ART

12) Von Korinth, Sohn des Amphilytos τῶν Βάκχιδῶν καλουμένων nach Paus. II 1, 1, gilt der antiken Überlieferung als Dichter heroischer Epen, besonders der korinthische Sage erzählenden und eines delischen Prosodions, das bei Paus. IV 4. 1 allein als echt anerkannt wird. Die Überlieferung ist nicht verständlich. Denn es kann weder als wahrscheinlich gelten, daß ein Glied eines der erlauchtesten Geschlechter nun gar Korinths als Rhapsode tätig war, noch daß er gleichzeitig Prosodien dichtete. Auch abgesehen davon müßte E. ebenso beurteilt werden wie die übrigen Dichter heroischer Epen mit einziger Ausnahme Hesiods, der durch sein Selbstzeugnis Theog. 22 gesichert ist, d. h. es sind namenlose Epen mit epenlosen Namen auf Grund irgendwelcher, meist nicht kontrollierbarer Vermutungen oder Beziehungen verknüpft worden. Darüber v. Wilamowitz Homer. Unters. 346ff. In der Tat wird wie jene anderen Epen auch die Europia, die in Schol. A Hom. Il. VI 131 und bei Eusebios (Hieronymos) zu Olymp. 4, 2 dem E. beigelegt ist, bei Clem. Alex. Strom. I p. 151 Sylb. = 419 Pott, namenlos zitiert ὁ τὴν Εὐρωπίαν ποιήσας (vgl. Paus. IX 5, 8), ebenso die Titanomachia und die Nostoi. Dagegen wird dem E. das korinthische Epos einstimmig beigelegt, eben weil er der einzige korinthische Dichter der Überlieferung war.

Die Zeit des E. ist von den antiken Chronographen etwa auf die Mitte des 8. Jhdts. fixiert aus zwei verschiedenen Erwägungen: 1. wurde E. mit Arktinos als dem Dichter der Aithiopis und Iliupersis, Kinaithon und Hesiod, d. h. als einer der jüngeren Epiker dahin gesetzt (offenbar zu früh): bei Eusebius (Hieronymus) jene auf Olympiade 4, 2 = 763, diese Olympiade 3, 3 = 766; 2. wurde E. nach den Bakchiden datiert und zwar bei Eusebios (Hieronymus) auf Olympiade 8, 4 bezw. 9, 2 = 745 bezw. 743 als den Anfang der oligarchischen Regierung dieses Geschlechtes (747–657), oder auf das Epochenjahr der Gründung der korinthischen Kolonie Syrakus durch den Bakchiden Archias 736 bei Clem. Alex. Strom. I p. 144 Sylb. Die Fragmente der E. beigelegten Gedichte ergeben chronologische Anhaltspunkte nicht.

a) Epos Κορινθιακά, mit diesem Titel nur einmal zitiert in Schol. Apoll. Rhod. I 146 für die Notiz, Glaukos, des Sisyphos Sohn (also Korinth), sei der wirkliche Vater der Leda. Mit [1081] Recht sind daher die auf korinthische Sage bezüglichen Verse (frg. 2 und 9 Kinkel) diesem Epos zugeteilt. Dagegen ist fraglich, ob aus demselben auch Notizen mit der Marke E. geflossen seien. Denn Paus. II 1, 1 sagt: E. δὲ ὁ Ἀμφιλύτον τῶν Βακχιδῶν καλούμενων, ὃς καὶ τὰ ἔπη λέγεται ποιῆσαι, φησὶν ἐν τῇ Κορινθία συγγραφῇ, εἰ δὴ Ε. γε ἡ συγγραφή, Ἐφύραν Ὠκεανοῦ θυγατέρα οἰκῆσαι ... Er spricht also von einer Prosaschrift im Gegensatz zum Epos. Dazu stimmt Clem. Alex. Strom. VI p. 267 Sylb. τὰ δὲ Ἡσιόδου μετήλλαξαν εἰς πεζὸν λόγον καὶ ὡς ἴδια ἐξήνεγκαν Εὐμηλός τε καὶ Ἀκουσίλαος οἱ ἰστοριογράφοι. Da aber das, was Paus. II 1, 1 aus diesem Prosabuch anführt, genau mit den acht Hexametern des frg. 2 des E. übereinstimmt, so hat Marckscheffel Hesiod. frg. 226 vermutet, es sei das Gedicht in Prosa umgesetzt worden. Vgl. v. Wilamowitz Aristoteles u. Athen II 20, 12. 23, 22.

Die Fragmente ergeben, daß E. Korinth mit Ephyra (ohne Berechtigung, Bethe Theban. Heldenlieder 178ff.) identifiziert und so Sisyphos für Korinth beansprucht hat, daß er Medeia als erbberechtigte Königin von Korinth in enger Beziehung zur Hera und als Gattin des Iason (vgl. Jessen Prolegomena in catalogum Argonaut., Berlin. Diss. 1889, 40ff.) eingeführt, aber schon als Kolcherin. Aus Schol. Apoll. Rhod. III 1372 (frg. 9) hat man geschlossen, E. habe ausführlich die Argonautenfahrt erzählt; aber das ist bedenklich. Denn die Notiz, diesen und folgende Verse habe Apollonios aus E. entnommen, wo sie jedoch Medeia zum Idmon spreche, ist so nicht verständlich, da Apollonios hier erzählt, Aietes habe gestaunt (als Iason einen Stein zwischen die eben aufgesproßten Sparten wirft) und die Sparten sich getötet, vgl. Groeger De Argonaut. fabul. hist., Bresl. Diss. 1889, 14.

b) Der Inhalt des Epos Europia ist nicht erkenntlich: Amphion als Erfinder der Lyra und das delphische Heiligtum kamen in ihm vor.

c) Von der Βουγονία ist nur dieser Titel bekannt.

d) Das προσόδιον ἐς Δῆλον ist nur bei Paus. IV 33, 2 erwähnt und zwei Verse aus ihm zitiert, um zu beweisen, daß in Messenien Musik vor alters gepflegt worden war. Es war in aiolischem Dialekt geschrieben.

Literatur: Marckscheffel Hesiodi, Eumeli ... fragmenta (1840) p. 216–244. 397–408, daher Kinkel Epicorum Graec. fragmenta p. 185. Welcker Epischer Cyklus I2 257–260. Wilisch Über die Fragmente des Epikers Eumelos. Gymn.-Progr. Zittau 1875.
[Bethe.]

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