2) Sohn des Domnorix (CIA III 544, wenn dort richtig ergänzt ist), Tetrarch der asiatischen Galater aus dem Stamme der Tolistobogier, in deren Gebiet seine Schlösser Blukion und Peïon lagen (Strab. XII 567). Er gehörte zu den Tetrarchen, die den Nachstellungen des Mithridates VI. entrannen (Plut. de mul. virt. 23. Appian. Mithrid. 46), und ist seitdem ein getreuer Freund der Römer, denen er bei allen Kriegen in Vorderasien Zuzug leistete, wodurch er mit den verschiedenen Imperatoren, Sulla, Murena, Servilius Isauricus, Lucullus, Pompeius, Caesar, Cato, Crassus, Bibulus, Antonius, bekannt und befreundet ward (Cic. pro Deiot. 27. 37; Phil. XI 33f.), besonders aber mit Cicero, der seines Lobes voll ist, und ihn als guten Hausvater, frugalen Wirtschafter, gottesfürchtigen Mann rühmt (Cic. p. Deiot. 26ff.; de divin. I 26f.). D. war, wenn man seine Thaten erwägt, gewiss nicht besser als seine Genossen auf den kleinasiatischen Thronen, wohl aber übertraf er viele an Thatkraft und Geschicklichkeit. Er war, wie natürlich, griechisch gebildet (Cic. p. Deiot. 25) und Freund der Griechen; die Athener haben ihm eine Statue gesetzt, CIA III 544. Zum erstenmale wird er erwähnt zu Anfang des dritten mithridatischen Krieges, wo er die mithridatischen Truppen unter Eumachos aus Phrygien vertrieb (Appian. Mithr. 75. Liv. perioch. 94. Oros VI 2, 18). Von besonderer Bedeutung ward für ihn die Freundschaft des Pompeius. Dieser gab ihm bei der Regelung der vorderasiatischen Verhältnisse, 63 oder 62 v. Chr., nicht nur eins der galatischen Fürstentümer, und zwar die Tolistobogier, sondern übertrug ihm am Pontus die Landschaft Gadilonitis und dazu Kleinarmenien mit Einschluss von Pharnakeia und Trapezus; zugleich erhielt er den Königstitel. Diese Verleihungen wurden dann 59 v. Chr. vom Senate endgültig bestätigt (Appian. Mithr. 114 [und ungenauer Syr. 50]. Caes. bell. Alex. 34. 67f. Strab. XII 547. Cic. p. Deiot. 10; Phil. II 94; de divin. II 79). D. ward dadurch der mächtigste unter den Tetrarchen und war in der Lage, sich eine ziemlich ansehnliche Heeresmacht, zwei römisch bewaffnete und organisierte Legionen, zu halten, von denen eine, die XXII Deiotariana in das kaiserliche Heer übergegangen ist, Caes. bell. Alex. 34, 4. Cic. p. Deiot. 22. Marquardt Röm. St.-V. II² 447. Sein Ehrgeiz ging, wie es scheint, dahin, ganz Galatien zu besitzen. Er geriet bald (58 v. Chr.) mit dem [2402] Fürsten der Trokmer, seinem Schwiegersohne Brogitaros, dem Schützling des Clodius, in Streit um das Heiligtum in Pessinus. Brogitaros nahm den Tempel in Besitz, aber D. vertrieb ihn wieder daraus. Cic. de harusp. resp. 28ff.; de domo 129; pro Sestio 56; vgl. Plut. Cat. min. 15. Als Crassus 54 v. Chr. auf dem Wege nach Syrien Galatien besuchte, war D. mit dem Bau einer Stadt, die vielleicht Neapolis heissen sollte, beschäftigt; doch scheint diese nicht zur Vollendung gediehen zu sein. Plut. Crass. 17. Cicero wird während seiner kilikischen Statthalterschaft mit D. Freundschaft geschlossen haben; D. stellte damals bei dem drohenden Partherkriege dem Cicero wie dem Bibulus sein Heer zur Verfügung, Cic. ad fam. XV 1, 6. 