.
Eros (Ἔρως, ὁ). 1) Der Gott. Von älterer Literatur vgl. namentlich O. Jahn Arch. Beitr. (1847) 121–221. Gerhard Über den Gott E., mit fünf Tafeln (Abh. Akad. Berl. 1848, 261–298), Berlin 1850. Schoemann De Cupidine cosmogonico (1852) = Opusc. acad. II 60–92. Welcker Gr. Götterl. 1 332. 348–352. II 596. 721–728. III 195–199. Pape-Benseler Wb. d. gr. Eigenn.3 s. v. (392f.); ferner Furtwängler E. in der Vasenmalerei, Münch. 1874; Coll. Sabouroff II pl. CXXXV; bei Roscher Myth. Lex. I 1339–1372; Die ant. Gemmen III 103. 141f. 152. 167f. 276. 280f. 290ff. 330. 341ff. 447f. Michaelis Arch. Ztg. XXXVII 1879, 170ff. Taf. 13. 14. Riggauer E. auf Münzen, Ztschr. f. Num. VIII 1881, 71–99 z. Taf. I. P. Wolters Arch. Ztg. XLII 1884, 1–22 z. Taf. I. XLIII 1885, 81–98. Baumeister Denkm. I 495–504. Collignon bei Daremberg-Saglio Dict. I 1595–1611 (s. Cupido). Bruchmann Epith. deor. 111– 117. Carter Epith. deor. 8ff. 10. Weitere Literatur s. besonders zu VIII E. und Psyche, sowie auch überhaupt zu den einzelnen Abschnitten.
I. Über Wort und Begriff Eros, verwandte und parallele Erscheinungen.
Ἔρως, aiolisch Ἔρος, gehört unmittelbar zu ἐράειν lieben, begehren, wie γέλως und γέλος zu γελάειν, Leo Meyer Hdb. d. griech. Etym. I 440f. Unsicher ist die weitere Etymologie, d. h. der Nachweis der Wurzel und ihre Entwicklung und Ausbildung in den übrigen indogermanischen Sprachen, vgl. Prellwitz Etym. Wörterb.2 152. Leo Meyer a. O. 433f. Appellativisch gebraucht bezeichnet das Wort die Liebe, zumal die geschlechtliche, als Nomen proprium den Liebesgott, der in der griechischen Literatur zuerst bei Hesiod auftritt. Homer kennt E. noch nicht: E., der Aphrodite Sohn, ist einer der jüngern Olympier. Anderseits war E. ein alter griechischer Naturgott, der hier und dort uralten Kult besaß. In diesem Sinn spielte E. auch eine wichtige Rolle in Kosmogonien, so in Hesiods Theogonie, besonders aber und wahrscheinlich schon vor Hesiod in den Lehren der Orphiker, in der Dichtung vom Weltei, dem E. entspringt, den die Orphiker Phanes nannten, wohl im Sinne von πρωτοφανής: dieser Phanes aber bildete eine Trias, bestehend aus Metis (Μῆτις m.), Erikepaios (Ἤρικεπαῖος, auch Ἠρικαπαῖος) und Phanes; darüber vgl. Abschnitt II über den kosmogonischen E. Zu E. tritt gewissermaßen als Gegenstück der Anteros (Ἀντέρως), die Gegenliebe, s. Bd. I S. 2354f., 57ff. und Abschnitt IV über die E.-Kulte, und treten als mehr oder weniger synonyme Begriffe Himeros (Ἵμερος) und Pothos (Πόθος), s. d. Vielleicht hat die ältere griechische Zeit zwischen den drei Begriffen gewisse Unterschiede gemacht; freilich ist nicht ernst zu nehmen die Auseinandersetzung bei Plat. Kratylos 419 e. [485] 420 a. b, die mit unmöglichen Etymologien arbeitet. Und wenn auch E., Himeros und Pothos zunächst drei nuancierte Seiten und Äußerungen der Liebe wiederspiegeln als Liebe, Liebesverlangen und Liebessehnsucht, so haben eben diese drei Begriffe, die griechischen wie die deutschen, doch so ziemlich die Bedeutung von Synonyma, sie bedeuten mehr nur eine Vervielfältigung des einen Begriffes Liebe, als daß wir eine wesentliche Differenzierung zu erkennen vermöchten: wir haben Himeros und Pothos neben E., wie Peitho die Göttin der Überredung (zur Liebe) und Paregoros die Göttin des tröstlichen Zuspruchs (bei unglücklicher Liebe) neben Aphrodite stehen. Schon früh ja sprach man auch von E. in der Mehrzahl, schon in der ersten Hälfte des 5. Jhdts., schon Pindar braucht meist den Plural ἔρωτες, s. u., und ähnlich lieben es die Dichter der Anthologie, den Plural von Πόθος zu setzen. Und wie bei den Griechen liegt die Sache bei den Römern, die für sich keinen Kult des Liebesgottes kannten, sondern ihn rein nur aus der griechischen Poesie und Kunst herübernahmen. Bei den Römern ist Amor die allgemeine Bezeichnung wie E., und neben Amor tritt Cupido, s. d. In der ältern Sprache wenigstens wurde noch Cupido von Amor unterschieden als heftige sinnliche Neigung, ziemlich entsprechend den griechischen Begriffen ἴμερος und Πόθοι: Cupidinem veteres inmoderatum amorem dicebant ... alius est amor, alius cupido: amant sapientes, cupient ceteri, Serv. Aen. IV 194, wobei Afranius und Plautus zitiert werden. Die spätere Sprache braucht Amor und Cupido unterschiedslos, und die römischen Dichter der aurea Latinitas, die so ganz sich die Alexandriner zum Vorbild genommen, sprechen nicht nur von Amor, sondern auch von Cupido (und Venus) im Plural (vgl. Veneres Cupidinesque, Catull. III 1. XIII 12): den entsprechen die Amores, den Πόθοι die Cupidines. Für Amor vgl. Thes. linguae Lat. I 1973. Gewissermaßen Erotinnen, weibliche Gegenstücke zu den Eroten, sind die Psychen in hellenistischer Kunst, auf pompeianischen Wandgemälden, s. Abschnitt VIII über E. und Psyche. Ob der Liebesgott indogermanisches Besitztum ist, bleibt fraglich. Der ,Wunsch‘ als deutscher Liebesgott ist lediglich als eine Schöpfung J. Grimms zu betrachten, an deren Existenz wohl keiner der neueren Germanisten glaubt, vgl. J. Grimm Über den Liebesgott, Kleinere Schr. II 314–332 (aus Abh. Akad. Berl. 1851, 141–156); D. Myth. 126ff. Dagegen läßt sich der altindische, mit Pfeilen ausgestattete Wunschgott Kâma heranziehen, der einerseits (Rigveda X 129) kosmogonische Bedeutung hatte, wie auch E. (vgl. Abschnitt II über den kosmogonischen E.), anderseits in nachvedischer Literatur direkt in der Rolle eines persönlichen Liebesgottes erscheint, vgl. z. B. Macdonell Vedic mythology (Grundriß d. indo-ar. Philol. III 1 A) 13f. 120.
II. Der kosmogonische Eros.
Vgl. Schoemann De Cupidine cosmogonico (1852) = Opusc. acad. II 60–92; weiteres (z. B. Zeller Phil. d. Griechen I5 77ff.) bei Gruppe Gr. Myth. 420ff. 431. In Hesiods Theogonie folgen auf das Chaos Gaia (und Tartaros) und v. 120ff. E. (vgl. auch Plat. symp. 178 b. Aristot. [486] metaph. I 4), ,der Schönste unter den unsterblichen Göttern, der die Glieder löst und aller Götter, aller Menschen Sinn bändigt in der Brust und überwältigt verständigen Ratschlag‘. Also Chaos, Gaia (Tartaros) und E. kommen zuerst, sie alle noch ohne Eltern, dann erst setzt die Weiterzeugung ein. Ganz für sich erwähnt Hesiod die lebenbewirkende, alles durchdringende Kraft des E.; von dieser allgewaltigen Schaffenskraft weiß Homer noch nichts; woher kennt sie Hesiod? Einerseits dürfte der Dichter von Askra den E. aus dem berühmtesten Kult, den er in Hellas genoß, aus dem Kult des benachbarten Thespiai in sein System übernommen, anderseits wird er eine kosmogonische Tradition benützt haben, die wohl im Zusammenhang stand mit den Lehren der Orphiker, welche, auch wenn sie uns nur in später Gestalt überliefert sind, doch beträchtlich weiter zurückgehen, jedenfalls bereits den Spott eines Aristophanes herausfordern konnten. Freilich hätte Hesiod den geradezu genialen Gedanken, der in dem kosmogonischen E. liegt, noch weiter fruchtbar machen, zu tiefern Spekulationen benützen sollen; statt dessen wird E. weiterhin gar nicht mehr verwertet; der Dichter begnügt sich damit, E. unter den Urwesen aufzuzählen, und läßt ihn nach kurzer, mehr beiläufiger Erwähnung wieder fallen; statt seine Schaffenskraft in der werdenden Natur hervorzuheben, weiß er bloß zu sagen, daß er die (noch gar nicht gewordenen) Götter und Menschen bezwinge, vgl. Bergk Gr. Lit.-Gesch. I 964. Nach der Lehre der Orphiker hat sich aus der Finsternis und der ungeheuern Leere zunächst das silberglänzende Weltei (ὠεὸν ἀργύφεον) zusammengeballt, und ihm entsprang der E. als die zeugende bildende Kraft. Die bekannteste Version (vgl. die sog. rhapsodische Theogonie) läßt als erstes Prinzip den Chronos (s. d.) erscheinen, die ,nimmer alternde Zeit‘, selbst ohne Anfang; darauf entsteht eine erste Dyas: Aither und Chaos, die zusammen mit dem Weltei die erste Trias bilden; aus der Befruchtung dieses Eies geht hervor das orphische Wunder- und Allwesen, der orphische E., der Phanes, der Urgott des Lichtes, der selbst wieder eine Trias ist, bestehend aus Metis, Erikepaios und Phanes, Damask. quaest. de primis princ. p. 380 Kopp = Orph. frg. 48 Abel. Wenn nun Hesiod eine orphische Vorlage benützt hat, so hat er eben, was offenbar doch wohl zum ältesten Kern dieser Vorstellung gehörte, das Weltei einfach ausgemerzt, und infolgedessen weiß er den E. nicht recht zu handhaben. Dagegen spielte in der Theogonie des etwas spätern Kreters Epimenides das Weltei wieder seine Rolle, vgl. Epimen. frg. 8 Kinkel. Von dem Eleaten Parmenides hat sich der Vers erhalten: πρώτιστον μὲν Ἔρωτα θεῶν μητίσατο πάντων, wozu zu ergänzen ist ἡ δαίμων; unsicher ist aber, wer zu verstehen sei unter der δαίμων, die von allen Göttern zuerst den E. hervorgebracht; natürlich nicht Aphrodite, wie Plutarch angibt, Erot. p. 756 F; voreilig auch ward sie gleichgesetzt mit der κλῃδοῦχος, Dike und Ananke, des ersten Teils von Parmenides Lehrgedicht; vorsichtiger ist Platons Deutung auf Γένεσις, die Zeugungskraft, Plat. symp. 178 b, vgl. Diels Parmenides frg. 13. An Hesiod schloß sich, in der Hauptsache wenigstens, Akusilaos an, Plat. [487] a. O., ebenso Ibykos, frg. 31 Bgk. (vgl. Schol. Apoll. Rhod. III 26. Ps.-Eudokia 158) usw. Namentlich ist auch zu gedenken der Verspottung hesiodischer oder doch wohl richtiger orphischer Kosmogonie durch Aristophanes in den Vögeln V. 693ff. (vgl. dazu Lukian. Philop. 13): aus dem uranfänglichen Windei ging E. hervor (v. 696) mit einem Paar goldener Flügel am Rücken; E. aber erzeugte mit dem geflügelten nächtigen Chaos der Vögel Geschlecht, und nicht eher bestand das Geschlecht der Unsterblichen, als bis E. alles vermischte (v. 698ff.); daß aber die Vögel von E. stammen, dafür spricht, daß auch sie fliegen und mit Liebenden Gemeinschaft haben, und des Brauches wird gedacht, daß der Liebhaber dem Lieblingsknaben mit Vorliebe einen hübschen Vogel verehrte (v. 703ff.). Auch der Komiker Antiphanes hat irgendwo die orphische Kosmogonie zum Ausdruck gebracht: Nacht, Chaos, dann E., dann das Licht und die Götter, vgl. Irenaeus adv. haeret. II 17 p. 308 ed. Stieren. Schoemann a. O. 76. So wird denn gelegentlich der kosmogonische E. als der ἀρχαῖος (Lukian. de salt. 7; dial. deor. II 1) unterschieden von dem gewöhnlichen, dem νεώτατος θεῶν und Sohn der Aphrodite (Paus. IX 27, 2); in der Regel ist es die verschiedene Herkunft des E. aus dem Chaos oder von der Aphrodite, woran sich die Frage nach seinem Alter knüpft, vgl. Lukian. amor. 31. 37 (Ἔ. Ὠγυγίων πατὴρ χρόνων). Oppian. hal. IV 23ff. Schol. Hesiod. theog. 115. Menand. de enc. 9 (Spengel Rhet. Gr. III 343). Auf des E. Geburt aus dem Weltei werden von einigen bezogen das Vasenbild zu Berlin nr. 2430, wo, im bekannten Schema der Leda mit dem Ei, auf einem Altar ein ein männliches Kind in sich schließendes Ei dargestellt ist, ferner die Darstellung des späterer Zeit angehörenden Karneols der Sammlung Russell, Müller-Wieseler D. d. a. K. II 628. Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. L 37: E. sitzt in einem aufgebrochenen Ei; vgl. in diesem Zusammenhang auch den E. mit geöffneter Kammmuschel auf der Gemme des Phrygillos, Furtwängler a. O. Taf. XIV 6.
III. Eros mytho- und genealogisch.
Sozusagen alle griechischen Götter und Heroen sind mit bestimmten Mythen und Sagen eng verknüpft; bloß E. hat eigentlich nirgends in der Mythologie eine feste Stelle, ebensowenig wie etwa Charon. Die mythologische Verwendung im Märchen des Apuleius darf sicherlich nicht auf hohes Alter Anspruch machen, und an der Tatsache, daß E. nicht eigentlich ,Mythos gebildet‘ hat, ändert auch nichts der ,Ein neuer E.-Mythos‘ überschriebene Aufsatz von J. Boehlau Philol. LX 1901. 321-329; es hat seine Bedenken, aus der vereinzelten Lekythosdarstellung des Kasseler Museums einen sonst nicht belegten E.-Mythos herleiten zu wollen, und im besten Fall haben wir Übertragung eines Mythos von Adonis auf den verwandten Naturgott E. (daß E. die Okeanide Rhodope liebt, Nonn. Dion. XXXII 52ff., könnte auf einen verschollenen Mythos sich beziehen, bleibt aber sehr unsicher). Unstet und flatterhaft, wie der junge Liebesgott ist, hat er den Dichtern und Künstlern überlassen, ihn frei nach Gutdünken, wo es ihnen gerade beliebte, in ihre Darstellungen zu verflechten. Umso wertvoller [488] ist es, die genealogische Einordnung des E. kennen zu lernen, vgl. z. B. Gruppe Gr. Myth. 1071, 1. Nach orphischer Kosmogonie ging E. aus dem Weltei hervor, und ebenso tritt er unter den Urwesen auf in Hesiods Theogonie, ohne daß spezielle Eltern angenommen werden; Hesiodos folgten u. a. Akusilaos und Ibykos, s. o. Auch zwei Genealogien der Sappho gehen offenbar auf kosmogonische Vorstellung des E. zurück, vgl. Schol. Apoll. Rhod. III 26: Ἀπολλώνιος μὲν Ἀφροδίτης τὸν Ἔρωτα γενεαλογεῖ, Σαπφὼ δὲ Γῆς καὶ Οὐρανοῦ; ferner Arg. Theokr. id. XIII: Σαπφὼ (Ἔρωτα) Ἀφροδίτης καὶ Οὐρανοῦ, dazu Paus. IX 27, 3, vgl. Sappho frg. 132 Bgk4; also Uranos galt ihr als Vater des E., als Mutter die Ge oder die Aphrodite. Wer bei Parmenides zu verstehen sei unter der δαίμων, die von allen Göttern zuerst den E. hervorgebracht, war schon im Altertum strittig, s. o. Neben den rein kosmischen E. tritt der über alle Natur, alle Götter und Menschen herrschende Liebesgott und Begleiter der Aphrodite, den freilich Hesiod in seiner Theogonie vom erstern nicht unterscheidet (vgl. v. 120. 201). Diesen E. kennt die nachhomerische Literatur fast durchweg als Sohn der Aphrodite. Als solchen bezeichnet ihn ja auch Sappho, doch immerhin noch als Sohn der Aphrodite von Uranos (frg. 132, vgl. auch frg. 117), frg. 74 als Diener der Aphrodite. Dagegen Sohn der Aphrodite und des Ares nannte ihn Simonides von Keos frg. 43, und damit erst ist E. völlig eingeführt in den Kreis der eigentlichen Olympier. Eurip. Hippol. 589f. bezeichnet E. als τὸν τᾶς Ἀφροδίτας φιλτάτων θαλάμων κληδοῦχον, nachdem v. 534 E. genannt worden ὁ Διὸς παῖς, daher denn Iuppiter Ciris v. 132 pater atque avus idem heißt. Nach Herod. IV 35. Paus. VIII 21, 3. IX 27, 1 gab es einen alten Sänger Olen (Ὠλήν) aus Lykien, von dem u. a. ein alter delischer Hymnos auf Eileithyia stammte, der die Eileithyia als εὔλινος feierte, offenbar, meint Pausanias, identisch mit der Πεπρωμένη, der spinnenden Schicksalsgöttin, und als älter denn Kronos und als Mutter des E. Als kosmogonische Potenz wird sich Eileithyia nicht auffassen lassen; eher wird man auf Delos einen alten Kult dieser Eileithyia annehmen, wahrscheinlich eins mit dem der auf Delos schon in alter Zeit hochgefeierten Artemis, die auch als spezielle Frauengöttin und Göttin der Entbindung verehrt ward, ja, in manchen Gegenden, besonders in Boiotien, geradezu Εἰλείθυια hieß; in einer Version der delischen Geburtslegende wird Artemis einen Tag vor Apollon geboren, um die Mutter Leto von diesem zu entbinden, s. Bd. II S. 1347, 28ff. Hier wird man gleich auch die Genealogien im ,Götterkatalog‘ einreihen, Cic. de nat. deor. III 60, wo drei Cupidines unterschieden werden: Cupido primus Mercurio et Diana prima natus dicitur, secundus Mercurio et Venere secunda, tertius qui idem est Anteros Marte et Venere tertia, d. h. wir haben 1. E. als Sohn des Hermes und zwar wohl des ersten, des ithyphallischen, mit Persephone in Beziehung gedachten Hermes und der ersten, der chthonischen Artemis, der Tochter des Zeus und der Persephone, 2. E. als Sohn des Hermes und der zweiten Aphrodite, der Schaumgeborenen, 3. E.-Anteros als Sohn des Ares und der dritten Aphrodite, der [489] Tochter des Zeus und der Dione, die eigentlich Hephaistos als Gemahlin zugeteilt war. Alkaios frg. 13 B (aus Plut. Erot. 20) nennt Ε. δεινότατον θεῶν (τὸν) γέννατ’ εὐπέδιλλος Ἶρις χρυσοκόμᾳ Ζεφύρῳ μιγεῖσα. Daß sich Zephyros, der laue West- und Regenwind, mit Iris vermählt, der schnellen Götterbotin und Göttin des Regenbogens, wie er sich gleichfalls mit den Harpyien, den Schwestern der Iris, verbindet, mag auf uralter Vorstellung beruhen; daß aus dieser Verbindung E. hervorgeht, ist gewiß nichts weiter als freie dichterische Erfindung. In Anlehnung an Alkaios bezeichnet Nonnos wie E. so auch den Pothos als den Sohn der Iris, der Ζεφυρηὶς νύμφη, Dion. XXXI 106ff. XLVII 341f., weiteres s. Maxim. Mayer bei Roscher Myth. Lex. II 323; bei Apuleius funktioniert Zephyr als Diener des Liebesgottes. Nacheinander auf kosmogonische Vorstellungen, auf des Simonides, der Sappho und des Alkaios Genealogie bezieht sich Antagoras bei Diog. Laert. IV 26, vgl. Kalkmann Paus. d. Perieget 207f. In Platons Gastmahl vertritt Phaidros den kosmogonischen Standpunkt und nennt E. den ältesten der Götter, wofür er sich beruft auf Hesiod. Parmenides und Akusilaos, zwei Dichter und einen Prosaiker (Plat. symp. c. 6. 7). Der zweite Redner, Pausanias, will, wie man von zwei Aphroditen spricht, auch einen doppelten E. unterscheiden, einen guten als Sohn der Aphrodite Urania und einen schlechten als Sohn der Aphrodite Pandemos (c. 8–11), eine Unterscheidung, die sich bereits bei Euripides vorgebildet findet (frg. 342. 551 usw.). Der Arzt Eryximachos setzt an Stelle der Aphrodite Pandemos ganz willkürlich Polymnia, wie er die Aphrodite Urania vermischt mit der Muse Urania (c. 12. 13). Dem Agathon (c. 18. 19) ist Ε. τρυφῆς, ἁβρότητος, χλιδῆς, χαρίτων, ἱμέρου, πόθου πατήρ. (p. 197 d). Endlich stellt Sokrates, vorgeblich eine Rede seiner Lehrerin Diotima reproduzierend (c. 22–29), eine neue Genealogie auf in einem philosophischen Mythos, demzufolge E. das Kind ist der Penia und des Poros des Sohnes der Metis, d. h. der Armut und des Reichtums, aber nicht des Plutos, sondern des Poros: ,E. vereinigt die widersprechendsten Eigenschaften ... die Liebe entspringt einesteils aus der Bedürftigkeit des Menschen (πενία), andernteils aus seiner höheren Anlage, welche ihn in den Stand setzt, den ihm fehlenden Besitz zu erwerben (πόρος)‘. Zeller Philos. d. Griechen II4 612 A. Endlich Serv. Aen. I 664 (Myth. Vat. II 35): ... secundum Simonidem qui dicit Cupidinem ex Venere tantum esse progenitum, quamquam alii dicant ex ipsa et Marte, alii ex ipsa et Vulcano, alii vero Chai et primae rerum naturae eum esse filium velint. Von Simonides freilich ist nur bekannt, daß er E. von Aphrodite und Ares abstammen ließ, nicht aber von Aphrodite allein als eine Parthenogenesis.
