. XIX 7. 1) und Annianus in agro Falisco (XX 8) stand er in Beziehung. Dem politischen Leben trat er, wie es scheint schon jetzt (s. XIV 2, 1), näher durch Bekleidung einer Richterstelle extra ordinem in iudicia privata (XII 13, 1. XIII 13, 1. XIV 2, s. auch I 22, 6. XX 10), begab sich aber dann, vor allem zur weiteren Ausbildung in der Philosophie, nach Athen (II 21. X 1, 1. XV 2, 3. XIX 8, 1). Hier hörte er besonders den Akademiker Calvisius Taurus (I 26. II 2. VII 10. 13. XII 5. XVII 8. 20. XVIII 10, 3. XIX 6, 2), mit dem er zu den pythischen Spielen nach Delphi reiste (XII 5, 1), lernte auch den Cyniker Peregrinus Proteus, also vor 165, wo jener starb, kennen (VIII 3. XII 11, 1) und verkehrte viel bei Herodes Atticus († 177, Consul 143, s. I 2, 1. IX 2, 1. XIX 12, 1), ohne daß dieser sein eigentlicher Lehrer war (I 2, 1. IX 2). Den Herbst (I 2, 2. XII 5) und Winter blieb er in Athen (I 2, 2 praef. 4. 10. XVII 8. 7. XVIII 2, 1. 13, 1) oder auch Eleusis (VIII 10), Aigina (II 21, 1), und kehrte, wie es scheint im folgenden Jahre, über (Patrai? XVIII 9, 5) Kassiope und Brundisium (IX 4, 1. XVI 6, 1. XIX 1) nach Rom zurück, wo er eine Familie gründete und, nicht unvermögend (eine Villa in Praeneste? XI 3, 1), sich seinen literarischen Neigungen hingab (praef. 1. 23). Sein Todesjahr ist unbekannt (Baehr bei Ersch u. Gruber Encyclopäd. s. v. Th. Vogel De A. Gellii vita, studiis, scriptis narratio et iudicium, Zittau 1860, auch De Noct. Att. A. G. compositione. Phil. Abhdl. Martin Hertz dargebracht, Berlin 1888, 6ff. Friedländer Sittengesch. Roms6 III 500. Mercklin Citiermethode 706. J. W. Beck De Sulpicio Apollinare, Groningen 1884. L. Dewaule A. Gellius quatenus philosophiae studuerit, Toulouse 1891).

Werk.

Seit seiner Jugend (XIII 18, 3) bestrebt, Wissenswertes und Interessantes aus seiner Lektüre auszuziehen, ein eifriger Besucher der Buchläden (V 4. 1. XIII 31, 1. XVIII 4, 1) und Bibliotheken, nicht nur in Rom (XI 17, 1. XIII 20, 1. XVI 8. 2, s. auch V 21, 9), sondern auch sonst (Tibur IX 14, 3, vgl. XIX 5, 4. Patrai XVIII 9, 5), unterstützt von seinen Freunden (XIV 6), hatte G. dann in den Winternächten seines attischen Aufenthaltes seine Sammlungen zu bearbeiten begonnen und nannte sie daher, als er sie, auch später fortgesetzt (III 16, 13. XI 3), zunächst für seine Kinder (praef. 1) herausgab, noctes Atticae (praef. 4. 10). Nach der Angabe des mittelalterlichen Schriftstellers Radulphus de Diceto (Hertz ed. maior II praef. XXXVII, anders Th. Gottlieb Über die mittelalterl. Bibl., Leipzig 1890, 446): Agellius scribit anno CLXIX, schrieb, d. h. wohl, edierte er das Werk im J. 169 (auf etwa 175 schließt Friedländer 505). Damit stimmt, daß seit der Zwölftafelgesetzgebung etwa 600 (XX 1, 6; die Mss. fälschlich septingenti) Jahre verflossen sind, und daß Sulp. Apollinaris bereits (vor 160, s. Friedländer 502) gestorben ist (XV 5, 3), sowie daß [994] er selbst im vorgerückten Alter, aber noch mit der Erziehung seiner Kinder beschäftigt (praef. 23), stand. Eine Fortsetzung, die er projektierte (praef. 23), scheint nicht in Angriff genommen, sicher nicht zum Abschluß gebracht zu sein. Was er damals nicht ohne Spuren der Eile (s. Mercklin Citiermethode 704. Vogel De compositione 11), zusammenstellte, waren 20 Bücher, die mit Ausnahme des achten und einiger Lücken, vor allem am Anfang und Schluß (Hertz ed. maior II praef. LXXXI), auf uns gekommen sind.

