207) Imperator T. Flavius Vespasianus Augustus = Titus, Sohn des Vespasian, römischer Kaiser vom 24. Juni 79 bis 13. September 81.
Inhaltsverzeichnis
I. Quellen.
II. Leben vor dem Principat.
III. Regierung.
IV. Übersicht über die Regierungshandlungen.
V. Charakter.
I. Quellen. Es kommen dieselben Schriftsteller in Betracht wie bei Vespasianus dem Vater (vgl. o. S. 2623ff.).
a) Alte Schriftsteller. Die Überlieferung ist von seiner Rückkehr nach Rom an äußerst dürftig. Nur Sueton entwirft ein geschlossenes Bild vom Leben und der Persönlichkeit des Titus; Dio in dem Auszug des Xiphilinos gibt in Buch LXV und LXVI Einzelheiten, im letzten Drittel von Buch LXVI eine knappe Skizze der Ereignisse unter seiner Regierung, Josephus im bellum Iudaicum schlägt bei der Beschreibung der Taten des Titus einen panegyrischen Ton an. Die Vorliebe, die Tacitus für Titus hegt, zeigt sich, wenn auch nicht aufdringlich, in den Historien (vgl. Herzog Gesch. u. System d. röm. St.-V. II 291, 2). Diese gehen in der Darstellung des Jüdischen Krieges vielleicht auf Antonius Iulianus zurück (Minuc. Fel. Oct. 33, 4, vgl. J. Bernays Ges. Abh. II 173).
b) Inschriften. Auf den meisten ist er zusammen mit seinem Vater, auf mehreren auch mit seinem Bruder genannt, d. h. sie fallen vor die Thronbesteigung. Vgl. dazu die Indices im CIL. Sie sind mit den Vespasian betreffenden vereinigt bei H. C. Newton The epigraphical evidence for the reigns of Vespasian and Titus (= Cornell studies in Classical philology XVI, [2696] Ithaka, New-York 1901). Die wichtigsten stehen auch bei Dessau 258–266, darunter die Ehreninschrift des römischen Volkes wegen der Unterwerfung der Juden CIL VI 944 = Newton 10 = Dessau 264 (die nach Titus’ Tod auf den Titusbogen gesetzte Inschrift: CIL VI 945 = Newton 9 = Dessau 265).
c) Die Münzen finden sich bei Eckhel D. N. VI 350–364. Cohen Description historique des monnaies frappées sous l’empire Romain I² (Paris 1880) p. 428–464 (im folgenden werden nur die Nummern genannt); nach anderen Gesichtspunkten sind die Legenden geordnet bei A. Chambalu Philol. XLV 107ff. Die alexandrinischen Münzen bei Mionnet Description des médailles antiques VI 85ff.; Suppl. IX 36f.; vgl. R. St. Poole Greek coins in the British Museum, Alexandria (London 1892) und G. Macdonald Greek coins in the Hunterian collection III (Glasgow 1895). v. Sallet Die Daten der alexandrinischen Kaisermünzen, Berlin 1870; Numism. Ztschr. III, Wien 1871, 458ff. (Mommsen); Ztschr. für Numismatik XIII (1885) 190ff. (Pick) und XIV (1887) 31ff. (Mommsen).
d) Neuere Werke: Innerhalb allgemeinerer Darstellungen ist des Titus Regierungszeit behandelt bei T(illemont) Histoire des empereurs. II (Paris 1691) 47-64. Chr. Merivale History of the Romans under the empire VII, London 1865, 291–314. Duruy Geschichte des römischen Kaiserreichs, übers, von G. Hertzberg II (Leipzig 1886) 129–156. J. Asbach Kaisertum u. Verfassung (Köln 1896) 80–86. B. Niese Grundriß d. röm. Gesch.³ (München 1906) 201. Schiller Gesch. d. röm. Kaiserzeit I (Gotha 1883) 518ff. Vgl. noch H. Dessau Prosop. imp. Rom. III 79 nr. 264. Goveau Chronologie de l’empire Romain, Paris 1891, 158-160. Die Consularfasten bei J. Asbach Bonner Jahrbücher LXXIX 116ff.
Von besonderen Schriften: A. Steinwenter Titus Flavius Vespasianus Augustus mit besonderer Berücksichtigung der Zerstörung Jerusalems, Progr. Graz 1876. O. A. Hoffmann De imperatoris Titi temporibus recte definiendis,. Dissert. Marburg 1883; vgl. dazu A. Chambalu Philol. Anz. XVI 551ff. F. J. Hoffmann Quomodo quando Titus imperator factus sit, Dissert. Bonn 1883. M. Beulé Titus und seine Dynastie, deutsch bearbeitet von E. Doehler, Halle 1875. L. Double L’empereur Titus, Paris 1877 (feuilletonistisch und ohne ausreichende Quellenangaben). B. Wolff-Beckh Der Kaiser Titus und der jüdische Krieg mit einem Nachwort von P. J. Möbius N. Jahrb. f. d. klass. Altertum XI 1903, 449–479 (vgl. J. Asbach Wochenschrift für kl. Phil. 1905, 1119f.).
II. Leben vor dem Principat. a) Bis zur Mitregentschaft, α) Name. T. Flavius Vespasianus: das Gentilicium nur CIL XIV 3902 genannt; zuweilen einfach cognomine paterno (Suet. 1. Aur. Vict. Ep. 10. 1) Vespasianus benannt: Diplom vom 6. März 70 CIL III p. 849 = Newton 30 = Dessau 1989. CIL III 3213. V 8110. VI 346 = Newton 324f. 299, dann aber stets mit dem Cognomen Caesar (aber auch der Vater Caesare Vespasümo VI Tito Caesars-Imp. IIII cos. CIL VI 235 = Newton 74 = Dessau 3663); einfach Titus genannt bei [2697] den Schriftstellern (bei Tacitus Titus Vespasianus nur hist. II 1), ferner CIL X 5405 = Newton 168 = Dessau 6125 und oft auf den Münzen; neben Vespasianus einfach als filius bezeichnet CIL IV 2555 = Newton 312 und Plin. n. h. II 57 (wenn nicht hier wie dort Domitian gemeint ist, vgl. CIL Anmerkungen). Einmal wird Titus Germanicus genannt (s. u.).
β) Leben bis zum Jüdischen Krieg. Titus wurde als Sohn des T. Flavius Vespasianus und der Domitilla (Suet. Vesp. 3. Aur. Vict. ep. 10, 1; s. o. S. 2628) zu Rom geboren (in der Nähe des Septizoniums sordidis aedibus, cubiculo vero perparvo et obscuro; die Stätte seiner Geburt war noch zu Suetons Zeiten zu sehen, Suet. 2) am 30. Dezember (Suet. 2. Philocalus CIL I p. 356) insigni anno Gaiana nece = 41 nach Suet. 1 (daraus Aur. Vict. Caes. 10, 5), eine Angabe, die vielleicht auf einer Verwechslung des Titus mit seinem 41 geborenen Jugendgenossen Britannicus beruht; denn in der Tat ist 39 das Geburtsjahr des Titus; darauf weist Sueton selbst hin (11; daraus Aur. Vict. Ep. 10, 15. Eutrop. VII 22), wonach er 2 Jahre 2 Monate 20 Tage nach der Thronbesteigung (24. Juni 79) im 42. Lebensjahre starb, verglichen mit Dio 18 (daraus Zonar. XI 18), wonach er 39 Jahre 5 Monate 25 Tage alt auf den Thron kam (O. A. Hoffmann De temp. Titi 1–4; vgl. Chambalu Philol. Anz. XVI 551). Die Worte des Titus ἐγὼ δὲ ἔτη τριάκοντα ταυτὶ γέγονα bei Philostr. v. Apoll. VI 30 beweisen an sich nichts für 39, da Titus wahrscheinlich erst Anfang 71 dort war (vgl. u. S. 2705 und Chambalu a. a. O.) und vor allem, weil hier nur in abgerundeten Zahlen der (ungefähr) dreißigjährige Sohn dem (ungefähr) sechzigjährigen Vater gegenübergestellt wird.
Titus wuchs, mit Britannicus (vgl. Klebs Prosop. I 361 nr. 666 und o. Bd. III S. 2688) erzogen und von denselben Lehrern, also auch von Sosibius, (Tac. ann. XI 1. 4) unterrichtet, am Hofe des Claudius auf, wahrscheinlich unter des Narcissus Protektion (vgl. Suet. Vesp. 4). Als Nero jenen Jugendfreund des Titus im J. 55 vergiften ließ, trank Titus von dem für jenen bestimmten Gift, zum Schaden für seine Gesundheit (Suet. 2). Die reichen Anlagen seines Körpers und Geistes zeigten sich schon früh (Suet. 3. Eutrop. VII 21. Vict. Ep. 10): körperliche Kraft und Schönheit entwickelten sich an ihm; Fechten, Reiten, sowie Reden, Musizieren und Versemachen eignete er sich in glänzendem Maße an (s. darüber u. S. 2726). Er brachte in Germanien und Britannien seine ersten Kriegsjahre als Tribunus militum zu (also kaum vor dem zwanzigsten Jahre, d. h. kaum vor dem J. 59, vgl. Marquardt -v. Domaszewski R. St.-V. II² 366). und zwar diente er mit Hingebung, Anspruchslosigkeit und Auszeichnung (Suet. 4. Tac. hist. II 77 primis militiae annis apud Germanicos quoque exercitus clarior; vgl. V 1). Deshalb wurde er ehrend Germanicus genannt (doch nur Tac. hist. III 66). Die als Beweis erwähnte Ehrung statuarum et imaginum eius multitudine ac titulis per utramque provinciam stammt natürlich erst aus der Zeit der Regierung der Flavier. In Germanien könnte er auch mit Plinius dem Älteren in castrensi contubernio zusammen gewesen sein (Plin. n. h. praef. 3), doch kann [2698] das auch auf den Jüdischen Krieg bezogen werden (vgl. v. Rohden-Dessau Prosop. III 51 nr. 373). Ganz unverständlich ist die Nachricht, daß er im J. 47 (!) in Britannien seinen von Feinden umzingelten Vater glänzend herausgehauen habe (Dio LX 30). Nach dem Kriegsdienste foro operam dedit, honestam magis quam assiduam (Suet. 4). Damals heiratete er die Arrecina Tertulla, die Tochter des Ritters M. Arrecinus Clemens, der unter Caligula Praefect der Prätorianercohorten gewesen war (Suet. 4; vgl. Tac. hist. IV 68. Klebs Prosop. I 137 nr. 880 und 882, oben Bd. II S. 1226). Als sie, ungewiß wann, gestorben war, heiratete er die Marcia Fur-nilla, splendidi generis (Suet. 4. Dessau Prosop. II 341 nr. 194, vgl. 336 nr. 161). Nachdem sie ihm eine Tochter, Iulia (vgl. Dessau Prosop. II 82 nr. 281) geboren hatte, trennte er sich wieder von ihr. Dann wurde Titus Quaestor (Suet. 4; um das J. 65, da er Anfang 67 bereits als legatus und legioni praepositus erscheint).
γ) Titus unter Vespasian im Jüdischen Kriege (Anfang 67 bis Mitte 68). Als Vespasian von Nero im Winter 66/67 mit der Führung des Jüdischen Krieges betraut worden war (vgl. hierzu und zu folgendem o. S. 2629ff.), sandte er von Achaia aus den bei ihm weilenden Titus nach Alexandria (in Ägypten; vgl. Schürer Gesch. des jüdischen Volkes im Zeitalter J. Chr. I 511, 31, gegen Mommsen R. G. V 533, 1), um von dort die XV Apollinaris als legatus (Suet. Vesp. 4, vgl. Tit. 4: legioni praepositus. Joseph. bell. III 65. Tac. hist. V 1. Schürer a. a. O.) nach Judaea zu führen. Titus führte die Legion schneller, als bei der Winterszeit erwartet wurde, nach Ptolemais, wo er Vespasian mit seinen Truppen antraf (bell. III 64f.). Titus zog mit vor Jotapata (vgl. o. S. 2631), wo er bei der Verwundung seines Vaters große Besorgnis zeigte (bell. III 238). Als der große Sturm auf die Festung abgeschlagen war, bat der zur Unterwerfung der rebellierenden Nachbarstadt Japha ausgesandte Traianus (Dessau Prosop. III 463 nr. 574), den Titus zur Vollendung der Eroberung zu senden: Titus erschien mit 500 Reitern und 1000 Fußsoldaten und eroberte die Stadt in tapferem Kampfe am 25. Daisios (ungefähr 26. Juni 67, bell. III 289–306; über die Daten vgl. o. S. 2624). Ebenso hatte Titus bald darauf an der Eroberung von Jotapata tätigen Anteil: er bestieg mit wenigen Soldaten zuerst die Mauer (1. Panemos, etwa 2. Juli). Für den gefangenen feindlichen Führer, Josephus, der aus von der Gottheit zweideutig (ἀμφιβόλως) gelassenen Träumen die Zukunft der Flavier weissagte, verwandte er sich besonders (VII 350ff.; insbesondere 396ff. 408).
Am 4. Panemos (ungefähr 5. Juli) rückte Vespasian mit Titus nach Ptolemais, dann nach Caesarea am Meer. Seinen Vater begleitete er dann nach Caesarea Philippi zum König Agrippa. Auf die Nachricht von Unruhen in Tiberias and Tarichea brachte er die V. und X. Legion von Caesarea am Meer nach Skytopolis, von wo aus er mit Vespasian nach Tiberias zog, das diesem ausgeliefert wurde (bell. III 409–470). Bei der Eroberung Taricheas kämpfte Titus mit persönlicher Tapferkeit an der Spitze der dazu kommandierten [2699] Truppen (bell. III 462–504. Suet. 4). Kurz darauf wurde Titus mit einer Botschaft an Mucian, den Statthalter von Syrien, betraut (bell. IV 32). Zurückgekehrt fand er Vespasian bei der Eroberung von Gamala zurückgeschlagen; Titus drang, durch diesen Schlag erbittert, in der Frühe des 23. Hyperberetaios (etwa 20. Oktober 67) auch hier an der Spitze ausgewählter Truppen in die Stadt ein, worauf Vespasian das gesamte Heer zur Unterstützung seines Sohnes heranrücken ließ: so wurde die Stadt, während ein Unwetter tobte, erobert (bell. IV 70–83. Suet. 4). Dann bekam er den Auftrag, Gischala zu erobern, was er durch Unterhandlung erreichen wollte; dabei entfloh ihm aber der feindliche Führer Johannes; Titus ließ die Mauer zum Teil niederreißen und legte eine Besatzung in die Stadt. Mit diesen Kämpfen, in denen Titus immer Eifer und Mut zeigte (vgl. Suet. 4, wonach er in einem Kampfe einen Feind niederschlug und dessen Pferd bestieg, da sein eigenes unter ihm getötet war), war die Eroberung Galilaeas vollendet (bell. III 84–120), und Titus konnte nach Caesarea marschieren (bell. IV 130).