IV. Eroskulte.
Es gab keinen gemeingriechischen panhellenischen E.-Kult, ja, Euripides z. B. scheint überhaupt von keinem Kult des Liebesgottes zu wissen und tadelt den Mangel eines solchen, Hippol. 535ff., vgl. auch Plat. symp. c. 5. 14. In die älteste Periode griechischer Gottesverehrung aber, da man die Gottheit in Gestalt von formlosen, amorphen Naturgegenständen, sog. Fetischen anbetete [490] (vgl. darüber M. W. de Visser De Graecor. diis non referentibus speciem humanam, Lugduni Batavor. 1900; Die nicht menschengestaltigen Götter der Griechen, Leiden 1903), weist hinauf der E.-Kult von Thespiai in Boiotien, wo seit alters (ἐξ ἀρχῆς Paus.) E. die Hauptgottheit war, noch unter einem ἄγαλμα παλαιότατον verehrt ward, das in einem rohen unbehauenen Stein, einem ἀργός λίθος bestand, Paus. IX 27, 1, mit dem sich vergleichen läßt der Stein des Terpon zu Amphipolis, Gruppe Gr. Myth. 775, 1. Offenbar war E. zu Thespiai als alter Naturgott verstanden; wie etwa Priapos und der ithyphallische Hermes wird er ursprünglich die Bedeutung einer üppig erzeugerischen Naturkraft gehabt haben. Wer diese vorzugsweise Verehrung des E. zu Thespiai eingeführt, wußte Pausanias nicht, und so ist nicht bekannt der ἱερὸς λόγος, die Kultlegende von Thespiai. Überhaupt haben wir diesen Kult betreffend nur wenige, aus später Zeit stammende Notizen. Auf dem Helikon, wo auch die Musen verehrt wurden, feierten die Thespier dem E. zu Ehren alle fünf Jahre ein glänzendes Fest mit gymnischen und musischen Wettkämpfen, die sog. Erotidien, Paus. IX 31, 3. Athen. XIII 561 e. Schol. Pind. Ol. VII 154, vgl. auch Plut. Erot. 1. 2; bei Anlaß der Erotidien sei dieser Ἐρωτικός (sc. λόγος), das von Plutarch mitgeteilte Gespräch über die Liebe, geführt worden. Die Erotidien (inschriftlich besonders Ἐρωτίδεια oder Ἐρωτίδηα, außerdem Ἐρωτίδια, Ἐρωτίδαια, Ἐρώτια und Ἐρωτικά) gehörten wohl zu den beliebtesten Spielen in Boiotien und haben sich den Inschriften zufolge, die von Siegern in solchen Wettkämpfen melden, bis in die römische Kaiserzeit erhalten, vgl. CIG 1429. 1430. IG VII 48. 1857. 2517. 2518. Martha Bull. hell. III 1879, 443. Preller-Robert Gr. Myth. I 504, 1. Jamot Bull. hell. XIX 1895, 366–374, vgl. auch die Münze Θεσπικῶν (ἀγώνων εἰμὶ σῆμα), Lambropoulos Ztschr. f. Num. XIX 1895, 221f. Nach Thespiai kam u. a. das berühmteste Standbild des Liebesgottes, der E. des Praxiteles aus pentelischem Marmor, später ersetzt durch eine Kopie des Menodoros aus Athen. und auch Lysippos hat für den Ort einen E. gebildet aus Erz, s. u.; aber es scheint, daß die beiden Statuen das alte ,Symbol‘ nicht verdrängt haben, sondern dem Gott dargebracht waren als Weihgeschenke. Neben Thespiai, das unter den alten Kultstätten des E. obenan steht, tritt Parion in der Troas. Hier ward E. nicht minder verehrt als zu Thespiai und offenbar wiederum als mächtiger Gott der Zeugungskraft, Paus. IX 27, 1. Auch von diesem Kult wissen wir nichts Näheres; doch hat Praxiteles auch für Parion eine Statue des E. geliefert, die noch zu erkennen ist auf Münzen der Stadt aus der römischen Kaiserzeit von Antoninus Pius bis Philippus Arabs, s. Abschn. VII E. auf Münzen. Einen ähnlichen ,kosmischen‘ E. nimmt Furtwängler an für den Kult der Lykomiden im attischen Demos Phlya, worüber Paus. IX 27, 2: ,Nach Olen dichteten Pamphos und Orpheus; auch diese beiden machten Lieder auf E., damit sie die Lykomiden bei ihrem Gottesdienst singen könnten; ich habe sie gelesen (Lücke im Text)‘; vgl. Furtwängler Arch. Jahrb. VI 1891, 116ff. Gruppe Gr. Myth. 41. Von alten Kultstätten ist ferner [491] zu nennen Leuktra, nicht der bekannte Schlachtort in Boiotien, sondern Leuktra an der Westküste von Lakonien. Hier besaß E. Tempel und Hain, Paus. III 26, 5. In der Regenzeit fließt Wasser durch den Hain, doch vermag es die im Frühjahr von den Bäumen fallenden Blätter, selbst wenn es angeschwollen ist, nicht wegzuführen. Nach Furtwängler bei Roscher I 1343, 11ff. deutet die Erzählung dieser Naturmerkwürdigkeit wieder auf die Vorstellung von erhaltender Kraft des E. in der Natur, und ebenso ist wahrscheinlich, daß Boioter die Stadt Leuktra in Lakonien gegründet und den E.-Kult dahin verpflanzt haben. Eine alte Kultstätte des E. war wohl auch der von Charmos geweihte Altar zu Athen; doch wird dieser Kult besser im Zusammenhang mit dem Folgenden betrachtet. Eine Reihe weiterer E.-Kulte nämlich trägt einen durchaus verschiedenen, spätern, spezifisch hellenischen Charakter. Da ist es der E. der Männerliebe, welche die Männer verbindet und entflammt zu edlem Tun, das Sinnbild der Freundschaft und Liebe zwischen Männern und Jünglingen. In Griechenlands besten Zeiten war diese Liebe die Seele der gymnastischen und kriegerischen Übungen, und in mancher heißen Schlacht hat gerade sie die Entscheidung herbeigeführt; freilich, oft genug ist die platonische Liebe ausgeartet in das verwerfliche Laster. In diesem Sinn, als Gott der Männerliebe, ward E. zumal auf Kreta und zu Sparta verehrt. Die Lakedaimonier opferten dem E. vor den Schlachtreihen, in der Meinung, daß ,Heil und Sieg‘ begründet sei in der Freundschaft der Nebenmänner; die Kreter aber opferten dem E. dadurch, daß sie die Schönsten ihrer Mitbürger in der Schlachtordnung aufstellten, Athen. XIII 561 e; auch zu Theben war die beste Truppe, die sog. ,Heilige Schar‘, ganz vom Geist des E. erfüllt. Hieran schließt sich der Kult des E. in den Gymnasien, ein Kult, der einst ziemliche Verbreitung gehabt zu haben scheint. In vielen Gymnasien sah man E. mit Hermes und Herakles zusammen, in der Akademie zu Athen sogar neben Athene, Athen. XIII 561 d. Auf Samos war ein Gymnasion dem E. geweiht und wurden ihm zu Ehren die Eleutherien (Ἐλευθέρια) gefeiert, Erxias ἐν Κολοφωνιακοῖς FHG IV 406 bei Athen. XIII 561f. Offenbar in diesem Kreis des Gymnasienkults ist die Differenzierung des E. zu E. und Anteros erwachsen; E. findet ein Gegenstück im Anteros, der Erastes und der Eromenos, sie beide sollten ihren Vertreter haben. Im alten Gymnasion zu Elis standen nach Paus. VI 23, 3 unter andern Götteraltären auch solche des E. und des Anteros, d. h. desjenigen ὃ Ἠλεῖοι καὶ Ἀθηναῖοι κατὰ ταὐτὰ Ἠλείοις Ἀντέρωτα ὀνομάζονσι, und in einer der Palaistren zu Elis war eine Reliefdarstellung mit E. und dem sog. Anteros: ἔχει δὲ ὁ μὲν φοίνικος ὁ Ἔρως κλάδον, ὁ δὲ ἀφελέσθαι πειρᾶται τὸν φοίνικα ὁ Ἀντέρως, Paus. VI 23, 5. Eine solche Darstellung hat sich erhalten in dem römischen, den Nymphen geweihten Flachrelief zu Neapel, z. B. bei Baumeister Denkm. I 499 Abb. 541; die Flügel des einen Knaben sind zum Unterschied von denen des andern etwas aufgebogen. Letzteres ist auch der Fall bei dem Relief in Pal. Colonna zu Rom (vgl. z. B. Baumeister a. O. Abb. 542), wo in einer durch eine [492] Herme angedeuteten Palaistra zwei Knaben den Fackelwettlauf ausführen; auch hier dürfte an E. und Anteros zu denken sein. Für E. und Anteros auf geschnittenen Steinen vgl. Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. LXI 62 Bd. III 281. Zu Athen fand sich vor dem Eingang zur Akademie der oben erwähnte Altar des E. mit der Aufschrift, daß Charmos als erster der Athener dem E. diesen Altar geweiht habe, Paus. I 30, 1. Zweifellos war auch hier der E. der Männerliebe gemeint; denn nach Athen. XIII 609 d (vgl. auch 561 d) und nach Plut. Solon 1 war der weihende Charmos ein Liebhaber des Peisistratiden Hippias, und bei Athenaios ist uns auch das Dedikationsdistichon mitgeteilt: Ποικιλομήχαν’ Ἔρως, σοὶ τόνδ’ ἱδρύσατο βωμὸν Χάρμος ἐπὶ σκιεροῖς τέρμασι γυμνασίου. Nach Plutarch und auch nach Hermias z. Plat. Phaidr. 7 ging der Fackelwettlauf bei den Lampadedromien vom Altar des E. aus; doch wahrscheinlich hat Pausanias recht, der den Altar des Prometheus als Ausgangspunkt angibt (I 30, 2), vgl. Hitzig-Blümner Paus. I 324f. Außerdem nennt Paus. I 30, 1 einen Altar des Anteros in der Stadt (ἐν πόλει), angeblich eine Stiftung von Metoiken, und erzählt die Legende von der unglücklichen Liebe des Metoiken Timagoras zum athenischen Bürgersohn Meles; in etwas abweichender Fassung, mit rhetorischer Ausschmückung gibt die Erzählung auch Aelian. wieder frg. 147 Hercher (bei Suid. s. Μέλητος). Hier spielt Anteros die Rolle eines ἀλάστωρ, der τιμωρὸς Δίκη, des Rächers bei Nichterwiderung treuer Liebe; darum ist es auch gelegentlich Nemesis, die ihn erschaffen, Anth. Plan. 251. Vgl. Bd. I S. 2354f., 57ff. Verschiedentlich hat E. mit nächstverwandten Gottheiten, zumal natürlich mit Aphrodite zusammen, gemeinsamen Kult genossen. Zu Athen gab es neben einem Hermes ψιθυριστής auch Aphrodite und E. mit dem Beinamen ψίθυρος oder ψιθύρης, Harpokr. p. 186, 12ff. Bekker Anekd. Gr. I 317, 11ff., s. Bd. I S. 2734f., 67ff. Usener Göttern. 267f. Wie zu Thespiai erscheint auch zu Megara E. zusammen mit Aphrodite, und zwar in der dreifachen Gestalt als E., Himeros und Pothos, Skopas habe die drei Bildwerke geschaffen, Paus. I 43, 6. Hitzig-Blümner Paus. 1 372, s. Abschn. VI E. in der Kunst. Im Aphroditetempel auf Akrokorinth, der als Gründung der Medeia galt, standen die Bilder der bewaffneten Aphrodite, des Helios und des E. mit Bogen, Paus. II 4, 7, vgl. unten Münzen von Korinth. Neben Aphrodite Urania stellt sich zu Smyrna (und Magnesia am Sipylos) ein Ἔ. Οὐράνιος, CIG 3157, vgl. dazu Plat. symp. 180 e. Lukian. amores 32. 37; Demosth. encom. 13; de salt. 38. Eine Inschrift aus Aphrodisias in Karien betrifft die Weihung von Statuen des Hermes, der Aphrodite und Eroten, Bull. hell. IX 1885, 78. PrellerRobert Gr. Myth. I 387f., 4. Oder es stand zu Elis des E. Bild auf dem gleichen Bathron mit den Kultstatuen der Chariten: τῶν Χαρίτων δὲ ἐν δεξιᾷ αγαλμά ἐστιν Ἔρωτος· ἔστηκε δὲ ἐπὶ βάθρου τοῦ αὐτοῦ, Paus. VI 24, 7. Im achaeischen Aigeira stand in einer Kapelle neben der Tyche mit dem Horn der Amaltheia ein geflügelter E., was bedeuten sollte, daß den Menschen auch der Erfolg in der Liebe mehr vom Glück als von der Schönheit abhange, Paus. VII 26, 8; wiederum [493] dürften auf Münzen von Aigeira Kopien der beiden Statuen zu erkennen sein, s. u. Münzen von Aigeira. Mit Eroten wird Tyche angerufen, Phot. bibl. 367 b 15.
V. Eros in der Literatur.
Die Homerische Poesie kennt E. als Gott nicht; wohl aber löst schon im Homerischen Epos die Liebe die Glieder, z. B. Od. XVIII 212, wie E. dann bei Hesiod. theog. 121 das Epitheton λυσιμελής führt; über E. bei Hesiod s. Abschn. II über den kosmogonischen E. Die von Plat. Phaidr. 252 b. c aufgeführten zwei Verse aus Epen der Homeriden, die sich auf die Beflügelung des E. beziehen und besagen, daß deshalb Ἔρως bei den Göttern Πτέρως heiße, dürften Platons eigene Erfindung sein. Eine bedeutende Rolle spielt E. naturgemäß in der Lyrik. Alkman läßt z. B. frg. 38 den μάργος Ἔ. οἷα παῖς über Blumen hinschreiten; für μάργος als Epitheton des E. vgl. auch Apoll. Rhod. III 120. Nonn. Dionys. XXXIII 180. XLVIII 277. Dem Sturmwind vergleicht Sappho den E. frg. 42, was an des Alkaios Genealogie erinnern kann; ἅρπυς für E. gebraucht Parthenios frg. 10 bei Meineke Anal. Alex. p. 266f. (Etym. M. p. 148, 33ff. Hesych. s. v.). Wiederum heißt E. bei Sappho ὁ λυσιμελής, frg. 40, vgl. auch Archilochos frg. 85, ferner Sappho frg. 125 γλυκύπικρος (wie frg. 40, ferner Anth. Pal. V 134), ἀλγεσίδωρος und μυθοπλόκος; über die Genealogien, die Alkaios und Sappho für E. vortrugen, s. Abschn. III. Feurigste Verherrlichung fand E. im 6. Jhdt. durch die am Hof des Polykrates von Samos weilenden Dichter Ibykos und Anakreon. Auch Ibykos vergleicht die Liebe dem Sturmwind, dem thrakischen Boreas, der einherstürmt von der Kypris her, ἐρεμνός, ἀθαμβής, frg. 1, oder es klagt der Dichter frg. 2: ,E. schaut mich wiederum an mit schmachtenden Augen unter dunkeln Brauen und lockt mich mit mancherlei Täuschung in die undurchdringlichen Netze der Kypris‘ usw. Nicht minder verstand es Anakreon, bald in lieblichen, bald in kräftigen Bildern des E. Gewalt zu schildern. E. schlägt auf ihn ein mit mächtigem Hammer wie ein Schmied und badet ihn im kühlen Gießbach, wie das der Schmied auch tut mit dem glühenden Eisen, um es zu stählen (frg. 47). In dem Liedchen, das man aller Chronologie zum Hohn schon im Altertum auf Sappho bezogen, beklagt sich der Dichter, daß ihm E. im Goldgelock den Purpurball zuwerfe zum Spiel mit einem Mädchen aus Lesbos, das sich von ihm, dem Alten, hinwegsehne zur jüngern Welt (frg. 14). Des E. Astragalen bedeuten μανίαι τε καὶ κύδοιμοι (frg. 46); der Dichter will ringen mit E. (frg. 62); E. spielt nebst Nymphen und Aphrodite mit Dionysos, dessen Kreis er in der Folge häufig beigesellt wird (frg. 2); E. heißt δαμάλης frg. 2, 1, παρθένιος frg. 13 A, χρυσοκόμης frg. 14, vgl. Ἔ. ὁ χρυσοκόμας Eurip. Iph. Aul. 548, hat goldglänzende Flügel, frg. 25 usw. In der unter dem Namen, des Theognis gehenden Sammlung aus ältern Elegikern wird E. v. 1231f. Bgk. angeredet: σχέτλι’ Ἔ. (μανίαι σε τιθηνήσαντο λαβοῦσαι), ebenso Anth. app. ep. III 179, 2 Cougny. Apoll. Rhod. IV 445. Opp. hal. IV 11, vgl. auch Simonides von Keos frg. 43 Bgk. (σχέτλιε παῖ δολόμηδες Ἀφροδίτας, τὸν Ἄρει δολομαχάνῳ τέκεν). Ferner stehen bei Theognis 1275ff. die schönen Verse, [494] die E. mit dem Frühling zusammen erscheinen lassen: E. kommt von Kypros, der überaus schönen Insel (wo er bei der Aphrodite geweilt), geht zu den Menschen und bringt Samen über die Erde; so läßt ja auch Alkman frg. 38 E. über Blumen hinschreiten und gibt ihm die ältere Kunst Blüte und Leier in die Hände, wie die Blüte der Aphrodite Attribut ist; auf geschnittenen Steinen sehen wir ihn direkt aus einer geöffneten Granatblüte emporsteigen mit Blütenzweigen in beiden Händen als echten Frühlingsgott, vgl. z. B. Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. XXIV 49. 50. XXVII 1, und auf einer kleinen attischen Lekythos des Kasseler Museums soll E. als Natur- und Vegetationsgott etwa in der Rolle des Adonis erscheinen, der den Eber erlegt, Boehlau Philol. LX 1901, 321ff. Bei Pindar, der doch als Thebaner den thespischen Kult kennen mußte, spielt der persönliche E. sozusagen keine Rolle; die Liebe ist ihm Begriff, und meist braucht er den Plural ἔρωτες; gelegentlich nur sind diese ἔρωτες auch persönlich gedacht, so Nem. VIII 6f., wo sie bezeichnet sind als ποιμένες Κυπρίας δώρων, oder frg. 122 (87), 4, wo der Dichter die Aphrodite von Korinth ματέρ’ Ἔρώτων οὐρανίαν nennt. Dasselbe gilt von Bakchylides, der Aphrodite anredet: ὦ μᾶτερ ἀγνάμπτων 'Ερώτων Bakch. VIII 73, vgl. mater sacra cupidinum, Hor. carm. I 19, 1. IV 1, 5. Die Vervielfältigung des E., die zunächst hervorgegangen ist aus der begrifflichen, nicht aus der persönlichen Auffassung (διὰ τὴν πολυτροπίαν τῶν ἐρώντων καὶ τὸ πολλοῖς τοιούτοις ὀπαδοῖς κεχορηγῆσθαι τὴν Ἀγροδίτην, Cornut. 25 p. 142 Os., vgl. Myth. Vat. III 11, 18, ferner Usener Göttern. 298f. Gruppe Gr. Myth. 1089, 4), ist seit Pindar in Poesie und Kunst gewöhnlich. Aisch. Hiket. 1043 ist die Rede von τρίβοι Ἐρώτων; persönlich gebraucht wird der Plural zumal von Euripides, so jedenfalls Bakch. 404f. auf Kypros, der Insel der Aphrodite, wohnen den Sterblichen θελξίφρονες Ἔρωτες; im Phaëthon (frg. 781, 16) nennt er die Aphrodite τὰν Ἐρώτων ποτνίαν, vgl. auch Eurip. Med. 330. 627. 844. Bei Phrynichos ist E. unpersönlich gefaßt frg. 8, wo φῶς ἔρωτος auf des Troilos Wangen spielt, und auch bei Aischylos tritt die Person des E. nicht hervor; seine Stelle als Sohn der Aphrodite nimmt da der personifizierte Pothos ein, der im Gefolge seiner Mutter, der Aphrodite von Kypros, erscheint. Aisch. Hiket. 1040; auch ἵμερος ist halb und halb persönlich gedacht. Aisch. Prom. 649f.: Ζεὺς γὰρ ἱμέρον βέλει πρὸς σοῦ τέθαλπται, hier das poetische Bild, das dann zum Attribut des Bogens für E. geführt hat; bei Euripides zuerst finden wir E. wirklich mit dem Bogen ausgestattet, zunächst wieder das poetische Bild für die verwundenden Wirkungen der Liebe: ἐπεὶ μ’ ἔρως ἔτρωσεν, Hippol. 392, dann aber v. 531ff. E. das Zeuskind, das der Aphrodite Geschoß entsendet; auf des E. unentrinnbaren Bogen wird auch Eurip. Med. 530f. angespielt, vgl. auch Iph. Aul. 548f.: δίδυμα τόξα spannt E. ὁo χρυσοκόμας, denn es gibt zweierlei Liebe, usw. Von Sophokles gehört hierher das herrliche Chorlied, das anhebt: Ἔρως ἀνίκατε μάχαν und das des E. Allgewalt in der Natur wie unter Göttern und Menschen zum Gegenstand hat, Antig. 781ff.; freilich tritt auch hier des E. Person hinter dem Begriff zurück; [495] vgl. auch Soph. Trach. 354. 441; man wird da an Anakreon frg. 62 erinnert, wo der Dichter mit E. sich in einen Faustkampf einlassen will. Wenn die Tragödie im allgemeinen oft genug Gelegenheit fand, den E. zu feiern als das Prinzip verhängnisvoller Lebensverwicklungen und als die große Naturmacht, der alle Welt untertan, so hat der Liebesgott im besonderen noch größte Bedeutung für Euripides, mit dem die erotischen Stoffe ja erst so eigentlich ihren Einzug hielten auf der Bühne der dionysischen Festspiele. E. wird von Euripides angeredet als τύραννε θεῶν τε κἄνθρώπων (frg. 132), vgl. Hippol. 538ff., wo der Chor E. nennt τὸν τύραννον ἀνδρῶν, τὸν τᾶς Ἀφροδίτας φιλτάτων θαλάμων κλῃδοῦχον; Ε. ist θεὸς μέγας καὶ τῶν ἁπάντων δαιμόνων ὑπέρτατος, frg. 271; E. hat nicht über Männer und Frauen allein Gewalt, er verwirrt auch der Götter Seelen, frg. 434, ja, der Aphrodite Begleiter hat Macht über die ganze Natur, vgl. das Chorlied Hippol. 1268ff., wo E. erscheint als ποικιλόπτερος (1270) und χρυσοφαής (1276); bei Euripides zuerst finden wir dem E. den Bogen beigelegt; Euripides rügt den Mangel eines gemeingriechischen E.-Kults, Hippol. 535ff.; er gebraucht namentlich gern auch den Plural. Euripides eigen ist ferner die Scheidung im Wirken des E., der bald als gute und mäßige Liebe zu Tugend, Weisheit und Glück, bald als schlimme, unmäßige Liebe zum Elend führt, vgl. das Chorlied Iph. Aul. 543ff., ferner frg. 342. 551. 671. 889; Med. 627ff. 844f.; in der Medeia sind es ἔρωτες, die Aphrodite hinaussendet als τᾷ σοφίᾳ παρέδρους und παντοίας ἀρετᾶς ξυνεργούς. Dem Euripides ist Aristophanes sozusagen auf Schritt und Tritt mit seinem Spott gefolgt; so nennen z. B. beide den Pothos in einem Atemzug mit den Chariten, Eurip. Bakch. 414. Aristoph. Vög. 1320; Ekkles. 958 und 966 wird E. in gleicher Weise angerufen als derjenige, der Liebesleute zusammenführt, Lysistr. 551 heißt er γλνκύθυμος. In den Acharnern 991 ist offenbar angespielt auf das berühmte Bild des E. im Tempel der Aphrodite zu Athen, das Zeuxis gemalt hat, E. mit Blumen bekränzt, vgl. Schol. z. St. Vög. 1737ff. lenkt E. den Hochzeitswagen; er heißt ἀμφιθαλής, χρυσόπτερος, Ζηνὸς πάροχος γάμων τῆς τ’ εὐδαίμονος Ἥρας. In ausgiebigster Weise befaßt sich mit E. Platons Dialog, der bekannt ist unter dem Titel συμπόσιον, dagegen schon im ältesten Zitat (Aristot. Pol. II 1262 b 11) die Bezeichnung ἐρωτικοὶ λόγοι führt. Angesichts der Vernachlässigung, die der mächtige Gott E. erfahre, wird vorgeschlagen, daß der Reihe nach rechtsherum ein jeder auf E. eine Lobrede halten solle, und es werden ihrem Inhalt nach mitgeteilt die sechs Reden des Phaidros (c. 6. 7), Pausanias (c. 8–11), Eryximachos (c. 12. 13). Aristophanes (c. 14–16). Agathon (c. 18. 19) und Sokrates (c. 22–29). Eigentlich Persönliches für E. wird wenig geboten, am meisten noch in der poetischen Rede des Agathon, wo E. gepriesen wird als εὐδαιμανέστατος, κάλλιστος καὶ ἄριστος, als νεώτατος θεῶν und ἁπαλώτατος, ὑγρὸς τὸ εἶδος, er hat χρόας κάλλος wegen seiner κατ’ ἄνθη δίαιτα; denn er ist überall, wo ein εὐανθής τε καὶ εὐώδης τόπος usw. Ähnlich wie schon Euripides unterscheidet der zweite Redner Pausanias einen guten E. als Sohn der Aphrodite Urania und einen [496] schlechten als Sohn der Pandemos, für welch letztere der Arzt Eryximachos, nachdem er zuvor die Urania mit der Muse dieses Namens zusammengeworfen, die Polymnia einsetzt. Sokrates endlich trägt in dem, was er von der weisen Diotima gehört haben will, eine neue Genealogie vor, des E. Abstammung von Penia und Poros; im übrigen sind es in des Sokrates Rede ähnliche Gedanken, wie sie Platon auch im Phaidros niedergelegt hat. E. wird da aufgefaßt als Personifikation des Strebens nach dem Urschönen, nach der Idee des Schönen und Guten, als Personifikation jenes Drängens und Strebens, das den Menschen stufenweise vom Sinnlichen hinaufführt zum Anschauen der Ideen des Schönen und Guten (für den Griechen ja so ziemlich dasselbe), allgemein zur Welt der Ideen. Vgl. über E. bei Platon z. B. Zeller Philos. d. Gr. II4 609ff. In Platons Phaidros auch finden wir einigermaßen vorgebildet die Vorstellung von der durch E. beherrschten Psyche, vgl. Abschn. VIII über E. und Psyche. Neben Platons Symposion steht dasjenige Xenophons, und unter den vielen Nachahmungen von Platons Dialog schließt sich in der äußeren Form sehr eng ans Original an der Ἐρωτικός des Plutarch, wo wiederum jeder Teilnehmer eine förmliche Rede hält, diesmal nicht bei Anlaß eines Gastmahls, sondern bei den sog. Erotidien, dem Fest des thespischen E.; wohl in bewußtem Gegensatz zu der Ausführung des Themas in den Platonischen Dialogen (Symposion und Phaidros) faßt Plutarch hauptsächlich die Frauenliebe tiefer und edler auf, empfiehlt sie im Gegensatz zur Knabenliebe, zur Unnatur der Päderastie als eine Quelle der häuslichen und persönlichen Tugenden und schließt mit der rührenden Erzählung von der treuen Gattin des Sabinus. Bereits in alexandrinische Zeit führt uns die Mehrzahl der sog. Anacreontea, und hierher gehören z. B. frg. 12, wo geschildert wird, wie der Dichter mit E. kämpft, wie aber dieser, als er keinen Pfeil mehr hat, sich selber in des Dichters Herz hineinschießt, frg. 25, wo ein Liebender klagt, daß er ein ganzes Nest von Liebesgöttern im Herzen trage, frg. 31, wo wiederum eine List des E. erzählt wird, frg. 33, das allerliebste Gedichtchen von den Wunden, die E. schlägt usw. Bei Apollonios von Rhodos (Arg. III 114ff.) wird E. mit Ganymed in Zeus’ Garten spielend gefunden; die beiden spielen mit goldenen Astragalen (vgl. z. B. die zwei mit Astragalen spielenden Eroten auf Münzen von Aphrodisias und auf der Gemme Furtwängler Die antiken Gemmen Taf. XLII 41; vgl. auch Taf. XIV 6. LXIV 15); ganz menschlich wird die Szene ausgemalt: E. wirft das Spielzeug weg, die Mutter küßt ihn, und er wappnet sich usw. In hellenistischer Zeit hat sich eben mit E. ein großer Umschwung vollzogen, wie dies besonders die Kunstdarstellungen zeigen, s. Abschn. VI c. Jetzt steht das persönliche Wesen des E. durchaus im Vordergrund; er erscheint in persönlichen, rein menschlichen Handlungen jeder Art, die meist mit dem Begriff der Liebe nichts mehr zu tun haben; die neue Persönlichkeit aber ist nicht mehr der schöne Ephebe oder Mellephebe, sondern der lose Knabe, das mutwillige Kind; in hellenistischer Zeit wird E. zum Flügelkind, ja, auch zum Kind ohne [497] Flügel, zum Putto. Belege für diese Auffassung bieten namentlich die Bukoliker, die Idyllendichter Theokritos, Bion und Moschos und die griechische Anthologie (mit Meleagros von Gadara zumal) in großer Zahl. In Theokrits Adoniazusen ruhen Aphrodite und Adonis in schattiger Laube, und über ihnen ,schwebet die Schar der Eroten wie Knaben in holdester Blüte, so wie der Nachtigall Brut, im schattigen Baume beherbergt, flieget von Zweige zu Zweig, die Fittiche jugendlich prüfend‘, Theokr. id. XV 120ff. Bion schildert das Treiben der gerührten und eifrig helfenden Eroten um den verwundeten Adonis, id. I 80ff. Bei Moschos id. I 1ff. fordert Aphrodite auf, den entlaufenen ungezogenen Buben E. wiedereinzufangen, und des Moschos Gedanken umformend schildert Meleagros von Gadara unter dem Bild des Herrn, der seinen entlaufenen Sklaven ausrufen läßt, wie er den entwichenen Liebesgott wiedergefunden, Anth. Pal. V 177, vgl. Ermatinger Meleagros von Gadara, ein Dichter der griech. Decadence (Virchow u. Holtzendorff Vorträge N. F. XIII 304) 22; ähnlich läßt bei Apul. met. VI 8 Venus durch Mercurius die Psyche ausrufen. Auch Anakreons Gedanken vom Ballspiel des E. hat Meleagros aufgegriffen, vgl. Anth. Pal. V 214. Ermatinger a. O. 33f., vgl. ferner noch Anth. Pal. V 212. VII 196 usw. Ermatinger a. O. 39f. Und die gleiche Auffassung des E. wie bei den sog. Alexandrinern treffen wir bei römischen Dichtern, vor allem steht ihnen Ovid nahe. Prächtig schildert Ovid Amors Triumphzug, amor. I 2 (vgl. Lactant. I 11), vgl. ferner Cupidos Eingreifen Ovid. met. I 452ff. V 363ff. usw. Bei Horaz c. II 8, 14ff. erscheint Cupido semper ardentis acuens sagittas cote cruenta; blutig ist der Wetzstein durch die blutigen Geschosse, die daran zu neuem Gebrauch geschärft werden usw. Weiteres s. unter Cupido Bd. IV S. 1759, 19ff. Eine große Rolle spielt E. auch noch bei dem ägyptischen Spätling des Epos, Nonnos, vgl. Dionys. ed. Koechly II p. 419ff.; III 112f. z. B. bezeichnet er Peitho als τιθηνήτειραν Ἐρώτων. Für die Epitheta des E. bei griechischen Dichtern vgl. Bruchmann Epith. deor. 111ff. 117, für die Epitheta bei lateinischen Dichtern vgl. Carter Epith. deor. 8ff. 10.