Die Schrift ist eines jener Miszellanwerke, wie sie damals bei Griechen und Römern beliebt waren (s. die Aufzählung praef. 6). Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Umgang mit dem Polyhistor Favorin, dem Verfasser der in manchen Punkten vorbildlichen Παντοδαπὴ ἱστορία, ihn auf diesen Weg gewiesen hat. Das Werk enthält, ohne den Ruf der Tiefe zu beanspruchen (praef. 13), alles mögliche; es behandelt Fragen der Philosophie und Moral, der Naturwissenschaft und Medizin; es gibt juristische Erörterungen, besonders aus dem Gebiet des Staats- und Sakralrechts, liefert historische und kulturhistorische Merkwürdigkeiten, Anekdoten aus dem Leben berühmter Männer. Besonders ist die Liebe des Verfassers der Literaturgeschichte und der Sprache zugewandt. Dort erzählt er Geschichten aus dem Leben der Literaturgrößen, zitiert und lobt hübsche Stellen, stellt Vergleiche an zwischen Vorbild und Nachbildung, spricht über Unechtheit und Echtheit; er behandelt exegetische und textkritische Probleme und verficht Lesarten mit Bezug auf alte Handschriften (I 7, 1. 21, 2. II 3, 5. V 4, 1. IX 14, 1. 3. 6. 7. 20, 26. XIII 31, 6. XVIII 9, 5) und Kommentare (VI 20. 1). Hier spricht er in über 100 Kapiteln über Betonung, Orthographie, Etymologie, Flexion einzelner Worte, über Euphonie und Kakophonie, gibt Beispiele seltener Worte und Formen. Er ist unter den Griechen durchaus vertraut mit den Klassikern Homer, Hesiod. Herodot, Platon, Aristoteles, auch mit Sophokles, Euripides, Aristophanes, weniger mit Aischylos und Menander, von Späteren erscheinen besonders Plutarch und Epiktet; unter den Römern aber gehört sein Herz durchaus den republikanischen Größen; Cato ist wohl sein Lieblingsschriftsteller, dann Plautus, Ennius, Lucilius, Laberius, Gracchus, Varro, die Annalisten, weniger Terenz; aber auch Cicero, Caesar, Sallust, Lucrez erscheinen nicht selten; von augusteischen Dichtern erkennt er nur Vergil an, diesen in hohem Maße, Horaz erscheint in einem Kapitel (andere Spuren bei Hertz Anal. ad carm. Horat. III, Breslau 1879, 5), Tibull, Properz, Ovid nie, ebensowenig Livius. Aus der spätern Zeit finden sich der von dem Frontoschüler heftig angegriffene Seneca, Valerius Maximus, Plinius u. a., von Zeitgenossen Hadrian, Sueton und seine Lehrer. Es ist viel Material in den rund 400 Kapiteln aufgespeichert; aber weder ist eine rechte Ordnung (ordo fortuitus praef. 2, doch s. Mercklin Citiermethode 705. Vogel De composit. 2ff., 13) in dem ungleichartigen Inhalt zu erkennen, noch zeugt die Behandlung im einzelnen von scharfem Denken. G. ist durchaus ein Mann von kleinlichem Geschmack und engem Gesichtskreis. Er klebt an der Einzelfrage, ohne weitere Gesichtspunkte zu [995] finden. Viel Triviales hat er auch außer den törichten Etymologien, die er vorbringt oder vorbringen läßt, Kritik übt er wenig, wenn er auch einigemale tadelt oder in Schutz nimmt. Oft finden die Streitfragen keine Erledigung. Wenn er gleichwohl einer der wichtigsten Schriftsteller dieser Zeit ist, so ist er das einmal als ein Muster der damaligen philologischen Arbeitsweise, der uns an sich und andern einen sehr lehrreichen Einblick in das ganze Getriebe tun läßt, dann aber als Fundstätte von zahlreichen, durchweg getreu wiedergegebenen Zitaten aus etwa 250 Autoren, von denen manche sonst wenig bekannt sind, und als Übermittler so vieler wertvoller Züge und Dokumente aus dem politischen, literarischen und kulturellen Leben Griechenlands und Roms. Das Kapitel III 3 über die fabulae (Varronianae) des Plautus gehört zu den wichtigsten der Literaturgeschichte, der Vergleich zwischen Caecilius und Menander II 23 ist für uns die einzige größere Probe einer Gegenüberstellung des griechischen Originals und der Nachbildung eines römischen Komikers; das Auftreten des Laberius bei Caesars Spielen ist durch ihn (VIII 15) zu Macrobius gekommen. Die erste Spruchsammlung des Publilius Syrus (XVII 14), der Inhalt einer Satire des Ennius (II 29), des Varro (XIII 11), sein εἰσαγωγικός für Pompeius (XIV 7), der Abriß der politischen und literarischen Geschichte nach Varro und Nepos (XVII 21) und vieles andere sind wertvollste Vermächtnisse.