In Jerusalem herrschte jetzt Bürgerkrieg und die Schreckensherrschaft, die Vespasian wirken lassen wollte; er ordnete inzwischen das eroberte Gebiet (Winter 67/68). Die Nachricht vom Aufstand des Vindex, Frühjahr 68, bewirkte eine Beschleunigung des Kriegs, in dem in schneller Folge Gadara, Peraea, das westliche Judaea, Idumaea und die Gegend von Jericho von den Römern besetzt wurden; darauf kehrte Vespasian nach Caesarea zurück, um den Schlag gegen Jerusalem vorzubereiten (vgl. o. S. 2633). Welchen Anteil Titus an diesen Unternehmungen hatte, ist unbekannt.
d) Titus bei Vespasians Erhebung (Mitte 68 bis Ende 69). Eine wichtige Rolle übernahm Titus, als die Kunde von Neros Selbstmord (9. Juni 68) kam: jetzt verständigten sich Mucian und Vespasian, vorher aufeinander eifersüchtig und Feinde, durch Freunde: einer von diesen Freunden, der die Versöhnung vorbereitet hatte (bell. IV 32), war, worauf Tac. hist. II 7 anzuspielen scheint (ceteri [wohl auch Titus] olim mixtis consiliis), eben Titus; er war natura et arte ganz der Mann, Mucians Gefallen zu erregen, und galt den früheren Gegnern als praecipua concordiae fides (Tac. hist. II 5. 74. 77. 79). Titus wurde auf die Nachricht von Galbas Erhebung zu diesem geschickt ad venerationem cultumque (Tac. hist. I 10; vgl. Suet. 5), zugleich um Aufträge in Bezug auf den Jüdischen Krieg in Empfang zu nehmen: als tieferen Grund nannte man des Titus maturam petendis honoribus iuventam: diese honores würden, meinte man, mit der Adoption durch den greisen kinderlosen König gekrönt (Tac. hist. II 1–14. Suet. 5). Zur Huldigung fuhr auch der König Agrippa mit (Hegesipp. IV 21). Als sie im Winter 68/69 an Achaia vorbeifuhren, überraschte sie die Nachricht von der Ermordung des Galba (15. Januar 69) und der Rüstung des Vitellius (Tac. hist. II 1. Jos. bell. IV 491–499). Anxius animi zögerte Titus, zur Huldigung des Nachfolgers, wie Agrippa es tat, weiter zu reisen; die [2700] Hoffnung, daß eine für Vespasian günstige Gelegenheit gekommen, bewog ihn κατὰ δαιμόνιον ὁρμήν zur Umkehr, die übrigens die Sehnsucht nach der jüdischen Prinzessin Berenike leicht gemacht, man sagte auch, veranlaßt hatte (Tac. hist. II 2. Joseph. bell. IV 500f. Zonar. XI 16. Suet. 5). An Achaia und Kleinasien vorbei über Rhodos und Cypern, dann geradewegs (audentioribus spatiis, nicht mehr an der Küste entlang) nach Syrien. Im Aphroditentempel zu Paphos weissagte ihm das Orakel, als er es über seine Seefahrt befragte, eine solche Zukunft (imperii spe confirmatus est Suet. 5), daß er magna fiducia rerum, mit gehobenem Mut abfuhr, während Vespasian und Mucian, noch nicht entschlossen, das judaeische und syrische Heer zu Otho hatten schwören lassen (Tac. hist. II 2–6). Auf die Nachricht von Vitellius’ Erfolg gegen Otho drängten die Soldaten den Vespasian, das Imperium zu übernehmen, wobei auch die Beliebtheit des Titus mitwirkte (vgl. bell. IV 517). Vespasianus war schon vom ägyptischen und judaeischen Heer als imperator proklamiert, als Titus von Mucian als Vermittler der Abmachungen zurückkehrte (Tac. hist. II 79; vgl. O. A. Hoffmann De T. temporibus 32ff.). Für Josephus, dessen Weissagungen sich bewährt hatten, trat Titus warm ein (bell. IV 628f.). Ende des Jahres begleitete Titus Vespasian nach Alexandrien (Suet. 5 ad perdomandam Iudaeam relictus bezieht sich auf 70), wo er ihn in der Einrichtung des neuen Imperiums unterstützte (bell. I 25. IV 656. 658. V 2; vgl. o. S. 2638).
ε) Titus als Oberfeldherr im Jüdischen Krieg (im J. 70). Anfang 70 trat Titus sein erstes Consulat an zusammen mit Vespasianus (Tac. hist. IV 3. 38; vgl. Chambalu mag. Flav. 9). Als das imperium gesichert erschien, wandte Vespasian seine Aufmerksamkeit wieder dem Jüdischen Krieg zu – der Herd des Kriegs, Jerusalem, mußte noch erobert werden (Tac. hist. II 4. 82. IV 51. V 1. Joseph. bell. IV 657f. Suet. 5) – und schickte Titus Ende des Winters 69/70, um ihn zu beendigen. Zugleich sollte auf diese Weise ein Reserveheer unter Titus bereit stehen für den Fall, daß Vespasians Stellung im Abendland sich ungünstig gestalten würde (Tac. hist. V 10). Titus rückte mit 2000 Mann aus dem Heer zu Alexandria (der III. und XII. Legion, Tac. hist. V 1) und 3000 aus dem Euphratheer nach Caesarea (bell. IV 657–663. V 44), begleitet von dem bisherigen Statthalter von Ägypten, Tiberius Alexander, der als der erfahrene Berater des Titus und eigentliche Leiter des Kriegs, etwa als Generalatabschef, erscheint (τῶν στρατευμάτων ἄρχων .. σύμβουλός γε μὴν ταῖς τοῦ πολέμου χρείαις bell. V 46; τοῦ πάντων τῶν στρατευμάτων ἐπάρχοντος; VI 237; [ἐπ]άρχου [τ]οῦ Ἰουδαι[κοῦ στρατοῦ] Inschrift von Aradus · CIG III 4536 = Newton 269; vgl. Mommsen Herm. XIX 1884, 644. Dessau Prosop. II 164 nr. 92. F. J. Hofmann Quomodo Tit. imp. fact. 9. Schürer I³ 568, 9. 624, 85). Als in Caesarea zur Streitmacht des Titus die Hilfstruppen der Könige Agrippa, Soemus, Antiochus und andere Bundesgenossen gestoßen waren, trafen ihn die schon früher unter Vespasian beschäftigten drei Legionen, V, X, XV, und die aus Syrien herbefohlene XII vor Jerusalem [2701] (bell. IV 40–42), wo die drohende Gefahr dem gesteigerten Aufruhr und Parteizwist ein Ende machte (bell. V 2–39. 71. Tac. hist. V 1). Titus zog über Gophna und Gabath Saul (30 Stadien von Jerusalem), machte mit 600 Reitern einen Erkundungsritt bis an die Mauern, wobei er selbst in Gefahr geriet und sich durchschlagen mußte (bell. V 47–36), und rückte dann mit der XII. und XV. Legion bis zum Skopos, einer Bergfläche, 7 Stadien vor Jerusalem, vor; die von Jericho eintreffende X. Legion ließ er nordöstlich von der Stadt auf dem Ölberg lagern (Joseph. bell. V 67–70) und wehrte dort die anfangs erfolgreichen Ausfälle der Juden unter persönlichem tapferen Eingreifen ab (bell. V 74–97). Dieser Anfang der Belagerung fällt wenige Tage vor das Fest der ungesäuerten Brote, 14. Xanthikos = Nisan (bell. V 99 = 15./16. April: Unger 480). In Jerusalem erneuerten sich die Parteikämpfe, doch die Parteien wetteiferten in zähem Widerstand und unermüdlichen Angriffen gegen die Römer. Als die Juden die durch Josephus überbrachte Aufforderung zur Übergabe ablehnten, setzte Titus den Angriff ins Werk. Zunächst rückte er mit der V., XIII. und XV. Legion bis auf zwei Stadien an den Psephinusturm, die nordwestliche Mauerecke, heran und lagerte dort; ein Teil der Truppen bezog in der Nähe des Hippikosturms, der westlichen Mauerfront gegenüber, ein Lager (bell. V 106–135). Titus selbst umritt die Stadt mit einer Reiterabteilung, um sich über die beste Angriffsstelle zu orientieren (bell. V 258–261). Darauf wurden Wälle errichtet und mit Sturmböcken bestellt; bei einem der Ausfälle, in dem die Juden die Werke zu verbrennen suchten, kam Titus selbst mit Reiterei den bedrängten alexandrinischen Mannschaften zu Hilfe, rettete die Werke und tötete selbst 12 Feinde (hell. V 262–288; vgl. Suet. 5, nach dem er einmal sieben Kämpfer mit Pfeilen erschossen hat). Bei einem der Kämpfe wurde Titus durch einen Stein an die linke Schulter getroffen, wovon ihm eine Schwäche in der Hand zeitlebens blieb (Dio 5). Die Beschießung und Berennung der ersten (äußeren) Mauer veranlaßte die Juden, diese am 15. Tag der Belagerung, dem 7. Artemisios (etwa 6./7. Mai), den Römern etwas unerwartet zu überlassen; ein Teil der Mauer wie der nördliche Teil der Stadt wurde niedergerissen (Joseph. bell. V 296–302. Dio 4. 5). Titus verlegte darauf das Hauptquartier auf das eroberte Stadtgebiet und ließ die Soldaten alsbald gegen die zweite Mauer vorgehen, überall anfeuernd und zur Vorsicht mahnend; er leitete selbst die Herbeischaffung des Sturmbocks. Die zweite Mauer gewann er fünf Tage nach der ersten (Joseph. bell. V 303–331). Doch als er die Vorstadt nur besetzte und ihre Bewohner schonte, wurde er überfallen und wieder hinausgedrängt, wobei er selbst kämpfend den Rückzug deckte. Erst vier Tage darauf kam er wieder in den Besitz der Mauer, deren nördlichen Teil er jetzt schleifen ließ (bell. V 332–347). Zur Eroberung der dritten Mauer ließ Titus von der V. and XII. Legion zwei Wälle gegenüber der Burg Antonia, von der X und XV. zwei Wälle am westlichen Teil der Nordmauer aufwerfen, die 17 Tage [2702] Arbeit (12. bis 29. Artemisios, etwa 12.–29. Mai) erforderten. Während der Arbeiten machte Titus abermals den vergeblichen Versuch, die Stadt zu freiwilliger Unterwerfung zu bringen. Doch die Parteien wollten von Ergebung nichts hören trotz der Hungersnot; der Terrorismus steigerte sich nur in der Stadt (bell. V 356–359. 446. 457. 466-468; vgl. Dio 5). Titus ließ Juden, die beim Suchen nach Nahrung gefangen wurden, vor der Mauer zu Hunderten kreuzigen, um die Stadt mürbe zu machen und die Übergabe zu erzwingen (bell. V 425ff. 446ff.). Doch der in der Antonia belagerte Johannes von Gischala ließ Gänge bis unter die Dämme graben und dann, die Stützhölzer der Gänge anzünden, so daß die römischen Werke zusammenbrachen; ebenso ging es bei den andern Wällen: der die Oberstadt verteidigende Simon Bar Giora verbrannte bei einem Ausfall die Werke der Römer und trieb diese bis in ihr Lager; er wurde zwar von dem herbeieilenden Titus zurückgeworfen, doch die Römer waren entmutigt (bell. V 469-490, vgl. Dio 5). Da Titus sich in einem Kriegsrat dem Versuch einer Erstürmung abgeneigt zeigte (vgl. bell. V 460–465), so wurde der Bau eines Steindammes um die ganze Stadt, 39 Stadien lang, mit 13 Wachttürmen, begonnen (a. a. O. V 491–502). Dann wurde Bauholz notgedrungen aus weiterer Umgebung (bis zu 90 Stadien) herbeigeschafft und vier Dämme der Antonia gegenüber aufgeworfen; bei den Arbeitern an Ringmauer und Dämmen besichtigte und drängte Titus persönlich (a. a. O. V 502–524). Während in der Stadt der innere Krieg und das Morden wütete und die Not stieg (a. a. O. V 527ff.), vollendeten die Römer die Mauer in 3 (a. a. O. V 509) und die Wälle in 21 Tagen (a. a. O. VI 2). Nachdem die Juden vergeblich die Belagerungswerke nochmals in Brand zu setzen versucht hatten (a. a. O. VI 15–22, am Neumond = 1. Panemos = 26./27. Juni), ließ Titus alsbald die Sturmböcke gegen die Antonia wirken: doch als eine Stelle der Mauer zum Sturz gebracht war, erschien eine neu aufgeführte dahinter (a. a. O. VI 23–32). Titus ermutigte die Soldaten zum Sturm: am 5. Panemos drangen etwa 20 Mann durch die Bresche, Titus mit den Offizieren und erlesenen Truppen nach; es gelang zwar nicht, die Tore des Tempels zu erobern, aber doch die der Antonia (a. a. O. VI 33–80), deren Mauern zerstört wurden. Es war am 17. Panemos = 12. oder 13. Juli 70 (a. a. O. VI 93f. Unger 483), dem Tag, an dem im Tempel das tägliche Morgen- und Abendopfer aufhörte (vgl. H. Graetz Gesch. der Juden 537, 2. Schürer I 529).
Zunächst wartete Titus die Wirkung seines Erfolges ab: aber wenn auch viele Überläufer kamen, die Besatzung blieb hartnäckig, obgleich Titus ihr durch Josephus Begnadigung anbieten ließ, um den Tempel zu schonen (a. a. O. VI 94–129). Ein Versuch, den Tempelplatz mit auserlesenen Soldaten, deren Eifer die Gegenwart des Titus steigerte, zu erobern, mißlang (a. a. O. VI 130–148). Als darauf die Grundmauern der Antonia in sieben Tagen zerstört und ein breiter Aufgang zum Tempel hergestellt war, leitete Titus die Anlage von vier Dämmen (ä. a. O. VI 149–151). Währenddessen [2703] äscherten zum Teil die Juden selbst, zum Teil die Römer alles, was noch an Hallen zwischen dem Tempel und der Antonia stand, ein (a. a. O. VI 164–168. 177–192). Als am 8. Ab = Loos (etwa 4. August) die Wälle fertig waren, traten auf ihnen die Sturmböcke gegen die Mauern des Tempels in Wirksamkeit (a. a. O. VI 220f.), was aber ebensowenig Erfolg hatte wie die Untergrabung des nördlichen Tores und ein Sturmangriff, wobei die Juden sogar Feldzeichen eroberten (daher signis receptis auf Münzen? s. Vespasian J. 71 β). Trotz der fürchterlichen Hungersnot in der Stadt – Josephus erzählt zum Beweis, daß eine Mutter ihren eigenen Sohn schlachtete – dauerte der zäheste Widerstand fort (a. a. O. VI 222–227). Jetzt entschloß sich Titus, an die Tore Feuer legen zu lassen: den ganzen Tag und eine Nacht brannten sie und die Hallen (a. a. O. VI 228. 232–235). Am folgenden Tag (9. Ab = Loos = 5. August) ließ Titus löschen und bei den Toren einen Weg bahnen (a. a. O. VI 236). Dann hielt er nach Josephus einen Kriegsrat, in dem einige der Meinung waren, der Tempel müsse als Herd der jüdischen Empörungen nach Kriegsrecht zerstört werden, während Titus für Schonung des Tempels als Schmuck des Reichs gewesen sei, und seiner Meinung sei auch Tib. Alexander gewesen (a. a. O. VI 237–243, vgl. 120. 128. I 10. 27f.). Diesem ausführlichen und genauen Bericht steht Sulpicius Severus entgegen, nach welchem den Juden von Titus nulla neque pacis neque deditionis copia dabatur (Chron. II 30, 3) und im Kriegsrat dem Vorschlag einiger Teilnehmer entgegen alii et Titus ipse evertendum in primis templum censebant (a. a. O. II 30, 7). Wenn auch Sulpicius vieles aus dem verlorenen Teil von Tac. hist. enthält (vgl. J. Bernays Ges. Abh. 159ff., der als Gewährsmann des Tacitus den Antonius Iulianus [Minuc. Fel. Oct. 33, 7] vermutet und ihn mit M. Antonius Iulianus, Procurator von Judaea und Teilnehmer am Kriegsrat [bell. VI 238] identifiziert), so ist dies für diese Stelle höchst zweifelhaft durch die unmittelbar folgende, dem Titus in den Mund gelegte Begründung: quo plenius Iudaeorum et Christianorum religio tolleretur: quippe has religiones, licet contrarias sibi, isdem tamen ab auctoribus profectas; Christianos ex Iudaeis extitisse: radice sublata stirpe facile perituram. ita Dei nutu accensis omnium animis templum dirutum (a. a. O. II 30, 7f.). Dieser Bericht kann nicht durch allgemeine Erörterungen von der politischen Notwendigkeit der Zerstörung gestützt werden (selbst wenn sie beweisbar wäre, braucht sie nicht in den Augen des Titus bestanden zu haben), und Sulpicius Severus verdient mit seiner offenkundigen christlichen Tendenz (nulla neque pacis neque deditionis copia ebenso wie Dei nutu ... templum dirutum soll das unerbittliche Strafgericht Gottes über Jerusalem dartun) durchaus nicht den Vorzug vor dem Bericht des in Titus’ Hauptquartier verweilenden Josephus, der doch auch sonst trotz der Betonung von Titus πρᾳότης (so IV 117. V 128f. 332ff. 519ff. 553ff. 383–396) strenge und erbarmungslose Handlungen von ihm berichtet (V 449ff. VI 155. 322; anders urteilt Bernays a. a. O.; weitere Litteratur Schürer I² 631, 115).
