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Culina (coqulina mit Abfall der ersten Silbe? Alte Form colina. Varro bei Non. 55, 14 und bei Serv. Aen. III 134; später werden die von coquus, cocus abgeleiteten Wörter coquina, cocina [Priscian. IV 1, 5] üblich; aber coquinaris schon Varro bei Non. 195. 15), die Küche. Bei den Griechen kennt die homerische Zeit keine Küche; der Herd (ἐσχάρη, ἱστίη) steht im Megaron. Hom. Od. V 59. VI 305. VII 52. 153ff. XIV 420. XIX 55. XXIII 71. So auch in Tiryns, Schliemann Tiryns 237. Später wird die Küche (attisch ὀπτάνιον, ὀπτανεῖον, später μαγειρεῖον) öfters erwähnt (z. B. Komiker bei Athen. VII 291 b. IX 378 d. Poll. I 80. VI 10), doch erfahren wir nichts Näheres über sie. Auch in Rom und Italien kochte man in älterer Zeit im Atrium (s. d.); wann diese Sitte abkam und eine besondere Küche eingerichtet wurde, ist nicht bekannt. C. bei Plaut. Most. 1. Die Sitte, im Hauptwohnraum zu kochen und zu speisen, erhielt sich in der Villa rustica, wo dieser Raum C. heisst. Varro r. r. I 13. 2. Vitr. VI 9 (6), 1. Colum. I 6; vgl. Hor. sat. II 6, 65. Es bleibt zweifelhaft, ob diese Benennung alt ist und von hier aus auf die später entstandene C. des Stadthauses überging, oder ob auch auf dem Lande der Hauptraum ursprünglich Atrium [1743] hiess, und den Namen C. erst erhielt, nachdem im Stadthause eine besondere C. entstanden war, und um ihn von dem, jetzt wesentlich verschiedenen Atrium des Stadthauses zu unterscheiden.

Es ist somit die Küche des Landhauses von der des Stadthauses wesentlich verschieden: jene der Hauptwohnraum, dem alten Atrium entsprechend, diese ein kleiner, nur zum Kochen dienender Raum. Die C. des Landhauses soll nach Colum. I 6, 3 gross und hoch am Hofe in möglichst warmer Lage erbaut werden. Eine Anschauung giebt die Villa rustica in Boscoreale bei Pompeii. Röm. Mitt. IX 1894, 350. Die C. liegt hier an der nördlichen, der Mittagsonne ausgesetzten Ecke des Hofes und ist ziemlich 5 ✕ 6 m. gross; die Höhe ist nicht kenntlich. In der Mitte der Herd, etwa 1 m. im Quadrat; dem Eingang gegenüber die Nische für die Laren. Rechts, nur durch eine Holzwand getrennt, der Stall, geradeaus das Bad, an dessen Apodyterium der Abtritt; links der Heizraum des Bades.

Für die C. des Stadthauses bietet Pompeii zahlreiche Beispiele. Sie ist in der Regel klein. Ausnahmsweise misst sie in der Casa del Fauno annähernd 5 ✕ 6, im Hause des Pansa 4 ✕ 5 m.; sonst sind auch in besseren Häusern Küchen von 3 ✕ 4 m. nicht ungewöhnlich, und es kommen auch noch kleinere vor. Der Herd ist stets an eine Wand angemauert, gross bis zu 1 ✕ 2½ m. (Haus des Pansa), meistens beträchtlich kleiner; auf ihm nicht selten kleine, hufeisenförmige aber rechtwinkelige Aufmauerungen zum Aufstellen des Kochgeschirres. Wo diese fehlten, benutzte man zu demselben Zweck eiserne Dreifüsse. Abbildung eines Herdes mit Dreifuss und sonstigem Kochgerät, aus dem Hause der Vettier, Röm. Mitt. XI 1896, 30. Ein Rauchfang ist nie vorhanden; häufig aber ist kenntlich, dass die C. höher war, als die umliegenden Räume. Der Rauch zog durch die Fenster ab, deren meistens eines über dem Herd angebracht ist. Nur ausnahmsweise findet sich ein gemauerter Küchentisch (Overbeck Pompeii⁴ 278. 295); meistens muss ein hölzerner Tisch diesem Bedürfnis genügt haben. Bisweilen enthält die C. einen kleinen Backofen für Kuchenbäckerei (Overbeck⁴ 373). Der Abtritt findet sich stets entweder in der Küche oder in unmittelbarer Nähe derselben; nicht selten auch ein Ausguss (fusorium, Pallad. I 37, 4). Häufig, aber nicht immer, finden sich auch Spuren des Larencultus, dessen Verbindung mit der C. mehrfach bezeugt ist (Hor. sat. II 6, 15. Serv. Aen. II 469. Arnob. II 67): entweder eine kleine Wandnische, oft in Form einer Aedicula, oder häufiger das auf die Wand gemalte Bild der Laren, des Genius und der zwei Schlangen.

Die C. hat keine bestimmte Stelle im Hause. In Pompeii liegt sie fast immer irgendwo am Peristyl (in postica parte. Varro bei Non. 55. 19), ausnahmsweise (Casa della Caccia, Overbeck⁴ 278) am Atrium. Es kommt auch vor, dass in dem allein erhaltenen Erdgeschoss keine C. vorhanden, dieselbe also im Oberstock anzunehmen ist; so in dem Hause mit Cenaculum (s. d.) VII 15, 8. Küche im Keller De Vogüé Syrie centrale pl. 34. Viel grössere Küchen gab es natürlich in den Palästen Roms. Senec. ep. 64. 1. 114, 26. [1744]

In Inschriften kommt C. manchmal in Verbindung mit Tempeln und Heiligtümern vor, CIL VI 2219. IX 1269. 3075. 3440. XIV 3543. Orelli 1322. Sie wird hier für die Bereitung der Opferschmäuse gedient haben. Die bei dem Isistempel in Pompeii erhaltene kleine C. gehört zur Priesterwohnung (Overbeck Pompeii⁴ 109). Als öffentliches Gebäude oder in Verbindung mit einem solchen erscheint C. auch CIL X 3781. XIV 3002, wo der dafür gekaufte Platz 146½ ✕ 16 Fuss gross ist; vielleicht standen auch diese mit Tempeln in Verbindung; sonst konnten sie für Volksspeisungen bestimmt sein.

C. in Verbindung mit Gräbern, CIL VI 14614. 29958. XIV 1869; sie diente ohne Zweifel zur Bereitung des Totenmahles, auch wohl zur Verbrennung des dem Toten bestimmten Anteiles, Fest. ep. 65, 12: C. vocatur locus in quo epulae in funere comburuntur. Von hier aus kam das Wort dazu, auch das Grab selbst zu bezeichnen. Dies scheint der Fall zu sein CIL III 2811. IX 4079. X 4765. Nach Gromat. 21, 15. 55, 9. 86, 9 heisst C. der Begräbnisplatz für die Armen.
[Mau.]

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