Seine Schreibweise, für die er selbst nicht das Lob der Sorgfalt und Eleganz in Anspruch nimmt (praef. 10, s. auch XII 1, 24. XVII 20, 8), die aber den Beifall Augustins (civ. dei IX 4 vir elegantissimi eloquii) fand und in der Tat nicht selten gewandt und lebendig ist, ist stark seinen Lieblingsschriftstellern nachgebildet. Als Zeitgenosse und Anhänger Frontos liebt er, obwohl er selbst (I 10, s. auch XI 7) Favorin dagegen reden läßt, die Worte, Phrasen, Konstruktionen der republikanischen Autoren. Seine Zitate färben auf ihre Umgebung weiterhin ab. So vermag man aus seiner Darstellung der Fabel von der Haubenlerche (II 29) ganze Ennianische Verse herauszuschälen (Th. Vogel De A. G. copia vocabulorum, Zwickau 1862. O. Gorges De quibusdam sermonis G. proprietatibus observationes, Halis 1883. C. Knapp Archaism. in A. G. Class. studies in Honour of H. Drisler, Newyork 1894, 126; Amer. Journ. of Philol. XIV (1893) 216. XVI (1895) 52; Transactions of the Amer. Phil. Assoc. XXV (1894) 5. Fr. Hache Quaestiones archaicae, Vratislaviae 1907. Hertz Vindiciae Gellianae alterae, Jahrb. f. Philol. Suppl. VII 1873, 1. W. Heraeus Rh. Mus. LIV (1899), 307. Archiv f. Lex. XIV (1906) 62. XV (1908) 548).