VI. Eros in der Kunst.
a) Vor Praxiteles. Der ἀργὸς λίθος, unter dem zu Thespiai der Naturgott E. verehrt ward, bietet natürlich keinerlei Ausgangspunkt für die folgenden E.-Bildungen; es ist nicht einmal glaublich, daß gerade dieser Kult, der sich mit einem unbehauenen Stein begnügte, zur Schöpfung des E.-Typus die ersten Anregungen gegeben habe. Und so fehlt uns jegliche Auskunft über die Gestaltung des E. in ältester Zeit; er ist bis jetzt nicht nachgewiesen auf Denkmälern der noch-altertümlichen Kunst; erst auf solchen vom Anfang des 5., allenfalls noch vom Ende des 6. Jhdts. tritt E. auf, auf attischen Vasen z. B. erst in der letzten Phase der sf.-Malerei, die gleichzeitig ist der ältesten rf., also etwa 470–460 v. Chr. Von Anfang an finden wir E. als Epheben gebildet, richtiger als Mellepheben, als Jüngling oder Knaben mit Flügeln. Die Beflügelung teilt E. mit andern Gottheiten dämonischen Charakters, vgl. Plat. symp. 23 p. 202 e, wo E. bezeichnet wird als [498] δαίμων μέγας, μεταξὺ θνητοῦ καὶ ἀθανάτου, denn πᾶν τὸ δαιμόνιον μεταξύ ἐστι θεοῦ τε καὶ θνητοῦ, vgl. auch Xenoph. symp. VIII 1. In der ältern Kunst sind die häufigsten, fast ständigen Attribute des E. Blüte und Leier: ἄνθος und λύρα, zuweilen hält er beides in Händen. Die Blüte, auch Aphroditens Attribut, bringen ebenso die Dichter mit E. in Verbindung, dagegen nicht die Leier. Ferner sind Kranz und Binde Hauptattribute des E., d. h. Dinge, wie sie der Liebende dem Geliebten zu verehren pflegte. So sehen wir E. linkshin schwebend, in der ungeschickten Weise des alten Stils mit gebogenen Beinen, auf dem trefflichen altgriechischen Stein der kleinen Sammlung der Universität Dorpat, Furtwängler Die ant. Gemmen III 103 Fig. 71, und auf dem Skarabaios aus Kypros in englischem Privatbesitz, Furtwängler a. O. Taf. LXI 30. Die Stellung ist noch mehr die des Knielaufs durch die Luft als die des Schwebens; die Flügel sind noch an den Enden aufgebogen, der Kopf ist rechtshin gewendet. Das eine Mal hält E. in der Rechten die Leier, in der Linken den Kranz, das andere Mal trägt er nebst einem schmalen Gewandstück über beiden Schultern in jeder Hand einen Zweig. Der Stil weist auf den Anfang des 5. Jhdts. Auch archaische Skarabaeen aus Sardinien zeigen E. mit aufgebogenen Flügeln im alten Laufschema mit Leier und Kranz, Furtwängler bei Roscher I 1351, 6ff. Ein großes Bergkristall-Skarabaeoïd des Lord Home zu London zeigt E. ähnlich schwebend, in minder archaischem Stil und nicht eben feiner Arbeit, eine Blüte haltend. Dahin gehört der rechtshin fliegende E. mit Kranz und Tänie auf einem goldenen Fingerring aus Phanagoria in der Petersburger Ermitage nr. 235 C, Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. X 10; für den strengen Stil charakteristisch ist die Bauchmuskulatur in Gestalt harter Wülste; vgl. die Replik in der Ermitage nr. 235 A, abgebildet Compte rendu de Petersb. 1877 pl. III 36. Am interessantesten aber ist die Darstellung des Karneol-Skarabaeoïd aus Kypros in New-York, Furtwängler a. O. Taf. IX 22, wo E., ein nackter Jüngling mit langem Haar und aufgebogenen Rückenflügeln, ein nacktes Mädchen mit Haube im Flug rechtshin trägt, eine Sängerin mit Leier in der Linken: eine Sappho hätte dieses Siegel sich schneiden lassen können, das sie in den Armen der Liebe getragen darstellte. E., einen Knaben mit Leier forttragend, kommt auf attischen Schalen strengen Stils vor (Berlin nr. 2305, Hartwig Meisterschalen S. 659 Taf. 72. 1, auch Taf. 22, 1). Der Sinn solcher Darstellungen wird sein: E. bringt das geliebte Mädchen wie den geliebten Knaben, deren Widerstand er überwindet, dem Liebhaber; an Boreas oder Zephyros ist kaum zu denken. E. mit Blüte in der erhobenen Rechten und Leier in der gesenkten Linken, nackt mit Flügeln am Rücken und kleinern an den Füßen bezw. Stiefeln, linkshin laufend auf einem doch wohl altgriechischen Rundspiegel, Gerhard Etr. Spiegel I 120. Roscher Myth. Lex. I 1350. Sittl Gebärden d. Griechen und Römer S. 269 Fig. 24. E. mit Leier in der gesenkten Linken, die Rechte ohne Attribut vorstreckend, nackt mit Flügeln am Rücken, auf dem vorgestreckten rechten Arm der Aphrodite, lediglich [499] als Attribut der Göttin beigegeben, auf dem Bruchstück eines Tonreliefs aus Rosarno in Calabrien (heute im Antiquarium zu München), vermutlich eines Votiv-Pinax aus der Zeit von 450–440, mit Hermes und Aphrodite, links und rechts, eines Thymiaterions im Profil einander zugekehrt, Michaelis Ann. d. Inst. 1867, 93 tav. D. Roscher I 1351f. Christ und Lauth Führer d. d. k. Antiqu. in München (1891) S. 16; zur Vereinigung von Aphrodite und Hermes vgl. Plut. praec. nupt. 1. Unter den sf. Vasen ist hervorzuheben die aus Chiusi zu Berlin (nr. 2032): E. im Profil rechtshin, mit Flügeln am Rücken und kleinern an den Stiefeln, mit ganz kurzem Rock um die Hüften, treibt mit einem κέντρον Zeus an, der den Ganymed verfolgt, vgl. G. Körte Ann. d. Inst. 1876, 49f. tav. d’agg. A. Sal. Reinach Rép. des vases I 334. Ähnliche Flügelstiefel trägt der schwebend dargestellte, die Leier spielende E. auf der schönen rf.-attischen Lekythos aus Gela, Benndorf Gr. u. sicil. Vasenb. Taf. XLVIII 2. Roscher I 1354. Baumeister Denkm. I 498 Abb. 540. Ferner ist innerhalb des streng rf. Stils bemerkenswert die Darstellung von drei rechtshin schwebenden Eroten mit Binde, Zweig und Hase in den Händen auf einer Vase aus Vulci im Brit. Mus., Mon. d. Inst. I 8. Sal. Reinach Rép. I 65; sie bilden das Gegenstück zur Darstellung von Odysseus bei den Seirenen, und einer trägt die Beischrift Ἠίμερος, die des Odysseus Verlangen und Sehnen besonders stark ausdrückt. Wiederum ist zu betonen, daß sich in älterer Zeit E. sozusagen nichts zu schaffen macht mit Frauen; mit Vorliebe verweilt er unter Jünglingen und Männern, vertritt indes nur die edle Seite der Männerliebe; er, selbst ein Knabe und Jüngling, der die Leier spielt, begünstigt zumal auch das musische Treiben der Jünglinge. Über die Verehrung des E. als Gott der Männerliebe auf Kreta namentlich und zu Sparta, über seinen Kult in den Gymnasien und die Darstellungen mit E. und Anteros s. Abschn. IV über E.-Kulte. In diesem Zusammenhang kann man auch den sog. Petersburger Epheben oder E. Soranzo nennen, die Kopie einer Erzstatue in pentelischem Marmor, früher zu Venedig, heute in der Ermitage zu Petersburg, Flasch Arch. Ztg. XXXVI 1878, 126ff. Taf. 16, 1. Roscher I 1355. Springer-Michaelis Hdb. d. Kunstgesch. S. 183 Fig. 336. Es ist ein nackter Jüngling strengen Stils mit langem lockigem Haupthaar, sein Kopf ein wenig emporgerichtet, der rechte Unterarm abgebrochen, die gesenkte Linke ohne Attribut; es fehlt die Beflügelung, der direkte Hinweis, daß E. dargestellt ist; allein wir finden den gleichen Typus wieder in einem vorzüglichem Torso aus Sparta, Flasch a. O. Taf. 16. 2, und hier noch am Rücken die Einsatzlöcher für die Flügel. Es ist nun kaum dieselbe Figur zur Darstellung verschiedener Götterknaben verwendet worden, ferner der Petersburger Ephebe doch wohl zu jugendlich gebildet für Apollon; vielmehr dürften die beiden Kopien zurückgehen auf ein und dasselbe Original zu Sparta, ,das echte Bild eines dorischen E., weit entfernt von dem späteren Flügelknaben‘ (Michaelis), vielleicht mit Zweig oder Binde in der Linken, vielleicht gruppiert mit Aphrodite, zu der er emporschaute. Weiter E. in den Bildwerken [500] der Akropolis von Athen. In den Metopen der Nordseite mit Darstellung der Iliupersis hat sich die Szene erhalten, da Helena, von Menelaos und einem Begleiter verfolgt, zum Palladion flieht; zwischen sie tritt Aphrodite, und von ihr geht ein E. aus, der auf Menelaos zuschwebt, als wolle er dessen Zorn entwaffnen, Michaelis Parthenon Taf. 4, 24. 25, ganz wie E. auf einem rf.-attischen Krug derselben Periode, heute im Museo Gregoriano Etrusco des Vatikan, Helbig Führer2 1263. Baumeister Denkm. I S. 746 Abb. 798, sei es, daß das Vasenbild von der Metopenkomposition, oder daß beide Darstellungen von einem gemeinsamen Vorbild abhängig sind, etwa von einem größeren Wandgemälde aus dem zweiten Drittel des 5. Jhdts. Im Parthenonfries ist unter die zuschauenden Götter auch E. aufgenommen: als nackter Mellephebe mit Flügeln am Rücken steht er rechtshin, sich lehnend an eine sitzende Frauengestalt, in der man seinetwegen Aphrodite erkennt; als zarter weichlicher Gott, der er ist, trägt er zwar einen Sonnenschirm, aber kurzes Haupthaar, Michaelis Parth. Taf. 14, 42. Baumeister Denkm. II Taf. XXXIII 42. Den E., den man früher im Westgiebel des Parthenon angenommen, hat Loeschcke Dorpater Programm 1884 beseitigt. Ähnlich wie im Parthenonfries ist E. dargestellt im Ostfries des Niketempels, vgl. Baumeister Denkm. II S. 1024 Abb. 1235; als Flügelknabe steht er zwischen zwei Frauen, die demgemäß wohl als Aphrodite und Peitho zu benennen sind. Auch im Relief am Thronbathron des Pheidiasischen Zeus zu Olympia war E. dargestellt und zwar ἐκ θαλάσσης Ἀφροδίτην ἀνιοῦσαν ὐποδεχόμενος, Paus. V 11, 8, vgl. Hitzig-Blümner z. St. II 348f. Der Zeit wie der Komposition nach scheint am nächsten zu stehen die Darstellung einer attischen Hydria im Municipio von Genua, Petersen Röm. Mitt. XIV 1899, 154ff. z. Taf. VII: E., ein hagerer Jüngling mit verhältnismäßig kleinen Flügeln, nur mit shawlartigem Mäntelchen bekleidet, ist eilends von links genaht und vorn übergeneigt im Begriff, mit beiden Händen in diejenigen der mit halbem Leib emporragenden Aphrodite eine Binde zu legen. Gleichfalls entsprechend, doch jünger als Bathronrelief und Vasenbild ist die Darstellung auf einem kleinen vergoldeten Silbermedaillon, zu Galaxidi beim alten Oiantheia am Korinthischen Meerbusen gefunden, heute im Louvre, De Witte Gaz. arch. V 1879, 171ff. z. pl. 19, 2. Roscher I 1356. Petersen Röm. Mitt. VII 1892, 49: E., ein nackter Knabe mit mächtigen Rückenflügeln, das Haar auf dem Scheitel mädchenhaft zusammengebunden, zieht die (inschriftlich bezeichnete) Aphrodite aus dem Meer empor. An die Metopendarstellung Herakles mit dem nemeischen Löwen vom Zeustempel zu Olympia erinnert diejenige eines Chalkedon-Skarabaeoïds aus dem Pendschab im Brit. Museum, Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. XII 25; zwischen Herakles, der wie in der Metope seinen rechten Fuß auf den erlegten Löwen setzt, und einem Mädchen, wohl der Ortsnymphe Nemea, sehen wir E., mit Kranz auf das Mädchen zuschwebend. Zeuxis habe einen in schönster Jugendblüte stehenden, mit Blumen (Rosen) bekränzten E. gemalt im Tempel der Aphrodite zu Athen. [501] Schol. Aristoph. Ach. 991. Suid. s. Ζεῦξις. Brunn Künstlergesch.2 II 52f. (77f.). Alkibiades, bekannt für originelle Einfälle, führte als Wappen in seinem vergoldeten oder gar in Gold und Elfenbein gefertigten Schild einen E. mit dem Blitz in der Hand, Plut. Alk. 16. Athen. XII 534 e. und ein den Blitz haltender E. fand sich zu Rom in curia Octaviae, Plin. XXXVI 28; man stritt sich über den Künstler (vielleicht kamen auch hier wie in den vorausgehenden Fällen Skopas und Praxiteles in Frage), versicherte aber, es sei das Bildnis des Alkibiades, des schönsten Mannes seiner Zeit; möglich ist, daß dieser E. ursprünglich für Alkibiades gearbeitet und von ihm geweiht ward. E. mit dem Blitz erscheint auf einem Nicolo aus Sammlung Stosch in Berlin, Kat. nr. 855. Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. X 55. Nach Furtwängler legt dieser E. schützend die Hand um die Schulter des klein neben ihm gebildeten Alkibiades, der den Thyrsos hält. E. im Begriff, den Blitz zu zerbrechen, zeigt ein Karneol der kgl. Sammlung im Haag, Furtwängler a. O. Taf. XXX 31; ganz dieselbe Darstellung erscheint auf einem 88 v. Chr. geprägten Quinarius des L. Iulius Bursio, Babelon Descr. des monn. de la rép. Rom. II 8, 7; ferner E. in statuarischer Haltung, den linken Ellbogen auf einen Pfeiler gesetzt, in der Linken den Thyrsos, in der Rechten den Blitz, Furtwängler a. O. Taf. XLIII 55; ferner E. durchaus im Motiv des auf Lysippos zurückgehenden Herakles Farnese, in der Rechten den Blitz, in der Linken eine Ähre haltend. Furtwängler Taf. XLIII 61, vgl. auch die Gemme in Berlin Kat. nr. 1628. Furtwängler a. O. III 280, 3. E. führt den Blitz wie Zeus, wohl als der eigentliche Beherrscher der Welt oder als Sohn des Zeus, wie ihn Euripides bezeichnet, Hippol. 354. Dem 5. Jhdt. gehören gewiß noch an die zwei Darstellungen auf Skarabaeoïden aus Kertsch in der Petersburger Ermitage, Furtwängler a. O. Taf. XIII 3 (C.-R. 1860, 89ff., 7 pl. IV 7) und 4 (C.-R. 1864, 183ff. pl. VI 1). Das eine Mal umhalst E. stürmisch eine auf einem Stuhl sitzende Frau und ist im Begriff, sie zu küssen; das andere Mal ist es eine menschlich anmutende Szene, da Aphrodite ihrem Knaben die linke Brust reicht. Ferner sind ans Ende des 5. Jhdts. zu setzen und im Stil und in der ganzen Auffassung einander verwandt die Gemme des Phrygillos, Furtwängler a. O. Taf. XIV 6. und der Chalkedon-Skarabaeoïd aus Kleinasien in englischem Privatbesitz, Furtwängler Taf. LXIV 15. Beidemal sehen wir E. in der Stellung eines mit Astragalen spielenden Knaben am Boden hocken; die Wiedergabe des Kindes ist aber noch nicht recht gelungen und besonders unkindlich der Kopf, der große viereckige Schädel mit dem flachanliegenden Haar; Stellung und Körperformen entsprechen gewissen Kinderdarstellungen auf attischen Grabreliefs des 5. Jhdts. Bei der laut Inschrift von Phrygillos stammenden Gemme findet sich hinter E. eine geöffnete Kammmuschel, aus der wohl E. hervorgegangen gedacht ist, eine Erinnerung vielleicht an orphische Vorstellungen oder an die Muschelgeburt der Aphrodite. Phrygillos (vgl. Brunn Künstlergesch.2 II 425f. [625f.]) ist wohl identisch mit dem gleichnamigen Stempelschneider syrakusanischer Münzen aus der [502] zweiten Hälfte des 5. Jhdts. Auf dem andern Stein trägt der nackte Knabe um die Brust eine Schnur mit Amuletten (πεοιάμματα); die Rechte stützt er auf den Boden, mit der Linken sucht er eine Gans zu haschen; unten liegen zwei Astragalen. Eine grobe, spätetruskische Arbeit, durchaus nicht eine griechische, wie der Katalog des Britischen Museums will, ist nach Furtwängler der verbrannte Karneol im Brit. Mus. nr. 462, der E. zeigt mit der Schale über einem Altar spendend, in der Linken einen langen stabförmigen Zweig haltend, Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. XVIII 39; diese Gemme hatte Furtwängler offenbar auch im Auge bei Roscher I 1356, 41ff. Über E. auf Münzen s. Abschn. VII. Ferner erscheint E. häufig auf attischen Vasen, häufig als durch die Luft schwebender Genius in allen möglichen Szenen, vgl. Furtwänglers Monographie E. in der Vasenmalerei, München 1874, sowie auch Sal. Reinach Rép. des vases peints I und II.
b) Im 4. Jahrhundert. Nachdem das 5. Jhdt. die Ideale der Hauptgötter des Olympos geschaffen, des Zeus, der Athene, der Hera, wandte sich die Kunst im 4. Jhdt. den mehr jugendlich anmutigen Gottheiten zu, zumal dem apollinisch-dionysisch-aphrodisischen Kreis. ,Die neue Richtung der Kunst auf den Ausdruck des Innern, des Seelenlebens ließ ein Wesen wie E., den Repräsentanten eines Gefühls, in den Vordergrund des künstlerischen Interesses treten; dazu kam die zunehmende Verehrung weicher Frauenliebe und Schönheit, deren Vertreter wiederum E. war‘ (Furtwängler). Und so ward gerade E. ein Lieblingsgegenstand der größten Meister des 4. Jhdts., des Praxiteles zumal, doch auch des Skopas und des Lysippos, vgl. Overbeck Schriftquellen 1249–1267. 1165. 1167. 1461. Rasch abgetan ist Skopas. Bezeichnend für diesen Meister, dessen Element die Leidenschaft war, ist, daß er neben den auch von seinem Rivalen Praxiteles gefeierten E. noch Himeros und Pothos treten ließ, die Götter bezw. Allegorien des unstillbaren Sehnens und des stürmischen Verlangens, daß Skopas gerade dem Pothos zuerst und nicht bloß einmal künstlerische Gestaltung verlieh. Nach Paus. I 43, 6 stand im Tempel der Aphrodite Πρᾶξις zu Megara als ältestes Stück das Kultbild der Aphrodite aus Goldelfenbein; dazu kamen von des Praxiteles Hand Peitho und Paregoros, von Skopas aber die Marmorbilder des E., Himeros und Pothos. Möglich, daß hier die beiden Meister nach gemeinsamem Plan gearbeitet haben; ansprechend ist Urlichs' Vermutung, die drei Eroten des Skopas hätten den drei übrigen Statuen des Tempels gegenübergestanden auf einer Basis: der eigentliche E. in der Mitte zwischen Himeros und Pothos gegenüber der Aphrodite, die Peitho und Paregoros flankierten. Aus des Pausanias Zusatz dürfte hervorgehen, daß die drei Personifikationen von Skopas durch verschiedene Attribute charakterisiert und unterschieden waren; allein, wie dies geschehen, entzieht sich unserem Wissen; ,er wird wohl eine Charakteristik von innen versucht haben, eine lohnende Aufgabe für einen Künstler wie Skopas‘ (Furtwängler). Den Pothos hat Skopas nach Plin. XXXVI 25 noch einmal in Gruppierung geschaffen; es heißt da nach [503] der Lesart des Bambergensis, Skopas habe Aphrodite und Pothos geschaffen, die auf Samothrake unter hochheiligen feierlichsten Bräuchen verehrt werden. Von Praxiteles kannte das Altertum drei oder vier E.-Bildungen, vgl. u. a. P. Wolters Die Eroten des Praxiteles, Arch. Ztg. XLIII 1885, 81ff. Am berühmtesten war des Praxiteles E., den Phryne nach Thespiai geweiht hat und um dessentwillen man Thespiai besuchte. Paus. IX 27, 3 berichtet, den Thespiern habe Lysippos einen E. aus Erz geschaffen, noch früher aber Praxiteles einen solchen aus pentelischem Marmor; er erinnert an die von ihm I 20, 1 erzählte List, durch die sich Phryne in den Besitz des E. brachte als eines der schönsten Werke des Praxiteles. Statt Phryne wird bei Strab. IX 410 die Hetäre Glykera genannt; diese habe vom Meister den E. zum Geschenk erhalten und ihn als Thespierin nach Thespiai gestiftet, ebenso Eustath. z. Il. II 498 p. 215, 9ff. Schol. Lukian. ἔρωτες 17. Nach Alkiphr. epist. frg. 3 Mein. standen zu Thespiai von des Praxiteles Hand Aphrodite und E. und zwischen beiden die Phryne; Furtwängler vermutet den E. in der Mitte und bei Alkiphron lediglich rhetorische Wendung. L. Mummius, der Zerstörer Korinths, habe, als er andere Statuen aus Thespiai wegführte, den marmornen E. als ein geweihtes Bild nicht angerührt, Cic. in Verr. IV 4. Dies Versäumnis ward nachgeholt durch Caligula; denn, sagt Pausanias a. O., zuerst sei die Statue durch Gaius nach Rom geschleppt worden, Claudius habe sie den Thespiern zurückgesandt, Nero aber neuerdings geraubt; nach Plin. XXXVI 22 war sie aufgestellt in den Scholae Octaviae, und mit diesem Bau ging sie unter Titus durch Feuer zu Grunde im J. 80 n. Chr., zu Paus. vgl. Cass. Dio LXVI 24. Unter den zahlreichen Epigrammen, die auf den thespischen E. zu gehen scheinen, verdient ein prächtiges herausgehoben zu werden, das in der Anthologie (Plan. IV 204) zwar einem Simonides, bei Athen. XIII 591 a aber dem Praxiteles selbst zugeschrieben wird; freilich heißt es da: ἐν τῇ τοῦ Ἔρωτος βάσει τῇ ὑπὸ τὴν σκηνὴν τοῦ θεάτρου, woraus z. B. Furtwängler (bei Roscher I 1360, 5ff.) auf die Basis eines E. im Dionysostheater zu Athen geschlossen hat; ohne weiteres aber werden wir an den von Phryne nach Thespiai geweihten E. denken, und es ist auch nicht undenkbar, daß die Basis des E. mit den Versen, die sich im Mund des Praxiteles recht hübsch ausnehmen, noch sich im Theater zu Thespiai vorfand, als sie schon lange ihrer Figur beraubt war, vgl. Klein Praxiteles 220ff. Zu Pausanias’ Zeit war des Praxiteles Werk ersetzt durch eine Nachbildung von der Hand des Atheners Menodoros. Gleichfalls eine Kopie des thespischen E. muß man vermuten in dem marmornen Cupido, der sich in sizilischem Privatbesitz, in dem des Mamertiners C. Ileius zu Messana befand, Cic. in Verr. IV 4, vgl. Plin. XXXVI 22, und zwar lange bevor ihn sich Verres unrechtmäßiger Weise aneignete; schon im J. 99 v. Chr. hatte ihn sich C. Claudius Pulcher ausgeborgt für die Kunstausstellung, die er als Aedilis curulis auf dem Forum veranstaltete, Cic. in Verr. IV 6; Cicero bezeichnet ihn als eiusdem modi wie der thespische; vielleicht rührte diese Replik nicht einmal [504] von Praxiteles selber her, doch konnte sie naturgemäß nur dann den ihr beigelegten hohen Wert haben, wenn sie der Werkstatt des Meisters selbst entstammte als eine Atelierkopie. Auch für Parion an der Propontis habe Praxiteles einen E. geliefert, uns lediglich bezeugt durch eine Notiz des Plinius, die vielleicht auch nicht existierte, gehörte sie nicht der antiken Chronique scandaleuse an; dieser E. habe nämlich mit der knidischen Aphrodite des Praxiteles nicht allein die hohe Trefflichkeit gemeinsam gehabt, sondern auch das Schicksal, durch wahnsinnige Liebe befleckt zu werden, durch die Liebe des Rhodiers Alketas, Plin. XXXVI 22. Über diesen E. sind wir einigermaßen unterrichtet durch Münzen von Parion, s. u., und von diesen Münzen ausgehend hat man schon eine Wiederholung des E. von Parion erkennen wollen in dem sog. Genio Borghese im Louvre, Klein Prax. S. 237 Fig. 37. S. Reinach Rép. de la statuaire I 142; über den Pfeiler rechts sehen wir das Gewand geworfen, im übrigen haben wir ziemliche Übereinstimmung mit dem Münzbild; für eine Replik des ,Genio Borghese‘ vgl. Klein Gesch. d. griech. Kunst II 262f., 2. Ferner hat man zum Vergleich mit dem Münzbild auch den E. in einem Spiegeldeckelrelief aus Korinth herangezogen, Liénard Gaz. arch. VI 1880, 70ff. pl. 9, 2: E. stützt den linken Arm auf eine Säule, den Kopf hat er nach seiner Linken gewandt, seine Rechte ist leer. Endlich ist auch eine Gemme den Münzen sehr ähnlich: E. steht ebenso da im Motiv einer Kultstatue; er ruht auf dem rechten Bein mit ausladender Hüfte und lehnt sich mit dem linken Unterarm auf einen Pfeiler, neben dem ein Apfelzweig emporsprießt; nur geht die Richtung des Kopfes geradeaus und die Rechte hält einen Apfelzweig mit geknoteter Binde; der Kopf zeigt in den Nacken fallende Locken; vgl. Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. X 57. Noch von einem vierten E. des Praxiteles, einem Erzbildwerk ungewissen Standorts, hören wir durch Kallistratos (ἔκφρ. 3). Wie Wolters a. O. 93ff. dieser Beschreibung allen Wert abspricht, so tritt auch Klein nicht weiter auf diesen E. ein, über den Kallistratos die volle Schale seiner wässerigen Rhetorik ergießt; sie gehöre unter die apokryphen Werke des Meisters, wie der gleichfalls von Kallistratos als Werk des Praxiteles genannte Diadumenos der Akropolis, der auch als E. angenommen wurde, Klein Praxiteles 238. Doch trotz allem Redeschwall des Rhetors läßt sich das Motiv der Statue einigermaßen wenigstens erkennen. E. war dargestellt als blühender Knabe mit Flügeln, das Haupt vom Lockenhaar beschattet; die Rechte bog er über den Scheitel, in der Linken hielt er den Bogen empor; also beide Hände hatte er erhoben; das Körpergewicht ließ er auf der linken Seite ruhen. Nun hat Michaelis einen Torso nachgewiesen, der so ziemlich dieser Beschreibung entspricht und auch in den Körperformen, zumal in der Darstellung der Wellenlinie von Praxitelischer Art zu sein scheint, die aus Sammlung Chigi stammende E.