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Diploma (δίπλωμα von διπλόω) bedeutet ursprünglich das doppelt gelegte Stück irgend eines Stoffes, dann im besonderen den einmal gefalteten Brief, die doppelt gelegte Urkunde. Die Faltung empfahl sich namentlich für die letztere, die durch viele Hände zu gehen pflegte; durch das einmalige Zusammenlegen trat die Schrift des Documentes in das Innere zurück und war so vor Beschädigungen geschützt. Dem Material nach können die D. aus jedem Stoffe gewesen sein. der überhaupt zum Schreiben benutzt wurde, die meisten waren wohl auf Papyrus, später auf Pergament geschrieben; erhalten haben sich hauptsächlich solche, die auf Bronzetäfelchen eingeritzt waren. Nach dem Inhalt sind die Diplome, die wir kennen, verschiedener Art; selten nur eigentliche Handschreiben (bei Macrob. sat. I 23, 14 consulunt hunc deum et absentes missis diplomatibus consignatis ist an Diptychen [s. d.] zu denken), meist [1159] sind es offene Briefe, vom Kaiser, vom Senat oder einer anderen Behörde zur Bestätigung eines erlangten Rechtes oder einer erwiesenen Gnade ausgestellt. Ein solches D. kann z. B. enthalten die Bestätigung des Bürgerrechtes (diplomata civitatis Romanae Suet. Nero 12) oder eines Straferlasses (Cic. ep. VI 12, 3); D. sind auch die Geleitbriefe für eine Reise (Cic. ad Att. X 17, 3); wurden diese vom Kaiser ausgestellt (Tac. hist. II 54. 65), so verliehen sie nicht nur Schutz (Sen. de clem. I 10, 3), sondern auch die Berechtigung, auf den kaiserlichen Stationen Pferde und Wagen zu requirieren (Plin. ep. ad Trai. 64. 120. Hist. Aug. Pert. 1, 6), so dass der am schnellsten reisen konnte, der im Besitze eines solchen D. war (M. Caes. ad Front. ep. I 6 p. 15, 17 N.). D. ist ferner der Urlaubspass des Soldaten, Dig. XLVIII 10, 27. Besonders zahlreich erhalten sind die diplomata honestae missionis, die gedienten Soldaten verliehen wurden als Zeugnis für die vom Kaiser gewährten Rechte der civitas und des conubium; sie sind auf Bronzetäfelchen graviert, die meist die Form eines Diptychon (s. d.) haben, s. Th. Mommsen CIL III p. 843–901; Suppl. p. 1955–2038. Ein neuerdings in Wels gefundenes D. dieser Art bespricht E. Nowotny Ein norisches Militärdiplom des Traian, Festschrift für Otto Benndorf 267–275; andere derartige Funde der letzten Jahre sind ediert Comptes rendus Ac. Inscr. et B.-L. 1897, 333. Bull. com. 1899, 258. Jahresh. des österr. arch. Inst. II 1899, 151. III 1900, 11. Die Originale solcher Documente, vermischt mit Besitzurkunden, Verträgen, Verordnungen u. a., waren jedenfalls die diplomata (Suet. Aug. 50; Cal. 38; Otho 7), die den Grundstock der kaiserlichen Archive ausmachten; man versteht leicht, wie einerseits aus den Beamten a diplomatibus später der Berufsstand der Diplomaten hervorgehen konnte, andererseits, wie aus der Notwendigkeit, diese Schriftstücke lesen und interpretieren zu können, die Wissenschaft der Diplomatik erwuchs.
Litteratur: Daremberg-Saglio Diction. des antiqu. II 266ff.
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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