ART

Dispensator ist der Rechnungsführer, Cassierer und Zahlmeister zur Begleichung der Einnahmen und Ausgaben; die Bezeichnung stammt aus der Zeit des nicht gemünzten Geldes, wie analoge Wortbildungen und Varro de l. l. V 183 ab eodem aere pendendo dispensator. Paul. p. 72 dispensatores dicti quia aes pensantes expendebant non adnumerabant. Plin. n. h. XXXIII 42 hervorheben. Solche D. werden nicht selten erwähnt, obwohl ihre Thätigkeit sich gemeinhin im Stillen vollzog, namentlich auch inschriftlich (mehrfach als dispesator; CIL VI 8520. 8541. 8829. 9329. 9331. IX 3448. X 1921 u. a.); sie erscheinen in der familia urbana (Cic. ad Att. XI 1: nihil scire potui de nostris domesticis rebus de quibus acerbissime afflictor, quod qui eas dispensavit neque adest istic neque ubi terrarum sit scio), wie in der familia rustica (bei der Verwaltung der liegenden Güter, Dig. L 16, 166 [Pomponius]: potest enim aliquis dispensator non esse servorum urbanorum numero; veluti is qui rusticarum rationes dispensat ibique [1190] habitat, non multum est ab vilico). Die Scheidung ist natürlich keine schroffe; der D., welcher mit andern Sclaven seinen Herren auf das Landgut begleitet, ist deshalb noch nicht zur familia rustica zu rechnen, denn Dig. L 16, 160: urbana familia et rustica non loco sed genere distinguitur. In den meisten Fällen ist das Verhältnis des D. zum Herren ein derartig enges, dass er demselben persönlich Rechnung legt, Cic. frg. bei Non. p. 193 M.: quid tu, inquam, soles cum rationem a dispensatore accipis, si aera singula probasti, summam, quae ex his confecta sit, non probare?, vgl. Mart. V 42. Iuven. I 91. VII 219. Suet. Galba 12: ordinario dispensatori breviarium rationis offerenti; bei Suet. Vesp. 22: admonente dipensatore, quemadmodum summam rationis vellet inferri (vgl. 23) frägt der D. an, unter welchem Rubrum bestimmte Ausgaben in den Büchern einzutragen sind. In Häusern mit zahlreicher Dienerschaft unterstand er auch wohl dem procurator (s. d. Art.), als dem obersten Leiter des Hauswesens. Trimalchio hatte einen solchen für das Rechnungswesen überhaupt (procurator rationes accipiebat), einen D. aber für die Auszahlungen, Petron. 30; vgl. aber Ps.-Quintil. decl. 353: sibi placuisse servum (dispensatorem) et ideo supra rationes esse positum. Die Geschäftszweige zwischen den durch besondere Bezeichnungen unterschiedenen Sclaven eines grösseren Haushaltes lassen sich nicht überall genau abgrenzen, und deren vielseitige Verwendung ist nicht zu schematisieren, denn es kommt doch darauf an, ob ein Haus sich mit einer grösseren oder geringeren Zahl von solchen Dienern behalf. Demselben Sclaven konnten verschiedene Functionen übertragen werden (Dig. XXXII 65, 2. Nepos Att. 13. CIL VI 4305. 7368. 7370 u. a. Marquardt Privatleben 153), obwohl Cicero das wenig standesgemäss findet (Pison. 67), so auch dem D., daher die allgemeinere Bezeichnung desselben im Griechischen CIL III 333, vgl. 13 649 a (Cius): Caesaris Aug. [se]rvos verna dispen(sator) [ad] frumentum – Καίσαρος δούλου οἰκ[ονό]μου ἐπὶ τοῦ σείτου. Corp. gloss. VI 353 οἰκονόμος (ἐπιδαπανητής). Vgl. Art. Οἰκονόμος. Habel hat oben Bd. II S. 2146 auseinandergesetzt, dass in grösseren Wirtschaften früher der atriensis als Haushofmeister die Aufsicht über Personal und Hauswesen führte, Gelder einnahm und ausgab, dass, als die Ansprüche stiegen, das Rechnungswesen einem besonderen Diener übertragen ward, dem Atriensis nur ein beschränkter Wirkungskreis blieb. Wie die erwähnte Digestenstelle zeigt, steht der D. in der familia rustica dem vilicus geschäftlich wohl nahe, vgl. auch Cic. de rep. V 3: ut vilicus naturam agri novit, dispensator litteras scit. CIL VI 278: dispensator qui ante vilicus huius loci. Ebenso ist nicht möglich, den Auftrag des D. überall gegen den des Geschäftsführers, Verwalters, actor (o. Bd. I S. 329) festzulegen, der neben dem vilicus Dig. XXXIII 7, 20 erwähnt wird; nach CIL IX 4186: dispensator ex actor(e) konnte eine Beförderung vom actor zum D. geschehen. Auch mit dem negotiator, der im Auftrage oder für Rechnung des Herren auswärts Geschäfte treibt, hat der D. manche Beziehungen, CIL VI 3687: dispensator it[em] nego[tiator].