G. eigen ist in seiner Darstellung oft die Einkleidung. Er gibt nicht so gern systematische Erörterungen der Streitfragen, sondern läßt lieber sich unterhaltende oder streitende Personen auftreten, zwei Grammatiker oder Philosophen, Lehrer und Schüler; aus theoretischer Darstellung wird dadurch Vortrag, Diskussion (Dirksen Hinterl. Schriften I 28. Vogel De composit. 9). Er erfindet ganze Geschichten, in denen er und seine Zeitgenossen eine Rolle spielen (besonders deutlich IX 4, Mercklin Citiermethode 641. Kretzschmer [996] De A. G. fontibus 13). Die Aussagen früherer Philosophen und Grammatiker werden den jetzt lebenden in den Mund gelegt (IX 2. XIX 1, s. Hosius praef. XXXVIII. LV). Diese Personen erhalten so leicht etwas Typisches (Dirksen Hinterl. Schriften 28f.); auch laufen ihm dabei Flüchtigkeitsfehler und Unmöglichkeiten unter (Mercklin 677.688. Kretzschmer 22ff.; aber den Zweck der Belebung und Anschaulichkeit hat er nicht selten erreicht.

Quellen.

G. zitiert viel und antiker Gewohnheit widersprechend viel mit Namennennung, allerdings in sehr verschiedener Weise, zum Teil genau mit Titel und Buchangabe, dann wieder allgemein und unbestimmt (Mercklin 636. 656. 682; Jahrb. f. Philol. LXXXIII 743. Kretzschmer 15). Unleugbar hat er einen großen Teil selbst gelesen (praef. 12. III 3, 3. 6, 2. V 20, 4. XII 14, 4. 15, 1. XIII 13, 4. XV 30, 5. XVII 2, 2. Mercklin 647), vieles also aus den Autoren selbst genommen, einzelne direkt für seine Zwecke exzerpiert (II 30, 11. XI 2, 5. XVI 7. XVII 2. XIX 7), Zusätze aus alter und neuer Lektüre gemacht (I 7, 18. 13, 9. III 18, 9. V 6, 12. 25. 17, 5. VI 12, 6. X 29, 4. XI 18, 16. 18. XVI 1. 3. XVII 2, 7f. XVIII 4, 11. XIX 8, 17), auch zu verschiedenen Zeiten (III 16, 13ff.); gern hat er so die wörtlichen Zitate nachgetragen (I 11, 5. 16. 19. II 2, 13. III 3, 6. 7. VI 3, 49. XIII 12, 5. XVI 3, 6. XVIII 7, 8. XIX 8, 18, s. praef. 18 Mercklin 648. 691). Manche Rechtfertigung, mancher Tadel und Angriff, mancher Vergleich mag daher von ihm selbst stammen. Aber die große Masse seiner Belege, die Fülle der adnotationes verdankt er doch nicht so sehr eigener Sammlung, als zum großen Teil den Arbeiten der Gelehrten der ausgehenden republikanischen und ersten Kaiserzeit. Wo er eine einzelne Geschichte erzählt, eine Frage mit einem Beispiel erledigt, wird die Quelle meist klar und ehrlich angegeben. Wenn aber, wie gern bei grammatischen Fragen, mit großem Material geprunkt wird, kann man mit einer gewissen Sicherheit auf Mittelquellen schließen (Kretzschmer 6). Er nennt diese dann gern nebenbei, scheinbar als Nebenzeugen, verschweigt sie aber auch ganz oder versteckt sie hinter andern Namen und den Personen seiner Einkleidung (Dirksen 32. Mercklin 643). Bei dem Verlust der meisten von ihm benützten Werke ist die Quellenuntersuchung schwierig und unsicher. Die vielfachen Berührungen mit Diogenes Laertius, Aelian, Athenaeus (F. Rudolph De fontibus, quibus Aelianus usus sit. Leipziger Stud. VII 1884, 1; die Quellen des Athenaeus Philol. Suppl. VI 1891, 109, auch Philol. LII 1884, 652 und H. Cohn ebd. 722) haben die Forschung mehr verdunkelt als erhellt. Nur wenigen Anhalt gibt auch die Erkenntnis, daß G. es liebt, zwei oder mehrere aufeinander folgende Kapitel, so I 8f. III 5f. 10f. VII 1f. 3f. IX 13f. XI 9f. XII 7f. XIII 11–13. 