Delphos (Δελφός), Beherrscher des Landes am Parnassos, als Apollon vom dortigen Orakel Besitz nahm, Aisch. Eum. 16; er galt als Heros eponymos von Delphoi, und sein ehernes Bild stand ungefähr 60 Stadien vom Ort entfernt am Weg nach den Höhen des Parnass, Paus. X 32, 2. Pausanias (X 6, 3. 4) giebt einen dreifachen Stammbaum: er war ein Sohn des Apollon (vgl. auch Hyg. fab. 161 [p. 15, 5 Sch.]) und der Kelaino, der Tochter des Hyamos, des Sohnes des Lykoros, oder des Apollon und der Thyia, der Tochter des Kastalios, oder nach dritten ein Sohn der Melaina, der Tochter des Kephisos. Oder an Stelle der Kelaino erscheint Melanis als Tochter des Hyamos und der Melantheia, der Tochter des Deukalion, und als Mutter des D., und dieser zeugt mit der Quellnymphe Kastalia Kastalios und Phemonos, Schol. Eur. Or. 1094 Dind. Oder wir treffen als Vater den Poseidon, der sich der Melantho, der Tochter des Deukalion, in Delphingestalt gesellte, Tzetz. Lyk. Al. 208. Ovid. met. VI 120, welches Stemma um ein Glied vermehrt erscheint bei Epaphroditos im Schol. Aisch. Eum. 2; da ist wieder Melaina eingefügt als Tochter der Melantho und des Flussgottes Kephisos und als Mutter des D. von Poseidon. Kelaino, Melaina, Melanis, Melantheia, Melantho bedeuten alle dasselbe, die ,Schwarze’ (γαῖα μέλαινα? Welcker Gr. Götterl. I 326), und dass damit auch Thyia identisch, geht besonders daraus hervor, dass diese wie Melaina als Tochter des Kephisos (Herod. VII 178) oder wie Melantheia und Melantho als Tochter Deukalions (Steph. Byz. s. Μακεδονία) bezeichnet wird, vgl. Roscher Myth. Lex. II 2565. Nach einem Sohn des D., dem König Pythes. oder nach einer Tochter Pythis erhielt Delphoi auch den Namen Pytho, Paus. X 6, 5. Schol. Apoll. Rhod. IV 1405. Vgl. Gerhard Gr. M. § 709. D. wird genannt als Führer der Kreter, die nach Phokis kamen und sich nach ihm Delpher nannten, Schol. Veron. Verg. Aen. IV 146 = Phylarchi frg. 78, FHG I 356: als Erfinder der Haruspicin, Plin. VΙΙ 203. Vgl. noch Ann. d. Inst. XXXVIII 1866, 379f. (Conestabile) zu Mon. VIII 29. 30, wogegen Jahn Arch. Ztg. XXV 1867, 83f.; ebenso ist bedenklich die Deutung des auf delphischen Silbermünzen erscheinenden Negerkopfes auf D., vgl. Head HN 289.
[Waser.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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