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Dusares (Δουσάρης, gen. Δουσάρεος Le Bas-Waddington 2023) ist der Stammgott der Nabataeer, deren Königreich unter Kaiser Traian (106 n. Chr.) zur römischen Provinz Arabia gemacht wurde (s. o. Bd. II S. 359). So sagt Tertullian Apol. 24 unicuique provinciae suus deus est … tu Arabiae Dusares (vgl. ad nat. II 8. Euseb. in Constant. 13 [237, 2 Heikel]). Vielleicht ist also der θεὸς Ἀραβικός auf einer Inschrift von Gerasa kein anderer als D. (Clermont-Ganneau Recueil archéol. orient. II 149). Die Etymologie seines Namens דושרא ist unsicher, man hat ihn als dhû, d. h. ,Herr‘ des Gebirges Scharâ (vgl. Steph. Byz.) erklärt (de Vogué Inscr. sém. 120f.) und daneben andere Deutungen vorgeschlagen (vgl. Meyer 1206. Bäthgen 94. Wellhausen 51); keine ist zwingend.
Der Hauptsitz seines Cultus war die alte [1866] Hauptstadt, die μητρόπολις Petra, wo neuerdings ein in einer Grotte angelegter Tempel des Gottes gefunden worden ist (de Vogué Journal Asiatique 1898, 137) und wo er auf mehreren Denksteinen erwähnt wird (ebd. 1896 II 309. 485. 1897 II 213. 1898 I 140). Er wurde in Petra unter der Form eines schwarzen, viereckigen, unbehauenen, vier Fuss hohen, zwei Fuss breiten Steinblockes verehrt, auf den man das Blut der Opfertiere rinnen liess (Suid. s. Θευσάρης, vgl. Maxim. Tyr. VIII 8. Arnob. VI 11. Clem. Alex. Protrept. 29). Dieses Baetylion, das als jungfräuliche Mutter des Gottes angesehen wurde, wie die Petra genitrix der Mithrasmysterien, war Χαάβουgenannt, d. h. wohl כעבו ,der Würfel‘. Am 25. December wurde die Geburt des Gottes, wie in Rom der Natalis Invicti, gefeiert und zwar durch nächtliche Orgien (Epiph. adv. haeres. 51, 22).
Sein Dienst war in der ganzen Provinz verbreitet, und es sind in dieser Gegend zahlreiche Widmungen an D. in nabataeischer und in griechischer Sprache gefunden worden; so in Bostra (Journ. Asiat. 1897 II 209f. Dussaud et Macler Voyage dans le Djebel el-Drûz 1901, nr. 74bis), wo Spiele zu Ehren des Gottes stattfanden, wie in der benachbarten Adraha (s. Dusaria); weiter im Haurân (Le Bas-Waddington 2023 ἱερεὺς θεοῦ Δουσάρος vom J. 164 n. Chr.; vgl. CISem. II 157. 160 [= de Vogué Inscr. sém. Nab. 7 a]. 176. 182. 190 [=de Vogué 9]. 197ff. Dussaud et Macler a. a. O. nr. 36 [J. 83 n. Chr.]; vgl. Clermont-Ganneau a. a. O. IV 170). In der Batanaia galt er als Gründer der Stadt Dionysias, wo er als Dionysos verehrt wurde (Le Bas-Waddington 2309. 2312, vgl. 2370). Im Süden begegnet man ihm auf dem Sinaï (Levy ZDMG XIV 465. Euting Sinaitische Inschriften 1891, nr. 437; vgl. 499. 559) und auch in der arabischen Halbinsel war er der oft angerufene Gott nabataeischer Stämme (Euting Nabat. Inschr. aus Arabien 1885, 2ff. 9. 11. 12. 20. 27. 38 = CISem. II 197-224). Hier waren auch die Ḍachareni, die von Steph. Byz. zu seinen Gläubigen gerechnet werden, ansässig (s. o. Bd. IV S. 1947).
