84) Flavius Felix vir clarissimus ist Verfasser einer postulatio honoris aput Victorinianum virum inlustrem et primiscriniarium in 20 Distichen, die in der Anthologie des Cod. Salmasianus erhalten ist (Riese I² 209ff. Baehrens PLM IV 356). Er ist gewiß identisch mit Felix v. cl., dem Verfasser von fünf Gedichten auf die von dem Vandalenkönig Thrasamund [2598] (496–523) erhauten Thermen von Alianas (Riese 179ff. Baehrens 334ff.; der Ortsname, belegt bei Florentinus, Riese 289. Baehrens 427 v. 20, ist erstarrter Akkusativ, vgl. W. Schulze Lat. Eigennamen 4, 3. Konjetzny Arch. f. Lexikogr. XV 328f.; im Titel hat F. den Genetiv Alianarum). Andere Identifizierungsversuche sind mißlungen: wenn bei Burmann Anthol. I 481 an den magister Felix orator urbis Romae der Horazsubskriptionen gedacht ist, so ist dieser doch wohl vielmehr mit dem Securus Memor Felix rhetor urbis Romae der Subskription im Martianus Capella zu vereinigen (O. Jahn Ber. Leipz. Ges. d. W. 1851, 351); den Identifizierungsversuch des Adressaten mit dem Victorianus der Liviussubskriptionen schließt schon die richtige Lesung des Namens aus. Das Ziel der postulatio ist (v. 40) clericus ut fiam (vgl. v. 30 ecclesiae spectans dona venire mea); auch hier sind Spekulationen wie die bei Burmann vorgetragenen, die Arianer hätten dem F. ein Kirchenamt vorenthalten wollen, das ihm nun Victorinianus verschaffen solle, ohne jeden Anhalt. Formell sind die Gedichte im ganzen nicht übel; prosodische Fehler finden sich nur in der postulatio (ecclěsia, s. o.; stōlidus v. 4, maěroris v. 17). Die fünf Gedichte auf die Thermen (drei in Distichen, zwei in Hexametern) haben je 12 Verse; im letzten haben die Verse je 37 Buchstaben und ergeben als Akro-, Meso- und Telestichon Thrasamundus cunta innovat vota serenans. Sämtliche Pentameter schließen mit einer Ausnahme auf zweisilbige Worte. Anklänge an ältere Poesie fehlen nicht (postul. 29 Verg. Aen. VI 266). Die Übereinstimmung von postul. 31ff. mit Ovid. trist. II 159ff. kann beim Mangel an wörtlichen Entsprechungen auf die Rhetorenschule zurückgeführt werden; dagegen sind v. 36f. fast identisch mit v. 4 und 3 eines andern Gedichts derselben Anthologie (Riese S. 183. Bährens S. 338), ohne daß über den Verfasser dieses Gedichts oder die Priorität etwas auszumachen wäre. Die Anlage des ganzen (,Als man noch …, da handelte man so und so; jetzt geschieht wenigstens Ähnliches‘) erinnert einigermaßen an manche Einleitungsgedichte Claudians.
[Skutsch.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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