[1191] Inschriftlich werden D. von Privatpersonen nicht minder häufig erwähnt, z. B. CIL II 2234. 3525–3527. III 2935. 8832. V 91. 2883. 6407. 7638. VI 4237. 5562. 6267-6279 (Columbarium der Statilii). 7445 = 2187. 7881. 9319–9372. VIII 10 572. IX 2558. 3375. 3378. 3405. 3424. 3445. 3448. 4523. 4644. 4665. 5892. X 237. 1919–1921. 8059, 154. 172. 189. XI 3738. 4103. XII 5690, 108. XIV 207. 1396. 1876. 3033. 3716 – allerdings selten mit näherer Bezeichnung, so CIL VI 4885: dispensator ad trichilinium. 3739: dispensatores cellae Nigrinianae – wie die D. bei Mitgliedern der Herrscherfamilie und in der kaiserlichen Hofhaltung. Je umfangreicher sich diese gestaltete, desto grösser ward die Zahl der dispensatores Augusti, dispensatores Caesaris, CIL VI 8819–8845, so der Livia 3965 b – 3968, der Antonia Drusi 4332, des Agrippa Postumus 8820, Ti. Claudi Caesaris 64 vgl. XIV 3920, Ti. Claudi Caesaris Aug. Germanici V 2386, Agrippinae Germanici Caisar. f. VI 8720 vgl. 8834, unter Claudius 3964. 4236. 8822. 8839. 8843. X 6637 a, 16. 17. 6638 A 5, C 3. 22, der Messalina VI 8840, des Nero III 12 131, der Octavia, Neros Gattin VI 8827, der Poppaea Sabina Henzen 5408. 5410, unter Titus VI 8819, Domitian 8831, bei den Flaviern 8835, bei Traian 8821. 8826. 8844. XI 2706, der Boionia Procilla und des Aurelius Fulvus VI 9355, in Hadrians Zeit II 1197. 2644. III 1839. VI 8828, des Marc Aurel und Commodus XIV 2856 vgl. VI 8841. X 1731 und zahlreiche andere chronologisch nicht genau einzureihende, so II 2645. III 563 = 12289. 1085. 1839. 1955. 2082. 4049. 12135. 12143. VI 300. 4440. 5349. 8825. 8830. 8832. 8836. 8838. 8845. IX 1420. 3580. 6083, 65. X 8179 u. a. m. Wie den vornehmen Privatmann begleiten D. auch wohl den Kaiser, um gegebenenfalls gleich Zahlung zu leisten, wie die von Macrob. Sat. II 4, 31 überlieferte Begebenheit zeigt, wo Augustus einem ihn fortgesetzt anbettelnden graeculus durch den D. 100 000 Sesterzen zahlen lässt; vgl. Suet. Galb. 12; Vesp. 22. Die D. sind stets aus den Sclaven genommen; man hat das früher auf Grund der falschen Tarentiner Inschrift CIL IX 48* bezweifeln wollen (Note zu Orelli 4002). Es war römische Gepflogenheit, wichtige Posten des Haushaltes Sclaven zu übertragen, weil diese rechtlich völlig in der Gewalt des Herren waren, Mommsen zu CIL V 83. Petron. 45 mit Friedländers Anm. Zu D. bestellte man gern im Hause geborene Sclaven, vernae CIL II 1197. III 333. 978. 1085. 6575. V 2385. VI 8687. 8837. 8841. 8842. VIII 3288. 3289. 3291. X 1730. 6093. XIV 2426 = VI 300: serbus ver(na) disp(ensator). XIV 2834. 2856 u. a. Die Bedeutung des übertragenen Geschäftes verlieh dem D. als Vertrauensmann des Herren unter dem Gesinde ein gewisses Ansehen. Mancher derselben ist später freigelassen, so M. Licinius Eutychus qui dispensavit Volusio Torquato CIL VI 9327, dieselbe Wendung für die frühere Stellung findet sich auch 9348. 7310, vgl. VI 9353: qui fuit dispens(ator) und 9355: qui moratus est in dispensatione Boion[i]ae Procillae et Aureli Fulvi. Andere gelangten freigeworden zu weiteren Posten, so L. Iunius Silani l(ibertus) Paris dispes(ator) calator augur(um), der Amtsdiener bei den Auguren wurde CIL VI 2187 = [1192] 7445, heirateten Frauen freien Standes, oder ihre Söhne wurden römische Bürger CIL VIII 10 572 und erreichten die Würde als städtischer Ratsherr, CIL III 2082. Die D. gehörten zu den ordinarii servi (s. d. Marquardt Privatleben 155), die als vornehmer als die übrigen galten, Dig. XLVII 10, 15, 44: multum interest, qualis servus sit, bonae frugi, ordinarius, dispensator, an vero vulgaris vel mediastinus, an qualisqualis, Suet. Galba 12 (s. o.), vgl. Senec. ep. 110, 1; de benef. III 28, 5. Als Nero bei der Recrutierung zum Feldzug gegen Vindex die besten Sclaven auch Privaten abforderte, schonte er die D. nicht, Suet. Nero 44. Jedenfalls nahmen dieselben eine höhere und oft recht begehrte Stellung ein (Mommsen St.-R. I³ 839), für die Opfer zu bringen sich lohnte.

