101) Africanus Fabius Maximus. a) Name und Herkunft Ἀφρικανὸς Κ. Φάβιος Κ. υἱ(ός) Dio ind. 1. LIV; Afric. Fabius Max. oder Afr. Fa. Max. Münzen aus Africa (L. Müller Numism. de l’anc. Afrique II 52 nr. 29. 61 nr. 37); Afrikanus Fabius Münze von Hippo Diarrhytos (Renault Bull. arch. du com. d. trav. hist. 1897, 250f.; die Averslegende zeigt, daß nicht Fabio Afrikano, sondern umgekehrt zu lesen ist); Africanus Fabius CIL VI 30974[1] = Dessau 92; Affricanus Fabius Cassiod.; Fabius Africanus Suet. Claud. 2; Φάβιος Μάξιμος Dio LV 1.
Die Münzlegenden und die von Augustus selbst gesetzte Inschrift CIL VI 30974[1] beweisen, daß F. den Namen Africanus als Praenomen führte (vgl. über die Vornamen der damaligen Hocharistokraten u. S. 1781). Die Namensformen im Consulnverzeichnis zu Dios 54. Buch sowie bei Sueton sind demnach zu korrigieren (das Praenomen Quintus bei Dio hat nur insofern eine gewisse Berechtigung, als Fabius' Freigelassene diesen Vornamen führten, vgl. CIL VI 1815[2] = Dessau 1926: Q. Fabius Africani l. Cytisus; die Consuln des J. 10 v. Chr., Iullus Antonius und unser F., sind beim Chronographen des J. 354, in den Fasti Hydat. und im Chron. Pasch. zu einem Consulnpaar Africanus et Maximus geworden, vgl. CIL I2 p. 162;[3] die Erklärung liegt darin, daß das Praenomen des F. für das Cognomen des Antonius gehalten wurde, vgl. Gatti Bull. com. 1888, 236f.).
F. war der Sohn eines Quintus (Dio ind. 1. LIV), wahrscheinlich des Q. Fabius Maximus, Consuls im J. 45 v. Chr. (Nr. 108); sein älterer Bruder wird Paullus Fabius Maximus (Nr. 102) gewesen sein. Dieser Zweig der Fabier stammte von Q. Fabius Maximus Aemilianus (Nr. 109) ab. dem leiblichen Sohne des L. Aemilius Paullus und Bruder des Scipio Aemilianus Africanus (vgl. Borghesi Oeuvr. I 248ff. Münzer zu Nr. 108. 109). An den letzteren soll offenbar Fabius’ Praenomen erinnern. Die Anomalie, daß F. den Namensbestandteil eines Mannes führt, der nicht zu seinen direkten Vorfahren gehörte, erklärt sich durch das hohe Gewicht, das sein Vater der Verwandtschaft mit Scipio beilegte (vgl. Münzer Herm. XL 1905, 95).
b) Leben. F. dürfte im J. 709 = 45 v. Chr. geboren sein (vgl. Nr. 102 unter c). Über seine niedrigeren Ämter (Quaestur, Praetur) ist nichts überliefert. Zum Consulat gelangte er ein Jahr nach seinem Bruder, 744 = 10 v. Chr., als Kollege des Iullus Antonius (die Belegstellen s. unter a, vgl. CIL I2 p. 162f. Klein Fasti cos. z. J.). Wie sein Bruder Asia, so verwaltete er Africa als Proconsul; die Städte Hadrumetum und Hippo Diarrhytus sowie anscheinend auch die Provinz Africa prägten Münzen mit seinem Bilde, Namen und Titel: L. Müller a. a. O. II 52 nr. 29 (Afric. Fabius Max. cos. procos. VII epul.) Hadrumetum; ebd. 61 nr. 37 (Afr. Fa. Max. cos. procos. VII vir epulo) Provinzialmünze, wohl gleichfalls in Hadrumetum geprägt; Renault a. a. O. Münze von Hippo Diarrhytos (vgl. Waddington Rev. num. 1867, 125f. Pallu de Lessert Fast. d. prov. Afr. I 83f. II 371; kurze Zeit hindurch besaßen die Proconsuln von Africa und Asia das Recht, ihr Porträt auf Münzen setzen zu lassen, [1780] vgl. Waddington Rev. num. a. a. O. Mommsen Herm. III 268ff. = Hist. Schr. I 183ff.; St.-R. II3 261. v. Rohden Festschr. z. Einweihung d. Progymn. zu Steglitz 1890, 38f. Gardthausen Aug. I 1109; die Erklärung, die Mommsen dafür gab, wird durch die Münze von Hippo Diarrhytus in Frage gestellt).
Da die in Hippo geprägte Münze auf dem Avers das Bild des Tiberius mit der Aufschrift Claudio Neroni Hippone libera trägt, wird man Renault (Bull. arch. a. a. O.) beistimmen, wenn er den Proconsulat des F. dem J. 748 = 6 v. Chr. zuweist, in welchem Tiberius die Tribunicia potestas empfing (noch in demselben Jahr zog sich dieser nach Rhodos zurück, wo er bis 2 n. Chr. blieb; während des rhodischen Aufenthalts wird man ihm – was Gardthausen Aug. II 723 für möglich hält – doch kaum in Africa eine außergewöhnliche Ehrung erwiesen haben; vgl. noch Dessau zu Mommsen Hist. Schr. I 184). Da der Proconsul sein Amt wahrscheinlich im Sommer antrat, Tiberius aber die tribunicische Gewalt anscheinend zwischen 14. Juni und 15. Juli 6 v. Chr. erhielt (vgl. Mommsen St.-R. II3 797, 3), dürfte sich F.s Proconsulat genauer auf das Jahr (Sommer) 748/749 = 6/5 v. Chr. fixieren lassen.
F. gehörte der Priesterschaft der VII viri epulones an (vgl. die oben zitierten Münzlegenden). Neben seinem Bruder Paullus wird er in einer dem Augustus in den Mund gelegten Rede ehrenvoll erwähnt (Sen. de clem. I 9, vgl. Nr. 102 unter e). Dem Porträt des Africanus, das uns die Münzen überliefern (abgebildet bei Müller a. a. O. und Waddington Rev. num. 1867 Taf. IV nr. 8), verleiht ein gewisser finsterer Zug und die starke Adlernase ein charakteristisches Gepräge.
c) Familie. Über F.s Gattin und seine Nachkommenschaft ist nichts bekannt. Fabia Numantina (Nr. 180) könnte ebensowohl seine als seines Bruders Tochter sein (daß ihr Cognomen gleich F.s Vornamen auf Scipio Aemilianus zurückgeht – wie Dessau Prosopogr. II 53 nr. 62 hervorhebt –, beweist nichts). In stadtrömischen Grabschriften begegnen Freigelassene der beiden Fabischen Brüder (CIL VI 9219[4] Q. Fabius Maximorum l. Amicus, Q. Fabius Maximi l. Zeno) und des Africanus allein (CIL VI 1815; auch in der von Suaresius überlieferten Inschrift Q. Fabius Antipater Risani l., VI 17502, dürfte [Af]ri[c]ani l. zu lesen sein; welcher der beiden Brüder der Patron des [Q. F]abius Maximi l. Ipitus, VI 6873, war, ist ungewiß).
[Groag.]
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[Abschnitt korrekturlesen]
101) Africanus F. Maximus, Konsul im J. 10 v. Chr. (L) S XII.
[Hans Gärtner.]
Anmerkungen (Wikisource)
Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 30974.
Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 1815.
Corpus Inscriptionum Latinarum I, 162.
Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 9219.
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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