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Düngung. Mit denselben Ausdrücken wie der animalische Kot wurde auch der Dünger bezeichnet. Dahin gehören ausser den später zu erwähnenden Specialbenennungen ἡ κόπρος, später auch ὁ κόπρος (Long. IV 1. Schol. Ar. Plut. 663), τὸ κόπρον (Gal. XII 290) und τὸ κόπριον (Nikandros bei Harpocr. s. βολεῶνες. Plut. Pomp. 48. Poll. V 91. VII 134), fimus oder fimum, selten merda; seit Plinius (XVIII 141) wurde auch laetamen, von laetare gebildet, für den Dünger gebraucht (ital., altspan. letame). Bei Homer (Il. XVIII 575; Od. X 411) bezeichnete übrigens κόπρος auch den Rinderstall. Für jeden animalischen Kot sagte man auch ὁ ἀπόπατος (bes. Diosc. II 98), von ἀποπατεῖν hergeleitet (ὁ πάτος = Hühnerkot, Niether. 933; alex. 535), τὸ ἀποκάτημα (Gal. XII 290; vgl. Bekk. Anecd. I 57, 4) und ἡ ἄφοδος (Diosc. II 98. Artemid. onirocr. II 26). τὸ σκῶρ, wovon σκατοφαγεῖν und σκατοφάγος (s. Lexika) gebildet, wird von Pollux (V 91) wohl fälschlich nur auf Menschenkot gedeutet; spät findet sich σκάτον oder σκετόν (Schol. Ar. Plut. 305. 307; Pac. 42; vgl. jedoch Phot. s. σκώρ und Lobeck Phryn. 293). Für σκῶρ fährt W. Prellwitz (Etym. Wörterb. d. gr. Spr. 1892) verschiedene indogermanische Verwandtschaftswörter an, darunter mus-(s)cerda = Mäusekot, wozu sucerda = Schweinekot kommt. Pollux dürfte auch nicht im Recht sein, wenn er sagt, dass τῖλος, πέλεθος (oder σπέλεθος) und σκατίλη = dünner Stuhlgang (Erotian. 120, 5. Hesych., auch Lederschnitzel nach Schol. Ar. Pac. 48) nur vom Menschenkot gebraucht würden. Das Wort κόπρος leitet Prellwitz mit κάκκη = Menschenkot (nur bei Ar. Pac. 162), lat. cacare u. s. w. von einer indogermanischen Wurzel çeq = cacare ab. Lat. fimus ist vielleicht mit ahd. Dampf verwandt und dann von einer westeuropäischen Wurzel dhemo = blasen abzuleiten (A. Fick Vgl. Wörterb. d. indogerm Spr.⁴ I 463); stereus wird von Prellwitz mit στέργανος (= κόπρος nach Hesych.) verglichen; merda von A. Fick I 576) auf eine westeuropäische Grundform smerdo = Unflat zurückgeführt.
Der Personenname Κοπρεύς findet sich schon in der Ilias und Κόπρος als Name eines attischen Demos. Die Römer verehrten einen Gott Stercutus (Plin. XVII 50. Lact. epit, 21, 2. Isid. XVII 1, 3), Sterculius (Tert. apol. 25; ad nat. II 9. Macrob. sat. I 7, 25. Lact. inst. I 20. 36), Sterculus (Prudent. περὶ στεφ. II 449), Sterculinius (Serv. Georg. I 21], Stercenius (Serv. Aen. XI 850), Sterces oder Stercutius (Augustin. de civ. dei XVIII 15, vgl. ep. 17 ad Max. Mad.) als Erfinder [1757] des Düngens, einen Sohn des Faunus (Plin. a. a. O.) und Vater des Picus (Augustin. a. a. O.) und identifizierten ihn teilweise mit Saturnus (Macrob. Augustin. Isid. aa. OO.). Darnach scheint es nicht gerade wahrscheinlich, dass die von stercus abgeleiteten Namen, welche sich bei den ersten Christen fanden, wie Le Blant (Rev. archéol. X 1864, 9f.) annimmt, durchaus einen beschimpfenden Charakter gehabt haben müssten. Er beruft sich auf das Epitheton stercoreus (Plaut. mil. 90. Arnob. in psalm. 77) und auf den Umstand, dass einige den Namen des Cyprianus in Coprianus verwandelt hätten, weil er sein feines Ingenium Altweibergeschichten zugewandt habe (Lact. V 1, 27). Ihm widerspricht denn auch R. Mowat (ebd. XVII 1868, 355f.), indem er für die in Grabdenkmälern überwiegenden Kindernamen auf den Beinamen Kopronymos des Kaisers Konstantin V. und im übrigen auf die vielfache Nützlichkeit der D. hinweist, weshalb sich bei den Hebräern der Name Gilalai (Neh. 12, 36, wozu Galal hinzukommt), von זָּלַל = Kot, finde und ein (africanischer) Bischof um 484 n. Chr. den Namen Pirasius von פֶּרֶשׁ = Mist geführt habe, überhaupt die von stercus gebildeten Namen auf africanischen Inschriften nicht selten seien.
Im allgemeinen wird die Wertschätzung des Düngers wie bei uns davon abgehangen haben, ob man in der Lage war, ihn zu verwerten. Wenn z. B. Strabon (XVI 784) sagt, dass die Nabataeer, ein arabisches Volk, die Leichen gleich Mist achteten und selbst ihre Könige an den Miststätten begrüben, so ist dies zwar vielleicht für ihre religiöse Auffassung charakteristisch, spricht jedoch nicht für die Verachtung des Düngers, ebenso wenig, wenn nach ihm Herakleitos die menschliche Leiche für geringer als Dünger achten wollte. In einem dem Epicharmos zugeschriebenen Epigramm (Schol. Hom. Il. XXII 414) wird ausgeführt, dass ein Toter Dünger, dieser aber Erde sei und daher ein Toter wie die Erde ein Gott. Wusste man doch auch im Altertum, dass der Boden auf Schlachtfeldern durch die verwesenden Leichname (Plut. Mar. 21. Archilochos ebd.) oder das vergossene Blut (Verg. Georg. I 491. Hor. c. II 1, 29. Ov. her. I 54. Stat. silv. VII 545) fruchtbarer gemacht wird. Bezeichnend ist die Ansicht des Artemidoros (onirocr. II 26), dass im Traum gesehen der Dünger Kummer und Schaden anzeige, er aber mit Ausnahme des Menschenkots (μίνθος = Menschenkot auch von Archestratos bei Athen. VII 285 b verächtlich gebraucht) den Landleuten und denen, welche mit Unrat zu thun hätten, Vorteile verheisse. Daher fand der Dünger auch eine Bewertung in Geld. Auf einer Inschrift von Amorgos (Athen. Mitt. I 1876, 344) erfordert der zu dem Tempel des Zeus Temenites gehörige Wein- und Feigengarten laut Pachtvertrag 150 Körbe, ἄρσιχοι, Dünger, und jeder Korb zu 11/3 Medimnos = 69,12 l., also wohl ca. 50 kg., ist mit drei Obolen bewertet (Z. 19 u. 20), d. h. etwa mit 45 Pfennig. Dabei ist zu berücksichtigen, dass im Süden nicht nur infolge des geringeren Viehstandes die Düngerproduction geringer als bei uns ist, sondern dass der Dünger auch dadurch einen erhöhten Wert in trockeneren Gegenden erhält, [1758] dass die Pflanzen auf gedüngtem Boden weit geringerer Feuchtigkeit bedürfen, z. B. die Getreidepflanzen nur die Hälfte bei gleichem Körnerertrage, was freilich für die Vegetationsperiode des Wintergetreides im Süden nicht zutrifft, da in dieser die Niederschläge in Italien reichlich und in Griechenland ausreichend sind. Jedenfalls kennt man heute in Griechenland die D. fast gar nicht, da das Vieh das ganze Jahr hindurch mit Ausnahme der Pferde und Maultiere, welche im Winter die Nacht in Ställen zubringen, im Freien weidet. In den verschiedenen Gegenden Italiens berechnete man anfangs der achtziger Jahre für 100 kg. Stallmist 25, 70, 120, 160 Cent.
Ausser dem mit Stroh oder nicht damit vermischten tierischen Kot kommen als Dünger noch eine Menge anderer Stoffe in Betracht, als flüssiger Dünger besonders Harn und amurca, das beim Pressen der Oliven abfliessende bräunliche oder schwärzliche Wasser. Die Wörter οὖρον und ǔrina werden auf eine indogermanische Grundform vēr: ūre = Wasser zurückgeführt (vgl. Prellwitz a. a. O.). Das gleichbedeutende lōtium ist vielleicht wie lūtum = Dreck von lavo = λούω gebildet. Ἀμόργη, woraus durch Entlehnung amurca entstanden, wird von Prellwitz mit ἀμοργός = auspressend von ἀμέργω = ,streife, pflücke ab‘ hergeleitet. Alle oder doch fast alle als Dünger benutzten Substanzen fanden auch technische und medicinische Verwendung, doch kann in dieser Hinsicht hier nur der animalische Kot, der Harn und die amurca besprochen werden und zwar auch nur unter Heranziehung des Wesentlichsten, die Asche nur gelegentlich.
