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Dores (Δωριεῖς), gelten neben Achaiern, Aiolern, Ioniern als einer der vier Hauptstämme der Hellenen, Strab. I 61. Apollod. I 7, 3.
Name. Die Ableitung ist zweifelhaft; die Alten leiten ihn ab von Δῶρος; nach Gruppe Die griechischen Culte und Mythen 146 ist Δωριεῖς Verkürzung aus Ἐπιδωριεῖς, einer Cultgenossenschaft zu Ehren des Epiodoros = Asklepios; andere Ableitungen s. bei Pape Wörterbuch d. griech. Eigenn. s. Δωριεύς.
Verbreitung in historischer Zeit. Nach Herod. VIII 73 (vgl. VIΙΙ 43) sind die Peloponnesier ausser den Äitolern in Elis, den Dryopern in Hermione und Asine, den Lemniern in Triphylien, den Arkadern, Kynuriern und Achaiern sämtlich D. Sonst werden auf dem Festland (abgesehen von einzelnen Niederlassungen, s. u.) nur die Bewohner von Megaris, der Landschaft Doris zwischen Parnass und Oeta, und ganz vereinzelt (bei Steph. Byz. s. Ἰωνία) die Aitoler von den Alten selbst als D. bezeichnet. Dazu kommt das südliche Drittel der griechischen Niederlassungen im aegaeischen Meer und an der kleinasiatischen Küste. Für die Belege der dorischen Herkunft der einzelnen Colonien, der Mutterstädte, Gründungszeit, Bevölkerungsverhältnisse der Colonien gemischter Nationalität u. s. w. muss auf die Aufzählungen bei O. Müller Dorier² I 103ff. Busolt Griech. Gesch.² I 323ff., die Dialektwerke (s. u.), das Verzeichnis oben Bd. I S. 2827ff. sowie die Einzelartikel verwiesen werden. Im einzelnen: östlich vom Peloponnes, unmittelbar beim Lande: Aigina, Kythera und Aigilia; weiterhin Melos, Thera, Anaphe, Astypalaia; Kreta, wo schon Hom. Od. XIX 177 D. kennt, zum grössten Teil; Kasos, Karpathos, Rhodos, Syme, Telos, Nisyros, Kos, Kalymna; an der karischen Küste: Knidos, Mynilos, Iasos, Halikarnass (beide letzteren [1552] später ionisiert). Die dorische Hexapolis (Lindos, Ialysos, Kameiros auf Rhodos, Kos, Knidos, Halikarnass Herod. I 144) ist ein zweites Centrum des Dorertums (vgl. unten S. 1557). Im Innern Kryassa, Synnada, Norikon. Auch Phaselis und Korydalla in Lykien, Perge, Aspendos in Pamphylien (Zusammenhang zwischen dem Namen der Landschaft und der dorischen Phyle? v. Wilamowitz Herakl.² I 16, 32 gegen E. Meyer Gesch. des Altert. II 230), Selge und Sagalassos in Pisidien, Soloi, Mallos, Mopsuestia, Mopsukrene in Kilikien, Kurion, Lapathos, Keronia, Golgoi in Kypros, Ione bei Antiochia werden als dorische (teils argivische, teils rhodische) Gründungen angesehen, freilich zum Teil mit sehr zweifelhaftem Recht, s. E. Meyer a. a. O. Busolt a. a. O. 322ff. Im Westen, an der aitolischen Küste: Molykreion und Chalkis; an der akarnanischen Küste: Sollion, Anaktorion; in Epeiros Amprakia, Argos Amphilochikon; in Illyrien Epidamnos, Apollonia; dazu die Inseln Leukas, Kerkyra, Kerkyra ἡ Μέλαινα, Issa. In Unteritalien: Tarent, Heraklea, Poseidonia (Sybaris, Parthenope gemischt), Lipara; auf Sicilien: Syrakus, Akrai, Kasmenai, Kamarina, Megara Hyblaia, Gela, Henna, Adranon, Selinus, Akragas, Himera, Thermai. In Africa Kyrene. Am malischen Meerbusen Herakleia. Auf Chalkidike Potidaia. An Propontis und Bosporos: Astakos, Kalchedon, Byzanz. Am Pontos: Mesambria, Salymbria, Heraklea Pontike, Chersonasos, Kallatis.