Am Tage nach dem Kriegsrat drängte Titus, [2704] der den Hauptkampf erst am nächsten Tage unternehmen wollte, die ausfallenden Juden dreimal zurück; als die Juden zum drittenmal auf die Römer, die das Feuer in den Hallen des innern Vorhofs zu löschen beschäftigt waren, eindrangen und wieder zurückgedrängt wurden, warf ein Römer ohne Geheiß brennendes Material ins Innere (bell. VI 244–252). Titus, herbeigerufen, vermochte in dem Tumult seinem Befehle, zu löschen, bei den die Juden hinschlachtenden Soldaten keine Geltung zu verschaffen (a. a. O. VI 254–259). Er betrat darauf selbst das Allerheiligste, das vom Feuer noch nicht ergriffen war; doch obgleich er den Brand zu löschen befahl, legte ein Soldat auch dort Feuer an, so daß der Tempel verbrannte (a. a. O. VI 260–266; vgl. Dio 6), am 10. Ab = Loos 70 (a. a. O. VI 250; ἐν αὐτῇ τῇ τοῦ Κρόνου ἡμέρᾳ Dio 7; wahrscheinlich = 6. August; der Talmud [Mishna Taanith IV 6] nennt den 9. Ab, an dem der äußere Tempelring abbrannte; vgl. Unger 483f.; nach B. Niese 29. August; vgl. Schürer I⁴ 631). Noch an demselben Tage, als der Tempel und alle Hallen noch brannten und die Juden, die nicht niedergehauen waren, in die Oberstadt geflüchtet waren, brachten die römischen Soldaten ihre Feldzeichen in den Vorhof, opferten ihnen und riefen gaudio et favore den Titus bei der Beglückwünschung zum imperator aus (bell. VI 316. Suet. 5 [gerade am Geburtstage seiner Tochter]. Dio 7. Oros VII 9, 6). Den auf die Tempelmauer geflüchteten Priestern gewährte Titus keine Schonung (bell. VI 317–322), bot dagegen den in die Stadt geflüchteten Zeloten Gnade an, wenn sie die Waffen streckten (a. a. O. VI 323–350). Über die Weigerung der Juden, die freien Abzug wollten, empört, ließ Titus alles bis zur Oberstadt schrittweise plündern und verbrennen (a. a. O. VI 351-363). Um die obere Stadt, die letzte Zuflucht der Juden, zu bewältigen, sah sich Titus wieder zur Anlage von Dämmen gezwungen: im Nordosten, am Xystos, und im Westen, am Palast des Herodes, wurden sie in 18 Tagen, bis zum 7. Gorpiaios = 2. September, erbaut; währenddessen flohen bis zu 40 000 Juden zu Titus und wurden begnadigt (bell. VI 374–396). Als die Maschinen in die Mauer eine Bresche schlugen, verließen die Führer der Zeloten die drei stärksten, noch ungeschwächten Türme Hippikos, Phasael und Mariamne ohne Kampf. Bei Sonnenaufgang am 8. Gorpiaios (3. September 70) stand ganz Jerusalem in Flammen, und Mord und Plünderung herrschten (bell. VI 393–408). Titus zog in die obere Stadt ein; die Mauern ließ er schleifen bis auf die drei Türme der westlichen Strecke; sie sollten ein Denkmal der τύχη des Titus sein (bell. VI 409–413. VIT 1–4; einer der Türme ist als ‚Davidsturm‘ erhalten, s. Schürer I⁴ 634, 122). Auf seinen Befehl wurden die Bewaffneten und sich Wehrenden getötet; die Soldaten machten es mit den Alten und Schwachen ebenso; die Schönsten und Größten blieben für den Triumphzug aufgespart; von den übrigen wurden die unter 17 Jahren verkauft, die älteren aber von Titus in die ägyptischen Bergwerke oder zu Schauspielen in die Provinz geschickt (bell. VI 417 bis 419). Die Zahl der (im ganzen Kriege) gefangenen [2705] Juden gibt Josephus auf 97 000 an, die Zahl der während der Belagerung durch Seuchen, Hunger und Schwert Umgekommenen auf 1 100 000 (VI 420); Tac. hist. V 13 spricht dagegen nur von 600 000 Belagerten, ebenso Hieron. in Euseb. chron. zum J. Abr. 2086.
Dem Heer sprach Titus in feierlicher Art seine Anerkennung aus; er ließ die Verdienten an sich vorbeiziehen, redete sie mit Namen an und zeichnete sie aus (a. a. O. VII 5–15; die im Jüdischen Krieg erworbenen Auszeichnungen werden auf Inschriften oft erwähnt: CIL III 2917 = Dessau 2647 = Newton 13. XI 1602 (nach Mommsens Ergänzung] = Newton 20. XI 390. 391 = Newton 14. X 6659 = Dessau 987 = Newton 11. VIII 12536 [ergänzt] = Dessau 988 = Newton 12 und die Baalbeker Inschr. S.-Ber. Akad. Berl. 1903, 817; andere von Vespasian und Titus verliehene Auszeichnungen, bei denen die Veranlassung nicht erwähnt ist, werden teilweise hier erworben sein, vgl. die Zusammenstellung Newton 11–20 und Steiner Bonn. Jahrb. CXIII [1905] 52ff.). Titus feierte ein dreitägiges Fest und Siegesopfer. Seine und des Heeres Aufgabe in Judaea war erfüllt. Doch ihn wollten die Soldaten nicht fortgehen lassen: mit Bitten und Drohungen wollten sie ihn dahin bringen, zu bleiben oder sie alle mitzunehmen (Suet. 5). Er entließ jedoch die fremden Truppen und schickte die XII. Legion nach Melitene an den Euphrat, während die X. in Jerusalem blieb (bell. VII 16–18; über Inschriften und Münzen der X. Legion zu Jerusalem s. Schürer I⁴ 634, 123); die V. und XV. nahm er mit nach Caesarea am Meer. An der sofortigen Überfahrt nach Italien durch den Winter (70/71) gehindert, begab er sich auf längere Zeit nach Caesarea Philippi, wo er Kriegsgefangene in Spielen sterben ließ (bell. VII 19–24). Wieder in Caesarea am Meer, feierte er den Geburtstag seines Bruders Domitian (24. Oktober, Suet. Dom. 1. CIL X 444) mit neuen Spielen. Dort wurde ihm auch der jüdische Führer Simon, Sohn des Gioras, der sich unter den Trümmern Jerusalems versteckt hatte, gefangen vorgeführt: ihn bewahrte Titus für den Triumph auf (bell. VII 23-37). Sodann nahm Titus längeren Aufenthalt in Berytos; am 17. November (Suet. Vesp. 2. CIL I p. 356) feierte er dort den Geburtstag seines Vaters durch glänzende Spiele (a. a. O. VII 39f.); dort erhielt er die Nachricht von dem begeisterten Empfang, den Vespasian in Italien gefunden (a. a. O. VII 63). Dann suchte er die Städte Syriens auf und erfreute sie durch dieselbe Art Spiele (a. a. O. VII 96ff.). Über Antiochien reiste er auf dem kürzesten Weg nach Zeugma am Euphrat, wo er eine Gesandtschaft des Partherkönigs Vologaeses empfing, der ihm wegen des Siegs über Judaea einen goldenen Kranz überreichen ließ (a. a. O. VII 100–105). Es ist durchaus glaublich, daß Titus nach der Eroberung von Jerusalem den Apollonios von Tyana, der zu Tarsos weilte, wohl auf dem Rückweg von Zeugma nach Antiochien traf (Philostr. v. Apoll. VI 29f. Chambalu Philol. XLIV 512) und eine längere Unterredung mit ihm hatte. In Antiochia lehnte Titus die wiederholten Bitten des Volks, die Juden zu verweisen oder ihnen doch ihre Rechte [2706] zu nehmen, ab (bell. VII 106–111). Über Jerusalem zog er möglichst schnell nach Alexandrien (wo er frühestens am 6. Mai 71 anlangte nach den Untersuchungen Chambalus zu den erwähnten Märschen, Philol. XLIV [1885] 507ff.). Ehe er von dort nach Rom abfuhr, entließ er die beiden Legionen, die ihn begleitet hatten, in ihre früheren Garnisonen, die V. nach Moesien, die XV. nach Pannonien. Die jüdischen Anführer I Simon und Johannes und 700 auserlesene Kriegsgefangene ließ er für den Triumph nach Italien schaffen (a. a. O. VII 112-119). Er selbst begab sich auf einem Transportschiff über Regium nach Puteoli und von dort nach Rom (Suet. 5; Mitte Juni 71 nach Chambalu a. a. O; vgl. Beuchel De leg. Rom. I Italica, Diss. Leipzig 1903, 117ff.). Nach Suet. 5 überraschte er den Vater mit seiner Ankunft, nach Josephus (VII 119) war sein Empfang von dem freudig ihn erwartenden Vespasian vorbereitet, und dieser zog ihm zum Empfang entgegen. Der Senat bewilligte ihm wie dem Princeps einen besonderen Triumph; doch beschlossen Vespasian und Titus, ihren Triumph gemeinsam abzuhalten; das war wenige Tage nach Titus Ankunft, wahrscheinlich noch im Juni (bell. VII 121). In dem Triumphzuge, den Josephus ausführlich schildert, wurden als Beute aus dem Tempel der goldene Tisch und der siebenarmige Leuchter, die purpurnen Vorhänge des Allerheiligsten und ὁ νόμος ὁ τῶν Ἰουδαίων getragen; ehe die Opfer auf dem Capitol begannen, wurde Simon, Sohn des Gioras, hingerichtet (bell. VII 122–157. Dio 7; vgl. Schürer I² 636ff.) Der heute noch stehende Triumphbogen des Titus wurde erst divo Tito von Domitian errichtet (s. u. J. 81 γ). Ein anderer dreitoriger Triumphbogen wurde Titus zur Zeit seiner Regierung im J. 81 an der südlichen Schmalseite des Circus Maximus errichtet und blieb vermutlich bis ins 13. Jahrhundert erhalten (Richter Topogr.² 177). Nach der Abschrift der Inschrift im Codex Einsiedlensis hat Volk und Senat dem Princeps den Bogen errichtet, quod praeceptis patr[is] consiliisq. et auspiciis gentem Iudaeorum domuit et urbem Hierusolymam, omnibus ante se ducibus regibus gentibus aut frustra petitam aut omnino intem[p]tatam, delevit (CIL VI 944 = Newton 10 = Dessau 264; Literatur s. bei Schürer I² 636, 128). Münzen des Titus (wie des Vespasian und Domitian) verherrlichen die Bezwingung Judaeas: Iudaea capta, von dem J. 72 an, Iudaea devicta, Ἰουδαίας ἑαλωκυίας mit entsprechenden Darstellungen: unter einem Palmbaum steht ein gefesselter Jude oder sitzt eine klagende Jüdin, und Ähnliches (Abb. Cohen I 438 nr. 107–119, vgl. 225. 291. Madden Coins of the Jews 207ff. Schürer I² 636, 128. Pick Ztschr. f. Numism. XIV 328ff.). Auf die Rückkehr bezieht sich die Münze mit Fortunae reduci 93 (J. 72/73). 94 (J. 76) und Nep(tuno) red(uci) 120ff. An den Triumph des Titus erinnert Cohen 226–233 aus dem J. 72 (Abb. Cohen I 448) und 393ff.
b) Das Verhalten des Titus gegen Vespasian. Die Mitregentschaft, a) Vor der Erhebung Vespasians hatten die Soldaten der Legionen in Judaea selbst überlegt, ob Vespasian oder Titus imperator werden sollte (wie Titus auch von [2707] Mucian für capax imperii gehalten wurde, Tac. hist. U 77), aber sich offenbar sogleich für Vespasian entschieden mit der Annahme, daß Titus nach ihm regieren solle (bell. IV 593–597. 601). An Titus hingen sie (Tac. hist. V 1), und der von ihnen unter seiner Führung errungene Erfolg, die Eroberung des Tempels, versetzte sie in höchste Begeisterung (tanto militum gaudio ac favore Suet. 5; μετὰ μεγίστων εὐφημιῶν bell. VI 316). Die Folge ihrer Begeisterung war, daß sie ihn als imperator begrüßten und sich von ihm, als er Judaea verließ, nicht trennen wollten: sie baten und drohten, er solle dableiben oder sie alle mitnehmen (Suet. a. a. O.). Dies Vorgehen der Soldaten konnte als Rebellion gegen Vespasian aufgefaßt werden; in analogen Fällen findet sich eine solche Auffassung (vgl. F. J. Hoffmann 1–4). Darum braucht aber damals das Gefühl einer Rebellion nicht in der Gesinnung der Soldaten bestanden zu haben, und noch weniger brauchte der Akt von Titus so aufgefaßt zu werden. Zwischen diesem und Vespasian war bis dahin nicht im geringsten ein gespanntes Verhältnis zu Tage getreten; im Gegenteil concordia (vgl. Tac. hist. IV 52): Vespasian konnte dem Titus dankbar sein für die Verhandlungen mit Mucian (bell. IV 32. Tac. hist. II 5) und die Vermittlung des Imperiums, wobei die Thronfolge des Titus eine besondere Stütze für Vespasians Erfolg war (bell. IV 596. Tac. hist. II 77 vgl. IV 52; vgl. o. S. 2634). Titus wurde auch schon 69 in Alexandria von Vespasian dazu herangezogen, das Imperium mit einzurichten (αὐτοῦ .. συγκαθισταμένου τῷ πατρὶ τὴν ἡγεμονίαν νέον αὐτοῖς ἐγκεχειρισμένην ὑπὸ τοῦ θεοῦ bell. V 2). Ferner wurde Titus perdomandae Iudaeae delectus a patre (Tac. hist. V 1); damit war ihm die Reservearmee anvertraut (manere apud exercitus Titum ad omnes principatus novi eventus casusve utile videbatur Tac. hist. V 10). So war er in der Tat Reichsverweser im Osten wie Domitian in Rom. Beide Söhne waren schon 69 von Vespasian zu Caesares und Principes iuventutis ernannt worden (vgl. die Gold- und Silbermünzen Cohen Vesp. 52 ℞ Caesares Vesp. Aug. fili mit den Figuren der beiden; ähnlich 570 [vgl. Pick Ztschr. f. Numism. XIV 361]; ferner 248 liberi imp. Aug. Vesp. mit ähnlicher Darstellung, ebenso 249 a. J. 70, 250, in Ephesus geprägt, a. J. 71, vgl. Cohen Vesp. T. Dom. 10; sodann Cohen Vesp. 538–546 ℞ Titus et Domitianus Caesares Principes iuventutis mit Darstellung der sitzenden oder reitenden Söhne, ebenso die Senatsmünzen a. J. 70 [Cohen Vesp. 533–535]).
Das alles bezeichnet ein einzigartiges Verhältnis von Vater und Sohn (vgl. concessa filio mit Bezug auf Domitian Tac. hist. IV 52), Princeps und Thronfolger, eine Teilnahme dieses an der Macht jenes, wenn auch ohne staatsrechtliche Fixierung: einen Niederschlag bilden Ausdrücke wie (imperii) brevi compos, von Titus vor dem Krieg von 70 gesagt (Suet. 5), oder, was Josephus ihn von Vespasian und sich mit Bezug auf die Erhebung im J. 69 sagen läßt: αὐτοκράτορας γεγενημένους (bell. VI 341). Wenn man nun bedenkt, daß Titus als Thronfolger und Gehilfe des Vaters gelten mußte und zugleich [2708] im J. 70 Consul ordinarius war, und Führer des Heeres in Judaea, damals de facto Vertreter Vespasians im Orient, lassen sich seine Handlungen ungezwungen als völlig loyal erklären. Der Bericht des Sueton, der unterstützt wird von Philostratus (v. Apoll. VI 30 p. 125 Kayser παρεσκευασμένον σε ὁρῶν ἕπεσθαι τῷ πατρί, stellt ausdrücklich fest, daß er nicht auf die Wünsche seiner Soldaten einging, und daß das Gerücht von einem beabsichtigten Abfall des Titus grundlos war und durch Klatsch genährt wurde (Suet. 5). Man sieht dies auch aus seinem Verhalten: er entläßt seine Soldaten, feiert die Geburtstage von Vater und Bruder festlich, eilt ohne Macht nach Italien (quare festinans Suet. 5), wie um die Grundlosigkeit der Gerüchte zu beweisen, wirft sich seinem Vater in die Arme mit den Worten: veni, pater, veni (Suet. 5). Nichts berechtigt dazu, dies für theatralische Affektation zu erklären. Und vor allem: neque ex eo destitit participem atque etiam tutorem imperii agere (Suet. 6; vgl. ἰσομοιρήσων τῆς ἀρχῆς τῷ πατρί Philostr. a. a. O.): diese Worte lassen nicht nur auf des Titus volle Loyalität gegen Vespasian schließen, sondern zeigen auch eine auf ein Vertrauensverhältnis basierte Teilnahme und Hingabe an die Regierung. Diesem klaren Zeugnis gegenüber, dessen Eindruck durch das Schweigen der Berichte von einem Zwist verstärkt wird, kommen Schwankungen und Sonderbarkeiten in der Führung des Titels imperator durch Titus, die auch anders erklärbar sind, nicht als Beweis eines inneren Konfliktes oder ,Verfassungsstreits’ in Betracht.