A. Zur Düngung verwandte Stoffe.
I. Wirkung und Anwendung im allgemeinen.
Soweit diese Stoffe für den Ackerbau in Betracht kommen, ist schon eine allgemeine Übersicht gegeben (s. o. Bd. I S. 269. 279f.). Als Wirkung der D. wird angegeben, dass sie den Boden lockert (Theophr. c. pl. III 6, 1. Geop. XII 2, 4) und erwärmt (Theophr. h. pl. VIII 7, 7; c. pl. ebd. u. V 13, 1), daher sei der Taubenmist der beste, weil er der wärmste sei und das Erdreich in Gärung bringe oder lockere (Cass. Dionysius bei Varr. I 38, 1. Col. II 14, 2; vgl. Geop. V 26, 3); wenn der Acker nicht gedüngt werde, werde er kalt; wenn zu stark gedüngt, ausgebrannt (Col. II 15, 2. Plin. XVIII 194. Geop. II 21, 2), weshalb ein feuchter Boden mehr Dünger als ein warmer verlange (Theophr. c. pl. III 9, 2. 5. Col. II 15, 3) und Küchenkräuter, welche nur Blätter hervorbringen sollen, stärkere D. vertrügen als Bäume, weil sie berieselt würden (Theophr. ebd.; vgl. h. pl. VII 5, 1). Dicht gehäuft erwärmt sich der Mist von selbst (Polybos? bei Hipp. I 407 K.), nämlich infolge der Gärung, bis zu 70° C. (F. Cohn D. Pflanze² II 485). Sehr oft wird dem Dünger eine ernährende Wirkung, sei es auf den Boden (Theophr. c. pl. III 10, 2. Col. II 5,1. 13, 3. Plin. XVII 42), sei es auf die Pflanzen zugeschrieben (Cat. 7, 2. Col. I 6, 24. V 9, 13. X 84. XI 3, 12. Plin. XVII 43. 44. 54. 261. XIX 156. Pall. III 1), auch sofern er die Nahrung verdaulicher mache (Theophr. h. pl. VIII 7, 7). Endlich sollte der Dünger biswellen die Qualität der Früchte beeinflussen. So riet z. B. Cato (114), um purgierenden Wein zu gewinnen, die Reben mit einer Mischung [1759] zu düngen, welche zu 2/3 aus Erde und zu 1/3 aus der Wurzel von schwarzer Nieswurz, altem Stallmist und alter Asche bestehe.
Besser ist es oft, als unmässig zu düngen (Col. II 15, 2. Pall. X 1, 3. Geop. II 21, 2). Für den Acker wird aber keine regelmässig wiederkehrende D. verlangt, sondern nur eine gelegentliche vor Bestellung gewisser Feldfrüchte (s. o. Bd. I S. 279) oder nach solchen Saaten, welche den Boden sehr ermüdeten, wie Kicher, Lein, Hafer, Mohn und Hirse (Col. II 13, 3). Auch die natürlichen Wiesen wurden von den meisten wohl nur gedüngt, wenn sie mager waren (Col. II 17, 2. 7. Pall. III 1), sonst eventuell berieselt. Die Reben wollte man teils mit anderem Dünger als Stallmist düngen, weil durch diesen der Geschmack des Weines verdorben werde (Col. II 15, 5), teils den Stallmist erst bei ein- bis fünfjährigen Reben anwenden (Geop. V 26, 2. 8). In letzterem Falle gab man jeder Rebe 4 Kotylen = 1,08 l. Vieh- oder Taubenmist (ebd. 4). Nach Theophrast (c. pl. III 9, 5) waren die Reben höchstens alle 4 Jahre (mit Pferde- oder Eselsmist) zu düngen. Columella (XI 2, 87) wollte, wohl jährlich und erwachsenen Reben, 1 Sextar = 0,546 l. Taubenmist oder 1 Congius = 3,275 l. Menschenharns oder 4 Sextare Stallmist geben. Bei der Anpflanzung der Bäume düngte man in Griechenland mit Pferde- oder Eselsmist (Theophr. ebd.). Vergilius (Georg. II 347) wollte alle Stecklinge bei der Anpflanzung düngen, und zwar jedenfalls mit Stallmist, ebenso Cato (46), Columella die aus der Pflanzschule genommenen Ölbäumchen (arb. 17, 1. V 9, 9 = Pall. III 18, 6) und die Stecklinge der andern Fruchtbäume (arb. 25, 2. V 10, 31). Für Bäume genügte, falls sie gedüngt wurden, eine vehes = 7 hl. Stallmist, für kleinere die Hälfte (Pall. III 20, 2). Speciell die Ölbäume sind ein Jahr um das andere (Col. V 9, 13. Plin. XVII 130. Pall. XI 8, 2) oder alle drei Jahre (Geop. IX 15, 2; vgl. 9, 8. 12), und zwar, wenn sich darunter Saaten befinden, in der für diese angegebenen Weise (Col. ebd.), d. h. pro iugero mit 18–24 vehes (s. o. Bd. I S. 280) zu düngen. Sonst genügten für den einzelnen Ölbaum 6 librae = 1, 965 kg. Ziegenkot oder 6 Modien = 52,39 l. trockenen Stalldungs (Col. ebd. 14) oder 1 Modius Asche (Pall. XI 8, 2). Für die Ölbäume eignete sich jede Art von Mist, nur der menschliche nicht (Geop. IX 15, 1). Für das Gemüse wurde von Theophrast (h. pl. VII 5,1) am meisten der Kehricht empfohlen. Frischer Stallmist war nur für Wiesen brauchbar (Col. II 14, 9. Pall. III 1), da er andern Saaten durch Übertragung der keimfähigen Unkrautsamen grosse Nachteile brachte (Col. III 11, 4. Pall. I 33, 2). Für diese musste er daher unberührt in der Dunggrube ein Jahr (Col. II 14, 9. Plin. XVII 194. Pall. ebd. Geop. XII 4, 5) oder noch länger (Geop. II 21, 10f.) gelegen haben; nur Cato (s. u. S. 1761) befolgte hier eine andere Praxis.
II. Die Dungstätte. Bezeichnungen dafür sind ὁ βολεών, angeblich specifisch attisch (Nikandros bei Harpocr. Suid. Eustath. Od. I 156 p. 1404, 65), von βαλλεῖν gebildet; seltener κοπρία (Strattis bei Poll. VII 134. Strab. XVI 754. Arrian. Epict. II 4, 5. Geop. X 64, 6), sterculinum, stercilinum oder stercilinium, später sterquilinum oder sterquilinium [1760] (vgl. Georges Lex. d. lat. Wortformen 1890) oder fimetum (Plin. XVII 57. XXIV 171). Solche Dungstätten werden sich nur auf dem Lande befunden haben (Nikandros a. a. O.). Aus den griechischen Städten wird wohl aller Unrat durch die κοπρολόγοι hinausgeschafft sein (s. Oehler o. Bd. II S. 1870, 61f.), auch der Menschenkot (Bekk. Anecd. I 273, 10). Dass Gemüsegärten, denen durch Cloaken der Abtrittsdünger zugeführt wurde (Col. X 85. Gal. XVII A 563), sich in Städten befunden hätten, ist nicht anzunehmen, vielmehr werden sich grössere Gemüsegärten wohl in der Regel nur in der Nähe der Städte befunden haben wie bei den Römern (Cat. 8, 2), wenn nicht auf dem Lande. Noch weniger ist anzunehmen, dass stehende Gewässer, welche die Unreinlichkeiten einer Stadt aufnahmen (Gal. VI 795), sich innerhalb derselben befunden hätten. Allerdings werden die von diesen wie von fliessenden Gewässern aufgenommenen Dungstoffe (Gal. ebd. und 710. Aët. II 136) für die Befruchtung des Landes verloren gegangen sein. So wurde z. B. auch in Rom nach alter Sitte der am 15. Juni aus dem Tempel der Vesta geschaffte Kehricht zwar durch die porta stercoraria (Fest. ep. p. 344, 13f.) an einen bestimmten Ort in der Nähe des Capitols gebracht (ebd. 258, 25f. Varro de l.l. VI 32), gelangte jedoch, wenigstens später, durch den Tiber ins Meer (Ovid. fast. VI 228. 714). Dahin führte auch die Cloaca maxima alle Unreinlichkeiten der Stadt (Liv. I 56, 2). Auf dem Lande scheint nun der Dünger von den Griechen nur in Haufen zusammen gebracht zu sein. Vor dem Thore der Hofmauer, welches zu dem Palaste des Odysseus führte, lag der Dünger von Rindern und Maultieren, den die Diener auf das Land schaffen sollten, aufgeschüttet (Hom. Od. XVII 297f.). Bei Hesiodos vermisste schon Cicero (sen. 54) jede Vorschrift über die Behandlung des Düngers, und Xenophon (oec. 20, 10) tadelte es, dass er nicht immer gesammelt werde. Erst spät ist davon die Rede, dass einige eine solche Dunggrube anlegten (Geop. II 22. 1–3), wie sie bei den Römern üblich war. Diese musste in der Nähe des Meierhofs (Varr. I 13, 4. 38, 3. Col. I 6, 21), doch fern vom Herrenhause (Pall. I 33, 1), dem Weinlager (Plin. XIV 133) und Bienenstande (Col. IX 5, 1) unter freiem Himmel und an einer hohlen Stelle (Plin. XVII 57) liegen, so dass Wasser hinzufliessen konnte (Varro I 13, 4. Plin. ebd. Pall. I 33, 1). Jedenfalls war sie in feuchtem Zustande zu erhalten, und mussten Vorkehrungen getroffen werden, dass die Feuchtigkeit sich erhielt (Varro und Plin. ebd. Col. I 6, 21) und so die Unkrautsamen verfaulten (Col. ebd. 22. II 14, 7. Pall. I 33, 1). Der Obst- und Küchengarten wurde entweder in der Nähe der Ställe angelegt, damit alle flüssigen Stoffe direct jenen zuflössen (Col. I 6, 24), oder unterhalb der Dunggrube (Pall. I 34, 1). Ein in der Mitte stehender Pfahl sollte das Entstehen von Schlangen verhindern (Varro I 38, 3. Col. II 14, 6. Plin. XVII 57). Es empfahl sich, zwei Gruben anzulegen, die eine für die Aufnahme des frischen Düngers, in welcher dieser dann ein volles Jahr zur Verrottung liegen blieb, die andere für den alten Dünger, welcher zur D. verwandt wurde (Varro I 13, 4. Col. I 6, 21). In diese Gruben [1761] gelangten nicht nur alle animalischen Stoffe mit oder ohne Streu, sondern auch andere, aus welchen man heute den Compost bildet (Cat. 37, 2 und bei Plin. XVII 55. Col. II 14, 6. Pall. I 33, 2. Geop. II 22, 1. 2); auch die Abtritte der Sclaven konnten an einer solchen Grube liegen (Varro I 13, 4; vgl. Bekk. Anecd. I 221, 33). Nur wenn das Grundstück auch Baumschulen hatte, war der Kot der Ziegen und Vögel abzusondern (Col. II 14, 7). Der Stall eines Reitpferdes (Xen. eq. 5, 2), die Küche und die Ziegenställe sollten täglich (Col. ebd.), die Rinder- und Schafställe bei Regenwetter (Cat. 2, 3. Col. ebd.), wenn man nichts anderes thun konnte (Cat. 39, 1), die Ställe der edlen Schafe (Varro II 2, 19. Col. VII 4, 5) und die der Schweine (Col. VII 9, 14) möglichst oft gereinigt werden. In den Ställen der edlen Schafe (Varro ebd.) und der Pferde (Veget. II 28, 3) sollte der Harn sofort abfliessen können. Cato (5, 8) verlangte, dass der aus den Ställen geschaffte Dünger sofort von Unkraut gereinigt und zerstückelt werde, woraus hervorgeht, dass er den Dünger nicht in der vorher angegebenen Weise verrotten liess, was auch aus der von ihm (c. 29) angegebenen Verteilung des Düngers sich ergiebt. Später wird vorgeschrieben, die Grube im Sommer mit Hacken durchzuarbeiten, damit der Dünger leichter verfaule (Col. II 14, 8; vgl. Geop. II 22, 2). Über die Menge des producierten Stallmistes finden sich Angaben bei Col. II 14, 8 und Plin. XVIII 194. Doch steht bei jenem im Text als Zeitraum, in welchem das angegebene Quantum gewonnen werde, tricenis diebus, bei diesem haben die Hss. gar keine Zeitangabe. Doch ist das Quantum für 30 Tage viel zu gross, vielmehr erfordert der Sinn trecenis. In diesem Falle (Plinius hat vielleicht ein Jahr gemeint) sollte das Stück Kleinvieh in 300 Tagen mindestens 1 vehes = ca. 560 kg., das Grossvieh 10 vehes bringen, also jenes pro Jahr ca. 681, dieses 6810 kg., wobei zu berücksichtigen ist, dass beim Arbeitstiere ca. ein Drittel des Kots verloren geht. Mit andern Worten, das Joch von zwei Rindern producierte jährlich mindestens so viel Dünger, als zu einer starken D. für 1/4 ha. erforderlich war (vgl. o. Bd. I S. 280). Übrigens schätzt Columella das auf einen Menschen entfallende Quantum unter Einschluss aller Abfälle und alles Kehrichts dem des Grossviehs gleich.
