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2) Dioskurias, bei Skylax 81 Διοσκουρίς, Mela I 111 Dioscorias, politische Colonie der Milesier, Arrian. peripl. Pont. 10, gelegen in dem östlichsten Winkel, welchen der Pontos unterhalb eines Astes des Kaukasos, der von D. an mauergleich mitten durch den Isthmos zum kaspischen Meere streicht, gerade dort bildet, wo sich die kolchische Küste südwärts zu wenden beginnt; daher von Eratosthenes als der östlichste Küstenpunkt des Pontos bezeichnet, der nach seiner Stadienberechnung noch über 3000 Stadien östlicher zu liegen kam als der issische Golf und der Meridian von Amisos, Strab. I 47. II 126; nach der Schätzung bei Ptolem. VIII 19, 3 soll daselbst der längste Tag 153/4 Stunden dauern, was einer Breitenlage von 46° 45’ N. (um 4° zu viel!) gleichkommt, und die Sonne 11/15 Stunden früher culminieren als in Alexandreia. Die Gründungssage der Stadt knüpft an die Argonautenfahrt an; bald sind es die Dioskuren selbst, welche die Colonie anlegten, bald deren Wagenlenker Telchis (Telchios) und Amphitos, oder Kerkios und Amphistratos, welche auch das benachbarte Gebiet Heniochia besiedelten (s. Bd. II S. 768). Da die Milesier meist den Fährten der Karer, Leleger und Lykier gefolgt waren und da in der Argonautensage vielfach Sagengestalten der vorhellenischen [1124] Seevölker – darunter die Dioskuren selbst, Söhne der Leda und des Tyndareus – auftreten, so liegt die Vermutung nahe, dass schon vor den Milesiern aegaeische Küstenanwohner Fahrten nach Kolchis unternommen hatten. Autonome Münzen der Stadt sind nur in geringer Zahl vorhanden, s. Eckhel Doctr. num. I 2, 340. Head-Svoronos II 3. Greek Coins in the British Museum, Pontus 8. Ihre Blüte verdankte sie dem schwunghaften Tauschhandel mit den benachbarten kaukasischen Bergstämmen, deren man siebzig zählte, die alle eigene Dialekte redeten, Strab. XI 498; Timosthenes gab deren Zahl übertrieben auf 300 an; nach Plin. n. h. VI 16 verhandelten hier die Römer mit Hülfe von 130 Dolmetschern. Ausser Kleinwaren war es namentlich das dem Kaukasos fehlende Kochsalz, dessen die Barbaren bedurften; dafür wurden Holz und Pech für den Schiffbau, Honig und Wachs, Flachs und Leinwand, sowie Sclaven eingetauscht. Die kolchische Leinwand war seit alters geschätzt. Hipponax erwähnt auch das οραξικὸν λῶπος oder ὕφασμα. Im Winter 66 v. Chr. gelangte Mithradates Eupator auf seiner Flucht vor Pompeius über Phasis nach D., wo er Hülfsvölker an sich zog, und erreichte sodann den Bosporos; App. Mithr. 101. Pompeius rückte vom Kyrosfluss in die kolchische Ebene ein und traf in Phasis (Poti) die römische Flotte unter Servilius, der jedoch die Weiterfahrt längs der kaukasischen Küste als viel zu gefährlich aufgab. Nach Artemidoros, Strab. XI 496f., lag D. am Südende der 360 Stadien langen Küste von Pityus (Pitzunda, Bičwinta von georg. phičwi ,pinus maritima‘) und nahe floss der Chares; von D. südwärts sind noch 600 Stadien bis zur Münde des Phasis. Nach Plin. VI 15 lag D. am Flusse Anthemus, zwei andere Bäche hiessen Chrysorroas und Astelphus; die Stadt war jedoch zu seiner Zeit zerstört, wohl durch Raubeinfälle der Barbaren. Seit Augustus hatte sich in der Nähe die Neustadt Sebastopolis erhoben, deren Entfernung von Phasis Agrippa auf 100 mp. schätzte; die Tab. Peut. giebt nicht nur die Küstenstationen zwischen beiden Orten an, sondern verzeichnet auch das Itinerar von Artaxata aus über Surium am Fluss Cyrus (und über Sorapana und Cotaïsis, Geogr. Rav.) zum äussersten Vorposten des römischen Reiches an der kolchischen Küste, nämlich Sebastopolis. Ptolem. V 9, 2 setzt D.-Sebastopolis zwischen den Fluss Hippos (mingrel. Cχenisc̣qari) und Καρτερὸν τεῖχος an der Münde des Korax (jetzt Kodori). Arrian, welcher die Befestigungen von Sebastopolis inspicierte, setzt die Stadt 120 Stadien nördlich vom Bach Astelephos (jetzt Dżirguχ) und 130 Stadien südlich von Pityus an, peripl. Pont. 10. 17. Unter Kaiser Iustinianus erhielten die bereits aufgegebenen Castelle Pityus und Sebastopolis, welche zwei Tagereisen von einander entfernt lagen, neue Besatzungen, Procop. de aedif. III 7; b. Pers. II 29; b. Got. IV 4. Const. Porphyr, d. adm. imp. 42 erwähnt das an der Grenze von Abchasien gelegene Castell Σωτηριούπολις, ungewiss, ob gleich Sebastopolis oder Pityus (vgl. Acta patriarch. Cp. a. 1347f.); einer Sage zufolge soll der Apostel Andreas ,die grosse Sebastopolis‘ besucht haben. Migne Patrol. gr. CXX 221. 244. Chron. Pasch. 434. Die italienischen Seekarten seit dem 14. Jhdt. verzeichnen an dieser [1125] Küste folgende Punkte: Pezonda, C. de buxo, fiume Nicofia (Anakophi, Ἀνακούφης, Cedr. II 503 a. 1033), Savastopoli und golfo di Savastopoli (etwa in der Lage von Suχum-kalê, georg. Cχomi; vgl. Damiupolis), porto Mengrelo oder Malfitano, cavo Çicabar (jetzt C. Isgaur), Murgula (an der Münde des Cχenis-c̣qari) u. s. w. Chardin Voyage I 120 beschreibt C. Isgaur, wo sich südlich von der Münde des Kodor Spuren einer Umfassungsmauer befinden sollen, als einen Platz des Tauschhandels; ähnlich Dubois de Montpéreux Voyage I 307. 315 C. Isquria; alle Forscher sind darüber einig, dass in diesem Namen noch eine Spur von D. vorliegt; Sebastopolis dagegen könnte immerhin die Lage von Suχum-kalé gehabt haben.
[Tomaschek.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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