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Epitragia (Ἐπιτραγία), Epiklesis der Aphrodite. Der Bock gehört zu den heiligen Tieren der Aphrodite (vgl. L. von Schröder Griech. Götter und Heroen I 48ff.). Mag man dabei an eine Göttin der Fruchtbarkeit (s. o. Bd. I S. 2783) oder an eine Lichtgottheit (Furtwängler S.-Ber. Akad. Münch. 1899 II 590ff. Roscher Selene und Verwandtes 43) oder an die über das Meer hineilende Göttin denken, jedenfalls wurde Aphrodite häufig auf dem Bocke reitend dargestellt; vgl. die Zusammenstellung der Monumente bei Böhm Arch. Jahrb. IV 208ff. Bethe Arch. Anz. 1890, 27. 29. Collignon in Fondation [223] Piot, Monum. et Mémoires I 143ff. Furtwängler a. a. O. Gruppe Griech. Myth. I 31, 7; ferner die Aphrodite von Aphrodisias: Fredrich Athen. Mitt. XXII 366. 376 Taf. XI. Drexler Ztschr. f. Numism. XIX 180f. Imhoff-Blumer Kleinasiat. Münzen 114 Taf. IV 14. Es handelt sich bei der auf einem Bocke reitenden Aphrodite, wie dies für die Statue des Skopas in Elis ausdrücklich durch Paus. VI 25, 1 bezeugt ist, zum Teil um Aphrodite Pandemos, und zwar um die alte Lichtgöttin (Furtwängler a. a. O. Usener Götternamen 64f.), die erst in später Zeit zu einer Venus vulgivaga umgedeutet wurde. Aber es kann auch in Aphroditekulten, in denen die Göttin andere Beinamen führte, dieselbe Darstellung der Göttin beliebt gewesen sein. Dahin gehört die Aphrodite Tragia (Anon. Laur. X 18 = Schoell-Studemund Anecd. var. I 209) und die Aphrodite Epitragia, die in Athen am Meer, wie Preller-Robert Griech. Myth. I 348, 5 vermutet, in Phaleron, verehrt wurde und zweifellos mit der Aphrodite Pandemos in Athen nicht identisch ist. Diese E. ist bekannt aus der Sesselinschrift IG III 335; die Legende bei Plut. Thes. 18 besagt, Theseus habe auf Rat des delphischen Orakels Aphrodite zur Führerin auf der Fahrt nach Kreta gewählt und ihr am Meeresufer geopfert, dabei sei die Opferziege plötzlich in einen Bock verwandelt worden und deshalb die Göttin E. genannt. Vermutlich ging die Legende weiter dahin, daß Aphrodite E. nunmehr auf dem Bocke reitend dem Theseus den Weg nach Kreta zeigte. Und wenn in der attischen Inschrift IG III 368 über den Worten Λευκοθέας Σωτήρας Ἐλλιμενίας später Ἐπιτρα(γίας) eingemeißelt ist, so geht das vielleicht auf dieselbe Vorstellung der Schiffer zurück, daß die Meeresgöttin auf dem Bocke über das Meer reitet. Es besteht kein Grund, die Beinamen Tragia und E. verschieden zu erklären und E. von ἐπίτραγος als ,geil’ zu deuten, wie dies Böhm a. a. O. und andere wollten.
[Jessen.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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