2) Ein Heros, in die Argonautensage verflochten, von seiner Heimat Boiotien aus nach andern Gegenden Griechenlands übertragen. Vater des boiotischen E. ist immer Poseidon, seine Mutter entweder Mekionike, die Tochter des Orion von Hyria (Hes. frg. 146 K. Schol. Pind. Pyth. IV 455. Tzetz. Lyk. 886; chil. II 43; in Lakonien wird sie zur Tochter des Eurotas, Schol. Pind. Pyth. IV 15), oder Europe, des Tityos Tochter, die als Amme des Trophonios in Lebadeia lokalisiert ist, während Tityos nach Panopeus gehört (Pind. Pyth. IV 46. Apoll. Rhod. I 179f. Hyg. fab. 14, 157. Maximus de ausp. 411f. Maass a. a. O. 383). Unsicher ist die Überlieferung Hyg. fab. 157, wonach E., Lykos und Nykteus Söhne des Poseidon und der Kelaino, der Tochter des Ergeus oder Erginos, also Orchomenier, wären. E. hat die Gabe, unbenetzten Fußes über das Wasser zu laufen, Apoll. Rhod. I 179f. Asklepiades b. Tzetz. Lyk. 886. Maximus a. O. Auch sonst wird sein schneller Lauf gerühmt, Apoll. Rhod. I 1465. 1483. E. ist Teilnehmer an den Leichenspielen des Pelias, mit dem Zweigespann (Kypseloslade, Paus. V 17, 9), oder mit dem Viergespann (sf. korinth. Amphora, Furtwängler Vasenkat. Berlin 1655. Mon. d. Inst. X 4. 5. Ann. d. Inst. 1874, 82f. Maass 342). E. kalydonischer Jäger, Hyg. fab. 173. Nach weiterer Überlieferung wohnt E. am Tainaron, wo auch sein Vater Poseidon ein berühmtes Heiligtum hatte, Pind. Pyth. IV 43f. Apoll. Rhod. I 179f. [1169] Orph. Arg. 205f. (der außerdem Therapnai nennt). Theochrestos und Akesandros frg. 6 im Schol. Apoll. Rhod. IV 1750. Als seine Mutter gilt hier, außer Europe und Mekionike (s. o.), auch Doris, des Eurotas Tochter, Tzetz. Lyk. 886. Indem er Laonome, des Amphitryon und der Alkmene Tochter und Schwester des Herakles, zur Gattin erhält, wird er mit den Herakleiden verschwägert, Schol. Pind. Pyth. IV 76. Tzetz. Maass 354. 358. Gruppe 622. In der Argonautensage ist E. eine der ältesten Gestalten. Er ist Untersteuermann der Argo, der seinen Platz an der Spitze des Schiffes hat, Pind. Pyth. IV 22. Schol. Apoll. Rhod. II 556 und Schol. p. 535 Keil. Apollod. I 112. Tzetz. Auf Lemnos wohnt E. der Lamache (Malache) bei, mit der er einen Sohn Leukophanes zeugt. Die lemnischen Nachkommen des E., von den Tyrsenern vertrieben, kommen nach Sparta, von da nach Thera, von wo aus Kyrene besiedelt wird, Apoll. Rhod. IV 1759f. Schol. Pind. Pyth. IV 455. Tzetz. Maass 352f. Gruppe 563. Hylas, welchen in der Gegend von Kios Nymphen raubten, war nach Euphorion b. Schol. Theocr. XIII 7 der Sohn des E. (Polyphemos hört das Geschrei des geraubten Knaben, Gruppe 569). Beim Marsche durch das libysche Festland kommen die Argonauten an die Quelle, die Herakles Tags zuvor auf der Fahrt nach den Äpfeln geschlagen. E. mit vier Genossen macht sich auf, ihn zu suchen, sie erreichen ihn aber nicht, Apoll. Rhod. IV 1464f. Am tritonischen See angekommen, können die Argonauten die Ausfahrt ins offene Meer nicht finden. Als sie einen Dreifuß geweiht, bietet ihnen Triton in Eurypylos Gestalt eine Scholle zum Willkommen und kündet ihnen den Weg. E. nimmt die Scholle entgegen. Nach Pindar versinkt sie aus Unbedacht derer, deren Obhut sie anvertraut war, in der Nähe von Thera ins Meer. Medeia weissagt, daß die Nachkommen des E. im 17. Gliede Kyrene besiedeln würden. Im 4. Gliede hätten sie es getan, wenn E. die Scholle in den Hadeseingang bei Tainaron geworfen hätte. Nach Apoll. Rhod. wirft E. absichtlich, durch einen Traum bestimmt, die Scholle ins Meer, und es entsteht aus ihr die Insel Kalliste, die später Thera genannt wurde, Pind. Pyth. IV 9ff. Apoll. Rhod. IV 1551f. 1731f. Gruppe 246. Die Argonauten kommen in die Syrte, weil die in Kyrene herrschenden Battiaden sich von E. ableiteten. Damit die bestehende lakonische Herrschaft zum Ausdruck gebracht werde, mußte E. zum Lakonier werden, Pind. Pyth. IV 255f. Herodot. IV 150. Studniczka 105f. Maass 351. Gruppe 256. 563.
Nachkommen des Argonauten E. und Träger seines Namens sind ferner: a) ein Sohn des Sainos oder Sesamos in Thera; b) ein Begleiter des Battos bei der Gründung Kyrenes, Schol. Pind. Pyth. IV 455. Schol. Apoll. Rhod. IV 1750. 1764.
[Escher.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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