14–16. XIV 1–3. 7f. XVI 16–18. XVII 15–17. XIX 4–6, aus derselben Quelle zu nehmen (Mercklin 667ff. Kretzschmer 4. Ruske 72) oder auch eine derartige Reihe durch ein dazwischengeschobenes, anders geartetes Kapitel zu trennen, so VI 7 und 9, IX 11 und 13, XIX 2 und 4ff. (Ruske 2. 9) Auch das scheint sicher, daß er keinen Schriftsteller benützt, den [997] er nicht irgendwo nennt (Froehde 533). Die historischen, literarischen und kulturgeschichtlichen Nachrichten verdankt er wohl zumeist, mit und ohne Quellenangabe, abgesehen von den Annalisten dem Varro, Nepos, Hygin, Sueton, seine juristischen Erörterungen Labeo, Capito, Masurius, Caelius Sabinus, seine naturwissenschaftlichen Aristoteles, Plinius, Plutarch, seine sprachlichen und textkritischen und damit viele Zitate Varro, Nigidius, Verrius, Probus oder auch den Vergilinterpreten Cornutus und Hygin usw. Auch zeitgenössische Autoren hat er benützt, so Aelius Melissus (XVIII 6), Sulpicius Apollinaris (XIII 18, 3. XV 5, 3), Calvisius Taurus (I 26, 3. VII 14. 5. IX 5. XII 5). Stark scheint Favoris mit seiner παντοδαπὴ ἱστορία und den ἀπομνημονεύματα auf ihn eingewirkt zu haben (wohl nicht XIV 6. s. Hosius praef. XLIX); aber er nennt wohl andere Schriften des Arelaten (XI 5, 5. XVII 12), aber nie diese Hauptwerke (doch s. praef. 8), wie er es überhaupt vorzieht, Zeitgenossen nicht als Schriftsteller, sondern redend einzuführen (Mercklin 676. Kretzschmer 21. Hertz Opusc. Gell. 77). H. E. Dirksen Die Auszüge aus den Schriften der röm. Rechtsgelehrten in den Noct. Att. des A. G., Hinterl. Schriften Leipzig 1871 I 21. L. Mercklin Die Citiermethode u. Quellenbenützung des A. G. in den Noct. Att., Fleckeisens Jahrb. Suppl. III 1860, 635 Gellii capita quaedam ad fontes revocata. Dorpat 1861, weiter Philol. XVI 1860, 170 Fleckeisens Jahrb. LXXXIII 1861, 713. J. Kretzschmer De A. Gellii fontibus I; De auctoribus grammaticis, Posen 1860; Fleckeisens Jahrb. LXXXV 1862, 361. L. Ruske De A. G. Noct. Att. fontibus, Glatz 1883. O. Froehde Röm. Dichtercitate bei Gellius, Festschrift für Vahlen, Berlin 1900, 523. J. W. Beck Studia Gelliana et Pliniana, Fleckeisens Jahrb. Suppl. XIX 1892, 1. H. Nettleship The Noct. Att. of A. G., Lectures and Essays, Oxford 1885, 248. Hosius praef. XVI (p. XXI adn. noch andere Literatur). J. Gabrielsson Über Favorinus und seine παντοδ. ἱστ. und Über die Quellen des Clemens Alexandrinus I Upsala, Leipzig 1906. G. Wissowa Gött. gel. Anzeigen 1907, 734.

Nachleben.

