2) Δῆλος personificiert, redend und handelnd eingeführt im Mythos von der Geburt Apollons, der eigentlichen Cultlegende von D. Im homerischen Hymnos auf den delischen Apollon (49ff.) kommt die schwangere Leto auf ihren Irrfahrten nach D. und verspricht der kleinen unfruchtbaren Insel, sie werde reich werden durch den Cult des neuen Gottes; diese lässt sich schwören, dass Letos gewaltiger Sohn sie nicht missachten und mit Füssen ins Meer hinausstossen dürfe, sondern auf D. zuerst einen Tempel gründe und dann erst bei allen andern Menschen; Leto leistet den grossen Göttereid (83ff.); es freute sich D., und nach der Geburt erstrahlte das ganze Eiland in goldenem Glanze (135f.); Phoibos aber hängt am meisten an Delos (146). Pindar zuerst sang von der Unstätigkeit der Insel, sie heisst ,des Meeres Tochter, die die Sterblichen Dalos nennen, die Seligen aber im Olymp der dunkeln Erde fernhin strahlendes Gestirn‘ (vgl. Asteria Nr. 2 und 6); als Leto kam, wurde das von Wogen und Windstössen herumgetriebene Eiland im Meeresgrund durch vier ragende Säulen befestigt (Pind. frg. 87. 88 Bgk.). Auf schwimmender Insel wohnte auch Aiolos nach Od. X 3f. (s. Aiolie); vgl. Krümmel D. Rundschau LXXXVI 1896, I 435. In der modernisierten Gestalt des hellenistischen Zeitalters, da die Gleichsetzung von D. und Ortygia ganz gewöhnlich ist (die Stellen bei Preller-Robert Gr. M. I 297f., 5, vgl. Usener Göttern. 203), giebt Kallimachos die Sage im Hymnos auf D.: D. hob den Knaben vom goldenen Boden und legte ihn sich an den Busen, wo er sog an der süssen Brust (264f. 274), sie hat den Gott gebadet und in Windeln gewickelt (5f.) als Ἀπόλλωνος κουροτρόφος y.ovoorootpo; (2. 276), als φίλη τιθήνη) (10); erst nachdem die Insel Apollons Geburtsstätte geworden, erhielt sie den Namen D. statt des frühern Ἀστερίη)], weil sie jetzt nicht mehr dunkel (ἄδηλος) herumfuhr (35ff. 51ff.) ὅτι ἐξ ἀδήλου βάσεως ἐρριζώθη, Schol. Hom. II. I 9. Etym. M., vgl. Roscher Myth. Lex. II 1962. Wenn sich die Inseln bei Okeanos und Tethys versammeln, führt D. den Reigen an (Kall. 17f.), kein ander Land wird von einem Gott geliebt, wie D. von Apollon, der nach der Insel der Delier heisst (268ff. Usener Göttern. 232). Bei Luc. dial. mar. 10 bringt Poseidon auf [2503] des Zeus Gebot (vgl. Lib. [narr. 19] IV 1105 R.) die von Sicilien losgelöste und unter dem Meer schwimmende Insel zum Stehen (vgl. auch Kallim. 30ff. und Schol. 30) und macht sie sichtbar (δῆλον) im aegaeischen Meer, damit Leto hier gebären kann; vgl. noch Luc. de salt. 38. Gelegentlich wird der Name auch von den auf D. ausgegebenen μαντεῖαι hergeleitet: δηλοῦσα γὰρ ἦν τὰ δυσεύρετα, Steph. Byz. Eustath. Dionysios 94 525. Nach Vergil (Aen. III 73ff.) gab erst der dankbare Apollon selbst der Insel festen Standort durch die benachbarten Inseln Mykonos und Gyaros (vgl. dazu Anth. lat. I 707 Riese, auch Aristeid. or. VII 77ff. Cant. [I 74 Dind.]); verschiedene Versionen der Sage von Asteria-Ortygia-Delos bei Serv. z. St., wozu Tzetz. Lyk. Al. 401. Vgl. noch Schol. Apoll. Rhod. I 308. Plin. IV 66. Darstellungen der Insel: Robert Herm. XXII 1887, 461; Arch. Jahrb. V 1890, 220f.
[Waser.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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