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77) Demetrios von Kallatis (FHG IV 380. 381. Susemihl Gr. Litt.-Gesch. I 681), verfasste nach der Homonymenliste der Δημήτριοι [2807] bei Diog. V 83 20 Bücher Περὶ Ἀσίας καὶ Εὐρώπης. Er ist um 200 v. Chr. anzusetzen, da er den Tod Hierons von Syrakus 216 ([Lucian.] Macrob. 10) erwähnte und andererseits von D. von Skepsis (Strab. I 60) und Agatharchides (de mari rubro 64) citiert wird, und dürfte mit dem nur von Hesychios Illustris (Steph. Byz. s. Ὀδησσός) erwähnten Δ. ὁ περὶ τῆς πατρίδος γράψας aus Odessos identisch sein; denn mit ihm zusammen wird ein ‚Geschichtschreiber‘ Herakleides aus Odessos aufgeführt, während Herakleides Lembos, der Ἱστορίαι geschrieben hat, in der Homonymenliste der Ἡρακλεῖδαι Diog. V 94 Καλλατιανὸς ἢ Ἀλεξανδρεύς heisst. Auch ist zu bedenken, dass Kallatis versucht hat, einen Städtebund zusammen zu bringen (Diod. XIX 73, 2. Memnon 21). D. kann ursprünglich Odessier gewesen sein und nachher das Bürgerrecht von Kallatis erhalten haben; ein besonderes Werk über seine alte Heimat neben dem grossen anzusetzen, macht keine Schwierigkeit. Das grosse Werk galt für eine der besten Darstellungen der Geographie und Ethnographie der Gegenden um den Pontos (Agatharch. de mari rubro 64. Skymn. 719); der Kallatianer verfügte natürlich über eigene Anschauungen und directe Erkundigungen. Doch zeigen Titel und Fragmente, dass das Werk allgemeine Geschichte – der behandelte Zeitraum ist nicht zu bestimmen – in geographischer Anordnung geben wollte. Diese geographische Anordnung kehrt bei Agatharchides wieder, für den D. wahrscheinlich Vorbild war, und ist im Grunde nichts als eine künstliche Restauration der altionischen ἱστορίη, vgl. die Grabschrift des Historikers Philippos von Pergamon (Kaibel Epigr. gr. 877 b) ἐγὼ παντοίων παθέων καὶ ξυνεχέος ἀλληλοφονίης ἀνά τε τὴν Ἀσίαν καὶ τὴν Εὐρώπην καὶ τὰ Λιβύων ἔθνεα καὶ νησιωτέων πόλιας καθ’ ἡμᾶς γεγενημένων ὁσίηι χειρὶ τὴν τῶν καινῶν πράξεων ἱστορίην ἐξήνεγκα ἐς τοὺς̣ Ἕλληνας u. s. w. Während aber bei den alten Ioniern das Überwiegen des Geographischen auf eine tiefere Gesamtanschauung, die den Menschen als Naturproduct ansah, zurücklief und darum nicht störte, weil sie meist barbarische, geschichtslose Völker behandelten, war die Erneuerung dieser Art in der hellenistischen Geschichtschreibung ein Rückschritt, eine unlebendige und gelehrte Repristination einer veralteten Form, die von der Polyhistorie der Nachfolger des Kallimachos und Eratosthenes unternommen wurde, um für ihre Sammlungen einen Rahmen zu finden, der den romantischen Neigungen des Zeitalters entsprach; dabei waren ganz moderne Sensationsmittel nicht ausgeschlossen. Aus dem borniert classicistischen Urteil des Dionys von Halikarnass (de compos. verb. 5 p. 30 R.) folgt weiter nichts, als dass D. ein hellenistisches Griechisch schrieb, was so wie so angenommen werden müsste.
[Schwartz.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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