β) Dennoch hat man gemeint, daß ein ,Verfassungsstreit’ zwischen Titus und Vespasian in der Art des Gebrauchs des Imperatortitels, bei der Benennung des Titus seinen Ausdruck gefunden habe. Später als Princeps führte Titus das Praenomen imperator so wie es Sitte war: Imp. T. Caes. Vespasianus Aug. entsprechend dem, wie sich sein Vater Imp. Caes. Vespasianus Aug. nannte; dann steht unter den Titeln nach pontifex maximus und trib. pot. imperator mit der Iterationsziffer (vgl. CIL Indices und Cohen). Doch vor der Thronbesteigung zeigt sich ein Schwanken in der Bezeichnung des Titus als imperator. Davon geben die Münzen und Inschriften folgendes Bild:
1) Imp(erator) des(ignatus): aus dem J. 71 stammen sechs Münzen des Vespasian aus Bronze (also vom Senat geprägt) mit der Aufschrift: Imp. Caes. Vespasianus Aug. p. m. tr. p. p. p. cos. III (um den Kopf des Vespasian); ℞ Caes(ar) Aug(usti) f(ilius) des(ignatus) imp(erator) Aug(usti) f(ilius) cos(ul) des(ignatus) it(erum) S. C. (um Vollbilder des Titus und Domitian); Cohen Vespasian 46 (47–51 ebenso mit geringen Abweichungen). Also in Vespasians drittem Consulat (= J. 71), als sein zweiter Sohn schon cos. des(ignatus) it(erum) ist, d. h. nach den Märzcomitien 71 (s. S. 2649), wird Titus imp(erator) des(ignatus) genannt. Anders liest Pick Ztschr. f. Numism. XIII 191f. XIV 355: imp(erator) Aug(usti) f(ilius) cos(ul) desig(natus) it(erum). Caes(ar) Aug(usti) f(ilius) des(ignatus), wobei vor dem zweiten des. das Wort cos. ausgefallen sein soll; Schiller in [2709] Bursians Jahresb. LII (1887) 17: Caes(ares), Aug(usti) f(ilius), des(ignatus) imp(erator); Aug(usti) f(ilius), co(n)s(ules) des(ignati) it(erum); Caes(ares) liest auch Mommsen Ztschr. f. Numism. XIV 31.
2) T(itus) imp(erator). Zwei oder drei Senatsmünzen des Vespasian (Cohen Vespasian 536; ebenso 537, wo T, vor imp. wohl nur durch Druckfehler fortgeblieben ist, und 204 nach Pick Ztschr. f. Numism. XIV 361. 357, vgl. Sallet Daten 26) sind in Aufschrift und Darstellung ähnlich, doch die Aufschrift der Rückseite ist: T. imp. Caesar, cos. des. II. Caesar Domit(ianus) cos. des. II. S. C. also auch aus dem J. 71. Diese Reihenfolge findet sich in griechischer Aufschrift auf einer Kupfermünze aus Smyrna und einer Silbermünze aus Caesarea (Pick a. a. O. 30). Ähnlich ist T. imp. Caes. A[u]g. f. imp. IV cos. II desig. III (CIL III 11 194–11 196 = Newton 106; vgl. Hirschfeld Arch. epigr. Mitt. V 1881, 208 Bauinschrift des Carnunter Lagers s. S. 2656) und T. imp. Aug. f. VI cos. (CIL X 8067, 3 = Newton 336; aus dem J. 77; vgl. noch T. imp. III (V) cos. CIL VII 1204. 1205. Ephem. epigr. VII 112 = Newton 320–322 aus den J. 74 und 76); T. imp. (CIL II 4251 = Newton 68 = Dessau 2711). Ebenso haben die Arvalakten des J. 78 T. Imp. Vespasianus Caesar Aug. f. – und wenige Zeilen vorher einfach T. Caes. Aug. f. Vespa sianus cos. IV (CIL VI 2056 = Newton 155).
3) Imp(erator) an der Spitze der Namenreihe zeigen keine Senatsmünzen (Cohen 107. 114f. 378 gehören in Titus Principat; Vesp. Tit. Dom. 13 vom J. 70 ist retouchiert, vgl. Cohen a. a. O. und Pick Ztschr. f. Numism. XIII 228, 1. 380. XIV 364); von den Gold- und Silbermünzen neun zu Ephesus wahrscheinlich im J. 71 geprägte Münzen (Cohen 22. 23. 37–39. 124–127; vgl. Chambalu Philol. XLV 103ff. Pick Ztschr. f. Numism. XIII 228f.) und 119 aus Caesarea in Kappadokien, ferner 9 aus den J. 72–74 (Cohen 21 [zu Ephesus geprägt]. 123; Vespasien et Titus 1–5, vgl. 6; Vespasien, Tite et Domitien 8 = 9, vgl.Pick a. a. O.). Auf Inschriften vom J. 72–79 findet man Imp(erator) achtmal an der Spitze der Namenreihe: CIL X 1420 = Newton 47. CIL VIII 875 = Newton 204 (J. 72). CIL XI 6000 = Newton 44 = Dessau 260 (J. 73). CIL III 306 add. p. 975 = Newton 147. CIL III 6052 = Newton 29 (J. 75). CIL VIII 10 116. 10 119 = Newton 139f. (J. 76). CIL III 6993 = Newton 145 = Dessau 253 (J. 78); unter den Titeln findet sich meist noch imp. mit der Akklamationsziffer.
4) T. Caesar Imp. Vespasianus, so daß also Imperator wie ein Cognomen gebraucht wird, haben Münzen kaiserlicher Prägung seit 74, und zwar fast immer (Cohen 47. 159 vom J. 74, 48f. 101f. [℞: Imp. VIII). 162ff. vom J. 75, 51–63. 164, vom J. 76, 64–68. 153f. 330 vom J. 77/78, 69. 331–337 vom J. 79; ferner 13. 44. 87. 91. 106. 120–122. 131–135. 157ff. 165–170. 338. 347–350. 354f. 373ff. 391–396, vgl. 44 ohne J.), von Senatsmünzen s. 339; vgl. 407f.
5) T. Caesar Vespasianus oder einfach T. Caesar mit folgender Titelreihe, die mit Imperator beginnt und fast stets mit Pontifex, tribunicia [2710] potestate cos. weitergeht, weisen die Senatsmünzen seit 72/73 auf: daß hier nur der Titel gemeint ist, zeigt die Iterationsziffer zu Imp. auf mehreren Münzen gerade aus den J. 72/73 (Cohen 28f. 40. 193. 201. 229–231. 234f. 237f. 380. 383); sonst steht imp. ohne Zahl. Ebenso haben die von Titus im J. 78 geprägten Silbermünzen Cohen 103f. T. Caesar Vespasianus ℞ Imp. XIII. Bemerkenswert ist, daß auf mehreren Senatsmünzen der J. 77/78 zwischen imp. und tr. p. usw. Aug(usti) f(ilius) eingeschoben ist (Cohen 85f. 88. 117f. 128–130. 142. 146f. 176. 184. 196, auch 240, vgl. Pick a. a. O. 368). In der bezeichneten Weise wird Imp. auch mehrfach auf Inschriften angewandt: Ephem. epigr. IV 779 = Newton 48 = Dessau 258 [J. 71]. CIL VI 932 = Newton 28 = Dessau 246 [J. 72]. CIL VI 941 = Newton 225 [J. 73]. CIL VI 1232 = Newton 3 = Dessau 248. Bull. com. 1899, 272 = Newton 4 [J. 75]. CIL II 3250 = Newton 54 [J. 76]. CIL II 5264 = Newton 202 (vom J. 77 oder 78). So kann Imp. noch aufgefaßt werden auf den Inschriften CIL VI 1984 = Newton 161 = Desssau 5025. Act. Arv. CIL VI 2053f. = Newton 152f. CIL VII 1204f. = Newton 320. 322. Eph. ep. VII 112, 1 = Newton 321. CIL VI 235 = Newton 74 = Dessau 3663.
6) Ganz ohne die Bezeichnung Imperator ist Titus zunächst auf den Münzen von den J. 69 und 70, die ihn stets mit Vespasian and Domitian als einen der Caesares oder fili oder liberi Augusti darstellen (s. o. S. 2707); nur die ephesische Silbermünze mit liberi Cohen Vesp. 250 ist aus dem J. 71; Cohen Vesp. Tit. Dom. 7, angeblich aus dem J. 75, ist unvollständig gelesen, nach Pick Ztschr. f. Numism. XIV 363, oder als cos. neben Domitian als praetor, also vom J. 70 (Cohen Vesp. Tit. Dom. 3–6 kaiserliche, 12 senatorische Prägung; auf dem Revers die einander zugewandten Köpfe der Söhne; zu 3 vgl. Pick a. a. O.); ferner auf dem Revers der Silbermünze Cohen Vesp. 532 (wegen Censor nicht vor 73); sodann auf den von Titus geprägten Münzen Cohen 16f. 30f. 397 (?), o. J.; 266 vom J. 79 (vgl. aber die Auslassung von Imp. auf den Vespasianmünzen Cohen 53. 571); endlich auf den Senatsmünzen Cohen 207 vom J. 72; 23. 32f. 215. 364 vom J. 77/78 (Cohen 95 ist falsch gelesen und stammt erst aus dem Principat des Titus, vgl. Pick a. a. O. 366). Einige Inschriften bei der Jahresbezeichnung durchs Consulat erwähnen weder Imperatorname noch Imperatorakklamation des Titus: CIL III p. 849 = Newton 30 = Dessau 1989 (Diplom vom 6. März 70). CIL X 5405 = Newton 168 = Dessau 6125. CIL I 774 = Newton 311 (13. Januar 74). Wilmanns 2767 = Newton 337 (J. 75). CIL VI 2056 = Newton 155 (Act. Arv. vom J. 78; vgl. o. S. 2709); ferner CIL VI 8867 = Newton 300 (Titi Caesaris servus).
Im J. 69 und 70 erscheint also Titus nur auf Münzen, die auf dem Avers Vespasian und auf dem Revers Titus und Domitian sitzend, reitend oder stehend (Münzen mit liberi haben auch bloß die Köpfe) mit den Umschriften fili, liberi, Caesares, principes iuventutis zeigen. Im J. 70, wahrscheinlich zu Anfang, wurden auf dem Revers von Vespasianmünzen Titus als Consul und Domitian [2711] als Praetor genannt und ihre sich zugewandten Köpfe dargestellt. Im J. 71 prägte der Senat Vespasianmünzen, auf deren Revers Titus als des. imp. und Domitian als cos. des. II erscheinen, also nach dem Beginn des 1. Consulats des Domitian, 1. März 71 (s. o. S. 2548). In demselben Jahre prägte der Senat ähnliche Münzen mit der Bezeichnung T. imp. Caesar, der jetzt auch als cos. des. II erscheint. Seit 72 prägte der Senat Titusmünzen mit T. Caesar Vespasianus Imp.,' zuerst auch mit der Ziffer der Akklamationen. Titus ließ dagegen in den J. 71–74 Münzen mit der Aufschrift: Imp. T. Caes. usw., dann solche mit T. Caesar Imperator Vespasianus prägen.
γ) Dies ergibt nun im Verein mit den anderen Anhaltspunkten folgendes Bild. Nachdem die Soldaten im September 70 Titus als imperator begrüßt hatten, erkannten ihn Vespasian und der Senat als imperator an: das beweisen die Denkmäler. Das kann nicht erst nach längerem Verhandeln mit Titus geschehen sein, denn Anfangs Februar 71 weiß Titus bereits in Tarsos, daß er ἀνναρρηθεὶς δὲ αὐτοκράτωρ ἐν τῇ Ῥώμῃ, d. h. daß ihm auch die Befugnisse des Imperators vom Senat zuerkannt sind (den Titel hatten ihm schon die Soldaten gegeben); und zwar waren ihm die proconsularische Gewalt und die trib. potestas wahrscheinlich zu gleicher Zeit zuerkannt worden (Plin. paneg. 8, vgl. Mommsen St.-R.² 1097, anders F. J. Hoffmann 28ff.). Dementsprechend kehrte er von Tarsos nach Rom zurück ἀριστείων ἀξιοθεὶς τούτων und ἰσομοιρήσων τῇς ἀρχῆς τῷ πατρί (Philostr. v. Apoll. VI 30). In diesen Worten kann man eine Parallele zu der Bezeichnung imperator designatus sehen; denn das ἰσομοιρήσων weist darauf hin, daß Titus die Mitregentschaft erst ausüben wird, wenn er in Rom anwesend ist. Designatus imperator ließ der Senat auf dem Revers von Münzen des Vespasian prägen, auf denen damit also wahrscheinlich angedeutet ist, daß Titus für die Mitregentschaft designiert sei. Titus hatte in demselben Jahre auf den von ihm geprägten Münzen die Imperatorbezeichnung anders angewandt, indem er sie als Praenomen gebraucht wie der Augustus, ohne aber sein Praenomen Titus auszulassen, wohl um so, ebenso wie durch den Zusatz Augusti filius, eine Unterscheidung auszudrücken. Da nun während der Mitregentschaft die Iterationsziffern der Imperatorenakklamationen Vespasians denen des Titus im allgemeinen in der Weise entsprechen, daß jene stets um sechs höher sind als diese, so müßte die erste Akklamation des Titus mit der siebenten des Vespasian zusammenfallen. Diese liegt aber nach dem 5. April 71, für welches Datum noch die sechste bezeugt ist, und vor der für die zweite Jahreshälfte 71 bezeugten achten Akklamation (s. o. S. 2653). Ob nun Vespasian eine Imperatorbegrüßung auf die Nachricht vom Falle Jerusalems annahm (so F. J. Hoffmann 39, der die fünfte Akklamation des Vespasian darauf bezieht) oder damit wartete, bis Titus in Italien war: jedenfalls ist es höchst wahrscheinlich, daß die erste Akklamation des Titus erst nach dem 5. April, d. h. nach der Rückkehr des Titus nach Italien gezählt wurde: Vespasian und der Senat identifizierten sie offenbar mit dem Beginn der Mitregentschaft. Die [2712] Zählung der tribunicia potestas wurde wohl aus praktischen Gründen mit der Wiederkehr des dies imperii Vespasians begonnen. Noch im J. 71 ließ der Senat auf dem Revers von Vespasianmünzen, auf dem Titus und Domitian dargestellt und beide cos. des. II genannt sind, das Wort Imperator zwischen Titus und Caesar stellen. Ob diese Annäherung an die Ausdrucksweise des Titus stillschweigend oder nach Absprache mit diesem geschah, ist unbekannt. Übrigens trägt Titus auf keiner sicher im J. 70 oder 71 geprägten Münze einen Lorbeerkranz (selbst auf den ephesischen Münzen mit dem Praenomen Imperator, Cohen 38f. 124–127, nicht, und auch in späteren Jahren nicht, wenn auch Vespasian dargestellt ist, bis auf die sonderbare Münze Cohen Vesp. Tite 6). Seit dem J. 72 setzte der Senat das Wort imp. an die Spitze der Ämterreihe: diese Neuerung scheint zusammenzuhängen mit der Steigerung der Akklamationsziffer, die der Senat jetzt zusetzt (vgl. Cohen 28. 29). Es ist wohl nur ein Ausdruck der Verlegenheit in der Bezeichnung einer neuen Sache, da eine Mitregentschaft und zumal die faktische Stellung des Titus etwas Außerordentliches und ein Titel nicht offiziell festgelegt war. Der Senat hielt jedenfalls auch so in der Stellung von Vespasian und Titus die Ähnlichkeit hinreichend und die Verschiedenheit gebührend ausgedrückt. Titus dagegen ließ seitdem auf seinen Münzen die Akklamationsziffer nicht nennen und setzte Imperator hinter Titus Caesar und vor Vespasianus, so daß er zwar nicht mehr als Praenomen, aber doch als Cognomen erscheint. Doch legten beide Seiten offenbar keinen großen Wert auf die Unterscheidung (vgl. vom J. 77/78 die Senatsmünzen mit Aug. f. zwischen imp. und trib. pot., und die Titusmünzen mit T. Caes. Vesp. ℞ imp. XIII Cohen 103f.) und erst recht nicht weitere Kreise (s. die erwähnten Inschriften, besonders die Arvalakten vom J. 78, o. S. 2710).