III. Art der Düngung. Verwendet man frischen Dünger, so ist es besser, ihn im Winter als im Frühling auf den Acker zu bringen (Theophr. h. pl. VIII 6, 3). Im andern Falle ist der Acker im Herbst (Cat. 5, 8), speciell im September (Col. II 5, 1. 15, 1. Plin. XVIII 193. Pall. X 1, 2) zu düngen, wenn die Saat Ende October untergebracht werden soll (Col. II 15, 1; vgl. II 4, 11. 8, 2); wenn jedoch aus irgend einem Grunde diese Zeit versäumt ist, so kann man vor der ersten Behackung, d. h. spätestens im Januar (vgl. o. Bd. I S. 282, 6) pulverisierten Vogelmist über die Saat streuen oder Ziegenmist mit der Hacke unterbringen (Col. II 15, 2. Plin. XVIII 193) oder in beiden Fällen gewöhnlichen Dünger gebrauchen (Pall. X 1, 3). Für die Frühjahrssaat sollte im Winter das für die Herbst-D. vorgeschriebene Quantum nach und nach in mässigen Haufen bei abnehmendem Monde ausgefahren werden (Col. II 15, 1; vgl. Cat. 37, [1762] 3. Plin. XVIII 193. 322. Pall. X 1, 3). Als Grund, warum die D. bei abnehmendem Monde geschehen sollte, wird angegeben, dass dadurch die Unkräuter fern gehalten würden (Col. II 5, 1. Pall. X 1, 2. Geop. II 21, 11). Die Wiesen wurden im Februar gedüngt (Cat. 29. 50, 1. Col. II 14, 9. 17, 2. 7. XI 2, 18. Pall. III 1; vgl. Plin. XVIII 57) und zwar bei Neumond (Cat. ebd.) oder zunehmendem Monde (Col. II 14, 9. 17, 2. Pall. III 1. X 10, 2; anders Plin. XVII 57); dabei sollte der Dünger mit Grassamen vermischt sein (Col. II 17, 7) und nur auf die höher gelegenen Stellen geschüttet werden, weil durch den Regen oder die Berieselung seine Feuchtigkeit auch den tiefer gelegenen Stellen zugeführt werde (ebd. 2 u. 7). Die Fruchtbäume düngte man sofort nach der Schneidelung (Theophr. c. pl. III 7, 8. 9, 1), d. h. mit Ausnahme der Feigen im Herbst und zu Beginn des Winters (ebd. III 7, 10), oder im Januar (Geop. III 1, 3. X 81, 5), die Ölbäume, nachdem sie umgraben waren, im Herbst (Cat. 5, 8. Pall. XI 8, 2), d. h. in der ersten Hälfte des November (Col. XI 2, 87), ebenso die Reben (Col. ebd.), oder jene vor der Schneidelung (Geop. IX 9, 8) und diese im October (ebd. III 13, 3). Doch konnten die Oliven und andere Bäume auch im Februar gedüngt werden (Pall. III 20, 2). Im Blumen- und Küchengarten wurde, wo im Frühling gesät werden sollte, nach dem kürzesten Tage, für die Herbstsaat im Mai gedüngt und ausserdem noch fünf Tage vor der Saat (Col. XI 3, 11–13). Der Dünger konnte entweder von Eseln (Poll. I 226) in der cratis stercoria (s. d.) oder in der von Rindern gezogenen (Col. II 12, 9) vehes ausgefahren werden; der cophinus (s. d.) war ein Tragkorb, und ihm entsprach der römische qualus (Col. X 83). Der auf den Acker gefahrene und verteilte Dünger musste sofort untergepflügt werden (Col. II 5, 2. 15, 1. Plin. XVIII 193. Pall. X 1, 2. Geop. II 23, 5; vgl. Col. II 21, 3). Bei Baumpflanzungen vermischte man den Dünger mit Erde (Theophr. c. pl. III 6, 1. Pall. III 20, 2) oder brachte ihn zwischen einer oberen und unteren Schicht Erde zu liegen (Theophr. ebd. Geop. II 21, 3). Die Öl- und Fruchtbäume düngte man bei abnehmendem Monde im Februar (Pall. III 20, 2) oder im Januar so, dass der Dünger die Wurzeln nicht berührte (Geop. III 1, 3. X 81, 5), d. h. man warf zuerst Erde an den Stamm und auf diese den Dünger (Pall. I 6, 18). Bei den Oliven (Geop. IX 15, 1) und Reben (V 26, 5) sollte er in einiger Entfernung vom Stamm ausgestreut werden oder bei jenen mit Erde beworfen (Cat. 29). Bei Küchenkräutern streute man in Griechenland meist den Dünger zugleich mit dem Samen aus oder auf diesen (Theophr. h. pl. VII 5, 1). Die Linse wurde vor der Saat mit trockenem Rinderkot (Theophr. h. pl. II 4, 2; c. pl. V 6, 11. Geop. II 37, 1) oder anderem trockenen Kot (Col. II 10, 15. Plin. XVIII 198. Pall. III 4) vermischt und 4–5 Tage später gesät (Col. Pall. ebd.).
IV. Verteilung des Vorrats auf die verschiedenen Culturen. Einen Einblick hierein gewinnen wir nur durch die Angaben Catos. Von dem offenbar nicht grossen Vorrat, welchen die Dunggrube lieferte (5, 7), wollte er (im Herbst oder Winter) die Hälfte für die Futterkräuter oder künstlichen [1763] Wiesen, ob diese zugleich mit Oliven bestanden waren oder nicht, ein Viertel für die Oliven verwenden und das letzte Viertel für die D. der Wiesen im Februar zurückbehalten (c. 29). Dabei fällt besonders auf, dass er für das Getreide keine D. bestimmt und selbst nirgends von einer zu düngenden Vorfrucht spricht. Nur für Rüben und Rettige, wenn der Boden nicht sehr fett war (35, 2), in diesem Falle auch bei Anpflanzung der Feigen (8, 1 und bei Plin. XV 72), ferner bei der Anlegung einer Pflanzschule mit Stecklingen (46, 1) und der Erziehung der Cypressen, Birnen, Äpfel und Pinien aus Samen (48) musste der Vorrat der Dunggrube ausserdem noch herhalten. Doch wird an einer andern Stelle für die Cypressensaat nur Ziegen- oder Schafmist verlangt (151, 2), sowie jener für den Spargelbau (161,4 und bei Plin. XIX 149). Die Granatbäume sollten Harn oder Kot der Schweine erhalten (7, 2). Der Taubenmist sollte auf die Wiese oder in den Küchen- und Ziergarten oder auf das Saatfeld gestreut werden (36), konnte jedoch kaum sehr in Betracht kommen, da eine Taube jährlich nur 2½ kg. Mist liefert, wenn auch die Taubenzucht bei den Römern sehr im Schwunge war, da man zu Varros Zeit Taubenhäuser mit 5000 Stück hatte (Varro III 7, 2). Ausserdem stand ihm für die D. der Bäume (36) besonders noch ein reichliches Quantum von amurca zur Verfügung, da er auf seinen 240 iugera Olivenwaldes (10, 1) wohl gegen 1000 hl. jährlich gewinnen konnte, so dass er davon noch weiteren Gebrauch, besonders zu technischen Zwecken machte.
