5) Epiphanius scholasticus um 540. Cassiodorus, der ihn seinen Freund und vir disertissimus – aber niemals Presbyter – nennt, hat durch ihn eine größere Zahl griechischer Werke ins Lateinische übertragen lassen, wovon wir de instit. div. litt. 5. 8. 11. 17 und in der Vorrede zur Historia tripartita (Migne Lat. 69, 879ff.) erfahren. Die Kirchengeschichten der drei Fortsetzer Eusebs, des Theodoret, Sozomenos und Sokrates, hat ihm der Freund zuerst übersetzt, dann hat sie Cassiodor durch Fortlassung der parallelen Stellen, Verbesserungen u. dgl. zu einer zusammenhängenden Geschichtsdarstellung für die Zeit von Constantins Regierung bis 439 ineinander gearbeitet und mit diesem Werk (es ist in 12 Bücher geteilt) trotz seiner überaus flüchtigen Arbeit ungeheuren Erfolg erzielt. Die Übersetzungen des Didymoskommentars zu den Proverbien sowie die der Auslegung des Hohenliedes von dem Cyprier Epiphanius sind untergegangen, dagegen besitzen wir noch (Mansi Coll. cont. VII 785–791, aber aus dem Material von VII 481–627 erst zu vervollständigen!) seine Übertragung des Kommentars von Didymos zu den sieben katholischen Briefen (Migne Gr. 39, 1749ff.) und den Codex encyclius, eine Sammlung von Briefen, die auf Anfrage des Kaisers Leo I. vom J. 458 die Zustimmung aller orientalischen Kirchenprovinzen und geistlichen Häupter zu den chalkedonensischen Beschlüssen von 451 officiell bezeugen. Diese Sammlung hat der Übersetzer mit einigen anderen auf die Synode von Chalkedon bezüglichen Documenten bereichert, auch ein paar Noten beigefügt. Der griechischen und lateinischen Sprache ist E., wohl ein italischer Gelehrter, genügend mächtig gewesen: seine Sorgfalt läßt, soweit wir ihn kontrollieren können, zu wünschen übrig. E. gehört in die Gruppe Dionysius Exiguus–Mutianus, die nebst vielen Unbekannten das zwischen 500 und 550 besonders rege Bedürfnis der Lateiner nach Übersetzungen aus der griechischen theologischen Literatur befriedigte.
[Jülicher.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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