Also kann man, wenn man auch voraussetzt (was aber nicht erweisbar ist), daß die Prägung der ephesischen und anderer Münzen mit dem Praenomen Imperator von Titus so gewollt war, nur sagen, daß Titus schon seit 72 sich mit dem Cognomen imperator begnügt (es kann sein, daß Vespasian ihm das zugestanden hat), und daß der Senat ihm meist nur den Ehrentitel imperator gibt (vielleicht aus harmloser staatsrechtlicher Tüftelei, s. Herzog II 201, 2): jedenfalls kann das alles nicht einen Verfassungsstreit beweisen.
Im übrigen kann nur auf die Literatur zu dieser Frage verwiesen werden: Tillemont II 525. Eckhel VI 351f. 361ff. Mommsen Numism. Ztschr. III, Wien 1871, 458ff.; Ztschr. f. Numism. XIV 31ff.; St.-R. II² 1089–1109. F. J. Hofmann Quomodo Tit. imp. fact. bes. 4ff. 16ff. Chambalu De mag. Flav. bes. 10, 3. 29ff.; Philol. XLIV 123ff.; dazu Schiller Jahresber. XLVIII (1886) 274ff.Pick Ztschr. 1 Nomism. XIII 190ff. XIV 294ff.; dazu Schiller a. a. O. LII (1887) 17ff. Herzog I 290. Schiller I 508. Asbach 64ff. Hirschfeld Arch.-epigr. Mitt. V (1881) 213.
δ) Ein Ausfluß des höchsten Vertrauens seitens Vespasians war die Ernennung des Titus zum Praefectus praetorio: daß Titus der Liebling [2713] der Offiziere und Soldaten war, nutzte Vespasian zur Stärkung des Imperiums aus; denn war es auch eine untergeordnete Stellung, die bisher nicht von Senatoren bekleidet wurde, so war Titus doch so tutor imperii (Suet. 6. Aur. Vict. Caes. 9, 10; Epit. 10, 4). Als particeps imperii war er Kollege Vespasians in der tribunicia potestas, die vom 1. Juli 71, der zweiten Wiederkehr des dies imperii Vespasians, gezählt wurde (Borghesi Oeuvr. VI 10ff. Stobbe Philol. XXXII 30), siebenmal im Consulat, ferner in der Censur (Suet. 6). Die Imperatorenakklamationen werden beiden zugezählt. Die Chronologie der Ämter und Ehren des Titus seit Mitte 71 bis zur Thronbesteigung wird durch Inschriften und Münzen bestimmt.
71: pontifex imp. (I und II) tribunicia potestate cos. des. II censor designatus.
Titus war consul designatus II (Cohen Vespasien 536. 204; verbessert von Pick Ztschr. f. Numism. XIV 357; vgl. 537 und o. S. 2708) vielleicht erst seit November, da die Designation auf den Münzen Cohen Vesp. 46-51 fehlt (Chambalu De mag. Flav. 17). Nach den Fasten der Sodales Augustales Claudiales ist adlectus ad numerum ex s(enatus) c(onsulto) T. Caes. Aug. f. Imperator: CIL VI 1984 = Newton 161 = Dessau 5025 (die Inschrift nennt die consules ordinarii, ist aber wahrscheinlich erst später im Jahre angefertigt; vgl. F. J. Hofmann 23; anders Pick Ztschr. f. Numism. XIII 31). Seine Aufnahme in die übrigen Collegien und zugleich die schon erfolgte Designation zum Censor (vgl. o. S. 2655) berichtet die Inschrift aus dem zweiten Halbjahr: censori desig., collegioru(m) omnium sacerd(oti) (Ephem. epigr. IV 779 = Newton 48 = Dessau 258). Demnach war er auch pontifex. Da Vespasian spätestens in der zweiten Jahreshälfte imperator VIII wurde, so wurde Titus imperator II (vgl. o. S. 2653).
72 : pont. trib. pot. (vom 1. Juli an II) imp. III (IIII) cos. II censor des.
Titus heißt cens. [designatus; Newtons Ergänzung wegen der Stellung wahrscheinlicher als Mommsens Ergänzung pontif.] auf einer Dedikationsinschrift aus Herculanum, die wegen der nach trib. pot. fehlenden Ziffer aus dem ersten Halbjahr sein wird (CIL X 1420 = Newton 47). Im zweiten Halbjahr imp. III: CIL VI 952 = Newton 28 = Dessau 246 (noch vom J. 72, da Domitian als cos. des. II genannt wird). Cohen 28 (ebenso). 193. 229. 231. 237. 380; imp. IIII: Cohen 29 (ebenfalls mit Domitian cos. des. II); aus diesem oder dem Beginn des nächsten Jahres: Cohen 40. 201. 230. 234f. 238. 383; imp. III. IIII entspricht Vespasian imp. VIIII. X. Seit dem J. 72 wurden Bronzemünzen des Titus gegeprägt (vgl. o. S. 2709f. Chambalu Philol. XLV 126. Gsell Domitien 16, 2).
73: pont. trib. pot II (III vom 1. Juli an) imp. IIII (V) cos. II des. III censor.
In diesem Jahre sind Domitian und L. Valerius Catullus Messalinus die consules ordinarii: nach Suet. Dom. 2 hatte Titus ihm dies Consulat abgetreten und für ihn gestimmt (vgL oben S. 2548). Censor wird Titus CIL XI 6000 = Newton 44 = Dessau 260 nach der Designation zum dritten Consulat und vor Ablauf seines [2714] zweiten tribunicischen Jahres genannt: im Frühjahr 73 wurde er an der Seite seines Vaters Censor (s. S. 2655; vgl. Cohen 1. 8. 143). Auf derselben Inschrift und der nicht früher gesetzten Bauinschrift des Carnunter Lagers (CIL III 11194ff. = Newton 106) ist er noch imp. IIII und noch vor 1. Juli imp. V (CIL VI 941 = Newton 225). Imp. V entspricht bei Vespasian Imp. XI. Die Münze Cohen 46 (vom J. 72 oder 73) nennt auf dem Revers das Congiar(ium) primum p(opulo) R(omano) dat(um) s. c. (,Titus assis à gauche sur une estrade placée à droite; devant lui, plus bas, un homme debout en toge et un soldat debout montrant une tessère; plus loin, en haut, la statue de Pallas ou de Rome debout'); bei welcher Gelegenheit die Schenkung vorgenommen wurde, ist ungewiß (vgl. Rostowzew Bd. IV S. 875ff.).
74: pont. trib. pot. III (IIII seit 1. Juli) imp. V–VIII cos. III (des. IIII) censor.
Titus trat am 1. Januar zusammen mit Vespasian (cos. V) sein drittes Consulat an, amtierte aber schon am 13. Januar zusammen mit T. Plautius Silvanus Aelianus. Die Designation zum folgenden Consulat ist für Titus nicht bezeugt, entsprach aber gewiß der Vespasians, die am 21. Mai schon erfolgt war (s. o. S. 2664). Imperator VI ist Titus auf der verstümmelten Inschrift CIL XI 3606 = Newton 200, auf der die Zahl der trib. pot. und des Consulats nicht mehr vorhanden ist; doch gehört sie in das Frühjahr, denn Vespasian ist in diesem Jahre im März wahrscheinlich noch imp. XI, am 21. Mai schon imp. XIII, im zweiten Halbjahr schon imp. XIIII; diese Akklamationsziffern entsprechen den Ziffern V–VIII bei Titus (vgl. beim J. 75). Censor heißt er auf den Münzen Cohen 2. 81f. In diesem Jahre erscheinen zuerst Gold- und Silbermünzen des Titus (vgl. Chambalu Philol. XLV 127. Gsell Domitien 16, 2).
75: pont. trib. pot. IIII (V seit 1. Juli) imp. VIII (IX?) cos. IV des. V (censor).
Titus trat am 1. Januar sein 4. Consulat zusammen mit Vespasian (cos. VI) an und wurde im Frühjahr zum cos. V designiert (s. o. S. 2664). Eine neue Akklamation ist nicht bezeugt: Imp. VIII findet sich Cohen 101f.; so ist auch zu lesen auf den Terminationssteinen CIL VI 1232 Bull. com. 1899, 272 = Newton 3f. = Dessau 248 statt imp. VI, das neben Vespasian imp. XIV sicher fehlerhaft ist. Auf diesem Stein heißt Titus noch censor, ebenso CIL VI 6052 = Newton 29. Über Titus Verhältnis zu Berenike s. u. S. 2716.
76: pont. trib. pot. V (VI vom 1. Juli an) imp. (IX?) X–XII cos. V des. VI (censor).
Am 1. Januar wurde Titus cos. V zusammen mit Vespasian cos. VII. Noch vor den Frühjahrscomitien findet sich Domitian (cos. IIII) als Kollege des Titus (s. o. S. 2667); cos. V des. VI ist dieser CIL II 3250 = Newton 54. Als imp. X. XI erscheint er noch in dem ersten Halbjahr (CIL VIII 10119. 10116 = Newton 139f.); da Vespasian am 2. Dezember imp. XVIII ist (s. o. S. 2668), so war Titus damals imp. XII Die 15. Akklamation Vespasians = 9. des Titus ist nicht zu belegen. Censor wird Titus bezeichnenderweise auf einer spanischen Inschrift (CIL [2715] II 3250 = Newton 54), aber auch, auf Münzen genannt (Cohen 56. 59. 61f. 175).
77: pont. trib. pot. VI (VII seit 1. Juli) imp. XII cos. VI (censor).
Titus trat am 1. Januar mit Vespasian (cos. VIII) sein 6. Consulat an (triumphalis et censorius tu sexiensque consul Plin. n. h. pr. 3); ihn löste Domitian bald ab (s. o. S. 2669). Daß nicht Titus, sondern sein Bruder in diesem Jahre consul ordinarius gewesen sei, kann dem Zeugnis des Sueton gegenüber, daß der Caesar Domitian nur einmal consul ordinarius gewesen (Dom. 2), nicht durch die eine Inschrift, die Vespasianus ὔπατος τὸ η’ und Titus ὔπατος τὸ ε’ nennt (Μουσεῖον ιαὶ βιβλιοθήκη τῆς εὐαγγελικῆς σχολῆς, Smyrna 1875, 100, nach Chambalu Philol. XLIV 113) gestützt werden (anders Chambalu Philol. XLIV 112ff.; vgl. dazu Pick Ztschr. f. Numism. XIII 361ff. Schiller Jahresber. XLVIII 1886, 272f.). Eine Imperatorakklamation ist für Titus nicht bezeugt, eine neue auch bei Vespasian nicht. Cos. VI censor heißt Titus auf Münzen dieses oder des nächsten Jahres (Cohen 85f. 88. 117. 142. 146f. 176f.).
78: pont. trib. pot. VII (VIII seit 1. Juli) imp. XII. XIII. (XIIII?) cos. VI des. VII (censor).
Titus wurde im Frühjahr zum cos. VII designiert (vgl. CIL III 6993 = Newton 145 = Dessau 253). Er war imp. XII bis zum Frühjahr, Mitte April imp. XIII, vielleicht schon Ende des Jahres imp. XIIII (nach Analogie der Begrüßungen Vespasians, s. o. S. 2672). Die 12. Akklamation nennt CIL II 5264 - Newton 202, die 13. Cohen 103. Censor heißt er nur auf den beim J. 77 genannten Münzen. Im zweiten Halbjahr 77 oder dem ersten 78 (wahrscheinlich vor Mitte April oder sogar vor den Frühjahrscomitien, da Titus noch imp. XII und noch nicht cos. des. VII genannt ist) setzte dem Titus die provincia Lusitania eine Ehreninschrift zu Augusta Emerita (CIL II 5264 = Newton 202).
79: (bis 23. Juni): pont. trib. pot. VIII imp. XIIII cos. VII.
Titus war consul ordinarius mit Vespasian (s. o. S. 2672); cos. VI[I] und imp. XIIII nennt ihn die Bauinschrift CIL II 2477 = Newton 138 = Dessau 254 (VI[I] ist zu ergänzen wegen der Nennung von Vespasians 9. Consulat); vgl. Cohen 331–337. Mit Vespasian wurde er für das folgende Jahr designiert (Inschrift von Gordium, s. o. S. 2672); die Designation steht auch auf dem nach Vespasians Tod gesetzten Meilenstein CIL V 7988 = Newton 120.
Von der in diesem Jahre geplanten Verschwörung des Alienus gegen Vespasian (s. o. S. 2673) bekam Titus Nachricht, lud den ihm befreundeten Alienus in der Nacht vor dem beabsichtigten Verrat zu Tisch und ließ ihn, als er sich vom Tisch, erhob, ohne Wissen des Vespasian niederstoßen (Suet. 6. Dio 16. Zonar. XI 17; daß Titus die Tat aus Eifersucht Berenikes wegen begangen habe [so Vict. Epit. 10], ist jenen Zeugnissen gegenüber unglaubhaft; vgl. o. Bd. III S. 1238ff.). Von den erwähnten Ämtern abgesehen, geben nur wenige Notizen Kunde von dem Anteil des Titus an der Regierung. Er soll die Besorgung fast aller officia, an sich gezogen haben: im Namen Vespasians habe er Briefe diktiert und [2716] Edikte abgefaßt, und er habe im Senat quaestoris (sc. principis) vice Reden verlesen (Suet. 6. Dio 10; vgl. Mommsen St.-R. II 534, 5). Mit Vespasian erschien er öffentlich in der sella (Suet. Dom. 2). Mit der von Vespasian geschaffenen Latrinensteuer war er nicht einverstanden (Dio 14; s. o. S. 2686). Als Praefectus praetorio benahm er sich tyrannisch und gewalttätig. Verdächtige ließ er aus dem Theater und dem Lager heraus verhaften und schnell hinrichten (Suet. 6); so den A. Caecina Alienus (s. o.). Aus seinem Privatleben wird berichtet, daß er einmal in einem Scheinkampf junger Männer als Fechter gegen Alienus auftrat. Man beschuldigte ihn eines zügellosen Lebens: der Schlemmerei bis Mitternacht mit liederlichen Vertrauten, der libido, wegen der vielen Lustknaben und Eunuchen um ihn, dann wegen seines Verhältnisses zu der jüdischen Königin Berenike. Diese war 75 nach Rom gekommen mit ihrem Bruder Agrippa, der die Praetorenwürde bekam; sie durfte auf dem Palatium wohnen. Titus trat in vertraulichen Verkehr mit ihr; er liebte sie heftig und sollte ihr gar die Heirat versprochen haben. Sie benahm sich schon ganz wie seine Gemahlin; doch als überall in Rom Unwille laut wurde, entließ er sie (Suet. 7. Dio 15; vgl. Wilcken o. Bd. III S. 287f.). Ferner sagte man Titus Habsucht nach, da er in cognitionibus patris Schacher treibe (Suet. 7). Mit all dem gewann er sich keine Liebe (ne odio quidem, nedum vituperatione publica caruit Suet. 1): er war so verhaßt, daß er in bösem Rufe und bei allgemeiner Abneigung den Thron bestieg; man erwartete gar einen zweiten Nero in ihm (Suet. 6f. Vict. Caes. 10, 5). Dieser schlimme Leumund war wohl an dem auch von Kaiser Hadrian geglaubten, von Dio als Erdichtung zurückgewiesenen und von Sueton garnicht erwähnten Gerüchte schuld, er habe seinen Vater vergiftet (Dio 16).
III. Regierung. a) Name und Titel. Vollständig z. B. am 13. Juni 80 (CIL III p. 854 = Newton 36): Imperator Titus Caesar divi Vespasiani f(ilius) Vespasianus Augustus pontifex maximus tribunic(ia) potestat(e) VIII imp(erator) XV p(ater) p(atriae) censor co(n)s(ul) VIIII. Er behielt auch jetzt das Praenomen bei. Imperator steht hinter T. Caesar nur auf der Silbermünze Cohen 81 (℞ cos. VIII), doch ist die Münze hybrid (vgl. Pick Ztschr. f. Numism. XIV 365f.). Während seines Principats ist Titus Imperator XIIII–XVII; bei der Thronbesteigung erfolgte keine neue Akklamation; vorher und nachher ist er imp. XIIII. Den Namen Augustus und den Titel pater patriae bekam er bei seiner Thronbesteigung, nach Ausweis der Münzen und Inschriften; ebenso wurde er pontifex maximus gleich nach dem Regierungsantritt (Suet 9; die Münzen Cohen 50. 95. 107. 153-155. 171. 266. 320. 378, die Titus vor der Thronbesteigung Aug. und pont. max. nennen, sind hybrid oder irgendwie fehlerhaft, s. Pick Ztschr. f. Numism. XIV 365). Es sind zuerst auch Münzen ohne p. p. geprägt worden (vgl. Eckhel VI 357. Cohen 273. 280. Chambalu mag. Flav. 20). Zur Titulatur vgl. noch Mommsen Numism. Ztschr. III, Wien 1871, 471ff. [2717]
b) Die einzelnen Jahre.
