Emplekton ist nach Vitruv. II 8, 7 (vgl. V 12. 6) und Plin. n. h. XXXVI 171f., zwei wahrscheinlich aus einer gemeinsamen Quelle geflossenen Stellen (Varro ? s. Detlefsen Philol. XXXI 1872. 417ff. Oehmichen Plinian. Studien 226. Münzer Beiträge zur Quellenkritik der Naturgeschichte d. Plin. 45ff.), der Name für die dritte Art der griechischen Wandkonstruktion, und zwar der spätgriechischen, die Kalkmörtel als Bindemittel verwendet. Während die als isodomon oder als pseudisodomon aufgeführten Wände durchweg aus Quadern bestehen (das isodomon mit lauter Schichten von Wandstärke, das pseudisodomon [2525] mit Schichten, deren Quaderreihen ungleich breit und unter sich nicht parallel sind, z. B. teils aus zwei Läuferreihen, teils aus einer Binderreihe bestehen, s. Koldewey Die antiken Baureste der Insel Lesbos 48), hat die E.-Wand nur an den beiden Fronten oder Schalen glatte Quadern, dazwischen aber eine Füllung aus unbearbeiteten, jedoch auch möglichst regelmäßig geschichteten Steinen, und alle drei Teile sind nicht nur chemisch durch den Mörtel verbunden, sondern stehen auch in mechanischem Verband mit einander, sind untereinander ‚verflochten', indem die auf der Breitseite versetzten Quadern in der Schale teils quer teils binderartig gelegt, abwechselnd in die Füllung eingreifen. Nach Vitruv hatten auch die Römer auf dem Lande diese Konstruktion von den Griechen übernommen, aber eilfertig pflegten sie die Schalen aus hochkantig versetzten Quadern (orthostatae) zu errichten und das Innere dazwischen mit Mörtel und Bruchsteinen vollzustopfen, so daß die Füllung keinen Verband mit den Schalen hatte und das Ganze leicht auseinander fiel. Ähnlich verfuhren die Römer auch bei massivem, außen mit Quadern verkleidetem Mauerwerk, und gegen die Nachteile dieser Konstruktion empfiehlt ihnen Vitruv. II 8, 4 eine bessere Technik.
Beim E. verwendeten übrigens die Griechen nicht bloß einbindende, sondern zur größeren Festigung der ganzen Mauer auch von einer Front bis zur anderen durchbindende Quadern, sog. διάτονοι. Plinius n. h. XXXVI 172 führt diese Konstruktion als eine besondere Art auf, diatonicum genannt (nach der von L. v. Jan Philol. III 1848, 336 empfohlenen Lesung des Bamberg.), läßt damit aber nur eine Füllung aus kleinen Bruchsteinen verbunden sein, ohne daß er Mörtel erwähnte. In der Tat war bei einer trockenen, nur aus Bruchsteinen und Erde bestehenden Füllung das diatonicum dem reinen E. vorzuziehen.
Ohne die griechischen Bezeichnungen zu gehrauchen, schreibt Vitruv dieselben Techniken, wie bei den Wänden, auch für Festungsmauern vor, und zwar I 5, 7 für wall- oder dammartige ein E. mit kamm- oder sägeartigen Schalen, um die Füllung in kleine Abschnitte zu zerlegen und ihren Druck zu mindern, und I 5, 3 (vgl. Philo mech. synt. ed. R. Schöne 80, 30) wahrscheinlich für Ziegel- und Quadermauern ein diatonicum mit Holzankern, um die beiden Schalen fest mit einander zu verbinden (vgl. A. Choisy L'art de bâtir chez les Romains, Paris 1873. 26; ebd. 15ff. eine Analyse des aufgefüllten oder gestopften Kernes bei römischem E., 112ff. der Quaderkonstruktion in den Schalen; sonst etwa Marini zu Vitruv. a. a. O. und Bd. IV Taf. X 8. 9. G. Semper Der Stil² II 361, 1. J. Durm Die Baustile II 133ff. Blümner Technologie und Terminologie III 144f.). Die E.-Technik war auch schon in altgriechischer Zeit, vor der Einführung des Kalkmörtels üblich, mit einer trockenen Füllung aus Erde und kleinen Steinen, besonders bei stärkeren Festungsmauern, und zwar sowohl in besserer Art (z. B. in Mytilene mit polygonal geschichteten Fronten, Koldewey a. a. O. 3), als auch in schlechterer und mit Diatonen, und es gibt auch Übergänge von der pseudisodomen zur E.-Technik.
[Puchstein.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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