V. Classification. Der schärfste Dünger ist der Kot des Menschen, den deshalb Chartodras für den besten Dünger erklärte; dann folgt der des Schweines, der Ziege, des Schafes, des Rindes und der schwanzschweifigen Tiere (Pferd, Maultier, Esel, Theophr. h. pl. II 7, 4; vgl. Plin. XVII 52). Weil der letztere der leichteste ist (Theophr. c. pl. III 9, 5), bedient man sich seiner für die meisten Bäume; anderer erhitzt und trocknet zu sehr (ebd. 6, 2. 9, 5). Androtion (bei Theophr. h. pl. II 7, 3) sagt, dass der Ölbaum, die Myrte und der Granatbaum sehr scharfen Dünger bei reichlicher Bewässerung verlange. Der Mist aller Zugtiere ist dem Gemüse schädlich; am liebsten wendet man den Kehricht an, auch den rohen Menschenkot in Jauche (Theophr. h. pl. VII 5, 1). Cassius Dionysius (bei Varro I 38, 1–3) erklärte den Mist der Vögel, ausgenommen den der Sumpf- und Schwimmvögel, für den besten, besonders den der Tauben, dann folgten nach ihm der des Menschen, des Schafs und Esels; der der Pferde sei für die Saaten der schlechteste, doch für die Wiesen sei der aller Zugtiere, wenn sie mit Gerste gefüttert seien, weil er Kräuter hervorbringe, der beste (vgl. Plin. XVII 54). Varro selbst (ebd. 2 und bei Plin. XVII 50) stellte den der Drosseln und Amseln an die Spitze. Columella (II 4, 1f. und bei Plin. XVII 51. 52) schätzte wie schon andere vor ihm (bei Varro I 38, 1 u. III 7, 5), den Taubenmist am höchsten, dann den der übrigen Vögel, ausgenommen den der Sumpf-und Schwimmvögel (vgl. VIII 9, 4 und Pall. I 23), nächst dem den Menschenkot, wenn er mit anderem Unrat der Villa vermischt war, weil er allein zu sehr erhitze, so dass der menschliche [1764] Harn für Setzlinge und die amurca für Fruchtbäume und besonders Oliven vorzuziehen sei. Die dritte Stelle nahm der Mist des Viehs ein, namentlich des Esels, weil er sehr langsam kaue und deshalb leichter verdaue, so dass sein Kot gut verarbeitet sei und sofort als Dünger benutzt werden könne (was von Plin. XVII 54 bestritten wird); dann folge der des Schafes und der Ziege; für den schlechtesten werde der des Schweines gehalten. Diese Classification geben im ganzen auch die Quintilii (Geop. II 21, 4–9), doch stellen sie den Rindermist hinter den der Ziegen und Schafe; der Schweinemist, im übrigen der beste, eigne sich nicht für die Saaten, weil er sie verbrenne, und der schlechteste sei der von Pferden und Maultieren, wenn er nicht mit schärferem gemischt werde. Für ziemlich wirksam erklärt Columella (a. a. O. 5) dann noch die Asche. Diese erklärt auch Palladius (I 33, 1) für sehr gut, den Eselsmist aber für den besten, besonders im Garten. Abweichende Meinungen giebt Plinius (XVII 51f.) an, besonders erwähnt er (53), dass einige Provinzbewohner, welche eine grosse Menge Viehs hätten, dessen Mist wie Mehl durch ein Sieb ausstreuten, nachdem der Geruch und das Aussehen durch die Länge der Zeit eine gewisse Annehmlichkeit erhalten habe. Speciell für den Zier- und Küchengarten hält Columella (XI 3,12; vgl. X 81f. Plin. XIX 138) den Eselsmist für den besten, weil er die wenigsten Unkräuter hervorbringe; ihm komme am nächsten der von Grossvieh und Schafen, wenn er ein Jahr lang verrottet sei; den menschlichen Kot, obwohl er sonst für sehr vortrefflich gehalten werde, dürfe man nur auf nacktem Kiese oder kraftlosem feinen Sande verwenden, wo es sich um eine grössere Wirkung handle. Nach Didymos (Geop. XII 4) war, wenn es sich um Vernichtung schädlicher Tiere wie Erdflöhe und Würmer handle, für die Küchenkräuter vor allem Asche und Taubenmist zu empfehlen; wenn es sich aber darum handle, jene süsser zu machen, der des Esels; beide Eigenschaften vereinige der Ziegenmist, anderen dürfe man nur im Notfalle gebrauchen und dann auch keinen frischen, weil er schädliche Tiere hervorbringe.
VI. Die einzelnen animalischen Stoffe. Über diese soll hier nur nachgeholt werden, was sich auf ihre specielle oder nur von einzelnen Schriftstellern vorgeschriebene Anwendung bezieht.
1. Der Rindermist wurde bisweilen mit dem Specialnamen ὁ ὄνθος (Hom. Il. XXIII 775. 777. 781; vgl. Poll. V 9. Hesych. u. Suid.) oder ἡ ὄνθος (Apollod. II 5, 5) bezeichnet, einem Worte, welches vielleicht von der indogermanischen Wurzel enedho = bedecken gebildet ist (Prellwitz a. a. O.). Dieselbe Bedeutung hatte auch τὸ βόλιτον (Arist. Ach. 1026; eq. 658. Aristot. h. an. V 19, 102. Theophr. h. pl. ΙΙ 4, 2; c. pl. V 6, 11. Poll. V 91. Geop. XV 6, 2. Eust. Od. I 156 p. 1405, 1) mit dem Adjectiv βολίτινος (Ar. ran. 295). von βάλλω gebildet. Dafür findet sich aber meist die Form ὁ βόλβιτος oder τὸ βόλβιτον (Hipponax bei Bekk. Anecd. I 86, 9 und Etym. M. 204, 28, öfters in den ps.-hippokratischen Schriften, Diosc. parab. II 65 und in den Geoponica, hier besonders II 37,1, bei Plin. XXVIII 232 u. Hesych.), wovon die Römer imbulbitare bildeten (Fest. ep. p. 32, 2 u. Lucil. ebd.). Die Form βόλιτον war attisch (Schol. Arist. [1765] Arch. 1026), βόλβιτον dorisch (Hesych. s. Δῶρες), ionisch (Etym. M. 204, 28) oder überhaupt hellenisch (ebd. Moer. 95). Der Rindermist wurde zum Teil für den Birnbaum (Pall. III 25, 4) und für salzhaltigen Boden (Geop. II 23, 11) besonders empfohlen.
2. Der Pferdemist wurde zum Teil ebenfalls auf salzhaltigem Boden angewandt (Geop. II 23, 11).
3. Specialname für den Mist des Esels war ἡ ὀνίς (Aristoph. Pax 4. Aristot. h. an. V 19, 102. Ps.-Hipp. II 591. III 39. Poll. V 91), den des Maultieres oder Maulesels ἡ ἡμιονίς (Ps.-Hipp. II 592).
4. Der Schafmist, mit dem Specialnamen οἰσπάτη (Hesych.) oder ὀϊσπώτη) (Cass. Dio XL VI 5. Poll. V 91), offenbar aus οἶς und πάτος entstanden, in späterer Zeit auch so wie der Ziegenkot (s. u.) benannt, wird von Cato (161, 4 und bei Plin. XIX 149) als der beste Dünger für den Spargel bezeichnet, da anderer Unkräuter erzeuge. Varro (II 2, 12) hielt das Abweiden der Stoppelfelder durch Schafe für nützlich, weil diese sowohl die Stoppeln zerträten als auch den Boden düngten. Einige hielten das Pferchen des Kleinviehs für die beste Art zu düngen (Plin. XVIII 194; vgl. Col. VI praef. 2). Doch sollte dieses vermeintlich der Luzerne schaden, da sie die Excremente des Schafes nicht vertrage (Theophr. h. pl. VIII 7, 7).
5. Der Ziegenmist hatte den Specialnamen ὁ und ἡ σπύραθος (Ps.-Hipp. II 554. 568. 569. 867. Diosc. II 98; parab. I 242. ΙΙ 56. 65. Lucian. tragod. 161. Gal. XΙΙ 297. Orib. coll. med. X 13, 32. XV 2, 27; eup. II 1, 10, 64. Aët. II 114. Geop. XII 14, 2), ὁ πύραθος (Nic. ther. 932), ἡ σφυράς (Aristoph. Pax 790. Eupolis beim Schol. Ar. ebd. Poll. V 91. Bekk. anecd. 157, 5), τὸ σπύρδαρον (Poll. ebd.). Die Wörter ὁ σπύραθος (Geop. ebd.) und ἡ σφυράς (Schol. Ar. Bekk. Anecd. ebd.) wurden auch für den Schafmist gebraucht. Das so variierte Wort ist mit σφαῖρα – Kugel verwandt (Prellwitz a. a. O.). Auch ἡ μίνθη scheint ursprünglich den Ziegenkot bezeichnet zu haben (Schol. Arist. Plut. 313), dann auch den des Menschen (ebd. Hesych.). Ölbäume sollten im Herbst 6 librae (Col. V 9, 14) = 1,965 kg., doch grosse und kränkliche in der ersten Hälfte des November sogar 4 Modien (ebd. XI 2, 87) = 35 l. erhalten.
6. Für den Schweinekot finden sich ὁ ὑσπέλεθος (Poll. V 91. Cass. Dio XLVI 5), eine Zusammensetzung von ὗς und πέλεθος, τὸ ὕσκυθον (Hesych.), nach A. Fick (Vergl. Wörterb.⁴ I 426) von einer westeuropäischen Grundform kudho- = Mist stammend, und sucerda (Titinius bei Fest. ep. p. 303, 1. Lucilius bei Non. 175, 12. Corp. gloss. lat. II 191, 47), verwandt mit σκῶρ (s. o.). Da er von starker Wirkung ist (Theophr. c. pl. III 9, 3), sollte er für den Weingarten mit Wasser verdünnt oder nur alle fünf Jahre angewandt werden (Plin. XVII 258), doch werden durch ihn die Granatäpfel süss gemacht und verlieren die Kerne (Theophr. ebd.; vgl. II 14, 2 u. Ps.-Aristot. de plantis 821 a 37, vers. lat. I 17. Col. arb. 23, 1. V 10, 15; vgl. Cat. 7, 3. Plin. XVII 259. Pall. IV 10, 3. Geop. X 34); ebenso bringen damit gedüngt bittere Mandelbäume [1766] süsse Mandeln (Theophr. c. pl. III 9, 3. Pall. II 15, 11. Geop. III 3, 4. X 59, 2).
7. Die Gerbereiabfälle sind den Bäumen schädlich, wenn sie unvermischt angewandt werden (Theophr. c. pl. V 15, 2), sie sind daher für die Reben mit Wasser zu verdünnen (Plin. XVII 258), nur die Myrte wird, sobald sie nach der Anpflanzung zu sprossen beginnt, damit gedüngt, wenn sie Früchte ohne Kerne hervorbringen soll (Theophr. c. pl. III 9, 3).
8. Der Taubenmist sollte nicht haufenweise wie Viehmist, sondern wie die Saat ausgestreut werden (Cass. Dionys. bei Varro I 38, 1); manche streuten ihn zusammen mit der Saat aus (Geop. II 21, 5), doch musste dies in trockenen Gegenden vermieden werden, damit die Samen nicht verbrannt würden (ebd. 19, 3); er sollte das Wachstum der Reben sehr befördern, aber den Wein verschlechtern (Geop. V 26, 3). Wenn der Boden Salz ausschwitzt, muss er untergepflügt werden (Pall. X 3, 1).
