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Epaphos (Ἔπαφος). Etymologie: Der Name ist zusammengesetzt aus ἐπὶ ,auf‘ und ἁφή ,Berührung, Hand‘, Fick-Bechtel Griech. Pers.-Namen2 449. 451. Gruppe Griech. Myth. 59 erklärt E. als den ,Anrührer, das Prototyp der durch Handauflegen heilenden Zauberer‘. Auf die Berührung der Io durch Zeus führen den Namen zurück Aisch. Prom. 849f.; Hik. 17. 45f. 1065f. Schol. Eur. Phoin. 678. Nonn. Dion. III 285. Tzetz. Lyk. 630, vgl. Maass a. a. O. 10.
E. ist der Sohn der Io von Zeus, geboren, nach der gewöhnlichen Version, als die irrende Mutter an den Strand des Nils gelangte. Dort macht ihn der göttliche Vater zum König der linnengewandeten Völker, dort gründet er das größte Geschlecht unter den Sterblichen. Seines Stammes sind Danaos und Kadmos, Aisch. a. O. Bakchyl. XVIII 39f. Eur. Phoin. 676f. Apollod. II 8. Hyg. fab. 145. 155. Ovid. met. I 748f. Kallimachos, s. Dittrich Jahrb. f. Philol. Suppl. XXIII 193f. 203. In Ägypten wird E. an einheimische Gestalten angeschlossen: seine Gattin ist Memphis, die Tochter des Neilos, Apollod. II 10. Schol. Plat. Tim. 24 E. Tzetz. Lyk. 694, seine Tochter Libye, die von Poseidon die Stammmutter des ganzen Geschlechtes wird, Pind. Pyth. IV 14 und Schol. Isokr. XI 10. Apollod. II 10. Nonn. III 287. Eustath. Dion. Per. 175 und Schol. 10. Schol. Arat. 179. Schol. Eur. Phoin. 5. 158. 291. E. gründet viele Städte, besonders das nach seiner Gattin benannte Memphis, Pind. Nem. X 5 und Schol. Apollod. II 10. Hyg. fab. 149. 275. Schol. Lucan. IX 411. Schol. Stat. Theb. IV 737 (vgl. VII 186). Statt der Memphis wird als Gattin des E. und Mutter der Libye auch genannt Kassiopeia, Hyg. fab. 149. Schol. Stat. a. O. Als Kinder des E. werden noch erwähnt Lysianassa, Apollod. II 116; Thebe, Schol. Il. IX 383; Memphis (Mutter ist Euxia, die Tochter des Flußgottes Elis), Schol. Veron. Verg. Aen. II 82; Doros, Steph. Byz. s. Πυγμαίοι. Maass Gött. gel. Anz. 1890, 377; Telegonos, Schol. Eur. Or. [2709] 932 (bei Apollod. II 9 Gatte der Io, bei Euseb. chron. ad a. 481 Vater des E.); Belos, Serv. Aen. I 642, wo aber wahrscheinlich ein Name ausgefallen ist. Nach H. D. Müller Myth. d. griech. Stämme I 58 hat die altargivische Genealogie vielleicht auch den Danaos als Sohn des E. gekannt, und sind die Mittelglieder vielleicht erst später eingeschoben. Der jüngere E. ist der Sohn des Belos und Bruder des Danaos, Tzetz. Lyk. 680. Eine Schwester des E. ist Keroessa, Nonn. XXXII 70. Im 5. Jhdt., wenn nicht schon früher, wurde E. dem ägyptischen Apis gleichgesetzt, seine Mutter der Isis, Herodot. II 38. 153. III 27f. Aelian. n. an. XI 10. Eustath. Dion. Per. 918. Luc. de salt. 59.
Nach Strabon X 445 ist E. in einer Höhle (βοὸς αὐλή) an der Ostküste von Euboia geboren, und hat davon die Insel den Namen, vgl. Hesiod. frg. 3 Rzach. Als Io den E. zum Zorne der Hera geboren hatte, bat diese die Kureten, das Kind verschwinden zu lassen. Zeus tötet dafür die Kureten, Io aber macht sich auf, den Sohn zu suchen, und findet ihn in Syrien, wo ihn die Königin von Byblos säugt, Kallimachos (Dittrich a. O.). Apollod. II 9. Oder die Titanen stellen auf Ansuchen der Hera dem E. auf der Jagd nach (Hyg. fab. 150), wie dem Dionysos, mit dem E. ebenfalls verbunden erscheint, Mnaseas frg. 37 = Plut. de Is. et Osir. 37, vgl. Diod. III 74, 1. Mayer Gig. u. Tit. 150. Auch mit der Sage von Phaethon wird E. in Verbindung gebracht: Phaethon unternimmt sein Wagnis, weil ihm E. vorwirft, er sei nicht des Helios Sohn, sondern ein Bastard, Ovid. met. I 750. Serv. Aen. X 189. Verehrung des E., in Verbindung mit Zeus, wird erwähnt Ovid. a. O.
Die Sage von E. ist offenbar in Argos zu Hause, wohin auch Io gehört. Wir finden ihre Spuren aber auch in Boiotien und Euboia. Von hier ist sie weiter nach Osten gewandert und scheint dann der byblischen Sage von Adonis angegliedert worden zu sein. Gruppe De Cadmi fab. 26; Griech. Myth. 59. 62f. 168.
[Escher.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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