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Gargareis, skythisches Volk, das das Vorland der Keraunischen Berge im nordöstlichen Kaukasus bewohnt; Strab. XI 504, nach den von griechischen Gelehrten auf den Feldzügen des Pompeius in Armenien und Albanien gesammelten Nachrichten. Identisch sind vielleicht die Gegari des Plin. VI 22. Sie müssen im Daghestan oder wenig westlich davon gesessen haben und waren vielleicht ein lesghischer Stamm (s. Legae). Es ist wohl kein Zufall, daß sich in der bezeichneten Gegend der Name G. fast unverändert als Stammesname der sog. Tschetschenzen südöstlich von Wladikawkas wiederfindet. Der Stamm heißt Galgaier. Die ethnographische, aber auch die sprachliche Stellung der Tschetschenzen ist noch nicht geklärt; doch sind sie sprachlich jedenfalls von den lesghischen Völkern in Daghestan zu unterscheiden, v. Erckert hebt hervor, daß ihm der ausgesprochen jüdische Typus der Gaigaier usw. aufgefallen sei. Das weist auf uralte ethnologische Zusammenhänge des Kaukasus mit Armenien und Kleinasien. Dabei verdienen auch die Namen Beachtung: Kaukasus kehrt wieder auf Chios und erweist sich nach seiner Bildung mit dem Ortssuffix -s, bezüglich -ss als vorgriechisch-karisch. Vgl. ferner den gleichnamigen Fluß in Achaia und die Kaukonen in Elis. Weiter gehört G. selbst doch jedenfalls zu der Gruppe der Ortsnamen in der Troas: Gargaron (alter Name des Ida), auch in der auf -s charakteristisch gebildeten Form Gargason (s. Hellanik. bei Steph. Byz. s. Gargara); Gargara Name einer von Lelegern(!) bewohnten Stadt der Troas. Zu derselben Gruppe gehört auch Gargessos in Attika, wiederum mit dem nichtgriechischen Suffix -ss. Vgl. über die Galgaier und Tschetschenzen v. Erckert Der Kaukasus u. seine Völker 126ff. und besonders 128. Bei den G. müssen die Frauen eine eigentümliche und selbständige Stellung eingenommen haben, so daß die griechischen Forscher auf den Gedanken kamen, hier endlich die rätselhaften Amazonen gefunden zu haben. Angeblich wohnten diese durch einen Bergrücken getrennt von den G. in einem eigenen Weiberstaat; einmal im Jahr aber stiegen beide hinauf aufs Gebirge und vereinigten sich im Dunkel der Nacht. Von den danach geborenen Kindern blieben die Mädchen bei den Frauen, die Knaben bei den G. Welche Sitten und Gebräuche diesem verballhornten Bericht zugrunde liegen, bleibt dunkel.
[Kiessling.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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