Die D. konnten sich andere Sclaven, vicarii (s. d. und Erman Servus vicarius, Lausanne 1896 über deren Stellung) als Gehülfen nehmen, CIL II 1198. III 1222 = 7802. 3269. 7938. 8112. 12 379. VI 64. 4332. 6275. 8478. 8516. 8863. 8950. 9331. 9369. XII 117. XIV 202 u. a., haben tabularii III 4044, arcarii III 1955. 4049. 4797. 4798. VI 8720. VIII 17 335, vgl. Toutain Mél. d’arch. et d’hist. XI (1891) 88f. (s. o. Bd. II S. 429f.), capsarii Petron. 30. In einem Columbarium an der appischen Strasse in der Nähe von Porta S. Sebastiano hat sich die Grabschrift des Musicus Ti. Caesaris Augusti Scurranus disp(ensator) ad fiscurn Gallicum provinciae Lugdunensis (s. u.) gefunden, der nach Rom gereist und hier gestorben war; denselben hatten 16 vicarii begleitet: 3 a manu, 2 a cubiculo, 2 coci, 2 pedisequi, 2 ab argento, 1 medicus, 1 negotiator, 1 sumpt[uarius], 1 ab veste, 1 nicht näher bestimmter Function, CIL VI 5197. Auch andere Zeugnisse beweisen, zu welch ansehnlichen Vermögen D. gelangen konnten. Trimalchio liess auf einem Wandgemälde seines Prunkhauses darstellen, wie er als capillatus von Minerva geführt nach Rom gekommen, hinc quemadmodum ratiocinari didicisset denique dispensator factus esset, Petron. 29. Plin. n. h. VII 129 führt unter den Beispielen von riesigen Vermögen an, dass ein D. im armenischen Kriege danach Nero 13 Mill. Sesterzen für seine Freilassung zahlen konnte. Otho erpresste von einem Sclaven, dem er bei Galba eine Stelle als D. verschafft, als Entgelt 1 Mill. Sesterzen, eine Forderung, die doch nur einen verhältnismässigen Teil des vorhandenen und als D. zu erwerbenden Vermögens ausgemacht hat, Plin. n. h. XXXIII 145. Tertull. de pall. 5 erzählt, dass Rotundus, Sclave der Drusilla, dann des Claudius, D. im jenseitigen Spanien, eine silberne Schüssel von 500 Pfund besass und seine Genossen ähnliche wertvolle Kostbarkeiten. Auch Suet. Vesp. 23 zeigt, dass man es sich gern ein Stück Geld kosten liess, am kaiserlichen Hofe eine solche einträgliche Stelle zu erhalten.