G. blieb nicht ohne Einwirkung auf die Folgezeit. Nicht gerade oft zitiert, so von Vopiscus, Lactantius, der die Lücke am Anfang von B. VII ergänzt, Servius, Augustin, Priscian, wird er stark benützt von Apuleius, Macrobius, den Glossographen und besonders auch Nonius, der unter Ausdrücken wie alius nobilitatis obscurae, vetus prudens auctoritatis incognitae u. ä. unsern G. meint (Hertz Opusc. Gell. 85 ed. maior II praef. VIIff. Kretzschmer 27). In Inhalt und besonders auch Phrasen hat sich stark an ihn Ammian angelehnt (Hertz Opusc. Gell. 146. Hosius sub textu). Auch das Mittelalter, das den Schriftsteller Agellius nannte. ist an diesem Anekdotenschatz nicht vorübergegangen. Einhard, Joh. von Salisbury, Adam Balsamiensis, Vincentius von Beauvais u. a. bis auf Petrarca haben sich an ihm bereichert. Ebenso zeugen Glossarien, Florilegien und Exzerpte von seiner Beliebtheit (Hertz ed. maior II praef. XXIIff. XLVIIIff., Hosius praef. XV adn.; s. auch C. Pascal Un frammento sconosciuto di A. Gellio? (bei Cantor, Migne 205, 164), Atene e Roma XI 1908. [998]

Überlieferung.

Der große Umfang des Werkes veranlaßte die Teilung in zwei Hälften, zuerst wie es scheint durch einen Schnitt nach dem Buch IX, da wir hier die metrische Subscriptio eines C. Aurelius Romulus haben, dem ein Eustochius die Cecropiae noctes schenkte (Hertz Jahrb. f. Philol. CXLV 1892, 425; ed. maior II praef. XVII. LXXXIV), dann nach ihrer Wiedervereinigung (H. Jordan Gött. gel. Anz. 1886, 484) von neuem in die Bücher I–VIII und IX–XX. Der Schluß des ersten Bandes, d. h. Buch VIII, ging in der Zeit zwischen Macrob-Priscian und dem 9. Jhdt. verloren; nur die Inhaltsangaben sind in der schlechtern, seit dem 14. Jhdt. auch wieder das ganze Corpus enthaltenden Rezension, die diese Inhaltsangaben vor den Büchern enthalten haben muß (Wissowa Gött. gel. Anz. 1907, 728), erhalten geblieben, ebenso wie ein Stück des in den andern verstümmelten Schlusses des letzten Buches. Die bessere Überlieferung ist also in zwei Hälften getrennt; für Buch I–VII Codex Parisinus 5765 (P), Gronovianus 21 (R), Vaticanus 3452 (V) saec. XII und XIII), die viele gemeinsame Lücken haben, und ihnen gegenüber der Palimpsest des vielleicht 6. Jhdts. Palatino-Vaticanus 24 (A) für Teile der Bücher I–IV. Die Handschriften der zweiten Hälfte scheiden sich ebenfalls in zwei Klassen: Den Reginenses 597 (O). 1646 (Π). Vossianus F. 112 (X). Magliabecchianus 329 (N) stehen gegenüber die jüngeren, Parisinus 8664 (Q). Vossianus F. 7 (Z) und die versprengten Bruchstücke von B. Dazu kommt der uns durch nicht ganz einwandfreie Angaben Carrions u. a. bekannte Codex Buslidii (β), der eine Reihe von Lücken noch nicht hatte. Über diese und andere Handschriften, Florilegien usw. s. Hertz ed. maior II praef. XIII. XLVΙΙIff. Hosius praef. V.

Ausgaben

(Hertz ed. maior II praef. CVff.): Ed. princeps, Rom 1469, von Carrion (Stephanus), Paris 1585, von Gronov, Amsterdam 1651. Grundlegend von M. Hertz, Berlin 1883/5, dazu Supplement des kritischen Apparats von F. Kuhn Jahrb. f. Philol. Suppl. XXI, Leipzig 1894, 1. Kleinere Ausgabe von Hertz, Leipzig 1853 und 1886, mit knappem kritischem Apparat von C. Hosius, Leipzig 1903. Weitere Literatur bei Hertz ed. maior II praef. CXXXVII. Hosius praef. LXI.
[Hosius.]

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