Dialekt. Die Ausbreitung des dorischen Dialekts stimmt nicht ganz überein mit den Nachrichten über die Ausbreitung des Stamms: 1. gehören zum dorischen Sprachgebiet Landschaften, deren Bewohner von den Griechen nicht als D. angesehen wurden: Lokris, Achaia im Norden des Peloponnes, Phokis, Phthiotis; nah verwandt ist auch das Eleische; 2. hat sich der dorische Dialekt von den dorischen Ansiedluugen aus auch über Gebiete anderer Mundarten verbreitet. Im Peloponnes sprechen (ausser den Arkadern und Eleern) zu Strabons Zeit alle dorisch (Strab. VIII 333), die Kynurier schon zur Zeit Herodots (VIII 73); in Kreta verbreitete sich der dorische Dialekt auch in nichtdorischen Städten, ebenso in Sicilien und Grossgriechenland. Dorisch wurde in Epeiros und Akarnanien gesprochen; der dorischen Mundart bedienten sich der achaeische und der aitolische Bund. Ahrens De dial. dor. 1–4. 8–26. Kühner-Blass Griech. Gramm. 10ff. Hofmann Die griech. Dialekte I 3ff. Boisacq Les dial. dor. (Paris 1891) 9f. Beloch Gr. Gesch. I 61ff. Collitz-Bechtel Gr. Dialektinschr. II (Mittelgriechenland). III (Megara, Peloponnes und Inseln mit den Colonien). Cauer Delect. inscript. gr. Aufzählung der Schriftwerke in dorischer Sprache bei Kühner-Blass a. a. O. 14; die charakteristischen Eigentümlichkeiten, die Gruppen und Perioden in der Entwicklung des Dialekts ebd. 12f.
Stammesphylen. Es wird meist als feststehend angenommen, dass der dorische Stamm in die drei Phylen der Λυμᾶνες, Ὑλλεῖς, Πάμφυλοι sich einteilte, angeblich benannt nach Hyllos und den beiden Söhnen des Aigimios, Pamphylos und Dymas, Ephor. frg. 10 bei Steph. Byz. s. Δυμᾶν, FHG I 235. Pind. Pyth. 163ff. V 72; frg. 1, 3. Freilich [1553] erscheinen diese Phylen nicht überall und an den nachgewiesenen Orten öfter neben weiteren Phylen. Aufzählung der Städte, in denen sie nachzuweisen sind, bei Gilbert Gr. Staatsaltert. II 305, 2. Hermann Gr. Staatsaltert.⁶ I 110, mit Ergänzungen bei E. Meyer a. a. O. II 254. 275. Beloch a. a. O. I 42. 54 möchte diese Phylen auf Argolis zurückführen. In Sparta sind sie nicht nachweisbar (Pind. Pyth. I 62 beweist nichts); die Deutung von Δωριεῖς τριχαΐκες Od. 1 XIX 177 ist unsicher, vgl. Strab. X 476. Aigim. frg. 8 p. 85 Kinkel. Eingehend handelt über die dorischen Phylen Szanto S.-Ber. Akad. Wien 1902, V. Er leitet die Dreizahl ab von der Bodenteilung, die bei der Occupation fremden Gebiets vorgenommen wurde.
Sonstige Stammeseinrichtungen sind nicht bekannt, und es kann das Vorhandensein allgemein dorischer Gebräuche aus Pind. Pyth. I 61ff. (τεθμοὶ Αἰγιμίου) oder Thuc. VI 4, 3 (νόμιμα Δωρικά) nicht erschlossen werden. Während des Monats Καρνεῖος bestand Waffenruhe wenigstens bei den peloponnesischen D., Thuc. V 54, 2. Im übrigen s. über den dorischen Kalender Bischoff Leipziger Studien VII 366ff.
Stammesreligion. Der Versuch O. Müllers im zweiten Buch der Dorier, eine Stammesreligion der D. zu construieren, wird von den Neueren meist aufgegeben. ,Es ist sicher, dass in allen Zeiten, in welche mit Hülfe der historischen Wissenschaft eingedrungen werden kann, die griechischen Culte ohne Rücksicht auf die Stammesunterschiede gemischt waren‘ Gruppe a. a. O. 150; vgl. Dümmler Philol. N. F. X (1897) 9. Beloch Rh. Mus. XLV (1890) 578. E. Meyer a. a. O. 281. Im besondern ist Apollon nicht dorischer Nationalgott, der Cult des Apollon Karneios und Pythios wohl ziemlich verbreitet in den dorischen Staaten, aber nicht ursprünglich und nicht ausschliesslich dorisch, Wide Lakon. Culte 73. 85. Noch weniger ist Herakles ein specifisch dorischer Gott. Der Sitte, ein τρόπαιον zu errichten, weist dorischen Ursprung zu Benndorf bei Tocilesco Das Monument von Adamklissi 130f.