79: pont. max. trib. pot. IX (vom 1. Juli an) imp. XIV. XV cos. VII des. VIII p. p. (censor).
&dnbsp; α) Nachdem Vespasian am 24. Juni gestorben war, übernahm Titus, 39 Jahre alt, die Regierung. Daß die in der Lex de imperio Vespasiani (s. o. S. 2641f.) genannten Rechte ihm besonders verliehen wurden, ist nicht überliefert, aber wahrscheinlich. Am ersten Tage ernannte er seinen Bruder Domitian zum consors und successor (Suet. 9), nicht aber zum particeps imperii: Domitian soll sogar nach Vespasians Tode daran gedacht haben, durch doppeltes donativum die Soldaten für sich zu gewinnen, offenbar um Alleinherrscher zu werden, und soll mehrfach (vielleicht mit Recht) erklärt haben, des Vaters Testament habe ihn zum particeps imperii bestimmt, doch Titus habe es unterschlagen (Suet. Dom. 2, 2, vgl. Gsell Domitien 27, 2). Titus gab also beim Regierungsantritt ein donativum (so auch Dio 26). Den Oberpontifikat übernahm er mit der Erklärung, er nehme ihn an, um seine Hände vom Blut rein zu halten (Suet. 9). Er erweckte von vornherein den Eindruck, daß er, wo er auf eigenen Namen und auf eigene Verantwortung regierte, seine Art geändert habe (vgl. Dio 18): Da man unter Vespasians Regierung alles Strenge ihm zugeschoben hatte, war man jetzt von seiner Milde überrascht (Dio a. a. O.). Er beruhigte das Volk, indem er durch einen einzigen Erlaß die Schenkungen und Privilegien von Seiten der früheren Kaiser bestätigte (Dio 9. Suet. 7f. Vict. Caes. 10, 2; Ep. 10, 8). Auch in seinem häuslichen Leben vollzog er einen Umschwung: die Üppigkeit seiner Tafel schränkte er ein, von seinen Günstlingen, worunter berühmte Tänzer waren, hielt er sich fern, zog hingegen gediegene Männer an sich heran (Suet. 7). Den unter Vespasian verbannten Philosophen Musonius Rufus berief er zurück (Hieron. zum J. Abr. 2095; vgl. Dessau Prosop. II 393 nr. 549). Berenike erschien nach seiner Thronbesteigung wieder in Rom, doch Titus schickte sie weg, angeblich invitus invitam; das zweite Wort verdient mehr Glauben als das erste. (Dio 18. Suet. 7. Vict. Epit. 10, 7; vgl. Wilcken o. Bd. III S. 288).
&dnbsp; β) Agricola hatte auch in diesem Jahre (vgl. o. S. 2671f.) in Britannien zu kämpfen, indem er in Streifzügen Stämme überfiel und mürbe machte; dieses Gebiet sicherte er durch einen Kranz von praesidia und Kastellen (Tac. Agr. 20). Die Erfolge in Britannien gaben, wie ausdrücklich bezeugt ist, den Anlaß dazu, daß Titus zum fünfzehntenmal den Imperatortitel erhielt (Dio 20).
&dnbsp; γ) Nach der Reihenfolge der Erzählung bei Dio war jene Akklamation noch vor dem berühmten Ausbruch des Vesuvs, der κατ’ αὐτὸ τὸ φθινόπωρον, also im Spätherbst, nach Dio 21 (und Zonar. XI 18), nonum Kal. Septembres hora fere septima = 24. August nach Plin. ep. VI 16, 4 stattfand; vgl. Euseb. chron. II p. 158f. Schöne zum J. Abr. 2095. Die Schilderung des Ausbruchs, durch den Herculanum und Pompei von Asche verschüttet wurden und bei dem der ältere Plinius den Tod fand, gibt der jüngere Plinius in den Briefen VI 16 und 20, womit er Tacitus [2718] das Material für sein Geschichtswerk lieferte, ferner Dio 21–23. Die Erwähnungen bei Statius, Martial, Valerius Flaccus und späteren Historikern, überhaupt Genaueres über antike Überlieferung vom Vesuvausbruch s. bei Herrlich Klio IV (1904) 209–226. Titus reiste nach Campanien und blieb, um zu helfen und zu ordnen, bis zum nächsten Jahre dort (Dio 24).
&dnbsp; δ) Die Aqua Marcia (Literatur s. Jordan Topogr. I 1, 465. 497. Richter Topographie² 52, 1. 317), die 144 v. Chr. erbaut und deren Wassermenge von Augustus verdoppelt worden war, war inzwischen verfallen und wurde nicht mehr benutzt: in der zweiten Jahreshälfte 79 wurde sie wiederhergestellt (rivom aquae Marciae vestutate dilapsum refecit, et aquam quae in usu esse desierat reduxit; auf einem Bogen der Leitung, durch den die Via Tiburtina führte und an der später die Porta Tiburtina angebaut wurde, CIL VI 1246 = Newton 112).
&dnbsp; ε) In dem zweiten Halbjahr ließ Titus auch an der Via Aurelia bauen, wie eine in Corium in Etrurien gefundene Inschrift im Vatikanischen Museum beweist (CIL VI 942 = XI 3739 = Newton 116 = Dessau 262). An der Via Flavia (vgl. o. S. 2671) zeigen zwei erhaltene Meilensteine (der eine, bei Pola in Istrien, verstümmelt, der andere, unbekannten Fundorts, mit der Zahl XII) die Fortsetzung der Bautätigkeit der vorigen Regierung (CIL V 7986. 7988 = Newton 120. 121). Ein Straßenbau in Numidien wird bezeugt durch die Inschrift Rev. arch. XXXII (1898) 161 nr. 41 = Newton 141, auf der Titus als imp. XV und cos. [V]II oder [VI]II mit trib. pot. VIII[I] erscheint: sie kann aus dem zweiten Halbjahr 79 oder dem ersten Halbjahr 80 sein.
&dnbsp; ζ) Eine verstümmelt erhaltene lex de conubio, die auch Steuerfreiheit für zugewiesene Äcker gewährt, ist an einem 30. Dezember, also dem Geburtstage des Titus, erlassen; sie rührt eben deshalb nach Mommsens Vermutung von Titus her, und da als Consuln Sex. Marcius Priscus und Cn. Pinarius Aemilius Cicatricula genannt sind, die Consuln vom Ende 80 aber anders heißen, müßte die lex vom 30. Dezember 79 sein (vgl. Dessau 1994 mit Anm.), doch ist diese Datierung durch die numidische Inschrift (oben c), die Cicatricula offenbar als leg. Aug. pr. pr. nennt, bedenklich geworden.
&dnbsp; η) Ehrungen des Kaisers: In Laodicea (Phrygien) widmete ihm ein gewisser Neikostratus ein von ihm erbautes Amphitheater (CIG 3939 = Newton 107; vgl. CIG 3936 = Newton 108). Eine Dedikation eines Ti. Claudius Sabinus zu Perinth stammt aus diesem zweiten Halbjahr 79 (CIL III 7391 = Newton 208 wegen cos. VII und pont. max.; dagegen ist trib. pot. VI imp. X irrig). -
&dnbsp; θ) Imp. XIIII ist Titus noch auf der Inschrift CIL VI 942 = XI 3739 = Newton 116 = Dessau 262 und auf den Meilensteinen der Via Flavia CIL V 7986. 7988 = Newton 120. 121; ferner Cohen 267–282; imp. XV (wegen der Erfolge des Agricola in Britannien) auf der Inschrift CIL VI 1246 = Newton 112; ferner Cohen 283–299. [2719]
80: pont. max. trib. pot. IX (X seit 1. Juli) imp. XV (XVI. XVII?) cos. VIII p. p. (censor).
α) Consules ordinarii waren Titus cos. VIII und Domitian cos. VII (Act. Arv. CIL VI 2059 – Newton 159 = Dessau 5033. Bruzza Ann. d. Inst. XLII [1870] 137ff. Wilmanns 272 c = Newton 330 [Rom]. CIL X 1842 = Newton 342. CIL II 4803. 4838. 4854 = Newton 131ff. CIG 3173 = Newton 206. Cohen 300–324. Fasti bei J. Asbach Bonn. Jahrb. LXXIX 116). Wahrscheinlich traten am 1. Mai die Consules suffecti ein, die auf der Konstitution vom 13. Juni genannt sind (CIL III p. 854 = Newton 36).
β) Als Titus in diesem Jahre wegen der Katastrophe, die Campanien betroffen hatte, dorthin gereist war, wurde ein großer Teil Roms durch eine Feuersbrunst, die dreimal vierundzwanzig Stunden währte (Suet. 8), zerstört: als ihre Opfer werden Bauten des südlichen Marsfeldes und des Capitols genannt: das Serapeum und Iseum, die Saepta, das Poseidonion (Jordan-Hülsen Topogr. I 3, 574f.), die Thermen des Agrippa, das Pantheon, das Diribitorium (vgl. Jordan-Hülsen I 3, 563, 11), das Theater des Balbus und das des Pompeius, die Porticus Octaviae samt dazugehörigen Bibliothek und der Tempel des Iuppiter auf dem Capitol mit den Nebentempeln (Dio 24. Plut. Popl. 15, 2; vgl. Jordan Topogr. I 2, 29, 29. Richter Topogr.² 217ff. 221f. 227ff.).: Zur Erneuerung der Bauten wurden dem Princeps von Privatleuten, Städten und Fürsten große Summen zur Verfügung gestellt, doch nahm er sie nicht an und baute aus den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln (Dio 20. Suet. 8). Für diese Neubauten verwandte er auch Kostbarkeiten aus seinen Palästen. Um das Bauen zu beschleunigen, bestellte er mehrere Ritter zur Überwachung (Suet. 8). Am 7. Dezember kam das Collegium der Arvalpriester zusammen ad vota nuncupanda ad restitutionem et dedicationem Capitoli ab Imp. T. Caesare Vespasiano Aug. (CIL VI 2059 – Newton 159; vgl. o. Bd. III S. 1532). Titus konnte noch selbst Einweihungen solcher Neubauten vornehmen, womit er keine besonderen Festlichkeiten verband (dies geht aus dem Zusammenhang zwischen Dio 24 und 25 hervor).
γ) Mit der Verwehung der Asche vom Vesuv bis Rom bringt Dio 23 den Ausbruch einer Pest in der Hauptstadt in ursächlichen Zusammenhang, doch sei sie nicht sogleich, sondern erst später ausgebrochen. Von Suet. 8 wird die pestilentia quanta non temere alias nach dem Vesuvausbruch und dem großen Brande erwähnt. Hier zeigte Titus väterliche Sorge: zur Heilung suchte er inquisito omni sacrificiorum remediorumque genere jede göttliche und menschliche Hilfe aufzubieten (Dio 24. Suet. 8. Vict. Ep. 10, 13f.).
δ) Für die vom Unglück in Campanien und in Rom Betroffenen zeigte Titus non modo principis sollicitudinem, sed et parentis affectum unicum: er suchte das Volk in Edikten zu trösten und half auch nach Kräften (Suet. 8). Deshalb weilte er selbst im J. 80 in Campanien (Dio 24), und in demselben Jahre (doch, kann auch noch das J. 79 gemeint sein, wenn Dio 24 zuerst alle großen Unglücksfälle und dann die Hilfstätigkeit erwähnen will) erwählte er durchs Los [2720] zwei consularische curatores restituendae Campaniae. Titus ließ in Sorrent ein horologium cum suis ornamentis terrae motibus collapsum wiederaufbauen (Not. d. Scavi 1901, 3631); ferner ist eine Wiederherstellung zu Neapel inschriftlich bezeugt (CIL X 1481 = Newton 101). Den geschädigten Gemeinden half er aus eigenen Mitteln; er wandte ihnen aber auch die Hinterlassenschaft der beim Vesuvausbruch ohne Erbe Umgekommenen zu (Dio 24. Suet. 8).
ε) Unter großen Feierlichkeiten weihte Titus (s. o. S. 2689) begonnene und von ihm um zwei (nach 1. Mai, vgl. unten) das unter Vespasian Stockwerke erhöhte Amphitheater (o. S. 2516ff.) und die nach ihm benannten Thermen, die schnell daneben aufgebaut worden waren, ein (Suet. 7; vgl. Martial. spect. 2. Dio 25. Aur. Vict. Caes. 9, 7. Jordan-Hülsen Topogr. I 3, 283. 307ff.). Auf die Einweihung beziehen sich die Münzen vom J. 80 Cohen 400 mit Darstellung des Amphitheaters, der Meta sudans und eines Teils eines Gebäudes (der Thermen?), vgl. 246. 300–304 mit Darstellung eines Elefanten (der Kampf von vier Elefanten bei Dio 25 erwähnt). Die Anweisung der Plätze (den Arvalbrüdern wurden sie L. Aelio Plautio Lamia, Quinto Pactumeio Frontone cos. d. h. im Mai oder Juni zugewiesen) geschah durch den Procurator des Theaters und Praefectus annonae L. Laberius Maximus (CIL VI 2059 – Newton 159; vgl. Dessau Prosop. II 257 nr. 3. Hirschfeld Kaiserl. Verwaltungsb. 289, I). Die Tierkämpfe, Gladiatorenkämpfe (wobei Titus Züge von Milde und Mitleid zeigte, Martial. a. a. O.), Naumachien im Amphitheater und in dem nemus Caesarum am Ianiculum (vgl. Richter Topogr.² 276) und die Austeilung von Geschenken währten hundert Tage (Dio 25. Suet. 7. Cassiod. var. V 42).
ζ) Mehrere Straßenbauten gingen ex auctoritate imperatoris vor sich: das bezeugt der in Picenum gefundene 142. Meilenstein der Via Flaminia aus dem ersten Halbjahr (CIL IX 5936 = Newton 118); ferner der 13., 18., 19., 34. und noch zwei Meilensteine ohne erhaltene Meilenzahl von der via nova a Bracara Augusta Asturicam (Ephem. epigr. VIII 224. CIL II p. 639f. nr. 4802f. 4838. 4854. 6224 = Newton 131ff.). An dieser Straße hatte schon Vespasian im J. 77 oder 78 gebaut, falls der dieses bezeugende Stein CIL II 4814 = Newton 135 nicht interpoliert ist. Da sich in der ersten Hälfte des J. 81 bereits die 17. Imperatorakklamation findet, so werden die Inschriften mit imp. XV und trib. pot. X eher der zweiten Hälfte des J. 80 als den ersten Monaten des J. 81 zuzuweisen sein. Dahin gehört ein Meilenstein von der Straße von Ankyra nach Dorylaion, der meldet: vias provinciaru[m] G[ala]tiae, Cappad[o]ciae, Ponti, Pissidiae, Paphlagoniae, Lycaoniae, Armeniae minoris straverunt (sc. Titus et Domitianus coss. CIL III 318 = Newton 146 = Dessau 263). Ferner errichtete in Aperlai in Lykien dem Kaiser zu Ehren Rat und Demos τὸ βαλανεῖον καὶ τὸ πρόστοον (CIG add. 4300 = Newton 109). Titus und Domitian wurde eine griechische Ehreninschrift zu Smyrna gesetzt (CIG 3173 = Newton 206).