9. Der Gänsekot, nach obigem (V) nicht sehr geschätzt, wurde, in Salzwasser aufgelöst, für Küchenkräuter gebraucht (Geop. XII 11).
10. Der Harn sollte auf die Myrte dieselbe Wirkung ausüben wie die Gerbereiabfälle (Theophr. c. pl. III 9, 8), entweder der des Menschen oder besser der der Schafe (Geop. XI 7, 7), oder sie aus einer wilden zu einer zahmen machen (ebd. 17, 5); die Lorbeersaat wurde damit benetzt (Plin. XVII 60); er sollte den Rebensetzlingen (Geop. V 9, 4) und den Oliven nützen (Theophr. c. pl. III 9, 3), letzteren besonders alter (Pall. XI 8, 3), dieser auch kranken Reben (Pall. IV 7, 4; vgl. Geop. V 26, 7). Ein Gemisch von altem Harn mit ebensoviel Wasser, 1 Amphora = 26,2 l. davon für jeden Baum, goss man dreimal an die Wurzeln der Granatbäume, wenn sie die Blüten abwarfen (Pall. IV 10, 3); auch sollte alter Harn nach Columella (arb. 23, 1. V 10, 15) auf diese ebenso wirken wie Schweinekot (vgl. oben) oder Menschenkot; er sollte kranken Reben dienlich sein (Pall. IV 7, 4) und diese sowie die Obstbäume fruchtbarer machen (ebd. III 8). Wenn die Trauben nicht reifen wollten, sei die Rebe bis auf die Wurzel abzuschneiden und diese mit altem Harn, scharfem Essig und Erde zu begiessen (Col. arb. 8, 5. Plin. XVII 262; vgl. Pall. IV 7, 4. Geop. V 37, 1). Speciell wurde alter Menschenharn für unfruchtbare Ölbäume empfohlen (Pall. IV 8, 1. Geop. IX 10, 1), 1 Congius = 3,275 l. für jeden Baum (Col. XI 2, 87; vgl. V 9, 16), für Granatbäume mit (Plin. XVII 259) oder ohne Wasser (Geop. X 34), und kranke Reben (Geop. III 13, 3. V 36, 3. 37, 1). Er erhalte alle Bäume gesund (Geop. X 84, 2), an die Wurzeln der Reben seien in warmen Gegenden im November 4 Kotylen = 1,08 l. zu giessen (Pall. XII 10; vgl. Geop. V 35,1); 6 Monate alt steigere er die Fruchtbarkeit der Reben und Obstbäume wie kein anderer Dünger und verbessere auch die Qualität der Früchte (Col. II 14, 2). Ausserdem wurden noch mit Schweineharn die Granatbäume (Cat. 7, 3) und, mit amurca und Wasser gemischt, unfruchtbare Oliven (Col. V 9, 16) gedüngt. Manche hielten den Urin nebst den Haaren, von welchen die Felle durch jenen enthaart waren, für den besten Dünger, doch wollten ihn einige [1767] mit Wasser mischen (Plin. XVII 51). Die meisten erblickten in dem Harn ein ebenso gutes Dungmittel wie Cato (welcher vom Harn an sich fast gar keinen Gebrauch macht) in der amurca, wenn er nur zu gleichen Teilen mit Wasser vermischt sei, da er an und für sich schade (Plin. XVII 265).
VII. Vegetabilischer Dünger. 1. Über die Gründüngung ist zum Teil schon beim Ackerbau (o. Bd. I S. 269, 31f. 279, 27f.) und Bd. III S. 615 gesprochen. Die älteren römischen Agrarschriftsteller glaubten, dass Lupine, Pferdebohne, Wicke (Cat. 37, 2. Saserna bei Col. II 15, 1), die rote Platterbse (?), Linse, essbare Platterbse und Erbse (Saserna ebd.) an und für sich den Boden düngten. Einen alten und magern Weingarten wollte Cato (33, 3. Plin. XVII 198) durch die Saat des Futterkrautes ocimum auffrischen, welches indes schon dem Aemilius Macer († 16 v. Chr.) unbekannt war (Charis. 72, 18 K.), vielleicht aber Incarnatklee gewesen ist. Auch der bei Turin gebaute Roggen sollte den Boden düngen (Plin. XVIII 141). Doch wollte Columella (II 15, 1; vgl. 10, 1. Plin. XVIII 134. Geop. II 39, 6) dem Saserna nur hinsichtlich der Lupine (wegen ihrer zurückbleibenden Stoppel und Wurzel) beipflichten. Grössere Beachtung fand naturgemäss die Grün-D. mit Lupinen. Auf dem Acker wurden sie um Mitte September (Pall. X 9) gesät und in der ersten Hälfte des Mai (Col. XI 2, 44. Pall. VI 4, 2) umgepflügt. Im Weingarten wurden sie, wenn kein anderer Dünger vorhanden war (Col. II 15, 5) oder der Boden erschöpft war (ebd. XI 2, 60; vgl. Pall. IX 2), oder zur D. und Reinigung des Bodens (Geop. III 5, 7) Mitte September (Col. II 15, 5) oder in der zweiten Hälfte des August (Col. XI 2, 60), 3 oder 4 Modien = 26–35 l. auf das iugerum = ca. ¼ ha., gesät und nach der Bestockung (Col. Pall. ebd.) oder im Mai vor der Rebenblüte (Geop. III 5, 7) oder vor der Bildung der Hülsen (Plin. XVII 54) untergegraben oder untergepflügt. Das letztere sollte jedoch genauer auf sandigem Boden, wann sie die zweite Blüte (die am ersten Nebentriebe), auf rötelhaltigem, wann sie die dritte Blüte zeigten, geschehen, überhaupt auf schwachem Boden früher, damit sie schneller verfaulten, auf kräftigerem später, damit sie die schweren Erdschollen länger tragen und in der Schwebe erhalten könnten, so dass diese von der Sonnenwärme gelockert würden (Col. II 15, 6). Nicht nur die Reben, sondern auch Bäume (Plin. XVII 54) oder wenigstens kranke Bäume (ebd. 260) sollten so gedüngt werden.
2. Von andern vegetabilischen Dungstoffen kommt das Laub der laubabwerfenden Bäume im Walde für die immergrünen als eine Art Dünger in Betracht (Theophr. c. pl. II 18, 1), ebenso die abgeschnittenen und zerstückelten Rebenruten, welche in einem mageren Weingarten untergegraben werden sollten (Cat. 37, 3). Zerkleinertes Stroh und Streu wurde für die Rüben empfohlen (Col. XI 3, 62), zur Auffrischung eines alten Weingartens (Cat. 33, 3) oder überhaupt zur Düngung der Reben (Geop. III 13, 3), zur Verbesserung salzhaltigen Bodens bei Beginn des Winters (Geop. II 23. 9f.). Über Bohnenspreu s. Bd. III S. 615. Seegras benutzte man, wenn die Früchte des Granatbaums sauer waren (Pall IV 10, 3), [1768] oder diese die Blüten abwarfen (ebd.; vgl. Geop. X 29, 3), und für die Oliven (Geop. IX 10, 1). Weintrester helfen einem alten Weingarten auf (Cat. 33, 3), können auch sonst für die Reben benutzt werden (Geop. V 26, 7; vgl. V 9, 5). Weinhefe goss man an kranke Bäume (Plin. XVII 259), an Birnbäume, das Blühen zu befördern (Pall. III 25, 5. Geop. X 23, 6), und an die Wurzeln der Reben (Geop. III 13, 3), besonders sollten die Palmen dadurch gekräftigt werden (Pall. XI 12, 2. Geop. X 4, 3).
3. Die amurca, der mit Geweberesten und Schleim vermischte wässerige Bestandteil der Oliven von dunkelbräunlicher Farbe, wurde besonders zur D. kranker Ölbäume angewandt. Nach Cato (98; vgl. 36. Plin. XVII 263) sollte sie zur Hälfte mit Wasser vermischt werden und je eine Amphora = 26,26 l. von diesem Gemisch an die grössten, eine Urne = 13,13 l. an die kleineren Bäume gegössen werden, übrigens (c. 94 und bei Plin. ebd.; vgl. Plin. XVII 259. Geop. X 48, 4) auch die Feigenbäume so behandelt werden, damit sie die Spätfrüchte nicht abwürfen. Dasselbe Gemisch sollte nach Palladius (III 25, 23) kranken Quittenbäumen helfen. Bohnen und andere Hülsenfrüchte sollten, damit die Samen grösser würden und sich leichter kochten, bei der Aussaat mit Soda und amurca besprengt werden (Verg. Georg. I 194 und bei Plin. XVIII 157; vgl. Bd. III S. 615, 62f.). Nach Catos Zeit wurde fast immer ungesalzene amurca gebraucht, d. h. es durfte kein Salz zur schnelleren Abscheidung des Öls von der amurca verwendet worden sein (vgl. Cat. 65, 2. Col. XII 52, 10). Diese wurde wiederum für kranke Ölbäume empfohlen (Pall. III 8. IV 10, 3. XI 8, 3. Geop. IX 10, 8); in der ersten Hälfte des März sollten 6 Congii = 19,65 l. an die grössten und 1 Urne = 13,13 l. an die mittleren Bäume gegossen werden (Col. XI 2, 29 und bei Pall. IV 8, 1; vgl. Col. V 9, 14), oder an die grösseren 1 Urne davon mit Harn und ebensoviel Wasser (Col. V 9, 16); auch gesunden Ölbäumen gab man 2 Kotylen = 0,54 l. mit Wasser gemischter amurca (Geop. IX 10, 1). Auch die Wurzeln der Granatbäume, welche die Blüten abwarfen, wurden damit begossen (Pall. IV 10, 3) und andere, selbst gesunde Bäume (Pall. III 8. Geop. X 84, 3) oder Reben (Col. II 14, 3). Im allgemeinen aber scheint man ausser Cato sie wenig verwertet zu haben, ja sogar auf den Acker zum Schaden desselben haben laufen zu lassen (Varro r. r. I 55, 7).
