Damareteion (Δαμαρέτειον oder Δημαρέτιον), Name einer syrakusanischen Silbermünze im Betrage eines πεντηκοντάλιτρον, d. i. 50 altsicilischen Litren = 10 attischen Drachmen. Diod. XI 26. 3; Καρχηδόνιοι ... στέφανον χρυσοῦν τῇ γυναικὶ τοῦ Γέλωνος Δαμαρέτῃ προσωμολόγησαν ... καὶ στεφανωθεῖσα ὑπ’ αὐτῶν ἑκατὸν ταλάντοις χρυσίου νόμισμα ἐξέκοψε τὸ κληθὲν ἀπ’ ἐκείνης Δαμαρέτειον· τοῦτο δ’ εἶχε μὲν Ἀττικὰς δραχμὰς δέκα. ἐκλήθη δὲ παρὰ τοῖς Σικελιώταις ἀπὸ τοῦ σταθμοῦ πεντηκοντάλιτρον. Die Worte νόμισμα ἐξέκοψε bedeuten wohl, dass Damarete (s. d. Nr. 1) das empfangene Geschenk der Staatsgemeinde von Syrakus zueignete und diese von dem Erlös eine Ausprägung von Siegesmünzen begann, die dann aus den Beständen des Aerars fortgeführt werden konnte. Als Silbermünze ist das D. zuerst von K. Ottfr. Müller (Etrusker I 327; Ann. d. Inst. II 1830, 337) und vom Herzog de Luynes [2033] (Ann. a. a. O. 81ff.) erkannt worden (Hultsch De Damareteo 12. 19ff.; Metrologie² 664f.). Nach der durch Aristoteles bezeugten sicilischen Münzwährung galt der korinthische Silberstater, der dem attischen Didrachmon gleich war, 10 Silberlitren, deren jede den Wert eines sicilischen Pfundes Kupfer hatte (Metrologie 660f.). Der Stater hiess davon δεκάλιτρος (Aristoteles bei Poll. IV 175. IX 81, vgl. u. Δεκάλιτρος στατήρ); mithin war das D., das nach Diodor 50 Litren galt, gleich 10 attischen Drachmen. Die Ausprägung des D., die im J. 480/79 begonnen wurde, scheint nicht lange fortgesetzt worden zu sein; doch hat sich immerhin die verhältnismässig grosse Zahl von neun Stücken erhalten. Die Vorderseite der Münze zeigt ΣΥΡΑΚΟΣΙΟΝ in rückläufiger Schrift, einen weiblichen Kopf mit Lorbeerkranz in feinem Linienkreise und ringsum vier Delphine; auf der Rückseite erscheint eine Quadriga im Schritt und darüber Nike, die Rosse bekränzend, im untern Abschnitt ein Löwe, vielleicht zu deuten als das Symbol Libyens, über welches die Siegesgöttin im Triumphe hinfährt. Head HN 151f. Friedländer und Sallet Das Königl. Münzcabinet 157. Catalogue of the Greek Coins in the Brit. Mus., Sicily 153. Evans Syracusan medallions and their engravers 122ff.; Num. chron. 1894, 189ff. Holm Gesch. Siciliens I 208. 416. III 570f., Taf. II 2.
Nach dem Vorbilde des D. ist später in der Zeit der höchsten Kunstentwicklung (ungefähr 430–360) die Ausprägung von Dekadrachmen wieder aufgenommen worden. Künstler vom ersten Rang, Euainetos, Kimon u. a. haben auf der Vorderseite der Münze einen idealen, von Delphinen umgebenen Frauenkopf (Euainetos vermutlich das Bildnis der Kore, Kimon das der Arethusa) geschaffen, während die Rückseite ein Viergespann in vollem Lauf und darüber schwebend die Nike, ausserdem im untern Abschnitte erbeutete Waffen zeigt. Auch dies war also eine Siegesmünze, deren erste Prägung vielleicht nach der Vernichtung des athenischen Heeres im J. 413 erfolgt ist. Head HN 154f. Friedlaender und Sallet a. a. O. 168f. Evans Syracusan medallions 11. 13ff. 121f.; Num. chron. 1894, 189ff. Holm Gesch. Siciliens III 604ff. Taf. V 8. 9. Freeman Hist. of Sicily III 721.
Bei der Ausprägung ist, wie eine Anzahl von Stücken noch heute bezeugt, das attische Normalgewicht = 43,66 g. zu seinem vollen Betrage gewahrt worden. Hultsch De Damareteo 33ff.: Metrologie² 209f. (bei Friedlaender und Sallet Königl. Münzcabinet nr. 550. 598–602. 604 sind Gewichte von 43,35 bis 42,2 g. verzeichnet; zwei Stücke des Münchner Cabinetts wiegen 43,35 und 42,60 g., zwei andere von 42,30 und 42,15 g. sind ein wenig abgenutzt). Das Korn ist gewiss ebenso fein gewesen wie das der gleichzeitigen Tetradrachmen, bei denen die Analyse von drei Stücken einen Feingehalt von 955 bis 965 Tausendsteln ergeben hat. Imhoof-Blumer Monnaies grecques 473 nr. 13–15. Der Wert des D. kann daher gleich dem des attisschen Dekadrachmons = 7,86 Mark gesetzt werden. Hultsch Metrologie² 209f. 235.
Da Diodor in seinem aus Timaios geschöpften Berichte (s. o.) auf die Worte στεφανωτεῖσα ἑκατὸν [2034] ταλάντοις χρυσίου unmittelbar νόμισμα ἐξέκοψε folgen lässt, so lag das Missverständnis, das D. sei eine Goldmünze gewesen, sehr nahe. So führt Poll. IX 85 am Schlusse eines Verzeichnisses von Goldmünzen das D. an und fügt die anderwärts nicht beglaubigte und an sich unwahrscheinliche Nachricht hinzu, Damarete habe bei der Kriegsnot von den syrakusanischen Frauen ihren Schmuck eingefordert und daraus die Münze geschlagen oder, wie Hesychios (s. Δημαρέτιον) meldet, Gelon habe von Damarete ihren Schmuck empfangen und ihn ausprägen lassen. Deshalb hielten Boeckh Metrol. Unters. 304f. u. a. nach dem Vorgange von Scaliger das D. für eine Goldmünze im Werte von 10 Drachmen Silbers und im Gewichte von 1 (oder 5/6) Drachme. Vgl. Hultsch De Damareteo 11f. Bergk Verhandl. der 25. Versammlung deutscher Philologen 35ff. und die Gegenbemerkungen von Hultsch ebd.37ff. Freeman Hist. of Sicily II 190.
[Hultsch.]
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