-Statue zu Dresden, vgl. Arch. Ztg. XXXVII 1879, 175f. Taf. 14, 6. Overbeck Plast.4 II 51 Fig. 153. S. Reinach Rép. de la stat. I 355. Freilich ist hier das rechte Bein Standbein; aber wie leicht kann sich der [505] Rhetor versehen haben? Den rechten Arm wird man sich mit der Hand gegen den Kopf gebogen ergänzt denken, die Linke mit dem Bogen war hoch in die Luft erhoben; in der ganzen Bewegung aber ist ein lebhaftes Emporstreben ausgedrückt, entsprechend den Worten des Rhetors: wiewohl am Boden stehend habe die Statue auch des Schwunges durch die Luft fähig geschienen; diesen Eindruck mag man wohl aus dem Dresdener E. gewinnen. Wie die Dinge stehen, tappen wir bei einem Versuch, in unserem Antikenmaterial den thespischen E. in Wiederholung nachzuweisen, völlig im Dunkeln. Obschon die literarischen Quellen diesmal von einer fast unheimlichen Geschwätzigkeit sind, läßt sich nichts Positives für das Motiv der Statue herausschälen, es fehlt jedes beschreibende Wort. Wohl ebenso oft ist verteidigt wie bestritten worden, daß auf den thespischen E. zurückgehe der vielfach überschätzte Genio del Vaticano oder E. von Centocelle im Vatikan, Helbig Führer2 189. Bruckmann Taf. 379. Elf Wiederholungen zählt Furtwängler Meisterwerke 541f. auf, für ein zwölftes Exemplar, das aus Kyme stammend sich im Museum von Mitau findet, vgl. Klein Prax. 233, 1; der Farnesische E. zu Neapel ist in Umrißzeichnung gegeben bei Roscher I 1359, nach Photographie bei W. Rolfs Neapel (Berühmte Kunststätten nr. 29) 67 Abb. 39. Für Praxiteles kann lediglich der sinnend träumerische Gesichtsausdruck sprechen, sowie eine leise Andeutung der Wellenlinie, beim vatikanischen Torso dadurch, daß die rechte Schulter etwas gehoben ist; dagegen lehren schon die Repliken, daß die Linke den Bogen, die abwärts gestreckte Rechte eine kurze gesenkte Fackel hielt, daß somit nicht eigentlich E. dargestellt ist, sondern der aus dem E. abgeleitete Thanatos, die Personifikation des Todes. Der Todesgenius scheint durch die ihm obliegende Pflicht, das menschliche Leben zu vernichten, selber schmerzlich betroffen, in Wehmut neigt er das Haupt, und die gesenkte, umgestülpte Fackel ist ja seit dem Altertum ein beliebtes Symbol des Todes, des verlöschenden Lebens; auch der Bogen paßt nicht übel für Thanatos; ebenso führt ihn Apollon-Helios als der rächende Todesgott (z. B. in der Niobesage), des Apollon Pfeile sind die versengenden mordenden Sonnenstrahlen, und über den Charos der Neugriechen, der an des alten Thanatos Stelle getreten ist, mit den typischen Jagdwaffen, mit Pfeil und Bogen, auch wohl als reitender Jäger gedacht, vgl. Waser Charon, Charun, Charos 100. Ferner lassen die zahlreichen Stützen, die unser statuarischer Typus bei der Ausführung in Marmor benötigte, auf ein Bronzeoriginal schließen, des Praxiteles E. aber war eine Marmorstatue. Und schließlich deutet ganz allgemein die Auffassung und die Formgebung des E. von Centocelle auf ein hellenistisches Original, vielleicht bestimmt zur Ausschmückung eines Grabes. Originell ist Kleins Vermutung (Prax. 181. 241f.). Auf einem pergamenischen Bronzemedaillon mit Brustbild des Commodus, bisher nur in dem einen Exemplar der Uffizien bekannt, sehen wir E. dem sog. Apollino entsprechend dargestellt, s. Abschn. VII über E. auf Münzen unter Pergamon, und in diesem E.-Apollino möchte Klein den thespischen E. [506] des Praxiteles vermuten, mit andern Worten eine Präexistenz des Apollino annehmen im Praxitelischen E. zu Thespiai. Haben wir somit Mühe, für die verschiedenen E.-Bildungen des Praxiteles Repliken nachzuweisen, so läßt sich andererseits unter den erhaltenen Darstellungen des Liebesgottes manch eine als Praxitelischen Ursprungs und Gepräges erkennen und vermuten. Obenan steht ein Torso vom Palatin, heute im Louvre, von Steinhäuser stark und schlecht ergänzt, vgl. die Skizze der antiken Teile bei Roscher I 1360, den Torso nach Photographie bei Baumeister Denkm. III 1401 Abb. 1551, die Statue in ergänzter Form Klein Prax. 240 Fig. 39, vgl. auch Bruckmann Taf. 378. Furtwängler zuerst hat die Bedeutung des palatinischen Torsos gewürdigt, und seine Zuweisung an Praxiteles ist sozusagen auf keinen Widerspruch gestoßen. Ein zweiter solcher Torso findet sich im Museum von Parma, eine dritte halblebensgroße Wiederholung in der Glyptothek Jacobsen zu Kopenhagen. Der Torso zeigt E. nackt, mit langem Flügel an der linken Schulter; vom Kopf sind noch die Reste kurzer Locken erhalten; die Rechte war erhoben, die Linke gesenkt; die Körperlast ruhte hauptsächlich auf dem linken Bein; Köcher und Bogen hängen am Stamm rechts; ist dies Zutat des Kopisten, so konnte er es nur beigeben, wenn es bei der Statue selbst noch nicht vorhanden war. Das ganze Motiv des Körpers, die Haltung der Arme und die Stellung der Beine, erinnert unmittelbar an den einschenkenden Satyr (z. B. Bruckmann Taf. 376), dessen Typus in naher Beziehung steht zur Kunst des Praxiteles, auch wenn er sich mit keiner der durch die Überlieferung bekannten Satyrfiguren dieses Meisters identifizieren läßt. Doch verbietet zumal die Richtung des Kopfes (er ist etwas nach der rechten Schulter gewendet) eine dem Satyr gemäße Ergänzung des Torsos, und so möchte Furtwängler über der Linken eine niederfallende Tänie, in der erhobenen Rechten einen Kranz annehmen, die beiden Hauptattribute des E. noch zu Praxiteles’ Zeit, wogegen Klein vermutet, daß die erhobene Rechte auf dem Scheitel lag und die mit nach außen gewendeter Handfläche gesenkte Linke, etwa eine Schale hielt, Klein Prax. 241. Wie der E. auf dem pergamenischen Medaillon dem Apollino, so entspricht dem Apollon Sauroktonos ein E. Sauroktonos auf Kupfermünzen von Prusa am Olympos in Bithynien, s. u., und daran schließt Klein einen E.-Torso, den er in Rückansicht vorführt, Prax. 239 Fig. 38; wo sich das Original findet, konnte er nicht ermitteln; er kennt nur den Abguß, dessen Form die Gießerei der Wiener Akademie besitzt. Während es schwer hält, den thespischen E. nachzuweisen, dürfen wir doch wohl einen bestimmten Typus für den ehernen E. ansprechen, den Lysippos für Thespiai geschaffen; ziemlich allgemein ist die Annahme, daß auf Lysipp zurückgehe E. der Bogenspanner. Die überaus zahlreichen Repliken sind aufgezählt bei Klein Prax. 230f., 1, vgl. auch Reinach Rép. de la stat. I 358ff. II 427; am bekanntesten ist wohl das Exemplar im kapitolinischen Museum, Helbig Führer2 437. Baumeister Denkm. I 497 Abb. 539; ferner vgl. Roscher I 1363 (Exemplar zu Berlin), ,Der schöne Mensch‘ [507] I Taf. 169. 170 (Exemplar im Brit. Mus.). Collignon Lysippe Taf. 14 (Exemplar des Vatikan) usw. E., als nackter Knabe mit Flügeln am Rücken dargestellt, steht auf dem linken Bein, doch so, daß ein Teil der Last auch auf dem rechten Fußballen ruht; er hält mit der Linken den Bogen und sucht mit der Rechten das Ende der Sehne am obern Bogenende zu befestigen. Die Bewegung ist von schönstem Rhythmus, das Stellungsmotiv durchaus im Geist der Lysippischen Kunst, das Schlanke, Elastische des Körpers, das Balancieren auf beiden Füßen, all das gemahnt an den Apoxyomenos, auch wenn sich ein Vergleich der knabenhaften Formen mit dem ausgewachsenen Körper des Apoxyomenos schlecht durchführen läßt; ebenso weisen auf diese Zeit das bereits Knabenhaft-Kindliche im Gesichtsausdruck und das Genrehafte des Motivs. Auch auf Gemmen ist dieser Typus des bogenspannenden E. übergegangen, vgl. Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. XIV 9. XLIII 60, offenbar die gleichen Gemmenbilder in Umrißzeichnung bei Helbig Führer² I 286 Fig. 20. 21; namentlich der an zweiter Stelle genannte Karneol zu Petersburg hat einige Bedeutung für die Ergänzung der Statue und als Beweis gegen Friederichs’ verfehlte Meinung. E. spanne nicht seinen, sondern des Herakles Bogen, vgl. Friederichs Amor mit dem Bogen des Herkules, Brl. Winckelm.-Progr. 1867. Daran schließt sich die Darstellung des bogenschießenden E. auf geschnittenen Steinen, Furtwängler Arch. Jahrb. III 1888, 119ff. Taf. 3, 7; Die ant. Gemmen Taf. XIV 7. 8; die Stellung ist die für den Bogenschützen charakteristische mit eingebogenen Knieen. Der an zweiter Stelle genannte Karneolringstein aus Athen in Berlin (Kat. nr. 351) trägt die Künstlersignatur Olympios, und dieser Olympios ist offenbar identisch mit dem bald nach 370 v. Chr. für Arkadien arbeitenden Münzstempelschneider gleichen Namens. Dazu kommt Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. XIV 10 eine Gemme unbekannten Besitzers, die E. darstellt auf einem Felsen sitzend, den gespannten Bogen prüfend. Eine schöne Arbeit im Stil des 4. Jhdts. bietet auch der Chalcedon der Petersburger Ermitage. Furtwängler a. O. Taf. XIII 31: E. neben einem Delphin durchs Wasser schwebend; zum Kopftypus, der Anordnung der Haare und Stilisierung der Flügel ist der Stein des Olympios zu vergleichen; vielleicht ist es indes bloß eine gute antike Kopie nach einem Original des 4. Jhdts. Endlich nennen wir den goldenen Fingerring im Brit. Mus., der E. in Knabengestalt rechtshin auf einem bekränzten Altar sitzend zeigt mit Taube in der Linken, Furtwängler Taf. IX 45; vgl. auch III S. 142 Fig. 98, ein schönes Bild des über das Meer hinfliegenden E. als des Herrn in der Natur. Zu Epidauros in der sog. Tholos nahe dem Asklepiosheiligtum war E. von Pausias gemalt, wie er Pfeil und Bogen weggeworfen und statt ihrer die Leier genommen, Paus. II 27, 3, vgl. Brunn Künstlergesch.2 II 99 (146). Hitzig-Blümner Paus. I 613; die Worte βέλη καὶ τόξον ἀφεικώς gelten als Zusatz des Pausanias, dem das Fehlen der gewöhnlichen Attribute auffiel, und auf dem Bild war wohl nichts zu sehen von weggeworfenen Waffen; E. ward ja häufig mit der Leier dargestellt, [508] zumal in älterer Zeit, s. o., auch in Terrakotten; so zeigt z. B. eine vorzügliche Terrakotte des 4. Jhdts. zu Berlin (nr. 7606) E. mit der Leier auf einer Blüte sitzend. Im 4. Jhdt. auch ward E. sehr eng verbunden mit Dionysos und seinem Kreis; so schuf Thymilos eine Gruppe des E. und des Dionysos, die in einem Tempel nahe der Dreifußstraße zu Athen aufgestellt war zusammen mit dem berühmten Satyr des Praxiteles, Paus. I 20, 2, vgl. Brunn Künstlergesch.2 I 280 (399). Hitzig-Blümner Paus. I 228. Auf Vasen ist ja E. überaus häufig als Begleiter und Diener des Dionysos, direkt als Erreger bakchischer Lust, vgl. Furtwängler E. in d. Vasenmalerei 39ff. Vielleicht auf ein berühmtes Gemälde noch des 4. Jhdts. geht zurück die Darstellung des ein Panthergespann führenden E., ein schönes Motiv, das wie auf einem römischen Sarkophag der Münchner Glyptothek mit bakchischem Relief (Brunn Beschr.5 nr. 100. Furtwängler nr. 223; Einhundert Tafeln Taf. 41), so auch auf zwei Gemmen nachzuweisen ist; für die eine Gemme im Kgl. Museum zu Kopenhagen vgl. Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. XXXVI 12, für die andere, den Sardonyx des Sostratos, aus Sammlung Carlisle im Brit. Mus. Furtwängler Taf. LVII 7; zur Bildung des E. vergleiche man wiederum den Stein des Olympios Taf. XIV 8.
c) In hellenistischer Kunst, in spätgriechischer und römischer Zeit. Die Fackel, ein Hauptattribut des E. in späterer Zeit, läßt sich fürs 4. Jhdt. noch kaum nachweisen. Wohl als Hochzeitsfackeln trägt E., vor Paris und Helena einherfliegend, in jeder Hand eine Fackel auf der attischen Vase aus der Krim in der Petersburger Ermitage, Stephani C.-R. 1861, 130ff. pl. V 3; im übrigen lassen sich nur unteritalische Vasen des 3. und 2. Jhdts. nennen, wo E. mit Fackel meist in bakchischer Umgebung erscheint, vgl. Furtwängler E. in d. Vasenmalerei 71. Die Fackel kommt zumal dem in späterer Zeit als freundliches Todessymbol so beliebten E.-Typus zu, dem aus dem E. abgeleiteten Thanatos, oder mit andern Worten: der Haupttypus des Todesgenius ist der des matten, ausruhenden E. mit Fackel. Ein nackter Knabe mit großen Flügeln am Rücken steht da mit gekreuzten Beinen, zumeist das linke Bein über das rechte geschlagen, und stützt sich auf die unter die Achsel gestemmte umgestülpte Fackel; den Kopf läßt er müde auf die Schultern fallen; man dachte an einen ,in sich selbst versenkten oder von sich selbst, d. h. von Liebessehnsucht erfüllten E.‘ (Petersen Röm. Mitt XVI 1901. 58); wie schlafend ist er dargestellt, ähnlich wie die ältere griechische Kunst auf Grabdenkmälern etwa durch einen kleinen kauernden und schlafenden Sklaven auf den Todesschlaf des Verstorbenen anspielte (vgl. z. B. das bekannte Grabrelief vom Ilissos, Bruckmann Taf. 469). Etwa liegt die Linke an der rechten Schulter, die umgestürzte Fackel ist eingestützt in die rechte Achselhöhle, und die Rechte gleitet an der Fackel nieder; gelegentlich auch liegt die Linke sinnend am Kinn und der Ellbogen ist auf die abwärts gekehrte Fackel gestützt, die die Rechte hält, oder er trägt Fackeln in beiden Händen usw.; oft auch wird ihm noch ein Symposienkranz [509] in die Hand gegeben, der auf gehabten Genuß, die müde Ernüchterung nach dem Rausch des Lebens deuten soll. Reich an solchen Denkmälern ist z. B. das Museo lapidario zu Verona, das Goethe zu schönen Worten veranlaßt hat (Ital. Reise, unt. d. 16. Sept. 1786); zu erinnern ist ferner an Lessings schöne Abhandlung: ,Wie die Alten den Tod gebildet‘ (1769), und auch Schiller ist der Genius mit der umgekehrten Fackel geläufig. Daß in diesem Sinn wohl auch der berühmte Genio del Vaticano zu ergänzen ist, darauf weisen Wiederholungen des Typus hin. Für Gemmendarstellungen vgl. Furtwängler Die ant. Gemmen III 280. Berlin nr. 1635ff.; E. mit Fackel Furtwängler a. O. Taf. XXVII 9. XXXIV 51. XXXV 46. Häufig erscheint dieser Typus auf Münzen, zumal solchen thrakischer Städte, vgl. Riggauer Ztschr. f. Numism. VIII 1881, 95ff., s. u. Münzen von Aphrodisias, Bithynion, Bizye, Dorylaion, Hadrianopolis, Kios, Nikopolis (Moesien), Pautalia, Philippopolis, Plotinopolis, Prusa, Tomoi, Topeira, Traianopolis, Tripolis, vgl. auch Laodikeia in Phrygien. Verwandt mit dem E.-Thanatos ist der schlafende E., der liegend dargestellt ist, der zwar auch ohne allen sepulkralen Bezug als Brunnenfigur gebildet ward, daneben aber für Gräber verwendet den seligen Schlaf des Verstorbenen versinnbildlichen sollte. Zuweilen auch bekommt er wie Hypnos kleine Flügel an den Kopf und Mohn in die Hände, dem man einschläfernde Kraft zuschrieb (vgl. z. B. Plin. XX 198f.); auch da wurde durch einen Symposienkranz bakchischer Genuß angedeutet. In hellenistischer Zeit vollzieht sich, wie gesagt (s. o.), ein bedeutender Umschwung mit E. Während bis dahin doch mehr noch die Person zurückgetreten war hinter dem Begriff, überwiegt jetzt das persönliche Wesen; während bis dahin alle dem E. zugeschriebenen Handlungen direkt abgeleitet waren aus seinem Begriff als Liebesgott, treten jetzt an Stelle der mehr symbolischen persönliche, ja rein menschliche Handlungen jeder Art. Ferner schreitet die Kunst fort auf der betretenen Bahn, zieht die Konsequenzen ihrer Entwicklung im 4. Jhdt.: aus dem Anmutigen wird das Spielende, Tändelnde, und die Kinderdarstellung ist eines der Gebiete, die sich die Kunst jetzt erst so eigentlich erschließt. So wird auch E. aus dem Epheben und Mellepheben zum mutwilligen Kind, zum Flügelkind und auch zum Kind ohne Flügel; Bogen und Fackel sind nun die gewöhnlichen Attribute. Eroten im hellenistischen Sinn bot bereits das Gemälde des Aktion, das Alexanders Hochzeit mit der Rhoxane zum Gegenstand hatte, ausführlich beschrieben von Lukian Herod. s. Aëtion 4f., was zwei neuere Künstler gereizt hat, das Gemälde des alten Meisters zu reproduzieren, Raffael (allerdings nur skizzenhaft), in der Komposition der Villa Borghese, und Sodoma, in dem Wandgemälde der Farnesina, beides zu Rom. Mindestens ihrer neun Eroten umspielen da die Hauptgestalten in mutwilligem Treiben. Einer steht im Rücken der Braut und hebt von ihrem Haupt den Schleier und zeigt so dem Bräutigam die Rhoxane; ein anderer zieht ihr gar dienstfertig die Sandale vom Fuß, damit sie sich nun niederlege; wieder einer hat Alexander beim Mantel [510] gefaßt, auch dies ein E., und schleppt ihn, ganz kräftig anziehend, zur Rhoxane. Auf der andern Seite des Bildes spielen andere Eroten inmitten der Waffen Alexanders; zwei tragen seine Lanze, die Lastträger nachahmend, wenn sie beim Tragen eines Balkens schwer beladen sind; weitere zwei schleppen einen dritten, der auf dem Schild liegt, gewissermaßen als den König, wobei sie den Schild bei den Handhaben gefaßt halten; endlich ist einer in den umgestürzt daliegenden Harnisch gekrochen, als liege er im Hinterhalt, jene zu schrecken, wenn sie mit ihrer Last bei ihm angelangt sind; vgl. Brunn Künstlergesch. II2 165f. (246f.). Während die Vasenmalerei sich zunächst noch konservativ verhielt und erst die letzte Gattung der unteritalischen Vasen, die ans Ende des 3. Jhdts. gehört, den eigentlich hellenistischen E. zeigt als das Kind mit kleinen Flügeln, liefern dagegen die pompeianischen Wandgemälde reiches Material, freilich zumal für die spätere hellenistische Kunst. Gerade mit dem Gemälde des Aëtion finden wir da bezeichnende Berührungspunkte, vgl. Helbig Untersuchungen über die campan. Wandmalerei 242. Wie dort Liebesgötter beschäftigt waren, Alexanders Waffen fortzuschleppen, so sind auf Wandbildern geäugelte Knaben um das Rüstzeug des mit der Aphrodite kosenden Ares und bei der Omphale tändelnden Herakles bemüht, sie tragen die Waffen des Ares und schleppen sich mit der Keule des Herakles. Helbig Wandgemälde nr. 319. 320. 324. 744. 1137–1139; Eroten mit Poseidons Gerät, mit Dreizack und Tritonsmuschel, zeigt ein antikes Relief in San Vitale zu Ravenna, vgl. z. B. Goetz Ravenna (Berühmte Kunststätten nr. 10) S. 11 Abb. 7. Auf Aëtions Gemälde lüftet ein Liebesgott den Schleier der Rhoxane, und ähnlich zieht E. das Gewand von der schlafenden Ariadne und zeigt sie dem Dionysos, Helbig nr. 1237. 1239; endlich läßt sich auch das Motiv, wie Alexander von einem E. zu Rhoxane hingeführt wird, durch Analogien in den Wandbildern veranschaulichen, Helbig nr. 327. 954. 955. 974. 1235. 1290. 1397. In diesen Zusammenhang gehören aber auch die anmutigen Bilder des Erotenverkaufs, vgl. Jahn Arch. Beitr. 211ff. Helbig nr. 824f. Baumeister Denkm. I S. 503 Abb. 545, die Veranlassung zu Goethes Gedicht ,Wer kauft Liebesgötter?‘, ferner des Erotennestchens. Helbig nr. 821ff., der Bestrafung des E., Helbig nr. 820 usw. Ganz willkürlich wird E. verwendet: er füttert den Stier der Europa, Helbig nr. 122. trägt den Wollkorb der Leda fort. Helbig nr. 149, tröstet die auf Naxos zurückgelassene Ariadne und weint mit ihr, Helbig nr. 1223ff., kämpft mit Pan vor Dionysos und Ariadne, Wandgemälde im Haus der Vettier, wozu auch vgl. den Karneol zu Wien. Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. XXXIV 54, sowie als älteste Darstellung dieses Ringkampfs die Reliefschale aus dem 3. Jhdt. zu Berlin nr. 2900; der seit hellenistischer Zeit beliebte Vorwurf dürfte den Kampf der niedern Triebe und der edlern Liebe versinnbildlichen. Und wiederum schaltet die Phantasie besonders frei mit den unter sich allein spielenden und scherzenden Eroten; nur ein Teil dieser Erfindungen – es mögen dies die älteren sein – schließt sich noch an mythologische Tradition an. E. wird [511] zusammengebracht mit speziell aphrodisischen oder bakchischen Tieren; zu erstern gehören Hase und Kaninchen, die rasch sich vermehren, der Schwan, der Delphin usw., zu den dionysischen zumal der Bock, der Panther, der Löwe usw. E. spielt mit diesen Tieren, er jagt sie, er reitet auf ihnen, läßt sich von ihnen ziehen usw. Weiterhin sind es kaum mehr mythologische Szenen, E. und die Eroten werden verwendet ohne jeden mythologischen Bezug; die Kunst läßt sie allerhand Kinderspiele vollführen, Kampfspiele z. B. bei Baumeister Denkm. I S. 502 Abb. 544. Alle möglichen menschlichen Beschäftigungen überträgt die Kunst auf die Eroten, jegliche Art von Handwerk. Dies sind Travestien des Treibens der Erwachsenen, der Ernst des Lebens ist übertragen ins Jugendland, erscheint verklärt im Lichte des kindlichen Spiels; tagtäglichen Handlungen und Beschäftigungen verleiht so die Kunst einen eigenen Reiz; ein feiner heiterer Humor, eine gewisse Dosis Schalkhaftigkeit macht sich geltend. Eine besonders reiche Fülle derartiger Darstellungen bieten allein schon die Wandmalereien des 1894/95 aufgedeckten Hauses der Vettier zu Pompei, sämtliche des letzten Stils, vgl. z. B. Engelmann Pompeji (Berühmte Kunststätten nr. 4) 74ff. Mau Pompeji in Leben und Kunst 316ff. Da sind es Eroten und Psychen (s. u.), die Beschäftigungen des Alltagslebens, zumeist die Ausübung gewisser Handwerke mit einer unwillkürlich heiter stimmenden Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit nachahmen. Zunächst ist da rechts vom Eingang die Nachahmung eines Spiels: Eroten sind beschäftigt, mit Bällen oder Steinen nach einem Brett zu werfen; links vom Eingang spielen zwei Knaben mit einer Ente. Weiter folgt die Herstellung und der Verkauf von Guirlanden: da werden vom Gärtner und seinem Sohn Blumen zur Stadt gebracht: dort sind Eroten mit dem Herstellen von Guirlanden beschäftigt, während links um die fertigen Guirlanden gefeilscht wird. Weiter die Herstellung der Öle und der daraus bereiteten Salben, vgl. z. B. Mau a. O. Fig. 167. 168. Ein Wettrennen ist eingeschoben: vier nach den vier Zirkusfarben unterschiedene Eroten fahren auf den mit Gazellen bespannten Wagen, vgl. z. B. Engelmann a. O. Fig. 129. Dann folgt die Darstellung der Goldschmiedekunst, vgl. Mau Fig. 169: Röm. Mitt. XVI 1901. 109ff. (,Amoren als Goldschmiede‘), weiter die Darstellung der für die antiken Städte so wichtigen Walkerarbeit, des Fleckenreinigens und Ausbürstens, bezw. Aufkratzens der Gewänder: von Psychen werden die gereinigten Gewänder einer genauen Durchsicht unterzogen. [Stark zerstört ist das folgende Bild, das die sog. Vestalien wiedergibt: Eroten und Psychen sind zum fröhlichen Mahl auf der Erde gelagert, und selbst die Esel, die vielgeplagten, haben einmal Ruhe, vgl. Mau Fig. 170. Auch das folgende Bild ist nicht gut erhalten: links die Weinlese, rechts das Keltern, Mau Fig. 171, vgl. dazu die geschnittenen Steine zu Berlin nr. 6263ff., ferner Imhoof-Blumer und O. Keller Tier- und Pflanzenbilder auf Münzen und Gemmen Taf. XXV 21–24. Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. XXXVI 19. An die Weinlese reiht sich der Triumph des Bakchos, dessen Rolle wieder ein E. übernommen, und den Schluß dieser [512] Bildserie macht die Schenke mit dem Weinverkauf: links steht eine Reihe Amphoren, so, wie sie noch oft zu Pompei gefunden werden, an die Wand gelehnt; vor ihnen der Herr Wirt in behäbiger Haltung, dem mit Stöckchen erschienenen Käufer eine Schale mit Wein zum Kosten darbietend; zwei andere Eroten sind beschäftigt, einer wagrecht gestellten Amphora Wein zu entnehmen zu einer weitern Probe, Mau Fig. 172. Engelmann Fig. 128. Amorenszenen ähnlicher Art, doch minder gut erhalten, treffen wir im Atrium; die interessanteste stellt ein Opfer an die Fortuna dar. Auf andern Wandabschnitten kämpfen Eroten, auf Ziegenböcken reitend; höchst spaßhaft wirkt weiterhin einer, der auf dem Rücken eines Taschenkrebses, ein anderer, der auf einer Langusta Platz genommen und sich bemüht, mit Peitsche und Zügel das Tier vorwärts zu bringen; mehrfach auch lenken Eroten von Delphinen gezogene Wagen, vgl. Mau S. 330, Engelmann Fig. 115. 116. Auch die geschnittenen Steine der hellenistischen und römischen Zeit verdienen besondere Beachtung wegen ihrer mannigfaltigen Darstellungen des E. und der Eroten. Der Kreis der Tiere, mit denen sich E. abgibt, auf denen er reitet, der schon in der Vasenmalerei ein großer ist (auf Vasen finden wir Pferd, Reh, Hirsch, Delphin, Schwan, Ziege, Hase, vgl. Furtwängler E. in d. Vasenm. 