Im einzelnen. Ausser den in einigen Beispielen erwähnten D., die gleich anderen niederen Stellungen wie arcarii, tabularii, a commentariis nicht als zu einem bestimmten Teile der Hofverwaltung gehörig gekennzeichnet sind, wird eine grosse Reihe von D. inschriftlich durch Zusätze besondern Verwaltungszweigen derselben zugewiesen, [1193] wobei einige Schwierigkeiten bei ihrer Zuteilung in Bezug auf die kaiserliche Vermögensverwaltung bestehen. Unter den Subalternen des Vorstehers der von Claudius geschaffenen kaiserlichen Centralcasse, a rationibus, sind D. so wenig zu finden, wie unter dem Bureaupersonal des Patrimonium, Hirschfeld Unters. 31. 42. 195. Die Inschrift aus Sparta CIL III 493: Diis Castori et Polluci sacrum domus Augusti dispensator gehört aber sachlich in das Ressort der Verwaltung des kaiserlichen Haushaltes. Die hier nicht näher zu erörternden, noch vielfach dunkeln Vorgänge, wie das eigentliche Privatgut des Kaisers (patrimonium), das durch allerlei Zuwendungen, wie Heirat, Erbschaften, Confiscationen, Käufe, Einnahmen aus den Provinzen, sich vergrösserte, allmählich zum Krongute wurde, das dem jeweiligen Inhaber des Thrones gehörte, dann immer schärfer von der staatlichen Casse geschieden und besonderen Beamten unterstellt ward, bis Septimius Severus im Familieninteresse ein Hausgut als res privata ausschied, sind auch für die Zu- und Unterordnung der D. von Bedeutung gewesen; hier genügt es, darauf hinzuweisen, dass der Princeps vermögensrechtlich als Privater angesehen ist, also, wie Mommsen Abriss 210 sagt, dass ,die gesamte öffentliche Vermögensverwaltung, soweit sie in Einnahme wie Ausgabe dem Staatsoberhaupte zufällt, rechtlich behandelt wird, als zum kaiserlichen Hauswesen gehörig‘ (s. d. Art. Patrimonium, Ratio privata).

D. sind beschäftigt bei der Verwaltung der mancherlei Gärten, Parks, Landgüter, welche die Kaiser in Rom, dem übrigen Italien und ausserhalb besassen, Hirschfeld Unters. 24ff.; Beiträge zur alten Gesch. II 45ff. Homo Le domaine impérial à Rome, Mél. d’arch. et d’hist. XIX (1899) 101f., z. B. CIL VI 8667: disp. hortorum Atticianorum, die einst dem Freigelassenen des Domitian Atticus gehörten. VI 8675: disp. hortorum Titianor(um), vgl. Hülsen Röm. Mitt. 1891, 344f. Homo 124. Hirschfeld Beitr. II 60, der Unters. 24, 3 eine unedierte römische Inschrift citiert: . . . mo Aug. . . . disspe(nsatori) [hortorum?] Aure[lianorum]. Homo 126. CIL XIV 2431: Eutyches Caes. n. ser(vus) Tryphonianus disp(ensator) vill(ae) Mamurranae, die Inschrift ist zwischen Bovillae und Castrimoenium gefunden; die Villa des Mamurra, des verschwenderischen praefectus fabrum Caesars, war in der Zeit des Claudius kaiserlicher Besitz, der nach Mommsen CIL X p. 617 (vgl. Hirschfeld Beitr. II 65) von dem procurator Formis Fundis Caietae mitverwaltet wurde. Zur ratio der grossen Tiburtiner Villenanlage Hadrians gehörig werden ausser einem commentariensis villae Tiburtis CIL XIV 3636 und zwei tabularii 3635. 3637 auch zwei D. erwähnt 3567. 3693. Rostowzew Röm. Mitt. XIII 111. Unter der Dienerschaft in der kaiserlichen Villa in Caieta (Hirschfeld Beitr. II 66) kommt etwa in Marc Aurels Zeit ein D. vor, CIL X 6093: Laeonae vern(ae) disp(ensatori) qui vixit ann. LXVI et est conversatus summa sollicitudine in diem quoad vixit circa tutelam praetori(i) (zur Erklärung von praetorium Mommsen Herm. IV 105); ein ebensolcher mit seinem vilicus in der von Traian geschaffenen Villa in Centumcellae CIL XI 3549. Die Inschrift CIL [1194] V 2385: Herma Augg. verna dispensator region. Padan. Vercellensium Ravennatium willHirschfeld Unters. 22; Beitr. II 289 nicht auf Steuererhebung (vectigalia citra Padum) beziehen, sondern auf kaiserliche Privatbesitzungen, wobei die Zusammenstellung allerdings auffällig bleibt.

