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Egeria, römische Quellnymphe. Gattin oder Geliebte und Ratgeberin des Numa. Verehrt wird E. an zwei Orten: 1. in Aricia, im Haine der Diana Nemorensis (Verg. Aen. VII 763. Ovid. fast. III 261. Strab. V 240. Schol. Iuven. III 17); 2. in einem Haine an der Porta Capena in Rom. Numa weiht hier, wo das Ancile vom Himmel gefallen, den Camenen und der E., von denen er die Bedeutung des Schildes erfährt, ein Heiligtum (Plut. Num. 13, vgl. 4. 8. 15). Über die Örtlichkeit vgl. Becker Topogr. 513. O. Richter in Iwan Müllers Handbuch III 3. 2² 342. Gilbert Topogr. I 109ff. II 152ff. Der Kult der E. ist jedenfalls von Aricia nach der Hauptstadt übertragen worden, Ovid (met. XV 487) kehrt das Verhältnis um, indem er erzählt, nach Numas Tode habe sich E. im Walde von Aricia verborgen, durch ihre Klagen den Dienst der Diana gestört und sei von dieser in eine Quelle verwandelt worden. Der Verkehr mit Numa wird bald in die stadtrömische Kultstätte (Liv. I 21, 3. Iuven. III 11. Sulpic. sat. 67), bald nach Aricia verlegt (Ovid. fast. III 275. Lact. inst. div. I 22, 1. Serv. Aen. VII 763), doch knüpfte sich die Erzählung ursprünglich wohl nur an den dicht bei Rom gelegenen Hain an der Porta [1981] Capena und wurde erst nachträglich auf die weit von der Stadt entfernte Kultstätte in Aricia übertragen.

Die rationalistischen Historiker erklärten Numas Verkehr mit E. für eine Erfindung des Königs, der dadurch seinen Neuerungen leichteren Eingang verschaffen wollte (Dion. II 61. Liv. I 19, 5. Val. Max. I 2, 1. Lact. Serv. a. a. O.). Varro (bei Aug. c D. VII 35) erklärt die Erzählung von Numas Zusammenkünften mit der Nymphe daraus, daß der König Hydromantie getrieben habe (quod aquam egesserit).

An beiden Kultstätten ist der E. eine Quelle geweiht, und als Quellgöttin wird sie allgemein betrachtet (vgl. Martial. VI 47. Plut. de fort. Rom. 9: νυμφῶν μίαν δρυάδων). Dazu stimmt die oben erwähnte Kultgemeinschaft mit den Camenen (s. d.), die ursprünglich gleichfalls Quellgöttinnen sind. Aus dieser Verbindung mit den Camenen erklärt es sich, daß auch E. selbst nach Dion. II 60 von einigen für eine Muse gehalten wurde.

Wie andere Quellgottheiten gilt auch E. als Geburtsgöttin (Fest. ep. p. 77, 10), wozu auch ihre Verbindung mit der Geburtsgöttin Diana (Lucina) von Aricia paßt (vgl. Pott in Kuhns Ztschr. VIII 96, der mit Unrecht diese Bedeutung für nicht ursprünglich hält).

Der Name E. bezeichnet nach Fest. ep. a. a. O. die Göttin als Geburtshelferin (quod eam putabant facile conceptam alvum egerere), Pott a. a. O. erklärt E. ab aqua, quae egeritur ex terra. Vgl. Wissowa in Roschers Lex. I 1216. Preller-Jordan Röm. Myth. II 129.
[Samter.].

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