VIII. Mineralischer Dünger. Reiner Thonboden wurde durch Mischung mit andern Bodenarten, besonders Sand, verbessert (s. Bd. III S. 586f.). Die Ubier gruben alle 10 Jahre ihren übrigens sehr fruchtbaren Boden 3 Fuss tief auf und warfen die unterste Schicht von 1 Fuss oben auf (Plin. XVII 47). Strassenschmutz und Humuserde von Dornsträuchern lassen sich als Dünger verwerten (Col. II 14, 6), letztere besonders bei Anlegung eines Weingartens, wo sich schon vorher ein solcher befunden hat (ebd. III 11, 4), und später in demselben (ebd. II 15, 5); in congestiva humus säte man Sesam (Col. II 10, 18. Pall. X 7) und Senf (Pall. XI 11, 2). Vom Staube glaubte man, dass er, an die Wurzeln der Reben gestreut, das Reifen der Trauben fördere (Plin. XVII 49; vgl. Geop. III 13, 3). Zu demselben [1769] Zwecke und um grössere Trauben zu gewinnen, sollten durch Aufwühlen des Bodens die Trauben während der Reifezeit bestäubt werden (Theophr. h. pl. II 7, 5; c. pl. III 16, 3. Verg. Georg. II 418. Serv. ebd. Col. IV 28, 1. XI 2, 60. Geop. III 10, 2. 11, 1). Besonders in der narbonensischen Provinz (Plin. XVII 49) und in kälteren Gegenden (Col. XI 2, 60) war dieses Verfahren gebräuchlich. Der Staub sollte das Wachstum fördern (Theophr. h. pl. II 7, 5) und während der Reife die Trauben vor der Sonnenglut und hauptsächlich vor Nebel schützen (Col. arb. 12, 1. Plin. XVII 189). Doch kann eine Bestäubung wohl nur bei grosser Hitze und Trockenheit, welche der vollkommenen Reife hinderlich sind, den Trauben dadurch nützen, dass sie eine zu grosse Ausdünstung verhindert und der Staub während der Nacht eher Feuchtigkeit aus der Atmosphäre aufsaugen kann. Durch Bestäubung machten auch die Megarenser die Gurken zarter (Theophr. c. pl. III 16, 3), woraus Theophrast schliesst, dass der Staub sie zu ernähren scheine. Die Holzasche galt für einen sehr guten Dünger (Verg. Georg. I 81. Pall. I 33, 1). Da die Raute andern Dünger schlecht verträgt (Theophr. h. pl. VII 5, 1; vgl. Plin. XIX 156. Geop. XII 25, 1), so wandte man Asche an (Ps.-Aristot. probl. 20, 18. Col. XI 3, 38. Plin. Geop. aa. OO. Pall. IV 9, 13), sei es wegen ihres nährenden Gehalts an Pottasche (Theophr. c. pl. V 6, 10. Plin. ebd.), I sei es um Würmer zu vertreiben (Theophr. a. a. O. und III 17, 1. Plin. XVII 261). Wegen der letzteren Wirkung und damit sie nicht faulten, that man dies auch bei den Feigen (Theophr. c. pl. III 17, 1. Plin. XVII 261; vgl. 254). Die Wurzeln der Reben bestreute man damit (Geop. III 13, 3), wenn sie zu geil (Plin. XVII 254), mit Asche und Essig kranke Reben (Col. arb. 8, 4. Plin. XVII 261. Pall. IV 7, 4. Geop. V 9, 32. 37, 1). Ferner wurden mit Asche gedüngt Äpfel (Pall. III 25, 14), Birnen (Col. arb. 24. V 10, 17. Pall. a. a. O. 4), um die Früchte aromatischer zu machen (Pall. III 25, 4), Quitten (ebd. 22), die Palmensaat (Pall. XI 12, 1), da Palmen keinen andern Dünger vertragen sollten (Plin. XIII 28), Artischocken (Col. XI 3, 28), Spargel (ebd. 46. Pall. IV 9, 12), alte Wiesen, um das Moos zu töten (Col. II 17, 2. Pall. X 10, 3), das Rohr (Col. IV 32, 5), mit Asche vom Reisig der Mohn (Cat. 38, 4), mit Asche und Lauge die Granaten (Pall. IV 10, 4). Verbrannte Olivenkerne düngen die Oliven (Cat. 37, 2), bei der Anlage eines neuen Weingartens sind die Wurzeln der alten Reben zu verbrennen (Col. III 11, 4). Die transpadanischen Gallier zogen sogar für gewisse Culturen es vor, den Mist der Pferde und Esel zu verbrennen und die Asche statt des Mistes selbst zu verwenden (Plin. XVII 49). Spargelstengel wurden drei Jahre nach der Aussaat im Frühling (Cat. 161, 2. Plin. XIX 148) und später im Herbst nach der Samenreife jährlich niedergebrannt (Cat. ebd. 3. Col. XI 3, 46. Pall. IV 9, 12; vgl. Cat. 6, 4. Pall. III 24, 8; wohl fälschlich nach Plin. XIX 149 gegen den Frühling), wobei es sich jedoch auch um die Vernichtung der Spargelfliege gehandelt haben kann. Weil das Rohr um so schöner wächst, wenn es niedergebrannt wird (Theophr. h. pl. IV 11, 13. Plin. XVII 262), [1770] so that man dies (Cat. 6, 4 und bei Plin. XIX 148), wenn es nach dem kürzesten Tage gehauen war (Col. IV 32, 5), wie nach Hehn (Culturpfl.⁶ 297) auch heute in Italien die aufgeschossenen Rohre im Herbst geschnitten und die übrigbleibenden Stöcke angezündet werden. Auch der Rosenstrauch trägt bessere Blüten, wenn er niedergebrannt wird (Theophr. h. pl. VI 6, 6). Bis heute hat sich in mehreren Gegenden Mittel- und Süditaliens auch die Sitte erhalten, die nach der Getreideernte stehen gebliebenen Stoppeln niederzubrennen. Im Altertum war sie sowohl in Griechenland (Xen. oec. 18, 2. Aristot. meteor. I 4, 5) als in Italien (Verg. Georg. I 84f. Ovid. met. I 492. Plin. XVIII 300, CIL I² p. 281 = VI 1 p. 637f.) beliebt; dabei sollte nicht nur der Boden gedüngt (Xen. Verg. aa. OO.), sondern auch dem Wuchern der Unkräuter vorgebeugt werden (Plin. ebd.). Dieses Verfahren konnte auch nur auf das im vernachlässigten Felde wuchernde Unkraut beschränkt werden (Hor. sat. I 3, 37). Im August setzte man das Weideland in Brand, um den Graswuchs zu beleben und das Wachstum der Dornsträucher einzuschränken (Col. VI 23, 2. Pall. IX 4), namentlich in Apulien (Lucan. Phars. IX 182. Sil. Ital. VII 364f.). Beim Ausroden der Wälder konnten die Stämme (Lucret. V 1241. Hor. ep. II 2, 186. Verg. Aen. X 405. XII 521) oder nur die Wurzeln (Pall. VIII 1) verbrannt werden. An die Wurzeln der Reben wurde Aschenlauge gegossen (Geop. III 13, 3). Mit Salz gemischt wurde der Dünger für die Palmensaat (Geop. X 4, 1); es wurde auch an die erwachsenen Palmen gestreut (Theophr. c. pl. III 17, 1. Geop. ebd. 2), weil es die Erde lockere und die Wurzeln kräftiger mache (Theophr. ebd. 3); ebenso Salzwasser an sie gegossen (Plin. XVII 261. Pall. XI 12, 2), da es Ähnlichkeit mit dem Saft derselben habe (Theophr. c. pl. II 5, 3). Das letztere fördert das Gedeihen des Kohls, der Runkelrübe, Raute und Rauke (Theophr. ebd.), der Mastixpistazie, der Reben, wenn sie thränen (Plin. ebd.), und verhindert es, dass die Feigenbäume die Früchte abwerfen (Geop. X 55). Soda mit Wasser goss man in Ägypten auf den Kohl, damit er süsser und zarter werde (Theophr. ebd.). Rötel und Menschenkot, in amurca aufgelöst, ist an die Wurzeln der Feigen, sobald sie Blätter treiben, zu giessen (Col. V 10, 10), um ihre Fruchtbarkeit zu erhöhen (Plin. XVII 256; vgl. Pall. IV 10, 30). Thonerde mit Rinderkot düngt die Oliven (Geop. IX 10, 1). Kalk, an die Wurzeln der Kirschen gestreut, zeitigt die Früchte (Plin. XVII 260); er wurde auch mit Thon auf die Stämme kranker Quitten gestrichen (Pall. III 25, 23); die Aeduer und Pictonen düngten damit das Feld, die Oliven und Reben (Plin. XVII 47); seit Plinius (ebd. 53) schätzte man für die Oliven besonders die Asche aus Kalköfen (vgl. Geop. II 22, 1). Die Anwendung des Mergels findet sich zuerst bei den Kelten. Wenn Plinius (XVII 42) sie auch den Megarensern zuschreiben will, so beruht dies wohl nur auf einer Stelle des Theophrast (c. pl. III 20, 3. 4), wonach jene den Thon- oder vielmehr Mergelboden durch Mischung mit andern Bodenarten fruchtbarer machten. Schon Varro (I 7, 8) hatte in Gallia transalpina die Beobachtung gemacht, dass man dort die Äcker mit [1771] candida fossicia creta dünge. Den keltischen Namen marga und eine detaillierte Beschreibung von dem Mergel der Gallier und Britten giebt Plinius (XVII 43f.). Während man dort vorher nur zwei Mergelarten gekannt hatte, brauchte man nach ihm seit kurzem einen weissen, rötlichen (infolge seines Eisenoxydgehalts), einen taubenförmigen (d. h. schwärzlichen, sofern πέλειος, wovon die Wildtaube benannt war, die Bedeutung ‚schwärzlich‘ hatte), einen thon-, tuff- und sandartigen Mergel, er fühle sich entweder rauh oder fett an (§ 43). Für das Getreide, fruges, sei der tuffartige und der weisse, wenn er zwischen Quellen gefunden werde, anwendbar und auf lange Zeit fruchtbar, aber rauh anzufassen, ein Übermass davon verbrenne jedoch den Boden. Der nächste sei der rötliche, welcher acaunumarga genannt werde, sofern Steine mit feinem Sande gemischt seien; die Steine würden auf dem Felde selbst zerstossen und machten in den ersten Jahren das Mähen beschwerlich; er sei am leichtesten und werde dünn gestreut, womöglich mit Salz untermischt; die Wirkung dieser Mergelarten halte sowohl beim Getreide als bei den Futterpflanzen 50 Jahre an (§ 44). Von dem fetten Mergel sei der weisse der beste; von dem weissen gebe es nämlich mehrere Arten; erstlich die erwähnte sehr scharfe, mordacissimum (also rauh und nicht fett); die zweite Art sei die creta argentaria (wohl mergelige Kreide, nicht Tripel; vgl. Plin. XXXV 199), werde aus der Tiefe hervorgeholt, meist aus 100 Fuss tiefen Schächten, werde besonders von den Britten gebraucht und halte 80 Jahre vor (§ 45). Die dritte Art des weissen Mergels werde glisomarga genannt; sie sei Walkererde, creta fullonia, mit fetter Erde (Humus ?), nützlicher für die Futterpflanzen als für Getreide, bei letzterem angewandt vertilge sie das Unkraut, sie halte 30 Jahre vor; zu dick gestreut ersticke sie die Bodenkraft wie das Signinum (zerstossene Scherben mit Kalk gemischt nach Plin. XXXV 165). Der taubenförmige (Kupferschiefer) werde von den Galliern eglecopala genannt, werde in grossen Klössen wie Steine ausgegraben, durch Sonne und Kälte so aufgelöst, dass er dünne Blätter bilde, und sei ebenso fruchtbar wie der vorige (§ 46). Den sandhaltigen gebrauchten sie nur, wenn kein anderer vorhanden sei (§ 47). Der zu mergelnde Boden müsse vorher umgepflügt werden; damit die Wirkung schnell erfolge, bedürfe es durchaus auch einiges Stallmistes, da er zuerst zu rauh sei; andernfalls schädige jeder Mergel durch seine Neuheit den Boden, ja selbst unter der angegebenen Bedingung befördere er im ersten Jahre noch nicht die Fruchtbarkeit. Auch komme es auf die Beschaffenheit des Bodens an; der trockene sei besser für den feuchten, der fette für den dürren; für normalen eigne sich sowohl die creta als die taubenfarbige Art. Das keltische Wort acaunumarga bedeutet ,Steinmergel‘, da ǎc-auno- = Stein, Fels ist, und in glisomarga entspricht das erste Wort dem altbreton. gloes, glois = beau, pur (A. Holder Altkelt. Sprachschatz I 1896, 12. 2028). Das Wort marga hat sich erhalten in ital. marga, neufr. marne, rum., cat, span., ptg. marga (G. Körting Lat.-roman. Wörterb. 1891) und ist auch durch mittelalt. margila zu ,Mergel‘ geworden. [1772] Von Palladius ist das Wort nicht gebraucht, er scheint den Mergel noch cretae pulvis genannt zu haben, sofern er sagt, dass das Gedeihen der Quitten dadurch gefördert werde (III 25, 22). Den Geoponikern war das Mergeln unbekannt.
