ART

4) Der Dauerlauf, der Lauf über eine bedeutende Strecke, der also in erster Linie Ausdauer und erst in zweiter Linie Schnelligkeit erforderte. Seine Entstehung wird von Philostrat. gymn. 4 (vgl. Schol. Plat. Prot. 325 e) auf die Kriegsboten zurückgeführt, die von Arkadien, worunter hier Elis zu verstehen ist, nach ganz Hellas abgesendet wurden und an einem Tage weite Strecken zu durchmessen hatten. In Olympia wurde die Übung nach übereinstimmender Meldung in der 15. Olympiade eingeführt, und Akanthos war der erste Sieger (Paus. V 8, 6. Philostrat. gymn. 12. Africanus bei Euseb. Chron.). Seitdem ist der D. wohl in allen grösseren Kampfspielen geübt worden; vgl. z. B. CIA II 1313. III 1129. Athen. Mitt. XVI 132 nr. 5. Bull. hell. XVIII 22 nr. 15. Die Zeit der Einführung des Knabendauerlaufes ist unbekannt, doch ist sein Bestehen für die Olympien und Pythien durch Paus. X 7, 5 bezeugt, und auch sonst begegnet man ihm öfter auf Inschriften, z. B. CIG I 1515. 1590. II 2214. CIA II 444ff. Dittenberger Syll.² III p. 283 s. v. Athen. Mitt. V 117. Bull. hell. IX 68f. Journ. Hell. Stud. VII 150. Ἀθηνᾶ IX 456. Über das Ausmass des D. gehen die Nachrichten weit auseinander, indem bald 7, bald 8, 10, 12, ja 24 Stadien angegeben werden; Suid. s. δίαυλος und δόλιχος. Schol. Arist. av. 292. Schol. Soph. El. 687. Philostr. gymn. 11 bemerkt, dass der δολιχοδρόμος auf etwa 8–10 Stadien eingeübt wurde. Aus dem Schwanken scheint hervorzugehen, dass der D. nicht zu allen Zeiten eine bestimmte gleiche Länge hatte, sondern dass man vielleicht mit dem fortschreitenden Training und dem Wachsen der Leistungsfähigkeit der Athleten an die Dauerläufer immer höhere Anforderungen stellen konnte. Möglicherweise wurde übrigens das Ausmass bei den Spielen von Fall zu Fall festgesetzt, je nach der Tüchtigkeit der angemeldeten Agonisten. Selbst die höchste überlieferte Zahl von 24 Stadien ist nicht übertrieben, bleibt vielmehr hinter den Leistungen von heutzutage noch weit zurück. Und doch erzählt Paus. ΙΙI 21, 1, dass der Spartaner Ladas zu Olympia als Sieger im langen Laufe zusammenbrach und seinen Geist aufgab. Wie sich die Läufer während des D. benahmen, um ihre Kräfte für die entscheidende letzte Strecke [1283] zu sparen, schildert anschaulich Philostrat. gymn. 32 Kays. ἐκεῖνοι μὲν γὰρ (sc. οἱ τοῦ σταδίου δρομεῖς) σκέλη χερσὶ κινοῦσιν ἐς τὸν ὀξύν δρόμον, οἷον πτερούμενοι ὑπὸ τῶν χειρῶν, δολιχοδρόμοι δὲ τουτὶ μὲν περὶ τέρμα πράττουσι, τὸν (δὲ) ἄλλον χρόνον σχεδόν οἷον διαβαίνουσιν, ἀνέχοντες ἐν προβολῇ τὰς χεῖρας, ὅθεν ἐῤῥωμενεστέρων τῶν ὤμων δέονται. Illustriert wird dies durch Vasenbilder wie Micali Mon. ant. 1833 tav. LXXXVIII 4. Mon. d. Inst. I 22. X 48 e 4. f 6, wo die Läufer nur wenig ausschreitend und mit an die Brust gezogenen Armen abgebildet erscheinen und in denen man somit δολιχοδρόμοι zu erkennen hat (vgl. Dromos). Über δόλιχος ἵππιος vgl. Ἵππιος. Krause Gymn. u. Agon. I 347ff. Grasberger Erziehg. und Unterr. I 311ff. III 201ff.
[Jüthner.]

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