Zahlreiche Personennamen sind von dem des Gottes abgeleitet (Levy ZDMG XIV 465. Euting Sinaïtische Inschr. 449. 559. Clermont-Ganneau a. a. O. IV 117 [Θειμαδουσάρης]. 168 [Ἀβδαδουσάρης]; Δουσάρθις Le Bas-Waddington) 1916. Bernays Rh. Mus. XVII 304 [Philosoph aus Petra], Dusarius Macrob. I 7, 2), und die arabischen Schriftsteller reden noch von dem Götzen Dhu l-Scharâ und von seinem heiligen Teiche (Wellhausen Reste arabischen Heidentums² 1897, 48ff.; vgl. Robertson-Smith Religion of the Semites² 1894, 168).
Im Abendland hat der arabische D. keine ähnliche Verbreitung wie die syrischen Baʿalim erlangt. Auf der Insel Chalke befand sich nach IG XII 1, 963 b ein Verein der Ξουσαριασταί, was vielleicht nach v. Wilamowitz’ Vermutung in Δουσαριασταί zu ändern ist. Orientalische Kaufleute führten den Dienst des D. auch in Puteoli ein (CIL X 1556 Dusari sacrum), wo ein Nabataeer ihm zwei goldene Kamele stiftet (Gildemeister ZDMG XXIII 150 = CISem. II 157). Dagegen hat die Widmung von Birten (CIRh. 151) Deo Apolloni Dys. pro (l. Dyspro) nichts mit D. zu thun.
[1867] D. war, wie die syrischen Baʿalim, vor allem ein Gott des Naturlebens und der Fruchtbarkeit, und dementsprechend wurde er von den Griechen ihrem Dionysos gleichgestellt (Isid. Charac. bei Hesych. s. Δουσάρην· τὸν Διόνυσον Ναβαταῖοι, s. u. Dusaria). Trauben und Reben bilden den gewöhnlichen Schmuck der nabataeischen Tempel und Denkmäler, und kein anderer Gott wurde als Stifter von Dionysias verehrt (Le Bas-Waddington 2309). Man wird also vielleicht die Texte griechischer Schriftsteller, die von einem arabischen Dionysos sprechen, auf D. beziehen dürfen (Strab. XVI 741. Arrian. anab. VII 20, 1. Origen. contr. Cels. V 37; vgl. jedoch Herod. III 8, der wohl die einzige Quelle ist). Da der Weinstock erst spät in diese Gegend eingeführt wurde, kann doch die Identificierung nicht sehr alt sein (Robertson-Smith a. a. O. 193). Der ,dionysische‘ Cult scheint von den Arabern nicht ohne Widerstand angenommen worden zu sein, und vielleicht spielt Nonnos (Dion. XX-XXI) auf diese Kämpfe an (Clermont-Ganneau a. a. O. IV 398ff.). Ob mit dem Zeus ἐπικάρπιος von Bostra (Le Bas-Waddington 1907) auch D. gemeint ist, muss dahingestellt bleiben. In der Kaiserzeit wurde D. zu einem Sonnengott (Le Bas-Waddington 2312 Δουσάρεος ἀνικήτου), daher wird er am 25. December zur Zeit der Wintersonnenwende gefeiert (s. o.), Strabon XVI 784 sagt schon von den Nabataeern: Ἥλιον τιμώσιν ἐπὶ τοῦ δώματος ἱδρυσάμενοι βωμόν κτλ. (über diesen Ritus vgl. Clermont-Ganneau a. a. O. IV 3381). Wenn Suidas D. mit Ἄρης in Verbindung setzt, ist dies nur Wortspielerei; dass dieselbe allerdings sehr alt sein muss, wird durch den Genetiv Δουσάρεος (Le Bas-Waddington 2023. 2312) vorausgesetzt.
Das ältere Material ist von Mordtmann ZDMG XXIX 1875, 99ff. gesammelt; vgl. Ed. Meyer in Roschers Lexikon I 1206ff. Baudissin Studien zur Sem. Relig. II 250. Wellhausen a. a. O. Baethgen Beitr. z. semit. Religionsgeschichte 1888, 92ff.
[Cumont.]
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