65f.), erscheint hier noch erweitert. Beliebt war die Darstellung des E. als des Bezwingers des Königs der Tiere. E. reitet auf dem Löwen, die Kithara spielend, auf dem bekannten Sardonyx des Protarchos zu Florenz, wahrscheinlich aus dem 2. Jhdt. v. Chr., Furtwängler Arch. Jahrb. III 1888, 218 z. Taf. VIII 20; Die ant. Gemmen Taf. LVII 1, vgl. Imhoof-Blumer und Keller a. O. Taf. XIV 49–51; ähnlich sehen wir E. auf dem Löwen reitend in dem prachtvollen Mosaik aus Pompei, Baumeister Denkmäler I S. 501 Abb. 543, und auf einem der Becher aus Boscoreale. Ein Karneol zu Berlin (nr. 3033, Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. XLVI 18) zeigt E., wie er einem Löwen, der sich verletzt hat, das linke Vorderbein verbindet. E. fährt wie Dionysos mit dem Thyrsos auf einem von Löwe und Bock gezogenen Wagen, vgl. den Sarder im Brit. Mus. bei Imhoof und Keller Taf. XIV 52 (54) und den Karneol zu Berlin nr. 6786, Furtwängler a. O. Taf. XLII 35. E. reitet zu Pferd, Furtwängler Taf. XXXV 28. auf einem baktrischen Kamel, dieses mit Stecken antreibend, Furtwängler Taf. XLII 49, auf einem Bären, der sich bäumt, da ihn ein Hund anfällt, Karneol zu Berlin nr. 6809, Imhoof und Keller Taf. XVI 15. Furtwängler Taf. XLII 48, auf einem Bock, Furtwängler Taf. LXIII 9; dabei ist der Bock für sich das Ursprüngliche, der kleine E. erscheint als spätere Zutat. E. reitet auf einem Seepferd, das er zügelt, Amethyst zu Berlin nr. 6801. Furtwängler Taf. XLI 40, vgl. auch Imhoof und Keller Taf. XXVI 8, oder er steht mit Dreizack auf dem Rücken eines Seepferdes, dessen Fischleib in einen Seedrachenkopf endet, Furtwängler Taf. XIX 23; auf einem Hippokampen reitend trägt er einen großen Schild, ist also wohl im Geleite der Thetis gedacht, Berlin nr. 6259. Furtwängler Taf. XXXVII 2; er zügelt eine [513] Peitsche schwingend ein phantastisch Wesen, einen Hahn mit Hals und Kopf eines Pferdes, vgl. den roten Jaspis der Sammlung des Lord Southesk, Furtwängler Taf. L 23. E. erscheint auf einem von zwei Hähnen gezogenen Wagen, vgl. den Karneol zu Berlin nr. 7120, Furtwängler Taf. XLVI 41, er hetzt mit einem Stab zwei Hähne gegeneinander, vgl. den Karneol zu Berlin nr. 6790, Imhoof und Keller Taf. XXI 33. Furtwängler Taf. XLII 32; er hockt am Boden und hetzt zwei Hähne gegeneinander, Furtwängler Taf. XLII 41. 47 (Karneol zu Berlin nr. 6789), vgl. auch Imhoof und Keller Taf. XXI 47. 48. 54. E. hält einem Schwan oder einer Gans eine Traube hin und neckt das Tier, Furtwängler Taf. XLII 42 (vgl. dazu Imhoof und Keller Taf. XXI 47), er würgt eine Gans, auf einem Karneol zu Petersburg, Furtwängler Taf. XLII 46 usw. Zumeist erscheint E. in Handlungen und mit Attributen, die heitere Sinnenlust bedeuten. So bietet eine ,reizende Arbeit hellenistischer Epoche‘ der Beryll der frühern Sammlung Marlborough, jetzt in Sammlung Newton-Robinson zu London, Furtwängler Taf. LXV 13: E. schleppt ein riesiges leeres, oben von einer Tänie umschlossenes Füllhorn. Oder wir sehen das Brustbild des E., zum Symposion bekränzt, den großen Skyphos in beiden Händen, Berlin nr. 4754ff. Furtwängler Taf. XXVI 9. Auf dem Karneol zu Berlin nr. 6437 (Furtwängler Taf. XXXV 42) beugt sich E. über einen großen Krater und schaut hinein, dies ein von Correggio benütztes Motiv; auf einem andern ebd. nr. 1644 (Furtwängler Taf. XXVIII 20) sucht E. in der Nacht vom Gelage kommend mit der Laterne den Weg. Oder ein E., der den Arm um die Schulter eines zweiten (mit aufgebogenen Flügeln) legt, kommt vom Symposion; er hält in der Rechten einen Blumenkranz, der Genosse leuchtet mit Laterne auf den Weg, Furtwängler Taf. XLII 38; ein taumelnder, schwer trunkener E. wird gestützt von einem zweiten mit aufgebogenen Flügeln, der eine Fackel trägt; ein dritter schreitet vorsichtig in den Mantel gehüllt voran und leuchtet mit der Laterne. Furtwängler Taf. XLII 39. E. beschäftigt sich mit den heitern Masken der Komödie, vgl. Furtwängler Taf. XXV 10. XXXIV 55. Oder er spielt wie ein Kind mit dem Reifen, vgl. den braunen Sard zu Berlin nr. 1625. Furtwängler Taf. XXVIII 1; oder ihrer zwei spielen mit Astragalen, Furtwängler Taf. XLII 31, vgl. auch unten Münzen von Aphrodisias. Zwei Eroten, beide mit aufgebogenen Flügeln, sind im Ringkampf dargestellt, Furtwängler Taf. XLII 30, zwei andere im Faustkampf, wobei beide den Caestus an den Armen haben, vgl. den Karneol zu Berlin nr. 6794, Furtwängler Taf. XLII 25; dieselbe Gruppe, bloß mit Beifügung eines dritten E., der den Gefallenen unterstützt und einen Palmzweig hält, zeigt die Gemme bei Furtwängler Taf. XLII 26; E. erscheint als Sieger mit Palmzweig in der Rechten und Diskos auf der Linken auf dem Karneol zu Berlin nr. 6793, Furtwängler Taf. XLIV 23; in Waffen, den Helm auf dem Kopf, die Lanze in der Rechten, im Begriff, den Schild aufzuheben, Furtwängler Taf. XXVIII 26. Am deutlichsten zeigt er seine ungeheure Gewalt, [514] wenn er den Gewaltigsten aller Helden, den Herakles bezwingt, ihm im Nacken hockt und ihn niederdrückt, Furtwängler Taf. XXVII 7. 8. XXX 8, vgl. auch Taf. XLII 34, ihn bindet, Berlin nr. 1325, oder dem Schlafenden die Keule davonträgt, Berlin nr. 1326. 1327; wiederum erscheint E., in kindlicher Bildung, mit den Waffen einherschreitend, die er dem Herakles genommen, in der Rechten den Köcher, auf der linken Schulter Keule und Löwenfell, auf dem Karneol bei Furtwängler Taf. LXII 2, oder als Herakles mit Löwenfell über dem Kopf, auf dem Sardonyx-Kameo im kgl. Münzkabinett zu München, Furtwängler Taf. LXIV 19, vgl. Roscher I 2248, 62ff. E. als Herrscher der Welt sitzt auf der Weltkugel, das Steuerruder in der Linken, die Nike auf der Rechten, Furtwängler Taf. XXX 37. E. macht den Fischer mit Dreizack und Netz, Furtwängler Taf. XXVIII 22; mit aufgebogenen Flügeln und mit Stiefeln sitzt er auf einem Felsen und angelt, Furtwängler Taf. XLII 29; ihrer vier Eroten sind auf einem Segelschiff; einer rafft das Segel, zwei rudern, einer angelt einen Fisch, vgl. den Karneol zu Berlin nr. 6800. Furtwängler Taf. XLII 55; vgl. auch Furtwängler Taf. LXII 30, wo wohl wiederum des E. Gerät eine Angel ist, an der er den Ares gefangen hat. Auch Ernsteres verschmäht E. nicht. Er liest in einer Rolle, vielleicht Liebesgeschichten, vgl. Berlin nr. 935ff. Furtwängler Taf. XXIV 52; ja, selbst als Professor auf dem Katheder will man E. erkennen, einen zweiten, seinen Schüler mit der Peitsche züchtigend, Furtwängler Taf. L 36 usw. Aus einer weitern hellenistischen Denkmälergruppe, den sog. Reliefbildern, kommt in Betracht die Komposition Paris von E. betört, das Relief im Pal. Spada zu Rom, Helbig Führer2 nr. 989, in der Sammlung der hellenistischen Reliefbilder von Schreiber Taf. IX; die Gruppe des Paris mit E. ist offenbar herausgelöst aus einer größern Komposition, wie wir sie kennen durch das Relief aus Villa Ludovisi, Helbig Führer2 nr. 938, abgebildet bei Baumeister Denkm. II S. 1168 Abb. 1139, bei Roscher III 787 unter Oinone; ähnlich gibt Paris und E. auch ein Bruchstück wieder in den kgl. Museen zu Berlin, Schreiber Taf. XXVIII 2; vgl. Waser N. Jahrb. XV 1905, 119, 5. Ferner gehört hierher die Reliefdarstellung des Polyphemos und E. in Villa Albani zu Rom, Helbig Führer2 nr. 854. Schreiber Taf. LXV; der kleine E., der hinter dem auf einem Felsblock sitzenden Polyphem steht, deutet an, daß der ungeschlachte Kyklop mit der Leier in der Linken verliebte Ausschau hält nach der schönen Galateia; für E. in weitern bildlichen Darstellungen dieser Liebesgeschichte vgl. Jahn Arch. Beitr. 411ff.; dazu kommt jetzt namentlich auch das Wandgemälde im Haus der Livia auf dem Palatin, z. B. Roscher I 1587, wo ein kleiner Liebesgott, dem Kyklopen im Rücken stehend, diesen am Zügel leitet. Gleichfalls in Villa Albani findet sich das Reliefbild, das E. dem bakchischen Thiasos assimiliert, gleichsam als Satyrisk zeigt: mit Satyrschwänzchen ausgestattet neckt er in graziöser Weise einen Panther, indem er gegen ihn den Thyrsos fällt und den linken Fuß vorstreckt, während das Tier auf diesen Fuß, um ihn festzuhalten, [515] seine rechte Vordertatze legt, vgl. Helbig Führer2 nr. 810. Schreiber Taf. LXII. Endlich das Reliefbild in Pal. Colonna zu Rom, Hermaphroditos und E. darstellend, Schreiber Taf. XV: der stehende Hermaphrodit, mit einem in unruhigen Falten flatternden Mantel bekleidet, hält auf dem Arm einen E., der eine bärtige Dionysosherme bekränzt. Die Zusammenstellung von E. oder Eroten mit dem hellenistischen Hermaphroditos läßt sich wiederum zumal auch auf geschnittenen Steinen nachweisen. Der Hermaphrodit sucht zu verhindern, daß ihm ein lustiger E. das Gewand wegzieht, Furtwängler a. O. Taf. XXXI 32; er ist in läßiger Ruhe auf einem Felsen gelagert, über den ein Löwenfell gebreitet ist; ein E. fächelt ihm mit einem Blattfächer Kühlung zu, ein zweiter spielt die Kithara, ein dritter bläst die Syrinx; diese anmutig reizvolle Komposition ist häufig wiederholt worden, ein sicher echtes Exemplar ist der Sardonyx aus Sammlung Nott im Brit. Mus. Cat. 909. Furtwängler Taf. LVII 23, vgl. auch Roscher I 2328. E. zeigt selbst hermaphroditische Bildung in Terrakottafiguren, zumal solchen aus Myrina, vgl. P. Herrmann bei Roscher I 2340f., 66ff. Eine bedeutende statuarische Darstellung des E. hat diese Periode kaum mehr geschaffen; man beschränkte sich darauf, die Motive des 4. Jhdts. zu modifizieren, besonders das beliebte des bogenspannenden E. Eine malerische Gruppe ,E. in der Weinlaube‘ hat Michaelis festgestellt, Arch. Ztg. XXXVII 1879, 170ff. z. Taf. 13. 14. Nicht selten erscheint E. das Kind im Zusammenhang mit andern Gestalten, in untergeordneter Stellung als Nebenfigur, so beim Ares Ludovisi, vielleicht freilich Beigabe des römischen Kopisten, Helbig Führer2 nr. 928. Bruckmann Taf. 388; bei der Mediceischen Aphrodite, Amelung Führer d. d. Ant. in Florenz nr. 67. Bruckmann Taf. 374, sowie etwa bei der im Bad kauernden Aphrodite, vgl. z. B. Daremberg-Saglio Dict. I 1604 Fig. 2174. Reinach Rép. de la stat. I 338. 340. II 371f. (vgl. unten Münzen von Nikaia); beim Augustus im Braccio nuovo des Vatikan. Helbig Führer2 nr. 5. Bruckmann Taf. 225, wo der E. auf dem Delphin, wie er z. B. auch bei der Mediceerin zu sehen ist, auf Venus als Stammmutter der Iulier hinweisen soll; von je einem E. werden geritten die beiden Kentauren des Aristeas und Papias aus Aphrodisias in Karien im kapitolinischen Museum, Helbig Führer2 nr. 525. 526. Bruckmann Taf. 392, vgl. Brunn Kl. Schr. III 219 (Hinweis auf Bion), usw. Wie E. schon im Altertum zum Putto geworden, zeigt gut die Gruppe des Neilos im Vatikan mit den sechzehn Knäblein, die die Ellen personifizieren, um die der Fluß jeweilen ansteigt. Helbig Führer2 nr. 48. Bruckmann Taf. 196, vgl. dazu Philostr. imag. I 5 (πήχεις). Aus der römischen Kunst wurden die Eroten bzw. Amoren, Amoretten, Amorini auch hinübergenommen in die altchristliche; auch da begegnen wir noch traubenlesenden und weinkelternden Eroten, in christlich-symbolischer Weise verwendet. Im allgemeinen indes ist es nicht der neckische Sohn Aphroditens, der beim allmählichen Erstarren der Kunst doch mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt ward, sondern der aus E. [516] abgeleitete Todesgott, der sich in der Kunst noch fortpflanzt; was wir für gewöhnlich auf spätrömischen und altchristlichen Sarkophagen sehen, sind ernste Todesgenien, die sich in der byzantinischen Kunst mit dem christlichen Engel verschmolzen; häufig sind es Genien, die Schild und Inschrift halten. Zwei antike Flügelgestalten sind es, die durchs Mittelalter hin im christlichen Engel fortleben: Nike-Victoria und E.-Cupido – bis dann die Frührenaissance u. a. auch den eigentlichen hellenistischen E., das scherzhafte Kind, im Putto zu neuem Leben erweckte. ,Die Gestalt Amors in der Phantasie des italienischen Mittelalters‘ hat Franz Wickhoff behandelt, Jahrb. d. kgl. preuß. Kunstsammlungen XI 1890, 41–53, ,die Entwicklung des Putto in der Plastik der Frührenaissance‘ Siegfried Weber in seiner Diss. Heidelb. 1898. Das Verdienst, das spielende Flügelkind, den Putto zuerst der neuern Kunst so eigentlich geschenkt zu haben, hat Donatello, der große bahnbrechende Bildner der Frührenaissance; zu Beginn des 16. Jhdts. aber ist der Putto das Eigentum der gesamten Kunst geworden, und seitdem ist er nie wieder ganz aus ihr verschwunden.
VII. Eros auf Münzen.
Vgl. Riggauer E. auf Münzen, Ztschr. f. Numism. VIII 1881, 71–99 z. Taf. I. In alphabetischer Abfolge nennen wir die uns bekannten Städte, die E. auf ihren Münzen zeigen, wobei wir kurz die von Stadt zu Stadt auftretenden Typen beschreiben.
Abydos (in der Troas). Auf Kupfermünzen des Caracalla und des Severus Alexander mit dem Liebespaar Hero und Leander ist E. fliegend dargestellt mit Fackel in der Hand, vgl. Mionnet II 637f., 58. 60. Brit. Mus. Cat. of Troas S. 7 A. Cat. of Galatia etc. p. LXIX.
Adana (Kilikien). Auf dem Revers einer Kupfermünze der Tranquillina Aphrodite (?) stehend, mit Füllhorn in der Linken, mit der Rechten eine Spende ausgießend über dem Kopf eines E., der auf einem Cippus steht, Mionnet Suppl. VII 193, 185. Brit. Mus. Cat. of Lycaonia etc. p. C A. 1 nr. 2.
Aigeira (Achaia). Auf Kupfermünzen der Plautilla sind Tyche und E. einander gegenüber dargestellt (vgl. Paus. VII 26, 8), jene rechts linkshin blickend mit Mauerkrone auf dem Kopf, mit Zepter in der Rechten und Füllhorn (oder Horn der Amaltheia) in der Linken, dieser links rechtshin blickend, geflügelt, mit gekreuzten Beinen stehend, mit beiden Händen sich auf eine lange Fackel oder einen Stab stützend; zwischen beiden scheint ein Altar zu stehen, von einer Schlange umwunden, Imhoof-Blumer und Gardner Münzkomm. z. Paus. S. 91 z. pl. S IX. Hitzig-Blümner Paus. II 842 z. Münztaf. V 3.
Amastris (Paphlagonien). Auf Silberstateren der Königin Amastris in Sammlung Six und zu Berlin linkshin thronende bekleidete Göttin (wahrscheinlich Anaïtis = Aphrodite Urania) mit kleinem E. auf der Rechten, der die Arme erhebt gegen einen von Strahlen umgebenen Helioskopf en face, vgl. Imhoof-Blumer Monn. gr. 228, 9. In römischer Kaiserzeit erscheint auf Münzen der Stadt auch der stehende E., Head HN 433.
Ambrakia (Epeiros). Auf voralexandrinischen, etwa [517] der Mitte des 4. Jhdts. angehörenden Silberstateren mit Pegasos erscheinen auf dem Revers E.-Darstellungen als Beizeichen links hinter dem rechtshin gerichteten behelmten Pallaskopf, so zumal E. nackt, mit mächtigen Schwingen, rechtshin auf einem Delphin reitend, die Hände schlingend um das emporgezogene linke Knie, Brit. Mus. Cat. of Corinth etc. S. 107, 30 z. pl. XXVIII 10. Riggauer a. O. S. 74 z. Taf. I 6. Usener Sintflutsagen 142. 221. 279 z. Münztaf. nr. 14; ebenso E. stehend en face mit Kopf nach rechts, mit beiden Händen eine Binde haltend, Brit. Mus. a. O. S. 107, 31 z. pl. XXVIII 11; ähnlich E. linkshin fliegend, um den Helm der Pallas einen Olivenkranz windend, Brit. Mus. a. O. S. 107, 26 z. pl. XXVIII 7.
Anchialos (an der thrakischen Küste des Pontos). Auf dem Revers von Kupfermünzen des Maximinus Aphrodite nackt dastehend und links neben ihr E. auf dem Delphin, Mionnet Suppl. II 225, 120. Riggauer S. 81f. Usener a. O. 140. 221. 278 z. Münzt. nr. 1 (nach Exemplar in Wien). Auf einer weitern Kupfermünze des Maximinus (Mionnet Suppl. II 225, 121) ist auf dem von zwei Drachen gezogenen Wagen statt E. eher Triptolemos zu erkennen, Riggauer S. 89.
Ankyra (Galatien). Auf dem Revers einer Kupfermünze des Septimius Severus im Wiener Kabinett Aphrodite nackt, en face mit Kopf nach links, rechtshin schwimmend (vielleicht Anklang an des Apelles Anadyomene), vor ihr E. ebenfalls in der Bewegung eines Schwimmenden, unten rechts ein Anker, das redende Wappen Ankyras, Riggauer S. 82f. z. Taf. I 9. Imhoof-Blumer Monn. gr. S. 414f., 168.
Antiocheia (am Maiandros in Karien). Auf Kupfermünze Gordians III. in Sammlung W. H. Waddington (nr. 2175) ist Aphrodite dargestellt mit entblößtem Oberkörper en face stehend, den Kopf rechtshin, zwischen zwei zu ihr hinaufblickenden Eroten, in der erhobenen Rechten das aufgelöste Haar, in der erhobenen Linken einen Spiegel vor die Augen haltend, Imhoof-Blumer Kleinasiat. Münzen S. 112, 222 Taf. IV 10. Riggauer S. 79.
Antiocheia (Pisidien). Auf dem Revers einer Münze Gordians III. bekleidete Aphrodite (?) rechtshin thronend, mit Palmzweig in der Rechten und Schiffsspiegel (?) in der Linken; zu ihren Füßen rechts ein kleiner E. linkshin auf Aphrodite zueilend, Brit. Mus. Cat. of Lycia etc. 189, 78 (pl. XXXII 4).
Apameia (Bithynien). Auf Kupfermünze der Iulia Domna ist Aphrodite dargestellt auf einem Delphin sitzend nach links; sie trägt E. auf der Rechten und hält mit der Linken das ἀκροστόλιον, Mionnet Suppl. V 10, 48. Riggauer S. 82.
Aphrodisias (Karien). Die nach Aphrodite benannte, durch deren Kult berühmte Stadt bietet auf ihren Münzen eine besondere Fülle auch von E.-Darstellungen, vgl. Riggauer S. 77f. 83f. 95f. 97. Auf kleinen Kupfermünzen von Plarasa und Aphrodisias (z. B. zu München, zu London und in Sammlung Imhoof) erscheint das Brustbild des geflügelten E. rechtshin, vgl. Riggauer S. 97. Brit. Mus. Cat. of Caria 25, 4 (pl. V 8). 5 (pl. V 4). Imhoof-Blumer Kleinasiat. Mz. 112, 1 z. Taf. IV 11. Auf Kupfermünzen mit [518] Brustbild der Bule rechtshin haben wir zumal die folgenden Typen: a) nackte Aphrodite rechtshin stehend, mit der Rechten den linken Fuß haltend, mit der Linken einen Kranz; vor ihr ein kleiner E., aber wohl nicht einen Dorn ausziehend, sondern der Aphrodite behilflich beim Lösen oder Befestigen der Sandalen, J. Friedländer Arch. Ztg. XXVII 1869, 97f. z. Taf. 23, 5. Riggauer S. 77. Imhoof-Blumer Gr. Münz. 111 (665). Brit. Mus. a. O. 31, 35. 36 (pl. V 14); b) geflügelter E., bis auf die Chlamys nackt, en face stehend mit Kopf nach links, mit langer Fackel in beiden Händen, Brit. Mus. a. O. 31, 37. Riggauer S. 83; c) geflügelter E., nackt, en face stehend mit Kopf nach links, in der Rechten eine lange Fackel gesenkt haltend, in der Linken einen gespannten Bogen, Brit. Mus. a. O. 32, 41; d) E. in der Stellung des Thanatos, d. h. als nackter Flügelknabe, rechtshin stehend mit gekreuzten Beinen und lehnend auf die umgekehrte, auf niederem Altar aufruhende Fackel, Brit. Mus. a. O. 32, 42 (pl. VI 2). Riggauer S. 96; e) nackter geflügelter E., rechtshin stehend, schießend mit Bogen und Pfeil, Brit. Mus. a. O. 32, 48, vgl. Riggauer S. 83 Taf. I 11; f) zwei nackte Eroten, die einander zugekehrt am Boden sitzend mit Astragalen spielen, Brit. Mus. a. O. 32, 44–46 (pl. VI 3). Riggauer S. 84. Ferner auf Kupfermünzen mit Brustbild der Athene geflügelter E., en face stehend mit Kopf nach links, in der Linken den Bogen, in der Rechten eine kurze Fackel (vielleicht den Pfeil) haltend, Brit. Mus. a. O. 37, 73. Riggauer S. 84. Auf Kupfermünze mit Hadrian im Münchner Kabinett erscheint Aphrodite in altertümlichem Typus mit langem Gewand und Schleier und mit Kalathos auf dem Kopf, vor ihr der schießende E., Mionnet III 326, 138. Riggauer S. 77. Imhoof-Blumer Gr. Münz. 141 (665) A. 1. Auf Kupfermünzen mit Brustbild des Senats rechtshin (sie gehören in die Zeit Marc Aurels und des L. Verus) erscheint eine weibliche Gestalt (Aphrodite) in Doppelchiton und Peplos en face stehend mit Kopf nach links, die hoch gehaltene Linke aufs Zepter gestützt, auf dem rechten Arm ein ihr zugewandtes Kind (E.) tragend, das, halbbekleidet, die Arme emporstreckt, Mionnet III 324, 122; Suppl. VI 458, 121. Riggauer S. 77. Imhoof-Blumer Gr. Münz. 140 (664), 416 z. Taf. IX 24. Brit. Mus. a. O. 30, 28 (pl. V 13). Der nämliche Typus kehrt wieder auf einer späteren Prägung, einer Münze der Iulia Domna, Mionnet Suppl. VI 462. 137. Riggauer S. 77. Imhoof-Blumer a. O. 417 z. Taf. IX 25. Auf Kupfermünzen mit Brustbild der jüngern Faustina erscheint Aphrodite linkshin stehend, im langen Chiton und Peplos, mit der Linken aufs Zepter gestützt, in der ausgestreckten Rechten einen E. haltend, mit Pfeil und Bogen, Brit. Mus. a. O. 42, 107. Auf Kupfermünze mit Brustbild des Maximinus erscheint Aphrodite, nackt bis auf den Mantel über ihren Beinen, rechtshin thronend; drei Eroten umspielen sie, zwei hinter der Göttin, einer vor ihr, Brit. Mus. a. O. 46, 124 (pl. VIII 1); auf einer weitern Münze Aphrodite halbnackt, ebenfalls rechtshin sitzend; in jeder Hand hält sie einen zappelnden geflügelten E., während der dritte [519] ungeflügelte hinter ihrem Stuhl am Boden sitzt, Imhoof-Blumer Gr. Münz. 141 (665). Endlich auf Kupfermünze mit Brustbild der Salonina wieder das archaische Bild der Aphrodite, die mit geschlossenen Füßen rechtshin steht, die Unterarme steif und leer vorstreckend, mit Kalathos auf dem Kopf, mit langem, hinten fast bis auf den Boden reichendem Schleier; E. in einer Art Wiege (λίκνον) rechtshin sitzend, unten bekleidet, die Händchen zur Göttin emporstreckend, Mionnet Suppl. VI 467, 159. Imhoof-Blumer Gr. Münz. 140f. (664f.), 418 z. Taf. IX 26; auf den größeren Kupfermünzen erscheint der gleiche Aphroditetypus von zwei fliegenden Eroten begleitet.
Apollonia (auf Kreta). Hierher wird eine Kupfermünze im Wiener Kabinett verwiesen, die auf der einen Seite Herakles einen Hirsch zu Boden drückend zeigt, auf der andern E. auf einem Hahn reitend, die Zügel führend, vgl. Riggauer S. 91 z. Taf. I 24.
Aspendos (Pamphylien). Auf dem Revers einer Silbermünze E. als Beizeichen zu einem rechtshin stehenden Schleuderer, vor diesem dargestellt als nackte geflügelte Jünglingsgestalt, en face stehend, mit Kopf nach rechts, die Arme gesenkt, Riggauer S. 91. Imhoof-Blumer Monn. gr. 332, 43.
Athen. Namentlich auf Tetradrachmen erscheint E. als Beizeichen, auf einem solchen mit Aropos Mnasagoras z. B. E., der sich selbst den Kranz aufsetzt und in der Linken die Siegespalme hält; auf zwei weitern Tetradrachmen zwei Eroten zu Füßen einer nackten Gestalt mit drei Figürchen in der Rechten; man dachte an den delischen Apoll mit den Chariten oder an Aphrodite Kolias mit den Genetylliden (s. Bd. I S. 2736, 34ff.), vgl. Riggauer S. 76. Daremberg-Saglio Dict. I 1597 Fig. 2144.
Bageis (Lydien). Auf einer Kupfermünze des Geta Aphrodite nackt, en face stehend mit Kopf nach rechts, mit der Rechten ihr Haar ordnend, mit Apfel in der ausgestreckten Linken; zu ihren Füßen drei Eroten, d. h. unten rechts E. mit Bogen, links zwei ungeflügelte Knaben, Brit. Mus. Cat. of Lydia 10, 50 (pl. IV 11). Riggauer S. 79.
Barium (Apulien). Auf Kupfermünze vom Ende des 3. Jhdts. v. Chr. (Sextanten mit Zeuskopf) E. auf Schiffsprora rechtshin, vorwärts lehnend, bogenspannend, darunter Delphin nach rechts, hinweisend auf den Fischreichtum der Stadt (vgl. Barium piscosum Hor. sat. I 5, 97), Brit. Mus. Cat. of Italy 132, 1. 2; ohne Delphin nr. 3–5. Riggauer S. 90.
Bithynion (Klaudiopolis, Bithynien). Auf Kupfermünze mit Iulia Domna Aphrodite nackt stehend, zu ihren Füßen E., ihr einen Apfel reichend, Mionnet II 418, 48. Riggauer S. 78. Auf Kupfermünze der Sammlung Löbbecke mit jugendlichem Kopf des Herakles mit Löwenfell nach rechts (offenbar aus der Zeit des Elagabal) E. als Thanatos, d. h. mit gekreuzten Beinen rechtshin stehend, beide Arme stützend auf eine abwärts gegen einen Stein gekehrte erlöschende Fackel. Imhoof-Blumer Bithyn. Münzen 5, 6 (Journ. internat. de l’arch. num. I 1898, 15, 6). Auf Kupfermünze mit Brustbild der Iulia Paula Aphrodite auf Seepferd linkshin reitend, [520] beidseitig je ein E.; sie halten ein ausgebreitetes Schleiertuch bogenartig über der Göttin, Brit. Mus. Cat. of Pontus etc. 119, 14 (pl. XXVI 6); ein Exemplar auch zu München, Riggauer S. 82.
Bizye (Thrakien). Auf Kupfermünze des Philippus iun. erscheint E. als Thanatos, Mionnet Suppl. II 238, 196. Riggauer S. 96.
Boiai (Lakonien). Auf Kupfermünzen unter Geta und Caracalla erscheint E. mit Pfeil und Bogen, Mionnet II 226, 81; Suppl. IV 229, 52. Riggauer S. 89.
Bruttier (Italien). Auf einem Goldhalbstater vom Ende des 4. Jhdts. v. Chr. erscheint eine bekleidete, mit Schleier geschmückte weibliche Gestalt, auf rechtshin schwimmendem Seepferd sitzend (wahrscheinlich nicht Thetis und nicht Aphrodite, sondern Amphitrite), die mit der Rechten den linkshin schießenden E. hält, Brit. Mus. Cat. of Italy p. 319. Riggauer S. 74f. Imhoof-Blumer und Keller Tier- u. Pflanzenbilder auf Münzen und Gemmen Taf. VII 25. Müller-Wieseler-Wernicke Ant. Denkm. S. 157f. z. Taf. XII 46.
Corduba (Hispania Baetica). Auf einem Quadrans E. mit ausgebreiteten Flügeln, en face stehend, mit Kopf nach links, mit Fackel in der ausgestreckten Rechten und mit Füllhorn im linken Arm, Mionnet Suppl. I 23, 130. Riggauer S. 89 z. Taf. I 20.