Stammesbewusstsein. Auf das Vorhandensein eines dorischen Stammesbewusstseins scheinen mehrere Stellen Pindars hinzuweisen, wo dorische Herkunft geflissentlich betont wird (Ol. VIII 30; Pyth. 165. VIII 20; Nem. III 3. V 37; Isthm. II 15. VIII [VII] 64. VII [VI] 12 u. frg. 1, 4); ebenso die Auffassung des Thukydides vom peloponnesischen Krieg als einem Kampf zwischen dem dorischen und ionischen Element, VI 80, 3. 82, 2. Indessen ist Pindar zu sehr gelehrter Dichter, um einen Rückschluss auf das Volksbewusstsein zu gestatten, und ist bei der Hervorhebung der dorischen Herkunft sichtlich beeinflusst durch die dorische Harmonie, vgl. Ol. I 5. III 5; frg. 67. 191; die tatsächliche Verteilung der Kämpfenden im peloponnesischen Krieg entspricht nicht der thukydideischen Auffassung. In Xenophons Hellenika kommt der Name D. gar nicht vor. Trieber Spartan. Verfassungsgeschichte 109. Beloch Rh. Mus. XLV (1890) 576.
Stammescharakter. Bei den Alten findet sich keine Schilderung des dorischen Stammescharakters. Aristoteles nennt als charakteristisch für die D. nur die dorische Harmonie, pol. 1342 b [1554] 15 u. ö. Was die Neueren – unter sich jedoch keineswegs völlig übereinstimmend – als Inhalt des dorischen Nationalcharakters angeben (O. Müller a. a. O. II 383ff. Kühner-Blass Griech. Grammat. 11. v. Wilamowitz Herakles² I 18ff. 41, der im Heraklesmythos die Verkörperung des dorischen Mannesideals findet), ist teils aus den Angaben des Aristoteles über die dorische Harmonie, teils aus dem von andern dorischen Staaten, wie Megara, Korinth, sehr verschiedenen Charakter der lakonischen und kretischen Einrichtungen und Sitten construiert; wenn die Kürze der Rede nicht blos für die Lakonier, sondern auch die Argeier charakteristisch war (Pind. Isthm. V [VI] 58. Aeschyl. Suppl. 279), so folgt daraus noch nichts für den Gesamtcharakter der Dorier. Überdies ist hiebei noch der Einfluss der moralisierenden Geschichtschreibung zu beachten, Trieber a. a. O. 105ff. E. Meyer a. a. O. II 583. Beloch a. a. O. 576ff.
Ältere Geschichte. Ursprüngliche Wohnsitze. Wanderungen. Die Quellen für die Nachrichten sind die epischen Dichter, Herod. VI 52. Näheres ist uns über diese Dichtungen nicht bekannt, s. O. Müller a. a. O. 28. 51ff. E. Meyer a. a. O. 252. Über das Epos Aigimios vgl. o. Bd. I S. 963. Selbständige Volkssagen existierten neben dieser epischen Überlieferung jedenfalls nicht, E. Meyer Forschungen I 283.
Wohnsitze in Thessalien (und Makedonien). Nach Herod. I 56 (vgl. VIII 43) wohnten die D. ursprünglich in der Phthiotis, gehen dann unter Doros, dem Sohn des Hellen, nach der Hestiaiotis unter Ossa und Olymp (d. h. in die sonst Pelasgiotis genannte Landschaft), dann von den Kadmeiern vertrieben (hierauf zu beziehen die Angabe von einer Vertreibung der D. am Oeta durch die Kadmeier, Diod. IV 67, vgl. Stein zu Herod. V 61. Ö. Müller a. a. O. I 34) zum Gebirge Pindos, wo sie Μακεδνὸν ⟨ἔθνος⟩) hiessen (Verwechslung mit der Stadt Pindos in der Doris?. s. Stein zu Herod. I 56), von da ins dryopische Land am Oeta, von hier in den Peloponnes. Die Sage lässt Herakles als Bundesgenossen der Dorier in der Hestiaiotis gegen die Lapithen kämpfen, Apollod. II 7, 7, 2. Diod. IV 37, 3; nach Bethe o. Bd. I S. 963 im Art. Aigimios ist Thessalien, nicht das Land am Oeta als Heimat des bei Diodor genannten Dorerkönigs Aigimios anzusehen. Als Heimat der kretischen D. geben Thessalien an Andron frg. 3, FHG II 349, bei Strab. X 475, vgl. Strab. IX 437. Charax frg. 8, FHG III 638. bei Steph. Byz, s. Δώριον. Dikaiarch frg. 12. FHG II 239 (bei Steph. Byz. ebd.). Die Angabe, dass die D. aus Thessalien stammen, ist ohne Zweifel beeinflusst durch die Annahme der Abstammung des Doros von Deukalion, bei Herodot zugleich von der Voraussetzung, dass die D. allein echte Hellenen seien, und es ist sehr zweifelhaft, ob eine wirkliche Überlieferung darüber vorhanden war, O. Müller a. a. O. 19. Holm Griech. Gesch. I 166. E. Meyer Gesch. des Altert. II 263. Busolt a. a. O. I 203. Gruppe a. a. O. 147 sieht als Grundlage für die Herleitung der D. aus Thessalien den Asklepioscult an. An den Ausgang der ganzen Wanderbewegung (also wohl die Herkunft der D.) vom Axiosthale denkt Koehler S.-Ber. Akad. Berl. 1897, 270.