2, 2. 4, 5ff. VIII 10, 1f.; ad Att. V 18, 2. 20, 9. 21, 2. VI 1, 14; pro Deiot. 39; Phil. XI 34. Als der Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius ausbrach, folgte D., wie natürlich, dem letzteren und begleitete ihn trotz seinem hohen Alter persönlich mit 600 Reitern ins Feldlager, trennte sich aber nach der Schlacht bei Pharsalos von ihm und machte seinen Frieden mit Caesar, den er mit Geld unterstützte, Caes. bell, civ. III 4, 3. Appian. bell. civ. II 71. Cass. Dio XLI 63. Cic. p. Deiot. 9ff. 14; de divin. I 26f. II 78f.; Phil. XI 34. Die Aussöhnung mit Caesar war für ihn um so dringender, als damals Pharnakes seine pontischen Besitzungen, besonders Kleinarmenien, in Besitz nahm. D. unterstützte daher den Legaten Caesars, Domitius Calvinus, verpflegte sein Heer in Galatien und gab ihm seine beiden Legionen mit, die in der Niederlage bei Nikopolis hart mitgenommen wurden, Caes. bell. Alex. 34. Dio XLII 45. Cic. p. Deiot. 14. Es scheint, dass D. die Gelegenheit des Bürgerkrieges benutzt hatte, um vielleicht unter Connivenz des Domitius Calvinus die beiden andern galatischen Fürsten, mit denen er schon früher in Streit lag, zu verdrängen und sich ganz Galatien anzueignen. Um diese Zeit geschah es wohl, dass er den Fürsten der Tektosagen, Kastor Tarkondarius, mit seiner Gattin, der eigenen Tochter, in Gorbeus ermordete und sich auch die Tetrarchie der Trokmer aneignete. Strab. XII 568. Suid. s. Κάστωρ Ῥόδιος. Cic. de divin. II 79. Niese Rh. Mus. XXXVIII 591ff. Die Vertriebenen wandten sich an Caesar, der im Sommer 47 v. Chr. von Ägypten nach Vorderasien kam. D. kam ihm an der Grenze huldigend, ohne die königlichen Insignien, entgegen. Es scheint, dass ihm Caesar die Parteinahme für Pompeius ohne Schwierigkeit verzieh; er gab ihm und seinem Sohn das Diadem zurück und nahm seine Gastfreundschaft und Geschenke an. Die Klagen der andern Tetrarchen wurden vorläufig zurückgestellt; zunächst eilte er zum Kriege gegen Pharnakes, wozu er die Legion und Reiterei des D. mitnahm, Bell. Alex. 67f. Cic. p. Deiot. 36. Nach dem Siege bei Zela berührte er Galatien aufs neue, und in Nikaia in Bithynien wurde nun die Entscheidung getroffen. Brutus sprach für D.; dieser verlor zwar die aussergalatischen Besitzungen, besonders Kleinarmenien, das zusammen mit der Tetrarchie der Trokmer dem Mithridates von Pergamon zufiel. Dagegen behielt D. die Tektosagen und beherrschte somit ganz Galatien westlich vom Halys, Bell. Alex. 67f. 78. Cic. p. Deiot. 8. 17f. [2403] 36; de divin. II 79; Phil. II 94; ad Att. XIV 1, 2; Brut. 21. Tac. dial. 21. Strab. XIII 625. Cass. Dio XL 63. Bald darnach (46/5 v. Chr.) fiel Mithridates von Pergamon, und nun handelte es sich um die Besetzung des erledigten Fürstentums, um das sich auch D. bewarb; seine Gesandtschaft traf den Dictator Caesar in Tarraco und ging mit ihm nach Rom (45 v. Chr.), Schol. Gronov. in Cic. p. 421 Or. Cic. Deiot. 