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Deïphobos (Δηίφοβος, vgl. Curtius Griech. Etym.⁵ 520). 1) Sohn des Priamos und der Hekabe (Il. XII 95. XXIV 251. Apollod. III 5, 12, 7. Hyg. fab. 90. Tzetz. Hom. 447. Myth. Vat. I 204). Beim Kampf um die Schiffe führt er mit Helenos und Asios einen der Heerhaufen gegen die Mauer der Achaier (Il. XII 94ff. XIII 156ff.). Nachdem Asios gefallen ist, hält er dem Idomeneus gegenüber Stand, zuerst allein, dann mit Aineias. Zweimal schleudert er den Speer gegen Idomeneus, trifft aber statt seiner den Hypsenor und Askalaphos, einen Sohn des Ares (XIII 402ff. 516ff. Hyg. 115 und 113, nach dem er auch den Autonoos getötet hat; vgl. jedoch Il. XI 221). Schliesslich wird er von Meriones (vgl. XIII 159ff.) verwundet und von seinem Bruder Polites aus [2405] dem Kampfe geführt (527ff. 758f.). Als Athene später den Hektor verderben will, naht sie ihm in Gestalt des D., der ihm der liebste unter seinen Brüdern war, und rät ihm, dem Achilleus Stand zu halten (Il. XXII 226ff. 294ff.). Durch die Angaben der Odyssee, dass D. der Helena heimlich gefolgt sei, als sie zum hölzernen Pferde schlich (IV 276ff., vgl. Apollod. epit. 5, 19), und dass nach der Einnahme Troias Menelaos mit Odysseus zum Hause des D. eilte (VIII 517ff.), wird es wahrscheinlich, dass D. schon hier als Gatte der Helena anzusehen ist, wiewohl der Scholiast (VIII 517) hervorhebt, dass D. ihr als στρατηγός, nicht als Gatte gefolgt sei, erst die μεταγενέστεροι hätten ihn zu ihrem Gemahl gemacht (vgl. auch Schol. IV 276).

Für die kleine Ilias bezeugt Proklos ausdrücklich, dass D., nachdem Paris gefallen war, die Helena heimführte (D. als vierter Gatte der Helena Lycophr. 168. Schol. Eurip. Androm. 229). Bei Euripides führt Helena zu ihrer Entschuldigung an, dass er sie mit Gewalt geraubt habe, wider den Willen der Troer (Troad. 959). Dass er sie schon zu Paris Lebzeiten liebte, stand bei Ibykos und Simonides (Schol. und Eustath. Il. XIII 517, vgl. Dict. I 10). Ein anderer Dichter berichtete, dass nach dem Tode des Paris D. und Helenos um Helenas Besitz stritten. Der unterliegende Helenos verliess die Stadt und wurde von den Griechen gefangen, wie dies nach der kleinen Ilias schon früher geschehen war. Da er ihnen τοὺς ῥυομένους τὴν πόλιν χρησμούς verriet, so wurde dadurch die nochmalige Vermählung der Helena die Veranlassung zur Einnahme der Stadt (Apollod. epit. 5, 9 nach Stesichoros? vgl. Wagner Apollod. epit. Vatic. 218ff. Con. 34. Quint. Smyrn. X 345ff. Triphiod. 45f. Tzetz. Posthom. 600f.). Nach Tzetzes hatte Priamos Helena τῷ ἀριστεύσαντι κατὰ πόλεμον als Preis gesetzt, wie Thetis die Waffen des Achilleus, und D. gewann sie (Tzetz. Lycophr. 168. Schol. Il. XXIV 251).

Überhaupt tritt er, dem nach Lycophr. 170 der zweite Preis der Tapferkeit nächst Hektor gebührte, nach dem Tode seines Bruders als Führer der Troianer hervor (Hor. carm. IV 9, 22. Schol. Od. VIII 517. Tzetz. Posthom. 50. 158. 353ff. 376f.). Besonders werden bei Quintus Smyrnaeus viele Heldenthaten von ihm erzählt (VI 318. 508. VIII 300. IX 80ff. 149ff. XI 86. 338ff.); sogar mit Neoptolemos will er kämpfen, wird aber von Apollon entrückt (IX 234ff.). Bei der Zusammenkunft wegen Polyxena, in welcher Achilleus verräterisch von Paris ermordet wird, tritt er als Helfer seines Bruders auf (Hyg. fab. 110. Dict. IV 11. Tzetz. Posthom. 395). Dass er bei der Eroberung der Stadt nach schwerem Kampf von Menelaos und Odysseus getötet wurde, deutet bereits Od. VIII 517 an (vgl. Apollod. epit. 5, 22. Quint. Smyrn. XIII 355. Tzetz. Posthom. 730); auch im Deiphobos des Accius waren die letzten Schicksale Troias behandelt (Ribbeck Röm. Trag. 410f.). In der Unterwelt begegnet sein barbarisch verstümmelter Schatten dem Aineias und berichtet ihm, wie Helena selbst ihn dem Menelaos in die Hände geliefert habe (Verg. Aen. VI 494ff. Hyg. fab. 240. Dict. V 12; vgl. Senec. Agam. 749. Martial. III 95. Auson. epitaph. her. 13). Sein Haus wurde verbrannt (Aen. II 310), sein unbestatteter Leichnam [2406] wurde in die Pflanze Akephalon verwandelt (Eustath. 894, 24), aber Aineias errichtete ihm bei Rhoiteion einen Tumulus (Aen. VI 505). Dagegen fällt er bei Dares in der Schlacht durch Philoktetes (28, vgl. auch 4, 7–9. 12. 18). Tzetz. Lycophr. 132 nennt ihn als Liebhaber des Antenoriden Antheus; sonstige Erwähnungen Prop. IV 1, 28. Ovid. her. 5, 92; met. XII 542.

D. hatte auch an den Leichenspielen teilgenommen, welche Priamos dem, wie er glaubte, getöteten Paris veranstaltete (Hyg. fab. 273). In den Wettkämpfen, die später zur Erkennung des Paris führten, wurde er mit seinen Brüdern von Paris besiegt und zückte gegen ihn das Schwert, so dass Paris zum Altar des Zeus Herkeios flüchtete (Hyg. fab. 91. Ovid. her. 15, 256). Diese Scene ist mehrfach auf etruskischen Aschencisten dargestellt (Overbeck Gal. her. Bildw. 258ff. Taf. XII 3. Brunn Urne I 4). Sonst erscheint D. bisweilen als Nebenfigur auf troischen Scenen der Vasenmaler, so beim Kampf um die Leiche des Troilos (CIG 7675. Gerhard A. V. III 223. Overbeck a. a. O. Taf. XV 12, s. Deïthynos) und beim Abschied Hektors von Hekabe (CIG 7379), ebenso auf einer Erzgruppe des Lykios in Olympia beim Kampf zwischen Achilleus und Memnon als Gegner des Telamoniers Aias (Paus. V 22, 2). Ein Gemälde des Aristophon stellte Priamos, Helena, Ulixes und D. nebst Credulitas und Dolus dar (Plin. n. h. XXXV 138. O. Jahn Arch. Ztg. 1847, 127). Die Leiche des von Menelaos getöteten D. erkannte Robert in der Iliupersis auf der Brygosschale, der Vivenziovase und dem Euphroniosfragment (Bild und Lied 63. 68; Arch. Ztg. XL 44f.). Auf der Brygosschale las man früher den Namen Andromachos, Robert ergänzt Deimachos.
[Wagner.]

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