[1555] Wohnsitze in Mittelgriechenland. Die dorische Tetrapolis, das Reich des Aigimios, zwischen Oeta und Parnass gilt ziemlich allgemein für die Heimat der übrigen Dorier. Die älteste, ohne Zweifel auf ein Epos zurückgehende Nachricht bei Tyrt. frg. 2 (1): Ζεὺς Ἡρακλείδαις τήνδε δέδωκε πόλιν· οἷσιν ἅμα προλιπόντες Ἐρινεὸν ἠνεμόεντα εὐρεῖαν Πέλοπος νῆσον ἀφικόμεθα. Doros vereinigt die D. um den Parnass und giebt ihnen seinen Namen; von dem hier angesiedelten Volk stammen die D., Strab. VIII 383. Konon 27. Skymn. 595 (Paus. V 1, 2. Herod. VIII 31. Thuc. I 107, 2. III 92, 3). Auch Apollod. I 7, 3 Δῶρος τὴν πέραν Πελοποννήσου λαβών giebt wohl nur scheinbar den D. weitere Wohnsitze.
Einwanderung in den Peloponnes. Nur ganz vereinzelt erscheint der Peloponnes als ursprünglicher Wohnsitz der D., Vitruv. IV 1, 3 Achaia Peloponnesoque tota Dorus Hellenis et Orseidos nymphae filius regnavit. Durchaus abweichend von der gewöhnlichen Tradition ist die Angabe bei Plat. leg. III 682 d. e. 685 d. e, wonach die D. von Troia zurückgekehrte Achaier (oder von solchen vertriebene zurückgebliebene Peloponnesier? Erklärung zweifelhaft, s. Ritters Commentar 95f.) wären, die sich unter Führung eines Dorieus sammelten. Es folgt wenigstens aus dieser Angabe, dass die Rückkehr der Herakliden, von der Platon ebd. 685 d. e spricht, keineswegs unbedingt mit der dorischen Besiedlung des Peloponnes identifiziert wurde, vgl. auch Holm Gr. Gesch. I 181, 4. Die gewöhnliche Überlieferung, deren Thema ist Δωριῆς ξὺν Ἡρακλείδαις Πελοπόννησον ἔσχον (Thuc. I 12, 3), behandelt im Grunde nicht die Einwanderung der D., sondern die Rückkehr der Herakliden. In der einzigen erhaltenen zusammenhängenden Darstellung bei Apollod. II 8, 2ff. werden die D. gar nicht genannt. Es muss daher für die genealogischen Einzelheiten auf den Art. Herakliden verwiesen werden. Eine zusammenhängende Darstellung gab Ephoros nach Strab. VIII 389; ihm sind die Angaben bei Strabon, Diodor, Nikolaos Damaskenos entnommen. Im Bunde mit dem Aitoler Oxylos setzen die D. bei Naupaktos über das Meer (landen bei Rhion, Polyaen. I 9); der Zug geht durch Arkadien (Paus. V 4, 1), Tisamenos, der Sohn des Orestes, König von Argos und Lakonien, wird besiegt und getötet (Apollod. II 8, 3, 5) oder vertrieben (Paus. II 18, 8. VII 1, 7f.); Oxylos erhält Elis; Argos, Messene und Lakonien werden unter die drei Brüder Temenos, Kresphontes und Aristodemos bezw. dessen Söhne verlost. Den Rest einer älteren Erzählung vermutet E. Meyer a. a. O. II 252f. mit Grund in den Angaben über Pamphylos und Dymas, Apollod. II 8, 3, 5. Paus. II 28, 6. Von Argos aus werden in Troizen, Epidauros mit Aigina, Sikyon, Phlius dorische Staaten gestiftet; gesondert stehen die Erzählungen von der Eroberung von Korinth und von Megara. Argos gewinnt auch die Küste bis über das Vorgebirge Malea hinaus und die Insel Kythera. Das Einzelne bei Hermann Griech. Staatsaltert.⁶ I 119. Busolt a. a. O.² I 210ff.
