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66) Tyrann von Herakleia am Pontos. Nach dem Tode des Tyrannen Klearchos im J. 353/2 (Diod. XVI 36, 3; vgl. auch XV 81, 4. Memnon 14 = FHG III 527) führte zunächst dessen Bruder Satyros die vormundschaftliche Regierung für seine Söhne Timotheos und D.; nach seinem Tode übernahm Timotheos die Herrschaft, an der er später seinem jüngeren Bruder D. Anteil gewährte (Memnon III 1). Dieser folgte ihm dann im J. 337/6 als Alleinherrscher von Herakleia (Diod. XVI 88, 5). Der Zusammenbruch der persischen Herrschaft in Kleinasien, der nach der Schlacht am Granikos erfolgte, gab D. Gelegenheit, seine Macht weiter auszudehnen; seine Herrschaft wurde allerdings dadurch, dass die Verbannten von Herakleia sowohl Alexander, wie nachher den Reichsverweser Perdikkas um Wiederherstellung der alten Verfassung von Herakleia angingen, gefährdet; indessen wusste D. mit Umsicht und Energie den Gefahren zu begegnen insbesondere scheint ihm in der letzten Zeit der Regierung Alexanders die Vermittlung von dessen Schwester Kleopatra von Nutzen gewesen zu sein (Memn. IV 1ff.). Nach dem Tode des Perdikkas vermählte er sich mit Amastris, der Tochter des Persers Oxathres, die bis dahin mit Krateros vermählt war, als dieser die Tochter des Antipatros, Phila, zur Gemahlin nahm (Memn. IV 4f. Strab. XII 544; vgl. Bd. I S. 1750). Diese Ehe brachte ihm eine Erweiterung seiner Verbindungen und eine grosse Vermehrung seines Reichtums, wodurch er, wie Memnon IV 6 berichtet, in stand gesetzt wurde, den grossartigen Hausrat des Tyrannen D. von Syrakus zu erwerben. In den folgenden Kämpfen der Diadochen schloss sich D. dem Antigonos an, wie er schon vorher sich zu den Gegnern des Perdikkas gehalten hatte. Er vermählte eine Tochter aus seiner ersten Ehe mit dem Neffen des Antigonos, Ptolemaios, der im J. 315 erfolgreiche Unternehmungen an der Küste des Pontos und der Propontis ausführte und von Antigonos mit der Satrapie am Hellespont betraut wurde (Memn. IV 7; vgl. Diod. XIX 60. XX 19, 2). Bei dem Unternehmen gegen Kypros, das mit der Eroberung der Insel durch Demetrios endete, unterstützte D. den Antigonos (Droysen Gesch. d. Hellen. II 2, 14, 1 schlägt vor, bei Memn. a. O. anstatt Kypros vielmehr Tyros zu lesen; die Reihenfolge der Ereignisse in dem Auszuge aus Memnon würde diese Vermutung empfehlen; doch ist bei der verhältnismässigen Kürze des Auszugs ein sicheres Urteil kaum möglich). Später nahm er, wohl dem Beispiele des Antigonos und der übrigen Diadochen folgend, den Königstitel an (Memn. a. O.). Er führte seine [913] Regierung im allgemeinen mit Mässigung und Milde, wie sein Bruder Timotheos, und erhielt deshalb den Beinamen ὁ χρηστός; (Memn. IV 9). Im J. 305 starb er, nach einer 32jährigen Regierung (Diod. XVI 88, 5. XX 77, 1; damit stimmt im wesentlichen Nymphis frg. 16, FHG III 15, der ihm 33 Jahre giebt; wenn Memnon a. O. von einer 30jährigen Herrschaft spricht, so liegt wohl ein Fehler in der Textesüberlieferung vor, vgl. auch Niese Gesch. d. griech. und maked. Staaten I 345, 2). Er hinterliess, ausser einer Tochter Amastris, zwei unmündige Söhne, Klearchos und Oxathres, für die seiner Verfügung gemäss die Mutter Amastris die Vormundschaft übernahm.
Münzen des D. finden sich sowohl aus der Zeit der gemeinsamen Regierung mit seinem älteren Bruder Timotheos, mit der Aufschrift Τιμοθέου Διονυσίου, als auch aus der Periode seiner Alleinherrschaft; sie zeigen auf der Vorderseite das Haupt des jungen Dionysos, auf der Rückseite Herakles, der eine Trophäe errichtet (Head HN 441; Guide pl. 29 nr. 25. Six Num. chron. 1885, 57ff. nr. 43–51). Vgl. im allgemeinen noch Grote Hist. of Greece, Lond. 1869, XII 287ff. Beloch Gr. Gesch. II 188ff. Niese I 345.
[Kaerst.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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