38. Aber zugleich traten die verdrängten Tetrarchen mit ihren Ansprüchen hervor, besonders Kastor, Enkel des D., Sohn des ermordeten Kastor Tarkondarius. Bei dieser Gelegenheit erhoben sich gegen D. verschiedene Anklagen; man behauptete, er habe während des Krieges in Africa seine pompeianischen Sympathien nicht verhehlt und den Aufstand des Caecilius Bassus (Bd. III S. 1198) unterstützt (Cic. p. Deiot. 22f. 25), ja er wurde sogar beschuldigt, dass er, als Caesar, wahrscheinlich nach dem Siege über Pharnakes, bei ihm zu Gaste war, ihn zu ermorden geplant habe. Um diese Beschuldigung zu entkräften, hat Cicero vor Caesar die Rede für D. gehalten, über deren Wert er selbst ad fam. IX 12, 2 ganz richtig urteilt. Diese Beschuldigung war schwerlich die Hauptsache, sondern sollte wohl nur dazu dienen, um bei der Entscheidung der Gebietsfrage Stimmung gegen D. zu machen. Es ist möglich, dass Caesar dem D. weniger geneigt war als früher (Cic. Phil. II 94), aber eine Entscheidung hat er nicht mehr getroffen, da er vorher ermordet ward. D. half sich jetzt selbst, nahm das Erbe des Mithridates in Besitz, und Antonius bestätigte die Usurpation aus den hinterlassenen Commentarien Caesars, wie man sagt, gegen eine Zahlung von zehn Millionen Sesterzien, Cic. Phil. II 93ff.; ad Att. XIV 12, 1. 19, 2. XVI 3, 6. Beim Wiederausbruch des Bürgerkrieges verweigerte D. dem Cassius die Hülfe, liess sich aber von Brutus gewinnen und bekämpfte mit Tillius Cimber zusammen den Dolabella (Cass. Dio XLVII 24, 3. Cic. Phil. XI 31; ad Brut. I 6, 3). Auch bei Philippi stand sein Contingent unter Amyntas auf seiten der Caesarmörder, ging aber nach der ersten Schlacht und dem Tode des Cassius zu den Triumvirn über (Appian. bell. civ. IV 88. Cass. Dio XLVII 48, 2), und D. behauptete sein Königtum, bis er etwa 40 v. Chr im höchsten Alter starb, Cass. Dio XLVIII 33, 5. Er hatte mehrere Kinder (Plut. Cat. min. 15); von seinen Töchtern war die eine mit Brogitaros, die andere mit Tarkondarius Kastor vermählt. Unter den Söhnen war einem gleichnamigen die Nachfolge bestimmt; Plut. de stoic. repugn. 32, 4 p. 1049 C erzählt sogar, D. habe, um diesem das Erbe zu sichern, alle übrigen Söhne umgebracht. Jedenfalls bestand, wie das Verhältnis zu den Schwiegersöhnen zeigt, wenig Eintracht in der Familie. Plutarch, de mul. virt. 21 p. 258 D. erzählt, Stratonike, die Gattin des Deiotaros habe, weil sie selbst keine Kinder hatte, voll Selbstverleugnung ihrem Mann ein anderes Weib zugeführt. Jedoch der Mann der Stratonike braucht nicht unser D. zu sein.
Münzen des D. sind nicht selten. Eine neue Kupfermünze mit βασιλέως Δηιοτάρου bei A. v. Sallet Ztschr. f. Numismat. XII 371. Head HN 628. Mionnet Description IV 406.
[Niese.]
Nachträge und Berichtigungen
Zu Nr. 2: D. wird noch erwähnt in der Inschrift seines Nachkommen C. Iulius Severus, Dittenberger Syll. or. 544. Ein anderer Nachkomme des D. ist offenbar der Ti. Claudius Attis Deiotarus in Dittenberger Syll. or. 541. Sonst vgl. Stähelin Gesch. d. Kleinasiat. Galater² 87ff. Drumann-Groebe Gesch. Roms III 429. 603. IV 477f. Head HN² 746.
[Rosenberg.]
2) Tetrarch der Tolistobogier, König der vereinigten Galater im 1. Jh. v. Chr. (L) S III.
[Hans Gärtner.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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