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7) Dexippos aus Kos, Schüler des Hippokrates (Gal. I 144; Ἱπποκράτειος bei Plut. quaest. conv. VII 1. Suid. s. v.). Nach Suidas befreite er seine Vaterstadt von drohender Kriegsgefahr durch die glückliche Heilung der beiden schwererkrankten Söhne des Hekatomnos, des Königs von Karien (vgl. Kühn Addit. ad Fabricii elench. med. XII, Lips. 1827, 6. H. Diels Anonym. Londin. 114). Er verfasste ein ἰατρικὸν βιβλίον in einem Buch und eine Schrift περὶ προγνώσεων in zwei Büchern (Suid. s. v.; ein προγνωστικόν ist uns bekanntlich im Corpus der hippokratischen Schriften erhalten, Diokles schrieb gleichfalls ein Werk unter diesem Titel). Das von ihm ausgebildete System über die Entstehung der Krankheiten lernen wir aus dem Anonymus Lond. XII 8 kennen. Offenbar unter dem Einfluss des älteren Herodikos von Knidos stehend, sah er im Schleim und in der Galle die Grundstoffe des menschlichen Körpers. Diese beiden Säfte werden dadurch Krankheitserreger, dass sie infolge häufiger und unzeitiger Nahrungszufuhr im Körper überhand nehmen. Die Verschiedenheit der Krankheiten wird bedingt durch die Menge dieser beiden Säfte, den Ort, wo sie sich festsetzen, und ihre Art, während eine blosse Veränderung im menschlichen Körper durch ein Übermass von allem hervorgerufen wird, auch der Wärme, Kälte u. s. w. Ähnliche Anschauungen vertritt im Corpus der hippokratischen Schriften der Verfasser von περὶ νούσων α’ und περὶ παθῶν, und auch der Anonymus Lond. weiss zu berichten, dass er mit dieser Lehre nicht sonderlich Neues bringe. Eigenartig und abweichend von dem System seines grossen Lehrers ist die weitere Ausführung seiner Humoralpathologie. Die Entstehung der ἰχῶρες und Schweisse führte er auf das Zergehen von Schleim und Galle zurück, das Ohrensausen (ἦχος), den Eiterfluss aus der Nase (μύξα, vgl. Fredrich Phil. Unt. XV 42, 2) und aus den Augen (λῆμαι vgl. π. ἱ. ν. c. 5) auf die in Fäulnis übergegangenen verdickten Säfte und die Entstehung von Fett und Fleisch auf die durch Eintrocknen festgewordenen. Er unterschied zwei Arten der χολή und des φλέγμα; gelbe Galle (χολῶδες), schwarze Galle, weissen und blutigen (?) Schleim und nahm als Entstehungsursache Veränderungen ihrer ursprünglichen Qualität an (der Papyrus ist leider an dieser Stelle schwer verderbt, so dass die Lesung unsicher bleibt). Wie Platon im Timaios (70 C f.) und Philistion aus Lokroi hatte er behauptet (Plut. quaest. symp. VII 1; de Stoic, rep. 29. Gell. n. att. XVII 11. Macrob. Sat. VII 15, 3f.), dass die Getränke zum Teil durch die Luftröhre zur Lunge gelangten (vgl. περὶ νούσων VI c. 56, VII 604 L., wo diese weitverbreitete Ansicht erwähnt und bekämpft wird wie später von Erasistratos in offenbarer Abhängigkeit von dieser Schrift, vgl. Fuchs Herm. XXIX 247f.). Des weiteren lehrte er, dass, während die Luftröhre niemals feste Speisen aufnehme, ein Teil der Flüssigkeit zugleich mit den festen Speisen in die Speiseröhre gelange. Leider erfahren wir nicht, wieweit er in dieser Theorie [295] seinem Lehrer folgt; möglich ist, dass dieser sie gleichfalls, wenn auch in gemilderter Form, vertreten hat. Da sie zur Erklärung der Lehre von der Abkühlung der in der linken Herzkammer localisierten angeborenen Wärme dient, so haben wir anzunehmen, dass er das Herz als Sitz der eingepflanzten Wärme und als Centralorgan der Arterien und Venen kannte (Fredrich a. a. O. 73f.). Auch darin wird er mit Philistion übereingestimmt haben, dass er die Abkühlung des ἔμφυτον θερμόν auch durch die bei der Atmung aufgenommene Luft erfolgen liess. Eine kurze Notiz bei Galen (I 144. XI 182. XV 478, 703. 744) gestattet einen dürftigen Einblick in sein therapeutisches Verfahren. Wir erfahren nämlich, dass er und Apollonios, gleichfalls ein Schüler des Hippokrates, Fieberkranken den Genuss von Speisen völlig, den des Wassers fast völlig entzogen, indem sie ihnen täglich in kleinen aus Wachs geformten Bechern Wasser reichten in der Quantität eines Esslöffels etwa (vgl. Sprengel Gesch. d. Arzn. I 458). Erasistratos hatte ihnen deshalb im 1. Buch περὶ πυρετῶν den Vorwurf gemacht, dass sie durch Hungerkuren die Fieberkranken ums Leben gebracht hätten (vgl. Fuchs Erasistratea, Berl. Diss. 1892, 4). Wenn Galen dem Erasistratos vorwirft, dass er keine Schrift des D. und Apollonios hätte vorzeigen können (XV 703), so ist das ein unberechtigter Rückschluss von seiner Zeit auf die des ältesten Alexandriners.
[M. Wellmann.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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