η) Titus gab am 13. Juni eine lex de civitate [2721] et conubio ausgedienten Soldaten von 6 Alen und 14 Cohorten des Pannonischen Heeres (CIL III p. 854 – Newton 86). In Britannien wurden in diesem Jahr von Agricola neue Gebietsteile erworben (usque ad Tanaum: aestuario nomen est) und Kastelle dort angelegt (Tac. Agr. 22; vgl. Gsell Domitien 167, 4). Es ist gut möglich , daß Titus infolgedessen noch in diesem Jahr den Titel imperator XVI oder XVII annahm. Von kriegerischen Ereignissen wird sonst nichts ausdrücklich berichtet. Doch ging schwerlich das Auftreten des falschen Nero (ἐπὶ τούτου Zonar XI 18, nach dem Zusammenhang unter Titus’ Regierung) ohne einen Kampf mit römischen Truppen ab: der aus Asien stammende Terentius Maximus, der Nero ähnlich sah, gewann Anhänger in Kleinasien, rückte dann zum Euphrat vor, und obgleich seine Anhängerschaft beträchtlich wuchs, flüchtete er, doch gewiß erst nach einem Mißerfolg, zu dem Partherkönig Artabanus, der, Titus abgeneigt, ihn aufnahm und Rüstungen traf, um ihn nach Rom zu führen; doch kam jener bald um (Zonar. XI 18. FHG IV 578. Orac. Sibyll. IV 119ff. 137). Steht auch dieser Kampf am Euphrat mit einer acclamatio imperatoria in Verbindung, so gehört er wahrscheinlich in das J. 80 (Münzen des Artabanus vom seleuk. J. 392 = 1. Oktober 80 bis 1. Oktober 81, s. o. Bd. II S. 1296, 2, vgl. Mommsen R. G. V 396f. Dessau Prosop. III 302 nr. 60; über den Zusammenhang mit Apocal. 13 s. Jülicher, Einleitung in das Neue Testament 245). Imp. XV ist Titus sicher noch nach dem 1. Juli (CIL III 318 = Newton 146; Cohen 300–324 sind noch aus dem ersten Halbjahr). Imp. XVI ist nicht bezeugt, XVII erst in der ersten Hälfte des J. 81 (s. u.).
81 (bis 13. September): pont. max. trib. pot. X (XI vom 1. Juli an) imp. (XV. XVI?) XVII. cos. VIII des. VIIII p. p. censor.
α) Die consules ordinarii des Jahres waren L. Flavius Silva Nonius Bassus und Asinius Pollio Verrucosus (die weiteren Consulate des Jahres sind zweimonatlich, s. Asbach Bonn. Jahrb. LXXIX 116). Auf einem Meilenstein aus Cypern (CIL III 6732 = Newton 148) wird Titus [cos.] VIII des. V[IIII] genannt (die Änderung in [cos.] VI[I] des. V[III] ist unnötig; vgl. Pick Ztschr. f. Numism. XIII 383). Von den Imperatorenakklamationen ist für die Zeit der trib. pot. X die XV und XVII bezeugt. Der Anlaß der XVI. und XVII. Akklamation ist ungewiß: sie können noch aus dem J. 80 datieren (s. o.). Eine Inschrift mit trib. pot. X und imp. XVII berichtet von der Wiederherstellung der von Claudius (vgl. Bd. III S. 2830f) vollendeten und schon von Vespasian reparierten (s. o. S. 2651) Aquae Curtia et Caerulea: cum a capite aquarum a solo vetustate dilapsa essent, nova forma reducendas sua impensa curavit (CIL VI 1258 = Newton 111). Einen Ehrenbogen im Circus Maximus errichteten Tito .. principi suo Senat und Volk wahrscheinlich in diesem Jahr (da Titus imp. XVII genannt ist) und rühmten darauf seinen Sieg über Judaea (CIL VI 944 = Newton 10 = Dessau 264. Jordan-Hülsen Topogr. I 3, 129; s. o. S. 2706). Auf die Anlegung neuer Straßen auf Cypern wahrscheinlich in diesem Jahr bezieht sich [2722] der oben erwähnte verstümmelte Meilenstein ([via]s novas fecit p. L. Plotium pfroconsulem?] XVIII [= 18 Meilen von Salamis] CIL III 6732).
β) Daß Titus nach den großen Festlichkeiten des J. 80 bis zu seinem Tod οὐδὲν ἔτι μέγα ἔπρξεν, berichtet Dio 26. Am 19. Mai 81 erschien er noch im Kollegium der Fratres Arvales (CIL VI 2060 = Newton 160). Er suchte (also erst im Laufe des Sommers, nicht etwa sofort spectaculis absolutis, Suet. 10, vgl. Dio 26) das Sabinerland auf, gemütskrank (aliquanto tristior) durch böse Vorzeichen. Schon im ersten Nachtquartier bekam er einen Fieberanfall. Man beförderte ihn in einer Sänfte weiter; öfters schlug er die Vorhänge zurück, blickte zum Himmel auf und klagte, er verdiene es nicht, daß er schon aus dem Leben scheide; er habe keine Tat zu bereuen bis auf eine (Suet. 10; nach Dio 26 ) sprach er beim Hinscheiden ebenso rätselhaft). So gelangte er nach Aquae Cutiliae. Man erzählte sich wohl, Domitian habe ihn vergiftet, oder wenigstens er habe absichtlich seinen Tod beschleunigt, indem er ihn zur Kühlung der Fieberhitze in einen Behälter mit Schnee legen ließ. Domitian begab sich nach Rom, ohne den Tod seines Bruders abzuwarten (Dio 26. Suet. Dom. 2). Titus starb am Fieber (Suet. 10, vgl. Domit. 2, 3. Vict. Ep. 10, 15. Euseb. chron. zum J. Abr. 2096; vgl. νοσήσας Dio 26. Zonar. XI 18; veneno Vict. Caes. 10, 5, vgl. Dio. Philostr. v. Apoll. VI 32. Herodian. IV 5, 6. Plut. de sanitate 3. Gsell Domitien 29, 5) in demselben Landhause, in dem auch Vespasian gestorben war (Suet. 11. Vict. Ep. 10, 15. Hieron. zum J. Abr. 2096), am 13. September (Suet. 11) des J. 81 (Dio 26, vgl. Hieron. a. a. O.) im 42. Lebensjahr (Hieron. a. a. O.; 41 Jahre 8 Monate 15 Tage alt nach Dio 18; im 40. Lebensjahr: Vict. Caes. 10, 5), 2 Jahre 2 Monate 20 Tage nach seiner Thronbesteigung (Suet. 11. Dio 18. 26. Zonar. XI 18. Vict. Ep. 10, 1; irrig Eutrop. VII 22, 1 menses octo dies viginti; Joh. Antioch. FGH IV 579 πρὸς μησὶν η’; Vict. Caes. 10, 5 menses fere novem). Er wurde beigesetzt im Templum gentis Flaviae (s. o. S. 2582).
γ) Titus wurde allgemein sehr betrauert (non secus atque in domestico luctu), ebenso in einer spontan zusammengetretenen Senatssitzung (Suet. 11); auch mors provinciis luctui (Vict. Caes. 10, 6). Nur Domitian tat ihm keine besondere Ehre an außer der Konsekration (Suet. Dom. 2). Diese ging sehr bald vor sich (Dio LXVII 2); immerhin scheint er am 1. Oktober 81 noch nicht divus gewesen zu sein, nach Acta Arv. (CIL VI 2060 pro salute Iuliae T(iti) imp(eratoris) f(iliae) Aug(ustae). Als divus erscheint er auf Münzen Cohen 399. 402–406 (Restitutionen des Traian), p. 468 nr. 1. 2 (Münzen seiner Tochter Iulia); auf Inschriften z. B. CIL VI 946 = Newton 213 (Dedikation des Traian; wozu die Inschrift gehörte, ist unbekannt); CIL X 3830 = Newton 212 (aus Capua); Ehreninschrift mit Αὐτοκράτορα Τίτον Καίσαρα Θεὸν Σεβαστὸν Οὐεσπασιανόν CIG 2494 = Newton 214; die berühmte auf dem von Senat und Volk errichteten Titusbogen (CIL VI 945 = Newton 9 = Dessau 265): Senatus populusque Romanus dito Tito divi [2723] Vespasiani f. Vespasiano Augusto: an ihm ist der Triumph von 71 und die Apotheose des Titus dargestellt (vgl. Philippi Abh. Sächs. Gesellsch. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. VI 1872 Taf. 21; weiteres und Literatur bei Richter Topogr.² 172. Baumeister Denkmäler III 1867f. Hülsen Forum Roman. 200ff. 211. Jordan-Hülsen Topogr. I 3, 15f.; über die Sodales Titiales s. o. S. 2591).
IV. Übersicht über die Regierungshandlungen.
α) Ein ausgeführtes Gesamtbild der Regierung des Titus ist bei der Dürftigkeit der Quellen nicht möglich. Im ganzen verlief die Regierung in dem von Vespasian betretenen Geleise. Das zeigt schon die erste Regierungshandlung, das die von früheren principes gewährten Privilegien bestätigende Edikt, das sofort Beruhigung und Sicherheit verbreiten mußte (s. J. 79 a). Der Grundzug auch seiner Regierung ist die Stärkung des Imperiums (imperium ... firmavit ... gens Flavia Suet. Vesp. 1). und zwar in der Form des persönlichen Regiments. Darum machte er den Bruder nicht zum Mitregenten, sondern er betrachtete ihn nur als consors und successor, aber nicht als particeps imperii, überließ ihm also nicht die tribunicia potestas und nicht den Imperatorentitel und Namen, weshalb der in seinen Hoffnungen getäuschte Domitianus zuerst daran dachte, durch Gewinnung der Soldaten Macht zu erlangen (Suet. Dom. 2). Die Änderung in der Regierung gegen früher bezieht sich mehr auf die Regierungsmethode, insoweit sie das Benehmen des Princeps betrifft. Das Überraschende für seine Zeitgenossen war, daß Titus, anders als er es während seiner Mitregentschaft getan, sich keine Übergriffe erlaubte, sondern besonnen und milde, mehr mit ruhigem Gewährenlassen als mit hastiger Schärfe verfuhr (vgl. J. 79 α). Zu Beratern und Vertrauten wählte er sich ernste und tüchtige Männer (Suet. 7). So war ein gutes Verhältnis mit dem Senat geschaffen (vgl. Suet. 11), aus dessen Reihen während der Regierung keiner hingerichtet wurde, wie Titus auch versprochen hatte (Dio 18. 19. Suet. 9). Dabei kamen mehrfach Verschwörungen gegen ihn vor (Dio 18), so von zwei Patriziern; sie hatten schon gestanden und waren vom Senat zum Tod verurteilt worden, doch Titus begnadigte sie und machte sie durch geringschätzige Überlegenheit verlegen (Suet. 9f. Vict. Caes. 10, 3; Ep. 10, 10). Anklagen wegen Majestätsbeleidigung ließ er nicht anbringen (Dio 19). Angeber duldete er nicht und verfuhr mit Härte gegen sie: er ließ sie öffentlich auspeitschen; dann verkaufte er sie als Sklaven oder verbannte sie auf rauhe Inseln (Suet. 8. Dio 19. Martial. Spect. 4 b. Plin. pan. 35).
β) Als eine Rücksichtnahme auf den Senat muß man es auch betrachten, daß er für das J. 81 auf das ordentliche Consulat verzichtete; die Dauer der Consulate betrug, mindestens in diesem Jahr, nur je zwei Monate (vgl. Chambalu mag. Flav. 15. Asbach Bonn. Jahrb. LXXIX 134). Von neuen Beamten werden die curatores restituendae Campaniae erwähnt; zur Leitung für die großen Umbauten Roms bestellte er Ritter (s. beim J. 80 β. δ).
γ) Volkstümlich war seine Regierung durch seine Milde (er ließ überhaupt niemanden hinrichten, [2724] Suet. 9) und seine Sorge für das Volk nach den großen Unglücksschlägen: er traf viele Einrichtungen, um die Sicherheit und das Glück des Volkes zu heben (Dio 19; vgl. J. 79 γ. 80 γ. δ. ε).
δ) In Rom wurde ihm durch den großen Brand Gelegenheit zu umfassender Betätigung geboten: er baute das Capitol und viele Staatsgebäude wieder auf oder baute an ihnen; die Thermen ließ er besonders schnell bauen (s. J. 80 β. δ. ε). Außerdem erbauten die negotiatores frumentarii ex auctoritate imp(eratoris) ihren Schutzgottheiten einen Tempel, dessen Platz per Flavium Sabinum, operum publicorum curatorem angewiesen war (CIL VI 814 = Newton 93; vgl. Hülsen-Jordan Topogr. I 3, 173; s. oben Bd. IV S. 1788). Ferner traf er Vorkehrungen gegen die Seuche (s. J. 80 γ). Außerdem nahm er eine große Reparatur der Aqua Marcia vor (s. J. 79 δ). In Italien erfreute sich das vom Vesuvausbruch heimgesuchte Campanien seiner besonderen Fürsorge: er half durch Organisation der Herstellung, aber auch finanziell, um die Gemeinden zu entlasten: zu ihren Gunsten ließ er die Güter der ohne Leibeserben Umgekommenen einziehen (s. J. 80 δ). Er übernahm auch in Neapel munizipale Ehrenämter: er war dreimal Agonothet und Gymnasiarch, vielleicht auch Demarch (CIL X 1481 = IG XIV 729; vgl. Liebenam Städteverwaltung 261f.). Über die nicht assignierten Landschnitzel in den Kolonien verfügte er ebenso wie Vespasian (s. o. S. 2686. Hygin. de gener. contr. 133. Frontin. de contr. agr. 54).
ε) Von Straßenbauten in Italien ist die Fortsetzung des noch unter Vespasian begonnenen Bauens an der Via Flavia, der wichtigen Straße von Triest nach Pola, und Bautätigkeit an der Via Aurelia, wo sie von Rom nach der Poebene durch Etrurien führt (s. J. 79 ε), und an der Via Flaminia im Picenischen (s. J. 80 ζ) bezeugt.
ζ) Daß die Regierung des Titus etwas für die Provinzen leistete, läßt sich aus ihrer Trauer um seinen Tod schließen (Vict. Caes. 10, 6), ferner aus Ehrungen, wie sie aus Laodicea in Phrygien, Perinth in Thrakien (s. J. 79 η), Smyrna in Lydien und Aperlai in Lykien (s. J. 80 ζ) bezeugt sind. Das Amt eines Archon bekleidete Titus in Delphi (Bull. hell. XVIII 96). Die von Vespasian begründete Kolonie Caesarea in Palästina (s. o. S. 2684) erklärte er für immun in bezug auf die Bodenabgaben (Dig. XV 8, 7, vgl. Kornemann o. Bd. IV S. 579); auch der Titularkolonie Aventicum (Avenches), die Vespasian begründet hatte (s. o. S. 2663), wandte er seine Gunst zu (Fredegar Chron. II 36; daneben steht die sonst nirgends bezeugte Nachricht: Titus universam Galliam [Gallicam codd.] circuivit). Eine Epistula an die Lakedaimonier s. u. S. 2725. Ferner sind einige Straßenbauten der Regierung bekannt: in Cypern, Numidien, in größerem Umfange in den asiatischen und spanischen Gebieten (s. J. 79 ε. 80 ζ. 81 α).
η) Die kriegerischen Ereignisse waren während der kurzen Regierung nicht zahlreich. Auf einer Inschrift aus der Tarraconensis wird der Augustus als conservator Pacis Aug(ustae) gefeiert (CIL II 3732 = Newton 201). Doch wurden immerhin drei Imperatorbegrüßungen (XV– XVII) von Titus angenommen, von denen die erste sicher auf [2725] Agricolas Kämpfe und Gebietserweiterungen in Britannien geht (s. J. 79 β).
An der Ostgrenze trat ein falscher Nero auf (s. J. 80 η). Sonst hatten die Legionen, wie es scheint, Ruhe. Eine von Titus erlassene lex de civitate et conubio vom 13. Juni 80 und eine am Geburtstag des Titus, also wahrscheinlich von ihm ausgestellte lex de conubio, die auch Abgabenfreiheit gewährt, s. beim J. 79 ζ. 80 η.
θ) Im Gebiet des Rechtswesens befestigte Titus von vornherein das Sicherheitsgefühl durch das Edikt beim Regierungsantritt, durch das en bloc die von früheren Herrschern gewährten Privilegien bestätigt wurden (Suet. 8. Dio 19. Aurel. Caes. 10, 2). Viele Verordnungen hatten den Zweck, das Dasein angenehmer zu gestalten (Dio 19). Hohe Achtung zeigte er vor dem Eigentumsrecht (Suet. 7). Nach dem Unglück von 79 in Campanien suchte er die geschädigten Gemeinden zu entlasten (s. J. 80 δ). Er erließ auch eine Verfügung über die Streitigkeiten in Fideikommissangelegenheiten, bei denen er den einen der beiden von Claudius eingesetzten praetores fideicommissarii abschaffte (Dig. I 2, 2, 32, vgl. Mommsen St.-R. II 103. Liebenam Städteverwaltung 181, 5). Den Soldaten gestattete er, wie es schon Caesar getan, liberum testamenti factionem (Dig. XXIX 1, 1). Gegen das Unwesen der Delatoren ging er streng vor; um ihm für künftige Zeiten vorzubeugen, erließ er mehrere gesetzliche Bestimmungen, darunter die, daß wegen derselben Sache nicht auf Grund mehrerer Gesetze geklagt werden könne; ferner, daß der status eines Verstorbenen nicht mehr bestritten werden dürfe (Suet. 8. Cod. VII 21, 4). Ferner erließ Titus, wie schon Vespasian, eine epistula an die Lakedaimonier (und Achaier?) über die Stellung freigeborener, ausgesetzter und dann als Sklaven aufgewachsener Kinder (Plin. ep. ad Trai. 65, 3).