In den Provinzen führten die Patrimonialverwaltung die Provincialprocuratoren, die nach Hirschfeld Unters. 43 nicht wie die Patrimonialprocuratoren in Italien von der Centralstation in Rom abhängig waren; dass die fiscalische Casse von der des Patrimonium getrennt war, ist anzunehmen; die Inschrift aus Hispalis CIL II 1198: dispens(atori) arc(a)e patrimon(ii) vicari(i) könnte allerdings sich auf einen privaten Haushalt beziehen. Nach Mommsen bei Hirschfeld a. a. O. 14, 2 ist der d. ad fiscum Gallicum prov. Lugdunensis, CIL VI 5197 (XIII p. 253, vgl. VI 8578: Prototectus Aug. dispensator ad census provinciae Lugdunensis), und die anderen kaiserlichen D. in Lugudunum XIII 1818. 1824 bei der Generalcasse der Provinz beschäftigt gewesen; meistens bezeichnen dieselben sich aber kürzer nur mit dem Namen der Provinz, so CIL III 1994 (Salonae) d. Delmatiae, d. Moesiae 2082, vgl. 8684 (unter Traian). In Dacien gehören wohl hieher III 978. 1085. 7938; in Pannonien: III 4049 (Poetovio) d. rationis p(rovinciae) P(annoniae) arkae, vgl. 4044. 3960 (Siscia) d. p(rovinciae) P(annoniae) s(uperioris). In Moesia: III 1994 vgl. 3937. – III 754 add. (Nicopolis): d. Moes(iae) inf., vgl. 12379. III 4797 (Virunum): Aug. disp. arcar. regni Noric(i). 4798 und 4828: disp. p(atrimonii?) r(egni) N(orici), wo die Lesung allerdings nicht gesichert ist. In Dalmatia III 1994. 1995. 2082 (Salonae) – X 7588 (Carales): d. p(rovineiae) Sardiniae. Plin. n. h. XXXIII 145: d. Hispaniae citerioris. In den Alpes Graiae rechne ich hierher CIL XII 117. Zur kaiserlichen Vermögensverwaltung gehören ferner die D., welche erwähnt werden in Euboia, CIL III 563, in Phrygien: Appia III 354 = III 7002, in Gordus III 7102, in Caesarea (Cappadocia) III 6772 = 12135, in Lykien III 12143 = 6082, in Kilikien VI 6639. 8577 – III 7130: [qui dis]pensavi[t in provin]cia Asia, in Thabraca VIII 17335, vgl. De Ruggiero Diz. III 98, in Mauretania Caes. vielleicht VIII 21012, in Portus Magnus VIII 9755, in Thugga VIII 12892: disp. reg(ionis) Thug(gensis) (p. 1335), als Gehilfen im Bureau des procurator tractus Karthaginensis, Hirschfeld Beitr. II 295. Ob Salvianus Aug. n. vern(a) dispensator rationis extraord(inariae) provinc(iae) Asiae III 6575 – 7127 (Ephesus) sich auf eine ausserordentliche, von der Provinz in der Zeit der Severe geforderte, Abgabe bezieht, wie Bloch 283 meint, muss dahingestellt bleiben. Auch bei der Tributeinnahme finden sich D., so in Africa, CIL VIII 1028 (Karthago): dispensat[o]ri a tributis. Mél. d’arch. et d’hist. 1895, 61 (Tocqueville): disp. tr(ibutorum?), nach Hirschfeld Unters. 17 im Bureau des Quaestor, während Mommsen St.-R. II³ 1005, l. 2017 annimmt, dass die für das Aerarium bestimmten Steuern durch die kaiserlichen Procuratoren erhoben seien. De Ruggiero Diz. III 99. 103. CIL XIII 1054 (Mediolanum Santonum): ... Augusti dispensatoris vicarius und Robert Epigr. de la Moselle 29 (Aug. Suessionum): [1195] Expect[atus Her]metis Aug. d[isp(ensatoris)] vic(arius) scheinen nicht auf die Central Verwaltung sich zu beziehen. De Ruggiero III 110. Die Bergwerke in den Provinzen waren fast alle in kaiserlichem Besitze, Hirschfeld Unters. 75. 85; auch da werden als Unterbeamte D. genannt, so in Ampelum CIL III 1301 und den dalmatischen Goldbergwerken III 1997 (Salonae): .... commentarie(n)si aurariarum Delmatarum Felicissimus dispe(n)sator.

