Culter, μάχαιρα. Messer wurden im Altertum zu denselben Zwecken gebraucht wie noch jetzt und werden häufig ganz oder teilweise erhalten gefunden. Bronzemesser aus mykenischer Zeit Walters Bronzes in the Brit. Mus. (Index nr. 7–98); Bronzemesser deutschen Fundortes Lindenschmit Altertümer unserer heidn. Vorzeit II 8, 2. Viel häufiger sind Messer aus römischer Zeit mit eisernen Klingen, Walters a. O. (s. Index). Lindenschmit a. O. II 4, 4. Friederichs Kleine Kunst 310, 1480–1486. S. Reinach Musée de Saint-Germain-en-Laye (Index). Daremberg-Saglio Dict. d. Ant. I 1582ff. Es finden sich sowohl Klappmesser (Taschenmesser), als solche, die fest im Griff stehen. Erstere sind seltener, Walters a. O. 357. 2955 (Griff aus Bronze). Lindenschmit a. O. II 4, 4, 7. Daremberg-Saglio Fig. 2102. An letzteren ist bisweilen der Griff ganz aus Eisen und in einem Stück mit der Klinge; bisweilen besteht er aus einer Platte, in einem Stück mit der Klinge, auf die beiderseits eine Bekleidung aus Holz oder Knochen aufgenagelt war. Selten ist er in eine Tülle eingesetzt. Am häufigsten ist die Klinge mit einer Spitze in den Griff eingelassen. Die Klinge ist meistens zu Grunde gegangen und es findet sich der Griff allein, besonders häufig – wegen der Dauerhaftigkeit des Materiales – aus Bronze. Diese Bronzegriffe sind oft mit figürlichem Schmuck versehen oder ganz als Figuren gestaltet, die aus einem Blattkelch, auch wohl aus einem korinthischen oder ionischen Capitell herauswachsen: eine Büste, ein Tierkopf oder Tierfuss, ein Schauspieler, ein Gladiator, ein Wagenlenker (Walters a. O. 357, 2955–2973. E. Caetani Lovatelli Nuova miscellanea archeologica 13, auch in Atti di Romagna, 3. Ser. IX); ein Affe auf einem Hund, Hund und Hase (Daremberg-Saglio Fig. 2100. 2101; vgl. noch Montfaucon Ant. expl. III pl. 61. Friederichs a. O.). Goldener Griff mit Edelsteinen, Rhein. Jahrb. XXXVIII 1864, 247. Von verschiedenen Arten von Messern verdienen folgende Erwähnung:
Das Opfermesser. In bildlichen Darstellungen erscheint es häufig mit kurzer, breiter, dreieckiger Klinge, deren Rücken meist leicht convex ist. So unter anderem Opfergerät auf dem Relief Clarac 220, 307. hier in einer Scheide. Ein in der Scheide erhaltenes Exemplar Daremberg-Saglio a. O. Fig. 2110. Zwei solche Messer auf dem Grabstein des Cultrarius Q. Tiburtius Menolavus in Capua, CIL X 3984; mehrfach in Stuckrelief an pompeianischen Larenheiligtümern, Mau Pompeii its life and art 265. Ein Messer dieser Form aus Bronze, also wohl zu sacralem Gebrauch bestimmt, Daremberg-Saglio a. O. Fig. 2118. Dass es nicht nur zum Schneiden und Hacken, sondern auch zum Stechen diente, zeigt das Relief Mus. Borb. XIII 12, wo ein Ferkel damit abgestochen wird. Abweichender Form ist das Opfermesser auf den Münzen, Babelon Monn. de la [1753] rép. II 473, mit langer schmaler Klinge und leicht convexem Schnitt. Nicht sicher beglaubigt ist eine dritte Form, mit langer, schwertartiger, zweischneidiger Klinge. Sie erscheint mit anderem Opfergerät auf dem Relief bei Piranesi Lapides Capitolini (danach Barbault Recueil de divers monuments CIV). Dies Relief ist aber von Piranesi componiert, mit Benutzung antiker Vorbilder; doch ist gerade für dies Messer das Vorbild nicht nachweisbar. Man könnte sonst an die secespita, Fest. p. 348 a 4, denken.
Die an erster Stelle genannte Form des Opfermessers ist wohl auch die des Schlachtermessers (machaera Suet. Claud. 35; culter Liv. III 48, 5); auf einem pompeianischen Gemälde, Bull. d. Inst. 1879, 267, 42, liegt es neben rohem Fleisch, diente also zur Zerteilung desselben. Doch wurden ohne Zweifel von den Schlachtern, wie auch in der Küche (C. coquinaris, Varro bei Non. 195, 15) Messer verschiedener Formen benutzt.
Tischmesser erwähnen Pherekrates bei Poll. X 89. Clem. Al. Paed. II 3, 37. Nach letzterer Stelle trieb man Luxus mit denselben und waren ihre Griffe aus Elfenbein und mit Silber beschlagen. Bildliche Darstellung des Essens mit Hülfe eines Messers auf der Vase Mon. d. Inst. VIII 27.
Das Jagdmesser (C. venatorius, Hirschfänger, s. namentlich Martial. XIV 31) erwähnen Suet. Aug. 19; Claud. 13. Tac. ann. III 43. Petron. 40.
Rasiermesser s. d. Ausser diesem führten die Barbiere noch ein kleineres Messer, cultellus tonsorius, zum Schneiden der Nägel, Hor. ep. I 7, 51. Val. Max. III 2, 15. Einzige eingehende Behandlung des Gegenstandes S. Reinach bei Daremberg-Saglio Dict. d. Ant. I 1582ff., dem auch obiges grösstenteils entnommen ist.
[Mau.]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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