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Fescennini versus, altitalische Hochzeitsgesänge (nuptiales Fescennini Sen. contr. VII 6 [21], 12, Plin. n. h. XV 86. Corp. gloss. lat. IV 76, 1. 518, 49 fescennina canticum nuptiale. V 201, 1 fiscennia carmina nuptialia), die ihren Namen von der faliskischen Stadt Fescennium im südlichen Etrurien führten (Serv. Aen. VII 695 Fescenninum oppidum est, ubi nuptialia inventa sunt carmina. Paul. p. 85 Fescennini versus, qui canebantur in nuptiis, ex urbe Fescennina dicuntur allati, sive ideo dicti, quia fascinum putabantur arcere. Porph. zu Hor. epist. II 1, 145 dicta autem fescennina ab oppido Fescennino, unde primum processerunt); vgl. A. Rossbach Röm. Ehe (1853) 340ff. W. Deecke Die Falisker (1888) 111ff. Wo das Wort im lebendigen Sprachgebrauche vorkommt, was bis zum Ausgange des Altertums geschieht (noch Claudian dichtet fescennina de nuptiis Honorii Augusti, in Birts Ausgabe p. 119ff.), bezeichnet es die Hochzeitsgesänge (Catull. 61, 122. Sen. Med. 107ff. Calp. Flacc. 46. Arnob. IV 20. Auson. cento nupt. p. 215, 3 Peip. Symm. or. pro patre 13 p. 335, 12 Seeck. Mart. Cap. IX. 904. 914. Apoll. Sidon. epist. I 5, 10. Dracont. carm. 6, 71. 8, 644. 10, 288, vgl. auch fescenninicola Dione Sid. Apoll. carm. 12, 2). Da [2223] jedoch an diesen regelmäßig die Ausgelassenheit (licentia Sen. Med. 109. Mart. Cap. IX 904, vgl. Claudian. fesc. 4, 31; petulantia Auson. a. a. O.) und Frechheit des Scherzes (procax Catull. 61, 122; dicax Sen. Med. 113) hervorgehoben wird, hat man fescennini (versus) vereinzelt auch zur Bezeichnung kecker Spottgedichte gebraucht, wie sie der Kaiser Augustus (Macr. Sat. II 4, 21) und der aus Falerii stammende Dichter Annianus in Hadrians Zeit (Auson. cento nupt. p. 218, 15 Peip., s. Bd. I S. 2258) verfaßten (vgl. auch fescennina materia bei Sidon. Apoll. epist. VIII 11, 6), und der alte Cato hatte sogar das Wort Fescenninus direkt im Sinne von ,Frechling‘ angewendet (Macrob. Sat. III 14, 9. Fest. p. 344 b 3). Was aber Livius VII 2, 7 und Horaz epist. II 1, 145ff. von F. zu erzählen wissen, die bei ländlichen Festen alternis versibus vorgetragen worden seien und eine Vorstufe dramatischer Poesie gebildet hätten, ist freie Konstruktion eines Gelehrten, der die Aristotelische Darstellung der Anfänge des griechischen Dramas auf Italien übertrug und wie zu den die Tragödie vorbereitenden σάτυροι in der satura, (s. d.), so zu den φαλλικά, aus denen die Komödie hervorgegangen sein sollte, in den F. das Gegenstück fand, indem er das Wort von fascinum ableitete (Paul. p. 85, vgl. 86 fescemnoe vocabantur, qui depellere fascinum credebantur); vgl. darüber F. Leo Herm. XXIV 1889, 67ff. G. L. Hendrickson Americ. Journ. of Philol. XV 1894, 1ff. XIX 1898, 285ff., die Quellenfrage ist auch nach der erneuten Behandlung der Frage durch F. Leo Herm. XXXIX 1904, 63ff. noch nicht völlig geklärt. An der sprachlich mehr als bedenklichen Herleitung von fascinum hält außer E. Hoffmann (Rh. Mus. LI 1896, 324), dessen völlig konfuse und haltlose Kombinationen weder Anführung noch Widerlegung verdienen, auch M. Schanz Gesch. d. röm. Litter. I3 21 fest. Die Angabe des Diomedes p. 479, 13 K., nach welcher Fescenninus ein Synonymon von amphimacrus, amphimeres oder creticus gewesen wäre, ist unverständlich.
[Wissowa.]

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft

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