Kritik der Überlieferung. I.Einzelheiten.
1. Weg und Art der Einwanderung. An Einwanderung zur See denkt Grote Hist. of Greece II ch. 4, 310 (ed. London 1884), mit besonderer [1556] Berücksichtigung der Eroberung von Argos und Korinth; er findet Beistimmung bei Busolt a. a. O. I 208f. Vgl. dagegen Ed. Meyer a. a. O. II 267. Den Isthmos nimmt Cauer Die Parteien in Megara und Athen 44 als den Weg der Einwanderung an; v. Wilamowitz Herakles² I 16. Geffcken Jahrb. f. Phil. CXLVII (1893) 185ff. vermuten – ganz gegen die Wahrscheinlichkeit – eine der Besetzung des Peloponnes vorausgehende, von Naupaktos aus erfolgte Besiedlung der Inseln. Ziemlich allgemein nehmen die Neueren eine Einwanderung in mehreren durch längere Zeit hindurch fortgesetzten Eroberungszügen an, so auch Holm Gr. Gesch. I 165ff. – im Gegensatz zur Tradition, die nur einen Zug kennt. 2. Ist Messenien schon vor der spartanischen Eroberung dorisch gewesen? Die Frage wird aufgeworfen und als unlösbar bezeichnet von Niese Herm. XXVI 23, 1, bejaht von Ed. Meyer a. a. O., verneint von v. Wilamowitz a. a. O. 16, Geffcken a. a. O. 190f. und Beloch Hist. Ztschr. LXXIX (1897) 221. 3. Verhältnis der D. zur Urbevölkerung. Die Überlieferung lässt uns über die Frage im Stich. Dass in Lakonien die Perioeken und Heloten oder nur die letzteren der unterworfenen Bevölkerung angehörten, ist lediglich eine Combination, die sich allerdings schon bei den Alten (Theopomp. frg. 134, FHG I 300 u. a.) findet. In historischer Zeit wurden Gegensätze der Abstammung nicht mehr gefühlt. Niese Hist. Ztschr. LXII (1889) 75f. Beloch Rh. Mus. XLV 577. E. Meyer a. a. O. 272ff. Hermann a. a. O. I 121ff. 4. Chronologie. Eine Zusammenstellung der chronologischen Angaben der Alten s. bei Busolt a. a. O. 259f. Busolt nimmt als wahrscheinliche Zeit das 12. und 11. Jhdt. an und denkt an einen Zusammenhang zwischen dieser Bewegung und einer Völkerbewegung in den vorderasiatischen Küstenländern zu Anfang des 12. Jhdts. Dass die homerischen Gedichte den Bestand der dorischen Staaten im Peloponnes voraussetzen, hat zuerst Niese Entwicklung der homerischen Poesie 252ff. betont. II. Der Kern der Überlieferung. Die aitiologischen Motive der Überlieferung hat im ganzen schon Grote a. a. O. ch. XVIII B. II 5 richtig erkannt. Dass die Anknüpfung der dorischen Königshäuser an Herakles secundär ist, die ältesten Könige nicht Gestalten der Volkssage sind, zeigt überzeugend E. Meyer II 261f. Die Herleitung der Stammesphylen von Hyllos und Aigimios lässt sich von der Heraklidenlegende nicht trennen, vgl. Tyrt. frg. 2 (1). Damit fällt nicht nur der Versuch Gelzers Rh. Mus. XXXII (1877) 259, aus den einzelnen Anekdoten über die angeblich ältesten Könige verschiedene Stufen der Eroberung zu erschliessen, dahin, sondern es wird überhaupt zweifelhaft, ob wir in der ganzen Überlieferung neben den genealogischen und aitiologischen Combinationen noch einen geschichtlichen Kern suchen dürfen, und die Versuche, die ältere griechische Geschichte mit Verzicht auf die Überlieferung von der Rückkehr der Herakliden zu verstehen, dürfen nicht als ,frivole Kritik‘ bezeichnet werden. Niese Hist. Ztschr. XLIII (1880) 389: ,die dorische Wanderung ist bestimmt, die Brücke von der historischen Gegenwart zur Mythenzeit hinüberzuschlagen, und