Damaskos (Syrien). Auf Kupfermünze mit Kopf des Augustus erscheint E. oder Agon (?), beflügelt, linkshin sitzend, mit Kranz in der Rechten und mit Palme in der Linken, Brit. Mus. Cat. of Galatia etc. 283, 5.
Develtos (= Deultum, am Fuß des Haimos in Thrakien). Auf Kupfermünze des Maximinus in Sammlung Imhoof E. auf einem Delphin reitend, Riggauer S. 87. Usener Sintfl. 140. 221.
Dion (Makedonien). Auf Kupfermünze des Severus Alexander E. geflügelt in einem zweisäuligen Tempel stehend, Mionnet Suppl. III 65, 414. Riggauer S. 90.
Dokimeion (Phrygien). Auf Kupfermünzen mit Brustbild des Caracalla in der Petersburger Ermitage und in Sammlung Löbbecke jugendlicher nackter Dionysos, en face stehend mit Kopf nach rechts, das auf einer Bodenerhöhung aufstehende rechte Bein mit der Chlamys bedeckt, die Rechte am Thyrsos, die gesenkte Linke an der rechten Schulter des geflügelten E., der rechtshin ausschreitend zum Gott zurückblickt; links kleine nackte Figur (Satyr?) und im Hintergrund zwischen rechtem Arm und Bein des Dionysos bocksfüßiger gehörnter Pan mit Pedum in der Rechten; vermutlich hat man sich zu dieser Gruppe die schlafende Ariadne hinzuzudenken, die Dionysos auffindet, Imhoof-Blumer Kleinasiat. Münzen 225, 10 z. Taf. VII 20.
Dorylaion (Phrygien). E. auf eine umgestürzte Fackel gelehnt, Riggauer S. 96.
Emporiae (Spanien) Auf Silber- und Kupfermünzen, zumal auf Drachmen wird der Kopf des Pegasos durch einen kleinen sitzenden E. mit Flügeln gebildet, der mit der Hand den Fuß faßt, dies eine griechische Erfindung, deren Sinn nicht deutlich ist, Riggauer S. 97 z. Taf. I 28 (nach einer Silbermünze der Sammlung Imhoof); s. Bd. V S. 2527, 40ff. [521]
Eryx (auf Sizilien). Hier die ältesten Darstellungen des E. auf Münzen (aus dem 5. Jhdt. v. Chr.), weil hier eine sehr alte Kultstätte der Aphrodite (Erycina), schon durch die Phoiniker angebahnt in der Form des Astartekultes. Auf einer Tetradrachme der Sammlung Imhoof Aphrodite linkshin gewendet im Doppelchiton auf einem Stuhl sitzend, mit Taube in der Rechten; vor ihr steht E. rechtshin, nackt, geflügelt, die Rechte zu Aphrodite emporstreckend, im gesenkten linken Arm wahrscheinlich einen Zweig haltend, Riggauer S. 72 z. Taf. I 1. Head HN 120. Auf kleiner Silbermünze (Litra oder Obol), ebenfalls in Sammlung Imhoof, wiederum Aphrodite linkshin sitzend, einen ungeflügelten Jüngling an sich ziehend; man denkt an E. mehr als Geliebten, denn als Sohn der Aphrodite, oder an Eryx, den andern Sohn der Aphrodite, den Heros eponymos des Berges, Riggauer S. 72f. z. Taf. I 2. Head a. O. Auf einer weitern Silbermünze (Litra oder Obol, wahrscheinlich vom Ende des 5. Jhdts.) wieder Aphrodite in eleganter Haltung linkshin thronend, im langen Chiton und mit Chlamys über den Armen; von links schwebt ein nackter E. auf sie zu, mit Kranz in beiden Händen, die Göttin zu bekränzen, Brit. Mus. Cat. of Sicily 63, 13. Riggauer S. 73 z. Taf. I 3. Head a. O.
Eumeneia (Phrygien). Auf Münze des Antoninus Pius (s. Z. in Sammlung Waddington) Dionysos auf einem von Panther und Ziegenbock gezogenen Wagen sitzend; etwas erhöht sitzt Ariadne, leierspielend; auf dem Ziegenbock reitet E., die Doppelflöte blasend, Riggauer S. 94, vgl. Imhoof-Blumer Lyd. Stadtmünzen S. 177.
Eusebeia Kaisareia (Kappadokien). Auf kleiner Kupfermünze in Sammlung Imhoof das Brustbild des geflügelten E. rechtshin und auf dem Revers ein E.-Flügel, Riggauer S. 97 z. Taf. I 27. Imhoof-Blumer Monn. gr. 416, 177; Kleinasiat. Münz. S. 231 (z. nr. 2).
Fulvia (vielleicht identisch mit Eumeneia, Phrygien). Auf kleiner Kupfermünze das Brustbild des geflügelten E. rechtshin, mit Haarflechte über dem Scheitel und Gewandung am Hals, Imhoof-Blumer Kleinasiat. Münz. 231, 2 z. Taf. VII 25.
Germanikopolis (Paphlagonien). Auf Kupfermünze zu Paris mit Brustbild der Iulia Domna rechtshin nackte Aphrodite, rechtshin kauernd mit Kopf en face; mit der Rechten ordnet sie ihr Haar, die Linke ruht auf dem linken Schenkel; hinter ihr kleiner E., Mionnet Suppl. IV 566, 96. Riggauer S. 81. Imhoof-Blumer Gr. Münz. 69 (593), 104 z. Taf. V 19.
Hadrianopolis (Thrakien). Auf Kupfermünzen mit Caracalla E. auf einem Delphin rechtshin reitend, mit Zügeln und Reitgerte, Brit. Mus. Cat. of Thrace etc. 119, 22. 23. Usener Sintfl. 140. 221. Auf einer Münze des Wiener Kabinetts mit Caracalla E. rechtshin stehend mit unkenntlichem Gegenstand in den Händen, links Bogen und Pfeil im Köcher, Riggauer S. 89. E. auf eine umgestürzte Fackel gelehnt, Riggauer S. 96.
Herakleia (Bithynien). Auf Kupfermünze der Iulia Domna stehende Aphrodite, dem zu ihren Füßen stehenden E. einen Apfel (? eine Traube) reichend, Mionnet Suppl. V 61, 307. Riggauer [522] :S. 78f. Auf Kupfermünze mit Kopf Gordians III. nach rechts Aphrodite im Peplos linkshin mit Blüte in der ausgestreckten Rechten; vor ihr E., Brit. Mus. Cat. of Pontus etc. 147, 57.
Hermione (Argolis). Auf Kupfermünze des Caracalla Aphrodite stehend mit E., Mionnet Suppl. IV 263, 162. Riggauer S. 80f.
Hyrkanis (Lydien). Auf Kupfermünze des Commodus E. mit Fackel in jeder Hand beim Raub der Persephone, Mionnet IV 62, 330. 331. Riggauer S. 93.
Ilistra (Lykaonien). Auf Kupfermünze, ohne Zweifel aus der Zeit Marc Aurels, das Brustbild des geflügelten E. linkshin; davor Zweig mit Blättern, Imhoof-Blumer Kleinasiat. Münz. 418, 1 z. Taf. XVI 1. 2.
Iulia Gordos (Lydien). Auf Kupfermünze in Sammlung Imhoof mit Brustbild Valeriana nach rechts Hades in einer Quadriga im Galopp rechtshin, in der Linken das Zepter, im rechten Arm die sich sträubende Persephone haltend; darüber schwebender E. rechtshin, die Pferde bekränzend, Imhoof-Blumer Lyd. Stadtmünz. 86f., 5. Riggauer S. 93.
Kallatia (Moesien). Auf einer zwar autonomen, aber ungefähr dem 2. Jhdt. angehörigen Münze E. mit Fackel in der Hand auf rechtshin schreitendem Löwen, Mionnet I 354, 10. Riggauer S. 85.
Kasai (Kilikien). Auf Münze des jüngern Philippus in Waddingtons Besitz die Darstellung des Raubes der Persephone; vor dem Viergespann Hermes als Führer, über den Pferden schwebender E., Riggauer S. 93; für Münzen von Kasai mit analoger Darstellung ohne die spätere Zutat des E. vgl. Imhoof-Blumer Kleinasiat. Münz. 452, 3. 4 z. Taf. XVII 14. 15.
Kidramos (Karien). Auf Kupfermünze mit Brustbild Elagabals Aphrodite im langen Chiton und Peplos, rechtshin stehend, den rechten Arm rückwärts ausstreckend, den linken gebogen mit Spiegel (?); hinter ihr zwei oder mehrere Eroten (vgl. die ähnlichen Münzen von Aphrodisias mit Maximinus und von Antiocheia mit Etruscilla), Brit. Mus. Cat. of Caria 82, 7 z. pl. XIII 4. Head HN 523.
Kios (Bithynien). Auf Kupfermünzen des Marc Aurel, L. Verus, Commodus und Caracalla stehender E. als Thanatos, d. h. sich stützend auf die umgestürzte Fackel, Mionnet II 494f., 458; Suppl. V 250f., 1465-1467. Riggauer S. 96.
Korinth. Auf zahlreichen Kupfermünzen erscheint die Aphrodite von Akrokorinthos Paus. II 4, 7) im Typus der sog. Venus von Capua, also halbnackt mit Schild, mitunter mit E. oder zwei Eroten, so auf autonomen Münzen und solchen mit Domitian, Hadrian, Marc Aurel, L. Verus, Lucilla. Commodus, Plautilla usw. Der kleine E. ist bald hinter, bald vor der Göttin dargestellt; er scheint der Aphrodite etwas zu reichen, einen Apfel emporzuhalten; auf Münzen des Commodus und der Plautilla ist E. in Zweizahl gegeben; so erscheinen auf der Kupfermünze des Britischen Museums mit Brustbild der Plautilla nach rechts zu Aphroditens Füßen zwei Eroten, der eine mit Kranz, der andere mit Schale, vgl. Imhoof-Blumer und Gardner Münzkomm. [523] zu Paus. p. 25f. z. Taf. G 121–126. Hitzig-Blümner aus. I 510f. z. Münztaf. II 16. Brit. Mus. Cat. of Corinth etc. 74, 592 (pl. XIX 12). 88, 664 (pl. XXII 7). 666. 93, 696 (pl. XXIII 15). Riggauer S. 80.
Kremna (Pisidien) fällt aus dieser Liste weg; Mionnet hat fälschlich für E. genommen einen Apollo propugnator auf Kupfermünzen mit Geta, Riggauer S. 90. Imhoof-Blumer Monn, gr. 337.
Kyzikos (Mysien). Auf Kupfermünze der Brera, ungefähr aus der Zeit der Faustina, mit diademgeschmücktem Kopf des Kyzikos E. en face stehend, mit langen Flügeln, mit Pfeil in der Rechten, die Linke auf eine oben mit Kränzen (oder Tänien?) behangene Stele stützend, Riggauer S. 88 z. Taf. I 18. Ferner E. linkshin stehend, mit Hase in der erhobenen Rechten, mit Bogen in der Linken, also rein genrehaft als Jäger aufgefaßt, Riggauer S. 90 z. Taf. I 21. Auf Bronzemedaillon mit Brustbild der jüngern Faustina als Kore (oder Demeter) rechtshin (geprägt bei Anlaß der Homonoia zwischen Kyzikos und Smyrna) Demeter oder Kore im langen Chiton, mit beiden Händen eine Fackel haltend, rechtshin in einem Wagen stehend, der von zwei Kentauren gezogen wird, von denen der eine bartlos mit Pedum im rechten Arm, der andere bärtig, eine Schale mit Früchten oder Kuchen in der vorgestreckten Rechten; vor dem Zweigespann schreitet ein geflügeltes E.-Kind, zurückblickend nach rechts; im Hintergrund (zwischen den Köpfen des Kentaurenpaares) der gehörnte Pan linkshin, in eine gerade und eine gebogene Flöte blasend, und (vor der Göttin) eine Mainade linkshin, das Tympanon schlagend; hinter dem Wagen ein bärtiger Mann im kurzen Chiton rechtshin schreitend, mit der Rechten einen mit Früchten gefüllten Korb auf dem Kopf, in der Linken den Stab haltend, ein sog. λικνοφόρος, vgl. Riggauer S. 94. Imhoof-Blumer Gr. Münz. 90f. (614f.), 169 z. Taf. VII 3 (Exemplar zu Paris) und Brit. Mus. Cat. of Mysia 61, 293 (Exemplar zu London).
Lampsakos (Mysien). Auf Kupfermünze mit Caracalla zu Wien E. rechtshin auf einem Delphin reitend, mit Zügel in der Linken, mit Kranz in der Rechten, Riggauer S. 87. Usener Sintfl. 141. 221.
Laodikeia (Phrygien). Auf autonomen Kupfermünzen eine weibliche Gestalt linkshin thronend mit Zepter in der Linken, hält mit der Rechten einem geflügelten Genius eine Schale entgegen, Riggauer S. 79f. Auf Kupfermünze mit Brustbild des Demos und Kopf Marc Aurels nackte Aphrodite en face stehend mit Kopf nach rechts, mit beiden Händen ihre Haare ausbreitend; hinter ihr steht der geflügelte E., rechtshin nach der Göttin aufblickend, in der Linken einen Pfeil emporhaltend, in der gesenkten Rechten Fackel (?); rechts im Feld ein Delphin linkshin, Kopf abwärts, Imhoof-Blumer Kleinasiat. Münz. 271, 40. 41. Riggauer S. 81. Auf Kupfermünzen aus der Zeit Elagabals mit Brustbild des Synedrion und des Elagabal geflügelter E. linkshin am Boden sitzend, den Kopf auf dem linken Arm und diesen auf einen Felsen gestützt, die Rechte zum Boden [524] gesenkt; zu seinen Füßen eine umgestürzte erlöschende Fackel; gelegentlich scheint der Rechten des E. ein rundlicher Gegenstand zu entfallen, vgl. Imhoof-Blumer Kleinasiat. Münz. 274f., 52–55 z. Taf. IX 5; dies ist der ,neben der Herakleskeule schlafende E.‘, Mionnet Suppl. VII 588, 463. Riggauer S. 91, wozu auch Imhoof-Blumer Gr. Münz. 218 (742) A. 4.
Laodikeia (Syrien). E.-Kopf rechshin, Mionnet. Suppl. VIII 167, 199. Riggauer S. 97.
Magnesia am Maiandros (Ionien). Auf Kupfermünze mit Brustbild Marc Aurels nach rechts die Aphrodite Meleia, bekleidet mit dem Chiton, rechtshin stehend, mit der Rechten sich aufs Zepter stützend und mit Granatapfel in der Linken; hinter ihr E. rechtshin stehend, seine beiden Arme gegen die Göttin ausstreckend, Imhoof-Blumer Monn. gr. 292, 91.
Magydos (Pamphylien). Auf Kupfermünzen mit Brustbild der Iulia Domna (und mit Macrinus?) Aphrodite mit entblößtem Oberkörper en face stehend mit Kopf nach rechts, in der erhobenen Rechten eine Haarflechte, mit der Linken den Chiton festhaltend; links neben der Göttin stehender E. (in roher, undeutlicher Darstellung), vgl. Imhoof-Blumer Kleinasiat. Münz 325, 2 z. Taf. XX 15.
Maionia (Lydien). Auf Bronzemedaillon des Traianus Decius Dionysos und Ariadne auf einem von zwei Panthern gezogenen Wagen rechtshin fahrend; in den Lüften ein schwebender E., vgl. Riggauer S. 93f.
Mastaura (Lydien). Auf Kupfermünze der Otacilia Aphrodite linkshin stehend mit Äpfel in der Rechten; vor ihr links der bogenspannende E., hinter ihr ein Delphin, Mionnet IV 87, 477. Riggauer S. 81.
Metropolis (Thessalien). Auf Kupfermünze mit Apollonkopf Aphrodite Καστνιῆτις (s. Bd. I S. 2730, 12ff.) in Chiton und Himation linkshin stehend mit Taube in der Rechten; vor ihr E. linkshin, Brit. Mus. Cat. of Thessaly 36, 4 z. pl. XXXI 6. Riggauer S. 80.
Midaeion (Phrygien). Auf Kupfermünze der Sammlung Löbbecke mit Brustbild des Maximinus nach rechts Tyche mit Turmkrone linkshin auf einem Felsen sitzend, in der Rechten Ähren über einem Altar (?) haltend, die Linke auf den Sitz gestemmt, links und rechts je ein geflügelter E. von vorn, mit beiden Händen eine gegen die Göttin gerichtete Fackel haltend, Imhoof-Blumer Kleinasiat. Münz. 279, 5.
Nagidos (Kilikien). Auf der Vorderseite von Silberstateren vom Ende des 5. und Beginn des 4. Jhdts. kehrt in zahlreichen, wenig verschiedenen Spielarten die bekleidete Aphrodite wieder, linkshin thronend, meist mit Schale in der vorgestreckten Rechten, und bei ihr E., bald mit aufgestellten Flügeln der Göttin zur Seite stehend nach links, bald von links heranschwebend, Aphrodite zu bekränzen, bald auch hinter der Göttin stehend und sich streckend, um ihr den Kranz aufs Haupt zu setzen; unter dem Sitz bisweilen, d. h. zumal in der spätern Entwicklung dieses Münztypus, eine Maus oder ein Kaninchen nach links, vgl. Brit. Mus. Cat. of Lycaonia etc. p. XLII. 109, 1. 2. 111, 11. 12. 112, 13. 14. 113, 17. 18. 114, 19–25. 115, 26 z. pl. XIX 1. 2. [525] 10–13. XX 1–10. Riggauer S. 73 z. Taf. I 4. 5. Imhoof-Blumer Monn. gr. 378 A. 45; Kleinasiat. Münz. 476ff., 1–12 z. Taf. XVIII 15. 16.
Nikaia (Bithynien). Auf zahlreichen Münzen der jüngern Faustina, des Caracalla, des Gordianus Pius usw. Herakles auf schreitendem Löwen ruhend; mit der Rechten hält er E., der auf seinem Knie schaukelt, im linken Arm ruht die Keule, Mionnet II 462. 286; Suppl. V 98, 518. 121, 672. Riggauer S. 83. Auf Kupfermünze des Commodus im Vatikan stehender E., der mit beiden Händen den Bogen spannt, Riggauer S. 89. Auf Münzen z. B. der Iulia Domna Nikaia mit Turmkrone und Thyrsos neben Dionysos auf einem Wagen sitzend, der von einem Kentaurenpaar gezogen und von E. und Pan begleitet wird, Imhoof-Blumer Bithyn. Münz. S. 16 (Journ. internat. de l’arch. numism. I 1898, 26), vgl. die Homonoiamünzen von Kyzikos und Smyrna. Auf Kupfermünze des Severus Alexander nackte Aphrodite rechtshin kauernd, d. h. auf das rechte Bein niedergelassen, mit der Rechten das Haar fassend, zurückblickend in einen Spiegel, den ihr ein fackeltragender E. hinhält; rechts ein zweiter E. mit Fackel; man denkt dargestellt die kauernde Aphrodite des bithynischen Bildhauers Doidalses (s. o. Bd. V S. 1266f., 55ff.), vgl. Riggauer S. 81 z. Taf. I 7.
Nikomedeia (Bithynien). Auf Kupfermünzen des Antoninus Pius und des Commodus E. als geflügelter Knabe auf Delphin rechtshin reitend, Mionnet Suppl. V 179. 1042. 188, 1104. Brit. Mus. Cat. of Pontus etc. 183, 27 z. pl. XXXIV 17. Riggauer S. 87. Usener Sintfl. 140. 179. 221. 278 z. Münzt. nr. 2. Auf Münze des Maximus E. linkshin fliehend mit ausgestrecktem rechtem Arm, über den die Chlamys hängt, sich zurückwendend nach der auf das linke Knie niedergelassenen, langbekleideten, flehend die Arme ausstreckenden Psyche, Mionnet Suppl. V 213, 1261 z. Taf. I 3. Riggauer S. 94f., vgl. O. Jahn Arch. Beitr. 177f.
Nikopolis (Moesien). Auf Münze mit Antoninus Pius zu München E. rechtshin stehend und den Bogen spannend, Riggauer S. 89. Auf Münzen des Septimius Severus und des Geta E. als Todesgenius auf eine umgestürzte Fackel gelehnt, Riggauer S. 96f.
Nikopolis (Seleukis). Auf einer Kupfermünze Artemis (?) im kurzen Chiton, die Rechte erhoben; dazu eine zweite Gestalt in ähnlicher Kleidung rechtshin vordringend, den linken Arm ausgestreckt; davor ein rechtshin schwimmender Flußgott: oben E. rechtshin fliegend mit Fackel in der Rechten (ähnlich wie auf Münzen von Abydos mit Hero und Leandros), Brit. Mus. Cat. of Galatia etc. p. LXIX. 263, 3.
Olbasa (Kolonie, Pisidien). Auf Kupfermünze der Sammlung Imhoof mit Brustbild des Maximinus nach rechts bekleidete Göttin (Aphrodite ?) en face im Tempel stehend, beide Arme seitlich gestreckt, mit ringförmigem Attribut in der Rechten, beidseitig des Kopfes zwei der Göttin zufliegende (und sie bekränzende?) Eroten, Imhoof-Blumer Gr. Münz. 173 (697), 496 z. Taf. X 25. [526]
Orra (?) (Italien). Auf Kupfermünzen mit weiblichem Brustbild (Aphrodite?), um 200 v. Chr. geprägt, rechtshin schreitender E., der auf der Leier spielt, mit Beischrift ORRA, Brit. Mus. Cat. of Italy 158, 6. 7. Riggauer S. 90f. z. Taf. I 22; desgleichen E. rechtshin schreitend, bald mit beiden Händen eine Binde haltend, Brit. Mus. a. O. 159, 8. 9. Riggauer S. 91, bald mit Fackel in jeder Hand, Riggauer S. 91 z. Taf. I 23. Imhoof-Blumer Monn. gr. 12f., 49.
Paestum (Poseidonia, Lucanien). Auf Kupfermünze mit Poseidonkopf E. linkshin auf Delphin reitend, mit Kranz in der Rechten und mit Dreizack in der Linken, Brit. Mus. Cat. of Italy 274, 1–3. Riggauer S. 87 z. Taf. I 14. Usener Sintfl. 142. 221. 279 z. Münztaf. nr. 22.
Panionion (Κοινὸν Ἰώνων d. i. Bund von dreizehn ionischen Städten unter Antoninus Pius). Auf Kupfermünzen mit Brustbild des Antoninus Pius Hades mit fliegender Chlamys in einer Quadriga im Galopp rechtshin, Persephone wegtragend und mit dem Zepter; über den Köpfen der Pferde ein kleiner geflügelter E. mit Fackel und Zügeln die Pferde treibend; unter den Pferden ein umgeworfener Blumenkorb, Brit. Mus. Cat. of Ionia 16, 1. Riggauer S. 92.
Parion (an der Propontis in der Troas). Auf Kupfermünzen (leider durchweg von roher Fabrik und schlechter Erhaltung) mit Antoninus Pius, Commodus, Severus Alexander, Philippus Pius, Otacilia Severa und Philippus Arabs erscheint E. und zwar, wie zuerst Bursian vermutet hat im Jenenser Programm von 1873, nach der berühmten Statue des Praxiteles. E. ist nackt dargestellt (wirklich nudus, wie es Plin. XXXVI 22 heißt, ohne Chlamys, wofür der Pfeiler unter der Linken angesehen wurde), mit einem Paar mächtiger Adlerflügel am Rücken, en face stehend mit Kopf im Profil rechtshin (wahrscheinlich ist auch hier wie bei der Knidierin auf der Münze aus einer halben eine ganze Wendung des Kopfes geworden); das rechte Bein ist Standbein; die Linke stützt E. auf einem Pfeiler auf (ein Motiv, das bei andern Praxitelischen Statuen wiederkehrt), den rechten Arm hält er gesenkt, die Rechte linkshin ausstreckend; links unter der Rechten steht eine kleine Herme; vgl. Riggauer S. 84f. z. Taf. I 13. Imhoof-Blumer Monn. gr. 256f., 139–141. Head HN 459. Gardner Journ. of Hell. Stud. IV 1883, 270. Wolters Arch. Ztg. XLIII 1885, 89ff. Roscher Lexik. I 1358. Baumeister Denkm. III S. 1401 Abb. 1552. Klein Praxiteles Fig. 36.
Patrai (Achaia). Auf Kupfermünze mit Brustbild des Commodus nach rechts nackter E. rechtshin stehend, die halbnackte, linkshin stehende Psyche umarmend, Imhoof-Blumer Monn. gr. 166, 49 b. Imhoof-Blumer und Gardner Münzkomm. z. Paus. 81f, 13.
Pautalia (Thrakien). Auf Kupfermünzen des Septimius Severus und des Geta E. als Todesgott, d. h. stehender E. auf eine umgestürzte Fackel gestützt. Mionnet Suppl. II 378, 1040. Brit. Mus. Cat. of Thrace p. 146. Riggauer S. 96.
Pergamon (Mysien). Auf Kupfermünze des L. Verus ist E. in Verbindung mit Aphrodite bemüht, den sitzenden Herakles mit sich fortzuziehen, [527] Mionnet Suppl. V 444, 1023. Riggauer S. 83. Auf Bronzemedaillon mit Brustbild des Commodus rechtshin, bloß in dem einen Exemplar der Uffizien zu Florenz bekannt, erscheint der geflügelte E. nackt, en face stehend mit Kopf rechtshin, neben einem Baum rechts; das rechte Bein ist Standbein, die Linke ist in die Hüfte gestützt, möglicherweise auf einen Ast des Baums gelehnt, die Rechte über den Kopf gelegt im Gestus des Ausruhens; das Motiv ist durchaus Praxitelischen Charakters, erinnert unmittelbar an den sog. Apollino, in dem man eine Weiterbildung des Praxitelischen Apollon Lykeios annimmt, und Klein möchte in diesem ,E.-Apollino‘ den thespischen E. des Praxiteles vermuten; vgl. Riggauer S. 88 z. Taf. I 17. Imhoof-Blumer Gr. Münz. 94 (168), 182. Roscher Lexik. I 1362. Klein Prax. Fig. 28 (S. 241f.).
Perinthos (Thrakien). Auf Kupfermünzen des Elagabal und des Gordianus E. rechtshin auf Delphin reitend, Mionnet I 410, 314. Riggauer S. 87. Usener Sintfl. S. 140. 221. 278 z. Münzt. nr. 3. 4.
Perperene (Mysien). Auf Kupfermünze des Commodus erscheint die nackte stehende Aphrodite; sie hält über ihrem Haupt eine Weintraube empor und läßt ihren linken Arm auf dem zu ihren Füßen stehenden E. ruhen, Mionnet Suppl. V 484, 1212. Riggauer S. 79.
Pessinus (Galatien). Auf zu Wien befindlicher Münze mit Caracalla erscheint ein bärtiger geflügelter Mann im kurzen Chiton mit flatterndem Haar rechtshin eilend; der Oberkörper ist zurückgebeugt, der rechte Arm nach hinten ausgestreckt; auf dem linken Arm aber trägt er einen geflügelten Knaben direkt vor sich her, wahrscheinlich E. (bei Mionnet ist die Deutung auf Daidalos mit Ikaros), Mionnet IV 395, 132. 133. Riggauer S. 92 z. Taf. I 10. Auf Kupfermünze mit Geta nackter E. auf einem Löwen rechtshin reitend, die Rechte erhoben mit Peitsche, die Linke auf des Löwen Mähne, Brit. Mus. Cat. of Galatia etc. 23, 29 z. pl. IV 11.
Philippopolis (Thrakien). Auf einer Münze des Commodus in den Uffizien zu Florenz E. linkshin stehend mit übergeschlagenem rechtem Bein auf eine Stele gestützt; der schlaff niederfallende linke Arm hält eine gesenkte Fackel, mit der Rechten bedeckt er trauernd das Antlitz, Riggauer S. 96. Auf Kupfermünze des Caracalla und des Geta E. auf einem Löwen reitend, Mionnet Suppl. II 472, 1596. Riggauer S. 85.
Plarasa (Karien) s. Aphrodisias.
Plotinopolis (Thrakien). Auf Münze des Caracalla E. auf eine umgestürzte Fackel gelehnt, Brit. Mus. Cat. of Thrace etc. p. 169. Riggauer S. 96.