Septimius Severus hat für sein Privatgut, das er nach Besiegung seiner Gegner erheblich vermehrte, eine eigene ratio privata unter einem procurator rei privatae, später magister summae privatae, eingesetzt; D. dieser ratio in Rom sind nicht bekannt geworden, denn die von Hirschfeld Unters. 44, 3 citierte Inschrift gehört nach Rostowzew a. a. O. 123, 1 nach Genua. Wohl aber sind in Acclanum CIL IX 1131 und Genua V 7752 d. rationis privatae bezeugt, die aber kaum hiemit in Beziehung zu setzen sind.

Unklarheit besteht noch über den disp. fisci castrensis CIL VI 8516. 8517, disp. castrorum VI 8520. Nach Hirschfeld 199 war der fiscus castrensis die Casse, aus der die Kosten des kaiserlichen Hofhaltes bestritten wurden; Mommsen St.-R. II³ 807, 2, vgl. Herm. XXV 242; Ephem. epigr. V p. 117 bezweifelt, dass castra den städtischen Palast bezeichnen könne (s. den Art. Procurator castrensis), und meint, dass es sich nur um die kaiserliche vestis castrensis (I³ 417, 4) und den gesamten kaiserlichen Reise-und Lagerapparat handeln könne. In der hier nicht näher zu besprechenden Controverse hat Mommsens Ansicht neuerdings eine gewisse Stütze erhalten durch Rostowzews a. a. O. 115 Hinweis auf Graffiti der castrenses in den untern Kammern des Tiberiuspalastes, welche mit den Soldaten der Wache in enger Beziehung stehen, sodass vielleicht die letzteren ihren Unterhalt und Sold aus dem fiscus castrensis bezogen haben könnten, der als Abteilung der kaiserlichen Privatcasse für diese Ausgaben zu betrachten sei. So würde ferner begreiflich sein, dass diese Verwaltung auch in Orten, wo der Hof vorübergehend Aufenthalt nahm, wie in Lyon, Karthago, Lambaesis erwähnt wird. Die letztgenannte Lagerstadt hat sich der Gunst des Septimius Severus aus begreiflichen Gründen erfreut, auf dessen Anwesenheit man vielleicht aus der Widmung der familia rationis castrensis im J. 203, CIL VIII 2702, vgl. 5234, schliessen darf, und die bei der dort garnisonierenden Legio III Augusta ausser anderen kaiserlichen Sclaven und Freigelassenen erwähnten D., CIL VIII 3288: Aug. verna disp. leg. III Aug. 3289. 3291: vern. ex disp. leg. III Aug., zu denen ein Analogon bei andern Legionen nicht bekannt geworden ist, möchten wohl in diesen Zusammenhang gehören. Hirschfeld 199, 1. Bloch 285. Indes, über Vermutungen kommen wir hier bislang nicht hinaus und die wenigen Erwähnungen solcher D. vermögen die wesentlichste Seite der ganzen Frage nicht aufzuklären.

Dispensatoren in andern Teilen der Hofhaltung. Dem procurator ludi magni als Leiter einer der vier kaiserlichen Gladiatorenschulen (Hirschfeld Unters. 179) unterstehen ausser vielem andern Personal auch D. Orelli 2916, ebenso [1196] dem procurator summi choragi (s. o. Bd. III S. 2405), der das staatliche Zeughaus für Bühnenausstattung verwaltet (Mommsen St.-R. II³ 1070, 2), CIL VI 10084. Eine Unterabteilung dieser ratio war nach Hirschfeld 183 die ratio ornamentorum zur Besorgung der Costüme für die Schauspieler (Rostowzew 113 stellt sie unter die ratio vestiaria), deren D. CIL VI 8950 erwähnt ist. Sie finden sich weiter unter dem Personal des proc. scaenic. (CIL VI 10088. 10089: ratio vestium scaenic. et gladiat. 10090: a veste scaenica), so Notizie degli scavi 1897, 457: Silvani Caes. n. ser(vi) vern(ae) disp. scaenicorum – Silvanus Caes. n. verna disp. In der von Tiberius zur Besorgung von Hoffestlichkeiten gegründeten ratio voluptatum CIL VI 252. 8564. 8619. Hirschfeld 185, gehört die ratio aedificiorum volu[p]t[u]ariorum, bei der vorkommt CIL VI 8665: Ti. Claudi Caesari[s] Aug. disp. maternus (zur Erklärung Henzen 6316 Note) ab aedificis voluntaris, wo Hirschfeld 185, 1 ein Versehen des Steinmetzen für voluptaris annimmt ; in der ratio vinorum (vgl. CIL VI 8498) ein servos verna dispensator, 8826, der dem coll. Liberi patris et Mercuri negotiantium cellarum vinariarum novae et Arruntianae Caesaris n. im J. 102 dankt. Weiter gab es solche Unterbeamte bei der Cassenverwaltung des Marstalls CIL VI 8863/4 disp. a iument(is) und der Reichspost, 8665 a = XIV 4120, 3: Thoantis Ti. Caesaris Aug. dispensatoris ... ab toris (über die Inschrift vgl. Mommsen Herm. I 344. Hirschfeld 105f.), unter dem zahlreichen Personal der Münze, so CIL VI 239: Genio familiae monetal(is) Demetrius Caesaris n. ser. Epaphroditianus disp. 8454: disp. rationis mon(e)t(a)e, die nach Hirschfeld 93. 96 unter Aufsicht des seit Traian nachweisbaren procurator monetae die Abrechnung des für die Prägung verwandten Gold und Silber besorgten; in der Verwaltung der vicesima hereditatium, Wilmanns 1384.