B. Verschiedene Anwendung der Dungstoffe in der Landwirtschaft.
Wenn umzupflanzende Bäume schon 5 Fingerbreiten dick waren (Cat. 28, 2) oder die Oliven- Stecklinge von beiden Seiten beschnitten waren, wurde die obere Schnittfläche mit Rindermist (Cat. 46, 2) oder beide Schnittflächen der letzteren mit Rindermist und Asche umstrichen (Col. V 9, 3); bei solchen Stecklingen, welche die Enden der Zweige gebildet hatten, ebenfalls die untern Schnittflächen mit dieser Mischung umstrichen (Geop. IX 5, 7), bei der Umpflanzung der bewurzelten Olivenstecklinge alle Schnittstellen (Col. ebd. 10). Die Pfropfstelle wurde mit Rindermist und Erde verstrichen (Cat. 40, 2. 4 und bei Plin. XVII 111; vgl. Geop. IV 12, 16), die Stellen an der Rinde des Apfelbaums, von welcher man Würmer abgekratzt hatte, damit überstrichen (Pall. III 25, 15. Geop. X 18, 10) und von manchen trockener Rindermist zur Fernhaltung schädlicher Tiere auf das im Speicher lagernde Getreide gestreut (Geop. II 27, 6), zu letzterem Zwecke Rindermistjauche auf die Blätter der Bäume während des Regens gesprengt (Plin. XVII 267). Die Wundstellen der durch den Karst verletzten Rebstöcke wurden mit Schaf- oder Ziegenmist bestrichen, die verletzte Wurzel noch dazu mit Jauche begossen (Pall. IV 7, 5), die Wunden der Bäume mit Tauben- und Schweinemist geheilt (Plin. XVII 259). Hundekot mit faulem Harn vermischt wurde auf Pflänzlinge und Saaten geträufelt, um sie vor Beschädigungen durch das Vieh zu schützen (Geop. II 18, 16. V 49, 2. X 89, 2), Würmer an den Bäumen durch Schweinemist in menschlichem (Pall. III 25, 15) oder in Eselsharn (Pall. IV 10, 4. Geop. X 90, 3) vertrieben. Wenn zu grosse Bodenfeuchtigkeit oder ein anderes örtliches Übel die Getreidesaat tötet, sollten Taubenmist oder Cypressenblätter untergepflügt werden (Col. II 9, 9).
Alten Harn goss man an die Wurzeln der Feigen zur Fernhaltung der Würmer (Pall. IV 10, 29); Rinderharn mit amurca sprengte man auf das Gemüse gegen Raupen (ebd. I 35, 15); den Kalk, mit welchem das Innere des Kornspeichers beworfen wurde, mischte man mit dem Harn der Schafe zur Fernhaltung schädlicher Tiere (Geop. II 27, 5). Ebenso wurde die amurca gegen allerlei Würmer und Ungeziefer, von Cato auch gegen Unkräuter gebraucht (Cat. 91. 92. 95. 96. 128. 129 und bei Plin. XV 33. 34. XVII 264. 266. Pall. I 35, 1. 4. 8. IV 10, 29; über die Anwendung in den siri und horrea vgl. Bd. III S. 1873, 18); von letzterem auch zur Conservierung von Myrten (101 und bei Plin. XV 34) und zur Imprägnierung von irdenen Gefässen, in welchen Feigen (99 und bei Plin. XV 34) aufbewahrt und Öl gemessen (100 und bei Plin. XV 33) werden sollten.
Asche gebrauchte man, um Würmer von der Raute und den Feigenbäumen zu vertreiben (s. o. S. 1769), gegen Ameisen (Plin. XIX 178. Pall. I 35, 2; ihre eigene Asche Geop. XIII 10, 13; Asche von Schneckengehäusen und Styraxharz ebd. 4; vgl. Pall. I 35, 8), zugleich mit dem [1773] Samen ausgestreut gegen Unkräuter im Getreide (Plin. XVIII 157), die der Reben gegen Raupen im Küchengarten (Geop. XII 8, 1), ebenso die des Feigenbaumes (Pall. I 35, 3. 13), die der Eiche gegen Feldmäuse, damit sie von Räude befallen würden (Pall. ebd. 11. Geop. XIII 4, 2), die der beiden letzteren Bäume gegen Rost (Geop. V 33, 3).
Über das Ausräuchern der Bienen bei der Zeidelung s. o. Bd. III S. 454 und das der Ameisen o. Bd. I S. 1820, wo auch andere Mittel angegeben sind (vgl. auch Plin. XIX 178). Der Rauch verbrannten Stallmists (Geop. V 31, 1) oder von Reisig, Spreu u. dgl. (Plin. XVIII 293) schützte gegen Reifschäden im Weingarten; der vom Rindermist mit dem Gummiharz der persischen Fernula galbaniflua gegen schädliche Käfer auf Reben (Geop. XIII 16, 2), mit Rinderharn (Geop. V 33, 1) oder mit andern Substanzen (Apuleius ebd. 2) oder der von Spreu (Col. arb. 13) mit Gartenabfällen (Pall. I 35, 1) gegen Rost; der von zerkleinertem Stroh und Spreu (Col. arb. 13. Plin. XVIII 293) mit Gartenabfällen (Pall. I 35, 1) gegen Nebel. Mit Mennig wurden die Reben bestrichen, wenn die Trauben faulten (Plin. XVII 261).
C Technische Verwendung des Düngers. Den Rindermist brauchten fremde Völker mitunter als Brennmaterial. Die Landschaft Axylos, zwischen Galatien und Phrygien, war z. B. so holzarm, dass man im J. 189 v. Chr. (wie heute) sich dort desselben zur Feuerung bediente (Liv. XXXVIII 18,4). In Phoinikien und Syrien brannte man damit im Ofen sehr harte marmorartige Steine zu Gips, weil das Brennen damit schnell und und besser vor sich gehe (Theophr. de lapid. 69. Plin. XXXVI 182). Damit Nutzhölzer später keine Risse bekämen, wurden sie mit Rindermist beschmiert (Plin. 222), z. B. die zu Thürangeln gebrauchten, weil so der Kern besser trockne (Theophr. h. pl. V 5, 6); auch hölzerne Klammern (Cat. 31) und Weidenruten, um sie zäher zu machen, legte man in Stallmist (Col. XI 2, 92). Mit dem Rauch von Rindermist vertrieb man Stechmücken (Diosc. II 98; parab. II 133. Geop. XIII 11, 6. Ps.-Mac. Flor. ed. Choulant 352; vgl. Aët. XIII 41) und von Bäumen und Reben allerhand Ungeziefer (Pall. III 25, 15. Geop. V 48, 1. XIII 16, 1). Mit Stier- oder Krokodilmist machte man die Wangen rot (Plin. XXVIII 184), mit Kälbermist unter Zusatz von Öl und Gummi beseitigte man ziegelfarbige Flecken und andere Unschönheiten der Haut (ebd. 185), mit dem erwärmten Mist einer weidenden Kuh Pusteln (Ps.-Mac. Flor. 349); mit Landeidechsenkot verschönerten die Weiber ihren Gesichtsteint (Diosc. II 98. Gal. XII 308), was auch mit dem Kot der Stare geschehen konnte, wenn sie nur mit Reis gefüttert waren; der der Landeidechsen entfernte nicht nur Sommersprossen, sondern auch weisse Flecken und Flechten (Gal. ebd. Orib. eup. II 1, 10, 75; vers. lat. II 1, 21; vgl. coll. med. XV 2, 33. Paul. Aeg. VII 3 s. κόπρος) und Runzeln (Diosc. parab. I 109). Die Haut wurde auch durch Asche von Kamelmist (Seren. Sammon. 159) und durch Mäusekot in Essig gereinigt (Theod. Prisc. eup. 18), von Leberflecken durch Taubenmist in Wein (Plin. XXX 120) oder Hühnermist in Öl (ebd. 121); [1774] Narben wurden gefärbt durch Taubenmist in Honig (ebd. 120 = Plin. Iun. III 12). Tierfelle wurden durch die Blätter des schwarzen Maulbeerbaums in Urin (Plin. XXIII 140), auch in menschlichem (ebd. XVII 51) enthaart. Zum Reinigen der Tuchstoffe bediente man sich des Harns wegen seines Gehalts an Ammoniak (vgl. H. Blümner Technol. I 163 m. A. 2. 3; auch Galen. XII 285. Orib. coll. med. XV 2, 22. Aët. II 118). Mit amurca imprägnierte man Lederzeug, um es zu verbessern (Cat. 97), und Olivenscheite, damit sie ohne Rauch und besser brannten (ebd. 130).