Poimanenoi (τὸ Ποιμανηνόν, Mysien). Auf Kupfermünze mit Commodus, s. Z. in Waddingtons Besitz, eine langgeflügelte Jünglingsgestalt en face, das Haar strahlenförmig geordnet (oder rosenbekränzt); die Linke stützt sich auf eine Amphora, die Rechte hält einen unkenntlichen Gegenstand (vielleicht Pfeil?), Riggauer S. 88.
Populonia (?) (Italien). Auf Silbermünzen Kinderkopf, ganz en face (E.?), Brit. Mus. Cat. of Italy p. 8, 8.
[528]
Poseidonia (Italien) s. Paestum.
Prusa am Olympos (Bithynien). Auf Kupfermünzen des Commodus und der Crispina E. in Ephebengestalt, nackt, geflügelt, rechtshin stehend mit übergeschlagenem linkem Bein, mit dem linken Arm auf einen Pfeiler rechts gestützt, über den die Chlamys geworfen ist, die Rechte seitlich haltend, wie es scheint, mit Pfeil; vielleicht ist neben dem Pfeiler auch der Bogen wiedergegeben; das Motiv ist wiederum Praxitelischen Charakters, man denkt an einen ,E.-Sauroktonos‘; vgl. Brit. Mus. Cat. of Pontus etc. 194, 2. Riggauer S. 89 z. Taf. I 19. Roscher Lexik. I 1368. Klein Praxiteles Fig. 18 (S. 111 A. 132). Auf Kupfermünze des Caracalla E. auf eine umgestürzte Fackel gelehnt, Mionnet II 482f., 395. Riggauer S. 96. Auf Kupfermünze des Geta im Wiener Kabinett nackte stehende Aphrodite, mit erhobenen Händen die Haare trocknend, links E., rechts ein Seepferd, Riggauer S. 82.
Rom. Auf einem 88 v. Chr. geprägten Quinarius des Iulius Bursio ein nackter geflügelter E. nach rechts, versuchend, über seinem Knie einen Blitz zu zerbrechen, Babelon Descr. des Monn. de la Rép. rom. II 8, 7; vgl. einen Karneol der Kgl. Sammlung im Haag bei Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. XXX 31 und die Gemme zu Berlin Katal. nr. 1628. Furtwängler a. O. III 280, 3.
Saïtta (Lydien). Auf Kupfermünzen mit Brustbild der Crispina und mit Kopf des Albinus nach rechts Aphrodite nackt, in der Haltung der Mediceïschen linkshin stehend: vor Aphrodite Delphin mit Kopf nach unten, hinter ihr linkshin stehender geflügelter E. mit Fackel in der erhobenen Linken, oder es erscheint auch der Delphin mit Kopf nach unten hinter der Göttin und vor ihr der rechtshin stehende E. mit Fackel in der erhobenen Rechten, Imhoof-Blumer Lyd. Stadtmünzen 128f., 6. 6 a (Taf. V 16). 7.
Sardeis (Lydien). Auf Kupfermünzen mit Vespasian, Traian, Septimius Severus, Caracalla, Gordianus Pius, Otacilia Severa die Darstellung des Raubes der Persephone mit E., Mionnet IV 123, 698. 125, 708. 128, 728. 131, 747. 751. 137f., 787; Suppl. VII 420, 475. Riggauer S. 93. Müller-Wieseler-Wernicke Ant. Denkm. S. 2622 Taf. XXI 49.
Sebaste (Samaria). Auf Kupfermünzen der Iulia Domna, des Caracalla, der Iulia Soaemias und der Iulia Maesa die Darstellung des Raubes der Persephone mit E., Mionnet V 515f., 162. 166; Suppl. VIII 358f., 110. 113. 114. Riggauer S. 93.
Seleukeia am Kalykadnos (Kilikien). Auf Kupfermünze mit Brustbild der Iulia Domna nach rechts in Sammlung Löbbecke Europa auf dem rechtshin springenden Stier nach links hingestreckt, den Kopf zurückwendend und mit beiden Händen das bogenförmig über dem Haupt geblähte Obergewand haltend; vor der Gruppe der rechtshin schwebende E., den Kopf Europa zuwendend und mit der Rechten den Stier leitend; unter diesem ragt der Oberkörper eines bärtigen Meergottes (Okeanos?) rechtshin hervor, am Kopf Krebsscheren, in der Rechten Ruder, die Linke [529] vorgestreckt, Imhoof-Blumer Kleinasiat. Münz. 483, 10 z. Taf. XVIII 20. Auf Kupfermünze mit Brustbild Gordians nach rechts Aphrodite im langen Chiton mit entblößter rechter Brust, rechtshin stehend, die Rechte an die Hüfte gelegt, mit der Linken einen runden Spiegel vor die Augen haltend; beidseitig der Göttin je ein ihr zugewandter E. mit brennender Fackel in beiden Händen, Imhoof-Blumer Gr. Münz. 189 (713), 576 (Taf. XI 15). 577. Oder eine ähnliche Darstellung, aber Aphrodite völlig bekleidet, mit der Rechten ihr Gewand vorn zusammenhaltend, während über ihren linken Arm das Himation niederfällt; der vor ihr stehende E. ist en face gegeben. Imhoof-Blumer a. O. 578. Oder endlich Aphrodite rechtshin stehend und sich im Spiegel betrachtend; hinter ihr E. rechtshin, mit beiden Händen eine Fackel haltend, vor ihr Postament mit Brunnenbecken, auf dessen Rand eine Taube linkshin sitzt und trinkt, Imhoof-Blumer a. O. 189f. (713f.), 579 (Taf. XI 16).
Seleukidische Könige. Auf Kupfermünze des Antiochos VII. Sidetes Brustbild des E. nach rechts mit Myrtenkranz und Gewandung, Brit. Mus. Cat. Seleucid kings of Syria 73f., 48–62 (pl. XX 11), vgl. auch Riggauer S. 97. Imhoof-Blumer Kleinasiat. Münz. 231 (z. nr. 2); ähnlich auf Kupfermünzen Alexanders II., Brit. Mus. a. O. 84, 30 (pl. XXII 12), und des Antiochos IX. Kyzikenos, Brit. Mus. a. O. 94, 27–30 (pl. XXV 9).
Serdike (Ulpia Serdica, Thrakien). Hier herrscht große Mannigfaltigkeit in E.-Typen. E. ein Tropaion tragend, Mionnet Suppl. II 496. 1730. Riggauer S. 86; auf einer Münze des Wiener Kabinetts E. auf einem Löwen reitend, Riggauer S. 85. Namentlich auf Münzen des Caracalla erscheint E., z. B. E. und Herakles; dieser, auf einem schreitenden Löwen ruhend, hält mit der Rechten den E., der auf seinem Knie schaukelt, im linken Arm ruht die Keule, Brit. Mus. Cat. of Thrace p. 173. Riggauer S. 83; oder E. rechts vor einem rechtshin stehenden Löwen, mit der Linken die erhobene Vorderpranke des Tieres stützend, mit der Rechten einen herausgezogenen Dorn haltend, Riggauer S. 86 z. Taf. I 16; oder E., nackt, linkshin stehend. hält am linken Bein einen zweiten nackten E., der auf den Händen zu gehen scheint. Mionnet Suppl. II 496, 1729. Riggauer S. 86f. z. Taf. I 15; oder endlich E. und Psyche nebeneinander stehend und sich umarmend. Mionnet I 421, 369. Riggauer S. 91 z. Taf. I 26.
Sikyon (Achaia). Auf Kupfermünze des Septimius Severus zu Bologna nackte Aphrodite in der Stellung der Mediceïschen; links vor ihr steht auf niedriger Basis E., mit der Linken eine Tänie zu Aphrodite emporhaltend, mit der Rechten die Fackel senkend; die Aphrodite ist archaisierend, vielleicht nach einem alten Kultbild gegeben (vgl. Paus. II 10, 4f.), wofür auch die Stellung des E. auf Basis sprechen kann, Riggauer S. 80 z. Taf. I 8. Imhoof-Blumer und Gardner Münzkomm. z. Paus. S. 30 z. Taf. H XV.
Smyrna s. Kyzikos.
Syedra (Kilikien). Auf Kupfermünze des Trebonianus Gallus die Darstellung des Raubes der [530] Persephone mit E., Mionnet III 617f., 380. Riggauer S. 93.
Syrakus (Sizilien). Auf einem Tetradrachmon vom Ende des 5. Jhdts., möglicherweise geprägt zur Feier der Vermählung Dionysios’ I., erscheint E., das Viergespann im Galopp rechtshin lenkend, darüber eine ihn bekränzende Nike, im Abschnitt Skylla mit Dreizack über der linken Schulter, die Rechte nach dem vor ihr schwimmenden Fische ausstreckend, und die Künstlersignatur ΕΥΘ (zu ergänzen Εὐθύμου). Brit. Mus. Cat. of Sicily 167, 152. 153. 168, 156. 157. Riggauer S. 74. Imhoof-Blumer und Keller Tier- u. Pflanzenbilder auf Münzen u. Gemmen S. 74 z. Taf. XIII 3. Waser Skylla u. Char. 100. 106f. A. 160.
Tarent (Italien). Auf Silbermünze zu Berlin E. auf dem Delphin reitend, Riggauer S. 87. Usener Sintfl. 142. 154ff.
Thyateira (Lydien). Auf Kupfermünze des Commodus E. mit Fackel beim Raub der Persephone, Mionnet IV 162, 926; Suppl. VII 449, 610. Riggauer S. 92.
Tion (Bithynien). Auf Kupfermünze des Gordianus Pius Aphrodite stehend, mit der Linken ihr Gewand fassend, mit der Rechten dem zu ihren Füßen stehenden E., der die Hände gegen sie ausstreckt, einen Apfel reichend, Mionnet Suppl. V 268, 1560. Riggauer S. 79.
Tmolos (Aureliopolis, Lydien). E. auf Münzen der römischen Kaiserzeit, Head HN 554.
Tomoi (Moesien). Auf Münze des Caracalla E. als Todesgenius, d. h. auf eine umgestürzte Fackel gelehnt, Riggauer S. 96.
Topeiros (τὰ Τόπειρα, Thrakien). Auf Münze des Caracalla E. als Todesgenius, Brit. Mus. Cat. of Thrace p. 176. Riggauer S. 96.
Traianopolis (Thrakien). Auf Münze des Septimius Severus zu Wien E. als Todesgenius, Riggauer S. 96.
Tralleis (Seleukeia Tralleis Kaisareia, Lydien). Auf Kupfermünzen mit Antoninus Pius und Gordian nackter jugendlicher Dionysos, auf einem mit einem Pantherweibchen und einer Ziege bespannten Wagen rechtshin sitzend, mit der Linken den Thyrsos schulternd; zur Linken des Gottes sitzt Apoll, mit Kopf en face, die Kithara spielend; auf der Ziege reitet E., die Doppelflöte blasend, Imhoof-Blumer Lyd. Stadtmünz. 177, 34 z. Taf. VII 14, vgl. Eumeneia. Auf Kupfermünze in Sammlung Imhoof mit Kopf des jugendlichen Caracalla mit Lorbeer rechtshin E. stehend und den Bogen abschießend, Imhoof-Blumer a. O. 178, 37. Auf Kupfermünze in Sammlung Imhoof mit Brustbild Getas mit Panzer und Mantel rechtshin E. linkshin stehend, mit Chlamys über Schultern und Armen, mit Pfeil (?) in der vorgestreckten Rechten. Imhoof-Blumer Kleinasiat. Münz. 187, 3 z. Taf. VI 16.
Trapezopolis (Karien). Auf autonomen Kupfermünzen Aphrodite stehend, läßt die Rechte auf ihrem Haupt ruhen, mit der Linken umfaßt sie E., Mionnet III 388, 490. Riggauer S. 79.
Tripolis (Lydien, nicht Karien [1]. Auf Kupfermünze [531] des Caracalla E. als Todesgenius, Mionnet III 394, 527. Riggauer S. 96.
Tyndaris (Sizilien). Auf kleiner Kupfermünze in Sammlung Six zu Amsterdam aus Sammlung Northwick Brustbild des geflügelten E. nach rechts, Imhoof-Blumer Monn. gr. 34, 78. Riggauer S. 97.
Volsinii (?) (Italien). Auf Kupfermünzen jugendlicher männlicher Kopf nach links, von einem Myrtenkranz umwunden (E. ?), Brit. Mus. Cat. of Italy p. 11, 1.
Unsere Liste ergibt also, daß das sizilische Eryx die ältesten Darstellungen des E. auf Münzen liefert, und zwar auf Silbermünzen vom Ausgang des 5. Jhdts.; zu nennen ist ferner das Tetradrachmon von Syrakus, das vermutlich zur Feier der Vermählung Dionysios’ I. geprägt ward, und gleichfalls noch dem Ende des 5. und dann der ersten Hälfte des 4. Jhdts. gehören E.-Darstellungen an auf Silberstateren von Nagidos; noch voralexandrinisch, ungefähr der Mitte des 4. Jhdts. angehörig, sind einige Pegasosstatere von Ambrakia mit E.-Darstellungen als Beizeichen zum Pallaskopf, und ans Ende des 4. Jhdts. führt dann der Goldhalbstater der Bruttier usw. Unzählig oft ist E. der Aphrodite beigesellt; ferner erscheint er zusammen mit Dionysos, auf Münzen von Dokimeion, von Eumeneia und Tralleis, Maionia und Nikaia; hieran schließt sich die Homonoiamünze von Kyzikos und Smyrna, wo aber Demeter (oder Kore) im Wagen steht. Ähnlich ist E. ein fast ständiger Begleiter beim Persephoneraub, zumal auf Münzen karischer und lydischer Städte, vgl. Hyrkanis, Iulia Gordos, Kasai, Panionion, Sardeis, Sebaste, Syedra, Thyateira, Riggauer S. 92f., ebenso auch sonst, besonders in Sarkophagreliefs, vgl. z. B. Baumeister Denkm. I 419ff. Abb. 459 b. 460. 461. Müller-Wieseler-Wernicke Ant. Denkm. S. 223ff. z. Taf. XVIII 8. 9. XIX 4. 5, vgl. auch Baumeister Abb. 462. Müller-Wieseler-Wernicke S. 228 z. Taf. XIX 3 (Kathodos der Kore). Für E. mit Tyche vgl. Aigeira und Midaeion, auch Nikaia, für E. mit Psyche vgl. Nikomedeia, Patrai, Serdike. Büste oder Kopf des E. zeigen Münzen von Aphrodisias (und Plarasa), Eusebeia, Fulvia, Ilistra, Laodikeia, Populonia (?), der Seleukiden und von Tyndaris. Über E.-Thanatos s. Abschn. VI c. E. auf dem Delphin reitend finden wir auf Münzen von Ambrakia, Anchialos, Develtos, Hadrianopolis, Lampsakos, Nikomedeia. Paestum, Pcrinthos. Tarent, vgl. Riggauer S. 87f. z. Taf. I 6. 14. Usener Sintfl. 140ff. 179. 221f. 278f., Mzt. nr. 1-4. 14. 22. Endlich E. auf einem Löwen reitend, auf Münzen von Kallatia, Pessinus, Philippopolis, Serdike, Riggauer S. 85f. usw.
VIII. Eros und Psyche. Vgl. besonders O. Jahn Arch. Beitr. 121–197; Ber. d. Sächs. Ges. d. Wiss. 1851. 153–179. C.-R. 1877, 53–219. Collignon Essai sur les mon. grecs et romains relatifs au mythe de Psyché, Paris 1877. Wolters Arch. Ztg. XLII 1884, 1–22 z. Taf. I. Furtwängler La coll. Sabouroff II z. pl. CXXXV; bei Roscher Myth. Lex. I 1370–1372; Die ant. Gemm. III 167f. 280f. 290f. 293. 330. 341. 343. Petersen Röm. Mitt. XVI 1901, 57–93. Gruppe Gr. Myth. 726, 1. 871ff. 873, 3.
Die Verbindung von E. mit Psyche dürfte [532] auf Platon und dessen Vorstellungen von der menschlichen Seele zurückzuführen sein. Wurden des Dichterphilosophen Dialoge viel gelesen, so fanden auch die darin ausgesprochenen Anschauungen weite Verbreitung, wenigstens in den gebildeten Kreisen, und sie mußten auch die Kunst zur Darstellung reizen, weniger das niedere Kunsthandwerk als die feinern Künste. Schon bei Platon aber dürfte die später so beliebte Verbindung von E. und Psyche einsetzen, zum mindesten angebahnt sein, hauptsächlich durch den Dialog Phaidros, schon bei Platon liegt die Vorstellung der von E. beherrschten Psyche vorgebildet vor. Im Phaidros ist die Rede von der ursprünglich befiederten Seele. ,Vollkommen und befiedert schwebt die Seele in den höheren Regionen und waltet durch die ganze Welt; die entfiederte aber treibt sich herum, bis sie auf ein Starres trifft, worin sie wohnhaft wird einen irdischen Leib annehmend‘ (p. 246 b. c). Auch der Gedanke, Psyche, die Seele, werde wieder beflügelt durch E., die Liebe, ist wenigstens angedeutet im Phaidros (p. 255 c. d). Deutlicher spricht Meleagros von Gadara, vgl. Anth. Pal. V 57. 179. XII 80, besonders XII 132; allerdings ist auch da Psyche noch nicht personifiziert; aber es ist wahrscheinlich, jedenfalls möglich, daß Meleagros das spätere Verhältnis bereits als bekannt voraussetzt. Bei Apuleius erst erscheint das berühmte Märchen von Amor und Psyche, Metam. IV 28–VI 24; auf Apuleius beruhen die weiteren antiken Erwähnungen des Märchens, Fulgent. myth. III 6. Myth. vat. I 231. Fulgentius, der bereits eine allegorisierende Deutung versucht, nennt auch eine griechische Bearbeitung des Stoffes durch Aristophontes von Athen unter dem Titel Dysarestia: doch läßt sich mit dieser Notiz nichts anfangen, vgl. Jahn Arch. Beitr. 123, 3. 449. Ungleich häufiger als in der Literatur ist in der bildenden Kunst auf die mannigfachste Weise die Vorstellung von der durch E. gequälten oder dann in Liebe mit ihm vereinten Psyche ausgesprochen. Wenn nicht dem 4., so gehört doch wohl noch dem 3. Jhdt. v. Chr. an als sicher griechische Schöpfung das schöne Relief aus getriebener Bronze im Berliner Museum, Arch. Ztg. XLII 1884, 1ff. z. Taf. I (darnach Röm. Mitt. XVI 1901. 71 Fig. 2). Neben dem nackten E. erscheint rechts ein züchtig bekleidetes Mädchen, als Gegenstück zu E. gleich diesem mit Vogelflügeln ausgestattet; mit seiner Rechten sucht E. des Mädchens Kinn zu fassen; hierin aber wie namentlich auch im Standmotiv enthält die Gruppe bereits gewisse Grundzüge, die auch später immer festgehalten wurden. Beträchtlich jünger ist eine kleinasiatische Terrakotte der Sammlung Sabouroff, wohl dem 2. oder 1. Jhdt. v. Chr. angehörend. Furtwängler La coll. Sabouroff II pl. CXXXV. Beibehalten sind das Motiv der Rechten des E. und die Vogelflügel für beide; doch E. faßt hier wirklich das Kinn des sich etwas sträubenden Mädchens, und die Flügel sind bei beiden klein gehalten gegenüber den mächtigen des Bronzereliefs; ferner zeigt das Mädchen nackten Oberkörper und legt seinerseits die Arme um den Genossen. Durch diese und ähnliche Terrakotten aber wird fast genau dieselbe Darstellung geboten, die auch jene berühmte [533] Kindergruppe des kapitolinischen Museums wiedergibt, Helbig Führer2 465. Bruckmann Taf. 375; nur ist hier ein Schritt weiter getan, der Knabe im Begriff, das Mädchen zu küssen; ferner fehlt jede Beflügelung der Kinder. Wenn man daher die Darstellung des Bronzereliefs und der Terrakotten wohl mit Recht auf E. und Psyche gedeutet hat (vgl. u. a. auch den kapitolinischen Prometheussarkophag bei Helbig Führer2 457, abgebildet z. B. Baumeister Denkm. III 1413 Abb. 1568, in dessen Reliefdarstellung links die bekannte Gruppe des die Psyche umarmenden E. dem rechts über der Leiche trauernden E. entspricht), so möchte man andrerseits in der kapitolinischen Gruppe eher eine rein genrehafte Darstellung erkennen, für die man einer modernen Kindertragödie den Titel ,Frühlings Erwachen‘, einem Hodlerschen Gemälde den andern ,Le printemps‘ entlehnen könnte. Jedenfalls halten wir mit Gruppe Gr. Myth. 1678 nicht für wahrscheinlich, was Petersen annehmen wollte, Röm. Mitt. XVI 1901, 57ff., daß es zunächst Nike war, die mit E. gepaart wurde, selbst nicht angesichts der von Petersen a. O. 78 Fig. 3 wiedergegebenen Reliefdarstellung; in der Literatur haben wir nicht ein Zeugnis dafür, und anderseits ist wohl glaublich, daß die von E. beherrschte Psyche als des E. Genossin, als eine Art Erotin zunächst dem E. ähnlich mit Vogelflügeln gebildet ward, daß die Schmetterlingsflügel erst aus anderer Anschauung heraus für Psyche typisch geworden sind. Übrigens treffen wir ja auch in Wiederholungen der bekannten Gruppe häufig genug Psyche mit Schmetterlingsflügeln, nicht bloß auf dem erwähnten Prometheussarkophag, vgl. S. Reinach Rép. de la stat. I 86. 361. II 459f. Alles in allem sind von der weltbekannten Gruppe rund ein Dutzend mehr oder minder getreue Kopien in Marmor, andere in Terrakotta, außerdem aber zahlreiche Nachbildungen in Marmor- und Tonrelief, auch anderer Art auf uns gekommen, Petersen a. O. 67, und sie erscheint fast ebenso häufig auf christlichen wie auf heidnischen Sarkophagen; nicht weniger als neun christliche Sarkophage mit E. und Psyche werden von Collignon Essai 152–156 aufgezählt. Für die Gruppe auf Münzen vgl. Abschnitt VII, für die Darstellung auf geschnittenen Steinen vgl. Stephani C.-R. 1877, 168, 76–85, ferner den in doppelter Größe gegebenen Karneol Arch. Ztg. XLII 1884, 18, den Onyx zu Petersburg Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. XLII 51. Eine beliebte Art nun, die Psyche darzustellen, hängt offenbar zusammen mit dem Umstand, daß man mit dem Wort ψυχή auch einen Schmetterling oder Falter bezeichnete, soweit wir sehen, seit Aristoteles, sei nun dieser Doppelsinn des Wortes Folge oder Anlaß. Der Schmetterling ward das Symbol der Unsterblichkeit, und dies führte dazu, die Seele entweder direkt unter dem Bild des Schmetterlings wiederzugeben oder auch unter dem des mit Schmetterlingsflügeln geschmückten Mädchens. Und hatte man in der besprochenen Gruppe die ruhige Vereinigung der Psyche mit E. ausgesprochen, so kamen nun auch die andern Beziehungen der beiden zueinander zum Ausdruck. Schon ein Ohrgehänge, gefunden in der Krim in einem Holzsarkophag vom Ende des 4. oder Anfang [534] des 3. Jhdts. v. Chr., zeigt E., wie er einen Schmetterling bei den Flügeln gefaßt hat, vgl. Ant. du Bosph. Cimm. pl. VII 8. Auch Psyche als Mädchen mit Schmetterlingsflügeln besitzen wir schon in Denkmälern des 3. oder 2. Jhdts., nämlich in Terrakotten aus Myrina, z. B. Pottier und Reinach Bull. hell. IX 1885, 158–160 z. pl. 4, ja, wir finden die Schmetterlingsflügel von Psyche auf E. selbst übertragen, so auf einer Cista des 3. oder 2. Jhdts. (Ann. d. Inst. 1877, 189ff. z. Mon. X 45) und in kleinasiatischen Terrakotten derselben Zeit (Fröhner Auktionskat. Lecuyer 1883 nr. 116), so auch auf dem pompeianischen Wandgemälde bei Helbig nr. 854, s. u.; ferner auf dem zu Cilli gefundenen Relief bei Jahn Arch. Beitr. Taf. III 2; es ist da eine Art Todesgenius: mit Schmetterlingsflügeln am Rücken steht der Jüngling rechtshin, den linken Ellbogen auf eine Säule stützend, mit abwärts gewandter Fackel in der Rechten, über seinem Haupt ein Schmetterling. Lediglich schon der Umstand, daß man sich E. unter der Gestalt des mutwilligen wilden Knaben dachte, führte bei seiner Verbindung mit Psyche als Schmetterling eine Reihe naiver Motive herbei; zumal ward die Fackel, neben Bogen und Pfeil des E. Hauptattribut, bedeutsam. Daß die Nachtfalter dem Licht zufliegen und sich daran die Flügel versengen, mochte auch das Seine dazu beitragen, daß Psyche durch des E. Fackel verbrannt wird. Wir sehen, wie E. den Schmetterling bald mit Fackel und Bogen verfolgt, bald mit Netz oder Leimrute zu fangen sucht, ferner, wie er den gefangenen Sommervogel über seine Fackel hält, ihn zu sengen, ein grausam Spiel, wie es sich die Liebe erlaubt mit der Seele, dem menschlichen Herzen. E. hascht, gebückt vorschreitend, einen Schmetterling mit beiden Händen, vgl. die Hyacinthe zu Berlin (nr. 1112) und in Sammlung Thorwaldsen bei Furtwängler Die ant. Gemmen Taf. XXXIV 49. 50; E. will den am Boden kriechenden Schmetterling erhaschen, Furtwängler Taf. XXXIV 52; er läuft hinter einem Schmetterling her und hält in der Linken etwas wie einen Sack oder ein Netz zum Fangen, Karneol zu Wien nr. 262, Furtwängler Taf. XXVIII 21: E. hält mit der Rechten den Schmetterling einer Gans hin, die darnach schnappt, Karneol zu Petersburg Furtwängler Taf. XLIII 65; E. hält einem Schmetterling die Fackel (?) hin und beobachtet gespannt, wie er sich nähert. Stein aus Sammlung Carlisle im Brit. Mus. Furtwängler Taf. XXXIV 53. Ferner E. mit aufgebogenen Flügeln röstet Psyche in Schmetterlingsgestalt an einem Bratspieß über einem brennenden Kohlenbecken, das auf drei Füßen steht, Furtwängler Taf. XLII 33, oder er ist dargestellt als Sieger neben einem Tropaion, den einen Fuß auf einen Schild setzend, mit Bogen und Pfeil in der Linken auf dem Rücken, und hält der armen Psyche, die als Schmetterling auf eine Lanze aufgespießt ist, die brennende Fackel unter den Kopf, Karneol zu Berlin nr. 6777. Furtwängler Taf. XLII 45; oder er hält in der Linken einen großen Nagel und schwingt in der Rechten den Hammer, im Begriff, Psyche als Schmetterling an einen Baumstamm zu nageln, vgl. die Glaspaste des [535] Kestnermuseums zu Hannover bei Furtwängler Taf. LXIV 74 und diejenige zu Berlin nr. 3886, vgl. auch Arch. Jahrb. IV 1889, 53. E. und Anteros reißen sich um Psyche als Schmetterling, reißen ihr vielleicht die Flügel aus, Imhoof-Blumer und Keller Tier- und Pflanzenbilder auf Münzen und Gemmen Taf. XXIII 28. E. bändigt den Schmetterling; er steht auf einem solchen und lenkt ihn am einen Fühler, Stephani C.