gehört daher mit zur Sagengeschichte‘, vgl. auch Holm a. a. O. I [1557] 187, 12. Nach Gruppe Griech. Kulte und Mythen 146ff. beruht die Annahme von einer Herkunft der peloponnesischen D. von Thessalien oder Mittelgriechenland auf einer Cultgemeinschaft zu Ehren des Asklepios = Epiodoros; der Versuch, die Annahme der Wanderung mit den homerischen Gedichten in Einklang zu bringen, führte zu weiteren Erfindungen. Eingehend sucht Beloch die ganze Überlieferung als haltlos darzustellen, Rh. Mus. XLV (1890) 555ff.; Griech. Gesch. I 149ff.: der Name D. ist, wie der der Ioner und Aioler, in Kleinasien entstanden, von da nach Kreta und dem Peloponnes gewandert. Die Herleitung der peloponnesischen D. aus der Landschaft in Mittelgriechenland beruht auf der zufälligen Übereinstimmung der Namen. Aus der kleinen Doris konnte nicht die Kriegerschar kommen, die den Peloponnes mit seinen Festungen eroberte. Weder Weg noch Ziel im einzelnen haben innere Wahrscheinlichkeit. Trotz der Einwendungen von Bauer Hist. Ztschr. LXIX (1892) 292. Geffcken a. a. O. 184ff. Holm Berliner philol. Wochenschr. XIV (1894) 372ff. Busolt a. a. O. I 204, 4. 201, 1. E. Meyer a. a. O. II 72f. können die Ausführungen Belochs nicht als widerlegt angesehen werden. Wer eine weitere Ausdehnung der dorischen Wohnsitze in Mittelgriechenland annimmt, verlässt eben damit schon den Boden der Tradition. Richtig ist dagegen, dass eine nicht dorisch sprechende Bevölkerung an einer Küste des Peloponnes (für die Zeit der Besiedlung von Kypros) vorausgesetzt werden muss (E. Meyer a. a. O.). In Anerkennung dieses Umstandes hat Beloch Hist. Ztschr. LXXIX (1897) 207ff. seine Ansichten weiter verfolgt, jedoch mit Betonung des problematischen Charakters dieser Erwägungen: die dorische Colonisation gehört, ebenso wie dies E. Meyer a. a. O. 217f. von der aiolischen und ionischen annimmt, der mykenischen Zeit an. Die Verwandtschaft des arkadischen Dialekts mit dem kyprischen beweist nicht, dass die Colonisation von Kypros früher ist als die von Karien. Die D. selbst also sind Träger der mykenischen Cultur, ihr alter Name Achaeer; Achaia wurde der Name des von ihnen zuerst besiedelten Landstrichs im Peloponnes, wie denn auch der Dialekt von Achaia mit dem von Phokis und Lokris und andrerseits mit dem von Argolis nah verwandt ist. Der Name Achaeer würde sich leicht erklären, wenn der Ausgangspunkt der Wanderung Thessalien gewesen ist.
Die peloponnesischen Dorer und die delphische Amphiktyonie. Neben den D. der ματρόπολις führen die D. des Peloponnes eine Stimme im Amphiktyoneurat, als Träger dieser Stimme erscheinen verschiedene peloponnesische Staaten, Bürgel Die pylaeisch-delphische Amphiktyonie 71, 2. Über den Fall einer Vertretung eines D. der imxqöxoIis durch einen Spartaner s. Pomtow Herm. XXXIII (1898) 331.
Die dorische Hexapolis bezw. Pentapolis nach dem Ausscheiden von Halikarnass (vgl. o. S. 1552) hatte zum Mittelpunkt das Apollonheiligtum auf dem Vorgebirge Triopion, Herod. I 144. Hier wurde ein Fest den Nymphen, dem Apollon und Poseidon gefeiert, Arist. Mil. frg. 23, FHG IV 324. Politische Functionen schreibt daneben dem Bunde zu Dion. Hal. ant. IV 25. [1558] Gilbert Gr. Staatsaltert. II 167. Busolt Gr. Gesch. I 364.
[J. Miller.]
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