Als Zweigcasse der Patrimonium ist wohl die ratio operum publicorum abgetrennt (Hirschfeld 158), bei der D. thätig waren. CIL VI 8478: Hierocli Aug. disi (!) operum publicorum... vicarius. X 529 (Salernum): Impetrati Aug. n. dispensatoris rat(ionis) aed(ium) sacr(arum) et oper(um) publicor(um). Über die Entnahme und oberste Verwaltung der Baufonds vgl. Procurator operum publicorum und Rationalis. Ausnahmsweise sind für umfangreichere Einzelbauten, wie besondere Procuratoren und Curatoren, auch eigens solche D. angestellt, wie CIL VI 8687: Sabini Caesaris vernae dispensat. Capitoli, den Hirschfeld a. a. O. auf die Restauration des Capitols unter Augustus beziehen möchte.

Dem Praefectus annonae (s. d. und o. Bd. I S. 2316f.), welcher nach Seneca de brev. vitae 19, 1 für die zur Verpflegung Roms nötige Zufuhr and deren Aufspeicherung in Magazinen Sorge zu tragen hatte, hat viel Personal in Rom, Italiens Häfen, wo Kornschiffe landeten, und in den Provinzen zur Seite gestanden, Hirschfeld Philol. XXIX 59f. 70. 72; Unters. 137, doch ist das überlieferte Material wohl deshalb verhältnismässig geringfügig, weil auch verschiedene collegia hiebei mitwirken mussten. Was die unter abweichenden Zusätzen einigemale genannten D. betrifft, so hat [1197] Hirschfeld Philol. XXIX 72 gezeigt, dass die disp. annonae von den disp. a frumento nicht zu trennen und letztere nicht etwa ausschliesslich auf die Frumentationen (s. d.) zu beziehen sind. Die Identität der Person in den Inschriften CIL XIV 2883 (Ostia): Abascantus Aug. disp. a frument(o) und XIV 2834 = VI 8472 (Rom): Abascantus Caes. n. ser. vern. disp. annonae ist nicht gut zu bestreiten. Sie (vgl. XIV 202. 204) standen später unter dem ungefähr seit Hadrian (Hirschfeld Unters. 140) vorkommenden procurator annonae oder ad annonam Ostiis (Ostiae), ebenso der disp(ensator) a fruminto Puteolis et Ostis, CIL X 1562 p. 183. Da die Ausladung des Korns erst in Ostia geschah, waren die Geschäfte in Puteoli, wo allerdings Speicher von Cic. de fin. II 84 erwähnt werden, kaum bedeutend, und Inschriften anderer zur vorläufigen Controlle bestellten Beamten der Annona sind dort deshalb nicht gefunden. Hirschfeld Philol. XXIX 77. Den disp. portus Ilipensis CIL II 1085 wird man mit Hirschfeld Unters. 142 besser auf die dortige Erhebung der Hafenzölle beziehen. In den Provinzen werden einige solcher D. als Agenten zur Getreidebesorgung erwähnt; in Cius (Bithynien) CIL III 333 (s. o.) und Mediomatricum, Orelli 895: Oceanus ser. verna dispen[s(ator)] a frumento. Dass dieselben mit der Beschaffung von Lebensmitteln für die Truppen betraut gewesen, wie Renier Mél. d’épigr. 171f., vgl. Marquardt St.-V. I 354, im Hinblick auf Plin. ep. X 27. 28 annimmt, hat schon Bloch 284 widerlegt. Hierher gehört auch der disp. frument(i) mancip(alis), auf einer Inschrift der flavischen Zeit, CIL VI 8853, genannt, da, wie es scheint, das Getreide aus den senatorischen Provinzen an den Praefectus annonae geliefert ward (Hirschfeld Unters. 133), nachdem die Lieferungen vom promag(ister) frumenti mancipalis ([ἀρ]χώνης σείτου δήμου Ῥωμαίων) CIL III 6065 [Ephesus] = Österr. Jahresh. 1899 Beibl. 43) entgegengenommen und geprüft waren. Dass D. auch bei der Cassenverwaltung der horrea zu thun hatten, zeigt die in Kaiseraugst vor kurzem gefundene Inschrift: [For]tis Aug(usti servus) disp. hor(reorum), Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde 1900, 79 (s. den Art. Horrea). Crescens Alypianus imp. Caesaris Nervae Traiani Aug. Germ. Dacici disp. fisci fr(umentari), CIL VI 634, war bei der für die Frumentationen etwa seit der flavischen Zeit eingerichteten Specialcasse des Fiscus thätig, Hirschfeld Unters. 133 und Art. Fiscus frumentarius.