ι) In der Finanzwirtschaft scheint Titus nicht der Art des Vaters nachgefolgt zu sein. Zwar wird ihm einmal Genauigkeit in Geldsachen nachgesagt (Zonar. XI 18), doch scheint das Gegenteil während seiner Regierung geherrscht zu haben. Er nahm von niemand etwas (ne concessas quidem et solitas collationes recepit Suet. 7), auch nicht zum Aufbau der verbrannten großen Gebäude, verzichtete zu Gunsten der heimgesuchten campanischen Gemeinden auf die sonst dem Fiskus zufließende Hinterlassenschaft der ohne Erben dort Verstorbenen (Suet. 8. Dio 24). Aber er gab in maßloser Verschwendung für Feste und Spiele aus. Wie er sorglos war und zuviel versprach (Suet. 8), so verschwendete er, ohne neue Einnahmequellen zu öffnen (Herzog II 300). Zum Gesamturteil über seine Regierung vgl. unten S. 2729.
V. Charakter. a) Äußeres. Schon als Knabe glänzte Titus durch corporis dotes, die sich mit seinem Alter steigerten (decor oris cum quadam maiestate Tac. hist. II 1; forma egregia et cui non minus auctoritatis inesset quam gratiae, praecipuum robur, quamquam neque procera statura et ventre paulo proiectiore Suet. 3). Von körperlichen Eigenschaften wird ihm noch Gelehrigkeit und Geschicklichkeit im Fechten und Reiten nachgerühmt (Suet. 3); er trat während der Mitregentschaft einmal Öffentlich in einem Scheinkampf [2726] als Fechter auf (Dio 15). Die Münzen zeigen seinen Kopf dem des Vespasian durchaus ähnlich (vgl. o. S. 2691), nur sind die Formen, besonders Wangen, Mund und Kinn, bei Titus jugendlich voller und weicher. Der Gesichtsausdruck ist dementsprechend milder. Das Haar erscheint dem des Vaters gegenüber üppiger und in größere Lockenbüschel geteilt (Abb. Cohen I p. 422. 438f. 445. 448. 455. 461. Bernoulli Röm. Ikonographie II 2 Taf. II 1–4. Hunterian-Collection pl. LXXXVI 3. 5). Auf Grund der Ähnlichkeit mit den Münzen hat man eine Reihe Bildnisse (vgl. Suet. 4) mit verschiedener Sicherheit als Darstellungen des Titus ermittelt, die meist bei Bernoulli a. a. O. 32ff. aufgezählt sind, darunter eine Togastatue im Vatikan, ein Kolossalkopf in Neapel, realistisch aufgefaßt, aufgedunsen und schwammig, eine Bronzebüste im Louvre, idealisiert, verjüngt (Bernoulli Taf. XII. VIII. XI. Duruy II 133. 140. Helbig Führer I 11 II 9). Die gemeinsamen Merkmale sind: eine niedrige, fast kugelförmige Kopfform mit flachem Scheitel und krausgelocktes, die Stirn winkelig begrenzendes Haar. Zwei markierte, in der Mitte etwas herabgezogene Horizontalfurchen auf der Stirn, die Brauen an der Nasenwurzel ab- und einwärtsgesenkt, so daß im Profil ein merklicher Einschnitt zwischen Stirn und Nase besteht. Die Augen klein, die Nase gebogen, die Nasenlippe sehr kurz, die Formen des Untergesichts voll, der Hals dick, der Ausdruck mild: dem ganzen Typus nach der echte Sohn seines Vaters (Bernoulli 37).
b) Fähigkeiten. Der Charakter des Titus bietet schwierige Probleme, die sich aber verringern, wenn man, soweit das Material es möglich macht, seine innere Entwicklung berücksichtigt. Die gewiß ausgezeichnete Hoferziehung neben Britannicus entwickelte die geistigen Vorzüge des Knaben. Er erweist sich als glänzend begabt, und zwar, wie es scheint, besonders rezeptiv begabt: ein hervorragendes Gedächtnis, Gelehrigkeit für alle Künste des Kriegs und Friedens, Geschicklichkeit im Fechten und Reiten wie in der lateinischen und griechischen Beredsamkeit und Dichtkunst, musikalische Anlage und Ausübung des Gesangs und Spiels auf der Harfe: das alles zeigt nicht nur einen vielseitig begabten und geweckten Geist, sondern auch einen vielgewandten. Für diese geistige Gewandtheit und einen schnellen Gedankenzufluß ist seine Fähigkeit, aus dem Stegreif zu sprechen und zu dichten, besonders bezeichnend, ebenso das Wettschreiben mit stenographischen Noten und nicht zuletzt die Fähigkeit und Lust, fremde Handschriften im Scherz nachzuahmen, so daß er sagte, er hätte den größten Betrüger abgeben können (Suet. 3; vgl. Plin. n. h. praef. 5. II 89. Eutrop. VII 21). Einen großen Unterschied gegenüber der geistigen Art seines Vaters zeigen die bei Dio und Sueton überlieferten Aussprüche aus der Regierungszeit. Vespasian zeigt den trockenen Witz des praktischen und illusionslosen Mannes vom Lande: Titus weist, vielleicht eine Folge der Hoferziehung, Neigung zu philosophischer moralisierender Reflexion auf; seine Dicta sind langatmiger (vgl. Dio 18. 19. Suet. 8ff.). Vielleicht hingt damit zusammen, daß er sich von Apollonius von Tyana >>> ■■Ab hier noch unkorrigiert >■■*. angezogen fühlte (s. o. S. 2705) und den Philosophen Musonius Rufus aus der Verbannung zurückberief (Hieron. zum J. Abr. 2095 = 79/80f., vgl. Dessau Prosop. III 393 nr. 549).
c) Lebensführung. Der intellektuellen Gewandtheit des Titus entspricht seine Leichtigkeit im Verkehr. Er wird geschildert als gesprächig, liebenswürdig, gewinnend, ja im Verkehr bezaubernd, den Diensteifer anregend (Tac. hist. V 1; gratia Suet. 3; vgl. natura atque arte compositus adliciendis etiam Muciani moribus Tac. hist. II 5). Dabei hatte er aber zuviel inneren Halt, um spielend zu verflattern: die auctoritas und maiestas bot ein Gegengewicht (auctoritas Suet. 3; decor oris cum quadam maiestate Tac. hist. II 1, vgl. incorrupto ducis honore ebd. V 1). In seiner militärischen Tätigkeit waren ihm Hingabe und Besonnenheit eigen (summa industriae nec minore modestiae fama Suet. 4; privatis ... rebus militia clarus; promptum in armis se ostendebat [in Judaea als Befehlshaber] Tac. hist. V 1. Joseph. bell. III 300ff. IV 10ff. V 52ff. 258. 339).
In mehreren Beziehungen bemerkt man in den verschiedenen Zeiten ein Schwanken in Titus’ Art, so in seiner Gesinnung und seinem Verhalten gegen seine Mitmenschen. Anhänglichkeit bewies er seinem Jugendgespielen Britannicus; er setzte ihm später ein goldenes Standbild auf dem Palatium und ein Reiterbild aus Elfenbein, das er mit feierlichem Aufzug im Circus einweihte (Suet. 2). Die Milde ist eine Charaktereigenschaft, die während der Mitregentschaft verschwunden erscheint und dann ein hervorstechender Zug des Princeps wurde. Weichheit zeigt sein Verhältnis zu Vespasian, sein Benehmen bei dessen Verwundung vor Jotapata (s. o. S. 2698), der Rückkehr nach Italien (veni, pater, veni Suet. 5); das Mitleid, die πρᾳότης, und der Wille zur Schonung während des Jüdischen Kriegs, die Josephus ihm nachrühmt, brauchen durchaus nicht stets für Rhetorik des Schriftstellers zu gelten (z. B. bell. I 10. 27. IV 118. V 128f. τοῖς δὲ μαχίμοις ἐδόκει τὸ φιλάνθρωπον [des Titus] ἀσθένεια, V 335, vgl. VI 324. V 419. VI 356. 383); das beweisen die auch berichteten Härten (z. B. bell. V 450. VI 155). Und doch kam er in den Ruf der Grausamkeit durch seine Tätigkeit als Praefectus praetorio fs. o. S. 2716), wobei er hastig und scharf vorging, wohl aus Besorgnis um den Bestand des Imperiums der Flavier. In derselben Zeit zog er sich auch den Vorwurf der Habgier zu, da er in cognitionibus patris Geschenke annehme (Suet. 7. Vict. Ep. 10, 3).
Bis zu seiner Thronbesteigung genoß Titus sein Leben gründlich (laetam voluptatibus adulescentiam egit sagt Tacitus hist. II 2 milde). Er feierte üppige nächtliche Gelage mit liederlicher Gesellschaft, hielt Lustknaben und Verschnittene in seiner Nähe (Suet. 7). Zu seinen vorzüglichen Günstlingen gehörten Tänzer (Suet. 7). Das Verhältnis zu Berenike brachte ihn in den Geruch der libido, erregte aber wohl mehr aus nationalen Gründen Anstoß, da man fürchtete, daß er die vielgeliebte jüdische Prinzessin einst zur Augusta machen werde. Man sagte ihm sogar intime Beziehungen zu Domitians Gemahlin Domitia nach, die dieses allerdings eidlich bestritten haben soll (Suet. 10). [2728]
Mit dem Antritt der Regierung erschien er, in dem man schon einen zweiten Nero vermutet hatte, gegen Erwarten wie verwandelt. Daß er sich dem Senat freundlich gegenüberstellte und sich gegen die Senatoren keine Übergriffe mehr erlaubte, kann auf die Geschichtschreibung abgefärbt haben, die den Gegensatz so schroff hervorhebt. Aber in der Hauptsache liegt die Erklärung nahe, daß durch das Ereignis der Thronbesteigung sein Charakter ruhiger und ausgeglichener wurde; das gesteigerte Verantwortlichkeitsgefühl wird schon von Dio als Grund vermutet und durch ein Wort des Titus belegt (Dio 18). Deshalb die Abkehr von Berenike und seinen Lieblingen und der Üppigkeit der Tafel und die Wahl tüchtiger Männer als Umgang (die er übrigens auch früher geschätzt haben wird, sicher den Plinius, vgl. n. h. praef. 3). Das scharfe und entschiedene Handeln legte er ab; der Besitz des Imperiums hatte ihn gegen die Verschwörer mit überlegener Geringschätzung erfüllt (s. o. S. 2723). Man wird auch annehmen dürfen, daß die großen Katastrophen im ersten Jahr seiner Regierung einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht haben. Seine Milde zeigte er jetzt in einem sozial anmutenden Empfinden für das Volk und in dem Bestreben zu helfen, aber er übertrieb; von niemanden nahm er etwas, spendete aber stets freigebig; niemanden ließ er ohne Hoffnung von sich gehen, ja er ermunterte das Volk zu Bitten. Daß er mehr verspreche, als er halten könne, hielten ihm seine domestici zuweilen vor. Ein Tag ohne Wohltat galt ihm als verloren (Suet. 8. Vict. Ep. 10, 9. Zonar. XI 18). Um sich populär zu machen, badete er auch manchmal mit dem Volke in seinen Thermen und interessierte sich für die Circusparteiungen (Suet. 8; er wohnte übrigens in einem Teil der domus aurea, Plin. n. h. XXXVI 37, vgl. Jordan-Hülsen Topogr. I 3, 274, 51). Offenbar hegte er den Wunsch, das Volk durch einen Taumel von Schenkungen, Festlichkeiten und Spielen über die Katastrophen hinwegzutäuschen. Die ausdrücklich von ihm betonte Anpassung an den Geschmack des Volkes hat etwas Schwächliches an sich. Auch gegen Domitian zeigte er große Milde und Nachsicht. Schon bei Vespasian trat er für ihn ein (Tac. hist. IV 52). Als Titus Princeps wurde, dachte Domitian daran, das Heer gegen den Bruder aufzuwiegeln, warf ihm vor, das Testament des Vespasian, das ihn zum Mitregenten bestimmt habe, unterschlagen zu haben, und bedrohte sein Leben; doch Titus schritt nicht gegen ihn ein, sondern blieb gleichmäßig freundlich gegen ihn und warb sogar unter Tränen um seine brüderliche Liebe (Suet. 9; Dom, 2. Dio 26. Vict. Ep. 10, 11).
Es ist bei all diesen Handlungen wohl möglich, daß der rezeptiv veranlagte und geistig gewandte Titus eine Schauspielernatur war, die sich, wie er fremde Handschriften nachahmte, ohne Mühen in verschiedene Persönlichkeitsmasken stecken konnte und sich darin wohl fühlte; aber ihn darum für einen Heuchler zu erklären, dafür fehlt in den Quellen jeder Anhalt. Zweifello» trug er schon länger eine Krankheit mit sich herum (Plut. de sanit. 3. Malach. Chron. 10 p. 262 Bonn.; vgl. Möbius Neue Jahrb. VI 1903, 477ff., vgl. 736, wo aus dem Talmud, Gittin [2729] 56 b, die Behauptung des Rabbi Pinchas, eines Zeitgenossen des Titus, wiedergegeben ist, wonach bei der Sezierung seines Kopfes ein großes Gewächs gefunden wurde; die Nachricht ist bei dem Schweigen Suetons unglaubhaft). Sein häufig erwähntes Weinen, namentlich am letzten Tage der großen Spiele angesichts des ganzen Volks (Suet. 9f. Dio 26. Vict. Ep. 10, 11), seine Melancholie vor seinem Tode (Suet. 10) weisen auf eine Gemütskrankheit hin.
d) Seine Persönlichkeit als Herrscher. Anders als sein Vater war Titus in der Hofluft groß geworden. Es ist wahrscheinlich, daß er schon damals mit dem Gedanken an den Thron gespielt hat (vgl. Suet. 2), und daß er, als sich die Gelegenheit bot, schneller als der schwerfälligere, auf dem Land großgewordene Vespasian nach dem Imperium Neigung empfand (vgl. o. S. 2699f); sein vielseitiger und gewandter Geist war quantaecumque fortunae capax (Tac. hist. II 1). Beim Antritt seiner Regierung faßte er seine Aufgabe gewiß ernst auf (s. o. J. 79 α und S. 2728). Nach dem Urteil seiner Zeit war seine Regierung insgesamt eine gute, während seine Mitregentschaft Tadel und Haß erregt hatte (Suet. 1). Man meinte, er habe Vespasian übertroffen (Vict. Caes. 10, 8); sein Tod sei ein Verlust für die Menschen gewesen (Suet. 10); die allgemeine Trauer um ihn (s. beim J. 81 γ) entspricht diesem Empfinden. Dabei hob man seine milde, der Schroffheit abgeneigte Art und seine liberalitas hervor (Vict. Ep. 10, 3), die wohl das Urteil des Volks bestochen haben. Geblendet von dieser Art nannte man ihn amor et deliciae generis humani (Suet. 1. Vict. Caes. 10, 6; Epit. 10, 6. 16). Doch man empfand auch, daß die Kürze seiner Regierungszeit noch keinen sichern Schluß auf seine Herrscherfähigkeiten erlaubte (vgl. imperii brevitate felix Auson. de XII Caes. 11): man verglich ihn wohl mit Augustus, der sich durch eine lange Regierung bewährt habe, während man bei Titus nicht entscheiden könne, ob er εὐτυχίᾳ πλείονι ἢ ἀρετῇ ἐχρήσατο (Dio 18), ob ingenium, ars oder fortuna ihm die allgemeine Zuneigung gewonnen habe (Suet. 1). Das abgerechnet, lautete auch bei seiner wie seines Vaters Regierung die Bilanz: rei publicae nequaquam paenitenda (Suet. Vesp. 1).
[Weynand.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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