-R. 1877, 134, 1. Furtwängler Taf. XXXIV 47; er pflügt mit zwei Schmetterlingen, Stephani a. O. Furtwängler Taf. XXIX 20; Schmetterlinge ziehen den Wagen des E. Imhoof-Blumer und Keller a. O. Taf. XXIII 24–27. E. ist am einen Ende einer langen Säge an einem Holzblock beschäftigt (?), am anderen Ende sitzt Psyche als Schmetterling und soll mitarbeiten, Furtwängler Taf. XLII 40. Vielsagend ist die Darstellung des Marmorkraters in Palazzo Chigi zu Rom, z. B. Baumeister Denkm. III 1425 Abb. 1575. Roscher Myth. Lex. III 155 Fig. 5, vgl. Jahn a. O. 149ff. o. Bd. V S. 2455, 37ff. In der Mitte einer Seite steht zwischen Nemesis links und Elpis rechts E. auf niedriger Basis, an die die lodernde Fackel gelehnt ist; er hält mit der Rechten den Schmetterling bei den Flügeln über die Flamme und wendet sich dabei weinend ab, indem er mit der Linken sich die Tränen abwischt. Auch sonst erscheinen die beiden Göttinnen in Verbindung; zumal in der Liebe walten sie beide mächtig, die Nemesis, das Überschreiten des Maßes zu strafen, die Elpis, auch den unglücklich Liebenden und Verschmähten mit Trost und Hoffnung zu erfüllen, und so sind sie mit Recht zugegen, wo die Qual, die die Seele durch die Liebe zu erdulden hat, als eine Handlung des E. dargestellt wird; E. aber, der sonst so oft als schadenfroher Peiniger erscheint, weint hier selbst, weil er, obschon der Urheber des Zustandes, in dem sich die liebende Seele befindet, doch auch wiederum in Mitleidenschaft gezogen wird. Anders O. Roßbach bei Roscher III 157, 9ff.: ,Dulden müssen Psyche und E., so bestimmt es die Schicksalsgöttin, aber es bleibt ihnen die Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft‘. Gelegentlich aber wird auch E. überwunden und gefesselt und bewacht von dem Schmetterling. So sehen wir auf dem Karneol zu Berlin nr. 3060 (bei Jahn a. O. Taf. VII 5. Furtwängler Taf. XLIII 40) E. an eine Säule gefesselt und Psyche als Schmetterling das Ende der Fessel haltend, kaum, wie Jahn 143 interpretierte, E., der, an eine Säule gelehnt, an einen Faden gebunden den Schmetterling hinter sich hält. Ähnlich sind die Darstellungen zu Berlin nr. 1652ff. und Furtwängler Taf. XXVII 2. 3. Der zuletzt genannte Karneol der Petersburger Ermitage (vgl. auch Stephani C.-R. 1877, 122, 2 a) zeigt E. mit auf den Rücken gefesselten Händen auf einem bekränzten Hundaltar sitzend und Psyche als Schmetterling mit den Enden seiner Fesseln; als Zeichen ihres Sieges über E. ist ein Tropaion errichtet. In ähnlichem Sinn Psyche vor E. flatternd, dem die Hände auf den Rücken gefesselt und der rechte Fuß in einer Falle gefangen ist, Furtwängler Taf. LXIV 60. Auf ähnliche Darstellungen, bei denen indes der Schmetterling fehlt, kommen wir unten zurück. [536] Interessant ist Furtwängler Taf. XXIX 24. Ein E. sitzt mit auf den Rücken gefesselten Händen am Fuß einer Säule, an die seine Hände gebunden zu denken sind; ein zweiter streckt beide Arme empor nach einem von oben herabfliegenden Schmetterling mit Palmzweig; wie es scheint hat Psyche einen E. siegreich überwunden und gefesselt; doch während sie sich mit ihrem Siegeszeichen entfernt, stellt ihr ein anderer E. nach, dem sie erliegen wird. Für E. mit Schmetterling kommen noch folgende Gemmen bei Furtwängler in Betracht: Taf. XXXV 46–48. XLII 57. XLIII 41 (Aphrodite Anadyomene, mit beiden Händen die nassen Haare fassend, zwischen E. mit Spiegel und Psyche als Schmetterling). LXIII 28. Wiederum tritt E. als der Peiniger der Psyche auf, auch wo diese unter der Gestalt des Mädchens mit Schmetterlingsflügeln erscheint, und der andern Bildung der Psyche entsprechen andere Motive. Hierher gehört die Gruppe im Louvre, S. Reinach Rép. de la stat. I 234. Links kniet Psyche, völlig bekleidet, zu des E. Füßen; flehend richtet sie das Antlitz zu ihm empor und legt beteuernd die Rechte auf die Brust; E., dessen Gewand über den Pfeiler rechts niederfällt, steht ruhig da, nur leise das Haupt neigend; die Arme sind neu, ungeschickt genug das Salbgefäß, das ihm der Ergänzer in die Rechte gegeben. In diesem Sinn auch ist die schöne, oft wiederholte Statue aufzufassen, da Psyche in einer fast knieenden Stellung, als erliege sie unter dem Druck ihrer Leiden, schmerzlich flehend das Haupt nach oben wendet, indem sie die Rechte auf die Brust legt und die Linke bittend emporstreckt. Die beste Wiederholung findet sich zu Rom im kapitolinischen Museum, Helbig Führer2 442, abgebildet Baumeister Denkm. III 1427 Abb. 1577. Amelung Führer d. d. Ant. in Florenz Abb. 30. Eine Wiederholung existiert nämlich auch in den Uffizien zu Florenz, gleichzeitig mit den Niobiden aufgefunden und so auch im Saal der Niobiden aufgestellt, Amelung nr. 169. Erst durch Ergänzung ist die Statue ihrer Flügel beraubt worden; am Rücken, wo die Ansatzstelle der Flügel war, ist ein viereckiges Stück eingefügt. Immerhin hat die gequälte Psyche in den Gewandmotiven sowohl als auch in der Gesichtsbildung, im Pathos des Antlitzes manche Verwandtschaft mit den Niobiden, sie dürfte in die gleiche Zeit hinaufzurücken, dem nämlichen Künstlerkreis zuzuweisen sein. Nicht die von Aphrodite gezüchtigte Psyche ist gemeint, wie man nach des Apuleius Märchen erklärt hat, sondern es ist wohl, wie die Gruppe im Louvre und andere Kunstdenkmäler lehren, an E. als Peiniger zu denken; er ist es, der Psyche verfolgt und peinigt; zu ihm erhebt sie flehend ihr Auge, da ihr der Jammer den Busen beklemmt und die Kniee löst. Freilich ist E. in diesem Fall nicht mit dargestellt, sondern vom Beschauer hinzuzudenken; denn es ließe sich mit der gequälten Psyche keine Figur zu einer befriedigenden Gruppe vereinigen. Oft genug treffen wir auch auf geschnittenen Steinen Psyche in der Gestalt des Mädchens mit Schmetterlings- und Vogelflügeln von E. gefesselt, mit der Fackel bedroht und gequält. Auch in dem Mädchen ganz ohne Flügel, nackt mit Halsband und Ohrgehänge, dem E. [537] die Hände auf den Rücken fesselt, bei Furtwängler Taf. XXXIV 28, kann man nur Psyche erkennen, nicht Aphrodite, wie Kekule wollte, Ann. d. Inst. 1864, 144 z. tav. I 11. vgl. z. B. auch die Darstellung der an einen Baum gefesselten ebenso ungeflügelten und nackten Psyche auf den Gemmen zu Berlin nr. 1664f. 4251. Ein E. bindet der am Boden sitzenden Psyche mit nacktem Oberkörper und Schmetterlingsflügeln die Hände auf dem Rücken zusammen, ein zweiter bedroht sie mit der Fackel (nach Stephani mit Stockschlägen), rechts sitzt Dionysos mit Thyrsos, Sardonyx zu Petersburg, Stephani C.-R. 1877, 76, 4. 1881, 112ff. pl. V 15. Furtwängler Taf. LVII 14. Mit auf den Rücken gebundenen Händen sitzt Psyche auf einer viereckigen Basis vor einer hohen Säule mit Standbild der Aphrodite, vgl. die Gemme bei Jahn a. O. Taf. VII 2. E. kniet, einen Hammer in der Linken, die Fessel in der Rechten, mit der er den rechten Fuß der vor ihm mit auf den Rücken gebundenen Händen knieenden Psyche zu umgeben im Begriff ist; Psyche hat Vogel-, nicht Schmetterlingsflügel, vgl. den Karneol einer Privatsammlung zu Smyrna, Furtwängler Taf. LXIV 68. Ähnlich wie E. mit Fesseln an den Füßen zu harter Sklavenarbeit verdammt ist und trauernd sich auf die Doppelhacke lehnt (vgl. die Pasten zu Berlin nr. 3891ff. Furtwängler Arch. Jahrb. IV 1889, 54, 7 zu III Taf. X 18; Die ant. Gemmen Taf. LVII 9), so steht auch Psyche, zur schweren Landarbeit als Sklavin verurteilt, auf die Doppelhacke gestützt da, während E. ihr die Fesseln an die Füße schmiedet; an ihrem linken Fuß ist die Fessel mit der Kette schon befestigt, und E. ist im Begriff, die Fessel für den andern Fuß mit dem Hammer zu bearbeiten; auf dem Felsen ein zweiter E., der sie zu verhöhnen scheint, Sardonyx der Petersburger Ermitage AA 2, 25. Stephani C.-R. 1877, 205f. Furtwängler Taf. LVII 12. Ein Sardonyx zu Berlin (nr. 945, vgl. Furtwängler Taf. XXIV 54) zeigt E. vor Psyche bemüht, an ihrem Fuß etwas zu machen, wahrscheinlich sie von einer Fußfessel zu befreien; Psyche ist in steifer Stellung gegeben, mit aufgebogenen Vogelflügeln. Wieder als Mädchen mit Schmetterlingsflügeln sitzt Psyche klagend auf einem Felsen, E. eilt herbei, vgl. Furtwängler Taf. LXII 25. Grausame Behandlung erleidet Psyche durch E. auf dem bekannten Jaspis zu Florenz, Furtwängler Taf. LVII 13, vgl. auch Apuleii Ps. et Cupido ed. Jahn-Michaelis p. 75. E. hat Psyche, die mit nacktem Oberkörper und Schmetterlingsflügeln dargestellt ist, beim Haar gepackt, stemmt den linken Fuß in die rechte Hüfte der Hingestürzten und schwingt in der Rechten die Fackel, um Psyche zu brennen; diese hebt beide Hände in die Höhe, wie um sich zu befreien; der zornige Liebesgott hat flammenartig gesträubtes Haar. So zeigt auch das Bruchstück einer Gruppe, wie E. der am Boden liegenden Psyche, die einen Kranz hält, den Fuß auf die Brust setzt, vgl. Jahn a. O. 179f. Endlich die seit 1860 im Besitz von Eugen Petersen befindliche Glaspaste, als Titelvignette Röm. Mitt. XVI 1901, 57. E. hält abgewendet stehend die brennende Fackel der mit auf den Rücken gebundenen Händen stark [538] vorgeneigt auf der Erde sitzenden Psyche unter den Busen; wohl in des Künstlers Absicht lag, daß die etwas steifen Arme, Kopf und Flügel zusammen den Eindruck eines Schmetterlings erwecken. Ähnliche Peinigung stellt ausführlicher ein pompeianisches Wandgemälde dar, Helbig nr. 854, vgl. Jahn a. O. 180ff. Roscher III 161f. Fig. 7. Psyche als Jungfrau mit Schmetterlingsflügeln sitzt mit entblößtem Oberkörper und auf den Rücken gebundenen Händen rechtshin auf viereckiger Basis, vornübergebeugt vor sich hinstarrend; drei Eroten sind beschäftigt sie zu peinigen, vielleicht E., Himeros und Pothos. E. wäre der eigentliche Peiniger, der, weil der Psyche am nächsten verwandt, durch Schmetterlingsflügel ausgezeichnet ist; mit gespreizten Beinen vor Psyche stehend hält er mit der Rechten eine brennende Fackel direkt auf ihre rechte Brust, während er mit der Linken eine zweite Fackel gegen die Erde stemmt, wohl nicht, sie auszulöschen, eher, sie zu schüren. Einen zweiten E. mit gewöhnlichen Flügeln sehen wir über Psyche schweben; aus einem Gefäß gießt er Naß auf sie nieder, schwerlich um die Flamme zu löschen, eher um die erliegende Psyche durch augenblickliche Erquickung für neue Qualen zu erfrischen. Der dritte Flügelknabe ist hinter Psyche auf die Basis gestiegen, und mit einem Knie auf dieser ruhend hält er Psyches Arm gefaßt, um sie zu hindern, sich der Peinigung zu entziehen. Links hinter diesem E. steht (wie auf dem Chigischen Marmorkrater) die Nemesis, rechts schließt eine Säule ab, hinter der eine der Elpis entsprechende Frauengestalt mit Fächer in der Rechten erscheint, deren Benennung schwierig ist. Hierher gehören auch die Wandgemälde bei Helbig nr. 828. 833. 844. Nicht selten auch erscheinen E. und Psyche als Genossen des bakchischen Thiasos, wobei dann die armen Psychen, von ihrem Peiniger E. gezügelt. des Dionysos Triumphwagen ziehen müssen, vgl. den von Donatello kopierten Sardonyx zu Neapel, Furtwängler Taf. LVII 15, und den geringeren zu Florenz, Furtwängler Taf. LVII 16, wo die Psychen Vogelflügel haben. Doch gelegentlich eben wird der Spieß umgedreht und E. durch Psyche oder eine Mehrzahl von Psychen überwunden und gefesselt. Die Darstellung des gefesselten E. aber vermitteln uns Statuen und geschnittene Steine, sowie auch Epigramme, vgl. Anth. Pal. app. Plan. 195–199. Von Gemmen ist noch zu nennen Furtwängler Taf. XXX 32: E. mit auf den Rücken gefesselten Händen knieend, Taf. XLIX 27 (Amethyst aus Sammlung Carlisle im Brit. Mus.): E. sitzt mit auf den Rücken gefesselten Händen vor einem Tropaion am Boden, Taf. XLII 44 (Karneol zu Berlin nr. 6778): weinender E.. dessen rechter Fuß in eine Falle geklemmt ist; außerdem links oberhalb des Felsens ein zweiter mit Palmzweig, wodurch er offenbar als Sieger charakterisiert ist; dagegen zeigt der Sardonyx Taf. XXV 9 E., die Doppelhacke aufstützend und an beiden Händen gefesselt, vor dem Mädchen mit Schmetterlingsflügeln, das in der Linken eine brennende Fackel hält; hier hat offenbar Psyche den E. überwunden und ihm die verderbliche Fackel genommen, vgl. auch die geschnittenen Steine zu Berlin nr. 3891ff. Eine ähnliche Darstellung bietet das Sarkophagrelief, von Jahn [539] aus dem Codex Pighianus publiziert, Ber. d. Sächs. Ges. d. Wiss. III 1851 Taf. V, vgl. Apuleii Ps. et Cupido ed. Jahn-Michaelis p. 77. Dem nackten E., der auf einer Basis steht, werden von einer Psyche die Hände auf den Rücken gebunden, während eine andere Psyche rechts des E. Fackel dazu verwendet, seine unheilstiftenden Jagdwaffen, Köcher und Bogen, in Brand zu stecken; dazu schneidet der kleine Schelm ein gar kläglich Gesicht, und voller Bedenken sieht noch ein Gespiele dem Vorgang zu. Mit dem gefesselten E. hat wiederum Psyche Mitleid, so in der seit 1873 im Berliner Museum befindlichen Marmorgruppe aus Aphrodisias, etwa aus der Zeit um Christi Geburt, Arch. Ztg. XLII 1884, 20. Trotz dem Mangel der Flügel wird man in dem Kinderpaar doch E. und Psyche erkennen können: zu dem weinenden E., dem die Hände auf den Rücken gebunden sind, ist mitleidigen Herzens Psyche getreten; die Rechte mit dem Ende der Fessel legt sie auf des Knaben rechte Schulter, mit der Linken faßt sie ihn am linken Oberarm. Dies führt zurück zum Ausgangspunkt, zur Gruppe der sich küssenden Kinder, und weiter zu Darstellungen der Hochzeit von E. mit Psyche. Diese gibt wieder der Karneol der Sammlung Pauvert de la Chapelle, Furtwängler a. O. Taf. L 34. Voran schreitet ein E., der die Doppelflöte bläst; es folgt ein tanzender E. mit Fackel, dann E. der Bräutigam, mit Mantel um den Unterkörper; er wendet sich und streckt die Rechte aus nach der in kleinen Schritten folgenden Psyche, die mit Schmetterlingsflügeln ausgestattet ganz verhüllt ist und das Gewand auch über den Kopf gezogen hat; im Hintergrund sind Teppiche an einem Baum aufgespannt zur Andeutung des Festes, hinter Psyche ist das Brauthaus, rechts das bekränzte Tor des Hauses des Bräutigams. Zumal ist zu nennen der berühmte Sardonyx-Cameo des Tryphon, seinerzeit in Sammlung Marlborough, Jahn Arch. Beitr. 173f. Brunn Künstlergesch.2 II 431ff. (635ff.). Furtwängler Arch. Jahrb. IV 1889, 58f.; Ant. Gemmen Taf. LVII 11. Dargestellt sind die mystischen Weihen von E. und Psyche als Heiligung ihrer hochzeitlichen Verbindung. Von einem E. mit langer Fackel wird das Paar, dessen Köpfe verhüllt sind, an einer geknoteten Tänie zum Hochzeitsbett geführt, das, rechts in Verkürzung sichtbar, ein anderer E. aufdeckt; wieder ein anderer hält ein Liknon über die Köpfe des Paares; E. drückt eine Taube an die Brust, Psyche ist als lang gekleidetes Mädchen mit Schmetterlingsflügeln gebildet. Ferner gehört hierher die Reliefdarstellung aus Sammlung Townley im Britischen Museum, z. B. Baumeister Denkm. III S. 1546 Abb. 1610, vgl. auch Apuleii Ps. et Cupido ed. Jahn-Michaelis p. 66 (Jahn Arch. Beitr. 174ff.). Die Mittelgruppe zeigt E. und Psyche, letztere mit Schmetterlingsflügeln, in zärtlicher Umarmung auf einem Ruhebett gelagert: davor ein dreifüßiges Tischchen mit Fisch auf einer Platte; E. hält den Becher in der Linken und mit der Rechten Psyche um den Nacken; links zu Füßen der beiden steht ein kleinerer E. mit Vogel, jedenfalls einem aphrodisischen Symbol; unter der Kline liegt noch ein Knabe (ob geflügelt, ist nicht bestimmt zu sagen) auf den Knieen und spielt mit einem Hasen, dem er eine Traube [540] hinhält; weiterhin erscheinen noch Eroten und Psychen als Diener und Dienerinnen des einen E. und der einen Psyche. Darstellungen besonderer Art sind die folgenden. Eine Glaspaste zu Berlin (nr. 956, Furtwängler Taf. XXIV 55) zeigt Psyche mit aufgebogenen Vogelflügeln, wie sie mit der Linken den Gestus der Nemesis (das Heraufziehen des Gewandes) vollführt, mit der Rechten ein auf einer Säule aufgestelltes Rad dreht, über das ein Faden läuft, dessen Ende E. hält; das Rad ist der für Liebesorakel verwendete ῥόμβος oder τροχός, Gruppe Griech. Myth. 851, 6. Ferner auf dem Karneol der Kestnerschen Sammlung zu Hannover, Furtwängler Taf. XLII 36, Psyche mit Schmetterlingsflügeln mit dem schlafenden E.-Kind auf dem Schoß; mit der Rechten scheint sie ihm die Fliegen abzuwehren; Köcher und Bogen hängen an einem Baum. Ähnlich ist die Darstellung einer Glaspaste im Britischen Museum (Cat. nr. 825), wo Psyche den kleinen E., den sie wie ein Baby auf dem Schoß hat, zu säugen scheint, Furtwängler Ant. Gemmen Bd. III 281. Psyche in der Mehrzahl haben wir bereits getroffen; es entspricht eben der Einführung mehrerer Eroten in Literatur und Kunst die Vervielfältigung auch der einen Psyche; namentlich in der bildenden Kunst mußte das Streben nach Symmetrie und Abwechslung wünschenswert erscheinen lassen, den Eroten entsprechende weibliche Wesen gegenüberzustellen, gewissermaßen Erotinnen, und diese Rolle übernahmen die Psychen. In diesem Fall ist natürlich Psyche weniger die Geliebte als die Schwester und Genossin des E., die alles mitmacht, was E. tut, in Ein- und Mehrzahl. So sitzt E. auf einem männlichen Kentauren, der die Leier spielt. Psyche auf einem weiblichen, einer Kentaurin, welche die Doppelflöte bläst, Jahn Arch. Beitr. 190; dem E., der auf einem baktrischen Kamel reitet (Furtwängler Taf. XLII 49), entspricht die Psyche auf einem Dromedar, S. Reinach Rép. de la stat. I 71, usw. Auch im Rahmen der Darstellungen, da die mannigfachsten menschlichen Handlungen auf Eroten übertragen erscheinen, tritt Psyche als das weibliche Gegenstück zu E. auf, und auch hierfür haben zumal die Wandmalereien des Vettierhauses Proben geliefert, Bilder des letzten Stils. Da sind es Psychen, die Blumen pflücken, vgl. Engelmann Pompeji S. 97 Fig. 127. Mau Pompeji in Leben und Kunst S. 330 Fig. 173; aber auch bei der Darstellung beruflicher Verrichtungen finden wir unter die Amoren Psychen eingestreut, so bei der Ölfabrikation, Mau a. O. 324f. Fig. 167, bei den Goldschmieden, Mau a. O. Fig. 169, beim Walkergeschäft usw.; vgl. auch Baumeister Denkm. II S. 795 Abb. 859, wo wieder Amoretten und Psychen, die Blumen zu Kränzen winden, ferner Helbig nr. 767. Baumeister I S. 557 Abb. 595, wo musizierende Amoretten und Psychen. Des Apuleius Märchen hat direkt wenigstens die antike Kunst kaum beeinflußt; aus dem Altertum gibt es nur ein paar wenige Kunstdarstellungen, die als Illustrationen zu dem Märchen gelten können, ihre Abhängigkeit von Apuleius ist nicht einmal sicher. Auf Gemmen, deren Echtheit ja meist nicht über allen Zweifel erhaben ist, sehen wir Psyche mit Leuchte in der Hand ans Lager des schlafenden E. treten oder Psyche, stehend [541] mit Gefäß in den Händen, neben ihr E. und hinter ihr auf einer Säule das Standbild der Aphrodite aufgerichtet, was wohl richtig auf Psyches Rückkehr aus der Unterwelt gedeutet wird, Jahn Arch. Beitr. 196f. Die Namen Amor bezw. Cupido und Psyche haben die meisten Erklärer seit dem Altertum verleitet, die Allegorie von einem Verhältnis der menschlichen irdischen Seele zur himmlischen Liebe für die eigentliche Basis der Erzählung bei Apuleius zu halten, zu vermuten, es liege dem Märchen vor allem die Hindeutung zugrunde auf die Prüfungen, die Bußübungen der irdischen Seele, ehe sie eingehe in die Herrlichkeit der himmlischen Liebe. Eine allegorisierende Deutung hat bereits (der Christ) Fulgentius versucht, Myth. III 6, und so stand denn auch den neuern Symbolikern wie Georg Friedrich Creuzer der Zusammenhang der Psycheerzählung mit den Mysterien fest, und zwar, nach der zuerst von Buonarruoti ausgesprochenen Ansicht, mit den Mysterien, die zu Thespiai gefeiert worden, vgl. Creuzer Symb. u. Myth. d. a. V. IV3 161ff. 176ff. Hirt Abh. Akad. Berl. 1812/13 (1816) 1–17. Noch Otfr. Müller (Hdh. d. Arch.3 626) und Stoll (Arch. f. Phil. und Paed. = Neue Jahrb. Suppl. XIII 1847, 77–96) hielten, obgleich der letztere zum Teil bereits die modernen Parallelen kannte, den mystischen Charakter des Märchens fest. Erst Jahn bestritt den Zusammenhang mit Mysterien und das hohe Alter des Märchens, wie es bei Apuleius zu lesen, Arch. Beitr. 124ff. Neuerdings wieder neigt Gruppe zu der Annahme, daß die von Apuleius in ganz märchenhafter Form erzählte Legende zu einem lange Zeit völlig verschollenen Zweig der Mysterienkulte gehöre, Gr. Myth. 871 mit A. 2. Jedenfalls aber ist nicht zu verkennen, daß wir es bei Apuleius in erster Linie mit einem alten volkstümlichen Märchen zu tun haben; erst durch willkürliche Einführung der Namen Cupido und Psyche für Held und Heldin ist es zur allegorisierenden Dichtung geworden, wohl erst durch Apuleius selbst, den literaturkundigen, platonfesten Mann, der ja das Märchen z. B. auch mit römischen Abstraktionen und mit Scherzen römischen Lokalkolorits ausstaffiert hat; in seiner Erzählung hat Apuleius zwei heterogene Dinge, Allegorie und Märchen, miteinander verschmolzen, die Elemente eines echten sog. milesischen Märchens übertragen auf die Gestalten E. und Psyche, vgl. Gust. Meyer Essays u. Stud. z. Sprachgesch. u. Volksk. I 195–207. In der Tat läßt sich in der Märchenliteratur der Völker sowohl der Grundstock des Märchens von Amor und Psyche noch wiederholt nachweisen, als auch sozusagen jeder Einzelzug hier und dort in anderer Verwendung und Verbindung wiederfinden, ,wie ja überhaupt die Märchendichtung die scheinbare Fülle ihrer Schöpfungen einer kaleidoskopartigen Vermischung einer nicht großen Anzahl von Grundformen verdankt.‘ Zugrunde liegt das Märchen von der Königstochter, die vermählt wird mit einem schönen Prinzen, der indes nur bei Nacht seine wahre Gestalt hat, während er bei Tag in eine große Schlange, einen Drachen verwandelt ist, und einen wesentlichen Zug bildet das Verbot, nach der wahren Gestalt zu forschen, was unser Märchen verweist unter diejenigen vom Typus der Melusinensage, vgl. Marie Nowack Die Melusinensage usw., [542] Zürcher Diss. 1886. Fränkel Altes u. Neues z. Melusinensage, Ztschr. f. Volksk. IV 1894, 387–392. Dieser Typus ist ungemein verbreitet, selbst bei den Arabern, Wellhausen Reste arab. Heidentums 154; seine älteste und berühmteste Spur aber ist der alte indische Mythos von Purūravas und Urvaçī (noch jetzt läuft in Hindustan beim Volke um das mit dem des Apuleius genau verwandte Märchen von des Holzhauers Tochter Tulisa), und auf griechischem Boden beruht auf derselben Grundlage der Mythos von Zeus und Semele, vgl. Felix Liebrecht Amor u. Psyche-Zeus und Semele-Purūravas und Urvaçī, Kuhns Ztschr. f. vgl. Sprachf. XVIII 1869, 56-66. Schon J. Grimm hat mit des Apuleius Märchen einen ganzen Kreis neuerer Märchen verglichen, Kinder- und Hausmärchen III3 155; seither hat sich die Zahl der Varianten bedeutend vermehrt, für neugriechische vgl. B. Schmidt Gr. Märchen, Sagen u. Volksl. 13, 3; vgl. auch die Analyse des Märchens und die Beibringung zahlreicher Parallelen in Friedländers Sittengesch. Roms I6 522ff., ferner Emmanuel Cosquin Contes pop. de Lorraine II 217ff. 236ff. Weinhold Ztschr. f. Volksk. III 1893, 195-204. Petersen Röm. Mitt. XVI 1901, 57ff. Gruppe Gr. Myth. 726, 1. 871ff. 872, 3. Wie Psyche zur Lampe, so griff ja schon Eva nach dem Apfel, und wie im Psychemärchen des Apuleius, so hat sich auf der modernen Opernbühne der Bruch des Verbotes – ,Nie darfst du mich befragen ...‘ – zu einer Tragödie der weiblichen Neugier gestaltet. Schließlich sei auch verwiesen auf Blümner Das Märchen von Amor u. Ps. in der deutschen Dichtkunst, N. Jahrb. XI 1903, 648–673. Und wenn es eines Beweises bedurfte, daß das Märchen reich ist an Motiven für die bildliche Darstellung, so hat ihn zumal Raffael geliefert in den berühmten Fresken der Farnesina und noch in einem andern Zyklus anmutiger Darstellungen: ,Psyche‘, 32 Kompositionen von Raffael, gestochen von Adolf Gnauth. Seit den Zeiten der Renaissance aber ist das Psychemärchen Gegenstand der mannigfaltigsten Behandlung durch die bildende Kunst geworden; die Kunstdenkmäler, in denen es nachklingt, sind geradezu Legion.
[Waser.]
Für die Einreihung von Tripolis unter die lydischen Städte s. Imhoof-Blumer Lyd. Stadtmünz. 37f.
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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