Ferner sind D. bei der Intendanz der Armee für Feldzüge thätig gewesen, CIL V 2155 (Altinum): Aug. n. disp. rat(ionis) c(opiarum) exped(itionum) fel(icium) II et III Germ(anicarum). VI 8541 (Rom): dispesator Aug. primae et secund(ae) expeditionis Germ(anicae) fel(icis), und für den armenischen Krieg unter Nero, Plin. n. h. VII 129 (s. o.), wohl im Bureau des praefectus vehiculorum a copiis Augusti oder der cura copiarum exercitus. Hirschfeld 101. Mommsen St.-R II³ 839, 3. 1031. Wer solche Vermögen wie der zuletzt genannte D. erwerben konnte, muss wohl in früherer Zeit die Kriegskasse recht selbständig verwaltet haben. Über die Geschäfte Marquardt II² 551 und oben [1198] Bd. II S. 430 unter Arcarius. D. bei der Flotte werden in Puteoli CIL X 3346: disp. classis Flaviae, jedenfalls auch 1730–1732 erwähnt. Als lustrator des Territoriums der 7. Legion fungiert CIL III 8112 (im J. 228) vgl. 12656: d. vic(arius) (agens in) lust[ro] hastati, vgl. v. Domaszewski Arch. epigr. Mitt. XVI 21.

Weiter finden wir bei der städtischen Vermögensverwaltung solche niedere Beamte, z. B. in Pola, CIL V 83: col(onorum) Pol(ensium) .. . summaru(m) dispensat. - zur Bezeichnung summa als städtische Casse vgl. Mommsen zu V 83. 737 –, Parma XI 1066: publ. disp. pec(uniae), Asculum IX 5177: disp. arce summarum. Ephem. epigr. VIII 217: [c]ol. di[sp.] qui fuerat [arc]arius eiu[s], Caralis Ephem. epigr. VIII 720, Balsa CIL II 5164: Bals[ensium) dis., Iuvavum III 5532: summ. (disp.), Noviodunum III 3921: Neviod(unensium) summ(ar. disp.). In der Inschrift aus Salonae III 2026 ist nicht disp. zu ergänzen. Es fehlt aber jede Andeutung, ob einzelne dieser D. für bestimmte Geschäftszweige bestellt waren. Endlich sind D. noch nachzuweisen bei den decuriales geruli, CIL VI 360. Waltzing Corp. profess. I 419. II 61. 387 und bei Publicanengenossenschaften, Muratori 975, 11.

Litteratur: G. Bloch in Daremberg-Saglio Dict. II 280–286. Becker Gallus II³ 118f. Marquardt St.-V. II² 515. 551; Privatleben I² 155f. Mommsen St.-R. II³ 839. O. Hirschfeld Philologus XXIX (1870) 54ff. 72f. 77; Unters. 22. 24. 28. 31. 34. 68. 93. 105. 133. 158. 183. 185f. u. ö.; Grundbesitz der römischen Kaiser in den ersten drei Jahrhunderten in Beitr. zur alt. Gesch. II 45–72. 284–315. Friedlaender Sittengesch. I⁶ 128. Halkin Les esclaves publics 186f. M. Rostowzew Das Patrimonium und die ratio thesaurorum, Röm. Mitt. XIII (1898) 108–123. De Ruggiero Dizion. III 96ff. unter fiscus.
[Liebenam.]

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