D. Gebrauch des Düngers in der Medicin.
Der Gebrauch animalischer Excremente seitens der Ärzte war ein vielfältiger und für uns kaum begreiflicher, von den Hippokratikern bis in das Mittelalter hinein; wohl nur Scribonius Largus und Alexander Trallianus machten, abgesehen von den Specialisten, keinen Gebrauch davon. Besonders ist die Rede davon bei Diosc. II 98. 99. Plinius sehr oft in B. XXVIII–XXX und Galen. XII 284–308. Letzterer (291; vgl. 293) erklärte sich namentlich gegen den Gebrauch von Menschenkot wegen seines üblen Geruchs, auch z. B. gegen den heimlichen Gebrauch des Schafmistes (301f.), und wollte nur den des Rindes, der Ziege, der Landeidechse und des Hundes, wie es schon andere, namentlich Asklepiades (ein Zeitgenosse Ciceros), vor ihm mit Erfolg gethan hätten, gebrauchen. Doch wollte er selbst den der Ziege (299) und des Rindes (301) bei anständigen Leuten, falls nicht der Mangel anderer Medicamente dazu nötige, vermeiden. Andererseits wandte er selbst den Hühnermist in verdünntem Essig als Getränk gegen Erstickungsanfälle nach dem Genuss von Pilzen an (303). Nach ihm richtete sich Aëtios (II 110–119), während Oribasios (coll. med. XV 2. 25–33; eup. II 1, 10, 64–75; vers. lat. II 1, 21) den Gebrauch noch mehr eingeschränkt hatte und Paulos Aiginetes (VII 3 s. κόπρος) ihn dann wieder etwas erweiterte, obwohl beide im wesentlichen dem Galenos folgten. Gegen den Gebrauch des Harns bei Wassersucht erklärte sich Celsus (III 21), doch empfahl er (V 22, 4) das Mittel eines Juden, faules Fleisch wegzubeizen, welches zu 2/3 aus Kalk und 1/3 aus roter Soda bestand und mit dem Harn eines noch nicht mannbaren Knaben durchsetzt werden sollte; man müsse nur den damit behandelten Körperteil gleich wieder abwaschen. Solcher Knabenharn wurde auch sonst besonders empfohlen, namentlich gegen weisse Flecken auf der Netzhaut des Auges und trübe Augen (Diosc. II 99; vgl. parab. II 65. Plin. XXVIII 65. Sext. Plac. 17, 1. Marc. Emp. 8, 203, vgl. 9, 106), aber auch z. B. als Getränk bei Atembeschwerden (Ps.-Diosc. parab. II 39). Selbst Galenos (XII 286f.) gebrauchte ein daraus bereitetes Mittel, welches χρυσόκαλλα genannt wurde (von den Römern santerna bei Plin. XXXIII 93, welcher dieselbe medicinische Wirkung wie der auch mit Knabenharn behandelten scoleca zukam nach Plin. ebd. 116), weil man es zum Löten des Goldes gebrauchte, mit andern Medicamenten bei Landleuten gegen bösartige Geschwüre; frischer Knabenharn solle zu dem Zwecke in einem kupfernen Mörser mit einer kupfernen Keule auf die Weise im Sonnenschein umgerührt werden, dass sich Teilchen vom Kupfer loslösten und zuletzt mit [1775] dem Harn eine wie Honig dicke Masse bildeten (ebenso Aët. II 81, vgl. auch Diosc. II 99. V 92. Paul. Aeg. VII 8 s. οὖρον). Die Magier strichen die Asche von Kuhmist in Knabenharn gegen das viertägige Fieber auf die Zehen (Plin. XXVIII 229; vgl. Plin. Iun. III 15). Im allgemeinen jedoch hielt Galenos es für eines anständigen Menschen unwürdig, nicht nur menschlichen Harn zu trinken, obgleich viele Leute bei einer Seuche in Syrien dadurch geheilt zu sein glaubten (285; vgl. 305f. Aët. II 108. Paul. Aeg. VII 3), sondern wollte auch nicht dem Beispiele anderer Ärzte folgen, welche ihn äusserlich anwendeten (ebd.; ebenso Aët. a. a. O.); doch hatte er Sclaven und Landleuten, welche sich auf den Weg machen mussten, oft geraten, um wunde, aber nicht entzündete Zehen Leinwand zu legen und ihren Harn darauf zu lassen (286. Aët. ebd.; vgl. Paul. Aeg. ebd.). Oribasios scheint überhaupt keinen Gebrauch von Harn gemacht zu haben, während Paulos Aiginetes (VII 3 s. οὖρον) wieder etwas über Galenos hinausging. Sehr oft und vielfach in Übereinstimmung mit Plinius gebrauchten Plinius Iunior und, wohl von beiden abhängig, Marcellus Empiricus die tierischen Excremente. letzterer liess sogar, wenn auch heimlich, Menschenharn zusammen mit andern Medicamenten trinken, z. B. mit Safran, welcher den üblen Geruch des Harns paralysieren sollte, gegen geschwollenen Zapfen im Halse (14, 13), veralteten Husten und dicken Schleim (16, 45) und alle in den Eingeweiden verborgene Krankheiten (27, 131). Endlich Ps.-Macer Floridus (ed. Choulant 336ff.) richtete sich, wenigstens bei der Anwendung des tierischen Kots, fast ganz nach Dioskorides (II 98). Mit Recht sagt Galenos (297; ebenso Orib. coll. med. XV 2, 27), dass von festen Excrementen der Ziegenkot am meisten angewendet werde; aber auch der des Rindes und, wenigstens in römischer Zeit, der der Tauben fand sehr mannigfache Anwendung. Übrigens wusste man, dass die Wirkung des Kots des Menschen wie der Tiere je nach der Nahrung verschieden ist (Gal. XII 300. Orib. coll. med. XV 2, 31).
E. Gebrauch des Düngers in der Tierheilkunde.
Kranke Krähen sollten durch den Genuss von Menschenkot sich heilen (Anatolii fragm. de sympath. et antip. in Fabricii Bibl.gr. IV 2, 1723 p. 297). Eigener Kot wurde den Pferden auf blutende Wunden gestrichen (Col. VI 30, 6. Pelag. 43. Veget. mulom. V 13). Mit Eselsmist und andern Substanzen bestrich man den Pferden die abgeriebenen Hufe, damit sie wieder wüchsen (Pelag. 231. Veget. II 28. 29). Schweinemist (Cat. 102) mit Honig, Wein und Menschenharn (Veg. V 77, 5) heilt die Bisse giftiger Tiere; wenn aber ein Rind Schweinekot frisst, wird es rotzig (Veg. IV 2, 15; vgl. Geop. XVII 13, 1). Die Rinder freilich in Boiotien werden kotfressend genannt (Schol. Ar. Plut. 706). Die Angabe einiger Scholiasten (ebd. 313), dass die Hirten die Nüstern der Ziegenböcke mit ihrem Kot gegen Fieberfrost, um Niesen zu erregen, oder mit Menschenkot, den man auch μίνθος nenne, gegen Schnupfen einrieben, scheint auf einem Irrtum zu beruhen, da Schafen (Col. VII 5, 18) und demnach auch Ziegen (ebd. 7, 4) hei Schnupfen nepeta, [1776] d. h. eine Nepata- oder Calaminthaart, in die Nüstern gesteckt werden sollte. Hasenmist mit andern Substanzen wurde den Pferden gegen harten Leib ins Maul geschüttet (Pelagon. 135. Veg. V 56, 3). Taubenmist mit andern Mitteln wurde denselben in den After gebracht bei Leibschneiden und Stuhlzwang (Pel. 131. Veg. ebd. 2); auch bildete er den Bestandteil einer Wundsalbe (Pel. 342. Veg. VI 28, 15). Wenn ein Rind Hühnermist frisst, wird ihm der Bauch aufgetrieben und es muss sterben (Veg. IV 2, 13), ebenso anderes Vieh (Pel. 137. Veg. V 84, 1), wenn man nicht den noch warmen Magen eines eben geschlachteten Huhns dem Pferde oder Maultiere in ihrem eigenen Mist zu fressen giebt (Pel. 138. Veg. ebd. 4). Krokodilsmist bildete den Bestandteil einer Augensalbe gegen grünen Star der Pferde (Pel. 419. Chiron bei Veg. VI 27, 7). Menschen- und Rinderharn wurde den Bienen gegen die Ruhr zu trinken gegeben (Col. IX 13, 6). Mit jenem heilte man die Räude der Pferde (Col. VI 32, 2), indem man auch andere Substanzen damit mengte (Pel. 348 = Veg. V 70, 3. Pel. 353 = Veg. ebd. 4. Pel. 359. Veg. ebd. 6). Die Räude der Schafe behandelte man mit amurca (Verg. Georg. III 448), mit dieser und einem Decoct von Lupinen und chameleon die alles Viehs (Diosc. I 140. Plin. XXIII 75; vgl. XXII 157).
[Olck.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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